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scharr und Gemurmel wälzten sich dem Zuge weit voraus. Frieder und die Fremde verließen die Kirche und flüchteten quer über den glühenden Platz in eine enge Straße. Immer undeutlicher wurde das Getöse, rollte durch Nebengassen noch einmal zu ihnen herüber, auleht heiser und fläglich die Blechtrompeten. Dann war es gana fonntagsstill. Sie waren in eine der Straßen geraten, die zu den Rheinwiesen hinausliefen. Bald hörten die Häuser auf, und hinter einem grünen Band kniehohen Grases trieb der Strom, rieb sich wie ein alter Jagdhund am groben Steinwall die Flanken und fchielte in den blizblanken, sauberen Himmel.( Schluß folgt.)
Der Laubenkolonist.
Wer sich mit Gartenbau beschäftigt, der wird sehr bald einsehen, daß er sich in den Krieg begibt oder, richtiger gesagt, mit Aufnahme der Bodenkultur einen Kampf, beginnt, der sich endlos durch alle Jahre hinzieht, in dem man jeden Sieg durch unverzagte, zielbewußte Arbeit erringen muß. Dieser ewige Kampf gilt der Natur, richtiger gesagt ihren Wetterlaunen, die in Nässe oder Dürre, in Kälte oder Hize, in Hagelwettern und Sturm in die Erscheinung treten, weiterhin den zähen Unkräutern, denen nur der gewachsen ist, der ihnen an 3ähigkeit überlegen ist, sowie mit dem schier endlosen Heer der tierischen Schädlinge und der Pilzfrankheiten. Je höher die Sonne steigt, um so lästiger werden die Unfräuter, die tierischen Schädlinge und die Schmaroherpilze. Das beste Kampfmittel gegen Unfräuter jeder Art ist die Gartenhacke, sie gilt es jetzt unausgesetzt zu handhaben. In Gegenden mit schwerem Lehm- oder gar gähem Tonboden, hängen die Kulturerfolge von der richtigen und fortgesetzten Handhabung der Hade in noch weit höherem Maße ab, als in unseren märkischen Sand- und Moorböden. Lehm- und Tonböden werden nach jedem Regen steinhart, um dann unter Einwirkung der Sonne zu reißen. In solchen Bodenarten ist nach jedem Landregen gründliches Haden absolut erforderlich, wenn die Kulturen nicht verunglücken sollen, und mit diesem Hacken werden dann zugleich auch die Unträuter vernichtet, oder doch immerhin in ihrem Weiterwachsen erheblich gestört. In unseren Bodenarten wäre die oberflächliche Bodenlockerung, wie sie das Behacen darstellt, weniger oft erforderlich, da sie länger locker bleiben und sich niemals steinartig erhärten; aber das immer wieder aufteimende Unfrant nötigt auch bei uns zu fortgesetter Hadarbeit. Je öfter man fie ausführt, um so rascher geht sie von statten. In dem ersten Lebensstadium ist auch das zäheste Unkraut an den Wurzeln empfindlich. Hadt man bei warmem, trockenem Wetter, läßt man dann das durch die Hacke gelockerte, Erdreich durch Stunden oder bis zum nächsten Tag ungeebnet liegen, so daß die Sonnenstrahlen einwirken können, um es dann erst abzuharken und die verdorrten Unfräuter aufzusammeln, so kann man mit deren ziemlich vollständiger Vernichtung rechnen. Das stets frühzeitige Behacken ist auch insofern von besonderem Vorteil, als es die Samenreife der Unfräuter verhindert. Hadt man erst, wenn die Unkrautsamen fast oder ganz reif sind, so ist ein Teil bereits ausgefallen oder davon geflogen, während der übrige auf dem Komposthaufen lebensfähig bleibt, und diesen zum Brutherd für die fernere Verunkrautung des Gartens macht. Dies ist wohl zu beachten. Wird das Hacken zu spät ausgeführt, so bringe man die ausgejäteten Unträuter nicht auf den Kompost, sondern lasse sie an einer abgelegenen Stelle antrocknen, um sie dann zu verbrennen. In gleicher Weise follte auch mit dem Fallaub verfahren werden, das fast stets, wenn es von Obstbäumen und Rosen stammt, eigentlich immer, mit verderblichen Pilzsporen behaftet ist, die auf dem Komposthaufen lebensfähig bleiben und im nächsten Jahr beim Ausbreiten und Unterbringen des Kompostes auf das Kulturland immer von neuem übertragen werden.
Es ist eine unerwünschte Erscheinung, daß in Jahren mit geringem Fruchtansaß der Obstbäume, wie dem gegenwärtigen, die tierischen und pilzlichen Schädlinge ganz besonders lästig in die Erscheinung treten. In Jahren mit reichem Obstansatz haben diese Schädlinge die Wahl zwischen Taufenden und Abertausenden von Früchten. Was dann vernichtet wird, fällt deshalb nicht schwer in die Wagschale, denn auch der gesundeste Baum ist nicht in der Lage einen überreichen Fruchtansatz zur vollkommenen Ausbildung zu bringen. In mageren Jahren, wie in diesem, stürzt sich aber das Schädlingsgesindel auf die wenigen vorhandenen Früchte, die dann fast ausnahmsweise befallen werden, wenn wir die Hände ruhig in den Schoß legen. Am verderblichsten sind diesmal die Wicklerraupen und die Raupen der Frostnachtspanner aufgetreten, gegen die man sich bei größeren Pflanzungen eigentlich nur wenig schüßen fann( am besten noch durch wiederholtes Besprisen der Bäume mit arsenhaltigen Bekämpfungsmitteln, also der Kupferkalt- oder der Schwefeltaltbrühe unter Zusatz eines Arsenpräparates.) Bei wenigen und kleineren Bäumen, ist das Kontrollieren aller Zweige und das ständige Zerdrücken aller Räupchen das beste Kampfmittel. Bei größeren Pflanzungen ist dies Verfahren aber unaus führbar. Schon lange bevor die Wicklerraupen auftreten, hatte in diesem Jahr ein winziger Käfer, der Apfelblütenstecher, sein Unwefen getrieben. Er legt in jede Blütenknospe ein Ei ab. Die
diesem Ei entschlüpfende Made weidet Griffel und Staubfäden in den noch geschloffenen Blütentnospen ab, die sich danach überhaupt nicht öffnen; die Blütenblätter verfärben sich braunrot, die Made verpuppt sich unter dem geschlossenen Dom und das Früchtchen fällt vorzeitig. Auch von den Früchten, die unbeschädigt bleiben, fällt jetzt noch ein großer Teil der in der Entwidelung zurückgebliebenen. Dieses starke, bei einigen Apfelsorten in diesem Jahr geradezu beängstigende Fallen der fleinen Früchte, ist teils auf ungenügende Befruchtung, als Folge des Spätfrostes in der Nacht vom 2. zum 3. Mai, teils auf die schroffen Temperaturwechsel zurückzuführen. Wir hatten vielfach am Tage glühende Hiße und in der folgenden Nacht Temperaturen von 4 bis 12 Grad E. Wärme. Derartige Temperaturstürze schaden der Entwickelung des Kernund Steinobstes ganz außerordentlich.
Biel Kopfschmerzen macht dent Gartenbefizer jetzt das Auftreten der Blutlaus; sie hat in unserer Proving in den letzten Jahren mehr und mehr an Boden gewonnen. Die Amtsvorsteher der Vorortgemeinden erlaffen bereits Berfügungen, in denen die Gartenbefizer bei Strafandrohungen zum Vernichtungskampf gegen die Blutlaus aufgefordert werden. Auf dem Papier nehmen sich die verschiedenen empfohlenen Bekämpfungsmaßnahmen sehr hübsch aus, in der Praxis stellt es sich aber bald heraus, daß eine vollständige Bekämpfung dieses Schädlings, den wir der neuen Welt verdanken, so gut wie ausgeschlossen ist. Die Blutlauskolonien sind jetzt leicht an dem weißen Flaum zu erkennen, mit dem diese Läuse reichlich bedeckt sind. Zerdrückt man die Kolonien mit den Fingern, so färben sich diese rötlich, daher der Name Blutlauk. zuerst siedelt sie sich immer an Bundstellen an, namentlich an Schnitt- und Sägewunden, auch wenn diese sachgemäß mit Baumwachs verstrichen waren. Dann tritt sie an den Veredelungsstellen umgepfropfter Bäume auf, und bald geht sie auch auf die jungen Triebe über, an denen sie sich immer zuerst an den Blattwinkeln festfeßt. Die mit Blutläufen behafteten Stellen nehmen eine tranfhafte, trebsartige Beschaffenheit an. Bernachlässigte Apfelbäume sind oft ganz mit Blutläufen bedeckt. Wie immer in der Natur, so find in erster Linie schlecht gepflegte, tränkliche, hungernde Bäume diesem Schädling zugänglich, während ihm wüchtige, gesunde Widerstand entgegenschen. Aber es gibt auch besonders blutlausempfängliche Sorten. Solche sind z. B. die große Kaffler Renette, Cox Orangenrenette, ganz besonders aber die Wintergoldparmäne und auch der Purpurrote Cousinot, ein beliebter Weihnachtsapfel. Bei Neuanpflanzungen sollte man diese und andere empfängliche Sorten möglichst ausschalten. Bis heute kennt man nur zwei Apfelsorten, die niemals von der Blutlaus angegriffen werden; es sind dies der Charlamowsky und Baumanns Renette. In dem ungewöhnlich heißen und trockenen Sommer 1911 war die Blutlaus stark aufgetreten, als aber die Hiße und Dürre anhielten, die Bäume saftlos wurden, verschivand sie. Optimisten glaubten damals, der Schädling sei überwunden, aber schon nach den ersten Herbsttagen stellte er sich wieder ein, und seitdem find ihm die Witterungsverhältnisse günstig gewesen. Jetzt im Sommer gelangt eine flugfähige Generation zur Entwicklung, die von vernachlässigten Obstbäumen ihren Ausgang nimmt und immer wieder die gefunden Bäume gut gepflegter Pflanzungen befällt. So lange Apfelfultur betrieben wird, wird man auch mit der Blutlaus rech nen müssen. In Kleinen Gärten, wo es sich nur um wenige Bäume von mäßigem Umfang handelt, fann man den Schädling an den oberirdischen Teilen. er lebt auch in der Erde an den Wurzeln durch Behandlung mit Fett bekämpfen. Man nimmt einen grobbürstigen Pinsel und irgendwelches Fett, Schweineschmalz, Rindertalg, Leinöl oder ungereinigtes Eukalyptusöl. Ter Pinsel wird ab und zu in eines dieser Fette getaucht, und dann werden die eine zelnen Blutlausfolonien sorgfältig und kräftig damit eingepinfelt. Das Del erstickt die Läuse mitsamt ihrer Brut. In großen Pflanzungen ist dieses Verfahren unausführbar, denn es würde hier Kosten verursachen, die den Ertragswert der zu behandelnden Bäume um das Vielfache übersteigen. Es kann sich hier nur um ein Besprißen der Bäume mit einer insektentötenden Flüssigkeit handeln. Für die Ausführung dieser Arbeit ist eine tragbare, für große Pflanzungen eine fahrbare Obstbaumsprite erforderlich. Gegen Gifte jeder Art ist die Blutlaus meiner Erfahrung nach rollständig immun. Auch Karbolineum tann ihr nichts anhaben, wie ich erst jest wieder feststellte. In allerneuester Zeit gelangt nun ein Mittel in den Handel, das mir dazu angetan zu sein scheint, den Kampf gegen die Blutlaus und andere tierische Schädlinge des Obstbaues zu erleichtern. Dieses Mittel, dessen Hauptfehler sein hoher Preis ist, führt den Namen„ Hohenheimer Brühe"; es ist zusammengestellt von der Kgl. Württ. Anstalt für Pflanzenschutz in Hohenheim . Seine wirksamen Bestandteile bestehen aus Oef Nikotin und Tetrachloräthan, welch letteres wie Chloroform wirkt. Im Handel kostet 4 Liter dieser Brühe 1 M.,% Liter 1,80 M., 1 Liter 2,50 V, 5 Liter 11 M., 10 Liter 20 M. Die Anwendung erfolgt in 2 bis 4prozentigen Lösungen. Ich habe meine Versuche mit einer Fünfliterkanne aufgenommen, zunächst nur fleinere Bäume behandelt und alle sichtbaren Blutlausherde mit der Brühe eingepinselt. In Rücksicht auf den hohen Preis des Mittels habe ich mich mit 2prozentiger Lösung begnügt, also 2 Liter Brühe in 98 Liter Wasser verrührt. Die günstige Wirkung ist eine gana auffallende, und die behandelten Bäume erleiden feinen Schaden. Ich werde deshalb nunmehr auch zum Bespritzen größerer Bäume übergehen. Es sei aber dorauf hingewiesen, daß die Blutlaus mit