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die Muschel eindringt, tft nämlich nichts anderes als eine fleiner Bandwurm, der die Aufter in der Hoffnung aufsucht, daß sie viel Jeicht einmal von einer Steinbutte verschlungen werden könnte. Dort kann sich dann der Bandwurm nach Wunsch entwickeln, sich vermehren und so weiter. Mit den Exkrementen der Fische, die auf die Muschelbänke herniederfallen, sät sich der Bandwurm dann wieder über diese aus. Und so geht es fort im ewigen Rundlauf. Wir wundern uns nun nicht mehr, wenn es naturgemäß bisHer nie gelingen konnte, die Perlenproduktion willkürlich zu vergrößern. Wird es doch nach den neuen Ermittelungen notwendig, gleichzeitig drei feindliche Elemente zu züchten. Es sind dies: die Auster, die zu ihrer Bertilgung bestimmten Steinbutten, und die Bandwürmer.
Nur aus einem so komplizierten Daseinskampf fann das zar Jeste aller Juwele hervorgehen. P.
3]
Mojave- Wüste.
Won Arthur Solitscher.
" Einen Hut muß man haben, weil der Kopf nach der Lokomotive zu gefehrt sein muß. Man bindet den Hut mit einem Faden unter dem Kinn fest, denn der Hut muß den Luftdruc abhalten. Aber das ist nicht unbedingt nötig. Ich bin einmal durch ganz Arizona ohne Hut gefahren, weil er mir schon bei Flagstaff unter die Räder geraten war." d
Larry hat sich unter den Wagenboden begeben und liegt jetzt bequem wie auf einem Sofa auf dem Dreieck, das die mittlere Bugstange, der schief von vorn zur Zugstange hinüberleitende Längsträger und die kurze Achsengabel zwischen den beiden bilden. Er federt gewandt und ruhevoll, beschreibt Wellenbewegungen mit feinem Körper, reckt sich und wendet sich zur Seite, um zu zeigen, daß das Ganze kein Kunststück ist. Es sieht auch gar nicht sehr gefährlich aus. Allerdings eine Handbreit darunter, der Boden des Dammes. Und dann allerdings das Gewicht der Körpers auf der nicht sehr starken Zugstange in der Mitte... Und dann der Hunger. Und dann die Angst vor dem Entdectwerden, vor dem Arbeitshaus, vor dem Verlust des einzigen Besizes, der göttlichen Freiheit des Kommen- und Gehendürfens....
Weiner von denen unten spricht mehr ein Wort. Durch alle Gehirne geht es: die rollenden Räder, die Stunden der Nacht... die Notdie Freiheit, die dem Schicksal abgerungen wird, und der Preis, den man für sie bezahlt! Manch einer sagt sich, an fein ungestümes Herz fassend, das ihn selber durch die Weiten treibt und du, was wär mit dir, hätte es das Glück nicht gewollt, langte es nicht zum Billett oben im Pullman?!
Jimmy Wheeler und noch drei andere sind die Böschung hinaufgefrochen und hocken vor dem Gepäcdwagen, unbekümmert um den Anblick, den sie den unten Stehengebliebenen bieten; die technische Seite des Experimentes interessiert sie gewaltig. Larry erklärt gelaffen und genau die physikalischen Gesetze, die er auf seinen Fahrten erforscht hat. Er läßt den linken Arm los, zieht dann das rechte Bein herauf, So geht's und so geht's. Man kann das Schwergewicht von der rechten noch der linken Seite hinüber verlegen, falls fich Müdigkeit bemerkbar macht. Man kann sich auf den Nacken und die Ferse stüßen, wenn's not tut. Nachts verändert man feine Lage besser nicht. Steigungen sind gefährlicher als Abwärtsfahren. Am meisten muß man sich auf den Brücken in acht nehmen. Auch zu start geölte Gabellager können gefährlich werden.
Unten die Leute haben sich jetzt über den sonnebeschienenen Boden verteilt. Welche untersuchen den Sand, das Alfalipulver des Bodengeäders. Das Hündchen zerrt zur allgemeinen BeJuftigung an einem Wermutstrauch herum. Spaziergänger geben fich dem Genuß des freien Wüstenwindes hin. Ungeduldige rufen aur Lokomotive hinauf: wie lange es in Teufels Namen noch dauern werde. Unter dem Gepäckwagen verdient sich Larry daweil feine Fünfdollarnote.
Um Larry kümmern sich nur mehr wenige von den Reisenden. Das junge Mädchen hat mit der Matrone Bekanntschaft geschlossen. Es ist die Frau des Zuckerkönigs aus Cicinnati. Sie läßt die Blicke nicht von Larry, das goldene Lorgnon fommt nicht vom Nasenrüden weg. Schließlich sind es nur noch Frauen unten vor der Böschung, die den Vorführungen unterm Gepäckwagen Aufmerksamkeit zuwenden.
Einer von den Fahrgäften fragt nach dem Wagen des Präfidenten.„ Was, wollen Sie von dem Präsidenten?" fragt der Schaffner. Ach ja, wollen Sie dem Führer telephonieren, wie lange wir hier noch stehen bleiben?"" Das ist nicht nötig, foeben kam die Nachricht an den Präsidenten: noch fünf Minuten."" Das genügt."
Der junge Berkeleymann steht vor dem mit Schriftstücken überladenen Schreibtisch des Präsidenten, der, mit einem frischen Hemd Was gibis'?"
angetan, seine Hafergrüße verzehrt.
"
.Die Sache ist kurz diese. Ich habe soeben eine Wette abgefchloffen, daß ich auf dieselbe Weise, wie der Hobo von San Fran aisto bis hierher gefahren ist, von hier bis zur nächsten Etation, nach
Barstow, fahren werde. Ich möchte Ihnen das melden. Vielleicht habe ich etwas zu unterschreiben?"
Der Präsident sieht sich den Bittsteller von oben bis unten arr. Der junge Mann ist ein Athlet, das sieht man. Es gilt eine Wette. Das ist zu bedenken. Der Präsident ist guter Laune. Da vorne auf der Lokomotive ist ihm seine ganze Jugend eingefallen; all die schönen, gefährlichen Tage der Jugend. Seine Stimme hat jugend lichen Klang, er kann nicht umhin, das Unterfangen des jungen Menschen heimlich zu loben. In ihm selber, der unendlich oft die uners messenen Weiten des Erdteils durchquert hat, stedt ja ein Hobo vera borgen. Wie stehen die Wetten?"
Der junge Mann lügt:" Fünf zu eins. Es ist fast nicht der Mühe wert...
Sind Sie schon mal so gefahren? Sie wiffen, es gibt keine Notleine da unten."
Ich habe eben zugesehen, wie er es machte. Es ist weiter nichts daran. Wenn's ein Hobo unternehmen darf, der seit einer Woche nichts im Magen hatte, so werde ich es mit meinen Muskeln noch zwingen. In Berkeley habe ich meine Baseballjahre gedient."
Der Präsident lehnt sich in seinen Stuhl zurüd und sieht den Bittsteller wohlgefällig an.
So ist's in Ordnung? Dann auf Wiedersehen in Barstow." Auf Wiedersehen."
Vor dem Speisewagen begegnet er dem Hobo, der, eine frische Bigarre im Mund, von seinem Publikum begleitet, den Damm ent lang fommt. Er greift ihm an die Schulter: Hello, Larry! bis Barstow fahre ich in Ihrer Klasse!"
Wozu? Sie wollen wohl einer jungen Dame imponieren? Die Leute im Zug sollen es wissen, daß einer unten fährt? Sie find wohl ein Zeitungsmensch oder so?" Die anderen lachen. Larry fühlt sich, fühlt sich, obzwar er noch hungrig ist. Die Zigarre ift ihm au Kopfe gestiegen. Alle Leute bewundern ihn, Männer und Frauen.
" Auf das Gefühl kommt mir's an, das ist alles. Sehen Sie, ich möchte das genießen." Er sieht sich um. Die mit dem gelben Schleier ist weit, zwei Wagen weiter hilft ihr der Neger über den Schemel in den Wagen zurück. Auf das Gefühl fommt mir's an, auf nichts weiter."
was?"
Sie find ein reicher Junge, was? Ein guter Sportjunge,
Sie doch wohl auch, Larry? Mit solch einer Leistung nimms Sie jeder ordentliche Klub auf."
Larry blickt sich im Kreis um und befördert die Zigarre in den Mundwinkel.„ Und jedes Zuchthaus noch sicherer."
Der junge Mann schiebt Larry aus dem Kreise der Leute heraus und geht mit ihm ein paar Schritte weit weg. Wollen Sie fich einen Fünfzigdollarschein verdienen? Dann machen Sie es mir noch einmal vor, wie Sie bis hierher gefahren sind. Wollen Sie?" Der andere sieht ihn eine Weile stumm an.
her!"
Zu einem guten Sport ist Larry Finch immer zu haben. Komm
Der junge Mann greift in die Tasche, aber Larry legt ihm die Hand auf den Arm." Nachher, in Barstow. Ich weiß, ich hab es mit einem Gentleman zu tun."
Die beiden gehen auf den Gepäckwagen zu. Die Kunde hat sich verbreitet im Zug und es folgen einige Neugierige. Man hört die ersten rasselnden Töne der Maschine, die in Ordnung kommt. Jezs tönt auch schon ein langer, hingezogener Pfiff, die baldige Abreise verkündend; der Wind trägt den Pfiff in großem Bogen weiter über die sonnige Wüste dahin.
Larry hat dem jungen Mann unter die Weste gegriffen und haft den Zeigefinger in seinen Gürtel ein.
Ich will Ihnen etwas verraten, was ich denen vorher natürlich nicht gezeigt habe! Wir haben auch unsere Geheimnisse, wir..! und verraten sie nicht gern, das ist sicher. Aber Sie werden mis helfen, wenn ich an Land gehe!? Kommen Sie rasch, che uns die da hinten eingeholt haben."
Die beiden stehen jezt vor dem Gepäckwagen. Der junge Mann zieht sich die Mühe über den Kopf, friecht unter den Wagen und nimmt auf den Stangen Play, wie er es von Larry gesehen hat. Gr hat sich den Gürtelriemen von den Hüften genommen und Larry ist dabei, ihm das Gelenk der Hand an die Stange anzuschnallen.
„ Das ist das Geheimnis. Warten Sie, ich werde ein Taschentuchj hinlegen, damit die anderen Leute es nicht bemerken. So hat man einen Halt. Die Hand ist entlastet. Man fann feine Kraft nun auf die freie Hand, auf die Beine konzentrieren, das ist ein Ge heimnis unter uns Tramps. In Barstow... Sie werden mir eine Kleinigkeit zu den Fünfzig zulegen, abgemacht?" un
„ Larry, hören Sie doch, o Larry
lang strecken sich Köpfe aus allen Wagenfenstern heraus. Barry ist unter dem Wagen hervorgefrochen. Den ganzen Zug macht mit den Armen Zeichen, daß alles in Ordnung sei. Und Larry während der Zug sich langsam, langsam in Bewegung sebt, schwings er sich geschickt wie ein Akrobat auf das Trittbrett des ersten Pullfliegend die Fahrt dahin durch Mojaves Sand, Mojaves Wind, durch manwagens hinauf. Rascher, immer rascher, schneidend, sausend, die Wüste Kaliforniens nach Often. S
*
Im Speisewagen faßen viele Leute und sahen zu, wie Larry seine erste richtige Mahlzeit, wer weiß, seit Monaten au fich nahm.