60]
Nr. 170.- 1914.
Unterhaltungsblatt des Vorwärts S
Die Zukunft.
Mein Herz tönt neu, es kann nicht fäumen, Nun stürmt es sprunggewaltig los In eine Zukunft, herrlich- groß,
So wie sie schaffen will mein Träumen.
Ich weiß: des Glücks zu sicher sein, Dies allzu licht Sehn soll ich meiden. Indes, trot Zweifeln, Jergehn, Leiden, Sturmglühn der Zukunft, du bist mein!
Der Glaube schwand: Schicksale ständen Nach Willkür auf, durch heilig Flehn: All der Jahrhunderte Geschehn Baut sich empor aus Menschenhänden. Sie einzig leuchten durch die Welt, Mit Fackeln, morgen, und mit Kerzen! Nein, heute schon! Die Menschenherzen Durchglühn die Hände lichterhellt.
Ihr Schrei, ihr Fordern, ihre Taten Tief ackern sie grundauf ihr Land: Ein opferschwangres Unbekannt, Von Dunkeln voll, noch unerraten. Doch um sein riesig Rätsel türmt Sich also stark der Wünsche Drängen, Daß höchste Not mit Bittgefängen Um Hilfe zu den Göttern stürmt.
Nein, kein Jdyll an Uferfäumen, Kein Paradiesglück immerzu In schwerer, ausgeglichner Ruh
Zeigt sich als Zukunft meinen Träumen! Mich ruft die Stadt, die ruhlos schafft Voll Leben und voll Kampfergreifen, Wo ganz die Seele fühlt ein Reifen Durch ein erhöhtes Ziel der Kraft; Wo, zu allmächtigem Blühn erhoben, Der Geist dem Weltenall entreißt Geheimstes, das in Sphären kreist, Samt seiner Herrschwucht blindem Toben;
Wo aller Urtext neu erklingt Durch schärfsten Prüfens Feuerhelle; Wo alles ruht auf Kraft und Schnelle Im Kampf, der die Gefahren zwingt;
Wo der Notwendigkeit Verkünden Befiehlt und führt in ernstem Muß: Sie sucht den Plan, gibt ihm den Guß, Die Menschen sichrer zu verbünden;
Jus und Recht.
Roman von Fred B. Hardt.
Nein das war feine Vita Nuova!
-
Bis sich der Mensch als Sieger rect, Herr seiner selbst und aller Erden, Bis seiner Stirn erhabnes Werden Des alten Schicksals Stirn verdeckt.
Löwen.
Ueberfetzt von franz Diederich.
-
Löwen zerstört! Mir hat sich das Herz zusammengetrampf als ich diese Nachricht las. Deutsche Blätter haben darüber Genugtuung und Freude empfunden. So etwas ist nicht deutsche Art! Der Engländer hat das Wort geprägt: Recht oder Unrecht mein Vaterland! Das ist ein abscheuliches Wort. Ich halte es mit dem Deutschen Karl Schurz , der diesem Worte ein anderes entgegensette:„ Wenn mein Land im Rechte ist, so halte es amt Rechte; wenn es im Unrecht ist, so sebe es zu Recht!"
Kein gbeliebiger Ort ist Löwen. Es ist eine Stadt von 42 000 Einwohnern, die eine lange Geschichte hat und deren Geschichte und geistiges und kulturelles Beben sich ausprägt in einer großen Zahl von hervorragenden Kunstwerken, die in ihrer Mehrzahl echt deutschen Geist atmen.
Sonntag, 30. Auguft.
borigen Jahre standen auch die Löwener Arbeiter im Generalftreit ihren Mann. Aber dieser Trußgeist ist gemildert durch die edelmenschlichen Ideen des Sozialismus. Als im vorigen Jahre ein Student aus einem Café heraus auf die friedlich vorüberziehenden Streitenden schoß, griffen die Arbeiter nicht zur Gewalt und Ber störung, um sich zu rächen. Sie protestierten in würdiger Weise und stellten Wachen aus, daß sich fernerhin solche provozierenden Taten nicht mehr ereignen konnten!
Der Krieg hat jest zerstört, was viele Kriege und Belage rungen überstanden hat. Das belgische Volt hat den Krieg nicht gewollt. Es hat ihn nun, mit all seinen grauenhaften Folgen. In einer Straße Löwens menn ich nicht irre, in der Mechelner Straße grüßt eine gewaltige Muttergottesstatue von den Wällen in die Stadt hinein, denn Löwen ist eine fromme Stadt. Ob diese Muttergottes heute noch da steht?
"
Jm Stroh eines Transportwagens mit französischen Ver wundeten ist ein Notizbuch gefunden worden, in dem ein französi scher Korporalschaftsführer feine Erlebnisse vom Tage des AusDie Einträge Jm 14. Jahrhundert war Löwen die Hauptstadt des Herzog- marsches bis zum ersten Gefechtstage niederlegte. tums Brabant. Es zählte damals nahezu 150 000 Einwohner, lauten nach der Frankfurter Zeitung "( in deutscher Uebersetzung) so: hauptsächlich Tuchmacher. Diese Bevölkerung hatte Blut in den Donnerstag, 2. August. Abfahrt der Lodève mit Sonder Adern. Im Jahre 1378 erhoben sie sich gegen den bedrückenden zug um 7 Uhr vormittags, habe Bugswache. Begeisterung der Adel und warfen dreizehn adlige Ratsmitglieder aus den Fenstern Truppen. Bleiben 32 Stunden lang im Zuge. ihres Rathauses. Erst vier Jahre danach gelang es dem Herzog Freitag, 7. August. Ende der Fahrt. Durchquerung des Wenzel mit Hilfe auswärtiger Mächte, Löwen wieder zu erobern. Lyonnais . Durchzug durchs Tal der Saône ; sehr anziehende Land Der rohen Büchtigung wegen, die der Herzog an den Einwohnern schaft. Gelangen um Mitternacht beim Bahnhof von Martin. vollzog, wanderten Tausende von Webern nach Holland und England court auf ein großes Wiesengelände, das ganz vom Tau durchaus. Löwen verfiel und hat, trotzdem es im Jahre 1426 zur feuchtet ist, und bleiben da frierend vier Stunden lang. Universitätsstadt gemacht wurde, sich niemals wieder zur früheren Größe erheben fönnen. So hat Löwen heute eine weite alte Umwallung, innerhalb deren Ackerbau und große Gärtnereien betrieben werden. Die Stadt kann den alten Wallgürtel nur noch zu einem Drittel ausfüllen.
Samstag, 8. August. Erster Annäherungsmarsch, durch schreiten Mirecourt ; hier Souspräfekt des Departements der Vogesen . Kommen nach Jouvaincourt, wo wir um 11 Uhr vormit tags Quartiere beziehen. Sind untergebracht in einer Scheune. Fangen an, das gute lothringische Bier zu genießen. Besuch durch die Generäle Taverne, Vidal und Xardel.
Sonntag, 9. Auguft. Generalmarsch um 5 Uhr. Abmarsch zum Grerzieren um 7 Uhr, aufgelöste Gefechtsordnung( Ecole de tirailleur). Rückkehr ins Quartier um 8% Uhr, wonach jeder sich darauf verlegt, sein Frühstück zu bereiten. Beinahe ohne jede Abwechselung essen wir Bohnen und Büchsenfleisch.
Löwen liegt an der Bahnstrecke Lüttich - Brüssel . Vor dem Bahnhofsgebäude erhebt sich das Denkmal des Rechtsanwaltes Sylvaan van de Weyer, der im Jahre 1830 einer der Vorfämpfer der belgischen Revolution gegen Holland war. Die breite Rue de la Station führt vom Bahnhof auf das Schmuckkästchen von Löwen, sein weltberühmtes Rathaus, zu. Im zierlichsten spätgotischen Stil erbaut, drückt es in seiner Art den fleißigen und heiteren Charakter Montag, 10. August. Abmarsch um 5 Uhr nach einem der niederdeutschen Bevölkerung aus. Der Erbauer ist der Maurer- neuen Bestimmungsort. Marsch sehr schlecht geleitet. meister der Stadt Matthäus de Layens, der das Bauwerk in den Drückende Hize. Belastung schwer. Alles trägt dazu bei, die Mann16 Jahren von 1447 bis 1463 vollendete. Mit der Hauptfassade schaft zu ermüden. Die Leute fallen in großer Zahl. Ganze nach dem Grande Place gelegen, erhebt sich das Rathaus. Gegen- Korporalschaften liegen im Graben. Opfer des über steht die ebenfalls im gotischen Stil erbaute Peterskirche. An Tages: Zwei Tote des 142. und ein Toter des 122. Regiments. Anden Straßenseiten ist sie renoviert, in den vom Verkehr abgelegenen funft in Bahon um 5 Uhr. Quartier bei einem Kurzwaren Teilen dagegen sieht die Kirche sehr verkommen aus. Sie händler, der zum Kriege eingezogen ist. Werden sehr gut drückt gewissermaßen die ganze Straßenäußerlichkeit des heutigen Christentums aus. Das Innere der Kirche enthält zahlreiche Werte niederländischer Maler und sonstiger Bildner.
empfangen von seiner liebenswürdigen Frau. Erhalten die Nahrungsmittel erst um 9 Uhr abends und bereiten dann das Nachtessen, das aber keiner berührt.( Wohl weil die ermüdeten Leute den Schlaf vorzogen.)
In den ehemaligen Hallen der Tuchmacher befindet sich seit dem Jahre 1679 die Löwener Universität. Der belgische Staat gab Dienstag, 11. August. Immer noch muß weiter marschierf fie im Jahre 1834 auf. Sie wurde dann von der Kirche als freie, werden; auch heute viele Nachzügler. Ich selbst erreiche das Ziel d. h. katholische Universität weitergeführt und war in den letzten wie durch ein Wunder von Tatkraft. Mit Mühe trugen mich meine Jahren von vielleicht 2000 Studenten jährlich besucht. Die ehe- zerschundenen Füße. Indessen kam ich trotzdem an, allerdings nachmaligen Hallen der Tuchmacher sind ein sehr bemerkenswertes Ge- dem ich viel ausgestanden hatte. Quartier mit Bereitschaft. Wir bäude, dessen frühere Schönheiten freilich durch Ein-, Zwischen- schlafen gerüstet. Die Riemen, die uns drücken, die Patronen und Aufbauten gelitten haben. Die gotische Gertraudenkirche und taschen, die sich in unsere Seiten einpressen, der harte Boden, alles die von den Jesuiten erbaute Michaelstirche sowie die Jakobskirche das ist nicht geeignet, uns von zwei anstrengenden Marschtagen ausfind ebenfalls bemerkenswerte Baulichkeiten von architektonischem ruhen zu lassen.
Werte und von bedeutender künstlerischer Innenausstattung. Mittwoch, 12. August. Nach dreistündigem Marsch kommen In den engen und gewundenen Straßen fällt der Blick auf zahl wir in Lunéville an. Wein, Kaffee, Zucker, Obst werden reiche alte Häuser mit schönen und reichen Fassaden. durch die Bewohner verteilt. Wir erblicken die ersten Deut Das industrielle Leben der Stadt ist nicht von besonderer Be- schen; es sind drei Gefangene, die man einige Kilometer deutung. Die Straßen werden von einer Unzahl von Geistlichen und Mönchen belebt.
Im ganzen ist Löwen nur noch die Ruine eines ehemalig blühenden, Gemeinwesens, eine sehr erhaltenswerte Ruine, weil sie uns ein reiches und blühendes, künstlerisches und gewerbliches Leben der Vergangenheit offenbart. Doch auch in dieser Stadt wächst bereits das neue Geschlecht empor, das Hoffnungen erweckt das Proletariat. Der altbrabantische Trutgeist steckt auch in ihm. Im würden, wenn sie nur unabhängig wären. Es fam vor, daß ein Bekannter auf der Straße wegblickte, wenn er Dr. Thorom begegnete, der aber unter vier Augen von Herzlichkeit überquoll; oder, daß eine Einladung an ihn nur in engsten Familienkreisen" erging, um den peinlichen Anwalt nicht mit anderen zusammenzubringen, die über den Fall nicht so vor
Dr. Thorow litt unsäglich unter diesem Abflauen der Freundschaft und der verschämten Achtung, die man ihm noch entgegenbrachte. Er verbitterte mehr und mehr, wurde knabenhaft empfindlich und mißtrauisch, und brüsfierte den einen oder anderen Treugebliebenen, der dies als Vorwand nahm, sich nunmehr auch von ihm zurückzuziehen, innerlich froh, einen schicklichen Grund zu haben.
Und in diesen nüchternen flaren Stunden des fich Beurteilslos dachten, wie der einladende engste Familienkreis". scheiden- Lernens erinnerte er sich feines unglücklichen Freundes Dr. Thorow in Hamburg , dessen Zusammenbruch, des jammerbollen Kampfes, der dann folgte, und des betrüblichen Endes: Gleich ihm wat er Anwalt gewesen. Und jäh und erbarmungslos war auch bei ihm der Zusammenbruch gekommen. Rechtsanwalt Dr. Thorom hatte einem Freund, der gefehlt und gestraft war, in das Gefängnis Morphium zustecken lassen, da der Freund nicht die Kraft besaß, durchzuhalten, vielleicht um deswillen, da er sich schuldig fühlte. Er hatte ihn angefleht, ihm Gift zu schicken, damit er seinem Leben ein Ende machen könnte. Dr. Thorow hatte die Bitte des Freundes heilig gehalten. Der Gefängniswärter mußte hinzugezogen werden. Die nach dem Selbstmord eingeleitete Untersuchung ergab die Verfehlung des Wärters, die Anstiftung durch Dr. Thorow, der seine Schuld nicht einen Augenblick in Abrede stellte. Er wurde wegen Beamtenbestechung verurteilt und aus der Liste der Anwälte gestrichen.
-
Als er entlassen war, blieb er in Hamburg , aus Troß. Er wollte, fich die Achtung erzwingen. Wie durfte man ihn scheel ansehen, da er als Mensch nicht gefehlt, etwas getan hatte, das ein jeder hätte tun müffen, so argumentierte er. Solange noch das öffentliche Interesse an dem Fall Thorow wach war und die Bekannten durch die persönlichen Beziehungen zum gestürzten Anwalt sich selbst mit in den Vordergrund rücken konnten, sprachen sie gerne und laut von ihm, als von ihrem Freunde, wie ein jeder gerne von sich selbst Wesens macht, wenn ihn ein Bufall, eine lose Verknüpfung zu einem Ereignis in Verbindung bringt, das Aufsehen erregt. Auch war es immerhin wünschenswert, als liberal und borurteilslos zu gelten. Mählich verflachte das Interesse, die Defraudation eines Bankdirektors, der Lustmord in der Hafen gaffe, erweďte neues prickelndes Intereffe, und nach und nach wurde es langweilig und peinlich. den geweſenen Anwalt als eine ständige Mahnung um sich zu wissen. Und da die Vorurteilslosigkeit sich bestätigen sollte, wurde der Kreis der Aufrechten schon enger; die einen meinten, es wäre taftlos, in Hamburg zu bleiben, andere schminkten ihre abwartende Saltung, indem sie versicherten, daß sie ganz anders handeln
Dazu kam die Dürftigkeit, das mähliche und unaufhaltsame Schmelzen seiner Ersparnisse, die sich bald in bittere Not kehrte und ihm die Demütigungen des Verarmtseins auskosten ließ. Seine Eitelkeit blutete. Er wollte es sich nicht anmerken lassen und hungerte in Ladstiefeln. Die beschämende Angst vor den nötigsten Kleinausgaben, denen er nicht mehr gerecht werden konnte, setzte sich an ihn wie eine beschmuzende fressende Patina, lehrte ihn unschöne Ausreden erfinden und Gelegenheitslügen, die ihn verwirrt und selbstunsicher machten. Eine fladernde Angst, daß seine moralische Widerstandskraft langsam hinschwinden könnte, preßte ihm Tränen der Verzweiflung aus, die um so brennender schmerzten, als sie niemand sehen durfte.
von hier erwischt hat. Die Kanonen donnern immerwährend. Die Dragoner bringen drei deutsche Pferde, ein Automobil und Lanzen herein. Das 10. Dragonerregiment schlägt sich seit drei Tagen mit dem Feinde. Quartier in einem Herrschaftshause. Haben elektrisches Licht, Schreibtisch, aber nicht einen Strohhalm, um uns schlafen zu legen.
Donnerstag, 13. August. Seit 3 Uhr marschbereit, erwarten das Signal zum Abmarsch. Blieben den ganzen Tag auf zwölf und von zwei bis sieben in einer stagnierenden Provinzstadt. In der Direktion, der sein Fall bekannt war, hatte man ihm Aussicht gemacht, nach einigen Jahren in eine besser dotierte Stellung als Filialleiter im Ausland aufrücken zu fönnen, und das gab ihm Spannkraft, auszuhalten. Doch bei einem Wechsel in der Direktion fand der neue Chef, der Hauptmann der Landwehr war, daß es für ihn peinlich sei, mit einem Manne zusammen zu arbeiten, der im Gefängnis gesessen habe eine taktloje Bemerkung ein Aufschrei dann war Dr. Thorow wieder auf der Straße, stellungslos und mutlos. In einem üblen Gasthof der Provinzstadt hatte er sich einige Tage danach erschossen, da er die geringfügige Rechnung nicht begleichen konnte.
Das war das Ende dieses jammervollen Kampfes um eine äußerliche Rehabilitation gewesen. Und manche sprachen dann noch von unmännlicher Schwäche und von Feigheit.
Da Frank Werner in der Engigkeit der Zelle feines Freundes und dessen Schicksal gedachte, war er wie ein Mensch, der in einer Camera obscura die Landschaft und das sonntägliche Treiben beobachtet, an dem er achtlos vorübergegangen war, und das nun in der Abgeschiedenheit des dunklen Raumes, auf der grell beleuchteten Scheibe, verkleinert, aber schärfer umrijssen, erkennbar wurde, und das ihm manches zur Einsicht brachte, das seinem schweifenden Auge bisher entgangen war. Auch die Stille um ihn her machte ihn hellhörig, daß er eine feine, aber ganz deutliche Stimme vernahm, die ihn furgund hast du nicht selbst ein Gefühl der UnDie Wenigen um ihn meinten, da er doch unbedingt bei ruhe empfunden, wenn du auf den Briefen die Handschrift des seinen Kenntnissen und Fähigkeiten eine neue geeignete Tätig- Freundes erkanntest, eine uneingestandene Ungeduld, daß feit finden müßte, die ihn in geordnete Verhältnisse zurück- darin vielleicht wieder eine Bitte ausgesprochen werde, die unbringen könnte. Einige zuckten die Achseln, er gebe sich nicht gelegen kommen könnte, oder eine Klage laut würde, die nicht genügend Mühe, von selbst flöge ihm das nicht zu, andere zu deiner frohen, lebensbejahenden Stimmung paßte? Und rümpften die Nase und schwagten flug, er sei sehr wählerisch, war diese Unruhe, diese Ungeduld etwas anderes, als das nach so einem Eflat müsse er eben ergreifen, was sich böte, das Zurückebben der Wellen des Mitgefühls, die anfänglich brauBessere fäme dann schon von selbst. Und nur ganz wenige, send und in lauten Zügen zu dem Unglücklichen geflutet wie Frank Werner, wußten, welch unfägliche Mühe Dr. waren?" Aus dieser Erkenntnis erwuchs die flare Einsicht, Thorow sich gab, um irgendeine Tätigkeit zu finden, die ihn daß er demselben Geschick verfallen mußte, daß keine Freundernähren konnte und seinen Fähigkeiten und seiner Erziehung schaft, feine Liebe die langdauernde Pein des Bemitleidens entsprach, wie viele Projekte er mit fieberndem Kopf aus- erträgt; der stürzende Felsblock zerschmettert, und der jäh arbeitete, wie viele Briefe er mit zitternder Hand schrieb, wie Getroffene lebt in der Refonnance des Schmerzes weiter, des manchen beschämenden Gang er gemacht hatte. Gesteinigten langsames Hinsterben behaftete sein Andenken mit einem Verwesungsgeruch, dem die Erinnerung nicht widersteht. Die Ekstase des Mitleidens wirkt Wunder, die schal berblassen, wenn die flammende Begeisterung mit KleinHolz des Alltäglichen genährt wird.
Endlich, nach fast zwei Jahren dieser elenden Komödianteneristenz, erhielt Dr. Thorom eine Stellung bei einer Versicherungsgesellschaft. Mit bitterer Freude nahm er den kläglich befoldeten Bosten an, der ihn wenigstens vor dem Berhungern oder Bettelnmüssen schützte und bureauarbeitete von acht bis
( Schluß folgt.)