539

-

Weshalb find aber die Blumen einer Familie, oft genug selbst einer schnittslinie seines Wesens gestanden habe, daß er sich bergessen Gattung von Pflanzen verschieden gefärbt? Warum sind sie nicht gehabt habe, als er es getan. Er hatte selbst teinen Namen da­alle weiß oder rot, wodurch fie doch auffallend genug wären? Auch für: in Wahrheit aber wuchs der neue Klaus Kipp über den alten die verschiedenen Farben der Blumen beruhen auf spezieller An- Klaus, der sich in die nette, leichtfertige Anna Schlüter vergafft vassung, denn der Sinn für Farben ist ungleichmäßig entwickelt im hatte, hinaus. Was war ihm jetzt Anna Schlüter? Er hoffte Reiche der Insekten. Ursprünglich war wohl jede Blüte unscheinbar; und durfte hoffen, die Stelle, die er lange mit dem Bewußtsein erst infolge des Insektenbesuches veränderten sich die Blüten sowohl der Leere in fich herumgetragen hatte, ausgefüllt zu sehen, und in der Form als auch in der Farbe: aus weißen und gelben nicht durch eine so leichtfertige, unbeständige Person wie jene. Blumen wurden blaue und rote. Eine der Farbenfolgen geht von Wenn er durch Hebbels Weidengang kam und das sich mehr Weiß durch Rosa, Purpurrot, Violett zu Blau, eine andere von und mehr mit Rost überziehende Heft des Genickfängers sah und Gelb durch Drange zu Scharlach  , und es ist wohl anzunehmen, daß nach etwa vier Wochen nicht mehr sah( wer es geholt hat, hat er jede Insektengruppe eine Farbe besonders bevorzugt. Die niemals erfahren), wenn er an dem großen Stein vorbeiging, der geniale John Lubbock  , als Geschäftsmann und Politiker, Archäolog für und für im Graben lag, dann hatte der neue Klaus Ripp und Naturforscher gleich bedeutend, hat durch eine große Neigung, sich über den alten Klaus Kipp lustig zu machen. Gr Reihe gewissenhaft angestellter Experimente den Nachweis zu bringen glaubte auch nicht mehr an die Feueresse seines Innern. Mehr vermocht, daß Blau die Lieblingsfarbe der Bienen ist, dann folgen und mehr gab er der öffentlichen Ansicht recht, wenn sie den her­Weiß und Gelb, dann Grün, Rot und Orange, alle drei Farben in vorstechenden Zug seiner Gesinnung in seiner Gutherzigkeit sah. ziemlich gleichem Maße wirkend, und die Farblosigkeit endlich lodt Doch hätte er es lieber Gerechtigkeitssinn nennen gehört, als glatte am wenigsten. Gutmütigkeit.

Die Lehre von den Farben der Pflanzen läßt noch manches zu erforschen übrig. So fennt man zum Beispiel noch von feinem Farbstoffe seine chemische Zusammensetzung. Wohl weiß man, daß der wichtigste Farbstoff in den Pflanzen, das Chlorophyll, Kohlen­stoff. Wasserstoff und Sauerstoff, Stickstoff und in geringer Menge auch Eisen enthält, aber wie die Stoffe gemengt sind, ist vollständig

unbekannt.

Das Resümee unserer Ausführung aber ist:

Die Blütenfarbe ist stets an den Bellsaft gebunden. Blaue, violette und rosenrote Farbstoffe sind meist im Zellfafte gelöst, wäh rend gelbe, grüne und orangefarbene in Gestalt von Körnchen oder Bläschen im Zellwasser frei umherschwimmen. Braune, graue und ichwarze Farbtöne entstehen durch Kombination gefärbten Zelliaftes und andersfarbiger Körperchen. Weiße Farbe wird durch den Mangel jeglichen Farbstoffes hervorgerufen. Die Blumen tragen ihr buntes Kleid um der Insekten willen, die durch die Farbe angelockt werden und durch den Besuch der Blüten zum Bestäuben derselben beitragen, welcher Prozeß wiederum Samenbildung und Erhaltung der Art zur Folge hat. C. Schenkling.

3]

Ein schlechter Mensch.

Bon Timm Kröger.

Da tat Friech Voltens einen Sprung und einen Stoß. Aber gleich saß sein Handgelenk im Schraubitod von Klaus Kipps großer Faust. Das von dem Angreifer geführte Messer fiel zu Boden. Da folgte von Klaus ein zweiter Griff mit der Linken und Friech deckte der Länge nach den Boden.

Oh, oh..." rief Anna.

Friech fonnte nur zischen und fauchen.

Klaus bändigte ihn mit einer Hand, die andere hob Meffer auf.

das

Sieh," fagte er, ein richtiger Genidfänger. So einer

bist

Du also."

Oh, oh," rief das Mädchen, der Geschlagene fonnte nur fauchen. Wenn Du so einer bist, dann müssen wir doch wohl ein bißchen Ernst machen mit meinem Schwur. Erst werde ich Dich ein wenig im Graben taufen und Dir dann einen kleinen Dent­zettel geben. Es ist ja nicht das, was ich gelobt habe, aber doch

etwas."

-

" Oh, oh," klagte Anna. Friech zischte und fauchte. Aber Klaus tat nicht so, wie er gesagt hatte. Er hielt den Ueberwundenen ruhig am Boden.

-

" Ich will es doch lieber nicht tun ihretwegen und meinet­wegen nicht. Ich habe mich schon genug an Dir verunreinigt." Und er stellte sein Opfer auf die Beine. Aber den Genick­fänger schlug er bis zum Heft in den Weidenstamm am Weg und fagte dazu:

" Wenn Du die Kraft und den Mut haft, den herauszuziehen, dann kann das Spiel von neuem beginn."

Ueber Friedrichs Lippen kam kein Laut. ,, Gute Nacht," rief er, bekam aber keine Antwort.

Und es verging eine lange Zeit. Es wurde Sommer und Herbst und Winter, und wieder kamen Frühling und Sommer und dann ein warmer, wundervoller Herbst. Draußen am Moor" hörte man wenig von dem, was im Dorf geschah. Noch immer stand die Hochzeit von Anna Schlüter und Friedrich aus. Den Alten war die Partie ja niemals recht gewesen, Friedrich sollte auch anderen Sinnes geworden sein, man sprach so allerlei, man hörte aber nichts Rechtes.

-

Der Tagesweg führte Klaus Kipp öfter durch Johann Christian Hebbels Weidengang. Viele Wochen lang stat der Genicfänger noch immer in dem abgesägten Baumstamm. Klaus hatte, wenn er es sah, immer ein Gefühl des Triumphes, zugleich aber auch der Scham. Wer dächte nicht so menschlich, daß ihn nicht das Bewußtsein schwellte, einen Gegner gedemütigt zu haben! Stärker war aber doch das Gefühl, daß sein erhalten raz der Durch

Und es war Winter geworden und wieder Frühling, und Sommer und Herbst, ein Jahr darüber war seit dem Zusammen­stoß in Johann Christian Hebbels Weidengang verstrichen. Und wieder war es Sonntag. Das Abendbrot war früh ein­genommen worden, weil die Mutter vor hatte, wie es auch geschah. ins Dorf zu gehen, den Schmied und seine Tochter, mit denen der Verkehr jett häufiger hinüber und herüber ging, zu besuchen.. Klaus blieb einstweilen zu Hause, die Wirtschaft zu besorgen. Später wird er das Haus abschließen, die Mutter zu holen. Das Wetter war warm und angenehm still, er saß an der Hauswand auf der Bank. Die brennende Petroleumlampe stand darauf( so vollständig schlief der Wind), Nachtfalter flogen und flebten an Glas und Kuppel. Er achtete nicht darauf. Die Arbeit war besorgt, nun wollte er mit Behagen seine lange Pfeife, seinen Portorico, rauchen, in den prächtigen Abend schauen und dann aufbrechen, zum Schmied gehen und mit dem Alten und mit der mehr und mehr von ihm als echt erkannten Elsbe das sprechen, was zu sagen noch immer nicht hatte passen wollen... das heißt, wenn er heute dazu Gelegenheit und Mut fand. Die Pfeife paff paff! Ein echter Raucher muß den Rauch sehen, deshalb ist die Lampe   am Plaze. Und wenn man sich in den Rand des Lichtscheins, ins Zwielicht setzt, dann hat man beides, den Rauch und die Schönheit des Abends; dann verschließen sich dem Auge auch nicht die Geheimnisse der Nacht.

Nicht die Geheimnisse der Nacht, zumal nicht die einer hellen Mondnacht. Es ist, wie damals, als er auf derselben Bank saß, und seinen Kummer durchdachte der Mond ist aufgekommen, und in voller Scheibe steht er am Himmel.

-

Und Klaus Kipp atmete die Ruhe und die Wunder der wunder­baren Nacht. Wieder lag der Graupelschnee des weißen Lichts auf den Steinen des neuen Feldes. Diese sadartig, lang und rund, wie bäuchlings mit dem Nabel in den Acer   hineingeworfene, dicke Teufel lauernd, als ob in heutiger Nacht das kommen müsse, - Und Klaus Kipp fühlte, welch worauf sie schon lange warteten. eigenartige Vorstellungen mondbeschienenes Land auslöse, ganz anders als der helle Tag und als die schwarze Nacht. Dem großen, von Kindheit an im Herzen getragenen Gott war er sich niemals so nahe, wie im Weben des Mondes, niemals war ihm das Vor­handensein einer anderen höheren Welt gewisser, und niemals glaubte er mehr an Engel und Geister, als beim Leuchten und Verbergen des guten Mondes.

Zur rechten Andacht gehört die volle Pfeife. Er zündete sich eine neue an, da santen seine Gedanken erdenwärts und kamen mit praktischen Aufgaben des Tages.

Ich muß Anstalt machen," dachte er, die Steine fortzu­schaffen, um auch die Stücke, wo sie liegen, unter den Pflug zu nehmen. Ich denke, es soll die Arbeit meiner Hände lohnen."

Die Steine.

Was ist das?

-

-

-

Die Steine lagen noch da, wo sie immer gelegen, aber es fam etwas mitten durch das Steinfeld zu ihm herübergeschritten. Ein Phantom? ein Mann? eine Frau? Jedenfalls ein Mensch. Und wie der Mensch die Pforte seines Gartens be­wegte, janfte fie. Die hat Del nötig," dachte der Hausherr, soll morgen besorgt werden." Stumm ging die Erscheinung in den Gartensteig hinein. Es war kein Zweifel, der, der da kam, wollte zu ihm. Es war aber, wie er jetzt sah, kein Mann, es war E& ein Weib, und die Umrisse wurden ihm immer bekannter. war Anna Schlüter, seine gewesene Braut.

Er stand auf und stellte die lange Pfeife an die Wand " Guten Abend," sagte er.

Guten Abend," sagte sie.

-

Eine Kleine Weile zögerte er, dann gab er ihr die Hand. " Sieh' Anna!" sagte er. Dann schweigen beide.

" Das ist später Besuch," fing Klaus dann an und setzte hinzu: " Du hast mir wohl was zu sagen, da ist es besser, wir gehen hinein."

" Laß uns hier bleiben, Klaus. Es hört uns hier keiner." ,, Das wohl nicht; es müßte wunderlich zugehen, wenn uns hier einer hörte. Und, wenn es Dir lieber ist, dann seh' Dich auf die Bant. Dann machen wir es hier im Freien ab. " Ich stehe gern. Wie Du willst."