nt ai-m Unterhaltungsblatt öes VorwärtsEin Vorkampfer der felögrauen Uniform.Die Ausrüstung des deutschen Heeres beim Ausbruch desKrieges mit feldgrauer Uniform wirkte allgemein verblüffend.Aus Aeußerungen verwundeter oder gefangener französischer«ol-daten ist bekannt, wie deprimierend auf sie ihre roten Hosenwirken, mit denen sie weithin sichtbare Ziele bilden, während sieoft lange nicht den Stand der gegen sie operierenden Deutschen inder grauen Uniform erkennen konnten.Es wurde in unserer Presse bereits darauf hingewiesen, daßes Bebel war. der vor Jahren schon die graue Militäruniformforderte. Bebel hatte hierin einen Vorgänger in dem schweizerischenGenossen Karl Bürkli, der als Hauptmann dem schweizerischenVolksheer angehörte und sich bemühte, es in jeder Beziehung vor-teilhast auszurüsten.Schon im Jahre l8Sd veröffentlichte Bürkli eine Schrift, inder er mit beißender Satire den„Schwalbenschwanz"(Militär-frack), den Tschako, die Epauletten und die ganze Nachäfferei derfranzösischen Uniformen geißelte. Er hatte die öffentliche Meinungfür sich und damit auch den Erfolg, der in der Abschaffung derlächerlichen Maskerade bestand. Dafür wurden nach dem Deutsch-Französischen Kriege die Preußen nachgeäfft, die ja gesiegt hatten.So erhielten die Kavalleristen ein mit Neusilber reich beschlagenesund mit einer Metallkette verziertes, geschmackloses und schwer-fälliges„Kübeli" mit aufgestecktem„Gutterieputzer"(Flaschen-Putzer) auf den Kopf, damit der„antikollektivistische Bauernschädelmit dem großen Misthaufen" auch ja recht in der Sonne glänztund vom Feinde schon von weitem gesehen wird.ES blieb also trotzdem noch viel zweckwidriges, metallfunkelndcsZeug an der militärischen Ausrüstung des schweizerischen Volks-Heeres zurück, und so unternahm Bürkli eine neue Attacke da-gegen auf dem Parteitag der schweizerischen Sozialdemokratie 18S6in Winterthur. Bürkli forderte da die Einführung einer büraer-lichen Wehrmannskleidung, eines sogenannten Zivilwehr-k l e i d e s. Er dachte es sich so, daß es nicht zu sehr vom Erd-büden, von Wald und Flur abstechen, jedenfalls nichts„Scheiniges",keine glänzenden Metallknöpfe an sich haben, nicht hell, sonderndunkel, etwa dunkelgrau oder grün, ja nicht blau oder rot, wieder Feind, sein dürfte. Kurz, es mußte fürs Militär im Kriegund Frieden, wie auch fürs Zivil passend sein. Warum sollte einsolider, weicher Filzhut oder eine Mütze, ein mehr bürgerlich alsmilitärisch geschnittener Rock von nur einerlei, nicht zweierleiTuch, ein Mantel für schlechtes oder kaltes Wetter, eine Bluseoder Joppe für heißes, bequeme Hosen usw. nicht ausfindig gemachtwerden können, die ebenso gefällig aussehen werden als unserellniform? An dieses Zivilkleid würde man im Militärdienst diebesonderen Dienstabzeichen anheften oder als Armbinden tragen.Unter Berücksichtigung � der speziellen Verhältnisse des scbwei-zerischen Volksheeres meinte dann Bürkli weiter, daß dieses Wehr-kleid auch im bürgerlichen Leben getragen werden könnte, alsonicht von IM Tagen 90 im Kasten hängen müßte. Es würde somitauch wie bei stehendem Heer aufgetragen und müßte wieder er-neuert werden, so daß man immer, vom Rekrut bis zum Landwehr-und Landsturmmann, in anständiger, kriegstauglicher und einheit-licher Uniform erscheinen würde. Natürlicki hätte der Bürger-'soldat sein Wehrkleid selbst zu zahlen. Dem Rekruten könnte manfürs erste Mal eine komplette Uniform, wie jetzt, verabfolgen, undwenn er viele Diensttage oder gar einen Feldzug mitzumachenhätte, könnte man ihm die Kleidungsstücke vom Bunde ergänzenoder ihm entsprechend höheren Sold zahlen.Auch könnte der Bund ja ganz wohl selbst das Tuch fabrizieren,die Uniformen oder Zivilwehrkleider selbst machen oder mitSchneider-,., Hut- und Schuhmachergenofseufchaften in Verbindung'treten Und den-Bürgern ein schmuckes, solides und billkgeS Wehr-'kleid verkaufen, das gewiß allseitig benutzt würde, st' daß wir der-art nach und nach zu einem Normalgewand, zu einer Art National-bracht kämen und im Kriegsfälle übergenug Uniformen zu Gebotestünden.Der Vorschlag von den feldgrauen Uniformen ist vom monarchi-scheu Deutschland schneller befolgt worden als von der dcmo-kratischen Republik für ihr Volksheer. Jetzt steht auch diese imBegriffe, den guten Gedanken des alten sozialdemokratischen Land-Wehrhauptmanns Karl Bürkli zu verwirklichen, und voraussichtlichwerden nach dem gegenwärtigen Kriege alle �Staaten zur Ein-führung der feldgrauen Uniformen übergehen.Lesjlng- Theater.Der junge MedarduS. Dramatische Historie von ArturSchnitzler.Der Energie und Kühnheit des Direktors Barnowsky machtedie Aufführung dieses letzten, aber auch schon vor einem halbenJahrzehnt entstandenen Schnitzler- Dramas alle Ehre. Die Unzahlder austretenden Personen und die Länge des Stückes— die Vorstellung dauerte s'/j Stunden— setzte dem Experiment von vorn-herein die größten Schwierigkeiten entgegen. Der Erfolg mußte aus-bleiben. Das Bühnenfremde in Anlage und Aufbau des Werkesfließt nicht aus einem Reichtums der Phantasie, die neue Wegeaussucht, sondern aus einem Mangel an Gestaltungskraft,die durch Breite, was an der Tiefe fehlt, ersetzenmöchte. Stünde nicht der Name SchnitzlerS, dieses Künstlers, demdas moderne Theater nach Hauptmann einige der eigenartigsten undintimsten Stimmungsbilder verdankt, auf dem Zettel, niemand hätteauf ihn als den Verfasser raten können. Jene Gabe konzentrierenderVerlebendigung, die in dem„Grünen Kakadu", in manchen Einakternund Einzelszenen des„Einsamen Weges" am überraschendsten hervor-trat, ist seinen späteren Stücken nicht im gleichen Maße eigen. DieFarben blassen ab. Eine abstrakte Geistigkeit, die, statt anschaulichauszumalen, sich in schattenhaften Andeutungen Genüge tut, bildetihre gemeinsame Signatur. Statt einer Bitderfolge gibt es eineArabeskenkunst, aus der nur hier und da bestimmtere Konturen auf-tauchen. Aber ein starker Zug zum Innerlichen lebt da fort.So mag auch im„Medardus" die Intention ursprünglich aufSkizzierung eines komplizierten psychischen Problems gerichtet ge-wesen sein. Nach den vielfachen Erläuterungen, die Schnitzler imSlücke durch andere Personen über den Charakter des„Medardus"gibt, sollte derselbe wohl etwas wie der Typus eines halben Heldensein, der, von der Hitze seines Temperaments genarrt, die Helden-rolle, die er spielen möchte, in seinem wirklichen Handeln kläglichparodiert, um schließlich, als er das voll Scham erkennt, in einerMischung kindisch-eigensinnigcn Trotzes und heroischen Auf-schwunges das Leben fortzuwerfen. Das weite Land seelischer Wider-spräche und tragikomischer Schicksalsironien hat diesen Dichter jaseit je besonders angezogen. Hier aber bleibt es bei der bloßenAbsicht. Weder Tragik noch Komik kommen heraus. Der jungeMann stellt � sich im Wirrwarr grotesk-romanhafler Abenteuer, mitwelchen Schnitzler. ganz gegen seinen sonstigen vornehmen diskretenDramenstil ihn überhäuft, dem Zuschauer als ein unglaubwürdigesKuriosum dar. Und der reichliche Zusatz wienerischer Genreszenenaus den napoleonischen Kriegsjahren drängt, ohne selbst zuinteressieren, die Figur noch mehr ins Dunkel. Dieser Brausekopf,der von kriegerischen Heldentaten wider die französischen Erobererträumt, vergißt das Vaterland sofort, als die Liebesaffäre seinerSchwester mit dem Prinzen von Vallois einen traurigen Ausgangnimmt. Nun ist auf einmal Rache an dem Hause Vallois heiligstePflicht— bis er sich kopfüber in die Prinzessin verliebt. Im Duellschwer verwundet, überklettert er die Gartenmauer ihres Schlosses.Die stolze Dame schenkt ihm ihre Gunst. Dann will er, aufgepeitschtdurch seines wackeren Oheims Hinrichtung, Napoleon erdolchen, vergißtes aber und nimmt den Plan erst wieder auf, als die hohe Daine ihn dazuanimiert. Er ersticht indes zuletzt, als er argwöhnt, sie sei NapoleonsMaitresse, statt des Tyrannen die Liebste und soll nun erschossenwerden. Da, die Verblüffung voll zu machen, erscheint ein Bona-partistischer General bei dem Gefangenen und teilt ihm die Be-gnadigung mit. Warum? Medardus soll durch die Ermordung derPrinzessin, die, wie die Untersuchung nachträglich erwies, durch einAltentat Napoleon beseitigen wollte, dem Kaiser das Leben gerettethaben! Das ist das Stichwort zur Rehabilitierung des Burschen.Er erklärt, sein Dolch sei für Napoleon bestimmt gewesen und er-zwingt so— mehr zur Verwunderung als zur Erhebung der Zu-schauer— mit klarbewußtem Willen seine Erschießung.Herrn Theodor Loos gelang in seiner Verkörperung der Haupt-figur sehr gut der Ausdruck der Zerrüttung, den Jugendzauber aber,von dem im Stück so viel die Rede ist, blieb er der Rolle schuldig.Vortrefflich, soweit die inneren Unmöglichkeiten der Gestalt es irgendzuließen, fand Lina Lossen sich mit der hochmütigen, kalt-intrigantenRoman-Prinzessin ab.� lleberall bis in die'kleinsten Nebenrollen deSEnsembles war große Sorgfalt aufgewendet. Jn erster Reih« wären'dä dich Herren Abel/ Kahßler'und.Heinz' Salffner zu nennen.. DasPublikum verhielt sich schweigend, erst am Schlüsse erklang einmäßiger Applaus.___ dt,.kleines Feuilleton.Das Absuchen öes Schlachtfelües.Das Gelände, auf dem eine kriegerische Handlung stattgefundenhat, muß nach deren Beendigung abgesucht werden; in erster Linie,'um die Verwundeten zu bergen und sie sowie auch die gefallenenSoldaten vor der Beraubung durch plünderndes Gesindel, vor den„Hyänen de? Schlachtfeldes", zu schützen. Die Kriegs-Sanitäts-ordnung legt die Pflicht der Abfuchung jedem Truppenteil auf, derein Gcfcchtsfeld behauptet. Es ist dies, eine für alle Kulturstaatengleich gültige Anordnung, die international im Artikel 3 des GenferAbkommens vom Jähre 1996 niedergelegt ist. Das eigentliche Ab-suchen des Schlachtfeldes nach Verwundeken, um sie'der ärztlichenPflege zuzuführen, ist Sache der Sanitätskompagnien. Das Persö-nal für diesen Dienst kann, wenn notwendig, aus den nächsten, nochPortepeefähnrich Schaöius«Von Detlev v. Liliencron.Das frühstück war„wirklich kolossal schneidig". Einmalhörte ich meinen Leutnant sagen:„Wirklich famoser Stoffdas.. So brauchte er denn die Johanniter nicht„anden Hammelbeinen zu ziehen".Um dreivwrtelzwei Uhr stand ineine Konwagnie zumRückmarsch bereit. Die beiden vollbeladenen Wagen ließich zwischen Spitze und Haupttrupp fahren, um gegebenenDalles so schnell wie angängig fortzueilen. Schadius wollteich neben den Zahlmeister setzen: aber er bat mich so ein-dringlich, einen Zug übernehmen zu dürfen, daß ich nachgab.Beim Abrücken drückte mir der Kommandant bewegt dieHand: er bedauere, mir keine Unterstützung mitgeben zukönnen, aber er habe den strengsten Befehl, sich unter keinenUmständen in Brettonville zu schwächen.Und dann zogen wir los. Ich hatte noch mehr Vorsichts-maßregeln angeordnet als am Morgen. Beide Dörfer, indenen diesmal nichts zum Vorschein kam, lagen schon hinteruns. Ich atmete ein wenig auf... Da. ein Schuß beimeinen linken Seitenläufern, ein zweiter, ein dritter: nunvorn, nun hinten und überall.Was ist einzig nötig in solchem s�all? Ruhe, Besonnen-heit. Ich kommandiere(alles war vorher schon genau eingeübt):„Siebenter Zug links-, achter Zug rechtsum machen."Und blitzschnell warfen sich die beiden Züge in den Wald.Den einen führte Behrens, den anderen Schadius.In einem Zeitraum von höchstens zwei Minuten seheund höre ich:Der alte Zahlmeister haut mit der flachen Klinge aufseinen Kutscher ein. Dieser jagt davon, was das Riemzeughält. Der andere Wagen rast hinterher. Jetzt, bei derWegebiegung, liegt der Zahlmeister auf dem Rücken, immernoch die flache Klinge gebrauchend. Er wird umtanzt vonin die Höhe fliegenden und niederfallenden Schinken undWürsten...-Behrens brüllt:„Näher heran zu mw mit Ihrer Gruppe,Unteroffizier Becker. Haut se uf'n Deetz, Kerls, haut se uf'nDeetz! Marsch. Marsch, Hurra..."Ich will mit meinem Braunen über den breiten Graben.Es muß gehen. Aber der Wallach hinkt, bleibt stehen. Ichspringe ab. Zwei Kugeln haben das linke Vorderbein ge-troffen, eine ist durch den Hals gegangen. Rasch dem armenTier den Revolver hinters Ohr gesetzt. Er hält die Mähne,als ob er die Erlösung erwartet, schon zum Schuß gesenkt,so daß ich gut reichen kann. Er brickst zusammen...Einer umklammert meine Hüften. Wer ist es? Meinkleiner Portepeefähnrich. Sein Gesichtchen ist versteint: vorihm steht ein riesiger, greulich aussehender, schwarzbärtigerKerl, der sich vorher im Graben versteckt haben mochte: schonhat dieser den Kolben erhoben imd will ihn medcrsausenlassen, mit Wucht. Kaum zwei Schritte ist das von mir-Mein Revolver scheint noch zu� rauchen. Ich ziele demUnhold ruhig aufs Herz. Ich schieße. Er fällt mit demGesicht zur Erde. Sein Gewehr fliegt weg. Seine linkeHand krampst sich in den Schweif meines verendetenPferdes...In kaum einem Zeitraum Hon zwei Minuten ist dasalles geschehen.Keine Zeit, keine Sekunde Zeit mehr.„Bleiben Siean meiner Seite, Fähnrich!" Und hopp! Ueber den Grabenxn den Busch zu meinen prächtigen Leuten. Ich übernehmeselbst den Zug. Und:„Marsch, Marsch. Hurra!"Seht den kleinen Fähnrich. Er stürzt sich wie ein Teufelins Gefeckst. Sein Käsemesserchen schwingt er über sich. Erist immer weit voran. Wir können kaum folgen.„Bravo,bravo!" ruf ich ihm zu...Wir messen uns im Handgemenge. Jeder Baum scheinteinen neuen Feind zu gebären. Immer mehr, immer mehr.Wir sind in bedeutender Minderzahl. Ter Pulverdampfverzieht si'ch schwer durch die Kronen. Jede Uebersicht fehlt.Alle lind nur mit sich beschäftigt und. ihrem nächsten An-greiser. Allmählich ist unser Häuflein an den Grabenrandgedrängt. Einer meiner Hornisten ist stets an meiner Seitegeblieben. Ein Gedanke schießt mir durch den Kopf: Rolandim Tal von Roncesvalles.„Blasen Sie Ruß Weber." Unddie drei kurzen. Töne, wie ein Verzweiflungsschrei» verhallennicht ganz eingerichtetcht Feldlazaretten verstärkt werden, undeventuell werden dazu auch Trägerkolonnen der freiwilligenKrankenpflege in Anspruch genommen. Aber auch beim Gesund-heitsdienst im Felde spielt das Absuchen des Schlachtfeldes eine sehrbedeutende Rolle. Den Kommandos, die zum Beerdigen der Ge-fallenen bestimmt sind, wird Sanitätspersonal unter dem Befehleines Sanitätsoffiziers zugeteilt, und diesem fällt auch die Unter-stützung jenes Offiziers zu, der nach der bewirkten Abfuchung desSchlachtfeldes das Gelände darauf zu prüfen hat, ob auch tatsächlichalles das beerdigt, verscharrt und überhaupt beseitigt ist, was zurVerwesung gelangt. Wenn nun Truppen längere Zeit auf Gefechts-feldern oder in deren Nähe verbleiben, wie augenblicklich in demwochenlangen Stellungskampf in Nordfrankreich, so ist die Ab-suchung des Schlachtfeldes eine Maßregel von hoher Wichtigkeit,denn davon hängt der Gesundheitszustand der Truppen in hohemMaße ab. Auch bei Belagerungen von Festungen, die längere Zeitin Anspruch nehmen, wie eS bei Paris und Metz im Kriege1879/71 der Fall gewesen ist, unterliegt das Absuchen der Schlacht-selber der unausgesetzten Vorsorge seitens der militärischen Be-fehlshaber und'ihrer' Sänitätsorgane. Die Gräber auf demSchlachtfeld sind so anzuordnen, daß von ihnen aus eine Ver-schlechterung des Wassers oder der Luft in. Wohnhäusern in derNähe des Schlachtfeldes nicht eintreten kann. Die Kriegs-Sanitäts-ordnung verlangt,' daß Gräber, namentlich Massengräber, nichtinnerhalb von Ortschaften, dicht an Landstraßen, auf tiefliegendenWiesen, in unmittelbarer Nähe von Quellen und.Wasserläufen, oderin engen Schluchten angelegt werden. Die Anwohner sind zu ver-anlassen, die Grabstätten der Schlachtfelder, je nach der Jahreszeit,zu besäen und zu bepflanzen oder, wenn die Gräber in. der Eileunzureichend angelegt sind, Desinfektionen oder Neuaüfschüttungcnvorzunehmen.Notizen.— D i e Bugra. Die Weltausstellung für Buchgewerbe undGraphik in Leipzig ist nunmehr geschlossen. Ein außerordentlichesInteresse wandte sich namentlich in den letzten Wochen den Ab-teilungen der neutralen Staaten des Auslandes zu. Was den Be-such der Bugra in den Kriegsmonaten betrifft,- so lommen mit einerwesentlichen Steigerung der Besuchsziffer natürlich am meisten dieSonntage in Betracht. An den Augustsonntagen weist der BesuchZahlen von 14 890 bis 19 999 Personen auf; am 6. September,einem Volkstag mit ermäßigtem Eintrittspreis, betrug der Besuch55 999, und am Schlußtag, dem 18. Oktober, über 50 909 Personen.Insgesamt wurde die Bugra vom Tage ihrer Eröffnung an biszum Schluß von 2 331 395 Personen besucht.— Der französische Archäolog e Joleph Döche-leite ist als Hauptmann der französischen Territorialarmee inNordfrankreich gefallen. Dächelette, der in verhältnismäßig be-scheidener Stellung als Museumsdirektor in Roanne wirkte, war eineauch in Deutschland anerkannte Autorität auf dem Gebiete deSStudiums der vorrömischen Metallzeiten.— Theaterchronik. In den Kammerspielen desDeutschen Theaters gelangen am Freitag zum ersten Male„Die deutschen Kleinstädter" von Kotzebue zur Darstellung.— ImDeutschen Thealer wird am Donnerstag„Othello" zumersten Male in dieser Spielzeit aufgeführt.— Die neue Frankfurter Universität eröffnet am27. Oktober ihre Vorlesungen.— Auf den Schlachtfeldern in Ostpreußen heißtder neue Vortrag, der am Mittwoch, den 28. Oktober, zum ersten-mal. von Hirektox.. �rayz Goerke nach einer Bereisana.derx,, schwerheimgesuchtea Provinz nach selbstgewonnenen Eindrücken'in derUrania gehalten wird."— B e rich ti g ung. In dem-Artikel„Wie die Kohle entsteht"(in der Nummer vom 18. Ollober) ist im vorletzten Absatz irrtümlichR. Potonis als Förderer unserer Kenntnisse auf diesem Gebiete ge-nanut. Es war aber H. Potoniö, der Vater des Artikelverfassers,dem wir diese Forschuugen verdanken.— Eigentümliche Belagerungspraktiken ausalter Zeit. Zur Eroberung von Burgen und festen Städten ver«wandte man einst die schon seit dem Altertum bekannten Sturm«böcke und Widder, mit denen die Mauern eingestoßen wurden. AuchBrandpfeile und Steine wurden in die Stadt hineingeschleudert, undbisweilen griff man zu ganz grotesken Aushilfen. So erzwangendie Berner und Straßburger im Jahre 1333 die Uebergabe derBurg Schwanau dadurch, daß sie aus Katapulten mit Unrat gefüllteTonnen in die Burg warfen, die dort bei der bestehenden Hitze einsolches Miasma verbreiteten, daß die Besatzung kapiluliercn mußte.Klüger waren die in der Burg Karlstein im Jahre 1422 Ein-geschlossenen. Als die Belagerer zur Erzwingung der Uebergabeihnen ebenfalls Unrationnen— und zwar sollen.es 1800 gewesen sein— über die Mauer warfen, desinfizierten sie diesemit ungelöschtem Kalk und machten damit die Absichten der Feindezunichte.im Walde.„Noch einmal. Weber." Und wieder die dreikurzen Stöße ins Horn...Wir sind bis an die Landstraße zurückgeschoben. Aufder anderen Seite sehe ich Behrens und seine Leute. Bishierher und nicht weiter.' Lieber den Tod als Gefangenschaft.„Blasen Sie Ruf, Weber." Noch eiimmh soll es erklingen, dann nur noch ein Signal:„Vorwärts!"... Dadringts, da singts in unser Ohr. Wir hören deutlich unserReitersignal„Galopp" und wieder und wieder... GroßerKarl, hast du es vernommeii?... Und um die Biegungdes Weges braust der General, und hinter ihm das Husaren-regiment.Wir sind gerettet.Der General, bei uns angekommen, ließ absitzen undsandte einen Teil der Husaren zum Gefecht zu Fuß rechtsund links ins Holz. Wir hörten keinen Schuß mehr. DieFranktireurs waren, wie von der Erde aufgesogen, ver-fchwunden.Der General umarmte und küßte mich. Dann stellteich ihm den Portepeefähnrich Schadius vor,.zugleich hervor-hebend, wie ausgezeichnet sich der Junker im Gefecht be-nommen habe.Nun ging es vor allen Dingen an das Aufstichen derVerwundeten. Die Dunkelheit wollte einsetzen. Die Schwer-verwundeten wurden getragen— der Weg nach Särancourtwar kaum noch eine halbe Stunde entfernt—, die Leicht-angeschossencn gingen zu Fuß. Am schwersten getroffenschien Leutnant Behrens zu sein. Eine Kugel hatte ihm denrechten Oberarm und eine die linke Schulter zerschmettert,eine dritte ihm den Hals gestreist. Wir reichten ihm intiefer Bewegung die Hand. Er konnte noch leise sprechen:„Wirklich famöses Draüfgehn unserer Leute: stark angekratzt:wird schon besser gehn..." Wir setzten ihn mit vielerMühe und größter Vorsicht auf ein Pferd zwischen zweiihn stützende Husaren.„Wirklich lächerlich... solche Um-stände..." Dann hörte ich ihn nicht mehr sprechen, lscineSchulterwunde' schien mir die gefährlichste zu sein.Nachdem der General Appell und ich Sammeln hatteblasen lassen, setzte sich der Zug in Bewegung. Die Totenmußten wir, wegen der eintretenden Finsternis,' vorläufigliegen lassen.(Forts, folgt.)