Nr. 153.- 1914.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts Dienstag, 1. Auguft.

Besinnung.

Zu Feld, zum Kriege galt's zu ziehen, Und grimmig fingend ritten wir.

Daherm lag Mütterchen auf wunden Knien: Mein Gott ! mein Gott! erhalt ihn mir!"

Ich mußte auf Patrouille reiten; Da stand er vor mir scharf bewehri. Jetzt galt es: einer von uns beiden Und nieder blitte ihn mein Schwert!

Ha, wie entquoll's dem roten Borne; Der grüne Rasen wurde bunt. Ja lachte grell in tollem Zorne: Da liegst Du nun, Du Lumpenhund!"

Und strich das Blut vom Schwerte wieder. Da zog's durch meine Seele lind, Zu meinem Feinde bog's mich nieder: Er war auch einer Mutter Kind!

wie ich

-

So.

Die Infanteriewaffen im modernen Kriege.

Wir entnehmen dem schon mehrfach von uns erwähnten Buche des Generals v. Bernhardi Vom heutigen Kriege folgende Ausführungen über die in den jewigen Heeren zur Berwendung ge­Langenden Jafanteriewaffen:

Lüttich .

1000 Metern bis auf 800 Meter erstrebt werden. Im offenen Transportmittel benutzt, Nur die Erfahrung kann ergeben, welche Gelände wird es faum jemals möglich sein, näher an eine besetzte Konstruktionen die zweckmäßigsten sind. Stellung heranzukommen, bevor das Feuer des Verteidigers wenigstens Daß die Maschinengewehre, besonders dann, wenn sie in Masse teilweise niedergekämpft oder gedämpft ist. verwendet werden, eines gewissen Einfluß auf die Taktik ausüben Der Charakter des Gefechtes hat sich mit diesen Erscheinungen werden, ist kaum zu bezweifeln. Wenn sie mit der Infanterie im vollständig geändert. Während es früher darauf ankam, die Mann Gefecht zusammenwirken sollen, wird diese eine gewisse Rücksicht auf schaften unter dem unmittelbaren Einfluß in mehr oder weniger ge- diese Hilfswaffe nehmen müssen, deren Verwendbarkeit durch be­schlossenen Abteilungen gegen den Feind vorzuführen und nur ein sondere Verhältnisse bedingt ist. Es liegt dann besonders für den Teil der Leute in Schüzenlinien oder Schwärme aufgelöst war, be- Angriff die Gefahr vor, daß die Infanterie sich in ihrem Vorgehen wegt sich jetzt die ganze fechtende Truppe in aufgelöster Ordnung, nach den Maschinengewehren richtet und damit ihre volle Bewegungs­in der jeder einzelne Mann selbständig handelt und fämpft Der freiheit verliert. unmittelbare Einfluß der Vorgesetzten kann sich nicht mehr wie früher geltend machen; der gesteigerte Gefechtslärm erschwert die Befehlserteilung. Dft können die wenigen vorhandenen Offiziere während des Kampfes selbst nur durch ihr Beispiel wirken. Auch die Unterstützungen find im offenen Gelände gezwungen, in aufgelöster Wer vom deutschen Grenzbahnhofe Herbesthal aus westwärts Ordnung vorzugeben, und fönnen nicht mehr so dicht hinter der ins belgische Laud hinein gen Lüttich fährt, dessen Blick umfaßt eine vorderen Kampflinie folgen wie früher, weil die bestrichenen Räume reich bebaut mit Gemüsefeldern: behäbige Dörfer im Tale, auf den reizende hochkultivierte Landschaft. Grüne Höhen zu beiden Seiten, hinter dieser sich bei der Rasanz des Feuers sehr bedeutend er- Höhen schmucke Landhäuser, die vom Wohlstande der Bewohner weitert haben und auch das gegen die vordere Gefechtslinie ge- Bengnis ablegen und überall wohlgepflegte Gärten mit schönem richtete Schrapnellfeuer sie zwingen wird, einen entsprechenden Ab- Blumenschmucke. Die Belgier sind tüchtige Landarbeiter und passio­stand zu wahren, wenn sie nicht allzu schwere Verluste erleiden nierte Gärtner. Das ist die liebliche Landschaft, der zum großen wollen, ohne selbst wirken zu können. Alle Gefechtsabstände haben Teile die alten flämischen Meister ihre Motive zu jenen reizvollen Berg­sich dadurch erweitert. landschaften entnahmen, die für ihre Gemälde so kennzeichnend sind. Eine sehr erhebliche Verstärkung der infanteristischen Feuer- Tale dem der majestätischen Maas , so ändert sich das Bild wie mit Aber kaum nähert sich die Bahnlinie aus dem reizenden Vesdre­traft wird dagegen durch die Maschinengewehre erreicht, einem Zauberschlage. Trüb und dick wird die Luft; grau und die bei gleichen ballistischen Leistungen, wie das moderne bleiern wälzt sich, von Fabrikabwässern verunreinigt, die Maas ; Infanteriegewehr fie aufweist, bis zu 600 Schuß in der Minute die hübschen Dörfer, die freundlichen Landhäuser verschwinden, abzugeben imstande und dabei so eingerichtet sind, daß sie vermöge Hammerschlag, Fabrifarbeit erdröhnt, und die zum Teil wilden, einer langsamen Seitwärtsdrehung des Rohres das Ziel in einer zum Teil timmerlichen Gestalten der wallonischen Arbeiter und gewissen Breite mit ihrem Feuer bestreichen. Arbeiterinnenbevölkerung tauchen immer häufiger auf. Wir nähern Und plöglich zeigt sich dem Auge des Die Wirkungen dieser Gewehre ist auf bekannten Entfernungen ums dem alten Lüttich. gegen nicht allzu niedrige Ziele bei sorgsamer Bedienung verheerend Reisenden ein erstaunliches Bild: die Silhouette dieser großartigen, groß. Ist die Entfernung aber falsch geschätzt oder die Bedienung ugleich uralten und ganz modernen Stadt. Kein Städtebild Belgiens kann sich, was den Anblick aus der mangelhaft, so wird die Wirkung sehr erheblich beeinträchtigt, da die Ferne betrifft, mit Lüttich messen. Durch die Berge hindurch, die Tiefenstreuung eine viel geringere ist als beim Infanteriefeuer. Bei jetzt und zum Teil schon seit Alters, mit Befestigungen gekrönt find, Die Leistungsfähigkeit der Infanteriewaffen i den verschiedenen diesem machen die einzelnen Schützen die verschiedensten Ziel- und windet sich die Breite Maas und die reißende Durthe. Am Fuße Armeen ist annähernd gleich, nachdem man überall zum fleinen Abkommenfehler und sorger so auch bei bekannter Entfernung für des Berges der alten, im Norden der Stadt gelegenen Kaliber von sechs bis acht Millimeter übergegangen ist. Etwa eine erhebliche Tiefenstreuung. Beim Maschinengewehrfeuer dagegen Zitadelle, drängen sich dicht die Häuser, die Türme der alten 20 Schuß tönnen in der Minute abgegeben werden. Der Trag- ist der etwa gemachte Fehler für alle Gaschoffe desselben Gewehres Stadt zufammen, und sie flimmen, immer eng zusammen­weite entsprechend sind die Bistere fast aller neuen Waffen mit immer der gleiche, und daher liegt auch die Garbe sehr eng zu bis in die Neuzeit hinein ein einziges Geimmel von unregel­Das ist die Altstadt, die gefchart, den Berg felbst hinan. einer Einteilung bis 2000 Meter verfeßen Die meisten Armeen fammen. Die Zufallstreffer des Infanteriefeuers find nahezu aus- mäßig geführten, wintligen, düsteren und meist schmutzigen Gajien führen das moderne Spitzgeschoß. Unterschiede der Bewaffnung, geschlossen. Durch Einführung von Zielfernrohren bei den Maschinen- und Straßen war und zum Teil noch ist, daraus die alten die die Taktik beeinflussen beeinflussen tönnten, sind sind nirgends vor gewehren hat man ein genaueres Biel zu ermöglichen gesucht; doch erschwert Kirchen mächtig emporstreben, Die Neuzeit hat hier Luft und Licht handen. Das deutsche Gewehr im besonderen kann ats ir jeber die Erschütterung beim Schießen die Anwendung diefes Hilfsmittels. geschaffen. Großartige Boulevards sind in die Altstadt hinein­Hinsicht gut Bezeichnet werden. Es entspricht durchaus modernen um den beim rafchen Feuern infolge der Wasserfühlung entstehenden gehauen worden; und wer vom Bahnhof aus Littrich durchwandert, Anforderungen. Ballistische Leistungen, Feuergeschwindigkeit und Dampf unsichtbar zu machen und dadurch das Einschießen des der stößt bald auf diese modernen Anlagen, auf den Square und Treffsicherheit sind gut. Die Konstruktion st einfach und friegs- Feindes gegen die im Kampf stehenden Gewehre zu erschweren, sind den Boulevard d'Avroy, die den Mittelpunkt des modern- eleganten Lebens von Lüttich bilden. Die Maas entlang sind neue, schöne gemäß. Einigermaßen rüdständig ist wohl nur das franzöfifche Dampfablaßschläuche eingeführt worden. Die Leistungen der heute üblichen und in den verschiedenen und Verkehrsleben Sittichs am lebhaftesten entwickelt. Man hat Rais angelegt worden und das ist die Stätte, wo fich das Handels­Rebelgewehr, das neben anderen Nachteilen auch noch ein Borderschaft­magazin hat, während in allen anderen Armeen Mittelschaft- Armeen eingeführten Maschinengewehre sind überall annähernd die Lüttich manchmal feiner Lage nach mit Paris bergleichen magazine eingeführt sind. In Frankreich beschäftigt man sich dem gleichen. Wir in Deutschland haben wie die meisten großen Heere wollen und soviel muß wahr fein: die Lütticher Maas entsprechend sehr ernstlich mit der Neubewaffnung der Infanterie das System Maxim mit Dampfablaßschläuchen angenommen. Biel- ais erinnern wirklich ein wenig an die Seinetais von Paris . Auch und hofft damit einen Vorsprung, besonders Deutschland gegenüber, fernrohre werden nicht verwendet. In Frankreich wird auf die Aus- hier entfaltet sich ein Geschäftsleben unter freiem Himmel, besonders zu gewinnen best rüstung der Armee mit Maschinengewehren ganz besonderer Wert gelegt. auf dem Kai de la Batte sowie auch auf dem weiter nördlich mitten Immerhin scheint man mit dem Uebergang zum fleinen Kaliber und Sie sind in großer Zahl beschafft worden. Man sucht in ihnen ins Häufergetvirr eingebetteten alten Markte. Lebensmittel, Bücher, Trödelware aller Art, Hunde, Vögel und Gott weiß was noch alles zum Mittelschaftmagazin, wie mit der Einführung des rauchschwachen scheinbar einen Erfaz dafür, daß mit Rücksicht auf die Bevölkerungs - wird hier feilgeboten; Straßenmujitanten geben ihre Stückchen zum Bulvers und der Spizgeschosse einen gewissen Höhepunkt und einen zahl die Infanterie nicht mehr verstärkt werden kann. Eingeführt besten und das ganze lebenslustige Temperament der Ballonen borläufigen Abschluß gefunden zu haben. find die Systeme Hotchkiß und Puteaux . An diesem letteren sollen prägt diesem Treiben seinen Stempel auf. Hier am linken Ufer der Der wesentlichste Einfluß nun, den die Verbesserung der In- neuerdings Verbesserungen vorgenommen werden, die die Feuer Maas und hier allein fann man das alte Lüttich finden, das wir fanteriegewehre ausgeübt hat, besteht darin, daß er auflösend auf geschwindigkeit von 600 auf 800 Schuß in der Minute steigern. Auch uns vorstellen, wenn wir an die ehrwürdige Geschichte dieser be­die Formen des Infanteriegefechts gewirkt hat. interessiert man sich in Frankreich für die Konstruktion leichter rühmten Stadt denken. Freilich hat Lüttich viel zu viel gelitten, Unter den heutigen Verhältnissen fönnen Infanterietruppen sich gewehrförmiger Maschinenwaffen, wie das bereits besprochene als daß es noch heute jenen Reichtum an Denkmälern der Baukunst felbst carf weite Entfernungen, also etwa von 2000 Meter an, dem Gewehr Chautat beweist. Vorläufig führt die britische Armee aufweisen könnte wie die berühmten belgischen Städte drüben in Flandern . Noch 1794 haben die Franzosen die schöne Lamberts­Gewehrfeuer nicht aussegen, ohne die schwersten Verluste zu erleiden. Maschinengewehre nach den Systemen Marim und Colt. Jedem firche am Markt zerstört. Doch kann sich Lüttich noch Sobald die Möglichkeit vorliegt, ins Feuer zu kommen, muß daher Bataillon find deren zwei, jeder Kavalleriebrigade deren sech zu immer bedeutender Kirchenbauten rühmen. St. Martin ist ein spät­die Infanterie sich zur Gefechtsbreite entfalten, un raig in die geteilt. Desterreich hat in der Feldarmee ein Maschinengewehrsystem gotischer Brachtbau, darin sich die ganze Lust dieses Boltsstammes aufgelöste Ordnung übergehen zu können, sobald das feindliche Feuer Schwarzlose, für den Festungskrieg ein solches nach dem System am lippigen Spiele der Formen ausgelassen hat; St. Martin, fühlbar wird. Jedes weitere Manövberieren ist dann ausgeschlossen; Stoda eingeführt. Die übrigen großen Militärstaaten führen Marim- obwohl gleichzeitig mit der Jakobskirche nach einem Brande wieder nur noch ein Vorwärts oper Zurüd ist gestattet und möglich. Fechten gewehre, die teils der Infanterie, teils der Kavallerie beigegeben aufgebaut, zeichnet sich im Gegensaße zu ihr durch einfach strenge fann die Truppe nur in eingliedrige Formation in loderen Schußenlinien. werden, um deren Feuerkraft zu erhöhen. Die Art der Fort- und große Berhältnisse aus, und die Kathedrale von St. Paul berechnen sind, hängt von den Verhältnissen, dem Gelände, dem wendung und ist in den verschiedenen Armeen verschieden. emailliertem Golbe, die den reuigen Fürsten, von seinem Heiligen Wie groß die Zwischenräume zwischen den einzelnen Schüßen zu schaffung richtet sich nach der Art der beabsichtigten Ver- fchließlich ist im Befige von feltenen Schäßen, unter denen das foftbare Sühnegefchent Starts des Kühnen, eine Gruppe von feindlichen Feuer und den eigenen Absichten ab. Jm wirksamen Teils werden die Gewehre auf Tragtieren, teils auf patronisiert, friend darstellt, das berühmteste Kleinod bildet. Feuer vorgehen kann die Infanterie nur sprungweise oder friechend Wagen transportiert und dann zum Feuern auf einen Schlitten Unwillkürlich lenkt dies merkwürdige Stück den Blick auf Lüttichs unter geschictester Ausnutzung des Geländes. Die Entscheidung des oder eine Lafette gefeßt. Unter Umständen können sie auch vom Geschichte zurüd. Wohl konnte Karl der Kühne Reue empfinden, Feuerkampfes wird meist schon auf den mittleren Entfernungen von Transportwagen aus schießen, oder die Lafette wird zugleich als da er damals, nach der Eroberung der Stadt im Jahre 1468, ibre

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Jus und Recht.

Roman von Fred B. Hardt.

Sie Närrchen, geben Sie her. Schnell meine Brille."| suchte ohne Brille zu lesen. Sie ließ das Blatt fallen und Mit ungeduldigen Händen setzte sie die Brille auf und sagte mit bebender Stimme: Ich kann nicht lesen. Ich zog den Brief aus dem Umschlag, den Frau Gabriele mit brauche auch nicht zu wissen, was in dem Briefe steht. Es einer Schere geöffnet hatte.

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O, zwei Briefe, der gute Junge," sie legte den einen Sie setzte sich gegen das Licht und erzählte vom Weih- Brief vor sich hin und faltete den anderen auseinander. nachtsfest in Hamburg . Das hatte sie sich alles vorher sorg- Wenn er nur vernünftig schreiben wollte, nicht immer so sam zusammengelegt, aber fie mußte sich anstrengen, den Zu- reuz und quer. Ich weiß nie, wo der Brief anfängt. fammenhang nicht zu verlieren. Doch da sie von Frank er- Ah hier!" zählte, wurde sie lebhafter und sprach natürlich aus dem eigenen Empfinden heraus, und die glänzenden Augen der Mutter dankten ihr.

" Ja, ja, das freut mich. Darüber freut sich stets eine Mutter. Aber ich habe ihn so lange nicht gehabt. Und immer wieder heißt es, nächste Woche und dann wieder, nächste Woche und nun soll ich wieder warten."

Im Frühjahr, liebe Frau Werner, Lommen Sie wieder auf den Hirsch und da haben Sie Frank immer um sich," und da sie das selbst glaubte, fam eine herzliche Wärme in die Worte.

Im Frühjahr? Wie lange ist das noch hin? Ich bin fo alt geworden in den letten Monaten. Es ist eigen, wenn ich mich auch anstrenge, ich fann mich gar nicht erinnern, wie grüne Bäume ausschauen. Und von Ursula habe ich auch nichts gehört."

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Frau Gabriele fah ihr zu, wie sie eifrig las. Ihre Augen streiften die beschriebene Rückseite des Bogens. Was war das? Mit Blauftift über die ganze Seite ge­schrieben? Ein Scherz von Frank? Das war aber eine Genehmigt".-In jäh auf­ganz andere Handschrift quellender Angst, ganz unbewußt beugte sie sich vor und las die Worte. Die Angst lähmte ste, daß sie sich nicht rühren konnte.

Ach, hier geht es weiter," und Frau Werner drehte den Briefbogen um. Frau Gabriele schloß die Augen. Es war ganz leer im Bimmer. Wie ausgepumpt die Luft. Sie fühlte die Blicke der alten Frau auf sich gerichtet und schlug die Augen wieder auf.

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Was soll das heißen?" Frau Werner hatte sich auf­gerichtet, fie nahm die Brille ab, die auf den Boden glitt und Aber liebe Frau Werner, Sie wissen doch, daß Ursula hielt Frau Gabriele den Brief hin. mit ihrem Onkel auf einige Monate nach Batavia gereist ist. Mein Gott, liebe Frau Werner," stammelte Frau Ga­Die Reise war für Mynbeer ter Linden notwendig und Ur- briele ganz fassungslos, ich weiß auch nicht." Aber die heiße jula wollte den alten Herrn nicht allein reisen laffen. Sie Angst schlug aus ihren Augen. fommt auch im Frühjahr zurüd. Frank ist es wirklich nicht Hier, diese Worte mit Blauftift, eine fremde Hand­leicht gefallen, sich von Ursula zu trennen." schrift. Es ist etwas mit Frank nicht in Ordnung. Sie wissen davon. Was hat Frank mit dem Staatsanwalt zu tun? Was soll das heißen, genehmigt?"

Frau Gabriele wurde ganz rot im Gesicht, aber Frau Werner bemerkte dies nicht, sie hatte sich in Gedanken ver­Toren und sagte, wie für fich: Da fühlt man, wie alt man ist. Ich hätte mich nicht so lange von meinem Bräutigam trennen fönnen. Aber wir ten verstehen wohl kaum die Jungen"

Da fam Fräulein Berger ins Zimmer und hielt in den Händen hoch einen Brief.

Bon mem wohl, Front Werner?"

Und,

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Liebe, liebe Frau Werner, ich erkläre Ihnen alles. Nicht wahr, Fräulein?" Frau Gabriele, lügen Sie nicht. Was ist meinem Sohne zugestoßen? Wo ist Frank?"

Die Augen der alten Frau waren starr und ganz dunkel, das Rinn zitterte heftig Sie griff nach dem anderen Brief, der bor ihr leg und hielt den Bogen weit von sich und ber­

ist ein Unglüd geschehen, ich sehe es Ihnen an. Ich will die Wahrheit wissen. Sie faßte Frau Gabriele heftig am Arm. Die schlang zärtlich die Arme um die Schultern der alten Frau und wollte sie auf das Sofa niederdrücken, ganz unfähig zu sprechen. Frau Werner schüttelte die Hände von Frau Gabriele ab und richtete sich auf. Wo ist Frank? Wo ist mein Sohn?" Und als Frau Gabriele noch schwieg- O, ihr habt alle gelogen. Darum fam er nicht. Aber ich werde die Wahrheit wissen. Ich will sofort zu meinem Sohn."- Sie machte einige Schritte und laut und jammernd rief sie: Frank, Frank!"- und dann ganz hilflos: oh!".

Sie griff nach dem Herzen und schwankte und brach zu­sammen. Frau Gabriele fing die Ohnmächtige auf und legte sie behutsam mit Fräulein Berger auf das Sofa.

Sie

Marie! Marie! Babette!" schrie Fräulein Berger. Sofort zum Arzt schicken," rief Frau Gabrjele. Laufen. schnell, Marie. Und Sie, Babette, helfen Sie!" Sie legten der Bewußtlosen ein Rissen unter den Kopf. Geben Sie Niechsalz, Fräulein, Eau de Cologne Wasser, Babette, schnell!"

Fräulein Berger brachte ein Flafon, den Frau Gabriele der Leblosen vorhielt. Babette tupfte mit einem nassen Tuch die Schläfe, aber feine Röte fam in das Gesicht. Die Be­wußtlose stöhnte, das Gesicht war ganz zornig.

Mein Gott, mein Gott, sie stirbt!" jammerte Fräulein Berger. Das Kinn flappte zweimal auf und zu, dann seufzte sie tief und der Kopf fiel nach vorn über. Wenn der Arzt doch käme!" Frau Gabriele rang ver­zweifelt die Hände.

Fast gleichzeitig rasselte ein Magen und hielt vor dem Haus, und bald hörte man bis in das Zimmer polternde Schritte auf der Treppe. Auf dem Korridor fiel ein Stod. Sanitätsrat Lüdecke, den Hut auf dem Kopf und im Mantel, fam außer Atem in das Zimmer. Er fühlte den Puls, legte das Ohr auf die Brust, lange, sehr lange. Die Schultern