Im Saufe des Grafen Swenigorodzew lag alles iin tiefsten Schlaf; der Graf allein wachte... Er saf; an seinem altertümlichen Schreibtisch und schrieb... Ilm   seine Lippen irrte ein müdes Lächeln... ,.9lell)j/' flüsterte er.Kelch... Vielleicht wirst Du mich nun verstehen und mir vergeben..." Er verschlost den Brief, drückte auf die Rückseite das prächtige goldene Grnsensiegel und hob den Revolver an die Schläfe... Der Schuh krachte... Der Graf Swenigorodzew brach wie vom Blitz getroffen zu- sammeii und sank auf den Teppich, in der Rechten den teuren, luxuriösen Revolver mit echter Elfenbeineinlage... Kleines Zeuilleton. Im Jscrgebirge. Zittau   und Schrcibekbau sind setzt die End« punkte der Berliner   Touristenvertreter nach Ost-Siid-Ost. Nur selten fährt einer noch über die Grenze nach Reichenberg  , derMetropole Deutschbühmeils", die ihre ffabrikschlote gegen den Kamm und Kegel des Jnschlen ausbaut, der deutsches und tschechisches Siedlungsgebiet scheidet. Und wenige sind eS, die die herrliche Bahnstrecke Hirsch» berg-Grünthal bis zu Ende fahren und von dieser fast 900 Meter hoch gelegenen Grenzstation in die tiefen Wälder des Jsergebirges eindringen, in diese bucklige Welt mit ihren hohen Gipfeln, deren höchster, derSieghübel" l.Sichhibl") in stillster Einsamkeit seinen Fels über 1409 Meter hoch reckt, und nnS weithin nur Wälder und Berge und erst ganz draußen ein paar blinkende HäuSl schauen läßt. Auf dem Weg zu ihm und zur »Tafelfichte", die sich ob dem kleinen Neustadtl   unweit FlinSbergs erhebt, sind wir an der Tschihanlwiese mit ihren unergründlichen schwarzen Seen und ihrem schwankenden Moorboden vorbeigekommen, und an der lknieholzwiese, die wie verzaubert mit ihren kriechenden Richten daliegt. Die Stolpichstraße mit ihrer Schlucht führt da vom östlichen Gablonzer Bezirk mit seinen großen lebhaften Glas» industriedöriern in den Friedlander Bezirk. Hier mündet sie zwischen den hohen Bergen des Taubeichauies und des NußstemS in dem schönen Haindorf mit seiner Wallfahrtskirche, dem sich weiter oben das Bad Liebwerda   mit seinem guten Sauerbrunn   gesellt. Ob Friedland aber liegt imposant da» Schloß AlbrechtS von Wallenstein. Und sonst gibt'S noch mancherlei stille Talsperren, seine unzählige Bächl, die pfeilschnell und blitz» sauber herunterspringen und überall die Schleifmühlräder drehen müssen, an denen ein Vvlklein sitzt, das trotz aller Krisen, in die Oesterreichs   selbstmörderische Politik vor allem die geschmackvollen Luxusindustrien des HabSburgerstaateS wirft, noch nicht all seinen köstlichen Humor verloren hat. An Weg und Steg ist alles getan, Beeren und Pilze fehlen nicht, und die Feudalherren Clam-GallaS und Desfours-Walderode Nachkömmlinge jener irischen und schottischen Söldnerfiihrer, die einst den Habsburgern das Land init Feuer und Schwert wieder katholisch machten und dafür die Güter der zerschmetterten, geköpften oder vertriebenen protestantischen Adligen erhielten haben sich weder hier noch irgendwo durch Weg« absperrungen bemerkbar gemacht. Wer so weit weg kann von Berlin  , der schaue sich einmal da« Schleiferlandl und seine Städte und Dörfer an es wird ihn nicht reuen. n. Meteorologisches. Bon den Kugelblitzen. Ein echter Kugelblitz ist etwas Seltenes, und man kann von ihm mit noch mehr Recht sagen, was der alte Rösselmann auf dem Rütli von dem doppelten Mondregen» bogen äußert:Und viele leben, di« es nie geseh'n l" Als eine atmosphärische Entladung, die für das Auge die Form einer Kugel annimmt, hat der Kugelblitz wohl kaum einen anderen Namen er- halten können, aber er ist von den anderen Blitzen weit verschieden. Die Verhältniste, unter denen er entsteht, sind im physikalischen Laboratorium nachgeahmt worden, und man kann daher auch kiinst- liche Kugelblitze erzeugen. Trotzdem ist ihr Austreten und Ver- halten in der Natur so merkwürdig, daß immer neue Fragen austauchen, und jeder einzelne Fall auch von wissen- schaftlicher Seite mit Aufmerksamkeit verzeichnet und erörtert wird. In diesem Jahr ist bisher nur ein Kugelblitz von wissenschaftlicher Stelle aus beschrieben worden, nämlich von Baldit vor der Pariser Akademie der Wissenschaften. Er wurde von mehreren Personen ge» sehen, von einer aus einer Entfernung von zwei bis drei Metern. Er erschien als eine etwas eiförmig verlängerte Feuerkugel etwa von der Größe einer Menschenfaust 40 Zentimeter über dem Boden. Da Funken von ihm ausgingen, erinnerte er an die als Sonne bezeichneten Feuerwerlskörper. Gleich- zeitig war ein Geräusch, ähnlich dem einer zischenden Rakete hörbar. Die näheren Bedingungen, die in diesem wie in früheren Fällen bei Kugelblitzen festgestellt worden, bestehen darin, daß es regnete, daß eine flächenhafte elektrische Entladung dem Kugelblitz vorausgegangen war, daß dieser in der Nähe deS Bodens und in leichter Abplattung erschien und endlich, daß er in geringer Entfernung größerer metallischer Masten von eigentümlicher Form auftrat. Die Wirkung der Metallmafse als einer Elektrode für einen Pol der atmosphärischen Entladung spielt dabei vielleicht Verantwortl. Redakteur: Albert Wachs, Berlin.   die Hauptrolle. Wenn sich die Erscheinung dieses Kugelblitzes ganz in den gewohnten Gleisen bewegt zu haben scheint, wie sie fast immer dargestellt worden ist. so liegt noch eine zweite Beschreibung eines ähnlichen Ereignisses vor, die tveit merkwürdiger ist, da es sich hier um einen doppelten Kugelblitz handelt. Der Platz, wo er gesehen wurde, war von dem eigentlichen Gewitter noch nicht erreicht, so daß dem Lkugelblitz auch noch kein gewöhnlicher vorausgegangen war, auch regnete eS nicht. Gleich bei der ersten Erscheinung wurden zwei Kugeln übereinander wahrgenommen, die durch einen feinen leuchtenden Faden verbunden schienen, der wie ein knotiger Strick aussah. Die Farbe beider Kugeln war orange. Sie bewegten sich ivagerecht über dem Boden in nordöstlicher Richtung, obgleich der Wind gleichzeitig von Norden kam. Die obere Kugel war größer und hielt sich dauernd in gleichem Abstand vom Boden, während die untere langsam fiel, so daß auch das leuchtende Band zwischen beide» zerriß oder erlosch. Dennoch erreichte die untere Kugel nicht den Erdboden, hielt sich auch genau senkrecht unter der oberen und bewegte sich mit dieser in horizontaler Richtung weiter. Das Schauspiel blieb volle zwei Minuten sichtbar, für einen Kugelblitz eine unerhörte Dauer, und. erlosch ohne Geräusch oder eine andere sichtbare Schlnßentladung. ES mag sein, daß diese Beschreibung nur das Ende eines Vorgangs umfaßt, dessen Entwicklung der Beobachtung entgangen war. Ge- wöhnlich steigen die-Kugelblitze langsam aus einer Wolke herab, meist nach einem heftigen Donnerschlag. Die Kugel selbst sendet in der Regel ein bläuliches Licht aus. Sie prall; auf den Boden auf, wird scheinbar zurückgeworfen und kann sich dann einige Meter wagerecht sortbewegen. Ist ein Leiter in der Nähe, z. B. ein Draht oder ein Gasrohr, so folgt die Kugel dieser Richtung. Bei der Berührung mit Wasser, zuweilen auch in der freien Luft, zerspringt die Kugel unter heftigem Geräusch und verschwindet sofort, dabei macht sich ein starker Ozongeruch bemerkbar. Nicht selten richtet ein solcher Kugelblitz er- heblichen Schaden an. Professor Tbornton hat den früher gegebenen Erklärungen noch die hinzugefügt, daß der Kugelblitz selbst in der Hauptsache durch eine Ansammlung von Ozon gebildet wird. Da« durch würde sich sowohl der bläuliche Glanz wie das langsame Fallen der Kugel erklären. Das spezifische Gewicht des Ozons ist nämlich etwas höher als das der Lust. Auch daS plötzliche Ver­schwinden unter Explosion würde sich daraus verstehen lassen, da bei Umwandlungen von Ozon in freien Sauerstoff eine erhebliche Energiemenge frei wird. Biologisches. Diegeologisch" ältesten Tiere unserer ZVi�s Man sollte eS kaum für möglich halten, daß sich tierisches Leben durch Millionen von Jahren hindurch retten konnte, in einer Zeit, die Hunderte von Arten und Gattungen kommen und gehen sah. Solch wunderbare Tiere sind die Haarsterne, die eine der fünf Klaffen des Kreises der Stachelhäuter ausmachen. Sie erlebten schon die Morgendämmerung der Tierwelt, die im paläozoischen, dem zweiten Zeitalter der Erde auf dem Schau- platz erscheint. Während die Genossen jener Zeit, die dem Namen nach bekannten Trilobiten, dann die Schnecken, Muscheln, Tinten- fische alle dahingehen, konnten die Haarsterne sich zuuns" herüber- finden". Einmal sind sie Bewohner der tiefsten MeerSgründe. In jenen ewig dunkelnFluren" gibt es eben keinen Wechsel der Verhältnisse, der eine etwaige Anpastung notwendig machen könnte. Weder eine Licht- noch eine Temperalurschwankung, weder eine Wasserbewegung noch eine Aenderung des umgebenden Mittels findet dort statt. Keine neuen Feinde erscheinen auf dem Plane; kaum daß die Nahrung?- Versorgung ein merkbaresPlus" oderMinus" aufwiese. Ein ewige« Einerlei verhindert die frühzeitige Abnutzung der geringen zum Auf- bau deS Organismus notwendigen Nervenenergie. Zum anderen führen unsereGreise" ein Pflanzendasein. In den ersten Stadien der EntWickelung haben sie wohl noch die Fähig« keit, den Ort zu wechseln. Auf einer bestimmten Stufe lasten sie sich auf den Meeresgrund hernieder und wachsen mit dem stiel« artigen unteren Teile fest; so mögen sie Wohl einige hundert Jahre, den einfachsten Lebensfunktionen obliegend, dahin.vegetieren". Fünf regelmäßig verzweigte Arme sitzen am Scheitel des Stieles. Ueberhaupt ist der ganze Körperbau fünfteilig. Die Arme um- schließen den von fünf Platten umgebenen Mund, der Ein- und Ausfuhröffnung zugleich ist. In seiner Nähe liegen alle wichtigen Organe, in der Zahl den Platten entsprechend. Die ganze Lebens- tätigkeit de? Tieres besteht nun darin, diegefiederten" Arme zwecks Erlangung der Nahrung zu bewegen, die magere Kost zu verdauen und sich zu vennehren. Außer höchst elementaren Geschmacks- empfindungen und Tastgefühlen hat dasGehirn" nicht» zu tun. Somit ist verständlich, daß Jahnnillionen vergehen konnten, ohne den Organismus irgendwie zu berändeni. Einige Arten gehören auch der Küstenfauna an. An ihnen kann man den Einfluß der äußeren Verhältniste schon wahrnehmen. Denn unter den wenigen Arten gibts mehrere frei bewegliche, als solche, die sich an die veränderten Bewegungsumsiände angepaßt haben. Daß sie zum Urstamm gehören, geht aus ihrer Jugendgeschichte hervor. Sie machen nämlich ebenfalls das Stadium durch, in dem sie mit einem Stiele am Boden festsitzen. Erst später werden sie unter Rückbildung des Stieles beweglich._ Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.VerlagSanjtaltPaul Singer LiCo., Berlin   ZV/.