Verdun und Toul schon vor JcchrJjunderte« in die Kriegsgeschichte eingezeichnet worden, und im Kriege 1870/71 waren die Festungen auf den Lothringenschen Rippe» mit ihrer Fortsetzung nach Norden ui»d Süden überhaupt die einzige Angriffslinie für die deutschen Armeen, da die belgische Grenze damals nicht in Frage kam. Wenn man die natürliche Beschaffenheit des ganzen Landes ins Auge faßt, könnte man diese von Norden nach Süden streichende und mit ihrem Steilabfall nach Osten gerichteten Tafellandschollen wohl auch die Rippen Frankreichs nennen, wenn man Paris als dos Herz nimmt. Paris ist der Mittelpunkt des nach der Stadt benannten BeckenS, und dorthin strömen fast alle Gewäffer Rord- frankreichs zusammen. Auch die Loire war früher einmal nach der Seine hin gerichtet, anstatt in dem Bogen von Orleans West- wärts zum Ozean zu fliehen. Das Pariser Becken ist in seinem inneren Teil von Ablagerungen der Tertiärformation erfüllt, also von verhältnismäßig jugendlichen Gesteinen, die dort eine große Ausdehnung erreichen. Nach Norden schließen sich dann die Kreide- schichten an, die mächtigen Klippen, die die nordfranzösische Küste begleiten und nach der gleichgestaltigen englischen Küste bei Dover hinüberweisen. Nach Belgien hinein setzen sich die jugendlichen Ablagerungen fort, und nur mit den Ardennen, die zum rhei- nischen Schiefergebirge zu rechnen sind, beginnt eine andere Welt weit älterer Gebirgsmassen. Die Umwallung des Pariser Beckens nach Osten hin, zu der die Lothringenschen Rippen gehören, stellen eine regelmäßige Folge geologischer Stufen dar, indem man von Paris nach Osten gehend in immer ältere Bodenarten gelangt. Diese Formationen müssen, da sie aus alten Meeresablagerungen bestehen, früher einmal wagerecht gelegen haben und haben sich wahrscheinlich auch über die früher zusammenhängenden Waffen der Vogesen und des Schwarzwalds hinweg nach Teutschland er- streckt, wo bekanntlich der Jura in der Schwäbischen Alb und in Bayern , die Trias namentlich in Baden und Württemberg weite Flächen einnimmt. Beim Einbruch des Pariser Beckens und vielleicht auch durch ein« Hebung des Massivs der Vogesen und des Schwarzwalds wurden die bedeckenden Tafellandschichten in eine schiefe Lage gebracht, sodaß ein Abfall von den Vogesen her in der Richtung auf Paris entstand. Dadurch zerbrachen diese Schichten vielfach und es bildeten sich nach und nach jene eigen- tümlichen Rippen, die sämtlich nach Osten steil abfallen, nach Westen aber eine allmähliche Neigung besitzen. Die Oberläufe der Mosel und der Maas sind den Steilrändern dieser Streifen parallel gerichtet, folgen ihnen aber nicht genau. Auch haben hier im Lauf der langen crdgeschichtlichen Zeiten be- beutende Flutzverlegungen stattgefunden. Die erste der Lothrin- gcnschen Rippen liegt noch auf deutschem Gebiet und wird durch bic sogenannte Lothringensche Seenplatte bezeichnet, die auch jetzt wieder der Schauplatz lebhafter Kämpfe gewesen ist. Die zweite Stufe beginnt im Maastal bei Mezieres, der 1870 bombardierten Festung, zieht dann zunächst längs der Grenze bis in die Gegend westlich von Metz und weiter über Nanzig bis in die Gegend des Plateau von Langres, wo die Maas entspringt. Das Moseltal liegt in seinem Verlauf auf deutscher Seite ganz außerhalb, im Lberlauf aber zum Teil innerhalb dieser Rippe. Ter große nach Westen gerichtete Bogen dieses Flusses hat eben die natürliche Festung geschaffen, die zwischen Toul und Nanzig in so außer- ordentlicher Weise künstlich verstärkt loorden ist. Die dritte Rippe beginnt gleichfalls ungefähr bei Mezieres , überschreitet aber auch bald nach Osten hin die MaaS , um auf einer Strecke von mehr als 100 Kilometern die Wasserscheide gegen die Mosel zu bilden. Bei Toul erreicht sie ihre größte Annäherung an die nächst östliche Stufe und vollendet so die Eignung dieses Platzes zu einer Festung von ungewöhnlicher Stärke. Von Toul aus verläuft die Rippe südlich längs der MaaS über Reufchatcau nach Chatillon an der obersten«eine, in der letzten Strecke gegen Südwesten gerichtet. Tie von diesem Steilrand nach Osten begrenzte Stufe wird auf die französischen Karten insbesondere als La Cotc be- zeichnet, vorzugsweise im Gebiet der Maas ztvischen Toul und Verdun . Die Flüsse haben durch die Kraft ihres Gefälles an dem ursprünglichen Bau der Erdoberfläche in diesem Gebiet manches verändert, aber im großen und ganzen bestimmt die Anordnung der zivischen den Vogesen und dem Pariser Becken abgebrochenen Schollen die Hauptzüge de r Landschaft, wie sie noch heute alle Verhältnisse des Menschen bedingen, so auch den Ver- lauf der sich dort abspielenden Kriegsereigniffe. Ist diese Rippe überivunden, so dehnt sich jenseits ein verhältnismäßig bequemes und offenes Gelände aus, das in allmählicher Neigung den Weg nach Paris gestattet._ Theater. Deutsches Theater: Prolog von Schmidtbonn , Wallen st eins Lager von Schiller. Schillers genialen Lagerszonen ging einszenischer Prolog" Schmidtbonns voraus, der von den, Kriege Deutschlands sprach. Der stiminungsvolle Auftakt dieses Spieles weckte ungewöhnliche Erlvartungen. Man spürte daß man seinen nächsten Nachbar nicht hören und vor Rauch nicht mehr sehen kann. Tort versuchen etliche Bataillone ein Hcckenfeuer; hier sallcn's einander in die Flanke, da blockieren sie Batterien, dort formieren sie ein doppeltes Kreuz. Hier marschieren sie über eine Schiffbrücke, dort hauen Kürassiere und Tragoner ein, und sprengen etliche Schwadronen Husaren von allen Farben aufeinander los, daß Staubwolken über Roß und Mann emporwallcn. Hier überrumpeln's ein Lager; die Anvantgarde, unter der ich zu manövrieren die Ehre hatte, bricht Sekte ab und flieht. Toch noch einmal: Ich müßte ein Narr sein, wenn ich glaubte, hier eine preußische Geueralrevue beschrieben zu haben. Ich hoffe also, man nimmt mit diesem wenigen vorlieb oder, vielmehr, verzeiht's mir, um der Freude willen mein Gewäsch nicht länger anzuhören. Endlich kam der erwünschte Zeitpunkt, wo es hieß: Allans, ins Felds Schon im Henmonat marschierten etliche Re- gimenter von Berlin ab, und kamen hinwieder andere aus Preußen und Pommern an. Jetzt mußten sich alle Be- urlaubten stellen, und in der großen Stadt wimmelte alles von Soldaten. Tennoch wußte noch niemand eigentlich, wo- hin all diese Bewegungen zielten. Ich horchte wie ein Schwein am Gatter. Einige sagten, wenn's ins Feld gehe, könnten wir neue Rekruten doch nicht mit, sondern wiirden unter ein Garnisonregiment gesteckt. TaS hätte mir himmelangst ge- macht: aber ich glaubte es nicht. Indessen bot ich alle meine Leibes- und Seclenkräfte auf, mich bei allen Manövern als einen fertigen, tapferen Soldaten zu zeigen, denn einige bei der Komvagnie, die älter Warerl als ich, mußten wirklich zurückbleiben. Und nun den einundzwanzigsten August abend« spät kam die gewünschte Order, uns auf morgen marschfertig zu halten. Potz Wetterl wie ging eS da her mit Putzen und Packenl Einmal, wenn'S mir auch an Geld nicht gebrochen, hätt ich nicht mehr Zeit gehabt, einem Bäcker zwei geborgte Brote zu bezahlen. Audi hieß es, in diesem Fall dürfte kein Gläubiger mehr ans Mahnen denken: Doch ich ließ mein Wäschkistchen zurück, und wenn es der Bäcker nicht abgefordert hat, Hab ich heutigen Tags noch einen Kreditor in Berlin , nebst etlichen Debitoren für ein paar Batzen, mit denen es ungefähr soweit aufgeht. Den zweiundzwanzigsten August morgens drei Uhr ward Alarm geschlagen und mit Anbruch des Tages stand unser Regiment Jtzenblitz ein herrlicher Name!, das die Soldaten wegen der gewaltigen Schärfe unseres Obristen auch Donner und Blitz nannten, in der Krausenstraße schon in Parade. Jede seiner zwölf Kom- pagnien war hundertfünfzig Mann stark. __ ~ KiÄntwörtlicher Redakteur:»lfrej. Wiclepp, Neukölln. Für Pen ein« Phantasie, die elementarisch einfachen Empfindungen einen starten, zu packender Symbolistik gesteigerten Ausdruck gab. Aber leider, wie auch sonst oft bei diesem Dstbter, erlahmte nach dem ersten Anlaufe die Kraft. Durch eine spätsommerliche Landschaft, in deren Hintergrund ferne Wälder und ein Fabrikgebäude mit erhellten Fenstern sich er- heben, schreitet ein blondes junge? Weib, den michte schweren Korb im Arm. Vom Hügel blickt sie auf die körnerschweren Felder, und das Gefühl des stillen Glücks löst sich in Wortenchie von dem Wohl­laut Lucie H ö f I i ch s getragen, innig tief bewegen. Sie denkt der TageSarbeit, des Erntesegens, der Feierabende an ihres Mannes Seite in der kleinen Hütte. Da plötzlich reißt Trommelwirbel, nach und nach näherdringend, sie aus dem Traum und heran stürmt eine wilde hager ragende Gestalt, das Antlitz bleich verzerrt: das grausige trommelnde Gespenst des Kriege». In beiseoer Extase schreit er triumphierend sein Hallali. Nun wird er seinen Durit in Strömen Blutes stillen und Rabenschwärme mit den Leichen futtern. Ver- gebenk ihr verzweifeltes Beschwören, er schüttelt sie von sich, rast weiter in das Land. Auch die Szene zwischen Frau und Gatten, dem Ackersmann«, der auf die Kund« die Sense fortwirft, begierig, für das Baterland die Waffen zu ergreisen, hat menschlich wuchtige Akzente. W i n t e r st e i n war glänzend in der Rolle. Der Rest indessen bot eine allegorische Rhetorik, in deren rasselndem Pathos jeder volkstümlich echte Ton verloren ging: Ein Fabrikarbeiter und dann ein Fabrikant im schwarzen Gchrock verbünden sich, unter lauten Verwünschungen Englands, dem Landmann in einer Art von Rütlifchwur zum Kampfe. Der Zwist, der sie getrennt hat, soll, bis der Sieg errungen, begraben und vergessen sein. Der große Gedanke des Zusammenschlusses, der dichterisch gestaltet werden sollte, verflachte in der Enge dieses verdrießlich konventionellen Schemas ins Theatralische. Die Aufführung von WallensteinZ Lager lieferte einen neuen Beweis für Reinhardts eigenartige, malerisch nachschaffende Regie- kunst. Auf einer Höhe, die den Schauplatz aus dem Ganzen de? Truppenlagers heraushebt und so die Vorstellung einer sich endlos streckenden Ausdehnung vortäuscht, spielten sich vor einem großen Marketenderzelt, von altertümlichen Kanonen und KriegSgerät flankiert, die bunt bewegten Bilder der Wallensteinschen Soldateska ab. Derbe Marketenderinnen schwirren im Kriegsvolt umher, es wird getanzt, gesungen und geraucht und doch bleibt dieser Lärm in Grenzen, die es gestatten, dem Gespräch der einzelnen zu folgen. Nur die berühmte Kapuzinerprcdigt kam nicht zur rechten Geltung. An Stelle des verstorbenen Viktor Arnold war Waßmann als Pater eingetreten, dessen gewiß amüsanter Humor doch über«in viel be- schränktere« Register verfügt. Ein unübertrefflicher Darsteller von «Hakespeares Junker Bleichenwang und ähnlichen Gesellen, hatte er auch den cholerischen Ordensbruder auf einen Ton einfältigen Phlegmas abgestimmt, brachte er die Angriffe in einer singenden «prache vor, die alle Augenblicke zu überschlagen drohte, als babe er es auf daS Gaudium seiner Hörer abgesehen. Der rabiate Eiferer wurde Spaßmacher, der eben damit die tiefere Komik ver- darb. Vortrefflich waren DiegelmannS gravitätisch bedächtiger Wachtmeister, Daneggers skrupellos leichtblütiger Jäger, der überall herumabenteuernd, bei den Wallensteinern, was er ein freies Leben nennt, gefunden hat. und vor allem auch E b e r t S trotzig kühner Kürassier. Wie schmetternde Fanfaren klang daS Wohl auf Kameraden aufs Pferd, aufS Pferd" aus feinem Mund. _ dt. Kleines Feuilleton. Einsames Sterben. Einer der Kriegsberichterstatter des Railänder..Secole", Luigi Lucatelli , schildert die folgende ergreifende Episode seiner Reis« nach Paris : Auf einem kleinen einsamen Bahnhof sehe ich auf einer Bahre, die auf dein Pflaster steht, einen deutschen Soldaten im Todes- kämpfe. Man hatte ihn aus einem Zuge ausgeladen, weil die Erschütterung die Todesqual vermehrte. DaS Licht einer Laterne an seiner Seite beleuchtete grell sein Gesicht und da« von vier oder fünf Reservisten, die aus unserm Zuge ausgestiegen waren und sich über ihn beugten. Er sprach nicht mehr, aber von Zeit zu Zeit schienen seine Lippen ein Wort hervorbringen zu wollen. Aber er konnte nicht sprechen und seine Augen suchten, suchten mit starrer Verzweiflui� irgend etwa«, in den fremden Gesichtern, in der feuchten, blinden Nacht, das mit seiner unsagbaren Verlassen- heit Erbarmen hätt«. Einen Augenblick blieben die großen blauen Augen, die unstäten Augen der sterbenden Kreatur, auf mir haften. Ich empfand etwas unbeschreibliches, daS an meine Seele gritf, wie die Hand eines ertrinkenden Geschöpfe«, das Rettung erwartet. Dann kam plötzlich über das Gesicht ein tiefcS ver- ständniSloses Staunen, die Pupillen wurden weit, ganz weit, und eine unsägliche Traurigkeit legte sich über seine Züge.Ca y est," sagte einer der Soldaten,er ist tot." Ein anderer machte daS Zeichen deS Kreuzes und ühsr die im Dunkel zusammengedrängten Menschen fuhr mit lautem" Rauschen der kalte Nachtwind.".... So vile Zuschauer und so einsam gestorben! Untertänigst. TieKreuzziß." veröffentlicht folgende Frldpostkarte eine» Dieners an seine Herrschaft: Auf Widerfehnl Soldaten- Kartei(gedruckt, aber unter- strichen:) Gott mit uns. Untertänigst erlaube ich mir zu Schreiben, teil« mit, daß ich noch gesund und munter bin, wir haben ernste Tag« bis jetzt schon durch gemacht aber alles gut mit Freuden auSgehalten mann kommt jetzt sehr in der Welt herum wir sind jetzt im Begriff nach Rußland in Krieg zu ziehen denn in Frankreich haben wir unsre«ach« gut gemacht unsre Siege sind immer mit Gott und unser deutsche« Heer macht alle unsre teinde ring» um uns her nieder, den» Gott fürchten König und aterland. Gruß an Alle. Untertänigst Karl." Das konservative Blatt bemerkt dazu, die Karte beweise die mannhafte Gottesfurcht unscrer Krieger". TaS mag derKreuzztg." gern überlassen bleiben. Es gibt jedenfalls hunderttausend unter unseren Soldaten, die auch ohne da»-hre Pflicht tun. Bei der Karte wind man übrigen« ein gewisse« Mit« leid mit dem«chreiber nicht loS. Selbst die Größe der Zeit und der Aufgabe, für die er jetzt kämpft, hat ihm nicht da» Bewußtsein seine« freie» Menschentum« gegeben und ihn da? kümmerliche untertänigst" beiseite legen lassen. Ucberhanpt: furchtbar, was jetzt schriftgestellert wird!__ Fortschritte öer Tpphusschutzimpfung. Mit Rücksicht auf die durch den Krieg drohend« TyphuSgefahr gewinnt die Schutzimpfung gegen Typhus erhöhte Bedeutung. Be- reit» haben sich Aerzte und Pfleger des Heere« der Dchutzinwfung unterzogen. Besonderes Interesse verdient daher eine Arbeit, die aus der Berliner Katfer-WilhelmS-Akademie für da» mili- tärische Belagerungswesen dieser Tage erschienen ist. Stabsarzt Dr. Forner führt darin aus, daß die mit dem Leifljmanschen Typhusimpfstoff erzielten Erfolge geradezu glänzend sind. Bei 10000 Geimpften betrug die Typhuscrkrankung Vch Proz., da« gegen bei 9000 Ungeimpften 3 Pro»., die Sterblichkeit war bei den Geimpften 0,0S Proz., bei den Ungeimpften aber zehnmal so groß, nämlich vch Proz. Durch die TyphuSschutzimpfung nach Leishman wurden so KS Proz. vor Erkrankung und VI Proz. vor Tod an Typhus geschützt. Dabei lebten Geimpfte und Nngeimpfte unter sonst völlig gleichen Verhältnissen. Diese statistischen An- gaben wurden im Laufe von acht Jahren bei zlvölf Versuchs- regimentern durch besonders vorgebildete Sanitätsoffizier« nach einheitlichem Gesichtspunkte zusammengestellt. Der Schutz hält wenigsten? 2 Jahre vor. örtliche Erscheinungen bestehen nur in einer geringen Rötung und Druckempfindlichkeit in der Umgebung der Tinspritzstelle. Allgememerscheinungen fehlen fast immer. Auch besteht nach der Einspritzung keine erhöhte Empfmdsichkeit gegen Typhus . Seit Anwendung der TyphuSschutzimpfung ist der TyphuS fast gänzlich aus der amerikanischen Armee verschwunden. Auch bei der Cholera wurden mit den neueren Impfstoffen besser« Resultate erzielt. Nach Davos wurden 99 Proz. der Geimpften von der Cholera verschont. Alle an größeren Krankenhausern tätigen Aerzte. Krankenpfleger und Wärter sollten so bald wie möglich geimpft werden, da ste bald mit ThphuA- und Cholera« kranken in Berührung komme«. Nsttj«. KriegSmusiken. In einem bürgerlichen Blatte lesen wir: Da klebt ein große« Plakat:.Münch«»« Tvnkünstler-Orchester. Heute große Konzerte mir lebendiger Darstellung von Szenen deS Kriegsschauplatze«. 1. Die Wirkung der mächtigen 42-Zenlimeter- Geschütze. 2. Der Zustand der zerschossenen Fort« von Lültich. g. Die Franktireurs unter deutscher Bewachung in Namur . 4. Die deutsche Landwehr in Feindesland." Musik ist schon recht. Auch im Kriege kann sie wohl am Platze sein. Aber man sollte ihr doch keine Ausgaben zumuten, die sie nicht erfüllen kann. WemgstenS nicht, wenn sie Musik bleiben will. Theaterchronik. Sonntag, abends 7lli Uhr. findet ,m Wilmersdorfer Theater(Biitoria-Säle). WilhelmZaue 1 14/15, die Eröffnungsvorstellung der Winteripielzeit statt. lProlog. Lieder- Vortrag. Suffübrung von LeisingS.Minna von Barnhelm".) Im»leinen Theater wird die neue Spielzett ,n der ersten Woche de» Oktober eröffnet. Zur Aufführung gelangt Georg Engels vor 20 Jahren im Leffing-Tbeater häufig gespteltes Schau- spiel.Der Hexenkessel", daS ün Jahre 1806 spielt kurz vor der Schlacht bei Saalfeld. , Borträge. Dr. Johanne» Muller spricht am Mittwoch, den 30. September, m der Urania über das Thema:»Der Krieg als Schicksal und Erlebnis". Statt eine» Denkmal». Die für ein Denkmal de« Maler« Peter Cornelius gesammelte Summe von 26 000 M. ist vom Münchener Oberbürgermeister im Einverständnis mit dem einzigen noch lebenden Mitglied« des Denkmalausschusses an den Krieg«- ausschuß der Münchener «ünstlcrschaft zur Unterstützung bedürftiger Künstler überwiesen worden. Shakespeare und der Krieg. DaS Deut'che Theater hat seinen Sbakespeare-ZykluS unterbrochen, um zunächst deuis»« Dichter aufzniühren. Es hat sich aber vergewissert, daß führende Leute mit ihm darin einig find, daß Shakespeare trotz de» Kriege« auf da» Repertoire gehört,«or der Lächerlichkeit eine« Shakespeare « boykott« werden wir also bewahrt bleibein Bethmann und Lieber- mann erklären einmütig; Shakespeare gehört der ganzen Welt. Feldpostbriefe werden sowohl von einem Berliner wie einem Münchener Berlage gesammelt. Sie sollen aber erst nach dem Feldzuge herausgegeben werden. Schach. Die obige Stellung(nach dem 32. Zuge von Weiß) entstammt einer älteren Parti« zwischen dem Weltmeister Dr. Em. Laster(Weiß) und dem amerikanischen Meister Showalter. Der weitere Verlauf der Partie, den wir nachstehend bringen, hat seinerzeit dem deutichen Meister Dr. Tarraich Veranlassung gegeben, einen Vergleich zwischen den Strategemen(strategische Manöver) des Kriege» und denen de« Schach « zu ziehen, indem er in der Einleitung sagt:.alle möglichen strategischen Bewegungen, wie Umgehung. Umzingelung, Abschneidiing, konzentrischer Sngriff. sogar Operationen auf der inneren Linie komme» im Schach vor". Der nachstehende verlauf der Partie(Glossen in." von Dr. Tarrasch) gleicht»ach dem Verfasser der berühmten.Schlacht bei Austerlitz".(Wie auch der betreffende Artikel von Dr. Tarrasch benannt ist.) Diese sogenannte.Dreikoiserschlacht" fand 1805 unweit von Brünn in Mähren statt und zwar zwischen Napoleon I. und den verbündeten Russen und Oesterreichern. Zum Verständnis der Analogie fei noch folgende? kurze Bruchstück(Beschreibung der Schlacht selbst) aus dein uueressamen Aufsätze von Dr. Tarrasch zitiert. .Die Verbündeten, die unter den Augen ihrer Kaiter fochten, beabsichtigten. angriffSweist vorzugehen: mit ihrem linken Flügel wollteil sie Napoleons rechten Flügel umgehen und von da au» feine ganz« Linie aufrollen. Napoleon erkannte die Absicht und gründete auf dieser Bewepung. die den Feind an seiner Front vorüber führen mußte, seinen Gcgenplan. Er beschloß, den Um- gehungsplan der Verbündeten mir einem Stoß �im Zentrum(Höhe von Pratzen) zu beantworten, wozu er sein stärkstes Korps unter Marschall Soult bestimmte. Alles kam genau so, wie Napoleon es berechnet hatte. Wohl errangen die Verbündeten auf ihrem linken Flügel anfangs Vorteile, aber der überraschende Zentrumsstoß führte fast zur Vernichtung ihrer ganzen Armee." Also: Flügelumgchung, siegreich durch«inen ZentrumSstoß be« antwortet. In der nachstehenden Spielführung geichieht. wie man sehen kann dasselbe Slrategem.(Siehe das Diagramm.) 47. väg 53..... .und fragte: Wie lang« brauchen Sie. um diese Höhe"(da« Feld d7, dem Hüael.Pratzen" analog) ,n erreichen?" Etwa 20 Minuten. Sire, entgegnete der MarsitaH.Gut, so wollen wir noch etwas warten." 47...... Ta7»2 48. Tdl d3 Ta2 b2 49. Lf2 gl Da8 al 60. Lgl f2 Tb2 bl .Die Umgehung ist nun vollendet." (/t-doch 50...... Da8 war doch möglich I?...) 61. Sd6£6 Tbl bl(?) (Der entscheidende Fehler einer Drausgingerci. Mit dem vorfichti- geren Rückzüge Va7 oder Da6 war noch der Katastrophe vorzu- beugen. Der Textzug droht Dal kl nZch). 62. Dk8 b7l..... .Ter entscheidende Gegenstoß zur rechten Zeit."(Wie Hinvrnburg bei Taimenbcrg l) 62...... So6-g7 (Er muß in die nmsurischen Sümpfe hinein...) 53. Ob? n Tbl gif 54. Kg3 53! Aufgegeben. (« droht sowohl OgSch al» 115840 82...... a6 a5 vegtnn der UnigehnngSbewegimg". a5 a4 a4Xb3 Ta7 a3 Df7 a7 TaS alf Tal bl Tbl b2 I)a7-a2 Da2Xb2r 38. bS-bl 34. Te2-g2 85. a2Xb3 86. Lg3-f2 87. Tdl-dS 88. Kgl h2 89. Td3 dl 40. Lf2 el 41. Tg2Xb2 (Ein blutige» Einzelgefecht.) 42. Kb2-g3 Tk8-I7 Sei Turm wll via»7 a2 eben» auf den Damenfiügel geworfen werden.) 43. Vk3 d3 g7 g6 44. Tdl 62 Db2 al (Dies ist jedoch ein Fehlzug. Mit 4 4...... Dell; 48. Do2!, DXD; 44. TXV, Ta7 je. war da».Um- aehungsmanöver" doch ganz richng.) 46. Td2 dl Dal a8 (Mit 1)1)2 1 konnte ja Schwarz noch mindestens Remis halten I...) 4V. Lei 12 Tk7-a7 .Während die Russen ihre Um- gehungsbewegung fortsetzten,"(Be- setzung der a-Reihe)winkte Na- poleon(Kg3) den Marschall Soult (Od8), uff ich" Inseratenteil verantw,: Th-Glocke, Berlin , Druck«.verlagtvorwärtl Buchdruckerei tt, BerlagSanstait Paul' Singer& Co, Berlin SW.