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3. 179.- 1914. Unterhaltungsblatt des Vorwärts Bonerstag, 10. September.

Die Festung im modernen Kriege.

II.

auf Sturmnähe heranzukommen. Aufgabe der Artillerie ist es, Tentakel für die drahtlose Telegraphie von den Masten abgetakelt. das feindliche Feuer derart niederzuhalten, daß die Infanterie im Die Mannschaft geht hinunter und die Ventile der Tanks werden abgekürzten Verfahren vorgehen kann; sie wird diese Aufgabe geöffnet, damit das Wasser hereinbrausen kann. Wenn dann nur lösen können, wenn sie mit genügend schiveren Kalibern arbeitet noch die Kommandobrücke über dem Wasser steht, wird der Eingang und über die nötige Ueberlegenheit verfügt. Während des fron- geschlossen, und das Boot ist klar, von der Oberfläche zu ver­Wenn befestigte Stellungen in Gegenden angelegt werden, die talen Vorgehens gegen das Fort müssen die Heereskolonnen, die schwinden. Die Fahrt wird fortgesetzt, nur von dem Inneren der durch den Gang der Operationen eine zeitweise strategische Wichtig feitwärts bei ihm vorbeiziehen, rasch und energisch vorgehen, um Kommandobrüde aus geleitet, wo awei Fensterluken die Orientie= keit gewonnen haben, so sind durch permanente Befestigungen im so viel Raum vorwärts zu gewinnen, daß es möglich wird, das rung ermöglichen. Doch in dem Augenblick, da der Rumpf des allgemeinen nur solche Dertlichkeiten in Forts oder Festungen verfeindliche Werk von allen Seiten zu umfassen, was besonders für feindlichen Banzerschiffes in der Entfernung sichtbar ist, wird die wandelt, denen eine dauernde militärische Bedeutung beiwohnt den artilleristischen Angriff von Wichtigkeit ist. Sobald es irgend Luke geschlossen, der Manövrierungstant füllt sich, der Motor wird oder wenigstens beigemessen wird. Schon daraus geht hervor, daß zulässig ist, müssen schwere Batterien in Stellungen vorgeführt losgekoppelt und das Boot sebt seine Fahrt unter dem Wasser es stets vorteilhaft ist, die auf einem bestimmten Kriegsschauplab werden, von denen aus sie die Gräben des Forts der Länge nach fort, in einer Tiefe, die durch das horizontale Steuerruder ge= gelegenen Festungen zu erobern. Doch darf man das Vorschreiten bestreichen können. Die Sturmtruppe muß so tief gegliedert sein, regelt wird, das ebenso wie das vertikale von dem Kommandoraum der Offensive nicht von ihrer Wegnahme abhängig machen, wie das daß sofort ein zweites Treffen eintreten kann, wenn der Sturm- aus gelenkt wird. Gin großes Manometer gibt die Tiefe an. An­zur Zeit der methodischen Kriegführung gebräuchlich war. Man versuch des ersten scheitern sollte. Auch müssen alle technischen fangs bewegen wir uns genau fünf Meter tief; indem wir uns muß vielmehr zwischen den Festungen durchstoßen und diese durch Hilfsmittel zur Anwendug kommen, die das Gelingen des Angriffe so nahe wie möglich an der Oberfläche halten, sind wir imstande, nachgezogene Reserven und Truppen zweiter Linie einschließen zu erleichtern oder zu sichern geeignet sind. fie mit dem Teleskop- Periskop des Schiffes zu überschauen und das oder zum mindesten beobachten. Auf die Dauer aber läßt sich ein Handelt es sich um den Angriff auf eine zusammenhängende Fernglas rasch zurückzuziehen, ehe der Feind uns beobachtet hat. groß angelegter strategischer Angriff nicht mit der wünschens Sperrfortlinie, so wird gegen möglichst viele Forts gleichzeitig in Das feindliche Kriegsschiff kommt immer näher und wird werten Kraft und Sicherheit durchführen, wenn hinter den Armeen ähnlicher Weise verfahren wie gegen ein einzelnes. Werden die schließlich deutlich sichtbar. Der Entfernungsmesser in dem Okular feindliche Festungen die Haupteisenbahnlinien sperren, die rüd Zwischenräume zwischen den Werken durch die feindliche Feld- des Beristops fagt uns, daß der Feind in Schußweite ist. Ein wärtigen Verbindungen bedrohen und mehr oder minder starte armee verteidigt, so muß diese geschlagen werden, bevor der flares und entschlossenes" Feuer!" schallt durch das erwartungs­Heeresabteilungen vor ihren Mauern fesseln. Besonders nach- eigentliche Angriff auf die Forts selbst beginnen kann. volle Schweigen. Der Terpedooffizier drückt auf einen Kontakt, teilig müssen die uneroberten befestigten Pläße des Feindes für In solchem Fall muß vor allem das Feuer der Forts durch komprimierte Luft dringt in das Schußrohr, und der Torpedo den anfangs fiegreichen Angreifer werden, wenn er nach un- schwere Artillerie desart niedergehalten werden, daß deren Ge- pfeift davon, während das Rohr sich mit Wasser füllt. Das Unter­günstiger taktischer Entscheidung durch die feindliche Festungslinie schüße nicht imstande find, in den Kampf der Feldtruppen einzu- jeeboot legt sich auf die Seite, wenn es von der Last des Torpedos zurüdzugehen gezwungen ist. Dann bildet diese eine Reihe von greifen. Es wird also unter solchen Umständen nötig fein, eine frei wird, aber der Rudergänger des horizontalen Ruders weiß der Defileen, die operativ schwer zu durchschreiten sind, besonders, wenn besonders wirkungsvolle Artillerie gegen die Forts selbst einzu- Bewegung entgegenzuwirken, worauf er auf Befehl des Chefs tiefer die Schlagkraft der feindlichen Werke noch nicht gebrochen ist. Man seben und den Infanterieangriff auf die zwischenräume nicht hinuntersteuert, das feindliche Schiff der Behandlung anderer wird daher unter allen Umständen gut daran tun, sich der im Ope- früher zu beginnen, als bis eine gewisse Ueberlegenheit über die Unterseeboote überlassend. rationsgebiet liegenden feindlichen Festungen sobald als möglich zu feindliche Artillerie erreicht ist. Dagegen muß der artilleristische Während eines Manövers mit einem Unterseeboot hielt sich bemächtigen. Je eher fie erobert werden, desto freier und tat- Angriff gegen die Zwischenstellung gleichzeitig mit dem gegen die die Besazung zehn Stunden in Unterwasserlage, und nur wenige fräftiger kann sich die strategische Offensive entfalten. Forts beginnen, um die feindliche Feldartillerie zu verhindern, von der Besatzung wurden in den letzten Stunden von Atemnot ihrerseits gegen die Batterien zu wirken, die die Forts bekämpfen. befallen. Die Aufgabe, die Zwischenbatterie des Feindes zu bekämpfen, wird vor allem der schweren Artillerie des Feldheeres zufallen, die ent­sprechend verstärkt werden muß. Doch muß auch die Feldartillerie sich an dem Kampf beteiligen und besonders gegen verdeckt stehende feindliche Batterien zu wirken suchen. Zugleich muß man vom Ballon aus die feindlichen Stellungen nach Möglichkeit erkunden und das eigene Feuer demgemäß berichtigen. Der Infanterie­angriff bedarf, da er meist rein frontal geführt werden muß, großer Ueberlegenheit und daher entsprechende Tiefe. Auf die Wirkung einer umfassung ist in solchem Falle niemals zu rechnen. Nur der Kavallerie fann es unter Umständen gelingen, in den Rücken des Feindes vorzubringen; doch birgt ein solches Unter­nehmen die größten Gefahren und kann völlige Vernichtung zur Folge haben.

In erster Linie wird es darauf ankommen, die im Bereich des strategischen Vormarsches gelegenen Sperrforts zu nehmen. Diese find es, die den Angriff zunächst und vor allem behindern und er schweren. Auch bedarf es zu ihrer Groberung keines so gewaltigen Kraftaufwandes wie zur Belagerung einer modernen Armee festung  . Diese macht umfangreiche Vorbereitungen nötig und wird fich niemals in furzer Frist durchführen lassen. Man kann sie im allgemeinen überhaupt nicht vornehmen, bevor man die feindliche Armee geschlagen und einigermaßen festen Fuß im feindlichen Lande gefaßt hat. Solange die Waffenentscheidung im freien Felde nicht wenigstens einen vorläufigen Erfolg gebracht hat, kann man überhaupt nicht wagen, das umfangreiche Belagerungsmaterial vor eine Festung heranzuführen, da es voraussichtlich verloren geht, wenn die Entscheidung ungünstig ausfällt. Auch Bonaparte hat 1796 seine Belagerungsgeschütze vor Mantua   preisgeben müssen, als eine österreichische Entsaharmee heranrüdte. Er hat sie sogar vor der Entscheidung geopfert.

So ergibt sich für die Bekämpfung der feindlichen Festungen eine doppelte Aufgabe, die in jedem Fall auch ein verschiedenes Ver­fahren zur Folge haben muß: die wegnahme der Sperr­forts, wo folch vorhanden sind, und die Belagerung der weiter zurüdgelegenen großen feindlichen Festungen.

Der Kampf gegen einzelne Sperrforts wird im allgemeinen da­durch erleichtert, daß sie meist in der Nähe der Grenze liegen, man also in der Lage ist, Artillerie, Munition und Belagerungsmaterial auf heimischen Vollbahnen bis in die Nähe der Werte heranzuführen. Es ist das um so wichtiger, als die Mittel des Feldheeres allein niemals ausreichen werden, um moderne Sperrforts wegzu nehmen.... Auch kann man versuchen, durch das Werfen schwe­rerer Sprengladungen aus nächster Nähe, mittels hierfür eigens konstruierter Wurfmaschinen, Mörser oder Bombenkanonen die Ver­teidigung lahmzulegen. Zu welchem Verfahren man greift, wird von den Umständen und den vorhandenen Mitteln abhängen. Immer wird man sich vor Augen halten müssen, daß ein rasher Erfolg geboten ist, um die Operationsfreiheit der Armee möglichst bald sicherzustellen.

Man wird demnach die für die Wegnahme eines Sperrforts bestimmte Truppenmacht möglichst in gleicher Höhe mit den Heeresfolonnen vorgehen lassen, die bei dem Fort vorbei in Feindesland eindringen sollen, wird vorgeschobene feindliche Ab­teilungen zurückwerfen und alles daranseben, um die Angriffs­artillerie rasch in Stellung und zu überwältigender Wirkung zu bringen. Vorausgeschickte Pionier- und Arbeiterabteilungen müssen die Wege zu den rasch erkundeten Stellungen gangbar machen, durch zahlreiches Fuhrwesen, Armeelastzüge und Kraftwagen muß das Heranschaffen ausreichender Munition unmittelbar hinter den Batterien sichergestellt werden. Auch die Feldartillerie muß sich an dem Kampf beteiligen, nicht nur gegen die feindlichen Abteilungen, die sich etwa im Vorgelände behaupten, sondern auch gegen die Besatzung des Forts, die feindlichen Beobachtungsposten und die nicht unter Banzerschuß stehenden feindlichen Geschüße. Unter dem Schutz dieses Artilleriefeuers muß die Angriffsinfanterie so rasch wie möglich gegen das Werk vordringen, um möglichst bald

Unterseeboote.

Ein Fachmann veröffentlicht in der dänischen Zeitschrift Die Welt und wir" einen interessanten Artikel über dänische Untersee= boote, dem wir das Folgende entnehmen:

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Kleines Feuilleton.

God save the... Kaiser!

Die B. 8. am Mittag" teilt faltblütig die Uebersetzung eines Gedichts" mit, das auf einem Hapagdampfer von einem Fren für eine irische Zeitschrift gedichtet worden ist. Es heißt darin u. a.:

Gott lasse die tapferen Deutſchen  

gewinnen im großen Krieg... Ein Hoch ihrem Kaiser, ein Hurra Georg mit seiner Bibel floh medernd, ber Biegenbod, Eine gludsende Flasche voll Whisky

barg er unter dem Rod... Gott   segne den Kaiser Wilhelm   und segne das deutsche Blut, Gott sei Deutschlands   Kanonieren, Ulanen, Matrofen gut, Daß an Kriegswehr und Zinnen und Türmen und an Größe ihm nirgends nichts gleicht,

Ernst Solvay.

Und daß es England, Hängland, ritsch, von der Erbkarte streicht!" Nicht wie früher ist es nur die kleine Schar Marineoffiziere, Wie gesagt, das deutsche Patriotenblatt teilt dieses Opus eines welche die bestimmte Auffassung hegen, daß die Unterseeboote mit englischen Untertanen fommentarlos mit. Wir wundern uns aber Hilfe von Torpedobooten, raschen Kreuzern und Aeroplanen in nicht, denn nirgends ist die Begeisterung für Hochberrat und Revo­einem heutigen Seekrieg die entscheidenden Taten herbeiführen lution jegt größer als in Deutschland  . Notabene für Hochverrat Können. Die Verwirklichung des Gedankens der Herstellung von und Revolution im Ausland. Unterfeebooten ist. gleich vielen technischen Vervollkommnungen unseres Jahrhunderts so rasch gegangen, daß das Phänomen bei der Allgemeinheit noch immer gewisse ängstliche und herz­beklemmende Gefühle hervorruft. Mit Ausnahme des malfisch- Aus Brüssel   wurde vor einigen Tagen gemeldet, daß der Stadt ähnlichen Rumpfes und der kleinen Kommandobrüde ist für die eine Kriegssteuer von 200 millionen Frank auferlegt worden sei. meisten Menschen der Bau und das Innere des Bootes ein unbe- Als der Bürgermeister May erklärte, die Gemeindekasse sei nach fanntes Gebiet, weshalb ein Blick in seine Innenwelt von großem Antwerpen   gebracht und die Kriegsrate könne nicht bezahlt werden, Interesse ist. wurden die vier reichen Belgier Solvay  , Baron Lambert Rothschild, Sobald man in den ersten Raum, den Kommandoraum, ge- Waroque und Baron Empai in Haft genommen. Eine neue Mel­treten ist, verschwindet alle Furcht: in elektrischem Licht strahlend, dung besagt, daß sich die vier Verhafteten bereit erklärt hätten, die liegt das Innere des Schiffes vor uns als ein langer schmaler Summe aufzubringen. Von Ernst Solvay weiß man, daß er sein Tunnel, in dem man kaum aufrecht gehen kann. Ueberall begegnet riesiges Vermögen, zum Teil wenigstens, in vernünftiger Weise dem Auge die komplizierteste mechanische Organisation: strahlend verwendet. Er wurde am 20. September 1838 als Sohn eines blanke Griffe, Kontakte, Kräne und Leitungen. Durch die offene belgischen Steinbruchsbefibers geboren, ist also jest fast 76 Jahre Panzertür kann man in den Torpedoraum hineinsehen, in dem die alt. Als 25jährigem Unterdirektor einer Gasanstalt bei Brüssel Offiziere mit ihren gefährlichen Waffen beschäftigt sind, und in den gelang ihm die Sodabereitung mit Hilfe von Ammoniak; durch die Motorraum, in dem der große Dieselmotor seinen Plak hat. Dieser neue Erfindung wurde die Herstellung von Soda auf eine ganz treibt bekanntermaßen das Boot, wenn es sich in Ueberwasserlage neue Grundlage gestellt; der Preis, der vorher 450 Frank für die befindet, in Unterwasserlage wird es durch elektrische Kraft ge- Tonne betrug, sant auf 175 Front. In der ganzen Welt entstanden trieben. Fabriken, die nach dem Verfahren von Solvay   Soda herstellen. Während wir unsere Betrachtungen anstellten, begann der Der Erfinder erzielte durch den Verkauf seiner Patente und durch Motor zu furren und das Boot glitt vorwärts in den Sund, wo der die Beteiligung an den Fabriken riesige Gewinne. Ueber seine Feind" erwartet wurde. Bei der Ueberwasserlage wird die Fahrt soziale Wirksamkeit berichtet ein Handbuch: Solvay   hat sich auch oben von der Kommandobrücke aus geleitet und beständig radiotele- durch mustergültige soziale Fürsorge für seine Arbeiter einen graphische Verbindung mit einem Kreuzer auf einem vorgeschobenen Namen gemacht. Das Institut für Soziologie, Physiologie und Bosten aufrecht erhalten. Sobald der Telegraph das Herannahen Handelswissenschaft in Brüssel   ist seine Schöpfung, für die er des Feindes, seinen Kurs und seine Stärke ankündigt, werden die bedeutende Mittel gestiftet hat. Als Schriftsteller ist er mit Erfolg

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ist das Plündern; dies darf doch grundsätzlich nicht geduldet| später ging ich wieder hinaus. Der Ofen war verschtrunden; die Soldaten schlüpften unter die Wagen und aus einem Nun ia, gewiß; wer streitet denn darüber?" gab der derselben hörte ich, wie mit rafselndem Geräusch etwas Oberarzt rasch zu. Schweres vorwärtsgeschoben wird.

Aus dem russisch- japanischen Kriege.erben

3]

Bon W. Weressajem.

Wir stiegen aus. Vor unserem Zuge hielt ein anderer. Die Lokomotiven standen still und saben einander mit ihren großen feurigen Augen an, wie zwei Feinde, die sich auf ichymalem Wege begegnen. Zur Seite dehnte sich ein fan­diges, mit Riedgras bewachsenes Feld aus; in der Ferne erblickte man zwischen Gebüschen dunkelgraue Heuschober.

Der Zug, der uns entgegengefahren war, fuhr wieder zurück. Auch unser Bug gab mit seiner Pfeife ein Zeichen. Blöglich sehe ich, wie einige unserer Leute von den Ge­büschen her quer über das Feld gegen die Wagen gelaufen

,, Die sind imftande, einen lebendigen Menschen zu stehlen und zu verbergen," sagte fröhlich und beluftigt ein auf dem Abhange fißender Soldat.  -

Das Gespräch machte auf mich einen sonderbaren Ein­druck. Ich hatte erwartet, daß der Chefarzt und der Ver­walter die Mannschaft empört zusammenrufen und ihnen das Marodieren streng und entschieden verbieten würden; aber Jedesmal, wenn es einen längeren Aufenthalt gab, fie gingen mit der größten Gleichgültigkeit über das Ge- zündeten die Soldaten Feuer an und fochten Suppe mit Ge schehene hinweg. Der Offiziersbursche, welcher unser Ge- flügel, das sie, weiß Gott.io  , aufgetrieben hatten. Auch spräch angehört hatte, bemerkte mir, verhalten lächelnd: brieten sie einmal ein Schwein, das, wie sie sagten, vom " Für wen stiehlt denn der Soldat? Für die Pferde. Buge überfahren worden war. Der Verwaltung kommt dies sehr zu statten, sie braucht für das Heu nichts zu bezahlen."

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Nun verstand ich auf einmal, was mich vor drei Tagen kommen, jeder trägt einen großen Haufen Heu im Arm. so sehr verwundert hatte. Der Chefarzt hatte nämlich auf He! Werft das Heu weg!" schrie ich. Aber fie liefen einer fleinen Station 1000 Bud Hafer zu sehr billigem Preise weiter und aus den Wagen konnte man aufmunternde Zu- gekauft und war sehr zufrieden und strahlend vor Freude in den Zug zurückgekehrt.

rufe hören:

,, Nein, fie find jetzt schon hier, jebt gehört es uns!" Aus einem Rupeefenster schauten voll Neugierde der Oberarzt und der Verwalter heraus.

,, Werft das Heu sogleich fort! Verstanden?" rief ich drohend Die Soldaten warfen das Heu den Abhang hinunter und fletterten, unzufrieden murrend, in den Zug, der sich schon in Bewegung gesetzt hatte. Erregt trat ich ins Kupee. Bum Teufel! was ist denn das? Schon hier bei ihren eigenen Leuten fangen sie zu plündern an! Und so ungeniert, vor aller Augen!

Hier ist das Heu ohnehin sehr billig und wird sowieso in den Schobern verfaulen," bemerkte gezwungen der Oberarzt.

Ich drückte mein Erstaunen aus.

Aber ich begreife Sie nicht! Erlauben Sie! Sie haben doch erst gestern abend gehört, was der Bauernvorstand er zählt hat. Im Gegenteil, das Heu ist teuer, da sich niemand findet, um es zu mähen; die Intendantur bezahlt 40 Stopeken für ein Pud. Aber die Hauptsache, um die es sich handelt,

Ich habe soeben Hafer zum Preise von 45 Ropeken ge­kauft," hatte er uns frohlockend mitgeteilt.

Ich wunderte mich damals, warum er so triumphieren fonnte, weil er für die Regierung einige hundert Rubel er­spart hatte. Jezt begriff ich seine Freude.

Oft verschafften sie sich ihre Bedürfnisse nach einem sehr einer fleineren Station einen ziemlich langen Aufenthalt. scharfsinnigen und listigen Plane. Einmal hatten wir bei Ein magerer, schlanker und angetrunkener Kleinrusse, namens Kutscherenko, der Wigbold unseres Kommandos, machte auf einem Holzverschlag neben dem Zuge den Hanswurst. Er umwidelte sich mit einer Matte und hielt in seinen Händen eine alte Ofenröhre.

,, Meine Herrschaft! Das Musik wird gleich beginnen! Bitte, stören Sie nicht!" rief er, einen Ausländer nachahmend. Soldaten und Dorfbewohner drängten sich um ihn herum. Rutscherenko, die Matte um die Schultern, drückte das Rohr an sich und drehte, majestätisch- ernsthaft, mit der Hand daran berum, als drehe er die Kurbel einer Drehorgel, und fing mit heiserer Stimme, fnarrend und quiekend zu singen an: Du bist verrüdt, mein Rind...

Auf jeder Station eigneten sich die Soldaten alles an, was ihnen in die Hände geriet, und es war unverständlich, warum sie Sachen stahlen, die sie durchaus nicht gebrauchen fonnten. Als sie mal einen Sund erwischten, brachten sie ihn auf der Plattform eines Güterwagens unter. Nach ein bis zwei Tagen lief der Hund davon, und die Soldaten fingen Rutscherenko ahmte eine alte, verlotterte Drehorgel so einen andern. Einmal gudte ich in eine diefer Plattformen meisterhaft nach, daß alle im Kreise herum faft vor Lachen hinein und bemerkte da nebeneinander rote, hölzerne platten, wir nicht weniger als die Bauern und Soldaten. Schüsseln, einen kleinen gußeisernen Kessel, ani Beile, ein Dann nahm er die Müze in die Hand und ging unter dem Taburett und einen hölzernen Eimer. Dies alles war zu- Publikum hin und her. sammengestohlen. Als ich einmal in der Nähe einer Station einen Spaziergang machte, sah ich auf der Böschung einen berrosteten gußeisernen Ofen; in verdächtiger Weise drängten fith unsere Leute um ihn herum und sahen mich lachnd an. Als ich in mein Rupee stieg, verstimmten sie. Einige Mnuten

,, Meine Herrschaft, bitte, keben Sie ein armen talie­nische Musiker Trinkgeld!"

In die Wagen!" erscholl der Befehl. Die Lokomotive pfiff, und die Leute stürzten sich kopfüber in den Zug. ( Forts. folgt.)