Wenn eS zu einem aufregenden Kampf, Auge in Auge kommt, wenn das Bajonett wütet und daS Handgemenge einsetzt, dann find nur die, die miteinander kämpfen, nahe genug, um etwas davon erzählen zu können. Jcb habe mit meinem guten Feldgla« viele Teile des riesigen Schlachtfeldes durchsucht, das sich in einer ge waltigen Diagonale durch Frankreich erstreckt. Ich habe bei feuernden Batterien gestanden. Ich habe in den Schutzes graben gelegen und bin zu der vordersten Feuerlinie gekrochen. Ich habe sogar deutsche Soldaten gesehen und mich mit ihnen unter- halten, was die Kämpfenden selbst nicht tun können. Aber ich kann wirklich keine andere Beschreibung einer Stblochtenfront von heute geben, die in kurzen Worten bezeichnender wäre als die des fron - zösischen Malers:„Eine Landschaft mit kleinen Rauchwölkchen.' Hinter der eigentlichen Front, hinter den Kämpfenden, da gibt eS freilich sehr viel zu sehen. Hier, gleichsam hinter den Kulissen der Kriegsbühne, auf der sich das Drama der Schlacht abspielt, be- greift man erst die ungeheure Kompliziertheit jener Maschinerie, die Schlachten gewinnt und die Notwendigkeit, daß sie so vollkommen sei wie möglich. Man kann die besten Kanonen von der Welt haben, und doch sind sie zu nichts nutze, wenn die Pferde schien, die sie ziehen. Man kann die tüchtigsten und tapfersten Soldaten besitzen, und sie werden nichts leisten können, wenn man sie nicht regelmäßig und gut ernährt, wenn man ihnen nicht die nötige Ruhe gibt. Und weiter: alle Bewegungen der Truppen müssen genau berechnet werden, alle Wege müssen sorgfältig frei- gemacht sein, denn es geht nicht an, daß zwei Regimenter, eines das vorgeht und eines das zurückgeht, auf derselben Chaussee marschieren. Das würde eine schöne Verwirrung geben. Komm also hinter die Szene! Wir habeil eben die Artillerie beobachtet und hinübergespäht über das weite flache Land mit den niedrigen Hügeln in der Entfernung, den Hügeln, wo der Feind steht. Wir sind selbst auf einem Plateau. Nun gehen wir den Abhang hinunter, und wir haben ein anderes Bild vor uns, das hinter der Schlacht liegt. Mit einem Male sind wir unter den Mit- spielern, die warten, bis die Reihe an sie kommt, die ausruhen, bis das Stichwort fällt, das sie hineinreißt in das Drama von Blut und Eisen. * Hier dicht dabei, um damit zu beginnen, ist eine große Menge von Artilleriepferden, die alle ruhig dastehen, während ihre Batterien in Tätigkeit sind. Gehen wir weiter, so kommen wir an eine lange Munitionskolonne, die am Wegrand wartet. Wagen aus Wagen, alle mit Granaten bepackt: die Reihe scheint endlos. Dann ein Dorf, voll von Soldaten. Soldaten überall, in den Gassen herumgehend, an den Haustüren, hier welche, die Acpfel pflücken, dort eine ganze Schar in tiefem Schlaf. Da hat sich einer auf einem flachen«tein einen Schreibtisch eingerichtet, auf dem er einen Brief kritzelt. Wieder andere waschen ihre Kleidung im Bach, und in einer Ecke sitzen drei behaglich zusammen und spielen Karten. Im Schatten einer hohen Mauer rasiert ein Mann einen anderen, während ein dritter, der eben rasiert ist, sich das Gesicht in einem Eimer wäscht. Zwei oder drei sitzen und angeln. Solche französischen Soldaten, die in den Zwischenpausen einer Schlacht die stets mitgeführte Angelrute ins Wasser werfen, findet man immer. Es ist die Hauptpassion der Franzosen , und ich glaube, wenn um 10 Uhr die letzte Posaune er- tönte und das jüngste Gericht für 12 Uhr ankündigte, dann würden noch viele von ihnen die Zwischenzeit dazu benutzen, um im nächsten Bach zu angeln. Nun sind wir durchs Dorf, und nachdem wir am Ausgang unfern Paß gezeigt haben— denn ohne diesen kommt man überhaupt nicht weit, und solch ein Ausweis ist schwer zu erlangen— stehen wir in einem kleinen Tal zwischen zwei Hügeln, und als wir da hindurch sind, stehen wir auf einer großen Wiese, die aussieht, als ob hier Pferdemarkt wäre. Hunderte von Pferden weiden hier und trinken aus dem Bach. Die Reserve der Artillerie lagert hier. Noch weiter hinten sind neue Dörfer, die von Jnfanterie-Reierven besetzt sind, und noch weiter hinten stoßen wir auf Kavallerie, die aus dieser KriegSbühne nichts zu tun hat. Da sie dazu da ist, auf- zuklären und Fühlung mit dem Feinde zu suchen oder nach Beendi- gung dcS Kampfes den fliehenden Feind zu verfolgen oder einen Rück- zug'zu schützen, so bleibt für sie während der eigentlichen Schlacht wenig oder nichts zu tun. * Nun begegnen wir einer andern sehr langen Wagenreihe: alles Automobile. An einer bestimmten Stelle machen sie Halt und fahren auseinander. Auf vielen liegen geschlachtete Ochsen und Schafe, Fleisch in Massen. Andere sind mit runden Broten bepackt. Hier ist die Speisekammer der Truppen, von hier werden die Rationen an die einzelne» Regimenter verteilt und bald wird das, was von hier aus geht, auf Hunderten von Kochtöpfen über Hunderten von Lagerfeuern braten und schmoren. Das Aufschlagen von Lagern im eigentlichen Sinne gibt eS beim französischen Heere nicht. Ich habe noch kein richtige« Zelt gesehen.
„Nein, nein! ich schwöre es Dir! Ich bin nur her- gelaufen, um Dich zu sehen." Er umarmte sie und meinte, daß es unklug gehandelt wäre, wenn sie noch länger zusammen sprächen. Er wollte den Graben wieder heraufsteigen, um in den Wald zurück zu schleichen. Sie hielt ihn zurück. Sie zitterte heftig. „Höre, Du tätest vielleicht doch gut, wenn Du hier bliebest ,«. Es sucht Dich niemand: Du hast nichts zu fürchten." „Fran?oise, Du verbirgst mir etwas", sagte er abermals. Sie versicherte ihm abermals hoch und teuer, daß sie ihm nichts verheimliche. Sie sei bloß gekommen, um bei ihm zu sein. Und sie stotterte noch andere Beweggründe.. Sie er- schien ihm so eigentümlich, daß er sich jetzt selbst geweigert haben würde, den Platz zu verlassen. Uebrigens glaubte er auch an die Rückkehr der Franzosen . Es wären Truppen auf der Seite des Sauvaler Waldes gesehen worden. „Ach! wenn sie doch recht geschwind kämen! wenn sie doch schnellstens zur Stelle wären!" murmelte sie mit mit leiden- schaftlicher Erregung. In diesem Augenblick schlug es elf Uhr am Kirchturme von Rocreuse. Die Schläge drangen hell und deutlich an ihr Ohr. Sie stand erschrocken auf. Es war zwei Stunden her, seit sie die Mühle verlassen hatte. „Höre," sagte sie hastig:„wenn wir Deiner Hilfe be- dürstig sein sollten, so werde ich in meine Stube hinauf gehen und mit dem Schnupftuche winken." Und sie lief davon, während Dominique in äußerster Unruhe sich am Rande des Grabens hinstreckte, um die Mühle zu überwachen. Als Fran?oise in das Dorf hineintrat, be- gegnete sie einem alten Bettelmann, dem Vater Bontemps, welcher die ganze Gegend genau kannte. Er grüßte sie: er hätte eben den Müller gesehen inmitten der preußischen Soldaten: dann machte er das Zeichen des Kreuzes und murmelte abgerissene Worte: dann ging er weiter. „Die zwei Stunden sind verstrichen", sagte der Offizier, pls Franyoise wieder zum Vorschein kam. Vater Merlier saß auf der Bank neben dem Brunnen. Er rauchte noch immer. Das junge Mädchen bat, weinte, kniete von neuem. Sie wollte Zeit gewinnen. Die Hofs- nung auf die Rückkehr der Franzosen hatte sich in ihrem Ge- müte festgesetzt, und während sie schrie und wehklagte, glaubte sie in der Ferne die taktmäßigen Schritte einer Truppenschar zu hören. Ol wenn sie erschienen wären! wenn sie ihnen allen Befreiung gebracht hätten! „Gnade, Herr! Gnade! Eine Stunde, noch eine Stunde Frist!... Sie können uns doch noch eine Stunde schenken!" (Schluß folgt.)
Wenn daS Dunkel hereingebrochen ist, dann sieht man jeden Abend im Schein der Auiomobillichler Tausende von Menschen an den Wegrändern schlafen oder in Kornmieten auf den Stoppelfeldern ihr Lager suchen. Und wenn man so im Automobil durch die Nacht fährt, dann sieht man die ermüdeten Truppen von den Schützen- grüben zurückkonimen, während die frischen Truppen, die, die wir in dem Dorf sahen, vorwärtsziehen, um ihre Plätze einzunehmen. Um diese Zeit, wenn die Stunde kommt, da in gewöhnlichen Zeiten die Menschen von der Arbeit ausruhen und Feierabend machen, ergreift einen am stärksten das Grauen vor dem Krieg und das Mitleid mit den Kriegern. Ein mannhafter Kampf erwärmt das Blut und das Schietzen bei Tag regt die Lebensgeister an. Aber hier gibt es nichts, was einen Mann erwärmt und anregt, der im Dunkel der Nacht seinen Posten im Schützengraben antritt mit dem Bewußtsein, daß der Feind wahrscheinlich— wie er es so oft tut— gerade vor Anbruch des neuen Tages einen Angriff machen wird, wenn die Lebens- und Nervenkrafl durch die lange Wacht fast völlig auf- gerieben ist. Bei einem solchen Nachtgefecht ist noch am meisten von einer modernen Schlacht zu sehen. Blitze zucken dann in»naushörlicher Folge über jene fernen Hügel fort. Brennende Sckober und Häuser erfüllen das Dunkel mit düsterer Glut. In den großen Lagern brennen lustig die Lagerfeuer. Aber man hat keine Freude an solch romantischem Nachtbild.
Diätetik im Kriege. Es ist eine allen Sportsleuten bekannte Tatsache, daß die Quelle aller Muskelkraft nicht in der Eiwcißnahrung liegt, deren charakle- ristischer Bestandteil das Fleisch ist, sondern in Kohlehydraten, die durch die Einwirkung der verschiedenen Verdauungssäfie in Zucker verwandelt und als solche vom Körper verarbeitet werden. Dein entsprechend ergaben Massenversuche, die von der Medizinal- abteilung des Kriegsministeriums angestellt wurden, daß die Zufuhr von reinem Zucker auch bei anstrengenden milikärischen Uebungen die Leistungsfähigkeit erhält und erhöht. Es lag auf der Hand, zu versuchen, ob sich dieses Resultat durch Kombination von Kohlehydrat mit einem unschädlichen Nervenreizmitlel sich nicht noch erheblich steigern ließe. Dr. Roeder-Berlin berichtet in der„Berliner Klinischen Wochenschrift"(lS14 Nr. 38) über die äußerst günstige Wirkung eines Präparates, dessen Hauptbestandteile ein Malzextrakt und die süd- amerikanische Teeart Derba Matö sind. Dieser Derba Mals hat dem chinesischen Tee gegenüber den Vorzug, daß sein Llkaloidgebalt nur gering ist und daß vor allen, ätherische Oele nur in Spuren vorhanden sind. Infolgedessen wirkt dieser Tee nicht narkotisch, selbst wenn größere Mengen dem Körper einverleibt werden. Trotz seiner anregende» Wirkung auf das Nerven- system regt der Matö nicht auf, verbindet vielmehr eine beruhigende Wirkung mit dem Vermögen, den Durst zu stillen. Auch die Stimmung wird in günstigem Sinne beeinflußt. Die bequeme Tablettenform, in die man das Malö-Malzcxtrakrpräparat gebracht bat, erleichtert seine Verwendungsmöglichkeit und bietet dem Soldaten im Felde einen willkommenen, weil zugleich an- regenden und nährenden, Ersatz für seinen Tabakpriem. Der weitere Vorteil dieser trockene» Tabletten ist der, daß sie die Speichelsetretion stark anregen, so daß das Gefühl der Durststillung um so schärfer hervortritt. Da« Maltyl Matö genannte Präparat regt die ermüdeten Nerven und Muskeln zu neuer Tätigkeil an, stillt den Durst, ohne die dem Herzen so gefährliche Flüssigleits- zufuhr nötig zu machen und macht vor allem den Alkohol voll- ständig entbehrlich. Diese letzte Wirkung allein wäre schon hin- reichend, um jedem einsichtsvollen Truppenhygieniker und Sports- mann den Maltyl Matö als Anregungsmittel zu akzeptieren. Alkohol zur Erhöhung der LeistungSjähigkeit gebrauchen, heißt den Teufel mit Beelzebub vertreiben. o. b. Die untermeerifihen Kabel unü öer Krieg. Im Jahre 1884 wurde eine internationale Uebereinkunft zwi- fchen den größten Stauten der Erde zum Schutz des telegraphischen Verkehrsmittels untermeerischer Kabel geschlossen. Dort hieß eS im Artikel IS, daß„die Verabredung der gegenwärtigen Konven- tion durchaus nicht die Freiheit des Vorgcher.S kriegführender Staaten beeinträchtigen soll". Dadurch war die Herbeiführung von Verkehrsstörungen tvährend eines Seekriegs in vollem Umfang mög- lich. In den darauf folgenden Kriegen wurde die Frage nicht be- rührt. Im Chinesisch-Japanischen Krieg 1834— 95 wurde der Kabelverkehr überhaupt nicht unterbrochen, so daß während der ganzen Zeit Handelsdepeschen zwischen den Häfen auch der beiden kriegführenden Länder befördert wurden. Etwas anders gestaltete sich die Lage im Griechisch-Türkischen Krieg 1837. Daniels wurde der..nur tieibare telegrapyiiche Vcr- kehr durch Kabel zwischen den beiden Ländern verboten, ohne daß jedoch die Kabel durchgeschnitten wurden. Dann folgte als reiner Seekrieg der Krieg Mischen Spanien und den Vereinigten Staaten , und die Beaufsichtiguirg oder Verbindung der Kabel spielte dabei von Anfang an eine wichtige Rolle. Die Kabeldepeschcn von Havanna auf der damals spanischen Insel Kuba nach Keh-West an der Küste von Florida iourden schon vor Ausbruch des Krieges einer Zensur unterworfen, und die Vereinigten Staaten faßten auch alsbald die Notwendigkeit ins Auge, die spanischen Inseln im Mexikanischen Meerbusen von einer Verbindung mit Spanien selbst abzuschneiden. Spanien hatte wohl den Wunsch, sich dafür durch Zerstörung der Kabel zu rächen, die von den Vereinigten Staaten nach Europa führten. Ein Kabel durch den Stillen Ozean nach Australien und nach Ostasien war damals noch nicht vorhanden. Die Spanier kamen mit diesem Plan nicht zustande, einmal wegen der schnellen für sie ungünstigen Beendigung des Krieges und auch wegen der Schwierigkeit der Aufgabe, weil zu einer völligen Ab- sperrung der Vereinigten Staaten auch die Zerschneidung der Kabel- Verbindung zwischen Südamerika und Europa nötig gewesen wäre. Da die Wiederherstellung eines durchschnittenen Kabels nicht sehr viel Zeit beansprucht, würde eine große Zahl von Kabelver- bindungen überhaupt kaum gleichzeitig unterbrochen werden können. Von neuem wurde die Frage aufgerollt durch den Krieg zwischen Rußland und Japan in Ostasien . Das eine der kriegführenden Länder als Jnselreich war in seinein telegraphischen Zusammen- hang mit der übrigen Welt durchaus von den Meereskabeln ab- hängig. Da Rußland die Festlandstelegraphen nach dem Kriegs- schauplatz in eigner Hand hatte, so konnten auch nach Europa die Neuigkeiten aus Korea und der Mandschurei nur durch Kabel be- fördert iverden. Hätte Rußland damals kriegerische Erfolge er- zielt, so würde es die Möglichkeit besessen und ohne Zweifel auch benutzt haben, Japan durch Zerstörung der Kabclverbindungen schwer zu schädigen. Da sich Japan im jetzigen Kriege über die Neutralität von China hinweggefetzt und den Krieg geradezu auf chinesischen Boden übertragen hat. kann man sich auch mit Rücksicht auf die Kabel auf eine vollkommene Willkür der Japaner gefaßt machen. Die japa- nischen Inseln sind untereinander selbstverständlich ohne Ausnahme durch Kabel verbunden. Eine Störung der Kabel von Schanghai nach anderen chinesischen H-afenplätzen würde nichts schaden, da eine Verbindung auch über Land besteht. Die Bereinigten Staaten wür- den es allerdings durchaus in der Gewalt haben, eine Kabelverbin- dung Japans mit Amerika völlig zu unterbinden. Ob die Durch- schneidung von Kabeln, die sich in fremdem Besitz befinden, durch kriegführende Parteien eine Verletzung des Völkerrechts wäre, ist noch eine offene Frage. Fälle dieser Art sind jedenfalls mehrfach vorgekommen, sowohl während des Deutsch -Französischen Krieges als während des Kriegs zwischen Peru und Chile und im Spanisch- Amerikanischen Kriegs_
kleines Zeuilleton. Was Amerika öer Weltkrieg kostet. „The innocent Bystonder" unterschreibt die amerikaiiische Zeit- schrift„The Outlook" eine treffende Karikatur, auf der Uncle Sam mit dem Fernstechcr über den großen Teich nach Europa hinüber- schaut. Doch Europa explodiert, und dem„innocenl Bystander"— dem unbeteiligten Zuschauer— fliegt eine Granate an den Kopf, auf der„Verteuerung der Lebensmittel" zu lesen ist. Als der Krieg ausbrach, hörte man vielfach die Ansicht, die Vereinigten Staaten von Nordamerika würden als lachender Dritter ihren Vorteil aus dem Ringen der beiden großen Parteien ziehen, und in der amen- kaniichen" Presse erscholl der Ruf nach einer Handelsmarine, die imstande wäre, den Ueberseehandel deS Deutschen Reiches an sich zu reißen. Dem gegenüber betont William M Benney, der Leiter der auswärtigen Abteilung der„National Asiocialion of ManniacturerS" in der„New Darier Tribüne", daß die Ver- einigten Staaten durch den Weltkrieg all:S andere, nur keine Vor- teile erlangen. Den Handel Deutschlands mit Amerika beziffert Benney aus 1S64 Millionen Dollar. Davon entfielen im Jahre 1313 auf die Vereinigten Staaten 183 Millionen und auf die zehn lateinischen Republiken Südamerikas 167 Millionen, während Kanada mit 16 Millionen. Mexiko mit 11 Millionen, Kuba mir 7 Millionen und Mittelamerika mit 4 Millionen Dollar an der deulschen Aus- fuhr beteiligt waren. Daß es den Vereinigten Staaten gelingen könnte, diesen gesamten deutschen Handel nach Amerika an sich zu reißen, ist völlig ausgeschlossen. Aber wenn es auch nur einen Teil während der Kriegszeit an sich zieht, so steht diesem Gewinn doch immer noch ein viel größerer Verlust gegenüber. Benney schätzt nämlich die Einbuße, die der Handel der Union mit Deutschland während des Krieges erleidet, auf jährlich 1312 Millioncn Dollar, er überwiegt also bei weitem den etwaigen Gewin» Amerikas . Dazu kommt, daß der amerikanische Handel mit Oester- reich-Ungarn , Rußland , den Balkanstaaten und der Schweiz bisher zum größten Teil über Deutschland oder durch deutsche Zwischen- Hände gegangen ist. Selbst wenn es gelingt, die Einfuhr nach der Schweiz über Italien zu leiten und die nach den Balkanftaaien durch das Milteimeer zu führen, wird doch der Verkehr nach Oesterreich- Ungarn und Rußland fast völlig unterbunden. Berücksichtigt man außerdem die nicht uiibeträchilich? Steigerung der LebenSmiltelpreisc, auf die die Karikatur deS„Outlook" hinweist, so wird man den Aus- führungen Benneys, daß die Vereinigten«tasten durch den Welt« krieg einen sich unter Umständen auf Milliarden belaufenden Verlust erleiden, nur zustimmen können.
einem französischen Ielöpostbrief. Die vernichtende Wirkung des deutschen Geschütz- und Jn- fanteriefeuers schildert ein französischer Infanterist anschaulich in einem vom Nsw Dorker„Evening Sun" veröffentlichten Feld- Postbrief. „Seit einigen Minuten hören wir das Rollen des Artillerie- feuers. Auf der Höhe des Flügels angekommen, werfen wir uns nieder, und ich kann deutlich auf den jenseitigen Höhen und Ab- hängen die deutschen Artilleristen an ihren Geschützen hantieren sehen. Ein dicker Strahl schießt aus einem dieser Geschütze. Un- willkürlich fahren wir alle zusammen. Doch schon im nächsten Augenblick knieen wir. springen auf und recken die Hälse. Tie Neugier überwiegt; wir wollen, wie bei einem Weitschießen, durch- aus sehen, wo das Geschoß eingeschlagen hat. Es sieht aus, als ob wir uns in der Galerie eines Theaters weit vorbeugen, um die Handlung aus der Bühne besser verfolgen zu können. Die deut- scheu Granaten und Kugeln fliegen bald auch über unsere Köpfe hinweg. Bei jedem pfeifenden Geräusch ducken wir uns, obgleich wir genau wissen, daß in diesem Augenblick das gefährliche Ge- schoß schon vorbei ist. Zu Beginn durchrieselte uns all« ein leichter Fieberschauer, der aber bald nachließ. Die Erde erzitterte unter der ununterbrochenen Kanonade und die Luft wurde von den zischenden Flintenkugeln förmlich durch- schnitten. Mein Kamerad zur Rechten fiel plötzlich nach vorn, ohne ein Wort zu-sagen. Er war durch einen Brustschuß getötet. Ein Mann vor mir warf die Hände empor und fiel auf die Erde; er richtete sich noch mal in den Knien auf und fiel wieder nieder. Auch er war tot. Da explodierte eine Granate. Ein furchtbarer Schrei folgte. Fünf von uns lagen tot in ihrem Mut. Ein sechster, dem beide Beine abgerissen waren, lebte noch, war bei Bewußtsein und flehte mit schwacher Stimme, seinen Schmerzen ein Ende zu machen. Da ging ein Offizier zu ihm, sah ihm in die Augen und schoß ihn mit dem Revolver durchs Herz.„Es ist das beste," murmelte er vor sich hin,„armer Teufel!" Dann wandte sich der Offizier wieder zu uns, um einen Befehl zu erteilen. Er öffnete den Mund, doch ehe er ein Wort sagen konnte, drang eine Kugel hinein. Wie ein Kreisel drehte er sich zweimal um sich selbst und siel neben mir in den Graben. In einiger Entfernung hinter uns tveilten Mitglieder des Roten Kreuzes und mehrere Priester, um den aus der Front ge- holten Verwundeten die ersten Verbände anzulegen. Eine Granate explodierte über ihren Häuptern, und nur zwei der Sanitäts- soldaten blieben am Leben. Inzwischen rückten die feindlichen Truppen immer weiter vor. Sie haben schwer gelitten, doch auf unserer Seite sind die Verluste viel größer und unsere Lage wird kritisch. Wir müssen uns zurückziehen. Gerade, als ich einen rückwärts liegenden Hügel erreicht habe, füble ich einen l«ichten Schlag auf die linke Schulter. Ich achte nicht' darauf, doch wenige Augenblicke später wird mein Arm wie Blei und ich fühle einen brennenden Schmerz. Ich bin verwundet."
Notizen. .TO Theaterchronik. Die Oper
Ueberfall" von am Sonnabend
____._.__„Der H. Zöllner, die das Deutsche Opernhaus.............. gur Aufführung bringt, behandelt eine Franktireurs-Episode aus dem Jahre 1870. Sie wurde zum 25. ErinnerungStag der Scblacht von Sedan 1835 komponiert.— Im Nahmen der Schauspieler-Hilfs- oklion der Genossenschaft Deutscher Bübnen- Angehöriger beginnt die zweite VorstellungSreibe der Vater- iandlscken Scbauspiele am Freitagna-bminag 3>/. Uhr mit den „Karlsschülern" von Heinrich Laube . ES folgen in wöchentlichem Wechsel des Spielplanes:„Die Hermannsschlacht".„Der ver- wunschene Prinz".„Herzog Ernst von Schwaben". M• r® � n£ 0," 3 n 1 e 1 P C"• In einem Antwerpener Bnef vom 7. Oktober liest man in den„Times":„Heule früb kam ich aus Neugierde in den wunderbaren Zoologischen Garten und dort batte ich einen der traurigsten Anblicke des Krieges- ein groß-S offenes Grab mit vier prächtigen Löwen , die eben erschossen und hineingelegt waren. Ein Tier darunter hat eine wahrhaft prächtige Mahne. Man hatte sie getötet, damit nicht etwa während deS Bom- �-'mentS ihre Kastge zerstört und sie dann frei werden könnten- Ich sprach den Mann, der mit einem Gewehr bewaffnet und oul dem Wege war, die anderen gefährlichen Fleischfteffer zu löten, und ich sprach spater mit dem Direktor des Zoologischen Gartens: beide waren von tiefster Trauer erfüllt, als sie von den Opfern er- zahlten... o..,r®n9l*n� iauft für 360 Millionen Mark 0 r».<2- ijU�ernot vorzubeugen, von der sich England an- gesichtS der Stockung der Einiuhr von Rübenzucker aus Deuttchland. Oesierreich-Ungorn und Belgien bedroht siehl, hat der Minister Mac Kenna 300 000 Tonnen Rohrzucker zum Preise von rund 400 M. iur w>neoi«n?e<m®.'e Kaufsumme macht somit einen Betrog von 360 Mllionen Mark aus. Die enormen Vorräte wurden»» der Hauptsache m Guyana auf Java und den Mauritiusinseln ? ift da« in der Wirtschaftsgeschichte der größte .uckerlauf, der zemals vorgekommen ist. Was den Preis anbetrifft, so wurde ihm der Wert des Rohmaterials mit Zuschlag einer kleinen Erhöhung für d.e Bearbeituna zugrunde gelegt