eine Abstcht äußerte und keinen Widerivruch dulden woMe. oder einen Wunich, der eigentlich ein Befehl war. wurde er außerordentlich höflich und griff gern zu altmodifchen Worten und Redewendungen. Er nannte den Kommerzienrat stets mit Vornamen, aber das ZeremonielleHerr Vetter" war wie eine Schranke, die er ab und zu für gut hielt, zwischen sich und ihm aufzurichten. Und Koninierzienrat van Bofch kannte zu gut seine Eigen- ort, um auch nur ein Wort gegen die Abreise zu sprechen. So begnügte er sich mit einem farblosen, höflichen:Es tut mir leid, daß Ihr diesmaliger Besuch von so kurzer Dauer ist." Und dann sagte er:Wollen wir nicht zu den Damen gehen?" Einen Augenblick noch," Mynherr ter Linden war zwischen die Türe und Kommerzienrat van Bosch getreten ich möchte Sie um eins bitten. Sprechen Sie mit Gabriele, daß sie mich bei llrsula unterstüht. Ich kann diese Weinerei nicht vertragen. Und eine Frau kann llrsula besser zur Vcr- nunft bringen als ich, in dem sie seht ihren Feind sieht." Und plötzlich kehrte sich sein zerenionielles Wesen in eine weiche Stimmung. Er fuhr mit der Hand über die Stirn«. »Sie versteht mich ja heute noch nicht und ich will ihr nicht weher tun, als nun einmal notwendig ist. Aber sie muß her- ausgerissen werden aus dieser Trübsal. Und das wird sie nicht einsehen. Sie möchte natürlich hier bleiben und jeden Tag Nachrichten von ihrem" er hüsteltevon Dr. Werner erhalten. Aber das geht nicht. Das ist vorbei." _____(Forts, folgt.)
Ein Kriegsfreunö. Herr Bönheim ist Besitzer eines besseren Hotels dort oben an der See in einemfashionablen" Badeort. Herr Bönheim ist außerdem Landwehr-Unteroffizier oder der- gleichen und Fahnenträger im Kriegerverein. Herr Bönheim ist beliebt und gefürchtet. Denn gegen seinen gewalligen Bierbaß kommt nichts und niemand auf. Die besten Argumente versagen gegenüber seiner Bruststimme. Im Winter ist Herr Bönheim sein eigener Gast. Meist der einzige. Nur zuweilen findet sich noch der Echneidermeister Kiesel« berg   und ein paar andere Bürger zum Skat ei». Dann spielen und politisieren sie. Das heißt: Herr Bönheim spricht und die anderen hören zu. Sie sind weniger gut bei Stimme. Außerdem wird Herr Bönheim leicht zornig, wenn ihm einer widerspricht. Und er donnert ihn einfach nieder. Kommt er aber aus die Friedensliebe der Regierung zu sprechen, dann wird er auch so zornig, ohne Widerspruch. Dann schwellen ihm die Adern auf der Stirn und seine Nase läuft blau an. Denn Herr Bönheim ist ein KriegSfreund. Ein Kriegsfreund durch und durch. Und er verachtet jeden ganz offensichtlich, der das nicht so ohne weiteres anerkennen will..Schlappschwänzigkeit das Ganze," sagt er..Angftmeierei I Wenn ich an der Spitze stände, keinen Augenblick tät ich mich be- sinnen I Drauf und dran I Die. halbe Armee nach Rußland  , die andere Hälfte nach Frankreich  , die Panzer auf England los l In drei Wochen haben wir sie unter. Höchste Zeit, daß wir lostöppern I Kinderl" Hier reckte Herr Bönheim die Arme und legte zwei ge- ballte Fäuste auf den Tisch.Kinder, wenn ich das noch erleben sollt', daß es heißt: mobil! Kinder, ich schmiß sofort'n Dutzend Pullen Sekt I" -i- Ein halbes Jahr später. Der wunderbare Sommerabend geht eben vom Dämmern ins Dunkel über. Herr Bönheim sitzt mutterseelenallein auf der blumengeschmückten Beranda seines Hotels und stärkt sich von Zeit zu Zeit mit einem gewaltigen Kuhschluck. Er qualmt wie ein Schornstein, rutscht nervös auf seinem Stuhl hin und her und stiert gedankenlos auf die Straße. Schneidermeister Kieselberg kommt langsam heran. Nanu", sagt erzonz alleene?" Komni rein, dann sind's zweie." Kieselberg setzt sich zu ihm, läßt sich ein Glas Bier kommen und nachdenklich:Ja, ja." Nee, nee", sagt Bönheim. Laus über die Leber geloofen?" Bönheim antwortet mit einer kurzen ärgerlichen Geste. Ja, ja." Kieselberg nickt nach der Straße hin:Alles wie dot. Und det nennt de Welt Hochsaison." Hochsaison I' Bönheim lacht verächtlich. Und es ließ sich so fein an," fährt Kieselberg fort.DaS Wetter  , Mensch! Wie vom Herrjott extra für uns jemacht. Der Avbnlt in Berlin   weech wie Schweineschmalz und alles die Zunge auS'm HalS vor Hitze. Wasser! Wasser! schrei'n se. Wir h»ben's hier. Und se sind ja ooch jekommen. Rejimenterweise. Mit Hack und Pack. Und haben sich die Sohlen nach'ner Herberje durch- jeloofen. Mensch I" Kieselberg muß lachen,'ne lumpige Bodenkammer Hab' ick for zwanzig Mark tie Woche vermiet'. Puh. Jedes Loch jestoppt voll.Und"
Sei Woß stillt, ShtftTbttflV* Bönheim nimmt einen mächtigen Schluck und würgt eine Weile daran.Bei mir haben ft für drei Marl   die Rächt auf» Billard geschlafen. Und die erste Etage knüppeldick voll von Oesierreichern und Russen. Feine Zahler! Gucken die Rechnung kaum an. Und mittagt und abends hier" sein Blick streift die Rundekein leerer Stuhl. Wein und Sekt beinah auf jedem Tisch. DaS scheffelt. Und nu?" Er deutet mit einer Kopfbewegung die Leere an.Du und ick mit zwei Schnitt Bier." Er lacht höhnisch. Ja," sagt Kieselberg und zuckt mit den Achseln.»Ja, der Krieg." «Ob I Ausgerissen wie Schafleder l Alles, alles! Drei Tage. und kein Oesterrcicher und kein Russe war mehr zu sehen. Na, und unsere Landsleute machen sich auch auf die Socken, weil sie Angst um ihre paar Kröten haben!" Bönheim trinkt.Unsereiner sitzt da mit'n heißen Kopp und'n kalten Keller voll Borrat." Kieselberg nickt. Und sagt nach einer Weile:Es fing woll nich anders." So?" Es muß ja mal zum Klappen kommen I" So?" Ja. Allerhöchste Zeit, daß mal düchtig, aber janz düchtig auf« geräumt wird!" So?" Kieselberg nickt und trinkt heftig und gerät in Eifer.«Wir schmeißen die halbe Armee an die russische, die halbe an die fran- zösische Grenze! Unsere Panzer sperren den Kanal und blockieren England und" Er hält jäh inne. Bönheim hat sich über den Tisch geneigt, schiebt die Faust vor sich her, stiert dem Schneider wütend in die Augen und schreit: und Du Affe bezahlst meine Schulden, was?" Aber ," Kieselberg sucht nach Worten. Quatsch! die ganze Geschichte I" Bönheim schlägt mit der Faust auf und schreit:.Hätt' man sich nu nich mal gesund machen können? Nee, muß wieder sowas dazwischen kommen!" Er fährt mir beiden Händen ins Haar und schüttelt andauernd den Kopf. Aber," sagt Kieselberg nach einer Weile schüchtern.Du warst doch sonst so fürS Drauflosgehen!" Ich? Wann denn?" Na, im Winter zum Beispiel.Wenn ich d a s noch erleben könnt' I" haste gesagt. Nich eennial. nee, zehnmal I" Im Winter!" Bönheim erhebt sich und lächelt höhnisch arL den Schneider hinunter.Im Winter! Sind wir denn jetzt im Winter oder ist jetzt Hochsaison, du Onatschkopp I?"
Nisch. Während die österreichischen Monitore und Strandbatterien am Donauufer ihre Granaten nach Belgrad   hinnberschicken in eine offene Stadt, denn die Festungswerke aus Türkentagen sind mehr ein Zierrat als ein Schutz! richten sich die Augen des serbischen BolkeS nach Nisch  . In Nisch haben sich Behörden und Kassen ein« gefunden, in Nisch   hat die Regierung Paschitschs mit dem uir- bequemen Anhängsel des Hofes ihr Quartier aufgeschlagen, in Nisch  trat oder tritt auch in verzweifelt ernster Stunde die Narodua Skupschtina, die serbische Volksvertretung zusammen. Nisch! Wer hoffnungsvoll mit dem Wiener   Konvcnlionalzug der alten Kaiserstadt Byzanz entgegenfährt, stürzt sich am Morgen des zweiten Reisetages in grauer Frühe aus dem Abteil und sieht fröstelnd einen primitiven langgestreckten Bahnhof vor sich, der gerade recht ist zur Einnahme eines schwarzen Kaffees mit be« schcidener Zutat. Der Anblick eines Haufens zusammengewürfelter schmutziggelber Häuser, noch schmutziger erscheinend im verwischten Grau des beginnenden Tages, entsetzt den Reisenden flüchtig, da er weiterfährt, und er hat, wenn der Zug sich bald in zackige GebirgS- romantik einbohrt, längst vergessen, daß das Eindruckslose morgens um halber sechs Nisch   war. Die Sache wird auch nicht wesentlich reizvoller, wenn man sich einen Ruck gibt und am Bahnhof einen verwegenen Fialer chartert, um, in freche Staubwolken gehüllt, feldgrau gefärbt von Staub, mit Staub in den Augen, mit Staub auf der Zunge die biblische Prophezeiung fällt einem ein: und sollst zu Staub werden I der Stadt zuzustreben. Diese Stadt ist lang und schmal wie ein Handtuch und gleicht auch sonst jenen Handtüchern für Unterbeamte aus Berliner   Postämtern, über die Freund Z u b e i l im Reichstage so beredte Klage zu führen pflegt: was nämlich die Sauberkeit an- geht. Aber damit muß man sich auf der Schwelle des Orients abfinden. Wer sich wundert, daß man vom Tischtuch eines Eafö Makedonia benannten Lokals die Speisekarte der ganzen letzten Woche ablesen kann, gehört ins Cafä Bauer und nicht ins Cafe Makedonia, und wer beim Löffeln seiner dicken Milch noch in tiefster Seele erschrickt, so- bald er' einen gigantischen Brummer, einbalsamiert in der Milch, mit hörbarem 5wall durchbeißt, er darf sich eben aus dem Bereich von Kempinski nicht allzu weit entfernen. So yehört auch der Schmutz als notwendige Patina zu den Städten, m denen Morgenland und Abendland im Widerstreit liegen. Aber etwas anderes prägt Nisch   den Sinnen ein: eS ist die melancholischste Stadt der Welt, ein Inbegriff von Melancholie, die