Nr. 196.- 1914.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Antwerpens   Kunstschätze.

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sds

Dienstag, 6. Oktober.

ek.

Die

Stadthaus. Zwar kann es sich an Schönheit nicht mit dem von Verband der freien Voltsbühnen. Mit Webers Löwen messen, aber es nacht durch seine vornehme Linienführung herrlichem Freischüs"-man erinnere fich des begeisterten Urteils leinen sehr nachhaltigen Eindrud, der durch den schönen Giebel des Richard Wagners über diese erste aller ausgesprochen deutschen Volks Fester und fester zieht sich der Eisenring der deutschen Be- steht eine aus dem letzten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts stam Sonntag im Deutschen Opernhaus vielverheißend begonnen. Eine Mittelbaues noch verstärkt wird. In der obersten Nische des Giebels operit hat bie Freie Boltsbühne ihr neues Spieljahr am lagerer um die alte Kunst- und Handelsstadt an der Schelde. Schon mende Statue der Mutter Gottes, die die Schuhpatronin von Ant- Anzahl von Liebern und Chören ist ja längst volkstümlich im höchstent find von den Deutschen   die meisten Forts erstürmt, und das Schidial der Festung kann faum noch zweifelhaft sein. Und nur ein Wunsch werpen ist. Sinne des Wortes geworden der prachtvollen Duverture nicht zu beseelt angesichts der harten Notwendigkeiten des Krieges alle ist das Museum Plantin- Moretus. Das Museum, das seit viel späteren Wagnerichen Mufitdramas gestaltete Mufit der Wolfs Ein für die Geschichte der Stadt sehr charakteristisches Gebäude bergessen. Um so nachbrüdlicher sei aber auf die im Geiste des sehr Freunde der Kunst, der Wunsch, daß die belgischen Verteidiger der dem Jahre 1876 nach dem Tode des letzten Moretus dem Staat ge- fchluchtszene hingewiesen. Die Aufführung des Werkes darf man wohl Stadt nichts tun mögen, was die unerheblichen Kunstschäße Ant- hört, ist das einstige Wohnhaus des weltberühmten Buchdruckers als der Vollendung nahekommend bezeichnen. werpens, beren unversehrte Erhaltung fich die Belagerer sicherlich und Berlegers Plantin, der seinem Schwiegersohn Moretus die mehrerer Haupt- und Nebenrollen, insbesondere der Agathe, bes Die Beſegung zur Richtschnur gemacht haben werden, in Gefahr zu bringen Fortführung seines Lebenswertes überließ. Sorgfam behütet int Aennchen, des Mag Casper   und Eremita   ist in gesanglicher Be geeignet ist. Eine der schönsten Straßen von Antwerpen   ist die Avenue stalt in das 16. Jahrhundert. Diener in spanischer Tracht von Darsteller, also Schauspieler, sein müßten, sollten sie freilich in den Sturm der Zeiten, versezt uns dieses Haus in seiner ganzen Ge- siehung recht glüdlich zu nennen. Daß die Sänger auch gleichzeitig Rubens  ", die fich am Antwerpener Tiergarten", dem Bart, ent- braunem Tuch, mit Barett und Schnallenschuhen, die hier als Auf- profaischen Zwischenpartien der Handlung beweisen. Das meiſte, Tangzieht und fich mit der Avenue Quinten Matsys" freuzt. An der Lebensaber der Stadt, an der Schelde, gibt es einen" Quai eher ihres Amtes walten, passen stimmungsvoll in diesen mittel was da zu sprechen ist, blieb im Konventionellen stecken, Jordaens  ", an den sich der Quai Van Dhe" anschließt. Diese Blantin- Moretus- Museum nicht seinesgleichen, Kostbarste Hand- unter Hans Banders Leitung offenbarte Glanz und Geschmeidigkeit. alterlichen Rahmen. Als dauernde graphische Sammlung hat das Frauenhöre flangen reiner als die Männerchöre. Das Drchester vier Namen erinnern an das 16. und 17. Jahrhundert, an die Zeit, schriften aus dem Mittelalter, die frühesten Incunabeln und die An den aus Kind- Webers schwärmerischer Naturromantik heraus da Antwerpen   mit Recht den stolzen Namen" Metropole der Kunst" wundervolle Bibliothek, von Plantin selbst zusammengestellt, laffen gestalteteten Landschaftsdekorationen wird sich jedes Auge und führte. In diesen vier Namen ist auch zugleich die hier noch stärker den Besucher aus dem Staunen nicht herauskommen. Die Räume, Gemüt ergötzen. als in anderen großen belgischen Städten fich zeigende Mischung in denen die Bücher aufgestellt sind, entsprechen in ihrem ganzen von flämischen und romanischen Elementen symbolisch ausgedrückt. Mobiliar der Zeit, in der die Bücher gebrudt wurden. Jordaens   und Rubens   haben die naive lachende Lebens­freude, die breite Behaglichkeit und üppige Fülle flämischer Wesens art festgehalten, während sich in Ban Dyd und Quinten Maffys Werten der Einfluß romanischer Eleganz ausprägt, verbunden frei lich mit der peinlich flämischen Genauigkeit. In fast allen Stirchen Antwerpens   hängen Bilder von Rubens Meisterhand, und das Kö­ nigliche Museum  , das sich in den freundlichen Anlagen des Wael­plaats befindet, birgt eine ganze Fülle von Schöpfungen feines schönheitsirunkenen Pinsels. Wer Matsys Originalität boll ber tehen will, muß nach Antwerpen   reisen. Ganz wundervoll in feiner schlichten Form ist der Quinten Matsys- Brunnen, des Künft­lers schönstes Denkmal. In reinstem gotischen Stil erhebt sich der schmiedeeiserne Auffah, von zierlichen Ranten   umwunden und mit der Figur des Salvius Brabo gekrönt, der in fagengrauer Vorzeit die Stadt Antwerpen   von der Greuelherrschaft des Riesen Anti­bonius befreite. Im Antwerpener   Museum hängt auch Jordaens  weltbekanntes Familienkonzert", das wie taum irgend ein anderes Werf die übersprudelnde Lebenskraft des Künstlers verrät. Van Dhd ist hauptsächlich durch Bilder biblischen Inhalts vertreten. Aber so eindringlich auch der düstere Ernst in seiner Kreuzabnahme" ist, so geben doch vielleicht die Van Dyds im Louvre einen befferen Einblic in sein Schaffen.

ziert Antwerpen  . Das ist Set Steen", die alte Burg von Noch ein föstliches Vermächtnis aus längst bergangenen Tagen Antwerpen  , deren Geschichte bis ins zehnte Jahrhundert zurüdgeht. Sier hauste einst die spanische Inquisition und hinterließ als Mert mal ihrer verabscheuenswürdigen Tätigkeit eine Ungahl von Folter werkzeugen. Die Burgkapelle und einige Verließe find noch gut erhalten, der übrige Bau ist in altertümlichem Stile ergänzt wor ben. Dicht an der Schelde gelegen, bringt diese alte Burg eine romantische Note in das kaufmännische Bild der großen Handels­stadt, um deren Wälle heute die Kriegsfurie tobt.

Theater und Musik.

mag,

Kleines Feuilleton.

Grenzgefechte.

brief aus den Vogesen  : Die Frankfurter Zeitung  " veröffentlicht folgenden Feldpost

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Jedenfalls wir ständigen Patrouillenkommandos. Wir lesen Fuß­Es ist der richtige Indianerkrieg, den wir hier führen. spuren, suchen Wegemarkierungen: gefnidte Zweige, fortgestreure Eschen- und Eichenblätter in Buchenwaldungen usw., friechen auf dem Bauch und schleichen durch überwachsene Bäche. Der Gegner ( Alpenjäger) ist sehr gewandt und verwegen. Aber die Achtung, die ich vor ihm hatte, verliereich, seitdem wir angefeilte Patronen bei ihnen fanden und verschiedentlich von Leuten, die sich ver­Sozietätstheater: Gewonnene herzen", Wolfs wundet oder tot stellten, hinterlistig angefallen wurden. Ueber­stück nach Hugo Müller, neu bearbeitet von Friedmann- Frederich haupt ist die Kampfart hier manchmal nahezu Meuchelmord. Dies und Turszinsky. Das Sozietätstheater, das von Mitgliedern des ewige Versteden auf Bäumen, das die Kerle tun, Durchlaffen von Brahmschen Ensembles begründet, die hohen fünstlerischen Be Deutschen   und Schüsse von hinten. Man weiß das ja jetzt, aber strebungen des Verstorbenen wahren und weiter führen wollte, er es gibt doch immer wieder Opfer. Aber Gelände benußen und öffnete, der Tagesmode folgend, mit einem jener Striegsstücke, die Dedung schaffen, das können sie borbildlich. Meine Leute jind durch Tendenz das Manto inneren Gehalts verdeden möchten. In auch recht tüchtig. Zwanzig Mann habe ich, Forsuvarte, Weg­Ungefähr zur gleichen Zeit, als Rubens  , Jordaens  , Matsys und des auch hier find Unterschiede Unterschiede der Gesinnung, je warte und Wildbiebe, forsche und gewandte Kerle. Viele Opfer Van Dyd das Antwerpener   Kunstleben des 17. Jahrhunderts be- nachdem sich der Appell an das bedeutsame Große vaterländischen fostet der Kampf in den Vogesen  . Es sind nie die großen Ver­herrichten, wirkten auch die drei großen Architekten, die der Schelde- Sinnes richtet, oder den fleinlichen Instinkten des Chauvinismus luste, die Feldschlachten bringen. Aber es sind die täglich kleinen stadt für alle Zeiten ihre Schönheit geschenkt haben; die beiden schmeichelt, Unterschiede auch in dem Stil der Darstellung, die, so Scharmützel, die nie abbrechenden Reibereien mit dem Gegner und Waghemaker und Cornelius de Vriendt. Die beiden Waghemater wenig fie im Eifer der Tendenz sich um den Aufbau einer über die gelegentlichen gewaltsamen Vorstöße gegen die befestigten Stel motivierten brachten den im 14. Jahrhundert bereits angefangenen gotischen zeugend Handlung fümmern darum lungen der Franzosen  , die immer Opfer kosten cinzelne, aber Bau in der Notre Dame  - Kathedrale au würdiger Vollendung. Auf doch in der Zeichnung der Figuren nicht augleich auf die Zahl wird traurig groß, wenn man addiert. Und manche sind dem weiten Groenplaß erhebt sich die schöne siebenschiffige Hallen- jebe Spur von Glaublichkeit und Anschauung verzichten Landwehrmänner, die Weib und Kinder daheim haben... Das firche, deren allein ausgebauter, ſchlant aufragender Nordturm dem muß. nach dem fiebziger Kriege geschriebene An hellen Bildern fehlt es nicht. Wir lernen ein Land deutschen Beschauer sofort das Bild des Straßburger Münsters als Stüd, jedenfalls aber die Renovierung, die die beiden Herren tennen von überwältigender Schönheit, waloige Täler und lichte mesensähnlich vor die Seele ruft. Von dem älteren Waghemaker borgenommen haben, rangiert in beiderlei Beziehung zur tiefften Söhen, schön und fruchtbar. Und freuen uns wundersamer Herbit. ftammt auch der Blan zu der ebenfalls gotischen St. Jacobskirche, Stufe. Vor ein paar Monaten noch würde man eine solche Verfonnentage. Und leben leben und erleben. Wir wußten ja beren Schönheit leider fast erdrückt wird durch die Menge der Häu- wilderung des Empfindens, wie sie sich in den" humoristisch" ge- gar nicht, was das ist. Abwechslung gibts genug für mich. Es ser, die sich dicht an die Kirche herandrängen und nur eine schmale meinten Szenen des Mittelaltes offenbart, auf feiner deutschen ist halb Indianerkampf, halb ins Große gezogenes Wandervogel Gasse zu ihrem Eingang freilaffen. Durch neue und alte Glas- Bühne für möglich gehalten haben. Ein Trupp in Rußland   leben, mit dem Abkochen, Requirieren, Schlafen. Ein paar Mal malereien bringt gedämpftes Licht in das Innere der St. Jacobs- streifender deutscher Soldaten führt einen von seiner Küchenfee be- blieben wir draußen nachts, einmal schliefen wir in einem Berg hnche, wodurch jenes stimmungsvolle mystische Halbduntel entsteht, gleiteten Schmierenkomödianten als gefangenen Spion vor und be hotel, wo wir morgens um 10 Uhr noch luftig nach Zither und das einen Hauptreiz fatholischer Kirchen ausmacht. Hier ist die lustigt sich damit, den armen Kerl, dessen Unschuld vernünftigeriveise Guitarre tangten und um 10 Uhr hatten wir von zwei Seiten Grabftätte von Beter Paul Rubens  , und ein Altarbild von seiner feinem Zweifel unterliegen kann, den Strid au zeigen, an dem er Feuer; ich schlief gemächlich in einem Bett, das bor   drei Stunden Meisterhand, das die Madonna mit dem Kinde und zwei Heiligen bängen soll. Wobei der Unteroffizier schmunzelnd die Köchin tröstet: noch einem französischen   Offizier zu behaglichem Schlummer be darstellt, zeigt ganz die charakteristische leuchtende Wärme seiner Sie brauche fich, wenn Wetterhahn, ihr Liebster, ausgefräht" hat, herbergt hatte; wir waren schon gehörig in der Patsche und haben Farben. Der ältere Waghemaker verstand aber nicht nur Kirchen nicht zu sorgen, er fei bereit, an deffen Platz zu treten! Noch be andererseits auch nette kleine Sandstreiche gemacht. So ist hier zu bauen, er fetzte sich auch ein unvergängliches Denkmal in der schämender war es, daß diese Spekulation auf Roheit, statt mit der Krieg. Doch wird's schon talt. Der Belchen und Moltenrain Fleischhalte der Schlächtergilde. In seiner vornehmen Tracht er- empörtem Biſchen abgewiesen zu werden, bei einem Teil des find verschneit. Wir pflücken schon oben reifende Kirschen von innert dieses großartige Bleeschhuis" an die Zeit, in der die Hand- Bublikums zustimmendes Gekicher fand. Daß der Gefangene mit verschneiten Bäumen. Im Tal warden die Schwatschen schuun wertergilden die allmächtigen Herren von Antwerpen   waren. Heute dem Leben davon kommt, verdankt er einigen von ihm und seiner racht ziedich". Wir haten schon Forellen in Mengen zum Mittags­liegt der töftliche Bau eingeklemmt zwischen die engen, schmußigen Freundin gesungenen patriotischen Couplets, die den Herrn Unter- mahl und Godele zum Aend und haben uns schon abends aus Straßen der Altstadt. Nicht weit entfernt vom Vleeschhuis" stehen offizier zufrieden stellen. Das gewonnene Hera, von dem der Titel dem Schnee Heidelbeeren gesucht, um wenigstens eine Suppe auf bem ftattlichen Grotemartt mehrere alte prachtvolle Gilde- spricht, gehört einem elsässischen Bauernburschen, der, weil ein fochen zu können, das einzige für zwei Tage. Man nimmt's häuser, die meist aus dem 16. Jahrhundert stammen und zum Teil deutscher Oberlehrer ihm die Braut weggeschnappt aus Rachsucht wie's trefft, und wenn einmal eine Guitarre irgendwo ist, dann stilgerecht restauriert worden sind. Das schönste davon ist wohl das das deutsche   Seer beinah verraten hätte, aber durch des Rivalen wird gewiß ein schwäbisch Lied gesungen. Haus der Schüßengilde, das am Giebel den Ritter St. Georg Edelmut bekehrt wird, ja schließlich als Fürsprecher des verwundeten zeigt, der mit fester Hand sein wildes Roß bändigt. Freundes dem Mädchen gegenübertritt. Daß der jüngere Waghemaker der würdige Sohn feines Vaters war, beweist die Börse, die er im Jahre 1531 erbaute, und die in der Neuzeit nach den alten Plänen renoviert worden ist. Diese Börse, die erste in ganz Europa  , ist eine mächtige, glasgebedte Salle, in reichstem maurisch- gotischem Stil. Bon wunderbarer architetto­nischer Schönheit ist besonders die auf 38 schlanken Säulen ruhende Galerie, die sich rings um die vieredige Salle zieht. Cornelius de Vriendt aber schenkte Antwerpen   das im Renaissancestil erbaute

Der Monte Giallo.

Bon Hermann Hesse  . ( Schluß.)

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Heinrich Schroth  , ein neues Mitglied des Ensembles, spielte die Rolle unter möglichster Zurüddrängung der verzwidten Theatralit, in start lokaler Färbung ausgezeichnet. Forest nahm sich mit drollig amüsanter Mimik und Verrenkungen der unmöglichen Boffen figur eines österreichischen Oberleners an. Die renommierend friegerischen, stürmisch bellatschten Couplets wurden von Otto Gebühr   und Gisela Schneider Riffen vorgetragen.

dt.

Opfer der Arbeit.

Nicht weniger Opfer als ein Krieg fordern die großen Bau­werke, die dazu bestimmt sind, den Verkehr der Menschen unter­einander und den Austausch von Stulburgütern zu vermitteln. Eisenbahnbrüden, Kanäle und Tunnels fosten Menschenleben in einer Anzahl, daß schon die Statistit sich genötigt sah, auszu­rechnen, wieviel Todesfälle auf je tausend Kilogramm verbauten Gisens fomen.(" Welt der Technik.") Allmählich bürgerte sich die

Eine schlimme Halde, die um Mittagsgiit von fallendem Stein-| ein Mädchen, das mit ihm das Tanzen erlernt hatte und jetzt längst geriefel unwegsam gemacht wurde, passierten fie ohne Gefahr noch verheiratet war. Die Zeit, da er sie nicht sehen konnte, ohne Herz in der Morgentühle. Erst nach zwei Stunden begannen bie flopfen zu bekommen, schien ihm jetzt wunderbar schön und selig ge­Schwierigkeiten. Bäb und schweigend stiegen die beiden am Seil wefen zu sein. binan, umgingen sentrechte Schroffen, letterten, gingen fehl und Er dachte weiter an seine Wanderungen, und erinnerte sich des fehrten wieder um. Dann kam eine gute, gangbare Strede, Cesco Tages, an dem er zum erstenmal an den Monte Giallo geraten war. löfte das Seil, und sie schritten eifrig voran. Es lam ein Schnee- Und es fiel ihm wieder ein, wie er damals hier dankbar und vertrau feld, daß leicht zu überwinden war, und danach eine glatte Band, lich umberging und den Berg liebgewann. Unter Schmerzen wen­alles anders, da Cesco gegen die von weitem bedentlich ausgesehen hatte. Nun aber zeigte sich dete er den Kopf und schaute umber in die Höhe, und der Berg Jetzt aber wurde das bas Ende des ateiten Sommers, von der Erbsünde ber der ganzen Wand entlang ein hinreichend breites Band, und Gesco fab ihm ruhig in die Augen. Er sah den alten Gesellen an, der führt, feinen Berg mit immer begehrlicheren Augen anschaute und dachte nun wenig Hindernisse mehr zu finden. Frohlodend betrat in der Abendbämmerung geheimnisvoll und traurig stand, mit ver­fich daran gewöhnte, in ihm nicht mehr einen Freund und gelegent- er den schmalen Steig und ging feinem Begleiter rüftig voraus. witterten und zerwiühlten Flanken, uralt und müde, in feiner kurzen Die Wand machte eine Biegung, Sommerraft nach den brausenden Todestämpfen des Frühjahrs. lichen Zufluchtsort, sondern einen Feind zu sehen, der ihm trogte Aber er war noch nicht oben. und den er nun beharrlich belagerte und austundschaftete, um eines und im Augenblid, da Cesco um die Krümme schritt und alles ge- Die Nacht tam, und in den Höhen dämmerte ein blasses Licht hin­Tags ihn zu unterjochen. Sein Sinn war darauf gerichtet, ben wonnen glaubte, fuhr ihm von jenseits unerwartet ein heftiger fterbend fort, eine ungeheure Fremde und Einsamkeit lag auf der spröden Berg unter sich zu bekommen, durch Kraft und durch List, Sturmwind entgegen. Er wandte das Gesicht ab, griff nach feinem steinernen Einöde. Rebelbänder zogen langsam und zögernd da auf graden und frummen Wegen. Er wanderte nun nicht mehr be Hut, tat einen Fehltritt und verschwand vor den Augen des Kame- und dort die schweigenden Wände entlang, dazwischen erschienen hoch und fern tühle Sternbilder, in einer entfernten Schlucht sang baglich und getröftet in den Schluchten und an den Abhängen umber, raben lautlos in der Tiefe. dankbar und mit dem Möglichen zufrieden. Seine Liebe war eifer Der Begleiter beugte sich vor und konnte ihn unten liegen sehen, dumpf und wirr das stürzende Wasser. Cesco Biondi sah mit seinen sterbenden Augen das alles, als füchtig und mißtrauisch geworden, sie wollte herrschen und recht sehr tief in einer Gevöllwüste, vielleicht tot. Er irrte zwei Stunden haben, und da der Berg anderer Meinung war und sich still, doch mit Gefahr umher, fand aber feinen Zugang zu dem Gestürzten wäre es zum erstenmal. Er fab seinen Berg Monte Giallo, den er um nicht so wohl zu fennen geglaubt hatte, zum erstenmal in seiner tausend­entschieden widerfeste, fah das Liebhaben und die bisherige und mußte endlich ermüdet den Heimweg suchen, Rameradschaft bald mehr wie Erbitterung und Haß aus. selber noch vom Berg verschlungen zu werden. Erschöpft und jährigen Einsamkeit und traurigen Würde stehen, und sah und wußte viermal brang der hartnädige Wanderer empor, traurig fam er spät am Abend ins Dorf zurüd, wo sich nun eine zum erstenmal, daß alle Wesen, Berg und Mensch, Gemse und Vogel, daß das alles in einem großen jedesmal mit einem Heinen neuen Fortschritt und mit wachsendem Gesellschaft von fünf Männern zur Auffindung und Rettung des alle Sterne, alles Erschaffene Berlangen, in diesem Kampfe Sieger zu werden. Die Abwehr des Cesco aufmachte. Sie gingen mitten in der Nacht und nahmen Drang unentwierbarer Notwendigkeit sein Leben dahinführt und Berges war jetzt nimmer gutmütig und brüderlich, es gab Angriffe Deden und Kochzeug mit, um am Berg zu nächtigen und in der sein Ende sucht, und daß Leben und Tod eines Menschen nichts anderes ist und nichts anderes bedeutet als der Fall eines Steines, und ernstliche Drohungen, und der Sommer endete damit, daß Frühe auf die Streife zu gehen. Indessen lag Cesco Biondi lebenb, aber mit zerschmetterten den das Waffer im Gebirge löft und der von Hang zu Hang nieder­Cesco Biondi nach einem Absturz halb erfroren und verhungert mit einem gebrochenen Arm ins Dorf heimlehrte, wo man ihn schon Beinen und Nippen zu Füßen jener Wand auf einem Steinhaufen. ftürzt, bis er irgendwo in Splitter geht oder langsam in Und während er stöhnte und dem bermißt und totgesagt hatte. Er lag eine Weile im Bett, inzwischen Er hörte seinen Begleiter rufen und gab, so gut er fonnte, Ant- Sonne und Regen verwittert. gab es am Monte Giallo Neufchnee, und es war in diesem Jahre wort, die jener nicht vernahm. Dann lauschte er stundenlang und Tod mit frierendem Herzen entgegenfab, fühlte er dasselbe Stöhnen nichts mehr zu machen. Desto grimmiger nahm Cesco sich vor, hörte zuweilen, daß der Kamerad noch auf der Suche war. Endlich und diefelbe namenlose Kälte durch den Berg und durch die Grbe nicht nachzulaffen und den ungaftlichen Berg, den er nun wirklich fab er ein, daß jener habe umkehren müssen und daß in den nächsten und durch die Lüfte und Sternenräume gehen. Und so sehr er litt, haßte, doch noch au imterwerfen. fünfzehn Stunden an feine Erlösung zu denken war. er fühlte fich nicht völlig einfam, und so grauenvoll und sinnlos sein Seine Beine waren beide gebrochen, wahrscheinlich mehrmals, fredliches Sterben in der Einöde ihm erschien, es erschien ihm doch Jm nächsten Frühfommer fab der Monte Giallo mit Unbehagen feinen ehemaligen Freund wieder anrüden und die Veränderungen und irgendein Unglüdssplitter war ihm in den Unterleib gebrungen, nicht grauenvoller und nicht sinnloser als alles, was jeden Tag und ftudieren, die der Winter und die Schneeschmelze angerichtet hatten. wo er berzweifelt wühlte und schmerzte. Cesco spürte, daß er übel überall geschieht. Gr lam und untersuchte, zuweilen von einem Kameraden begleitet, verlegt jei, und machte sich wenig Hoffnung. Er zweifelte nicht fast jeden Tag. Und schließlich fam er wieder in Gesellschaft des daran, daß man ihn finden würde, aber ob er dann noch leben andern, eines Nachmittags mit reichlichem Gepäd, stieg ohne Eile werde, schien ihm sehr fraglich. Bewegen fonnte er sich gar nicht, ein gutes Drittel der Höhe hinan und richtete fich an einem wohl die talte lange Nacht stand bevor, und seine Verlegung schien ihm ausgesuchten Drie mit Wollbede und Kognal zum Uebernachten ein. tödlich. Leise stöhnend lag er eine Stunde um die andere und dachte Und am frühen Morgen machten fich die beiden vorsichtig auf den Weg durch die unbetretene Höhe. an lauter Dinge, die ihm jest nichts helfen konnten. Er dachte an begraben worden wäre.

Dreis  ,

Der Monte Giallo behielt ihn bei sich, er fonnte nicht gefunden werden. Im Dorfe wurde er darum sehr beklagt, da jeder ihm das Begräbnis und die Ruhe im Stirchhof gegönnt hätte. Aber er ruhte im Gestein des Berges nicht schlechter und vollzog die Gebote der Notwendigkeit nicht anders, als wenn er nach einem langen und fröhlichen Leben unter Gesang im Schatten der heimatlichen Kirche