ar<97-1914 Unterhaltungsblatt des Vorwärts»>»w.ch.7.Ai°d».
Inöische Solöaten. ??eben den schwarzen und braunen Äolonialtruppen Frank- reichs werden nun auch einige Tausend eingeborene Soldaten aus Britisch-Jndien gegen unsere Heere kämpfen; sie haben bei Marseille�   französischen Boden betreten und französische   Generäle haben über ihreBundesbrüder" eine Parade abgenommen. Gleich der Armee des britischen Mutterlandes setzt sich auch die Ostindiens ausschließlich aus geworbenen Mannschaften zusammen, deren Hauptkontingent im Frieden rund 200 000 Eingeborene bilden. Tie ältesten dieser Eingeborenen-Regimenter rekrutieren sich aus den Gurkhas, jenem aus Nepal   stammenden Volk, das eine Mischung von Ariern und Mongolen darstellt. Der Gurkha ist ein untersetzter, muskulöser Mensch, von einem ge- wissen Phlegma, der wegen seiner Zähigkeit und Kaltblütigkeit als tüchtiger, doch mit europäischer Äampfesart keineswegs ver- trauter Infanterist geschätzt wird. Ende des 18. Jahrhunderts eroberte dieses Gebirgsvolk vorübergehend Tibet   und Lassa, und nur der Widerstand der Sikhs verhinderte die Ausdehnung ihres Reiches von Bhutan   bis Kasmir. 1814 brachten sie den Truppen Lord Hostings manche Schlappe bei. Doch schon das Jahr darauf gelang es diesem Eroberer Indiens   mehrere Stämme der Gurkhas an sich zu fesseln und aus ihnen die ersten drei Regimenter ein- heimischer Truppen zu bilden. 1848 boten dann die Gurkhas, deren Land durch schwere Bürgerkriege heimgesucht worden war. den Engländern ihre Hilfe zur Unterdrückung des Aufstandes im Pandschab   an. Tamals traute man ihnen noch nicht und wies sie ab. Doch 1857 forderten sie die Engländer selbst auf, sich am Kampf gegen die Hindus zu beteiligen. Bei der Bestürmung von Bharatpur   und der Belagerung von Delhi   zeigten sie ihre hohen soldatischen Eigenschaften, sodaß bald weitere Regimenter aus rhnen gebildet wurden, die im afghanischen   Krieg in Birma  . Aegypten  . China   und Tibet   ihr Blut für Englands Kolonial- interessen gelassen haben. Heute verfügt die indische Armee über 20 000 ausgebildeter Gurkhaschützen. Tie Sepohs wie man die übrigen eingeborenen Truppen meistens bezeichnet, sind kein einheitlicher Stamm. Sepoh ist nur ein Sammelname für die Sikhs. Dogras, Rajputs und Patbans, unter denen die Mann- fchaften hauptsächlich geworben werden. Am wichtigsten sind die Sikhs, ursprünglich ein religiöser Orden, dessen Lehre im 15. Jahrhundert Elemente des Mo- Hammedanismus mit denen des Hindutumes vereinte. Als die Sekte wuchs, geriet sie in scharfen Gegensatz zu den Mohamme- danern des Landes und entwickelte sich in jahrhundertelangen schweren Kämpfen zu einer großen politischen Gemeinschaft Waffen- geübter Krieger. Ihr wiederholter Ansturm hat das Reich des Großmoguls, zertrümmert und 1797 vereinigte Ranjit Singh   alle Sikhs unter� seiner Führung und errang die Herrschaft über das ganze Fünfstrom-Land. Er verfügte über ein mit Feuerwaffen ausgerüstetes Heer von 125 000 Mann und hat den Engländern viel zu schaffen gemacht, wenn er auch schließlich unterlag. Doch bald nutzte die britische Regierung die soldatisöben Eigenschaften der Sikhs selbst aus. indem sie 1840 die ersten beiden Sikh- regimenter bildete. Als dann der große Aufstand ausbrach und vor den Sikhs das Schreckgespenst einer neuen Mogulhcrrschaft aufstieg, strömten Tausende, die bereits das Schwert mit dem Pflug vertauscht hatten, nach Lahore   und traten in die Reihen der britischen Regimenter; alle erfüllt von glühendem Saß gegen die aufständischen Hindus. Das Volk, das noch vor acht Jahren gegen England in Waffen gestanden hatte, nahm sich jetzt mit Eifer der Sache Englands an. Ter Sikh ist wohl der schönste Typ Asiens  . Er zeigt Ruhe und Kaltblütigkeit, ist entschlossen und selbstbewußt, ohne jedoch anmaßend zu werden; durch Instinkt und Tradition der geborene Soldat. Kleiner als der Sikh und nicht so muskulös' wie der Gurkba, aber' ebenfalls hart und Mbss ist der für den Gebirgskrieg besonders geeignete Dogilas. Sein Volk hat bis zu Beginn des 18. Jahrhunderts dem Großmogul manchen Waffendienst geleistet. Doch als die Sikbs dessen Reich zerstörten, konnte es sich nicht entschließen, auch deren Vasallen zu werden und trat zu den Engländern über, auf deren Seite der Dogras stets gefochten hat und die in ihm wohl nicht mit Un- recht den zuverlässigsten Soldaten der indischen Armee erblicken. Aebnlich veranlagt sind die gleichfalls dem Gebirge entstammenden Rajputs. die Abkömmlinge einer früher dort herrscherrden Militär-
u Die Erstürmung öer Rühle. Von Emile Zola  . I. In der Mühle des Vaters Merlier war großer Jubel an einem schönen Sommerabend. Jni Hofe waren drei Tische an- einandergerückt worden und harrten der geladenen Gäste. Die ganze Gegend wußte, daß an diesem Tage Jungfer Merlier, Fran�oise, Hochzeit hielt mit Doniinique, einem Junggesellen, der im Leumund des Müßigganges   stand, aber seines statt- lichen Aussehens wegen von den Frauen auf drei Meilen in der Runde mit leuchtenden Augen betrachtet wurde. Die Merliersche Mühle war ein wirkliches Schmuck- kästchen. Sie stand genau in der Mitte von Rocrcuse, on�der Stelle, wo die Hauptstraße einen Bogen bildet. Das Torf hat nur eine Straße; zwei Häuserreihen, eine Reihe an jeder Seite der Straße; ober hier, in dem Bogen, breiten sich Wiesen aus; hohe, dem Laufe der Morelle folgende Bäume bedecken den Talgrund mit prächtigem Schatten. In ganz Lothringen   gibt's kein lieblicheres Fleckchen Erde  . Zur Rechten und Linken steigt dichtes Gehölz, hundertjähriger Hochwald auf sanften Böschungen hinan und füllt den Jpon- zont mit einem Meer von grünem Laub, während nach Gliben zu die mit einer wunderbaren Fruchtbarkeit gesegnete Ebene sich ausdehnt und ihre von lebendigen Hecken durchsetzten Ackerflächen ins Unendliche aufrollt. Aber was den größten Reiz von Rocreuse bildet, das ist die frische Kühle, welche diese grüne Plätzchen an den heißesten Juli- und Augusttagen atmet. Die Morelle kommt aus den Wäldern von Gagny   herab, und es scheint, als nehme sie die Frische des Laubes, unter welchen sie stundenweit dahinstießt, mit sich; sie bringt das flüsternde Ge- räusch, den eisigen, weihevollen Schatten der Wälder, mit. Und sie ist nicht die einzige Spenderin von Frische; allerhand kleine Wasserläufe plätschern unter den Büschen; bei jedem schritte stößt man auf hüpfende Quellen; folgt nmn den schmalen Pfaden, so überkommt's einen wie eine Ahnung von unter- irdischen Seen, welche unter dem Moose durchbrechen und die kleinsten Spalten am Fuße der Bäume, zwischen den Felsen, benützen, um sich in kristallhelle Brünnlein zu ergießen. Tie lispelnden Stimmen dieser Wasserläufe erheben sich so zahlreich und so laut, daß sie den Gesang der Gimvel übertönen. Man könnte sich in einem verzauberten Parke wähnen, welcher von Wasserfällen in allen Richtungen durchzogen wird. Die Wiesen im Talgrunde sind feucht. Gigantische Kastanienbämne breiten schwarze Schatten. Am Rande der Fluren entlang ziehen lange Pappelgardinen mit ihren rau- schenden Behängen. Zwei Doppelreihen mächtiger Platanen steigen querfeldein nach dem alten, jetzt in Ruinen zerfallenen
aristokratie, die trotz ihrer Tapferheit und Tollkühnheit allerdings als weniger zähe und zuverlässig gelten. Die Pathans sind endlich ein Sammelname für jene wilden Gebirgsvölter an der Grenze von Afghanistan  , die Blutdurst und Lust an Grausamkeiten nicht zur Ruhe kommen läßt. Sie sind dem Engländer als treulos und hinterlistig bekannt und doch kann er sie wegen ihrer tollkühnen Tapferkeit nicht entbehren. Denn die Zahl der kriegerisch ver- anlagten Stämme Indiens   ist nicht groß; besonders der Land- Wirtschaft treibende Süden mit seinen in sklavischer Unterwürfig- keit stehenden Völkern ist kein Boden, auf dem soldatische Eigen- schaften sprießen. Bezeichnend ist der Stolz des indischen Sol- baten, der ihm jede andere Arbeit, als die zum Kriegshandwerk gehörige, verbietet. Ein großer Troß von Putzern und Hilfs- Mannschaften, die für den Unterhalt der Truppen sorgen müssen, folgen daber den einzelnen Regimentern. Bei den berittenen Truppen steigt die Zahl dieser sogenanntenCampsollowers" bei einzelnen Regimentern bis auf 800. Die Verschiedenheit der Stämme, der durch den Kastengeist und die verschiedenen Religions- bekenntnisse zwischeneinander bestehende Haß zwingt zudem die indische Militärverwaltung, die einzelnen Regimenter immer aus gleichartigen Mannschaften zusammenzusetzen, so das erste benga- fische Kavallerieregiment aus hindostanischen Mohammedanern, das 15. aus Pathans, das 14. aus Hindus, das 10. aus Sikhs. Nur für die Artillerie wirbt man keine Eingeborenen an. Ter Engländer fürchtet, daß der Inder dann, wenn er mit dem Ge- brauch dieser gewaltigen Waffe Bescheid weiß, sie einmal gegen seinen Herrn wenden wird.
Kleines Zeuilleton. Wie Shaw üie Engländer kennzeichnet. George Bernard Shaw  , Englands großer Spötter, hat sich bekanntlich dem Protest der englischen Dichter gegen Deutschland  nicht angeschlossen, obwohl er zu Beginn des Krieges auch ein bißchen gehetzt halte und den Deutschen  den Militarismus aus- klopfen" wollte. Weit mehr als die Deutschen   aber bespöttelte Shaw   zu jeder Zeit seine eigenen Landsleute, die Engländer. In seinem EinakterTke Man ol Destmy" läßt er den jungen Napo- leon über die Engländer also sprechen:Tic Engländer sind eine besondere Rasse. Kein Engfänhcr ist gering genug, um nicht Ge- Wissensbedenken zu haben; kein Engländer ist hoch genug, um frei von ihrer Tyrannei zu sein. Er tut, was ihm gefällt, und packt, wonach ihn gelüstet; wie der Krämer verfolgt er seine Absicht mit einem Eifer und einer Beharrlichkeit, die einer starken religiösen Ueberzeugung und einem tiefen Gefühl für moralische Verantwort- lichkeit.entspringen. Er ist niemals in Verlegeuheit um eine Wirt- liche morafische Haltung. Als der große Vorkämpfer für Freiheit und nationale Unabhängigkeit bekriegt und' annektiert er die halbe Welt und nennt das Kolonisation. Wenn er ein neues Absatzgebiet für seine verdorbenen Manchestcrwaren braucht, sendet er eine Mission aus, um den Eingeborenen das Evangelium des Friedens zu predigen. Die Eingeborenen töten die Missionare: er eilt zu den Waffen in Verteidigung des Christentums, kämpft für dieses Christentum und nimmt dafür den Markt als Lohn vom Himmel. Zur Verteidigung seiner beimischen Küsten nimmt er einen Geistlichen an Bord seines Schiffes, nagelt eine Flagge mit dem Kreuz an seinen Mast und segelt zu den Enden der Erde, in Grund bohrend, verbrennend und vernichtend alle, die ihm die Herrschaft über die Meere streitig machen. Er rühmt sich, daß ein Sklave- frei sei in dem Augenblick, wo sein Fuß britische Erde berühre; und er verkauft die Kinder seiner Armen im Alter von sechs Jahren, um sie in seinen Fabriken 10 Stunden täglich schuften zu lassen..... Es gibt nichts so Schlechtes oder so Gutes, was man nicht Eng- länder. tun-sehen kann, aber man wird niemals, einen Engländer im Unrecht, finden.. Er tut alles aus Grundsatz. Er kämpft mit dir aus patriotischen Grundsätzen: er überschreit dich, aus mann- lichen Grundsätzen; er unterjocht dich aus imperialistischen Grund- sätzen; er tritt für seinen König ein aus loyalen Grundsätzen und haut ihm den Kopf ab aus republikanischen Grundsätzen. Seine Parole ist stets Pflicht, und er vergißt niemals, daß die Nation, die ihre Pflicht in Gegensatz zu ihrem Interesse treten läßt, ver- loren ist....." Zum Schluß ruft Shaivs Napoleon den Eng- ländern noch ein verächtliches:Die Heuchler!" zu.
Schlosse von Gagny   hinauf. In diesem ewig bewässerten Erd- reiche gedeihen die Gräser zu einer übermäßigen Größe,'s ist einem, als schaute man einen großen, zwischen zwei waldige Hänge gezwängten Naturgarten, in welchem die Wiesen, die Rasenstücke und die Baumriesen die Boskctts bilden. Wenn die Sonne zur Mittagszeit senkrecht herniederstrahlt, dann blauen die Schatten� schlummern die flammenden Gräser in der Glut und ein eisiger Hauch streift unter den grünen Dächern. Und dort war's, wo die Mühle des Vaters Merliers ein Winkelchen lustigen Blätterlaubs mit ihrem Klipp-Klapp er­freute. Das aus Mörtel und Bohlen aufgeführte Haus schien so alt zu sein wie die Welt. Es stand zur Halste in dem Bette der Morelle, die sich an dieser Stelle zu einem klaren Becken rundete. Eine Schleuse war angebracht, das Wasser stürzte meterhoch auf das Mühlenrad herab, welches bei jeder Drehung ein Krachen verursachte, ähnlich dem asthmatischen Husten einer im Herren- dienst alt gewordenen treuen Magd. Riet man dem Vater Merlier, das alte Rad durch ein neues zu ersetzen, so schüttelte er den Kopf und meinte, ein junges Rad würde fauler sein und die Arbeit nicht so gut verstehen, und er besserte das alte aus mit allem, was ihm in die Finger geriet, mit Faßdauben, verrostetem Eisenzeug, Zink und Blei. Das Rad erschien dadurch munterer mit seinem fremdartig gewordenen Profil, mit seiner dichten Decke von Gräsern und Moosen. Wenn das Wasser mit seiner Silberwelle darauf schlug, dann bedeckte das Rad sich mit Perlen, sein seltsames Gerippe drehte sich dann unter einem funkelnden Schmucks von Perlengeschmeiden. Der in die Morelle tauchende Teil der Mühle sah aus wie eine hier zum Scheitern gekommene vorzeitliche Arche. Eine reichliche Hälste des Wohnraumes war'auf Pfählen aufgebaut. Das Wasser stand unter dem Dieleuwerk, es bildete mehrere Löcher,- die in der Gegend durch die dort gefischten Aale und Krebse größter Gattung in Ruf gelangt waren. Unter dem Wasiersturz war das Becken durchsichtig wie ein Spiegel, und wenn das Rad ibn nicht mit seinem Schaum trübte, so sah man Scharen von großen Fischen mit der ruhigen Langsamkeit eines Geschwaders durch das Wasser ziehen. Eine zerbrochene Treppe führte nach dem Bache hinab zu einem Pfahle, an welchem ein Kahn gebunden war. Eine Holz- Verkleidung führte über das Rad hinüber. Die Fenster waren Löcher von unregelmäßiger Gestalt und Größe. Es war ein Durcheinander von Winkeln, kleinem Gemäuer, Anhängseln und Anbauten, Dohlen und Dächern, welches der Mühle das Aus- sehen einer alten geschleiften Zitadelle gab. Aber Efeu und alles mögliche Schlinggewächs verstopfte die Spalten und Risse und legte dem alten Bau einen grünen Mantel um. Die vorbei­reisenden Ladies unterließen selten, Vater Merliers Mühle in ihre Mappen zu zeichnen. Die nach der Straße zugekehrte Seite des HauseS war so-
Ein 5ortschritt öer ärztlichen Kunst auf öem Schlachtfeld. Die Beobachtungen, die zuerst im Balkankriege über den Heilungsverlauf bei Bauchschüssen gemacht worden sind, scheinen sich auch in dem jetzigen Krieg zu bestätigen. Früher galt ein Bauchschuß, d. h. eine Verletzung der Därme, für eine überaus ge- fährliche Verwundung, da durch den austretenden Darminhalt das Bauchfell(Lentoneum) infiziert und infolgedessen eine töd- liche Peritonitis hervorgerufen wird. Wenigstens sah man der- artige unglückliche Ausgänge in der Praxis des täglichen Lebens. Im Kriege liegen die Verhältnisse anders und merkwürdigerweise g ü n st i g e r für den Verwundeten. Sehr häusig nämlich fällt der Getroffene zu Boden und bleibt solange liegen, bis er von den Sanitätsmannschaften aufgehoben wird. Unterdessen haben in der Ruhelage die Därme Zeit gehabt, miteinander zu verkleben. Da- durch wird der Austritt infektiösen Materials in die Bauchhöhle verhindert. Um ein Wiedcrausreitzen der Verwachsungen zu ver- hüten, ist es nötig, daß der Transport des Verwundeten ins Laza- rett möglichst behutsam ohne Wechseln des Lagers ausgeführt wird, und dort der Kranke längere Zeit absolute Ruhe erhält. Ein Weitertransport in die Heimat in den ersten Wochen ist ganz un- zulässig. Durch alle diese Umstände wird die»Sterblichkeit der Bauchschüsse erheblich herabgemindert. Als zweires günstiges Moment kommt noch die Leere des Darmes hinzu. Im Verlaufe der langen modernen Schlachten pflegt die Verpflegung der Truppen zu stocken. Der Darm der Soldaten enthält dann wenig Speise- brei. Tie verletzten Därme heilen aber um so schneller, je ge- ringer ihr Inhalt ist. Dafür hat man im Baltankriege zahlreiche Beispiele an mangels genügender Ernährung ausgehungerten Kämpfern gehabt. Für die Behandlung der Bauchschüsse hat man daraus die Lehre gezogen, den Verwundeten in den ersten Tagen die Nahrung, zu entziehen._ Notize«. Hundertmal Peer Gynt  . Das Lessing- Theater konnte am Montag zum 100. Male Ibsens   großes, lange Jahre in Deutschland   für unaufführbar gehallcnes Kulturproblemstück Peer Gynt   geben. Die tiesschauende Kritik der in der modernen Gesellschaft aufs höckiste emwickelten Jckisucht macht dieses Drama gerade heute besonders werlvoll. Die Darstellung weist in Kayßler, Jlka Grünina. Lina Lossen   Höhepunkie auf. Nur schade, daß die Gnegsche Musik die Aufführungszeit auf beinahe 4Vz Slunden ausdehnt. Ueber dieKunst st ätten in Belgien   und Frank-- reich' halten drei Dozenten der Humbaldt-Akademie Vorträge mit Lichtbildern: Dr. Fifchel, Montags 89 Uhr, im Alten Dorotheen- städtischen Realgymnasium. Georgenstr. 30,31, Dr. Daun, Mittwochs 78 Uhr, Lützowstr. 84ä sFalk-Realgymnasium), und Dr. Hedwig Michaelson, Mittwochs 121 Uhr, Wilhelmstr. 92/93(Architelten- haus). D ie Dichter« und T o n d i ch ter ab en d e des Schiller-TheaterS nehmen am Sonntagabend 8l/2 Uhr ibren Anfang. Als Thema deS ersten Abends istDer Krieg in Wort und Lied"(1813 1870 1914) gewählt worden. Eintrittspreis 50 Pf.(einschließlich Garderobe und Programm). D i e SonnlagSkonzerte desSchiller-Theatcrs Cbarlottenburg beginnen am Sonntagmittag Punkt 12 Uhr und bringen Mozarts Streichquartett in v-ckur und das Forellen- Quintett von Schubert   sowie Lieder. Das Abonnement kostet 2,50 M. und 3,60 M.(einschließlich Garderobe und Programm), Einzelbilletie 75 Pf. und 1 M.(einschließlich Garderobe und Programm). Beides ist zu haben an den Kassen der Schiller-Thealer und bei A. Wert- heim. Der De utscheMusikpädagogischeVerbandE. V. beabsichtigt. in" diesem Winter Fortbildungskurse zur Vorbereitung auf das in Aussicht stehende Staatsexamen einzurichten. Im Hinblick auf, dieses- Examen sind Nachstudien für einen großen Teil der bereits im Berus   stehenden Lehrkräfte unerläßlich. Die Kurse sind unentgeltlich und werden sich zunächst auf Theorie, Musikdiktat. Pädagogik, Musikgeschichte, Aesthetik und Akustik erstrecken. An- Meldungen find sofort an die Geschäftsstelle des Verbandes W. 62, Lutherstr. 6, zu richten. Die Bugra wird am Abend des 13. Oktober ihr Dasein beenden.
lider. Ein steinernes Tor führte zu einem rechts und links mit Schuppen und Ställen eingegrenzten Hofe. In der Nähe eines Brunnens warf eine ungeheure'Ulme ihren Schatten iiber die Hälfte des Hofes. Im Hintergrunde zeigte das Wohnhaus die vier Fenster seines ersten von einem Taubenschlage überragten Gestockes. Der einzige Luxus, welchen Vater Merlier mit dem Hause' trieb, bestand darin, daß er alle zehn Jahre die Fassade weißen ließ. Das war erst vor ganz kurzer Zeit wieder geschehen und die Fassade warf einen blendenden Schimmer auf das Dorf, wenn die Sonne sie in den Mittagsstunden beschien. Seit zwanzig Jahren war Vater Merlier Gemeindevorstand von Rocreuse: man hielt ihn in Ehren, weil er verstanden hatte, ein stattliches Vermögen zu erwerben, und schätzte ihn aus etwa achtzigtausend Frank, die er Sous für Sons zusammengescharrt hatte. Als er die Madeleinc Guillard geheiratet hatte, welche ihm die Mühle in die Ehe brachte, besaß er kaum mehr als seine zwei Arme. Aber Madeleine hatte ihre Wahl niemals bereut, so wacker verstand er die Obliegenheiten des Ehestandes zu er- füllen.. Jetzt war die Frau verstorben: er stand als Witwer da mit seiner Tochter Franqoise. Er hätte sich freilich zur Ruhe setzen und das Mühlenrad im Moose schlummern lassen können; aber er würde sich zu sehr gelangweilt haben. Das Haus würde ihm wie tot erschienen sein. Er arbeitete von früh bis spät zu seinem Vergnügen. Der Vater Merlier war damals ein hoher Greis mit einem langen, schweigsamen Gesicht, das niemals lachte, aber trotzdem ein fröhliches Gemüt bekundete. Man hatte ihn zum Ortsvorstand gewählt seines Geldes, aber auch der würdigen Miene wegen, die er anzunehmen verstand, wenn er ein. Ehebündnis einsegnete. Francoise Merlier war soeben in ihr neunzehntes Jahr ge- treten. Sie galt nicht als eine der schönen Dirnen der Gegend, weil sie schmächtig war. Bis zu ihrem fünfzehnten Jahre war sie sogar häßlich gewesen. Man konnte in Rocreuse nicht ver- stehen, wie das Kind von zwei so stattlichen Menschen, wie es Vater und Mutter Merlier gewesen waren, so kärglich und kümmerlich gedieh. Aber mit fünfzehn Jahren bekam sie, wenn sie auch schwächlich blieb, ein allerliebstes Gesicht. Sie hatte schwarzes Haar, schwarze Augen und war ganz rosig überhaucht: einen Mund, der immer lachte; Grübchen in den Wangen, eine belle Stirne, über welche es wie Sonnenglanz lag. Obgleich sie in der Gegend als schmächtig galt, so war sie doch weit ent- fernt davon, mager zu sein; man wollte lediglich sagen, daß sie nicht imstande wäre, einen Getreidesack aufzuheben; aber sie nahm mit den Jahren an Fülle zu und mußte zuletzt rund und appetitlich werden wie eine Wachtel. Allein das schweigsame Wesen ihres Vaters hatte ihren Verstand frühzeitig gereist. Wenn sie immer ein freundliches Gesicht zeigte, so geschah's, weil sie den Mitmenschen Freude machen wollte. Im Grunde ihres Herzens war sie ernst.(Forts, folgt.)