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Der /lrbeitsburfche. Skizze von Ernst Preczang . (Schluß.) Eine halbe Stunde später begrüßten sie einander. Der Prokurist war sehr verwundert:„Auf Deine alten Tage. Wiedetnann?" „Wa-Z hilft», Tümmler. Der Bien muß." Der andere blickte ihn mitleidig durch die Brille an:„Wenn Du Kaufmann wärst... Zu tun ist ja die Menge... Militär- lieserungen... Aber wir niachen doch keine Schlosser an die Mäntel und Hofen.. Wiedemann blickte in den Saal. ES wimmelte dort von Leuten, die schwere Zeuglasten schleppten, zählten, verpackten. „Fahlstuhlsührer bist Du auch nicht." Tümmler sann nach. „Ich weiß wirklich nicht... Auch wo anders... keine Ahnung... Und'n Rat? WaS soll ich Dir raten?... Wenn man so gries um die Ohren geworden ist, wie wir beide, und sitzt dann nicht irgendwo fest... Du weißt eS selber." Wiedemann nickte. Und immer wieder kehrte sein Blick zu einer Ecke des SaaleS zurück, wo junge Burschen die fertigen Pakete an den Fahrstuhl schleppten. „Das könnt' ich auch noch." „Was?" Tümmler lächelte.„Das? Arbeitsbursche für fünfzehn Mark?" „Irgend was." Der Prokurist schüttelte den Kopf.„DaS könnt' ich nicht mit ansehen, Wiedemann." „Bettelit will ich nicht, Tümmler. Aber wenn Du'S machen kannst...." Der andere dachte nach:„Nee, so nicht. Aber wenn ich Dich da so als ersten Arbeiter hinstelle? AIS eine Art Aufseher, der selbst mit anpacken muß? Leute, die bloß aufpassen, kann der Chef nämlich nicht leiden. Brüche brauchst Du Dir deshalb nicht zu heben. Aber— der Lohn. Ueber einundzwanzig könnt' ich nicht gehen." „Mensch!" Wiedemann ergriff seine beiden Hände.„So'n altes Wrack wie ich— ich wäre ja heilfroh! Und unsere Emilie braucht sich nicht die Schwindsucht an'n HalS zu nähen." „Abgemacht. Wiedemännchen. Junge, ich freue mich ja, wenn ich Dir'neu Gefallen tun kann." „Ich weiß. Tümmler. Wir waren schon in der Schule gute Kameraden. Und daß Dli nicht hochnäsig und hartherzig geworden bist, wie so manche, rechne ich Dir hoch an." «Ach Gott ." Tümmler lächelte resigniert.„Wenn dem Chef ineine Nase nicht mehr gestillt, bin ich auch alle... Also aus morgen, was? Um acht sangen wir an." „Ich bin da. ÄdjöS." * Bater Wiedemann ließ vergnügt seinen Regenschirm in der Hand schwingen. Eigentlich hätte er ihn aufspannen können, denn eS regnete nun. Aber er vergaß cS. Vergaß auch das Zwicken in den Knien und Zehen und wanderte in froher Laune durch die nasien Straßen. Ganz jung kam er sich vor, frisch und un- verbraucht. Der Regen beträufelte ihm Hut und Paletot, aber Vater Wiedemann bemerkte cS nicht. Und wunderte sich, als er an seiner Straße stand, wie er so schnell dahin gekommen. Hatte gar keine Erinnerung vom Unterwegs. Bin wohl rein geflogen, dachte er und las das Straßenschild. Ja, eS stimmte wirklich. Dann kramte er in den Taschen, zählte die letzten Nickel und schmunzelte. Zu einer kleinen Näscherei für HanS und Klein« Annchcn reichte cS, zu einem Päckchen Tabak auch noch. Als er in die Wohnung trat, nahm Mutter Wiedemann gerade das Essen vom Herd. „I. Du Rumtreiber," sagte sie.„Ich dacht' schon. Du ißt heute Unter'» Linden." Und mit einem Blick aus seinen triefenden Hut:„Gott behüte I Wo haben sie Dich denn auSge- waschen?" „ES regnet, Mutter." „Durch'n Schirm?" „Den Hab' ich geschont.... Aber sei man stille und tu Essen auf'u Tisch. Ich Hab' mordsmäßigen Hunger. Die Stullen bring' ich wieder mit." „Daren Dir wohl nicht fett genug?" „Halt' keine Zeit zum Frühstücken, Mutter." „Kuck mal an! Sechscrrentier und keine Zeit! Haste gehört, Milchen?"
2j vier Tage. Von W. M. G a r s ch i n. An dein Moment, wo ich mich anschicke, mich hinzulegen, bescheint ein blasser Streifen des Mondlichtes deutlich den Ort, wo ich liege, und ich sehe etwas Dunkles und Großes, das ungefähr fünf Schritte vor mir liegt. Irgendwo auf ihm sind helle Punkte, die vom Mondlicht glänzen, sichtbar. Das sind Änöpfe oder Waffen. Das ist entweder eine Leiche oder ein Verwundeter. Es ist alles gleich, ich werde mich hinlegen.... Nein, es kann nicht sein. Die Unsrigen sind nicht fort. Sie sind hier, haben die Türken geschlagen und sind Herren der Position. Weshalb hört man kein Gespräch, kein Knistern der Wachtfeuer? Aber ich höre ja nichts vor Mattigkeit. Sie sind bestimmt hier. „Hilfe! Hilfe!" Wilde, sinnlose, heisere Schreie entringen sich meiner Brust, und es erfolgt keine Antwort darauf. Laut hallen sie in der Nachtluft wider. Sonst ist alles totenstill. Bloß die Heimchen zirpen unermüdlich fort. Der Mond blickt auf mich mitleidsvoll mit vollem Gesicht herab. Wenn er verwundet wäre, würde er von solchem Schrei aufwachen. Es ist eine Leiche. Einer von den Unfern oder ein Türke? Mein Gott! Als wenn es nicht ganz gleich wäre?... Und der Schlaf senkt sich auf meine geschwollenen Augenlider.
Ich liege mit geschlossenen Augen, obgleich ich schon ge- räume Zeit wach bin. Ich will die Augen nicht öffnen, weil ich durch die geschlossenen Lider hindurch das Sonnenlicht spüre: wenn ich die Augen öffne, wird es stechen. � Es ist auch besser, sich nicht zu bewegen... Gestern(nrich dünkt, es war gestern?) hat man mich verwundet: es ist ein Tag verstrichen, ein zweiter wird vergehen— ich werde sterben. Es ist alles egal. Am besten ist's, man rührt sich nicht. Mag der Körper unbeweglich bleiben. Wie gut wäre es, auch die Arbeit des Gehirns einzustellen! Doch stfe kann durch nichts ausgehalten tverdcn. Gedanken, Erinnerungen drängen sich im Kopfe. Uebrigens währt es nicht mehr lange, bald nimmt's ein Ende. Nur in den Zeitungen werden einige Zeilen stehen, daß, wie gesagt, unsere Verluste geringfügig find: verwundet sind so
Die junge Frau erhob sich von der Nähmaschine und setzte sich mit den andern an den Eßtisch. „Vaterken," sagte sie.„Mit Dir ist waS." „Kann schon sein. Milchen." Er zwinkerte ihr lustig zu. „Da bin ich aber neugierig." Mutter Wiedemann füllte die Teller.„Lotterie spielt er ja nicht und Hundertmarkscheine kann er nicht machen, Einbrüche verübt er nicht und finden tut er nischt, das weiß ich." „Vielleicht doch, Mutterken." „Großvater, hast Dil was gesunden?" HanS blickte ihn ge- spannt an. „Ja, mein Junge. ES steckt in der Paletottasche. Wenn wir mit Essen fertig sind, kannst es holen. Aber gib Klein-Annchen was ab." .Annchen was ab," sagte die Kleine. „Ich glaube gar, Du gibst unnütz Geld auS." Mutter Mede« mann hatte Lust, zornig zu werden. „WaS Freude macht, ist nie unnütz, Mutter. Eigentlich leben wir doch, um uns zu freuen." „Das Hab ich noch nicht gemerkt. Du, Milchen?" Frau Emilie lächelte:„Weißte, Vaterken, Dich hätten sie ganz gut bei der Folter gebrauchen können— früher." „Ich weiß nicht, Milchen. Aber dann würd' mich das per- dämmte Ding da, die Nähmaschine, wohl nicht so ärgern. Das will ich Dir nu man gleich sagen: von heute ab ist um acht Schluß damit. Mutter: punkl acht machst Du ihr den Deckel drauf und schließt ab." Den beiden Frauen blieb der Löffel aus halbem Wege zwischen Teller und Lippen stehen. „Und ich muß von morgen an um sieben aus dem Haus, Muttex. Mit Futterage für den ganzen Tag. Abends um lechS bin ich wieder da." Mutter Wiedemann sprang auf:„Er hat sich Arbeit ge- sucht!" Die junge Frau wurde ernst:„Nee, Vaterken, ist das wahr?" „Stimmt, Milchen, stimmt. Jeder tut, was er kann, hast Du gesagt. Na, und Arbeitsbursche kann ich noch spielen." „Als Arbeitsbursche? Baterken, Du, mit achtundsechzig Jahren?" Nun stand auch sie auf. „Ist da§'ne Schande?" „Nee, ich weiß nicht. Aber— aber— wenn das Albert hört...! Wie oft hat er gesagt: Vater hat genug geschuftet. Und jetzt— als Arbeitsbursche... Ich glaub', der wird wild." „Das laß man. Das mach ich schon mit ihm auS. Schreiben braucht'S ihm keiner. Die Hauptsache ist, daß er seine Frau gesund und munter zu Hause findet, wenn der Krieg vorbei ist. Mutter, noch mal: um acht den Deckel zu!" „DaS nehm ich nicht an, Vaterken. Das darf ich nicht an- nehmen. Ich bin noch nicht halb so alt wie Du!" „Kind." Vater Wiedemann streichelte ihr die Wangen.„Eben deshalb. Weil Du noch mal so alt werden sollst! Und überhaupt", er lächelte verschmitzt und zog das Päckchen Tabak hervor,„ich tu das ja meinethalben. Verstehst Du, damit ich meinen Toback Hab. Du weißt ja gar nicht, was ich für'n Egoist bin I" Frau Emilie sah ihn an, mit hellen, freudigen Augen:„Vaterken, Du bist der größte Schwindler, den ich kenne!" Und gab ihm einen Kuß. „Hahaha," Vater Wiedemann lachte, daß ihm die Tränen in den grauen Bart kollerten,„hahaha." „Haha," krähte Klein-Annchen.„Haha."
Tiere im Kriegsdienst. Schon in alten Zeiten Vertvendeie man Tiere, die sich infolge der Doinestikatioll den Bedürfnissen des Menschen augepaßt hatten, zu Kriegsztvecken. So leistet das älteste Haustier des Menschen, der H und, dessen instinktive Wachsamkeit vielleicht schon dem Menschen der Pfahlbauzeit das Nahen von Feinden meldete, noch heute im Felde wesentliche Dienste. Seine feine Nase Witterl den Verwundeten, der, den Augen der Krankenträger entrückt, hilflos im dichten Gebüsch der Bergung harrt, ebenso wie auf Vorposten die heranschleichende feindliche Patrouille. Als Sanitätshund wie zur Unterstützung des Vorpostendienstes leistet er erfolgreiche Kriegsdienste. Sogar zum Angriff fand er Verlvendung; züchteten doch verschiedene Jndianerstämme in Nordamerika eine besonders starke Rasse, die sie zur Erhöhung ihrer Wildheit mit Wölfen kreuzten, zu dem ausgesprochenen Zwecke, sie im Kampfe gegen ihre Feinde zu hetzen. Das Tier, dessen Be- gabung für den Krieg charakteristisch ist, ist das Pferd. Außer
und so viel: gefallen ist der Gemeine Einjährigfreiwilliger Iwanow. Nein, selbst den Familiennamen werden sie nicht nennen: man wird einfach sagen: getötet— einer. Ein Be- liebiger, wie jenes unbekannte Hündchen... Ein ganzes Bild taucht da plötzlich in meiner Vorstellung auf. Das ist schon lange her: übrigens— alles, mein ganzes Leben, jenes Leben, als ich noch nicht mit zerschmetterten Beinen hier lag, liegt so weit zurück... Ich ging die Straße entlang, ein Menschenauflauf hielt mich zurück. Die Menge stand und schaute schweigend auf etwas Weißes, Blutendes, kläglich Winselndes. Das war ein kleines, allerliebstes Hündchen: ein Wagen der Pferdebahn hatte es überfahren. Es starb genau so wie ich da jetzt. Irgendein Portier stieß die Menge auseinander, faßte das Hündchen am Wickel und brachte es fort. Der Haufe ging auseinander. Wird mich jemand fortbringen? Nein, lieg und stirb. Und wie schön ist das Leben!... An jenem Tage(als dem Hündchen das Unglück zustieß) war ich glücklich. Ich ging in einem rauschähnlichen Zustande umher: es waren auch Gründe dafür da.— Ihr, Erinnerungen, quält mich nicht! Entweichet von mir! Vergangenes Glück, gegenwärtige Leiden... möchten doch die gegenwärtigen Qualen allein bleiben, wollten mich die Erinnerungen nicht quälen, die gegen den Willen Vergleiche anzustellen veranlassen. O, Kummer, Kummer! Du bist schlimmer als all die Wunden. Doch es wird heiß. Tie Sonne brennt. Ich öffne die Augen, sehe dieselben Gebüsche, denselben Himmel, nur bei Tageslicht. Und da ist auch mein Nachbar. Ja, es ist ein Türke, eine Leiche. Welch ein Koloß! Ich erkenne ihn, es ist derselbe... Vor mir liegt ein von mir erschlagener Mensch. WeS- halb habe ich ihn erschlagen? Er liegt tot da, mit Blut besudelt. Wozu hat ihn das Schicksal hierher getrieben? Wer ist er? Es kann sein, daß auch er— genau wie ich-7 eine alte Mutter hat. Lange wird sie an den Abenden vor ihrer ärmlichen Hütte stehen und nach dem fernen Norden ausschauen, ob nicht ihr Sohn kommt, ihre Augenweide, ihre Hilfe und ihr Ernährer.., Und ich? Ich gleichfalls... Ich möchte sogar mit ihm tauschen. Wie glücklich er ist: er hört nichts, fühlt weder die Schtnerzen von den Wunden, noch den peinigenden Kummer, noch Durst... Das Bajonett drang ihm direkt ins Herz... Da— auf der Uniform ist ein großes, schwarzes Loch, rings- herum Blut. DaS habe ich vollbracht.
bei den Steppenvölkern, die sozusagen mit ihren Pferden ver- wachsen waren, wurde es vermutlich nicht zuerst zum Reiten, son- dern als Zugtier benutzt. Bei den Aegyptern, Assyrern, Persern und Griechen diente es bekanntlich zur Bespannung der gefnrch- teten Strcittoagen; als Reitpferd kam es anfangs weniger in Betracht, ja. die griechische und römische Reiterei spielte seinerzeit eine klägliche Rolle. Dagegen war es als Zugtier von Wichtig keit. Das Produkt seiner Kreuzung mit dem Esel, das Maultier, gewann im Gebirgskrieg eine nicht geringe Bedeu- tung, die es bis auf den heutigen Tag behalten haß Auf steilen und schmalen, steinigen Gebirgspsaden ist es allein imstande, die auseinandergenommenen Gebirgsgeschütze und Maschinengewehre in Stellungen zu bringen, die das Pferd niemals erreichen könnte. Im Flachland hat ihm bei der Beförderung von Maschinen- gewehren allerdings der Hund Konkurrenz gemacht, der bekanntlich im belgischen Heere zur Bespannung der Maschinengewehre Verwendung fand. Nächst dem Pferde begegnen wir noch dem K a m e l als Reittier. Namentlich im Sudanfeldzug gegen den Mahd! leistete es den Engländern vortreffliche Dienste. ES ist schnell, anspruchslos, ausdauernd und von der Natur vorzüglich den strapaziösen Anforderungen des Wüstenklimas angepaßt. Auch die deutsche Schutztruppe verfügt in Südwestafrika über ein Kamel- reiterkorps. Selbst das mächtigste unserer zeitgenössischen Säuge � tiere, der Elefant, vermochte sich nicht dem Kriegsdienste zu entziehen. Von Hannibal wissen wir, daß er beim Uebergange über die Alpen viele dieser Tiere verlor, und in einer Sure des Kora» ist von Elefantenrcitern die Rede. Bekannt sind die Elefanten des Mazedonierkönigs Pyrrhus, und selbst in der Neuzeit benutzte» die Inder diese Kolosse nicht nur zu Jagdzwecken, sondern auch als wandelnde Kampftürme. Auch heute noch benutzen die Englander in Indien Elefanten für ihre Artillerie. Im Gegensatz zu den Säugc- tieren, die, wie wir sahen, in verschiedenen Arten im Kriege verwendet wurden und werden, gibt es nur einen Vogel, der hierzu brauchbar war: die Taube. Ihre Heimatliebe in Verbindung mit ihrem Orientierungssinn und ihrer Ausdauer im Fliegen machen sie zur Nachrichtenbeförderung überaus geeignet, wenngleich ihre motorbetriebene größere Namensschwester und die drahtlose TelegrapHie mit Erfolg begonnen haben, ihr den Rang abzulaufen. Schon im fünften vorchristlichen Jahrhundert dienten Brieftauben der Nachrichtenübermittelung bei Kampfspielen: zu kriegerischen Zwecken allerdings erst 44 n. Ehr. bei der Belagerung von Mutina durch die Römer. Glanzleistungen vollführten die Brieftauben 1870/71 bei der Belagerung von Paris im Dienste der Franzosen , und selbst heute ist eö der Technik noch nicht gelungen, die Brief- taube ganz aus dem militärischen Nachrichtenwesen zu verdrängen.
wie die Ritter ihre wunöen heilten. So groß die Verachtung von Verwundungen bei den kühnen Rittern des Mittelalters gewesen sein mag, so mutzten sie doch schon deshalb ihre Wunden„pflegen", um möglichst bald wieder kampi bereit zu sein. Auf welche Weise das geschah, erscheint dem heuti gen Arzt fast unbegreiflich, und in der Tat müssen sie eine gute Heilhaut gehabt haben, um all das zu ertragen, was ihren Wunden außer dem Verband noch zugemutet wurde. Im deutschen Orden war in der Mitte des 1ö. Jahrhunderts ein Ritter Heinrich von Pfolsprundt als Wundarzt besonders bekannt; er soll gegen 400» Menschen von ihren Verletzungen wiederhergestellt haben. Wenn das Blut lief„wie aus einer Brunnenröhre", verband er die Wund � mit Baumwolle, die vorher mit dem Wasser der Schwarzwurzel befeuchtet war, band einen dünnen Span darüber und bedeckte da-.- ganze mit einem Pflaster aus Eiweiß und Flachs. Das mag ja noch angehen und in der Tat als eine ganz vernünftige Behandlung erscheinen. Der brave Ritter aber würde kaum so geschätzt gewesen sein, wenn sein Wissen sich auf diese Maßnahme beschränkt Hätte; vielmehr wandte er noch zahlreiche andere Mittel an, unter denen. solche Scheußlichkeiten vorkommen, wie verbrannte Leinwand. Schweins- oder Eselsdreck, Mieß von Totenköpfen und„Drachen- blut". Man sollte beinahe meinen, daß diese herrlichen Dinge sich ganz besonders bewährt hätten, denn sie haben sich noch lange ans den Arzneilisten erhalten. Vielfach wurden die Wunden auch gebrannt, und zwar nicht nur mit einem glühenden Eisen, sondern auch mit scharfen Stoffen wie Kalk, Vitriol und sogar Arsenik . Man kann sich nicht recht vor stellen, daß diese Dinge den Verwundeten besonders gut bekommen wären. Dennoch hat es der damaligen Wundheilkunst auch nicht an einer dichterischen Verherrlichung gefehlt, wie das Feldbuch des Hans von Gersdorff vom Jahre 1581 lehrt, der sich selbst mit den
Ich hab's nicht gewollt. Ich wünschte niemandem Böses, als ich in den Kamps atlszog. Der Gedanke, daß auch ieb würde Menschen töten müssen, hat sich von mir völlig fern gehalten. Ich stellte mir nur vor, wie ich meine Brust den Flindenkugeln aussetzen würde. Und ich ging und setzte sie den Geschossen aus. Nun. und wie steht's jetzt? Dummkopf! Dummkopf!»— Doch dieser unglückliche Fellah(er trägt ägyptische Uniform) — er ist noch unschuldiger. Bevor man sie, wie Heringe in einer Tonne, aufs Dampfschiff brachte und nach Konstantia nopel beförderte hatte er weder von Rußland noch von Bu!» garten etwas vernommen. Man befahl ihm zu gehen— und er ging. Wäre er nicht gegangen, würde man ihm Stock- hiebe versetzt haben, wenn nicht gar irgendein Pascha eine Kugel aus seinem Revolver auf die Brust des Unglücklichen würde abgefeuert haben. Er ging dann auf langem, beschwer- lichem Marsche von Konstantinopel nach Rustschuk . Wir griffen an, er verteidigte sich. Als er jedoch bemerkte, daß wir— furchtbare Menschen, welche sich vor seinem patentier- ten Gewehr von Peabody und Martiny nicht fürchten— immer vorwärts krochen, geriet er in Verzweiflung. Im Augeiwlick, wo er sich anschickte fortzugehen, sprang ihm ein Mensch, den er mit einem einzigen Schlage seiner schtvarzeit Faust hätte niederstrecken können, entgegen und stieß ihm das Bajonett ins Herz. Was hat er denn verbrochen? Und was habe ich verbrochen, obgleich ich ihn auch ermordet habe? WaS habe ich verbrochen? Warum peinigt mich der Durst? Durst! Wer kennt denn die Bedeutung dieses Wortes? Sogar dann, als wir durch Rumänien marschierten, und bei einer fürchterlichen Hitze von vierzig Grad Märsche von fünfzig Kilometer zurücklegten, fühlte ich nicht das. was ich jetzt emp- finde. Ach, wenn doch jemand käme! Mein Gott! Er wird doch wahrscheinlich in dieser großeil Flasche Wasser haben. Allein man muß erst zu ihm gelangen. Und was wird das Mühe kosten! Ganz gleich, ich werde mich hinschleppen. Ich krieche. Die Beine schleppen sich nach, die ermatteten Hände bewegen kaum den starren Körper vorwärts. Bis zur Leiche sind es ungefähr zwei Klafter, aber für mich ist das mehr— nicht mehr, doch schlimmer als zehn Kilometer. Den- noch muß ich es versuchen. Die Kehle brennt, glüht wie Feuer. Du wirst auch ohne Wasser bald sterben. Immerhin, es. kann sein... Und so krieche ich denn. Die Füße verstricken stch am