Fedeutsamen Strömung sind, wie Prof. Otto Hoesch in seinem vor furzem erschienenen Werf über Rußland ausführt, die Wolga­fataren, die hauptsächlich in den Gouvernements Kazan , Sim­ birsk , Astrachan und jenseits der Wolga sizen. Rußland hat fluger­weise dem Islam immer große Freiheiten gelassen, und einzelnen Teilen der Bevölkerung gegenüber hatte man auch leichtes Spiel. So sind z. B. die Kirgisen und Turfmenen nur dem Namen nach Anhänger des Islam ; sie beobachten die Gebote des Korans nicht und gehen nicht nach Meffa. Ganz anders aber ist die Lage bet den mohammedanischen Tataren des Nordens, an der Wolga und in Westfibirien. Der nüchterne und zuverlässige, dabei sehr ver­schlagene Tatar hängt mit Leib und Seele am Glauben des Pro­pheten, und unbeabsichtigterweise hat die Regierung dazu beige­tragen, ihn darin noch zu bestärken. Das geistliche Oberhaupt der mohammedanischen Bevölkerung Rußlands ist nämlich der Mufit ron Orenburg, und dieses Orenburger Muftiat wurde von Zar Mifolaus I. begründet, der dadurch einen Mittelpunkt des russischen Jalam schuf. Durch diese Zentralisierung erstackte die Macht des Jolam in Rußland , und die tatarische Bewegung" hat der Regie­rung schon viel zu schaffen gemacht.

Rußland zählte 1880 11 Millionen Muselmänner, deren ganze Riteratur an gedruckten Büchern nur 7-8 betrug; diese 11 Millio­nen verfügten über eine Buchdruckerei, 4 Führer und 12 Leute init höherer Bildung, von denen einer in Westeuropa studiert hatte. 1910 dagegen war die Zahl der Moslems auf 18 Millionen ange­wachsen, sie hatten über 1000 gedruckte Bücher, 14 Druckereien und 16 periodische Schriften, in Rußland Höhergebildete 200, in West­ europa Studierte 20, etwa 100 Literaten, 6 höhere und 5000 niedere Shulen, 37 Wohltätigkeitsanstalten, drei kleine Banken und drei Dorfbanken. So ist eine große muselmännische Bewegung in Ruß­ land entstanden, die sich im strengen Gegensatz zu dem Staat und der von ihm vertretenen Stultur fühlt. Ihre Bedeutung zeigte sich zuerst, als sie 1905 in das politische Leben eingriff. Bom 28. Ja nuar bis zum 5. Februar 1906 fand sogar ein besonderer moham­medanischer Kongreß in Petersburg statt, auf dem die russischen oslems befonten, sie wollten sich keiner der schon vorhandenen Parteien anschließen, und für sich auf je eine Million Mohamme­Faner einen Abgeordneten verlangten. Die Dumas haben denn cnch bisher immer eine Anzahl mohammedanischer Abgeordneten gehabt. Wie sich diese Bewegung in den letzten zehn Jahren kultu­eff entwickelte, beweist die Tatsache, daß bei den Tataren heute auf 150 Seelen 1 Moschee und 1 Mollah tommen, bei den Russen und Fremdstämmigen derselben Gegend erst auf 1500 Seelen ein Vriester. Bei den islamischen Tataren kommt eine Schule auf 100 Seelen beiderlei Geschlechts, bei den Christen auf 1500-3000 und die Buch- und Zeitungsliteratur ist bei den Tataren verhält nismäßig noch viel größer. So zeigt sich die islamische Bewegung der russischen Kultur überlegen, und sie hat den Anschluß an den Banislamismus gefunden, den sie auch unter den bis dahin ganz ruhigen Garten und Kirgisen Turkestans verbreitete.

Kleines Feuilleton.

Drahtlose Poesie.

Der Fraulf. 3tg." wird von der Schweizer Grenze gemeldet: Wie der Temps" erzählt, hat sich zwischen der deutschen und der französischen Hauptstation für drahtlose Telegraphie, dem Turm von auen und dem Eiffelturm in Paris ein gereimter einungsaustausch vollzogen. Der Turm von Nauen hatte Er tele­feitgestellt, daß der Eiffelturm feine Wellen empfing. graphierte deshalb an einem der legten Abende direkt an den Eiffel um, indem er unter Anspielung auf das letzte Communiqué des französischen Generalquartiees fragte:

Wo brachtet Ihr den Plan zum Scheitern? Wo warft Ihr unire Truppen raus? Die Nachricht war doch wirklich spärlich,

D Eiffelturm, und wenig ehrlich.

Der Eiffelturm antwortete sofort in deutscher Sprache:

O, deutsches Heer, hast Du vergessent,

Dag Dich Paris am Sedantag

Erwartete zum Mittagessen?

Wo hast Du Dich verspätet, fag'! Wahrscheinlich nahmest Du vorliebe Mit unserm Seft im Marnetal. Doch guter Wein wird schlecht für Diebe, Und Feinden paßt nur unser Stahl. Ja, glaubt Shr, daß die ganze Welt

Eure Prosa für Wahrheit hält?

Und daß all Eure Flunkereien

Die Deutschen vom Feinde befreien?

Troß Eurer schön fingierten Siege

Sinft Deutschland langsam in die Tiefe.

Der Temps" bemerkt dazu, er wisie nicht, ob sich der Turm von Rauen für geschlagen halte, aber jedenfalls habe er nicht ges antwortet, und so habe der Eiffelturm das letzte Wort behalten.

"

"

Im Gegenteil.

6

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3

2

Schach.

W. v. Holzhausen.

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b

C

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6

3

2

bereits vier Sibungen abgehalten hat. In diesen Sizungen waren flets 30 bis 40 Teilnehmer anwesend, und den wissenschaftlichen In de: Köln . 3tg." wird erzählt: Ich komme aus einem be- Vorträgen folgten anregende Diskussionen, an denen sich belgische Es war dort sehr still in diesen wie deutsche Aerzte beteiligten. Als trefflicher Dolmetscher wirfte kannten schweizerischen Kurort. gepreßten Zeiten, die auch den Fremdenstrom in dünne Betten der belgische Militärarzt Frank, der lange in Deutschland studiert 3wingt. So war es also in jenem turort recht einsam, und es gab hat. wenig zu erleben. Aber ich habe doch etwas dort erlebt, was ich nicht vergessen werde. Und ich habe mir das Erlebnis in Gestalt zweier kleiner Briefe mitgenommen. Das heißt, um genau zu sein: Der Gasthofbesizer, dem ich sie verdanke, hat mich eine Abschrift nehmen lassen. Den ersten Brief hat eben dieser Gasthofbesizer an einen verwundeten deutschen Offizier geschrieben, der wegen eines Kuraufenthaltes natürlich in Zivil- sich erkundigt hatte: es wird mir also eine Ehre sein, Sie in meinem Savoy- Hotel als Gast begrüßen zu dürfen. Nur halte ich es für meine Pflicht, Sie darauf aufmerksam zu machen, daß auch ein verwundeter fran­zösischer Offizier gleichzeitig bei mir Quartier belegen will. Viel­leicht ist Ihnen nun dieses örtliche Zusammensein unter einem Dache unangenehm? Wenn ja, so müßte ich eben vorschlagen, daß einer der beiden Herren in der Dépendance oder in einem benachbarten Hotel wohnt. Ich habe das gleiche auch dem französischen Offizier geschrieben und erwarte gerne Ihre gefällige Antwort, womit ich die Ehre habe..." Diesen Brief hat mich der Besizer des Savoy­Hotels im Hotelfopierbuch lesen lassen und stand freundlich lächelnd dabei. Und die Antwort?" fragte ich mit begreiflicher Wißbegierde. Steht von dem französischen Offizier noch aus," antwortete er, aber von dem deutschen Offizier ist sie soeben eingetroffen. Hier, bitte." Und ich las:" Sie fragen mich, ob mir als verwundetem deutschen Offizier das Zusammensein mit einem französischen ver­wundeten Offizier unter einem Dache unangenehm sei, und ob in diesem Falle nicht einer von uns beiden in der Dépendance des Savoy- Hotels vorliebnehmen würde. Wollte ich politisch ein wenig boshaft sein, so läge es nahe zu sagen: Wenn der französische Kamerad das Bedürfnis des Getrenntseins hat, so möge er immer­hin in der Dépendance des Savoy- Hotels( Sie verstehen?) sein Kur­zelt aufschlagen. Was mich betrifft, so habe ich dieses Bedürfnis nicht. Ich würde mich im Gegenteil freuen, unterm gleichen Dache einem Kameraden Guten Tag zu sagen, der wie ich fürs Vaterland gekämpft hat. Wir sind uns ja auch auf den Kampffeldern durch aus nicht ausgewichen, denke ich warum sollten wir es also nach der Schlacht in Hotels und ihren Dépendancen tun. Es wurde mir ordentlich warm bei diesem Briefe eines Lands­manns. Auch der Gasthofbesizer strahlte." Nun bin ich nur be­gierig," sagte er, was der französische Offizier für eine Antwort geben wird." Jch wars nicht minder. Aber ich habe diese Antwort nicht mehr erwarten können. Leider. Denn ich mußte vorher ab­reisen. Und nun hat es mir seitdem schon zweimal von dieser zweiten Antwort geträumt. Jedesmal in gleichem Sinne. Und ich möchte hoffen, daß es nicht beim Träumen bliebe. Denn es wäre doch jammerschade, wenn in einem so gastfreien und groß­herzigen Land wie der Schweiz eben diese Herzfammern zugunsten Dépendancen ausgeschlagen würden.

bon

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Um die Anspielungen zu verstehen, muß man bedenken, daß das Wort Dépendance eigentlich" Abhängigkeit" bedeutet, dann erst das Nebenhaus eines Hotels.)

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Notizen.

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C

f

h

2( 12-998)

I

Der Krieg fordert seine Opfer auch unter den Meistern des Schachs. Der weltbefannte Komponist des obigen Problems ist Hauptmann und liegt zurzeit verwundet und mit dem Eisernen Kreuz deforiert in einem Lazarett zu Frankfurt a. M., wie die dortige Schachspalte berichtet.

( Ein ziemlich seltenes Mattbild ereignete sich vor kurzem in einer in Berlin von R. Teidmann( Weiß) gespielten Bartie: 1. e2- e4, d7- d5; 2. e4Xdo, Dd8Xdo; 3. Sb1- c3, Dd5- d8; 4. Sg1- f3, Le8-94; 5. Lf1- ci, e7- e6; 6. h2- h3, LXS; 7. DXL, c7- c6; 8. d2- d3, Dd8-16; 9. Df3- g3, Sg8- h6; 10. Lc1-85, Df6- g6; 11. SeB- b5, c6Xb5?( Nicht immer zugreifen!...) 12. Dg3xb8+!; 13. Lc4- b5+)

Schottisch.

Jin Mannheimer Meisterturnier am 28. Juli 1914 gespielt. P. John( Berlin ), D. Janowski( Paris ).

1. 02-04

2. Sg8-13 3. d2- d4

4. S3Xd4

c7- e5

Sb8- c6

e5Xd4 Sg8-16 g7- g6

b7Xc6 S16- g8?

5. Sb1- c3 Ueblicher ist Lb4! 6. Sd4Xc6 7. e4- e5 Hierdurch gehen Tempi verloren, was mit 7.... De7; 8. De2, Sd5; 9. Se4, Lg7! zu vermeiden war. d7- do Lg7; 9. Df3, De7; 9. 0-0! steht Weiß besser. c7Xd6 9. e5Xd6 10. Dd1- f3 d6- d5 Auf 10... Dd7 fam 11. LX17+

Auch bei 8.

8. Lf1- ci Konzertchronit. In der Philharmonie findet Sonntag mittag die Hauptprobe zum Montagskonzert statt, bei dem u. a. die C- moll- Sinfonie von Brahms und die A- moll- Sinfonie In der Singakademie gibt von Schubert gespielt werden. Lamond am Mittwoch einen Beethoven - Abend. Im Schiller. Jm Schiller= Sa al ist am Sonntagabend ein Schubert- Abend. Theater. Charlottenburg ist mittags wieder ein Sonntagskonzert, nebit ev. DXc6+ und DXT folgen. ausschließlich mit Kammerwerken von Brahms .

Paul Bauli, der älteste Berliner Schauspieler, ist mit 75 Jahren geftorben. Er war besonders in wichtigen Nebenrollen eine wertvolle Kraft des früheren Brahmschen Ensembles.

Gin freigelassener Gelehrter. Bei der Geo­graphischen Gesellschaft in Wien ist die Meldung eingetroffen, daß der Wiener Geograph Professor Machatschet, der in russische Gefangenschaft geraten und in Turkestan interniert war, auf Grund der Fürsprache des russischen Gouverneurs von Turkestan von der russischen Regierung freigelassen worden ist. Professor Machatschef ist bereits in Sotdholm eingetroffen, von wo er sich nach Wien be­gibt.

Der Geiger Marteau, der französischer Offizier ist, war bisher in Berlin in seiner Tätigkeit an der Königl. Hochschule für Musik belassen worden. Jetzt meidet die Bos. Stg." aber, daß seine pädagogische und gesellschaftliche( 1) Stellung in Berlin un haltbar geworden ist", weshalb man ihn nach Sofia in Urlaub ge­schickt hat. Also hat der Schwur, niemals gegen Deutschland au fämpfen", nichts genügt.

11. Sc3xd5!

Gin mutiges aber verlodendes Opfer. c6d5 11. Dd8- e7f Ta8- b8

12. Lc4Xdo

18. Le1- e3

14. 0-0

Lf8- g7

Um auf Le6 nach f8 ausweichen zu können.

15. Le3-14

Tb8- b6

16. Ld5- c6+ Tb6c6

Wunder, daß Janowali die Fort­fegung 16..... Ld7, die ihm noch einige Chancen bot, nicht ausrechnen fonnte. 3. B.: 17. Tfel, LXL; 18. TXD, SXT; 19. De3, Tb7; 20. Ld6, 0-0; 21. LXS, Te8; 22. De5, TbXL mit Mattdrohung und also drei Figuren für die Dame. Deshalb hätte Weiß den Angriff wahrscheinlich mit 17. LXL+, DXL; 18. Da8+, Dd8; 19. DXa7, Teб fortgesett.( 20. Tdi, Dc8 oder 20. Db7, Se7; 21. Td1, Dc8.) Dann behält aber Schwarz im Mehrbesitz einer Figur mindestens gewisse Remis­aussichten.

17. Df8Xc6+

De7-87?

Auch hier war noch mit 17... Ld7; 18. Da8+, Dd8 jedenfalls längerer Widerstand zu leisten. Über Janowski dachte vielleicht mehr daran, daß er nicht mebr die Heimreise würde antreten fönnen, wenn die Bartie sich in die Länge zöge?.

( Es ist auch trop der Kürze der Partie doch so gefommen. Gewiffera maßen Tempoverluft"!...)

18. Tf1- e1* 19. TelXe7+!

20. TalXel

Sg8- e7 Ke8Xe7 Ke7-184

Auf Kd8 entscheidet Lgbt.

21. Lf4- d6+ Kf8- g8

22. Te1- e8

23. Te8Xf8+

Lg7-18 Kg8-87

24. De6- c3 Aufgegeben. Die letzten Tage des wegen des Krieges abgebrochenen Mannheimer Tourniers ergaben lauter folche leba hafte Spiele.

Die Partie wurde in der auf­regenden Atmosphäre des serbisch­österreichischen Sonfliktes in banger Ungewißheit des dann auch ein getretenen Weltbrandes gespielt. Kein Briefkasten.( F. T. Frankfurt a. M.) Die dritte Partie Caster- Capablanca ist von uns am 18. Mai nach einem telegra phischen Bericht wiedergegeben worden, in dem die Reihenfolge der Züge, vom schwarzen Zuge Nr. 33 an, nicht genau stimmte. Die Stellung in jenem Moment war wie folgt: Weiß: Kg3, Th3, Tdi, Se6, Sc3, BB b4, c2, e4, f5, g4. Schwarz( am Zuge): Kf7, Tg8, Td7, La8, Sb6, BB b5, c6, d6, f6, g5. Es folgte

- Eine deutsch - belgische Aerztebereinigung. mun in Wirklichkeit, wie nachträglich bekannt wurde: 33..... Ke8; Wie der Garnisonsarzt von Namur , Stabsarzt Prof. Claus Schil- 34. Tdh1, Lb7; 85. eo!, de ; 36. Set, Sd5; 37. S6 co, Lc8; ling, in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift" mitteilt, hat 38. SXT, LXS; 89. Th7, Tf8; 40. Tal, Kd8; 41. Ta8, Lc8; sich in Namur eine deutsch - belgische Aerztevereinigung gebildet, die 42. Seo, aufgegeben.

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Berantwortlicher Nebakteur: Alfred kstelepp, Neufoun. Für den Inseratenteil verantw.: Th. Glocke, Berlin . Druck u. Berlag: Borwärts Buchdruckerei u. Berlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.