Nr. 186.- 1914.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts freitag, 18. September.

Die kleine lombardische Spähwache.

Von Edmondo de Amicis.  *)

Im Jahre 1859, während des Befreiungskrieges der Lombardei  , wenige Tage nach der Schlacht von Solferino  , welche von den Franzosen und Italienern gegen die Oester­reicher gewonnen worden war, ritt an einem schönen Juni­morgen ein kleiner Trupp leichte Reiterei von Saluzzo   auf einem einsamen Fußwege langsamen Schrittes dem Feinde entgegen, die Gegend aufmerksam ausspähend. Die Abteilung war geführt von einem Offizier und einem Wachtmeister, und alle schauten unverwandten Auges vor sich, stumm, von einem Augenblick zum andern gewärtig, die weißen Uniformen der feindlichen Vorposten zwischen den Bäumen durch zu erblicken. So tamen fie vor einem Bauernhause an, welches von Eschen umgeben war und vor dem sich ganz allein ein Knabe von un­gefähr zwölf Jahren befand, welcher mit einem Messer einen fleinen Zweig schälte, um sich ein Stöckchen daraus zu machen; aus einem Fenster des Hauses hing eine breite, dreifarbige Fahne; drinnen war niemand: nachdem die Bauern die Fahne aufgepflanzt hatten, waren sie aus Furcht vor den Feinden geflohen. Kaum hatte der Knabe die Reiter gesehen, jo warf er den Stock fort und nahm seine Müze ab. Es war ein schöner Junge mit kühnem Gesicht, großen, blauen Augen und blondem, langem Haar; er war in Hemdsärmeln und man sah seine nadte Brust.

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Was machst Du hier?" fragte ihn der Offizier, sein Pferd Warum bist Du nicht mit Deiner Familie ge­

anhaltend. flohen?"

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Ich habe keine Familie," antwortete der Knabe. Ich bin ein Findelfind. Ich arbeite ein wenig für alle. Ich bin hier geblieben, um den Krieg zu sehen."

Hast Du Feinde vorbeigehen sehen?" ,, Nein, seit drei Tagen nicht."

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Der Offizier fann einen Augenblick vor sich hin; dann sprang er vom Pferde, und, die Soldaten dem Feinde zuge­fehrt zurücklassend, trat er in das Haus und stieg aufs Dach. Das Dach war zu niedrig, man fonnte von dort aus nur ein fleines Stück der Gegend sehen. Man muß auf die Bäume steigen," sagte der Offizier und kam herunter. Gerade vor der Scheune erhob sich eine sehr hohe und dünne Esche, die ihren Wipfel im blauen Himmel wiegte. Der Offizier dachte einen Augenblick nach, bald den Baum, bald die Soldaten betrach­tend; plöglich fragte er den Knaben:

" Hast Du gute Augen, Junge?"

" Ich?" antwortete der Knabe." Ich sehe einen Spatz auf eine Meile weit."

flettern?"

Wärest Du imstande, auf den Gipfel dieses Baumes zu Auf den Gipfel dieses Baumes? Jch? In einer halben Minute bin ich oben."

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,, Und könntest Du mir sagen, was Du von da droben siehst, ob es auf jener Seite feindliche Soldaten, Staubwolken, glänzende Gewehre, Pferde gibt?"

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Ganz gewiß, könnte ich das."

" Was willst Du für diesen Dienst?"

" Was ich will?" sagte der Knabe lächelnd. Nichts. Das fehlte noch! Und dann... wenn es für die andern

*) Aus dem Buche Herz", das deutsch   im Verlag der Basler Buch- und Antiquariatshandlung vormals Adolf Geering er­schienen ist.

Belgische Kriegsfahrt.

II.

Der Vormarsch der deutschen Armeen durch Belgien   war von den Brüsseler   Blättern in einen Nebel von Lügen gehüllt worden, so daß kein Mensch in der Hauptstadt es anders wußte, als daß die durch belgische Truppen aufgehaltenen Deutschen   bald von den heraneilenden Franzosen und Engländern zerschmettert würden. Belgisches Militär hatte ja auf dem geduldigen Zeitungspapier unerhörte Heldentaten verrichtet: da war der Korporal Sapin, der eine ganze deutsche   Batterie durch wohlgezielte Schüsse zum Schweigen brachte, und da war die soundsovielte Division, die drei deutsche   Armeekorps drei Tage lang im Schach hielt. Umgekehrt wußten alle Berichte davon zu erzählen, wie blaß, wie schwächlich und wie friegsunlustig die Deutschen   ausschauten. Brüssel   von diesen wider ihren Willen aufs Schlachtfeld getriebenen Feiglingen besetzt zu sehen undenkbar! unfaßbar! einfach ausgeschlossen! Dann ließ sich die Nachricht doch nicht mehr ganz verheimlichen, Die Barbaren daß Lüttich   in den Händen der Deutschen   sei sind in Lüttich  ", überschrieb unser Parteiblatt, Le Peuple", einen Artikel! Aber noch immer hoffte man, muntelte man, täuschte man sich und andere, bis sich am 20. August mittags zwei Radfahrer in Feldgrau, den Karabiner auf dem Nücken, vor dem Nordbahnhof zeigten. Ein Bug Infanterie folgte, der Leutnant voran, in der rechten Hand den Degen, in der linken den Baedecker, aus dem er fich flugs über das Straßennek unterrichtete, dann ein Stab in Autos, und danach floß es wie ein breiter Strom von grauen Uni­formen über die Stadt hin.

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Heute sind es die Brüffeler fast schon gewöhnt, wenn Trommeln und Pfeifen marschierender Bataillone den Widerhall der langen Häuserzeilen weden.

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wäre um feinen Preis; aber für die unsrigen! Ich bin und dann, den Kopf voran, mit ausgestreckten Armen zu Lombarde." Boden stürzen.

,, Gut. So geh hinauf."

Einen Augenblick, bis ich die Schuhe ausgezogen habe." Er legte die Schuhe ab, zog den Gürtel fester um den Leib, warf die Müge ins Gras und umfaßte den Stamm der Esche.

,, Aber gib acht," rief der Offizier, indem er eine Be­wegung machte, als ob er ihn, wie von einer plötzlichen Furcht ergriffen, zurückhalten wollte.

Der Knabe drehte sich um und sah ihn mit seinen schönen blauen Augen fragend an. " Nichts," sagte der Offizier; steig hinauf. Der Knabe fletterte hinauf wie eine Stage.

Sehet vorwärts!" rief der Offizier den Soldaten zu. In wenigen Augenblicken war der Knabe auf dem Wipfel des Baumes, den Stamm umschlingend, mit den Beinen zwischen dem Laub, aber mit dem Körper hinausragend, und die Sonne brannte auf seinen blonden Kopf, daß er schimmerte wie Gold.

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Der Offizier sah ihn faum, so flein erschien er dort oben. Schau grad aus in die Weite", rief der Offizier. Der Knabe ließ die rechte Hand vom Baume los und legte sie, um besser zu sehen, an die Stirne.

Was siehst Du?" fragte der Offizier.

Der Knabe beugte das Gesicht gegen ihn und indem er seine Hand als Sprachrohr benutte, antwortete er: Zwei Männer zu Pferd, auf der weißen Straße." " In welcher Entfernung von hier?" ,, Eine halbe Meile."

Bewegen sie sich?"

,, Sie halten an."

Verwünscht!" schrie der Offizier, herbeieilend.

Der Knabe schlug mit dem Rücken auf die Erde und blieb mit ausgebreiteten Armen liegen. Ein Bächlein Blutes ent­quoll der linken Seite der Brust. Der Wachtmeister und zwei Soldaten sprangen von Pferde; der Offizier beugte sich über den Knaben und öffnete ihm das Hemd; die Kugel war ihm in den linken Lungenflügel gedrungen.

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,, Er ist tot!" rief der Offizier. Nein, er lebt!" ant­wortete der Wachtmeister.

,, Ach, armer Knabe! Braver Snabe!" rief der Dffizier. Mut! Mut!" Aber während er ihm Mut zurief, und ihm das Taschentuch auf die Wunde drückte, verorehte der Knabe die Augen und ließ den Kopf sinken: er war tot. Der Offizier erbleichte und fah ihn einen Augenblick an; dann legte er ihn bequem mit dem Stopfe auf das Gras; er er­hob sich und betrachtete ihn; auch der Wachtmeister und die beiden Soldaten schauten ihn regungslos an; die anderen waren dem Feinde zugekehrt.

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,, Armer Knabe!" wiederholte traurig der Dffizier. ,, Armier, braver Snabe!"

Dann näherte er sich dem Hause, hob die dreifarbige Fahne vom Fenster und breitete sie wie ein Leichentuch über den kleinen Toten aus, ihm das Gesicht unbedeckt lassend.

Der Wachtmeister legte die Schuhe, die Müze, den Stock und das Messer dem Token zur Seite.

Sie schwiegen einen Augenblick; dann wandte sich der Offizier an den Wachtmeister und sagte: Wir werden ihn durch die Ambulanz holen lassen: er ist als Soldat gestorben, die Soldaten werden ihn begraben." Nachdem er dies gesagt hatte, schickte er dem Toten eine Kußhand und rief:" Bu sammelte sich und setzte seinen Weg fort.

" Was siehst Du weiter?" fragte der Offizier nach einem Pferd!" Alle schwangen sich in den Sattel, das Häuflein Augenblick des Stillschweigens. Sich nach rechts."

Der Knabe fah nach rechts.

Dann sagte er: In der Nähe des Kirchhofes, zwischen Bäumen glänzt etwas. Es scheinen Bajonette zu sein." Sichst Du Leute?"

" Nein, sie werden im Korn verborgen sein. In diesem Augenblic saufte eine Kugel hoch oben pfeifend durch die Luft und schlug weit hinter dem Hause ein.

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Und wenige Stunden nachher empfing der Kleine Tote seine friegerischen Ehren.

Vor Sonnenuntergang sette sich die ganze Linie der italienischen Vorposten gegen den Feind in Bewegung, und auf demselben Wege, den am Morgen der Trupp Reiter ge­nommen, schritt ein großes Bataillon Bersaglieri  ( Scharf­schüßen) einher, welche vor wenigen Tagen tapfer fämpfend die Hügel von San Martino mit ihrem Blut benetzt hatten. Die Nachricht von dem Tode des Knaben hatte bei diesen Soldaten schon die Nunde gemacht, bevor man den Lagerplag

Steig herab, Knabe!" schrie der Offizier. Sie haben Dich geschen" Ich weiß genug. Komm herab. " Ich fürchte mich nicht," antwortete der Senabe. Steig herab..." wiederholte der Offizier, was siehst verließ. Der Fußweg, an dessen Seite ein Bach floß, ging in noch, zur Linken?"

Du

" Zur Linken?"

" Ja zur Linken."

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Der Knabe drehte den Kopf nach links: in diesem Augen­blick durchschnitt ein anderes Pfeifen, schärfer und tiefer als das erste, die Luft. Der Knabe fuhr zusammen. " Donnerwetter!" rief er aus. Sie haben es wirklich auf mich abgesehen." Die Kugel war nahe an ihm vorbei­gegangen. Herunter" schrie der Difizier gebieterisch und erregt. " Ich komme gleich", antwortete der Knabe. Aber der Baum schüßt mich, zweifeln Sie nicht. Zur Linken, wollen Sie wiffen?"

einer Entfernung von einigen Schritten am Hause vorbei. Als die ersten Offiziere des Bataillons die kleine Leiche, ant Fuße der Esche, bedeckt von der dreifarbigen Fahne sahen, grüßten sie dieselbe mit dem Säbel; und einer von ihnen beugte sich auf den Rand des Baches, welcher ganz mit Blumen besät war, pflückte ein paar Blumen und warf sie dem Toten zu. Nun pflückten alle Bersaglieri, welche nach und nach vorbeikamen, Blumen und warfen sie ihm zu. In einigen Minuten war der Knabe von Blumen bedeckt, und Offiziere und Soldaten schickten ihm im Vorbeigehen einen Gruß:" Brav, fleiner Lombarde!" Addio, Knabe!" Schlaf wohl, Blondföpfchen!" Er lebe hoch!" Ein Held!" Addio!" Ein Offizier warf ihm seine Ehrenmedaille zu, ein anderer " Zur Linken", antwortete der Offizier: aber steige herab". ging und füßte ihn auf die Stirn. Und die Blumen fielen Bur Linken", rief der Knabe, indem er den Körper fortwährend auf die nackten Füße, auf die blutige Brust, auf nach jener Seite drehte, da wo eine Kapelle ist, sehe ich... das blonde Haupt. Und er schlief da im Grase, in seine Ein drittes, wütendes Pfeifen durchschnitt die Luft und Fahne eingehüllt, mit weißem, fast lächelndem Gesicht, der fast im gleichen Augenblick sah man den Knaben herunter- arme Sinabe, als ob er diese Grüße hörte und glücklich wäre, tommen, sich erst am Stamm und an den Zweigen halten das Leben für seine Lombardei   gelassen zu haben.

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Die Fabriken allerdings liegen still und durch die trostlosen| schafft es jetzt zur Untersuchung nach Aachen  . Drei geistliche Arbeiterviertel schleicht hohläugig das Gespenst des Hungers. Hier Herren sind darunter, von denen zwei dem Gesichtsausdruck nach fehlen die schwarz- gelb- roten Flaggen an den Fenstern, die schwarz- ohne Nachhilfe von Schminke und Puder einen trefflichen Franz gelb- roten Schleifen im Knopfloch. Es gibt hier keinen anderen Moor abgeben würden. Gegen sie hauptsächlich als die vermeint­Gedanken als den: Brot! lichen Aufwiegler zum Franttireurkrieg, richten sich die nicht immer zarten Schmähreden unserer Soldaten. Aufhängen sollte man Aber die Stimme der Ge­sie, die Lumpen, statt mitschleppen." rechtigkeit weiß sich doch bei den erregten Leuten Gehör zu ver­schaffen, und sie geben schließlich zu, daß man nur überführte Ver­brecher aburteilen dürfe und nicht verdächtige auf eine bloße Vermutung hin.

Troßdem die Brüsseler Bevölkerung den trefflich klappenden Organismus des deutschen Heeres handgreiflich dicht vor Augen hat, glaubt man immer noch an die glorreiche Zukunft der Ber­bündeten. Es hetzen ja zu viele Hunde den einen Hasen, und die Blätter, die in Gent   gedruckt, nach Brüssel   eingeschmuggelt und heimlich in den Cafés für 35 Centimes bis zu 1 Franken die Nummer verkauft werden, wissen immer von neuen Siegen der Russen, Engländer und Franzosen zu erzählen und von immer neuen Niederlagen der Deutschen  . Daß die Russen dicht vor Berlin  stehen, wenn sie nicht schon im Triumph durch das Brandenburger or eingezogen sind, ist in der belgischen Hauptstadt allgemeine Ueberzeugung und nicht minder die Ansicht, die mir, mit einem Unterton von Mitleid in der Stimme, ein würdiger alter Herr an­bertraute:" Ich will Sie nicht verleben, aber Deutschland   wird von der Landkarte verschwinden."

Das ist es überhaupt, was in diesem Kriege freudig stimmt soweit in einem Striege etwas freudig stimmen kann, daß bei unseren Soldaten in allem Graus und Schrecken des großen Würgens das Gefühl für Gerechtigkeit und Menschlichkeit wach und rege geblieben ist. Die angeborene deutsche Gemütlichkeit mag dabei mitsprechen, aber mehr noch hat ohne Zweifel die sozialistische Schulung ihr Verdienst daran, durch die Millionen Deutscher   hin­durchgegangen sind. Der Sozialismus lehrt im Menschen den Menschen achten, auch wenn er einen anderen Rod trägt und eine andere Sprache spricht als wir.

ber=

Zwar entrüsten sich rohe Naturen über jeden Schluck Kaffee, über jedes Stück Brot, das den Gefangenen gereicht wird hungern lassen solle man sie! Aber rasch wird solche Unmenschlich­feit von anderen zum Schweigen verwiesen: auch die feindlichen Soldaten täten nur ihre Pflicht, auch sie seien Familienbäter, auch sie hätten den Krieg nicht gewollt! Und ein Feldgrauer klettert auf das Trittbrett des Abteils, in dem Infanteristen, Zuaven und Dragoner beieinander hocken, und verteilt Zigaretten.

Ebenso glaubt man bis in wirklich gebildete Kreise hinein be­harrlich und fest, daß es sich bei diesem Krieg um einen Kampf der Zivilisation und Freiheit gegen die germanische Barbarei handele, und keiner stutt bei der Vorstellung: die Kojaten als Breisfechter der Zivilisation und Freiheit! Aber schließlich überzeugt sich, wer mit den Deutschen   näher zu tun hat, daß die deutschen" Barbaren  " doch nicht gar so barbarisch sind: in Brüssel   ist jeder Stein auf dem andern geblieben, kein Krümelchen Privateigentum angetastet worden, und was sie den Läden entnehmen, die Barbaren  ", das Oder ein anderes Bild: auf dem Brüsseler Westbahnhof irrt bezahlen sie auf Heller und Pfennig in bar! 3war fliegt manch eine blaffe, verhärmte Proletarierfrau umher, einen zehnjährigen feindlicher Blick zu den Pickelhauben hinüber, aber die geladene Knaben an der rechten Hand, ein etwa gleichaltriges Mädchen an Schußwaffe fann man ruhig zu Hause lassen, wenn man in der linken. Sie fragt sich durch von Mann zu Mann, von Offizier Uniform die Boulevards hinunterschlendert. Wer sich gar mit den zu Offizier. Endlich hat man sie begriffen und weist sie zu einem Im Palais de la Nation, in dem sich die Ministerien und die Bewohnern leiblich zu verständigen weiß, stößt nicht selten auf Buge auf dem legten Geleifel Sie hat in der Stadt erfahren, ein Entgegenkommen und Freundlichkeit, und die Jungens von der daß Gefangene vom 11. belgischen Linienregiment in Brüssel   an­Tagungsstätten des Senats und der Kammer befinden. bieperer Bosten aus dem Ostelbischen, unangetränkelt von parla- Waterkant, aus denen sich die in Brüssel   stehenden Truppenteile gelangt sind, um weiter befördert zu werden, und nun kommt sie mentarischer Weltanschauung, blieb auch auf Borhalt dabei, daß fast ausschließlich zusammenseßen, mit ihrem Platt und die zahl auf gut Glück, um zu sehen, ob ihr Mann darunter ist. Mit den in diesem Palais de la Nation   reichen Blamen in Brüssel   mit ihrem Blämisch fönnen einander beiden Kindern geht sie an der Reihe der Wagen entlang, in jeden hier das Elementsgebäude" set- also hat der deutsche   Generalgouverneur des offupierten Belgiens  , schon karmachen, was sie wollen. Da läßt manch hübsches Straßen mit angstboller Stimme hineinrufend: Michel! Michel! Neugierige b. d. Goltz- Pascha, sein Hauptquartier aufgeschlagen. Hier sind bild vergessen, daß die Sohle feindlichen Landesbodens tritt: Auf Gesichter strecken sich vor, aber ihr Michel ist nicht darunter. Hoff­brohend Geschüße aufgefahren und Postenketten mit aufgepflanztem der hinteren Plattform einer Elektrischen etwa stehen zwei deutsche   nungsloser flingt es: Michel! Michel! Keine Antwort! Endlich, Seitengewehr weigern Unberufenen den Durchgang. Auch vor Mustetriere neben einem Brüsseler Mädel die Frauentypen im letzten Wagen, schnellt ein Mann, da er die bekannte Stimme dem Rathaus und vor anderen Gebäuden, in denen sich das deutsche   hier verraten, daß einst die Spanier in diesem Lande ein Gaft- vernimmt, von der Holzbank auf- er ift's! Und gibt ein trauriges Militär häuslich eingerichtet hat, schultert der Feldgraue sein Gespiel gegeben, das einen ungeheuren Strauß leuchtender Herbst Wiedersehen nach fünf bangen Wochen! Sie füffen sich, er zieht Aber sonst liegt der Sicherheitsdienst vollständig in den blumen gegen die Brust preßt. Der eine der beiden" Barbaren  " die Kinder an seine Brust, über seine gebräunten Wangen rinnt Händen der Brüsseler Polizei, die durch freiwillige Selfer, fennt- gudt und lugt, bis er sich aufrafft und, die Hand an der Feldmüße, es heiß und naß, ein frampfhaftes Schluchzen schüttelt ihre lich an einer weißen Armbinde mit der Aufschrift: Police   civile, höflich um eine Nelke bittet. Das Mädel schaut auf und reicht schmalen Schultern und Bub und Mädel weinen fassungslos verstärkt wurde. Brüffel wird eben nicht als eroberte Stadt be- ihm, ohne befremdet zu tun, einen ganzen Büschel hin. Aber er dann fährt der Zug! Deutsche Soldaten stehen umher, still und handelt, der deutsche   Generalgouverneur hat durch Maueranschlag nimmt nur eine, dankt und befestigt sie im Knopfloch des Waffen- ergriffen, und in jedem Gesicht ist zu lesen: Welch ein scheußlich den Bewohnern zugesichert, daß niemand an der Betätigung seiner rodes. Ding ist der Krieg! Als aber die Frau erzählt, daß sie kein Brot mehr im Schrank habe und noch eine alte Mutter ernähren müsse baterländischen Gesinnung gehindert sei und zur Bekundung der belgischen Selbständigkeit schwimmen die Straßen in einem Meer und ein drittes Kind sei verkrüppelt, da greift einer der Feld­von schwarz- gelb- roten Fahnen und jeder Belgier, jede Belgierin grauen in die Tasche und drückt der Verzweifelten fast scheu einen trägt die Farben des Landes an der Brust. Durch eine erhebliche Franken in die Hand. Und ein zweiter macht es ebenso und ein Kriegstontribution hat sich die Stadt von der Einquartierungslaſt An dem Gitter des Westbahnhofes fiben, müde, teilnahmslos dritter und ein vierter. Und cin Proviantamtsbeamter kommt losgekauft und zahlt ungeladenen Gäften tagtäglich 5 ranten und in ihr Schicksal ergeben, unter scharfer Bewachung Dorf- herzu, fragt, vernimmt, padt Bub und Mädel an der Hand und aus. Dafür wird die sehr gute Verpflegung der Truppen bewohner aus der Gegend von Termonde  . Aus ihren Heimat- als sie zurückkehren, trägt jedes der beiden im Arm eine große beschafft und die Mekgerläden wie auch die Obst- und Gemüse- dörfern find Schüsse gefallen; darauf hat man, was sich von der große deutsche   Wurst und lächelt unter den Tränenspuren... märkte wimmeln von eintaufenden Küchenunteroffizieren, männlichen Bevölkerung erwischen ließ, zusammengetrieben und Die Barbaren sind in Brüssell"

wehr.

Und die ganze Elektrische, würdige, alte Herren, Frauen mit Markttaschen, der Schaffner eingeschlossen, lächelt vor Wohl­

wollen.