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Es ist die Wahrheit, Mrs. Crighton, Ihr Sohn ist im wie bei Grillparzer , spät der Ruhm tommt, findet er einen Tief­leidenden, der nichts mehr mit ihm anzufangen weiß. Und der Gefängnis." Mein Gott, mein Gott! Maud, Jelig ist in prison. Ruhm felber ist oft nur eine hohle Komödie, die Mißverständnis oder Laune inszeniert, oder die, mit einem Hinuntersteigen zur Mein armes Kind!" Sie schlug die Hände vor das Gesicht Gewöhnlichkeit gleich ist. Hier gibt es erschütternde Tragödien, und warf sich in das Sofa zurück. Das junge Mädchen war in denen Seelen verbluten. Da ist der Verkannte, der kühne Per­aufgestanden und fam mit langsamen gleichmäßigen Schritten spettivenveränderer. Da ist der, dem ein Werk gelang, und der zum Sofa. Sie stellte sich an die Lehne und strich wie be- nun vergeblich sich abmüht, die Fortsetzung zu geben. Da sind die ruhigend der alten Dame über die Schultern. Aber fie Halbtalente, die eine große Anlage in fid) tragen; deren Voll­fagte fein Wort. Auch Dr. Werner war aufgestanden. Er bringen jedoch durch einen unbegreiflichen Mangel hinter der Ab­trat an das Fenster, den Rücken gegen die Damen. Er wollte sicht zurückbleibt. Da sind die Wegbahner, die nur säen, was ein Größerer erntet. Wenn man die Namen Günther, Lenz, Grabbe, der alten Frau Zeit laffen, fich zu fassen. Ihm war elend Conradi nennt, ahnt man etwas von diesen entfeßlichen Schicksalen zumute. Hochbegabter Naturen.

Da sagte die junge Dame mit leiser Stimme: Mutter will mit Ihnen sprechen," und sie setzte sich wieder an ihren Stickrahmen.

Er trat zu dem Sofa zurück, er mußte sich anstrengen, das Zittern seiner Stimme zu überwinden:" Glauben Sie mir, Mrs. Crighton, es tut mir aufrichtig weh, daß ich Ihnen diese Nachricht bringen muß" und leiser fügte er hinzu: ich habe auch eine alte Mutter zu Hause und kann nachempfinden, was Sie fühlen."

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mein Gott," jammerte Frau Blinker- Crighton, die noch immer die Hände vor das Gesicht hielt. Wenn ich nur bei dem armen Jungen sein könnte und ihn trösten, ihn be­suchen, ihm schreiben."

Das geht nicht, wenigstens jetzt nicht. Er ist im Unter­fuchungsgefängnis und Briefe würden ihn nicht erreichen." Was soll aus uns werden, Maud?"

Die junge Dame zuckte mit den Schultern.

Und der Skandal! Was werden die Leute denken! Wie größlich! Colonel Max Lean und die alte Lady Fitz­James. Mein Gott, wenn die etwas erfahren würden!"

Wie konnte der Frau' nur dieser Gedanke kommen! Er nahm den Brief und überlas ihn noch einmal.

1904

( Forts. folgt.)

Der Dichter Dornenweg.

Im Verlag von Schuster und Loeffler ist ein Buch erschienen: " Der Dichter Dornenweg. Eine einseitige Literaturgeschichte" von Wilh. Ruland, das von dem Golgatha erzählt, das manches Dich ters Erdenwallen war. Es scheint fast, als ob das Leid von der irdischen Bahn des Genius unzertrennlich sei, und als ob der Dichter die Gabe des Liedes, die eine gütige Fee ihm in die Wiege gelegt, durch tausend Entbehrungen, Qualen, Verfolgungen büßen müsse. Sein Los bedeutet in sich schon ein Schicksal, und herrlicher Werke Geburtsstätte ist mehr schmerz- als glückgesegnet. Die andern Menschen aber suchen dem Fremling vom andern Stern" das Leben eher schwer als leicht zu machen. Vielleicht muß das so sein. Vielleicht wächst die Seele erst im Leide zur letzten Voll­endung empor, und der Dichter muß alle Schmerzen, die der Mensch­heit zugedacht sind, hundertfach erleben, damit sie in ihm zum Liede werden, an dem die Menschheit sich aufrichtet. Denn Dichter­schmerzen werden im Gesange Menschheitsschmerzen. Wie der Dichter sie aber ausspricht, tragen sie Ueberwindung und Erlösung in sich; Kraft, die Dinge im größeren Sinne zu fassen und sie zu wandeln.

Andere Schicksale kommen mehr aus den äußeren Verhältnissen, aus dem Gegensaß des Dichters zur Umwelt, aur allgemeinen Dentweise in politischen, moralischen und religiösen Dingen oder aus seiner Stellung im wirtschaftlichen Existenzfampf. Kommunen wie Selbstherrscher haben sich mit Dichterblut befleckt. Mancher Dichter ist auch zum Opfer entfesselter Pöbelinstinkte geworden, wie Oskar Wilde, oder der wetterwendischen Laune eines Despoten, wie Tasso.

Der politisch- religiöse Märtyrerkatalog hebt bereits mit dem grauen Altertum an. In ihm prangen Namen wie Dante, Walter v. d. Vogelweide, Hutten, Milton, Rousseau , Beranger, Dostojewski . Die polnisch- russische Literaturgeschichte ist eine fortlaufende Geschichte politischer Verfolgungen. Bei uns war die Zeit des jungen Deutschlands ( Heine, Freiligrath , Kinkel usw.) die Aera des politischen Märtyrertums. Auch um 1890 machten sich Verfolgungstendenzen bemerkbar; aber sie waren ein Bißchen schüchtern und trafen mehr die Werke als die Person. Nur Wede­find fam 1898 ins Gefängnis, weil er die Palästinafahrt des Kaisers besungen, und Panizza, weil er den lieben Gott beleidigt.

Der hungernde Dichter im Schuldturm: das ist ein bekanntes Bild. Freilich hat es der Poeten immer gegeben, die sich auch auf die materiellen Dinge verstanden, und in heutiger Zeit scheinen die Herren recht viel Interesse auf das Geschäft zu verwenden. Aber die Cervantes, Diderot , Lessing, Balzac , Kleist, Strindberg waren alles andere als dichtende Börsianer, und mancher bedeutende Dich ter hat sich ein Leben lang nur schwer die Not vom Halse gehalten. während betriebsame Schreiber verdienten. Die Ursache des sozialen Dichterelends ist nun in zwei Quellen zu suchen. Dem wesentlich geistigen Menschen mangelt meist der Sinn der Erwerbsmenschen für die materiellen Werte und auch die Rücksichtslosigkeit im Er­raffen. Andererseits wird die Konjunktur nicht durch den absoluten Wert einer Schöpfung, sondern durch ihren Publikums-, d. H. mei­stens! Amüsierwert bestimmt. Dichten ohne Rücksicht auf das Publi­fum ist aber ein wenig nußbringendes Geschäft, und wer sich nicht prostituieren will, noch fann, ist mit all seinen schönen Träumen dem Glend alsbald ausgeliefert oder, was oft noch schlimmer ist, der Wohltätigkeit. Ich will hier nicht an Hille und Liliencron erinnern, die allerdings eine besondere Unfähigkeit im Umgange mit dem hei­ligen Golde besaßen. Aber das Dichterelend ist noch nicht aus­gestorben und er wird auch nie aussterben. Die Welt der Träume verträgt sich nicht mit dem Geschäft, und man könnte statistisch nach­weisen, daß die Boesie asthmatisch wird, wenn sie Fett ansett.

Der Dichter Dornenweg! O, man fönnte an dieser langen Kreuzesstraße noch manchen Marterstein aufrichten. Dichter werden heißt ein Schicksal auf sich nehmen. Wie sagt doch Bierbaum: Lorbeer ist ein gutes Kraut für die Saucenföche. Wer's als Kopfbedeckung wünscht, misse, daß es steche."

Tschuk- Tschuk.

Von John Galsworthy .

P..

Alles Dichtertum, alles Künstlertum birgt in sich schon Leid und Tragif. Selbst der sanfte idyllische Moerike war ein un­glücklicher Mensch, und die Harmonie Goethes war mit unzähligen Wunden erkauft. Die Seele des Dichters ist ein Kampfplatz der Beidenschaften und Gewalten, und aus Streit und Widerstreit, an dem das Individuum fast zerbricht, erwächst das Werk. Voll­tommenes Gleichgewicht ist keinem Schöpferischen gegeben. Wancher aber erliegt als Mensch den Mächten, die er im Liede bezwingt. Wenn nach Ihrer Anschauung( fuhr Ferrand fort) in diesem Und seltsam: gerade aus dem Erliegen saugt die Seele ihre besten Leben eine ausgleichende Gerechtigkeit herrscht, so sagen Sie mir Kräfte. Hölderlins Ueberschwang und Lenaus Schwermut wurden bitte, wo sie in folgendem Falle zu finden ist. Wahnsinn, und wurden Poesie. Bürger erlag dem Weibe; aber Vor zwei Jahren war ich Dolmetscher in einem Hotel in Ostende im Gesang schwang sich seine Seele zu den Sternen. Poe ertränkte und wartete oft am Strande viele Stunden auf die Dampfer, um das Grauen vor den Mächten, die in ihm spukten, im Rausch der meine Schäflein ins Schlachthaus zu befördern. Damals hatte dort Gifte und des Alkohols; dichtend aber zwang er das Unheimliche ein junger Mann seine Bude aufgeschlagen, in der er billigen Schmuck in die Gestalt, das es allen sichtbar wurde. Und Hölty, Novalis , und Tand feilhielt; ich kenne seinen Namen nicht, denn unter uns hieß Heine saugten aus ihrem Siechtum die Süße des Liedes. Schillers er Tichut- Tschut, aber ihn fannte ich, denn wir Dolmetscher kennen mächtiger Geist aber rang sich aus den Schmerzen eines franten Körpers empor zu den lichten Höhen des Ideals.

einen jeden. Er kam aus Süditalien und gab sich für einen Italiener aus, aber von Geburt war er wahrscheinlich ein algerischer Jude; ein Aber auch der Weg vom Erlebnis zur Ausgestaltung im Werke intelligenter Bursche, der genau wußte, daß es einem in jenen Tagen ist von Qualen begleitet, von Erschütterungen, die mancher dem feineswegs zum Vorteil gereichte, ein Jude zu sein, ausgenommen Wahnsinn nahe bringen. Jubelndes Entzücken wird in der nächsten in England. Nachdem man jedoch seine Nase und den schönen Minute tiefstes Verzagen, und das Ringen um die Form, um den Krauskopf gesehen hatte, ließ sich nur noch wenig über die Sache Ausdruck ist oft mehr leidvoll als luftvoll. Tritt aber das Werk ins fagen. Seine Kleider hatte ihm ein englischer Tourist geschenkt Leben hinaus, so beginnt es oft, aufs neue für den Dichter Schicksal ein Paar Flanellhofen, einen Gehrock mit Schößen und einer zu werden. An das der Künstler sein Herzblut verschwendet, steifen Hut. Sonderbare Tracht, meinen Sie? Freilich, aber be­findet draußen laue Aufnahme oder gar harte zurückweisung. denken Sie nur, wie billig! Das einzige, was an ihm natürlich Bielleicht ist es mißglückt. Bielleicht ist es zu neu in seiner Ein- aussah, war sein Schlips: er hatte die Enden aufgetrennt und trug stellung zum Leben. Vielleicht wird es erdrückt durch die Götzen ihn ohne Kragen. Er war flein und dünn, was einen kaum ver­der Mode. Manch ein Dichter findet nie das Ohr seiner Zeit, wundern konnte, denn alle feine Mahlzeiten bestanden aus einem und wenn, nach einem Beben von Entbehrung und Verbitterung, halben Pfund Brot oder der gleichen Quantität Mattaroni mit