stilistisch reinste und strengste der Gluckschen Dramensfizzen fehlte ja, wie wir fahen, zum vollen Gemälde seinen riffenen Beichnungen der zauberhafte Reiz der Farbe berühmte Vorrede Glucks   an der Spitze der Partitur.

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herb um­trägt die Sein Programm" war, wie H. Welti sagt: das Todesurteil über die alte Oper der Italiener   und der Geburtsschein des neueren musikalischen Dramas. Einige Säge daraus:

Als ich es unternahm, die Alceste  " in Musik zu setzen, war es mein Voriaz, alle jene Mißbräuche von Grund aus zu beseitigen, welche teils durch die übelberatene Eitelkeit der Sänger, teils durch die allzugroße Gefälligkeit der Tonfeger in die italienische Oper eingeführt worden waren und dieselbe schon so lange Zeit ent­stellen, und aus dem feierlichsten und schönsten aller Schauspiele das lächerlichste und langweiligste machen. Ich war bedacht, die Musit auf ihre wahre Aufgabe zu beschränken, das ist: der Dichtung zu dienen, indem sie den Ausdruck der Empfindungen und den Reiz der Situationen verstärke, ohne die Handlung zu unterbrechen oder durch unnüze und überflüssige Zieraten abzuschwächen. Ich glaubte, die Musik müsse für die Poesie das sein, was die Lebhaftigkeit der Farben und eine glückliche Mischung der Lichter und Schatten für eine fehler­freie und wohlgeordnete Zeichnung sind, welche nur dazu dienen, die Figuren zu beleben, ohne die Umrisse zu verändern. Ich wollte daher weder einen Schauspieler im Feuer des Dialogs unterbrechen, um ihn ein langweiliges Ritornell abwarten zu lassen, noch ihn mitten in einem Worte bei einem günstigen Vokale aufhalten, damit er in einem langen Lauf mit der Biegsamkeit seiner schönen Stimme groß tun könne, oder abwarte, bis das Orchester ihm Zeit gäbe, für eine Lange Cadenz Atem zu schöpfen. Ich glaubte, nicht über den zweiten Teil einer Arie rasch hinweggehen zu müssen, zumal wenn derselbe der leidenschaftlichere und wichtigere iſt, nur um nach der Regel viermal die Worte des ersten Teils zu wiederholen, ebensowenig die Arie dort schließen zu müssen, wo der Sinn noch nicht zu Ende ist, nur um dem Sänger Gelegenheit zu geben, feine Kunst in den mannigfaltigsten und eigensinnigsten Veränderungen einer Stelle zu zeigen. Kurz, ich wollte alle jene Mißbräuche verbannen, gegen welche der gute Geschmack und der gesunde Menschenverstand schon lange vergebens fämpfen."

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Das Spielwert der Parochialkirche verkündete in einem langen Sermon, daß es sieben sei." August," sagte Fredefe halblaut voc sich hin, was fängst du blog bis zum Abend an? Wie bringst du den Tag um die Ecke? Er verlangsamte seine Schritte und blieb schließlich stehen. Sollte er vielleicht doch umikehren? Wieder nach Hause gehen und Mutter sagen, daß er fest entschlossen sei, mit­zustreiken. Er fehrte nicht um, natürlich nicht, aber er setzte sich im Logenpart auf eine Bank. Vorerst mal. Sehr bald setzte sich ein schlechtgekleideter Mann zu ihm. Ein Arbeitsloser. Sie famen ins Gespräch. Fredeke war froh.

Die Stunden gingen hin, es wurde Mittag, und die Sonne brannte den beiden auf den Buckel. Der Arbeitslose empfahl sich. Er machte sich auf die Suche nach einem billigen und dennoch warmen Mittagbrot. Fredeke hatte ihm zivanzig Pfennige geschenkt. Ganz ohne Geld war er doch niemals, und zuweilen hatte er auch ganz sonderbare Einfälle. Er erhob sich und ging festen Schrittes in die Badeanstalt, die am Parkrand steht.

Er konnte sich des Tages nicht erinnern, an dem er zum Tekten mal gebraust hatte. So lange war es her. Nach dem Bad, Halb­nadt noch, verzehrte er den Inhalt des Topfes, wiewohl er falt war. und er schmeckte. Fredeke sah, daß der Tag auch ohne Arbeit ganz schön hingehen konnte, und es war ihm jetzt schon weniger bange. Noch war das ehrwürdig graue Haar auf seinem Kopf nicht trocken, als er Onkel Gustavs Kneipe betrat. Es hatten sich auch einige Arbeitskollegen eingefunden, und es wurde nicht zu wenig getrun­fen. Fredeke sagten sie allerlei Schmeicheleien. Er fühlte fich sehr geehrt, und man amüsierte sich weidlich. Kollegen," wieder­holte er ein über das andere Mal, Solidarität muß sind. Tas ist die erste Bedingung. Immer wie'n Mann."

Aber als er am Abend nach Hause fam, taf er, als ob nichts geschehen wäre. Dennoch schöpfte Mutter Verdacht. Sie war nicht dumm, aber mit Zärtlichkeiten konnte Fredeke sie fromm und ge­fügig machen. Wann aber hatte er Lust dazu? Er zog sie auf seine Knie herab, umspannte mit seinem Arm ihre Brüste und log: Fredeke, hat der Chef zu mir gesagt, Sie sind' n Mann. Auf Sie tann ich mich verlassen. Jawohl, hat er gesagt, Sie streifen nicht. Aber Sie sind ja auch keiner von die gewöhnlichen Arbeiter nicht. Nee, hab' ich gesagt, Herr Behrend, det stimmt, hab' ich gesagt." Er wollte ihr einen Kuß auf den Mund drücken, sie aber wollte

nicht.

Nee. Gch los. Du riechst mir zu sehr nach Soff.' n andermal. Aber du hast ja gar nicht den Topp wiedergebracht." Fredeke blieb schier das Herz stehen.

Nee, wahrhaftig, den hab' ich in der Bude vergessen. Di mußt aber nicht schimpfen. Klauen wird ihn schon keener. It ja außer dem Wertmeester feen Aas da."

Fredeke hatte den Topf in der Badeanstalt vergessent.

Auf diesen gefunden Grundsätzen, der musikalischen Kunst als gemütvoll- seelischer Ausdruck, die uns heute so überaus natürlich und selbstverständlich erscheinen, die aber damals einen radikalen Umsturz der alten romanischen Opernschablone bedeuteten, arbeitete Gluck   nun hoffnungsfroh weiter in idealer Berührung mit dem größeren musikalischen Genie Mozart  , der ein paar Jahre später mit Belmonte und Constance aus dem Figaro das deutsche National­fingspiel" schuf, das deutsche feingeistige Mufitlustspiel. Mit den drei Meisterwerken Iphigenie in Aulis", Armida" und Iphigenie in Tauris" war der Sieg der deutschen Operntragödie über die welsche opera seria  , Am nächstfolgenden Tage war sein erster Gang nach dem der Sieg der formgestaltenden fünstlerischen Persönlichkeit Logenpart. Dem Badewärter, der den Topf gefunden und in Ver­Phantasie, Leidenschaft, Reinheit und natürlicher Einfalt wahrung genommen hatte, gab er einen Groschen, erbat sich aber über einen launischen Wechselbalg der oberflächlichen Amüsier die Erlaubnis, ihn erst am Abend abholen zu dürfen. Dann ging und Gesellschaftskunst entschieden. Entschieden? Nein, der Wechsel- er in den Lustgarten und wartete, bis man das Neue Museum balg war nicht so rasch umzubringen. Zäh wie alles Falsche, Kranke öffnete. Er hatte die Schäße, die es barg, seit vielen Jahren und sirenenhaft Lockende in Kunst und Leben schnellte er wieder nicht gesehen. Als alter Berliner   fand er das beschämend. Er empor als Große Oper". Die Drachentämpfer gegen die Franzosen  , begann im Erdgeschoß, sich umzusehen, und staunte über alle die gegen Jakob Meyerbeer   waren diesmal Weber und Wagner. Der Dinge, die man da zusammengetragen hatte. Grabreliefs, Sarko­Popanz ist übrigens unsterblich. Er bereitet gerade jegt eine neue, phage, Urnen, Wappen, Büsten und weiß Gott was sonst noch alles. besonders widerliche Phase seiner Erscheinung vor Er hatte die Brille aufgefeßt und betrachtete eines und das andere Wagner hat bekanntlich seinem fühnen Bahnbrecher, dem fränki- mit der Miene eines Kenners. Gern hätte er ein bißchen mit schen Ritter und Drachentöter Christoph Willibald Gluck   ein unver- den Wärtern erzählt, aber sie machten alle den Eindrud, als wären gängliches fünstlerisches Denkmal gesetzt in der Bearbeitung, Er sie taub und stumm, wie die Altertümer, die sie bewachten. Im gänzung und teilweisen Neuinstrumentation der Iphigenie in Aulis. Schatten der Statue einer tanzenden Mänade verzehrte Fredeke Er, der Vollender des Gluckschen Gedankens vom nationalen Mujit seine Frühstücksstulle. Sie war mit Mettwurst belegt, und fie drama, hat der Bühne mit dieser Iphigenie das Gedächtnis für hätte ihm auch sehr fein gefchmeckt, wenn das Brot nicht steinhart Gluck geschärft. Aber was lebt im Jahrhundert Gilberts, gewesen wäre. Fredefe dachte: Das Brot hat von den ollen Ala­Mascagnis und Schrefers von Gluck? Kaum der Orpheus, dessen motten angezogen. Es ist hart wie'n Brett. Um die Mittagszeit wundervolle in Mozartiche Schwermut und Schönheit getauchte machte er Schicht und ging. Er hatte Durst und das Bedürfnis, Arie: Ach ich habe sie verloren hin und wieder aus dem Munde wieder unter Menschen zu kommen, mit denen man reden kann. gefühlvoller Altiſtinnen ertönt. Aber an die erhabenen beiden Iphigenien wagen sich die Direktoren nicht heran. Sie find zu ideal, fie bringen zu wenig Kasse. Nun, Glud hat trotzdem nicht umsonst gelebt und geschafft. Wenn auch die dramatische Musit heute ganz andere Weg geht, die deutsche Seele in ihrer ewigen Sehnsucht nach marmornen hohen Griechentempeln ist iiefinnerlich befruchtet worden von dem Urquell der Musit, der aus der reinsten Kunst des Befreiers strömte.

[ Schluß]

Meister Fredeke.

Von Joseph Adler.

m.

Am andern Morgen machte sich Fredeke auf den Weg, wie an jedem andern Tag. In der Tasche die Bolzen und das mit Papier umwidelte Emailletöpfchen in der Hand. Als er die Waisenbrücke betrat, fam ihm der teuflische Gedanke, den verräterischen Topf in die Spree fallen zu lassen. Aber ihn auszuführen, war er nicht Manns genug. Durfte er es denn wagen, am Abend ohne den Topf wiederzufchren?

In Onkel Gustavs Kneipe empfing ihn der Schankbursche mit den Worten: Meester, im Vereinszimmer lauern sie auf Euch." Fredefe glättete mit den flachen Händen das proper gescheitelte Haar, zog die Weste straff, räusperte sich und öffnete behutsam die Tür zum Vereinszimmer. An einem langen Tisch saßen etwa zwanzig hatte gerade das Wort, und er sprach mit ungefünfteltem Pathos. Arbeitskollegen und Arbeitskolleginnen. Der Vertrauensmann Fredeke nickte nach allen Seiten und setzte sich geräuschlos hin. Der Schankbursche brachte ihm ein Helles. Er trant es auf einen Zug.

Die Situation lag günstig für die Arbeiter. Die Brotherren zeigten sich geneigt, den Arbeitslohn für die Stapelartifel zu er­höhen und auch noch einige kleine Reformen zum Besten des Pers sonals nach und nach und probeweise einzuführen. Die Arbeiter' gingen an die Beschneidung der kategorischen Forderungen. Die Zeit war allen Endes doch nicht günstig für einen Streit von langer Dauer. Am Verbandsnachweis lagen Leute seit Jahr und Tag, herabgekommen Gott   weiß wie sehr.

Am andern Tage schon wurde die Arbeit wieder aufgenommen. Es war wie ein Fest. Keiner riß sich um die Arbeit, aber getrunken wurde viel. Der Budiker hatte sich mit einigen Kasten bor­gesehen". Der Werkmeister, der sich ganz gern immer wieder eine hinschieben ließ, war fein Unmensch. Jungs," bat er, macht e