»t iso-mi Unterhaltungsblatt öes Vorwärts k-.n.g.l's.Mw.

7�74 1�15« Sie traten zusammen in Groß-Serlin, ?n Zrankfurt, in Hamburg , in Dresden , Wien , Inmitten der Weltgeschichtsöramen, Die großen Herrn aus der Konfektion, Die Künstler in Dörmen und Darbenton, Die bleichen Modedamen. Sie rangen die Hände, riefen entfetzt: was wird aus der Königin Mode jetzt, Der wir als Vasallen verpflichtet! Paris steht umzingelt, der Herrin Thron, Er wankt und er schwankt in den Dugen schon, öald liegt er da, vernichtet. vernichtet paqukn, Eallot, poiret, vernichtet Drocoll, prömet und doucet, Des Erdballes Lleberwinder, vernichtet Eoupeurs, Vireclrices, Tailleufes, vernichtet die Mannequins, die Jupeuses, verfertiger und Erfinder. vernichtet alles, worauf wir erpicht, Manteau und Sortis und Kostüme-Gedicht, vernichtet, was hoch uns entzückte, vernichtet, was Ereme und Vemimonde ziert, vernichtet, was wir mit Wonne kopiert, Was, noch kopiert, beglückte!" So klagten ste sich einander ihr Leid Und grübelten über dasdeutsche" Kleid, Ueber Stoff und Sesatz und Nahmen, Die großen Herrn aus der Konfektion, Die Künstler in Dörmen und Darbenton, Die bleichen Modedamen. Ein Nabenpaar aber stob in die Lust, Das witterte ölut und Leichenduft, Das krächzte gar hämische Güe: Zerbrecht Euch den Kopf doch nicht um den Tand, Wir schweben als Vorbild über das Land, Schwarz, rabenschwarz wird Mode!" __ Regina Rüben.

Cm mtereflanter Briefwechsel. Die.Vossische Zeitung' teilt die folgenden Briefe mit Den ersten balle R o m a l n R o l I a n d, der französische Romandichter, im»Journal de Gönöve" an Gerhart Hauptmann gerichtet. Romain Rolland an Gcrhart Hauptmann. 29. August 1314. �fch gehöre nicht, Gerhart Hauptmann , zu jenen Franzosen, die Deut>chland als ein Barbaren-Land ansehen. Mir ist die geistige

öem ruPjch-japamjchen Kriege. -tj Von W. Weressajew. Beim nächsten Halt kochten sie Suppe auf einem Feuer j im Kessel schwammen dicht beisammen Hühner und Enten. Zwei unserer Schwestern traten zu ihnen. Möchten Sie nicht vielleicht ein Hühnchen. Schwestern?" schlugen die Soldaten vor. Woher habt Ihr sie denn?" Die Soldaten fingen listig zu lachen an. Man hat sie nnserm Musikanten für seine Mühe ge- geben." Es zeigte sich, daß, während Kutscherenko die Aufmerk- samkeit der Dorfbewohner aus sich zog, Soldaten ihre Höfe vom Geflügel säuberten. Die Schwestern machten den Leuten ihren Standpunkt klar und sagten, es sei eine Schande zu stehlen. O nein, das ist keine Schande! Wir sind im Dienste des Zaren! Was sollen wir denn essen? Schon drei Tage lang haben wir nichts Warmes bekommen! auf den Stationen kann man nichts kaufen und das Brot ist nicht ausgebacken. Sollen wir denn Hungers sterben? Nein," benierkte ein anderer.Die Soldaten vom K...scheu Regiment haben sogar zwei Kühe gestohlen." Nun stell' Dir vor. Du hast zum Beispiel zu Hause eine.Kuh und auf einmal kommen Deine eigenen Lands- leute und führen sie weg, Würde Dir das nicht wehe tun? So ist's auch hier. Vielleicht haben sie dem Bauern die letzte Kuh entführt, und jetzt weiß er nicht wohin vor Schmerz und weint." Ach!" Der Soldat schlug mit der Hand drein.Und meinen Sic, bei uns weine man nicht? Ueberall weint man." * ' Als wir nach der Stadt Krasnosarsk kamen, empfingen wir Nachrichten von der Schlacht am Ljaojang. Anfänglich berichteten die Depeschen gewolmheitsgemäß von einem be- vorstehenden Siege, von dem Rückznge der Japaner, von der Wegnahme von Geschützen. Dann kamen Depeschen mit un- klarem, Unglück verkündendem Inhalt und endlich die gewohnte Mitteilung vom Rückzüge invollkommener Ord- nung." Man stritt sich um die Zeitungen, versenkte sich in die Telegramme und mußte sich überzeugen, daß wir auch in dieser Schlacht geschlagen waren, daß der unzulängliche Ljaojang genommen, daß dertodbringende Pfeil" von der biszum Bersten gespannten Sehne" ohnmächtig zu Boden gefallen war. und daß wir uns auf dem Rückzüge befanden. In den Staffel-Detachenwnts herrschte eine düstere. niedergedrückte Stimmung. Des Abends saßen wir in einem klemen Stotionssaale

und moralische Größe Ihres gewaltigen Volkes wohl bekannt. Ich weiß, was ich den Denkern des edlen Deutschlands schulde, und noch jetzt, in dieser Stunde, erinnere ich mich an das Beispiel und an die Worte unseres Goelhe denn er gehört der ganzen Menschheit unseres Goethe, der jeden Nalionalhcitz von sich wies und seine Seele gelassen in jenen Höhen schweben ließ,wo man das Glück und das Unglück anderer Völker wie sein eignes empfindet'. Mein ganzes Leben lang habe ich daran gearbeitet, den Geist un« serer beiden Nationen einander zu nähern und die Greuel des ruch- losen Kriege», dem sie jetzt, zum Unbeil der europäischen Zivilisation, anheimfallen, werden mich niemals dazu bringen, meinen Geist mit Haß zu beflecken. Soviel Grund ich auch haben mag, heute an Ihrem Deutschland zu leiden und die deutsche Poliul sowie die Mittel, die sie an- wendet, für verbrecherisch zu halten, so mache ich doch das Volk nicht dafür verantwonlich, das sie duldet und das sich zu ihrem blinden Werkzeug macht. Aber ich beirachte den Krieg nicht wie Sie, als ein Falum. Ein Franzose glaubt nicht an das Fatum, Das Fatum ist die Ausrede der Willenlosen. Der Krieg ist viel-- mehr die Frucht der Schwäche der Völker und ihrer Torheit. Man kann sie beklagen, aber man kann ihnen nicht zürnen. Ich werfe Euch nicht unsere Schmerzen vor, die Eurigen werden nicht ge- ringer sein. Wenn Frankreich zugrunde gehen muß, so wird es Deutschland ebenso ergeben. Ich habe nicht einmal die Stimme erhoben, als ich sah, wie Eure Heere die Neutralität des edlen Belgiens verletzten. Diese ehrlose Schandtat, die in jedem recht- lichen Bewußtsein Verachtung wecken muß, entspricht viel zu sehr der politischen Tradition Ihrer preußischen Könige; sie hat mich nicht überrascht, Aber die Wut, mit der Sie jene großherzige Nation behandeln, deren einziges Bestreben darin besteht, bis zur Verzweiflung ihre Unabhängigkeit und die Gerechtigkeit zu verleidigen, so wie Ihr Deutsche es selbst im Jahre 1813 getan habt: das isi zuviel! Die Empörung der ganzen Welt erhebt sich. Spart diese Greuel uns Franzosen, Euren wahren Feinden, aus! Aber' welche Schande, Euch gegen Eure Opfer so zu erhitzen, gegen jenes kleine, unglückliche und unschuldige Volt Belgiens ! Nicht zufrieden mit Euren Taten gegen das lebende Belgien , fiihrt Ihr auch noch Krieg gegen die Toten, gegen Jahrhundert alten Nuhm. Ihr bombardiert Mecheln , Ihr steckt RubcnS in Brand, Löwen ist nicht mehr als ein Aschenhaufcn Löwen mit seinen Schätzen der Kunst und der Wissenschast, die heilige Stadt! Aber wer seid denn Ihr? Und mit welchen Namen wollen Sie, Hauptmann, daß man Euch gegenwärtig nenne, der Sie den Titel Barbaren zurückweisen? Seid Ihr die Enkel Goethes oder Attilas? Führt Ihr Krieg gegen die Armeen oder gegen den Menschengeist? Tötet die Menschen, aber achtet die Kunst- werke! DaZ verlangt der Patriotismus des Menschengeschlechts. Ihr gehört ebenso wie wir alle zu seinen Hütern. Indem Ihr ihn über den Haufen rennt, zeigt Ihr Euch dieser großen Erbschaft un- würdig, unwürdig, in jener kleineir europäischen Armee einen Rang zu bekleiden, die die Leibwache der Zivilisation darstellt. Es kommt >mr nicht auf die Meinung des Universums an, wenn ich mich gegen Sie wende. Um Ihretwillen, Hauptmann, tue ich es, Im Namen unseres Europas , zu dessen erlauchtesten Streitern Sie bis zu dieser Stunde gezählt haben, im Namen jener Zivilisation, für die die größten Männer seit Jahrhunderten kämpften, im Namen der Ehre Ihre» deutschen Volkes beschwöre ich Sie. Gcrhart Hauptmann. Ich fordere Sie auf, Sie und die geistige Elite Deutschlands , unter der ich viele Freunde besitze, mit der äußersten Energie gegen ein Ver- brechen zu protestieren, da? auf Sie zurückfällt. Tun Sie es nicht, so beweisen Sie. entweder daß Sie eS billigen (und dann wird die Meinung der Welt Sie vernichten) oder Sie sind nicht fähig, Ihre Stimme gegen die Hunnen zu erheben, die Sie beherrschen. Mit welchem Recht aber können Sie in diesem Falle noch beanspruchen, wie Sie geschrieben haben, daß Sie für die Sache der Freiheit und des menschlichen Fortschritts kämpfen? Sie beweisen der Welt, daß Sie unfähig sind, die Freiheit der Welt zu verteidigen, denn Sie sind unfähig, Ihre eigene Freiheit zu verteidigen. Und Sie beweisen, daß die geistige Elite Deutschlands dem schlimmsten Despotismus ausgeliefert ist, der die Geisteswerke zerstört und den Menschengeist meuchelt. Ich erwarte von Ihnen, Hauptmann, eine Antwort, eine Ant- wort, die eine Tat ist Die öffentliche Meinung Europas erwartet

und aßen fade, schon mehrmals aufgewärmte Kohlsuppe. Da mehrere Abteilungen zusammengekommen waren, war der Saal mit Offizieren ganz überfüllt. Uns gegenüber saß ein hochgewachsener Stabshauptmann mit eingesunkenen Wangen und neben ihm ein schweigsamer Oberst. Der Stabshauptmann sprach mit lauter, im ganzen Saal hörbarer Stimme Die japanischen Offiziere haben auf ihre Verpflegung zugunsten der Kriegskasse verzichtet und begnügen sich mit den Nationen des einfachen Soldaten. Der Minister der Volksaufklärung ist, um seinem Vaterlande zu dienen, als gemeiner Soldat in den Krieg gezogen, keiner schlägt sein Leben hoch an; alle sind bereit, es für ihr Vaterland hin- zugeben. Warum? Weil ste von einer Idee getragen werden, weil sie wissen, wofür sie kämpfen. Sie sind alle gebildet; jeder Soldat kann lesen und schreiben, besitzt einen Kompaß und eine Karte und hat einen Begriff von der ihm gestellten Aufgabe. Vom Marschall bis zum einfachsten Soldaten herunter haben nur alle einen Gedanken, zu siegen. Und auch die Intendantur denkt an nichts anderes." Und bei uns?" fuhr der Stabshauptmann fort.Wer von uns weiß, warum wir Krieg führen? Wer unter unS ist begeistert? Man hört von nichts sprechen, als von Reise- entschädigungen. Man treibt uns alle wie eine Herde Hämmel. Unsere Generale wissen auch nichts anderes zu tun. als miteinander zu streiten. Die Intendantur stiehlt ... seht mal die Stiefel unserer Soldaten an in zwei Monaten sind sie vollständig zerrissen und doch sind sie von 25 Kommissionen inspiziert worden!". Und fortwerfen darf man sitz nicht," unterstützte ihn unser Oberarzt.Tie Ware ist nicht verbrannt, nicht ver- fault..." »Ja, Und beim ersten Regen geht die Sohle kaput. Sagen Sie mir doch gefälligst, kann ein Soldat mit solchen Stiefeln siegen?" Er sprach so laut, daß alle im Saale ihn verstanden und ihm voll Teilnahme zuhörten. Unser aufsichtführender Offizier sah unruhig zur Seite. Er fühlte sich von diesen lautgesprochenen kühnen Worten betroffen, und es war ihm nicht wohl zumute. Die Hauptsache sei, meinte er, wie der Stiefel genäht sei. Die Ware der Intendantur sei auSge- zeichnet, er habe sie selbst gesehen und könne es bezeugen. Und wie Sie wollen, meine Herren," fuhr er mit seiner vollen, selbstbewußten Stimme fort.Nicht die Stiefel sind die Hauptsache, sondern der in unserer Armee herrschende Geist. Ist dieser Geist gut so besiegt man den Feind in allen Stiefeln." Nein, barfuß, mit Geschwüren und Wunden an den Füßen, kann man den Feind nicht besiegen," erwiderte der Stabshauptmann,

sie gleich mir. Beachten Sie wohl: in einem solchen Augenblick bedeutet auch das Schweigen eine Tat. Romain Rolland ,

Autwort an Herrn Romain Rolland . Sie richten, Herr Rolland, öffentlich Worte an mich, auZ denen der Schmerz über den(von Rußland , England und Frankreich er- zwungenen) Krieg hervorgeht, der Schmerz über die Gefährdung der europäischen Kullur und den Untergang geheiligter Denkmäler alter Kunst. Diesen allgemeinen Schmerz leite ich. Allein ich verstehe mich nicht dazu, eine Antwort zu geben, die Sie mir im Geiste schon vorgeschrieben haben und von der Sie mir Unrecht behaupten, daß ganz Europa sie erwarte. Ich weiß, daß Sie deutschen BluteS sind, Ihr schönes Buch Johann Christoph' wird unter uns Deutschen neben demWilhelm Meister ' und demGrünen Heinrich' immer lebendig sein, Frank- reich wurde Ihr Adoptiv-Vaterland, Darum muß Ihr Herz jetzt zerrissen, Ihr Urteil ein getrübtes sein,_ Sie haben an der Ver- söhnung beider Völker mir Eifer gearbeitet. Trotzdem sehen Sie jetzt, wo der blutige Riß auch Ihr schönes Friedenskonzept, wie so viele andere, vernichtet hat, unser Land und Volk mir französischen Augen an: und jede Mühe wird ganz gewiß vergeblich sein, sie deutsch - und klarblickend zu machen. Natürlich ist alles schief, alles grundfalsch, was Sie von unserer Regierung, unserem Heer, unserem Volke sagen. Es ist so falsch, daß mich in dieser Beziehung Ihr offener Brief wie eine leere, schwarze Fläche anmutet, Krieg ist Krieg. Sie mögen sich über den Krieg beklagen, aber nicht über Dinge wundern, die von diesem Elementarereignis un- zertrennlich sind. Gewiß ist es schlimm, wenn im Durcheinander des Kampfes ein unersetzlicher RubenS zugrunde geht, aber Rubens in Ehren! ich gehöre zu denen, denen die zerschossene Brust eines Menschenbruders eineu weit tieferen Schmerz abnötigt. Und, Herr Rolland, eS geht nicht an, daß Sie einen Ton annehmen, als ob Ihre Landsleute, die Franzosen , mit Palm- wedeln gegen unS zögen, wie sie doch in Wahrheit mit Kanonen, Kartärschen, ja, sogar mit Dum-Dum-Kugeln reichlich versehen sind, Gewiß sind Ihnen unsere heldenmütigen Armeen furchtbar ge« worden! Das ist der Ruhm einer Kraft, die durch die Gerechtigkeit ihrer Sache unüberwindlich ist. Aber der deutsche Soldat hat mit den ekelhaften und läpvische» Werwolfgeschichten� nicht das aller- geringste gemein, die Ihre französische Lügenpresse so eifrig ver- breitet, der daS ftanzösische und das belgische Volk sein Unglück verdankt. Mag uns ein müßiger EngländerHunnen ' nennen, mögen Sie meinethalben die Krieger unserer herrlichen Landwehr als Attilas Söhne bezeichnen. Es ist uns genug, wenn diese Landwehr den Ring unserer unbarmherzigen Feinde zerschmettert. Weit besser, Sie nennen uns Söhne Attilas , machen drei Kreuze über uns und bleiben außerhalb unserer Grenzen, als daß Sie uns eine empfind- same Inschrift, als den geliebten Enkeln Goethes, auf das Grab unseres deutschen Namens setzen. Das Wort von denHunnen ' ist von solchen Leuten geprägt, die sich, selber Hunnen, in ihren ver- vrecherischen Anschlägen auf daS Leben eines gesunden und kern- tüchtigen Volkes getäuscht sehen, weil dieses Volk einen furchtbaren Stoß noch furchtbarer zu parieren verstand. Der zur Ohnmacht Ver« urteilte greift zu Beschimpfungen. Ich sage nichts gegen das belgische Volk, Der friedliche Durch- zug deutscher Truppen, eine Lebensfrage für Deutschland , wurde von Belgien nicht gewährt, weil sich seine Regierung zum Werzeug Englands und Frankreichs gemacht hatte. Dieselbe Regierung bat dann, um ihren verlorenen Posten zu stützen, einen Guerilla« kämpf ohnegleicheu orgaiiisierl und dadurch Herr Rolland , Sie sind, Musiker! die schreckliche Tonart der Kriegsführung angegeben. Wenn Sie eine Möglichkeit haben wollen, durch den Riesenwall deutschfeindlicher Lügen sich hindurchzuarbeiten, so lesen Sie einen Bericht unseres Reichskanzlers vom 7. September an Amerika , lesen Sie ferner das Telegramm, das am 8. September der Kaiser selbst an den Präsidenten Wilson richtete, Sie erfahren dann Dinge, die zu wissen notwendig sind, das Unglück von Löwen zu verstehen. Gerhart Hauptmann .

Ist denn der Geist ein guter?" fragte neugierig ein Oberstleutnant. Wir allein sind schuld daran, daß er kein guter ist!" sagte unser Offizier hitzig.Wir haben es nicht perstanden, den Soldaten zu erziehen. Er brauche eine Idee! Eine Idee! sagen Sie doch bitte! Einem Krieger geziemt eS nicht, von Ideen zu sprechen, seine Pflicht ist eS, ohne Widerspruch in den Krieg zu ziehen und zu sterben." « Die Steppen blieben hinter uns, die Gegend wurde ge­birgig. An Stelle der kleinen, verkümmerten Birken traten mächtige Wälder. Der Wind pfiff rauschend durch die Föhren, und das Laub der Espen, die Zierde des Herbstes, erglänzte in zarter Purpur- und Goldfarbe. Bei jeder Eisenbahnbrücke, bei jeder Werststange standen Bahnwärter, und in der Dämmerung hoben sich ihre einsamen Gestalten verschwommen von dem dunkeln Dickicht des Waldes ab. Nachdem wir Krasnojarsk und Jrkutsk passiert hatten, langten wir spät in der Nacht auf der Station Baikal an. Der Adjutant des Kommandeurs kam unS entgegen, und eS erging der Befehl, daß sämtliche Soldaten und Pferde die Wagen so- gleich zu verlassen hätten; die Güterwagen mit den Fuhrwerken sollten, ohne umgeladen zu werden, auf den Eisbrecher per- bracht werden. Bis drei Uhr nachts saßen wir in dem kleinen, engen Saal der Station. Am Büfett war außer Tee und Schnaps nichts zu bekommen, da die Küche ausgebessert wurde. Auf dem Perron und im Gepäcksaal schliefen, dicht aneinandcrgedrängt, unsere Soldaten. Es kam noch eine neue Staffelabteilung hin- zu, die mit uns auf dem Eisbrecher übergeführt werden sollte.; Diese Abteilung war sehr groß; sie bestand aus 1200 Mann; es waren Ersatztruppen, Reservisten aus den Gouvernements Ufa, Kasan und Samara ; man sah hier Russen . Tataren, Mord- winen, alles schon ältere Leute, fast Greise. Schon unterwegs hatten wir diese unglückliche Abteilung gesehen. Die Soldaten trugen rote Epauletten, ohne Ziffern und Zeichen, und wurde von uns dasrote Kommando" ge- nannt. Sie wurden von einem Leutnant geführt. Ilm allen Sorgen um die Ernährung seiner Leute enthoben zu sein, gab er einem jeden auS der Staatskasse 21 Kopeken per Tag und überließ eS im übrigen ihrem eigenen Gutfinden, für ihren Unterhalt zu sorgen. Auf jeder Station liefen die Soldaten nach den benachbarten Läden und kauften sich waS zu essen. Aber für eine solche Menge war viel zu wenig Vorrat da, nicht nur an Speisen, sondern auch an kochendem Wasser. Sobald der Zug hielt, stürzten die untersetzten Gestalten mit ihren hervor- stehenden Backenknochen, Teekannen in der Hand, heraus und auf die Wächterhäuschen zu, an denen«in großes Schild init der, Inschrift:Kochendes Wasser unentgeltlich!" angebracht war. (Forts, folgt.)!