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Allmählich wurde es Tag. Ji den dunklen Baumkronen über Falle dem Pferde-) förper erzeugten gewaltigen Mengen von Gegen mir erwachten die Stimmen der Vögel. Mehr und mehr löste sich gift die geringen im eigenen Störper erzeugten Mengen desselben die grauviolette Dämmerung. Und nun rann von den Höhen herab unterstützen und so das Bift im Körper rasch unshädlich machen. das Sonnengold des jungen Tages in die grauen Täler, durch- So ist Prof. Behrings Diphtherieheilferum das Ideal einer Naturflutete hier die Wipfel dunkler Steineichen, sprang dort an einem Heilmethode, eine geniale bewußte Nachahmung des Vorganges, wie Stirchturm auf und weckte eins ums andere der stillen Häuser im die Natur den Körper heilt. Grün der Berge.
Ich stand auf, stumpf und fröstelnd, um endlich heimzugehen. Meine Hand war noch immer voll geronnenen Blutes. Ich fragte es weg, mit harten Nägeln und Speichel.
Aber was war das? Da war feine Wunde oder Schramme darunter. Herr des Himmels, das war ja gar nicht mein eigenes
Blut. Woher fam dann aber. Blut sein?
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woher konnte denn nur das
In der Folge machte man eine ungeheure Fülle von Ent beckungen über das Leben des Blutes. Sprigte man einem Tiere etwas Blutsaft eines anderen ein, etwa einem Meerschweinchen etwas Serum eines Hundes, so trat alsbald eine Aenderung im leinen Menge Hundejerum beigesetzt, trübte dieses alsbald durch Blute des Meerschweinchens ein. Sein Serum, im Glase einer eine wolfige Fällung. Durch diese einfache Methode gelangte man auch dazu, eine sichere, physiologische Verwandtschaft der einzelnen Tiere unter einander festzustellen. Dabei vermochte man auch nach lind jetzt sah ich auch an meinen Kleidern, meinen Schuhen Blut. zuweisen, daß der Menich nicht nur förperlich und in bezug auf alle Ueberall Blut, Blut! feine Organe den Menschenaffen gleicht, sondern durch die Blutreaktion tatsächlich sich als sehr nahe verwandt mit ihnen ausweist. Sie sind seine nächsten Verwandten unter allen Tieren der Erde. Neuerdings vermochte man diese Methode auch auf die Pflanzenwelt anzuwenden und durch das Serum die engere oder weitere Verwandtschaft der Pflanzen unter einander, wie vordem das der Tiere, nachzuweisen.
War Pepina verletzt worden?
Jch jagte nochmals an den Strand hinunter, an die Stelle von gestern abend.
Bepinas Schultertuch lag am Boden. Ein paar Blutsflecken an der Felswand, wo wir gesessen. Davor die zertrümmerte Felsmasse. Sonst nichts.
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Aber da ein paar Meter entfernt, hinter dem flachen Felsvorsprung lag da nicht ein Wensch?
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Es war der Bucklige.
Er lag auf dem Gesicht, den armen, verrenkten Leib völlig zer schmettert. In den gekrallten Fingern herausgerissenes, erdiges Gesträuch. Das eine Auge war nur halb geschlossen und war glasig und böse.
Eine Welle kam heran bis zu dem Toten und leckte gleichmütig das versickernde Blut.
Ich ertrug den Anblick nicht und wandte mich ab. Draußen dehnte fich das unermeßliche Meer weit, weit in den Weltenraum hinein. Die Morgensonne lag darauf. Fern, am Horizont, fuhr eine Fischerbarke in das Licht hinein. Und nun hallte eine fingende Stimme über das Wasser..
Es war ein altes Liebeslied.
Drei Dinge sind es, die die Liebe mir geschenkt als Gut, im Munde Wind, im Auge Wasser und im Herzen Glut. Ich sah Pepina nicht wieder. Sie war frank und blieb unsichtbar. Zwei Tage darauf wurde der Krüppel beerdigt. Er war betrunken gewesen und abgestürzt. Weshalb er oben auf die Höhe geflettert war, blieb unaufgeklärt, denn Pepina schwieg und ich reiste ab.
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Die roten Blutförperchen, etwa eines Pferdes, irgendeinem Tiere ins Blut eingespritzt, geben dessen Serunt eine andere Fähig feit, nämlich die, die roten Blutkörperchen des Pferdes aufzulösen. Aber nur diese; höchstens etwa noch diejenigen des artverwandten Esels. Wie mit den roten Blutkörperchen verhält es sich mit den Körperzellen überhaupt dem Eiweiß aller möglichen Tiere. sprigte, ganz bestimmte Eigenschaften in seinem Blutserum, die je Immer erzeugt der betreffende Tierkörper, dem man solches einweilen die betreffenden Zellen, und nur diese( höchstens noch solche nahe verwandter Tiere) auflösen. Mit anderen Worten heißt dies, daß das Blut alle ihm fremden Stoffe in seiner Weise abwehrt und unschädlich macht: es löst sie auf und schlägt sie nieder. So bleibt unter allen Umständen die Neinheit des Blutes und die Eigenart der Körperzellen erhalten.
Im weiteren Verlaufe dieser Serumstudien des Blutes zeigte sich eine neue wunderbare Eigenschaft des Körpers, nämlich unter allen Umständen artfremdes Eiweiß aus= zuscheiden. Man hatte zuweilen nach Heilserumeinsprißungen, und zwar erst nach 8-10 Tagen, einen juckenden nefselartigen Ausschlag mit Gelentschwellungen und dergleichen beobachtet." Dabei fam nicht das Diphtherie- oder sonstige Gegengift, sondern allein das artfremde Serum, in unserem Falle also das Pferdeserum in Frage, wie sich leicht nachweisen ließ. Der Körper hatte Gegengifte zur Unschädlichmachung desselben ausgeschieden, und da durch entstand eine eberempfindlichkeit, die man nach dem fran zösischen Physiologen Charles Richet in Paris , der kürzlich wie zuvor Behring mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde, als Anaphylagie( wörtlich Schußlosigkeit) bezeichnet. Dieser Ausdruck ist ein sehr schlecht gewählter; denn er bezeichnet gar feine Schutzlosigkeit, sondern vielmehr einen übermäßig starken Schutz vor dem be
Die Abwehr- und Heilstoffe im Blutz. treffenden artfremden Serum oder Eiweiß. So fand schon Arthus
Von Dr. med. L. Reinhardt.
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1902, daß wenn er Kaninchen das durchaus ungiftige und harmlose Pferdeferum einspritzte und diese Einsprißungen mit fleinen Mengen in sechstägigen Zwischenräumen wiederholte, fie immer schlechter verSchon längst weiß man, daß Blut ein ganz besonderer Saft tragen wurden und schließlich in Kleinsten Mengen heftige Entzündungen, fei, ein flüssiges Gewebe mit den wunderbarsten Schußeinrichtungen Gewebszerfall und Eiterungen an der Stichstelle hervorriefen. Bald zum Wohle des Körpers, dessen Atmung und Stoffwechsel, fura hernach fand der Amerikaner Theobald Smith , daß schon vom dessen Leben es vermittelt und erhält. Vermittelst der roten zwölften Tage an solchen anaphylaktisch" gewordenen Tieren 1/100 Blutkörperchen nehmen wir in der Lunge Sauerstoff auf. um bis 1/1000 Gramm artfremdes Serum in unserem Falle also des ihn in den Körpergeweben zu verbrennen und dann als Kohlensäure Pferdes die heftigsten Vergiftungserscheinungen, wie starke Krämpfe, durch dieselbe Lungenatmung wieder von uns zu geben. Die Atemnot und Lungenblähung hervorriefen. Diese Anaphylaxieprobe weißen Blutkörperchen aber sind die allgegenwärtigen ist so überaus empfindlich, daß sie zu den feinsten gerichtlichen und Polizisten, die sich auf allerlei förperliche Eindringlinge, vor allem anderen Untersuchungen verwendet werden kann und Schwangerschaft die ins Blut eingedrungenen Bakterien werfen, um diese auf- schon vom zwölften Tage an mit Sicherheit anzeigt, wo alle anderen zufressen und so unschädlich zu machen. Wenn sie dabei durch Mittel vollkommen im Stiche lassen. die von jenen in Menge ausgeschiedenen Gifte selbst getötet Ein jeder Drganismus nimmt die zum Aufbau seines Körpers werden und immer neu andringende Scharen derselben sich für das Gesamtwohl aufopfern, so entsteht durch ihre Anhäufung an dem betreffenden Orte, in welchem Bakterien eingedrungen find, und der Kampf sich abgespielt hat, das, was wir gewöhnlich Eiter heißen. Diesem Eiter als einem toten Gewebsteile schafft man gern Luft durch Entfernung aus dem Körper.
notwendigen Eiweißstoffe nur bis auf die kleinsten Bausteine gespalten durch die Verdauung im Darme in sich auf. So entsteht aus beliebigem tierischem oder pflanzlichem Eiweiß stets nur eigenes Eiweiß. Jns Blut selbst kommt unter normalen Verhältnissen durchaus nichts hinein, was nicht hinein gehört, artfremd ist. Wird aber artfremdes Eiweiß irgend welcher Art ins Blut eingespritzt oder sonstFür alle übrigen Vorgänge und Notfälle im Körper find be- wie hineingebracht, so wirkt es durchaus als Gift und bewirkt das sondere Schuß- und Abwehrstoffe im Blute vorhanden, die Entstehen von vorher nicht vorhandenen verdauenden Fermenten, man erst in jüngster Zeit und auch nur teilweise etwas genauer ähnlich denen, die normalerweise im Darme die Eiweißverdauung Tennen gelernt hat. Jedes in den Blutkreislauf des Körpers ein besorgen. Durch sie zerfällt das eingesprizte Eiweiß im Blute in dringende Gift erzeugt automatisch dieselben unschädlich machenden seine einfachen Bausteine und wird im Laufe von 8-10 Tagen vollGegengifte, die sich durch immer wiederholte Vergiftung in un fommen hinausgeschafft und unschädlich gemacht. Wird nun, wenn glaublicher Weise steigern lassen. Wenn man einem Tiere, a. 2. solche verdauenden Fermente durch vorausgegangene Einspritzung einem Pferde, winzigste Mengen Diphtheriegift einspritzt und gebildet sind, das betreffende artfremde Eiweiß nochmals eingesprint, die Dosen immer steigert, so kann man es dann so gewöhnen, so wird es durch diese im Nu in seine Grundstoffe aufgelöst. Es daß es die tausendfach tödliche Giftmenge gleichmütig verträgt. Es bilden sich dabei explosionsartig Gifte, die Atemnot , Lungenist jezt immun, d. H. geschützt gegen Diphtherie und Diphtheriegift. blähung, ja selbst Tod bewirken können. Dabei sind es nach Und wenn man ihm etwas Blut entnimmt und den nach seiner Ge- den Untersuchungen von Schittenhelm und Weichardt nicht einzelne, rinnung entnommenen Blutsaft( Serum) dem Menschen einspritzt, so sondern alle die verschiedenen beim Eiweißzerfall auftretenden Stoffe, ist auch dieser gegen diese Krankheit geschützt, ja, wenn er an die die anaphylaktischen Vergiftungserscheinungen auslösen. Diphtherie erkrankt ist, so wird er dadurch von der Krankheit auf- Diese Feststellung der dann eintretenden Ueberempfindlichkeit ist fallend rasch geheilt, indem die im betreffenden Tiere( in unserem
von der allergrößten Bedeutung für die medizinische Erkenntnis,