Nr. 166.- 1914.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts 2

Krieg.

Die Welt speit Blut!

Gewaltig stählerne Spinnen

kriechen über des Alltags Beginnen, aus ihren Augen schlägt Menschen fressende Glut.

Aus steinerner Stille raucht Haß wie Wein, ungeheure Aengste sind

lebendig geworden in Regen und Wind,

in Sternen und Sonnenschein.

Geh an einen Baum vorbei,

Durch reifender Felder raunende Flut,

zu Eis erftaret dich ein höllischer Schrei: Die Welt speit Blut!

Alfons Petzold  .

Kriegstage in Petersburg  .

VI.

Ein trauriges Rapitel.

Viel Weisheit bedurfte es nicht, um zu erkennen, daß nach der Ueberreichung des deutschen   Ultimatums an die russische   Regierung der Ausbruch des Weltbrandes nur noch eine Frage von einigen Stunden war. Grund genug für mich, an die Abreise aus Ruß Land zu denken. Was mich zum Aufbruch mahnte, war nun weniger das Gefühl der persönlichen Unsicherheit oder die Furcht vor Ver­Haftung und Verbannung. Die Festung Berm, die als Ver­bannungsort für Deutsche   genannt wurde, schreckte mich nicht; ich wäre selbst noch weiter sibirienwärts gereist, denn dort mußte es für einen Sozialisten viel Neues zu schauen und zu berichten geben. Auch fühlte ich mich in meiner Wohnung wohl geborgen. Der Zufall hatte mich zu einem Polen   geführt, der im Verein mit seiner Frau alles tat, um mich vergessen zu machen, daß ich in Rußland   war. Mein Hauswirt hat in diesen schwülen Tagen, als alles: Tod den Deutschen  ! schrie, einen seltenen moralischen Mut gezeigt.

** Mittwoch, 26. Auguft.

lands weiß, das russische   Polizeiauge mit einigen Rubelchen über- zu können, in der Zitadelle und in das nach seinem Erbauer Coe­fleistern. Ob dies aber jezt zur Kriegszeit möglich war, konnte horn benannte Fort zurückziehen. Aber auch hier konnten sie sich schwerlich gesagt werden. Jedenfalls war es besser, den Baß mit nicht halten, und nach dreiwöchigem hartem Kampf kapitulierte der Erlaubnis zum Verlassen des Landes versehen zu lassen. zunächst das Fort und dann am 30. die Zitadelle.

Vom Konsulat eilte ich aufs Polizeibureau meines Wohnbezirks. Namur   wieder zu gewinnen, war nun das stete Streben der Unmöglich, bis in die Polizeistube vorzubringen. Straße, Hof und Niederländer  , und so rückten sie denn Anfang Juli 1695 vor die Treppe mit Gestellungspflichtigen vollständig gefüllt. Andern Tags, Stadt, die die Franzosen unter Boufflers bejezt hielten. Wiederum am Sonntag, den 2. August, glückte es mir, an den Amtstisch zu mußte nach tapferem Widerstand zunächst die Stadt kapitulieren; tommen. Mein Verlangen könne oder dürfe nur erfüllt werden, die Verteidigung der riesigen Werke machte zu bedeutende Schwie­wenn der Dwornit( Hausmeister) mit dem Hausbuch tomme. So rigkeiten, und so zogen sich denn am 5. und 6. August etwa 1000 fehrte ich denn um, übergab dem Dwornit meinen Baß nebst zwei Franzosen in die Ritadelle zurück. Boufflers übergab am 1. Sep­Rubelchen mit der Weisung, ihn für die Abreise stempeln zu lassen. tember 1695 die Bitadelle und durfte mit allen triegerischen Ehren Am folgenden Tage brachte er ihn ausgefertigt zurück. Gottlob! abziehen. Die Stadt wurde dann durch den Barrieretraftat" wäre ich später mit dem Paß auf die Straße gekommen, wäre ich 1715, durch den England den holländischen Generalstaaten zu ihrer ficherlich verhaftet worden, wie so viele meiner Landsleute. fünftigen Sicherheit den Besitz einer Reihe von Festungen in den Was nach den Begebenheiten der letzten Tage jeder vernünftige spanischen   Niederlanden gewährleistete, zum Barriereplak erklärt Mensch erwarten konnte, mußte, traf prompt ein: in der Nacht vom und von den Holländern besetzt. 1. zum 2. August war die Kriegserklärung erfolgt. In aller Die Franzosen haben jedoch Namur   im 18. Jahrhundert ver­Frühe des Sonntags erfuhren es die Einwohner Petersburgs. Auf schiedene Male eingenommen. Im Jahre 1746 erschienen sie unter die deutsche Landsmannschaft wirkte die Kunde wie ein Bomben- Clermont vor Namur  , das sich bald auf Gnade und Ungnade er­schlag. Was tun? Als gut erzogene deutsche Untertanen eilten sie geben mußte. In der Zeit der Revolutionsfriege unternahm der zu ihrer Behörde, zum Konsulat, um zu fragen, was zu tun sei. französische General Valence nach der Schlacht bei Jemappes 1792 Dort angekommen, erfuhren sie zu ihrem Entseßen, daß der Konsul die Belagerung der von den Oesterreichern besetzten Festung. Kaum in der Nacht Petersburg verlassen hatte. Die waren die Parallelen eröffnet, so mußte die Stadt auch schon ver­Schilder waren entfernt worden, die Türen geschlossen. Bom lassen werden; in der Zitadelle leistete die Besatzung tapferen Konsulat zogen sie zur Botschaft. Dort hörten sie die nämliche Widerstand, ohne sich aber halten zu können. Im folgenden Jahre mußten die Franzosen infolge der Schacht bei Neerwinden die Der Menschenhaufe wurde schnell größer. Aus den Vorstädten Stadt wieder räumen; als aber 1794 die Verbündeten den allge­und aus der Umgebung Petersburgs famen geängstigte Landsleute meinen Rückzug antraten, übergab die schwache österreichische Be­herbei. Weder Rat noch Hilfe fonnten sie erhalten.

Kunde.

Vor dem Konsulat traf ich vier Mitglieder des Deutschen Metall- fabung die Zitadelle von Namur   den Franzosen  , ohne Widerstand arbeiterverbandes, die eben aus Moskau   angekommen waren. zu leisten. Die Groberer schleiften damals alle Werke. Namur  Sie hatten auf dem russischen   Konsulat in München   einen Ver- par nun 20 Jahre lang die Hauptstadt eines französischen   Departe ments. In dem Feldzug von 1815 gegen Napoleon   war sie zum letzten trag für eine Stellung in Moskau   abgeschlossen, fanden bei Ankunft Mal der Schauplah kriegerischer Ereignisse; am 20. Juni fand hier an dem neuen Arbeitsplatz, daß sie über die Verhältnisse elend ge­täuscht worden waren und saben sich ständig von ihren russischen ein sehr heftiges Rückzugsgefecht zwischen einem französischen   und Arbeitskollegen bedroht. Der Konsul in Mostau gab ihnen eine einem preußischen Armeetorps statt. Blutige Kämpfe spielten fich Fahrkarte nach Petersburg   und einen Brief, der ihre Mittellosigkeit in den Straßen ab. Seitdem ist Namur   wieder außerordentlich bestätigte. Ale sie zum Konsulat in Petersburg   famen, war es leer. stark befestigt worden. So standen die Menschen in dem wildfremden Lande ohne Freunde, ohne Geld, ohne einen Bissen Brot. Die vier Münchener   Schlosser sollten bald viele Leidenskollegen erhalten, die noch ein viel trau­rigeres Lied zu singen wußten.

Irgendwo entstand das Gerücht, dem amerikanischen   Konsul sei die Vertretung der deutschen   Interessen übertragen worden. Die Landsmannschaft stürmte in immer stärker werdenden Scharen zum amerikanischen   Konsulat. Sie wurden wohl höflich empfangen, aber weder Rat noch Hilfe wurde ihnen zu teil. All den klageliedern gegenüber fonnte der Konjul weiter nichts antworten als: Ich habe noch keine Instruktion von meiner Regierung.

Notizen.

Der Schlachtenmaler. Auf Wunsch des Kaisers hat sich der Schlachtenmaler Theodor Rocholl   in Düsseldorf   nach dem westlichen Kriegsschauplaze begeben, um dort für die Her stellung von Schlachtenbildern Studien zu machen. Herr Rocholl hat auch dem Kriege in China   fowie dem griechisch- türkischen Strieg und dem Balkantriege als Schlachtenmaler beigewohnt und viele Greignisse auf blutiger Wahlstatt im Bilde verewigt. Daß für die Kunst etwas dabei herausgekommen wäre, hat man aller­dings nicht gehört.

Während der Kriegszeit in Feindesland zu sein, die Stimmung der Petersburger, der russischen   Bevölkerung zu beobachten und darüber zu berichten, deuchte mich interessant und wichtig genug, persönlichen Unannehmlichkeiten zu trogen. Anderen Sinnes wurde ich erst, als sich die vollständige Unmöglichkeit zeigte, einen Brief über Die Zahl der Deutschen   in Petersburg   wuchs mit jedem Tag, die Grenze zu bringen und irgendwelche Nachricht von der übrigen mit jeder Stunde. Aus Finnland   famen die Ausgewiesenen, aus Welt zu erhalten. In dieser welthistorischen Zeit ohne jede Kunde dem Innern des Reiches Flüchtlinge, die mit einem jener deutschen  zu sein, wurde mit jedem Tag unerträglicher. Daß das, was die Schiffe in die Heimat wollten, die in Petersburg   wie gefät" stehen russischen Blätter berichteten, Schwindel war, stand außer Zweifel. follten. In den Fabriken mußten auf Verlangen der russischen  Aber wie die Wahrheit erfahren? Dann rückte der Tag heran, wo Arbeiter die deutschen   Arbeiter und Beamten sofort entlassen werden; diese Mengen klein erscheinen! ich ohne Geldmittel war.

Der deutsche Munitionsverbrauch betrug im Kriege 1870/71 etwa 338 310 Geschosse der Feldartillerie, 520 500 der Belagerungsgeschütze und 20 Millionen Gewehrpatronen. An bem Berbrauch des jekt entbrannten Krieges gemessen, dürften

die

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"

Im Lessing- Museum( Brüderstr. 13) nehmen die Ohne eine bestimmte Anzahl Rubelchen in den Handelsgeschäften und Banken desgleichen. Die Haus­in der Tasche mußte sowohl der Forscherdrang stark nachlaffen als befizer warfen die deutschen   Mieter turzerhand regelmäßigen Vortragsveranstaltungen Donnerstag, den 27. Auguft, auch das Bewußtsein, den drohenden Unannehmlichkeiten gewachsen auf die Straße, die Herrschaften die deutschen   Dienstmädchen. ihren Anfang mit einem Striegsballaden- Abend des Kgl. Schau zu sein. Das bestimmte mich schließlich, die Fahrkartenverfäufer zu Ohne Dbbach, ohne Mittel, ohne Brot famen fie alle zum ameritani- pielers Karl Vogt  . Er bringt Dr. Frederting zu Gehör. An besuchen. Ich wollte nach Port Arthur und stiautschou. Auf der schen Konful mit der Bitte um Hilfe: Herr Konsul, die und die fang 8 Uhr. Die Deutsche   Bühnengenossenschaft beran langen Reise durch Sibirien   hoffte ich vieles schauen zu können. Die Kollegen find spurlos verschwunden! Meine Möbel sind auf die staltet ihre ersten Patriotischen Runftbarbietungen" zu wohltätigen Hoffnung war umsonst. Auf den Mond könne man jezt vielleicht noch Straße geworfen worden! Die Polizei gibt meinen Baß nicht tommen, aber nicht durch Sibirien  , sagte der Kerl am Fahrkartenschalter, heraus! Dieser und jener von meinen Landsleuten ist verhaftet wecken am Sonnabend, den 29. cr., und Sonntag, den 30. d. M., die Verbindung mit der deutschen   Grenze sei auch schon unterbrochen, worden Auf alle diese Klagen wußte der Konsul nichts zu sagen. im Nollendorf- Theater. Beginn 8 Uhr. Für sämtliche Billetts, mit den Logenplägen beginnend der Reihe nach aus die mit Schweden   ebenfalls. Und das alles, noch ehe eine Striegs- Bald setzte die ruffische Behörde mit der systematischen Be­erklärung erfolgt war. obachtung, Registrierung und Verhaftung der Deutschen   und Dester- gegeben werden, ist ein Einheitspreis von 50 Bf. infl. Garderobe Sich nun noch mit der Abreise zu beschäftigen, war zwedlos; reicher ein. In der Presse wurde ein auffallend gehäffiger Ton und Bettel festgesetzt worden. Vortragsabende zum Besten notleibenber gescheiter jedenfalls, das Straßenleben zu betrachten. Auf meiner gegen die Feinde" angeschlagen. Wanderung gewahrte ich in der Gogoljastraße einen mächtigen Was wird erst werden, wenn die Mussen im Felde geschlagen Bühnenmitglieder. Am Sonnabend, den 29., und Sonntag, Haufen erregt redender Menschen. Zu meiner leberraschung waren sind? fragten und fragen fich die im Machtbereich des" Friedens Wohltätigkeitsveranstaltungen statt, deren Reinertrag notleidenden den 30. August, finden im Friedrich Wilhelmstädtischen Theater es Landsleute. Aus ihren Gesprächen war zu entnehmen, daß das garen" eingeschlossenen Deutschen   und Desterreicher. Haus, vor dem sie standen, das deutsche Konsulat war, und daß der Künstlern zugute fommt. Das Programm jetzt sich aus dem Ernst der Zeit entsprechenden Gesangsvorträgen und Rezitationen zu Konsul ihnen gefagt hätte, von einer Mobilisation in Deutschland  fammen. Das Arrangement der Veranstaltung hat der Theater sei keine Rede, sie sollten nur getrost wieder an ihre Arbeit gehen.

Chagrin.

Das konnte bloß ein Mißverständnis ſein; unmöglich konnte der Aus der Aus der Geschichte der Festung Namur. direttor William Löwe übernommen.

Konsul einen solchen Rat gegeben haben, jezt, wo die Kriegserklärung mit Bombensicherheit zu erwarten war.

Wenn die Polizei jest schon sich weigerte, die Bäffe auszufertigen, so würde sie es nach der Kriegserklärung erst recht tun. Grund genug, die Papiere schleunigst in Ordnung bringen zu lassen. In Rußland   besteht der Untertan aus Knochen, Seele und Paß. Die Knochen verlangt der Unternehmer, die Seele der Pope, den Paß die Polizei. Wenn Knochen und Seele nicht in Ordnung find, mag es noch gehen, denn Unternehmer und Bope geben sich schließlich zufrieden; der Baß aber muß unbedingt in Ordnung sein. Ohne dem kein Einlaß und kein Ausgang aus dem Wachtbereich des Baren. Nun läßt sich zwar, wie ich von einem früheren Besuche Ruß­

56]

Jus und Recht.

Roman von Fred B. Hardt. Frank Werner war noch stehen geblieben, steif aufgerichtet, und sah unverwandt zu dem Vorsitzenden. Der las die Be­gründung des Urteils mit derselben gleichmäßigen deutlichen Stimme ab:

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- Die Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Namur   ist als wichtiges Eingangstor aus Frankreich   nach den Stuttgart  , Berlin  , Leipzig  , Wien  , gibt schon die Illustrierte Ge­Niederlanden der Gegenstand häufiger Kämpfe gewesen. Die Stadt schichte des Weltkrieges 1914", Allgemeine Striegszeitung, heraus. war schon in frühester Beit befestigt. Als aber dann die Niederlande   Jede Woche erscheint ein Heft zum Preise von 25 Pf. in ihren furchtbaren Krieg mit Ludwig XIV.   verwidelt wurden, Theaterchronit. Agnes Sorma   wird im Deutschen  erhielt die Stadt ein Schuß- und Schirmkleid von besonderer Stärke. Theater in den Aufführungen von, Minna von Barnhelm  ", Trotzdem unternahm Ludwig XIV.   im Jahre 1692 in höchst eigener die am 29. August und 1. September stattfinden, die Rolle der Person mit 46 000 Mann die Belagerung. Vauban   als Meister Minna spielen. Die Eintrittspreise des Deutschen Theaters sind um der Belagerungskunst leitete die Arbeiten, während der Herzog von ungefähr 40 Proz. ermäßigt. Der zehnte Teil aller Einnahmen In den Kammer Luxemburg   mit 60 000 Mann die Belagerung deckte. Die spanische wird dem Roten Kreuz" überwiesen. Bejabung zählte nur 8300 Mann. Am 6. Juni mußte sich die Be- spielen des Deutschen Theaters geht Anfang September Guzkows saßung, die zu schwach war, um die ausgedehnten Werke verteidigen Luftspiel" Zopf und Schwert" in einer Neueinstudierung in Szene.

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Die Menschen hatten sich leise, behutsam erhoben, laut-| ihn am Arm. Helle Angst sprach aus seinen Zügen. Ich los, dann schlichen die Zunächststehenden nach dem Ausgang, weiß nicht. Später." andere schoben sich nach. Einige blieben noch stehen, als ob In demselben Augenblick brach er zusammen und stürzte etwas unerwartetes, Unerhörtes geschehen müßte. Es währte in den schmalen Gang zwischen der Bank und der Rampe. Es lange, bis der Saal sich leerte. Justizrat Losso faß   bornüber- frachte wie von zersplittertem Holz. gebeugt am Verteidigertisch, den Kopf in die Hände gestützt. Dann sah er mit verstörten Augen zu Dr. Renter auf, der aufgestanden war und die Lehne des Stuhles mit den Händen fest umflammert hielt, als ob er ihn zum Schlage aufheben wollte. Er sah starr vor sich hin und hatte einen höhnischen, verächtlichen Bug um den Mund.

Die Lezten waren hinausgeglitten und hatten scheu zu Frank Werner hinübergesehen. Der Saal war leer. Die beiden Diener flinkten die Türen zu und standen wartend an der Treppe. Der alte Eichler schnäuzte sich.

Henkel und der Major faßten über die Rampe und griffen nach ihm, die Diener stürzten in die Bank und hoben den Be wußtlosen heraus.

Wasser! Schnell!" rief Dr. Renker. Ein Diener lief fort. Karl Henkel riß Frank Werner die Weste auf. Der lag auf dem Boden und röchelte schwer.

Justizrat Losso wischte sich mit der Hand über die Augen: Wie eine Hinrichtung!"

10.

,, Das Gericht ist zur Freisprache wegen Erpressung ge­kommen, da es den Aussagen der Zeugin Adele Blinker­Crighton nicht genügend Glauben beigemessen hat. Dagegen gibt der Angeklagte selbst zu, daß er zu der Zeugin gejagt habe, sie könne ihren Sohn jetzt nicht sprechen, Briefe würden ihn nicht erreichen. Das ist objektiv unwahr. Und der An­Die Villa in der Tiergartenstraße glich einem Trauer geflagte mußte sich dessen als erfahrener Verteidiger auch Justizrat Losso stand mühsam auf und drehte sich zu haus; und um so peinvoller empfand das Frau Gabriele, da subjektiv klar sein. Die Beugin hat nun bekundet, und in Frank Werner um, der immer noch starr in der Anflagebant das äußere Leben mit robuster Rücksichtslosigkeit weiter ging soweit konnte das Gericht ihr Glauben beimessen, daß sie, falls stand und sich mit den Händen an der Balustrade fefthielt. und nicht duldete, daß einer ausbiegen wollte, um im stillen fie nicht in den falschen Glauben versezt worden wäre, sie ,, Das hätte ich nicht gedacht, nie! Ich bin dreißig Jahre seine Tränen zu weinen. Wenn sie auch einige Tage sich könne mit ihrem Sohne nicht in Verbindung treten, diesen in meinem Berufe, so ein Urteil habe ich noch nicht erlebt." gänzlich zurückzog und nur ihren Mann und Karl Henkel sah, vor der Abtretung um Rat gefragt hätte. Daraus ergibt sich vor der Abtretung um Rat gefragt hätte. Daraus ergibt sich Er faßte mit beiden Händen, die heftig zitterten, nach Frank so konnte ein derartiges Fernbleiben nicht durchgeführt werden, ohne die ganze Lebensführung des gastfreien Hauses ins die kaufale Wirkung der unwahren Behauptung des An­geklagten für die Abtretung. Und da die Abtretung einen Schwanken zu bringen. Der Kommerzienrat selbst lenkte sich durch angestrengte Arbeiten auf der Bank ab, die seine Vermögensnachteil für Frau Blinker- Crighton, einen Ver­Energie und seinen Verstand völlig in Anspruch nahmen, doch mögensvorteil für Frau Berta Blinker bedeutet, jo liegt der menn die beiden allein waren oder nach einiger Zeit wieder Tatbestand des Betruges vor." Landgerichtsdirektor Krank machte eine furze Pause und strich mit der Hand über den die Intimen des Hauses bei sich sahen, blieb wie ein Stelett Bogen. Es sah aus, als ob etwas unbedeutendes und Neben­im Hause, das irgendwo in einer dunklen Ecke, unsichtbar, sächliches wegwischen wollte. Die Sigung ist geschlossen. und doch beklemmend sich fühlbar machte. Der Angeklagte ist abzuführen."

Eine kurze steife Verbeugung nach dem Verteidigertisch hin. Kranz erhob sich und verschwand mit den vier Richtern in dem Beratungszimmer. Als letter ging Landgerichtsrat Sizig, er drehte sich an der Tür noch einmal um und sein Blick suchte Frank Werner.

Werner.

Dr. Renfer warf mit einem unterdrückten Fluch den Stuhl um, daß er frachend zu Boden fiel.

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Es wurde an der Tür gerüttelt. Der alte Eichler öffnete und trat hinaus. Man hörte, wie er sagte ein, meine Herren, nein, es geht nicht" und man hörte eine andere Stimme, erregt und laut- Ach was, lassen Sie uns herein" Und Köstrik, hinter ihm van Bosch und Karl Henkel, drängten an dem Diener vorbei schnek auf Frank Werner zu. Das ist ja furchtbar, lieber Freund! Um Goties   Willen, den Kopf nicht verlieren!" Major von Röstrik war ganz rot

im Gesicht.

Frank Werner sah das nicht, er hatte auch die letzten Was wollen Sie jest tun, lieber Doktor? Was raten Worte nicht mehr verstanden. Es war ihm nur im Bewußt  - Sie, Herr Justizrat?" Kommerzienrat van Bosch trat zu sein, daß er verurteilt war. Er hatte ein wüstes Brausen in Justizrat Losso. den Ohren und vor seinen Augen flimmerte es, Frant, fagen Sie doch ein Wort!" Karl Henkel schüttelte

Karl Henkel war der erste von den Freunden, der fich aus der schmerzvollen ratlosen Niedergeschlagenzeit aufraffte, die sie nach der Verurteilung Dr. Werners überkommen hatte. Er suchte Dr. Renker auf in der Hoffnung, von ihm etwas zu erfahren, wie Frank das Urteil aufgenommen habe, denn er selbst ließ nichts von sich hören, und was nun zu tun fei Der Einsicht, daß dies das unschöne Ende einer glänzenden Laufbahn, ein unaufschiebbares Todesurteil sein sollte, wollte er sich verschließen, wie alle anderen Freunde. ( Bortf. folgt)