" In welchem Tone wird von der serbischen Armee gesprochen! die Hochebene von Tih nach Suez, während der andere von Rafa,| Schweißbedeckt und halb eritidt kriechen wir aus der Höhle der untveit des Mittelländischen Meeres sich an der Küste entlang über Kessel wieder ans Tageslicht. Die sich selbst überlassene Yacht Schon seit Wochen sind die Serben demoralisiert, die serbische ArSerbien hat feine Nahrungsmittel und feine El Arisch nach El Kantara, etiva 50 Kilometer südlich von Port Said , dreht sich langsam um sich selbst und wird dann von der Strömung tillerie meutert. eritredt, um am Suezkanal die Bahnlinie nach dem Nildelta zu er fortgetragen; leider aber nicht der See zu, sondern nach dem Kanal Munition, serbische Mannschaften schäzen sich glücklich, wenn sie in Und unsere Gefangenschaft fallen, im Innern herrscht Revolution. reichen. Unter hohen Palmen versteckt liegen die schmuzigen von Brügge . Araberhütten Akabas, das von altersher den Sammelpunkt der nach Mr. Withworth beschwört uns, uns nicht auf Dec sehen zu während unsere Blätter also phantasieren, stehen so und so viele Metka ziehenden Karawanen bildet. Schon im sechzehnten Jahr- lassen. Meine Kollegen sind geneigt, unser Unglüd auf Rechnung Korps Tag und Nacht im heißen Kampf den serbischen Linien gegenhundert beschütte daher ein starkes Schloß den wichtigen Knoten einer deutschen Verschwörung zu sehen. Still, still, feinen Laut, über, ringen wir heldenmütig mit einem Gegner, der an Schneid Sehen und unerbittlicher Energie kaum zu überbieten ist, fließen punkt, und heute dehnen sich moderne Küstenbatterien am Strande wir sind von Spionen umgeben," ruft einer ängstlich. des Golfes, die einen englischen Landungsversuch bereits erfolg- Sie dort die Frau mit der Polizeipfeife um den Hals? Das ist Ströme von edelstem Blut um jeden Fußbreit Landes. Aehnlich ist reich abgewiesen haben. Nur wenige Kilometer westlich, gleichfalls sicher eine Spionin." Auch ich sehe die Frau, die sich trampfhaft be- der Ton, in dem von den Belgiern gesprochen wird. Die Belgier noch am Golf, aber schon jenseits der ägyptischen Grenze, liegt der müht, ein Boot heranzurufen, und ich sehe auch, daß die vermeint- find überhaupt nur Freibeuter, und weil sie ihre Neutralität nicht Brunnen Taba, die letzte Station für die ins Innere der Halbinsel liche Polizeipfeife nichts anderes ist, als ein silberner Anhänger. preisgeben wollten, oder aber weil sie sich aus politischen Gründen ziehenden Truppen. Gleich hinter deffen Palmen steigt der Weg Die an Bord befindlichen belgischen Bürgergarden haben sich ihrer auf die Seite der Franzosen und Engländer geschlagen hatten, find Man kann aber niemand zur Liebe zwingen, und es steil an. Zwischen Felsen und Trümmern gilt es in langen Ser- Uniformen und Räppis entledigt und alles über Bord geworfen. fie Schurken. pentinen die Hochebene von Tih zu ersteigen, die hier sich hier zwar Von der Strömung erfaßt, schwimmen diese kompromittierten ist das gute Recht der Belgier gewesen, sich ebenso gut nach rechts Als Soldaten aber müssen wir anerdurchschnittlich nur 700 Meter hoch erhebt, zu deren Ersteigung Gegenstände herum und flammern sich schließlich an den Schiffs. wie nach links zu schlagen. schwerbeladene Ramele aber mindestens 4 Stunden brauchen. Sit rumpf an, wie treue Hunde, die ihre Herren nicht verlassen wollen. fennen, daß sich die Belgier trotz dem notorisch unmilitärischen dieser schwierigste Teil des Marsches einmal glücklich überwunden, Wir haben uns schließlich mit Stangen bewaffnet und suchen im Charakter des Landes verhältnismäßig sehr gut geschlagen haben. dann dehnt sich das Hochland meilenweit vor dem menschlichen Schweiße unseres Angesichts mit Hilfe dieser primitiven Fort Wir müssen sogar rühmen, daß sie ihren Pflichten gegenüber FrankAuge. bewegungsmittel die Macht fortzustoßen. Unsere Bemühungen sind reich und England noch in einem Augenblid treu blieben, da sie Der Boden ist hart, und in schnellem Trab fönnen die Kara- endlich von Erfolg gefrönt. Die Grace Darling " wendet die Nase die eigene Sache bereits unweigerlich als verloren anerkennen wanen die Hauptstadt der Sinai , Kalaat en Nakhl, erreichen. Der dem Meere zu und schtrimmt. Schnell alle Segel heraus! Am mußten Weg ist für Automobiltransporte wie geschaffen. Als einzige Boden- Ufer macht sich jetzt eine lebhafte Bewegung bemerkbar. Man ficht jenkung durchzieht das Tal von Arisch die Hochebene in nordjüd- mehrere Leute hin- und herlaufen, die uns Zeichen geben. Wir licher Richtung. In ihm wird unweit Nakhl Gerite und Mais ge- halten sie zunächst für Fischer, aber der Knall eines Schusses belehrt baut, und die, wenn auch nicht reichen, so doch auskömmlichen Ern- uns bald eines Besseren oder vielmehr Schlechteren. Wenige Seten lassen den Rückschluß zu, daß das Land in früheren Jahr- funden später und man eröffnet vom Ufer gegen uns ein Salbenhunderten ertragfähiger war und dem Volfe Israel gut 40 Jahre feuer; aber das Meer täuscht die Schüßen, und der Nebel, unser hindurch Unterkunft gewähren konnte. Erst bei Meibeluf, eine Bundesgenosse, trägt noch ein Uebriges dazu bei, unseren Feinden fleine Tagereise von Suez, ändert sich die Landschaft. An Stelle die Täuschung vorzugaufeln, daß wir weiter entfernt sind, als es des festen Gesteins tritt Sand. Doch ist dieser nicht so zahlreich, in Wahrheit der Fall ist. Die Folge dieser optischen Täuschung bedaß nicht auch hier das Automobil ohne große Schwierigkeiten vor- wirft es, daß die Kugeln der Deutschen über unsere Köpfe hinweg zubringen vermag; dem Kamel bietet die Gegend keinerlei Hinder- weit ins Meer hinausfliegen. Wir haben uns instinktiv platt auf nisse. Der ganze Weg von Alaba bis Suez ist 240 Kilometer lang den Bauch geworfen, und die Gegner müssen wohl annehmen, daß und kann auch von einer größeren Truppenabteilung in 5 bis wir samt und sonders tot find; denn sie stellen das Feuer ein und 6 Tagen zurüdgelegt werden. Kalaat en Nathi besigt derartige ziehen, wie sie gekommen find, in Reib und Glied wieder nach der Brunnenanlagen, daß viele Tausende von Menschen und Tieren zu Stadt zurüd. Mit einem Seufzer der Erleichterung richten wir gleicher Zeit mit dem erfrischenden Naß berjehen werden können, uns auf. Ein guter Wind führt unsere Grace Darling " nach dem mie das alljährlich bei den Meffatarawanen schon geschieht. von Booten und Yachten bedeckten Meer hinaus, und langsam entschwindet die Küste Belgiens unseren iden."
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Erfundene Meheleien.
Der nördliche Weg von Rafa nach El Kantara, den Napoleon bei seinem Marsch nach Shrien in umgekehrter Nichtung in sechs Tagen zurüdlegte, ist ein wenig fürzer; er beträgt nur 220 Stilo meter. Die erste Station auf der Sinaihalbinsel, El Arisch , bejizt ebenfalls reiche Brunnen, um größere Truppenmassen erfrischen zu können. Dagegen sind die Oasen von Bir el Maza, Bir el Abd und Katleh ziemlich wasserarm, so daß der größte Teil des Weges burch sandiges Gebiet zurüdgelegt werden muß, in dem die Verpflegung und Tränkung von Mensch und Tier ausschließlich durch mitgeführte Vorräte erfolgen kann. Auch El Kantara am östlichen Ufer des Suezkanals besißt nur wenige Süßwasserbrunnen, doch ist eine Rohrleitung unter dem Kanal hinweg von dem reichlich mit Süßwasser versehenen Westufer hierher geleitet worden. Obgleich sich dieser nördliche Weg nahe der Küste hinzieht, vermögen feind liche Kriegsschiffe einen Truppenmarsch höchstens bei El Arisch zu stören. Denn das Küstengebiet ist äußerst flach, und noch 10 Kilometer vom Strande entfernt beträgt die Meerestiefe erst wenige Meter. Zudem liegen von Bir el Maza bis nach Port Said vor der Küste lange, zum Teil weit ins Meer hinausgestreďte Lagunen, die eine Landung von Truppen wie eine Leschießung der Straße böllig unmöglich machen. Jit es Napoleon I. mit den ungenügenden Hilfsmitteln der damaligen Zeit gelungen, 20 000 Mann in wenigen Schon in den ersten Julitagen 1900 meldete der Londoner Lagen durch die Wüsten der Sinaihalbinsel zu führen, so werden„ Daily Expreß ":" Nachdem die Chinesen nun Blut gekostet, machten die Türken mit den modernen Kriegsmitteln diese Aufgabe erst recht fie einen furchtbaren Angriff auf alle Gesandtschaften. Nur die lösen, zumal die geringen Bejagungen einiger befestigter Oasen- englische, die deutsche und die italienische Gesandtschaft blieben orte anrüdenden Truppen feinen nennenswerten Widerstand entstehen. Die englische Gesandtschaft ist voll von franken und verwundeten Frauen und Kindern, denen es am nötigsten fehlt." Angegenstellen fönnen. geblich aus Shangai wurde über London berichtet, daß alle frem
Bon Bord der englischen Lusthacht„ Grace Darling ", deren Be fizer Withworth dem italienischen Journalisten Barzini und seinen Kollegen in der Stunde der Gefahr gastliche Aufnahme versprochen hatte, berichtet Zuigi Zarzini im„ Corriere della Sera " über seine Testen Erlebnisse auf belgischem Boden:
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Nicht minder widerwärtig ist der Ton, den unsere Presse gegenüber den Russen anschlägt. Die„ mostowitischen Horden" sind in Wirklichkeit Armeen braver, tüchtiger Soldaten, die der Ueberzeugung sind, daß die Sache des Zaren heilig und gerecht sei. Wir natürlich sind der Ueberzeugung, daß die Sache des Zaren weder gerecht noch heilig ist, und wir tragen heute unsere Haut im Dienste diefer Ueberzeugung zu Markte. Wir beschimpfen aber deswegen nicht die uns gegenüber stehenden gewaltigen Heere, wir gestehen fogar, daß diese Armeen gut geführt, trefflich ausgerüstet, vorzüglich bewaffnet sind; wir merken garnichts von den angeblichen Diebstäblen der Generale, sondern bemerken höchstens, daß die Ausstattung der russischen Divisionen mit Geschüßen und Maschinengewehren ohne Rücksicht auf den Unverstand parlamentarischer Körperschaften erfolgt ist. Im einzelnen wurde das Rote Kreuz miẞachtet; man hört von gelegentlichen Plünderungen der Mehrheit aber haben wir einen ehrlichen und ritterlichen Gegner vor uns.""
Der erwachende Vesuv.
in
Wie aus Neapel berichtet wird, ist der Vefub von neuem in Tätigkeit getreten. Der Direktor des Vefuv- Observatoriums, Prof. Die Erfindung von Greuelgeschichten im Kriege wird nicht Malladra, stellte eine ständige Ansammlung seiner Eruptionskraft nur durch die Blutgier der Presse verschuldet, deren Beser jetzt im fest, die früher oder später zu einer Statastrophe hindrängt. Der Reben täglich Rolportageromane au berschlingen begehren; sie hat Stratergrund erreicht jetzt eine Tiefe von 828 Meter. Er gab das auch sehr verhängnisvolle politische Motive. In der gefährlichsten erste Zeichen feines neuen Erwachens im vorigen Jabr. Vom 1: Mai Zeit des Burenkrieges hatte England das Glück, daß die Aufmert bis zum 1. Juli folgten ununterbrochen fleine Ausbrüche. Am 5. Juli samkeit und die Heere aller Staaten plötzlich in China fon- bildete sich im Krater eine Kluft, die Metallichlacke und Rauch auszentriert wurden. Damals war es die englische Presse, deren blut- stieß. Nachdem sich der Vesuv darauf beruhigt zu haben schien, berünstigen Phantasieschilderungen es tatsächlich gelang, jenen intertauchte zum ersten Male ein Eruptiblegel auf im trichternationalen Kreuzzug nach China zu veranlassen, der eine Ein- gann er am 28. September dieses Jahres wieder zu beben. Es mischung in den Burenfrieg verhinderte. Damals brachte die förmigem Grunde unter häufigen Explosionen, die dichten weißen Londoner Presse auch jenen, mit den genauesten und gräßlichsten Rauch und große Mengen weißglühender Materie hervor Einzelheiten ausgeschmüdten Bericht über die Niedermachung aller stießen. In geringer Entfernung bildete sich im Oftober ein zweiter Gesandten in Beting, von der nicht eine Silbe wahr gewesen; Schlund, dessen Eröffnung Risse und Gasausbrüche vorangingen. niemandem war ein haar gekrümmt worden, und die Boger- Diese beiden Eruptivschlünde, die bald vereinzelt, bald zusammen belagerung der Gesandtschaften war nicht viel mehr als eine aben- explodierten, find faum 6 oder 7 Meter voneinander entfernt und auf. teuerliche Bosse. der Oberfläche durch feste Lava verbunden. Nachdem der Vesuv dann am 16. Dftober angefangen hatte zu brüllen und heftiges lautes Getöse von sich zu geben, gewahrte man am 25. Oftober zum ersten Male zum Schreden der umliegenden Ortschaften Feuerschein. Den wenigen in der Nähe weilenden Zuschauern bot sich ein herrliches Schauspiel. Beide Schlünde im Grunde des Kraters ſpien große Feuergarben und Schlade, während der alte Kraterschlund weißben, tausend an der Bahl, einschließlich vierhundert Soldaten und glühende Lava mehr als 100 Meter emporschleuderte. Ganz weighundert chinesischen Zollbeamten, sowie Frauen und Kinder in der glühend war auch der neue Eruptiblegel, dessen Ausströmungen von Schwefel, Gas und Chlorsäure den Aufenthalt gefährdeten. Wenn man englischen Gesandtschaft aushielten, bis ihnen Munition und annähernd den Umfang des Kegels, der fich neu ausfüllte, berechnet, Lebensmittel ausgegangen und die Gesandschaft niedergebrannt io fann man sagen, daß der Vesuv in der Nacht vom 31. Ditober war. Alle Fremden wurden getötet." Am Sonntag aber, der diese aufgeregte Woche schloß, hatte zum 1. November mehr als 100 Stubikmeter Lava ausspie.„ Alles der deutsche Zeitungsleser die Wahl, ob er in den wetteifernden bas, fagte Professor Malladra, ist noch nicht beunruhigend, weil Schilderungen über den entfeblichen Untergang der Gesandtschaften der Grund des Kraters vom Rande durchschnittlich über 200 Meter dem Bericht des„ Daily Expreß " oder dem des Daily Mail" den entfernt ist. Wenn, wie man glaubt, die vulkanische Tätigkeit fort dauern sollte, so werden sich infolge der Eruptionen allmählich auf Borzug geben wolle. Das erstere Blatt erstattete diesen haar bem gegenwärtigen Segel immer größere Regel emportürmen, bis sträubenden Bericht: die Lava den Rand des Kraters zu erreichen und zu übersteigen bermag. Alsdann wird der Besub seine alte Gestalt, die im Regel endigt, wiedergewinnen, wie er sie bis zur ersten Eruption im Jahre 1906 zeigte. Sieben Jahre hat der Besub geschlummert. Es war einer seiner längsten Schlummer seit drei Jahrhunderten."
Es ist 10 Uhr vormittags. Wie gewöhnlich gehen wir zum Rathaus in Ostende , um über die Kriegslage Erfundigungen einzuholen. Der Bürgermeister, ein blondbärtiger Flamländer, der aus einem alten Bilde herabgestiegen zu sein scheint, empfängt uns " Den Fremden gingen am 1. Juli abends Munition und an der Tür mit den Worten:" Sie müssen sofort abreisen, die Deut Lebensmittel aus, und die britische Gesandtschaft wurde von den schen werden in zehn Minuten in der Stadt sein." Der Mann hatte Angreifern im Sturme genommen. Zahllose Massen fanatischen recht. Kurz darauf sehen wir einen von einem Radfahrer begleite- Böbels zusammen mit regulären Truppen brangen durch die Tore ten Ulanen in schlankem Trabe von Blankenberghe herankommen. und Breschen in das Gesandtschaftsgebäude ein, und obwohl viele Es ist 10 Uhr 20 Minuten, die Eroberung Belgiens ist durchgeführt. Chinesen noch im Nahkampfe getötet wurden, konnten sich die Der Ulan, ein Unteroffizier, reitet über die Brüde am Hafen, biegt europäischen Schuhwachen trok heroischer Anstrengungen der Ueberam Bahnhof in die Stadt ein und nimmt immer im gleichen Trabe macht gegenüber nicht halten. Mann für Mann fiel, und endlich den Weg nach dem Rathause mit der Sicherheit eines Mannes, der konnten sich die Angreifer, wilden Bestien gleich, auf Frauen, Bescheid weiß, und mit der gleichgültigen Ruhe eines Spazier Kinder und Zivilisten stürzen, um ein entfebliches Blutbad anzugängers. Er sieht gerade vor sich hin, ohne der verlassenen Stadt, richten. Es heißt, die Männer hätten nach Verbrauch der übrigen in der er und sein ihm begleitender Radfahrer die einzigen Lebe- Munition wenigstens so biel Batronen in ihren Revolvern bewesen scheinen, einen neugierigen Blick zu schenken. Vor dem Rathalten, um im äußersten Notfalle ihre Frauen und Kinder selbst haus angelangt, macht er Salt, neigt sich vom Sattel herab und töten zu können, damit sie nicht den entfehlichen Grausamkeiten reicht einem der Magistratsdiener einen Briefumschlag, ben diefer der chinesischen Soldatesta preisgegeben würden. wie eine glühendheiße Feuerzange anfaßt, worauf er im Hause berschwindet. Das Schreiben enthält wahrscheinlich die ersten Befehle des neuen Gouverneurs an den Bürgermeister. Der Ulan wartet und streichelt mit der behandschuhten Rechten seinem Gaul liebfosend den Hals. Inzwischen mehren sich die heranziehenden Banzenfähnchen. In fleinen Truppe kommen die Ulanen in furzen Zwischenräumen heran, die Lanze in der Faust; die Offiziere an
der Spize. Immer mehr graue Uniformen tauchen auf. Sie kommen jetzt auch von der von Brügge herführenden Straße heran.
Das Gefrappel der Gäule weckt in den verlassenen Straßen ein Echo. Harte deutsche Kommandorufe flingen von allen Seiten, und die Kavalleriepatrouillen verteilen sich über die Stadt. Die Truppen machen einen brillanten Eindruck. Man bemerkt nichts von Müdig feit oder Unordnung. Die Pferde sehen prächtig aus. In ihrer grauen Gleichförmigkeit wirken die Soldaten wie Muster der neuesten Erzeugnisse der deutschen Exportindustrie, die eben aus der Fabrik gefommen und mit der Fabritmarke„ Made in Germany " versehen find. Aber sehr gemütlich sehen sie nicht aus. Man kann es den Leuten von ihren wie aus Stein gehauenen Gefichtern ablesen, daß mit ihnen nicht gut Kirschen essen ist, was ich im übrigen auch bald am eigenen Leibe schmerzlich erfahren sollte.
All das bestätigte auch" Daily Mail", welches Blatt noch ge heimnisvoll wiffend hinzufügte: Wenn einst die Einzelheiten der entfeblichen Vorgänge, die sich bisher nur die Chineſen in den Provingstädten halblaut auraunten, ans Licht kommen würden, so werde die Welt starr bor Entfeßen sein."
Ms in den nächsten Tagen aus chinesischen Beamtenfreifen gemeldet wird, am 2. Juli ſeien die europäischen Diplomaten in Being noch wohlbehalten gewesen, warnt die Presse vor diesen
,, beruhigenden" Meldungen.
Die Londoner Abendblätter vom 7. Juli bestätigten dagegen das Massaker. Der Herausgeber des China Mail" fandte aus Shangai unter dem peinlich genauen Datum Freitag, 6. Juli, 1,45 nachmittags, folgendes Telegramm nach London :
" Der britische Konsul in Warren teilt mir offiziell mit, daß die Gesandtschaften in Peting gestürmt und sämtliche Insassen niedergemeßelt feien."
Kriegshysterie.
Justizrat Eschenbach- Berlin schreibt der„ Neuen Gesellschaftlichen Korrespondenz":
"
" Zur Ehrung unserer unsterblichen Helden von Tsingtau and zur ewigen Schmach und Schande der Schurkenvöller von Japan und England mache ich folgenden Vorschlag: Die gesamte deutsche Bresse berschmäht es, innerhalb der nächsten 14 Tage die Worte Engländer" oder" Japoner" in ihren Spalten erscheinen zu lassen und vor das Auge unieres Boltes und Engländer" die Bezeichnung der gesamten Kulturwelt zu bringen, sondern braucht ständig und ausnahmslos für das Wort Mörder" und für" Japaner" bas Wort„ Raubmörder". Denn eine andere Benennung gibt es von jezt an für diese größten Surten der Weltgeidhidh te bei uns nicht. Dann Erdenrund, soweit die deutsche Zunge flingt und die Erzeugnisse des für Sorge getragen, daß fowohl die Jeztzeit auf dem gesamten deutschen Geistes bringen, wie aber auch der einstige Geschichtsfchreiber für die Ewigkeit den richtigen Standpunkt zur Beurteilung für diese von Gott verfluchte Mörderbande gewinnt."
"
Notizen.
-beaterronit. Jn den Kammerspielen des
Die Münchener Allgemeine Zeitung " teilte ein Telegramm aus Yokohama mit, daß der deutsche Gesandte, aus mehreren Deutschen Theaters geht Freitag, Elettra" von Hugo von HofWunden blutend, auf einen freien Blak geschleppt sei, woselbst man ihn bis zum Sals in die Erde eingrub, um ihm dann mit mannsthal neueinstudiert in Szene. glühendem Eifen die Augen auszustoßen und die Zunge aus dem Balfe zu reißen. Die entsetzlichen Qualen des Unglüdlichen sollen stundenlang gebauert haben.
-
abends
über:
-W
Vorträge. Prof. Otto o esfch hält am Donnerstag, 8 Uhr, im großen Auditorium der Urania einen Vortrag Rußland als Gegner Deutschlands ".
- Milde Regentage. Nach zwei Monaten meist aut fühlen Wetters find jetzt unter dem Einfluß außerordentlich tiefer atlantischer Minima die Temperaturen wieder erheblich über die normalen Werte gestiegen, und zwar bis zu sechs Grad. Das herrschende trübe und regnerische Better dürfte bei Temperaturen von acht bis zehn Grad Wärme vorläufig auch noch fortdauern.
Angesichts der sich mehrenden Truppen sind wir an den Strand geeilt und brüllen über die See hin:" Grace Darling , aboi!" Ein Boot stößt ab und nimmt uns auf. Wir sind glüdlich alle an Bord Als dann die Retter" brüderlich gesellt, deutsche französische, Ein neuer Jupitermond wurde von S. B. Nicolson der Yacht untergebracht. Sie trägt den Namen einer Dame, die englische, tofatische, amerikanische Truppen, boran die stürmisch burch ihre Samariterdienste auf den Schlachtfeldern der Krim be bejubelten Japaner- im Gesandtschaftsviertel erschienen, hatten auf dem Harvard- College- Observatorium( Amerika ) entbedt. Es ist der neunte. Da er nur etwa die Helligkeit der 18. Größe hat, rühmt geworden war. Wie wir aber in See gehen wollen, stellt sich fie Gelegenheit, die Tatsachen zu erfahren, die sich die eine arge Verlegenheit heraus. Ein großer Teil der flämischen in den Brovingitädten halblaut auraunten, und sie waren in Wahr- fann er nur mit den größten Instrumenten wahrgenommen werden. Mannschaft der Hacht ist in der Nacht desertiert, mit ihr leider auch heit starr, wenn auch nicht vor Entfehen, so doch vor Erstaunen. der Maschinist. Auf das Kommando Langjam borwärts" hören All die gräßlich Singemordeten lebten sehr vergnügt; nieman wir die Maschine gewaltig stöhnen und pusten, aber das Schiff liegt dem war ein paar gekrümmt worden, sie hatten nicht einmal Not bewegungslos. Himmlischer Vater, und die Deutschen stehen wenige gelitten. Dann aber sah es freilich bald schlimm in Beling aus. Die Schritte von uns entfernt! Wir sehen, wie sie hin und her gehen mit ihren Helmen, die so säuberlich mit grauem Stoff überzogen Chinesen haben jene Rettung der vereinigten weißen und gelben find, wie die Möbel in der guten Stube braver Pürgersleute. Raffen der Welt noch heute nicht vergeffen. während diese in der Sommerfrische weilen. Wir Journalisten find angesichts der verzweifelten Lage in den Maschinenraum heruntergefrochen und suchen uns in aller Kürze über den verzwickten Mechanismus der Schiffsmaschine zu unterrichten. Der Korrespondent der Daily Mail" schraubt einen Hahn auf, der vom„ Daily Stetch" öffnet einen anderen, der vom„ Corriere della Sera " be= tätigt einen Hebel, der vom" Daily Mirror" drückt mit aller Kraft Dangers Armeezeitung", ein ausschließlich von österreichischen auf die Kolbenstange. Der Erfolg dieser gemeinsamen Bemühungen macht sich in einem Höllenspettafel bemerkbar, während unregel- Offizieren redigiertes Organ, schreibt in der Nummer vom 15. D mäßige Kolbenstöße die Nacht bis zum Kiel erzittern laffen. Itober 1914 unter dem Titel„ Soldatenkrieg oder Zeitungstrieg": Berantwortlicher Redakteur: Alfrey Bielepp, Reukölln. Für den Inseratenteil verantw.: Th. Glode, Berlin . Drud u. Verlag: Vorwärts
Kleines Feuilleton.
Ein Urteil über die Feinde.
- Arbeitsteilung. Die Landwehrmänner im Dsten hatten wieder einmal einen schweren Arbeitstag hinter sich. Bon früh bis spät Schanzen aufwerfen und befestigen, das ist feine Kleinigkeit! Zobmüde lagen sie nun im Duartier. Besonders einer der Soldaten schien sehr erschöpft zu sein. Mitleidig fragte der nächste Kamerad: Was bist Du denn sonst?"„ Lehrer!"-So? Na ja, da wird Dir das Graben wohl recht schwer?" " Ja, ziemlich!" gestand der Lehrer." Weißt Du was?" fagte der andere. Morgen graben wir für Dich mit und Du schreibst dafür unterdessen an unsere Und so geschah es auch.
Dlichen!"
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