Nr. 236.- 1914.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts Sonntag, 22. November.

Weiterleben.

Nicht, daß Du ihm ein prächtig Denkmal bauft, Mit tausend Tränen seine Gruft betauft, Und heimlich hoffst, daß Euch der Tod vereint, Nicht dadurch ehrst Du den gestorb'nen Freund. Wenn Du das Werk, das ihm nicht mehr gelang, Bis an sein Ende führt mit Treu und Dank, Wenn Deine Hand die Blütenkrone hegt Des Baumes, den er knospend einst gepflegt.

Wenn dem, was er geliebt, Dein Herz erglüht, So daß in Dir sein Wesen nochmals blüht, So daß Du lebst und schaffst in seinem Geist: Das ist's, wodurch Du ihn dem Tod entreißt. Klara Müller- Jahnke.

Mit Trommelflang Und Pfeifeng sang Wird man begraben, Daton thut haben Unsterblichen Ruhm.

Ein Volkslied aus dem dreißigjährigen Krieg meldet: Wer aber in der Schlacht Frei vor dem Feind gefallen, Dem wird sein Grab gemacht, Drei Salven drein erschallen. Viel Ehr' hat er:

Er siegt als Held.

der eingeborenen so gewaltig, daß die letteren eine unerhebliche Minderheit geworden find. Der berühmte Statistiker Engel sagte schon vor 50 Jahren, auf 5 bis 6 Einwohner komme nur je ein Ber liner. Als man die Sache jedoch ernstlich untersuchte, stellte sich das Verhältnis als ein ganz anderes heraus, rund die Hälfte der zirka 600 000 betragenden Einwohnerzahl bestand im Jahre 1864 aus ge­borenen Berlinern.

Profeffor Silbergleit erinnert hieran bei seiner Untersuchung dieser Verhältnisse für die Jahre von 1871 bis 1910, die er joeben in den Statistischen Monatsberichten für Groß- Berlin veröffentlicht. Berlin ist nun freilich erst seit 1870 die große Weltstadt geworden, und seit dieser Zeit haben sich die Verhältnisse dauernd zuungunsten der eingeborenen Berliner verschoben, ihr Prozentsatz ist dauernd Und nicht anders ergeht es dem Grenadier Friedrichs II., dem der gefallen; eine kleine Steigerung erfuhr er nur in dem Jahrfünft Säbel auf den Sarg gelegt wird und drei Salven das letzte Lebe- bon 1875-1880, offenbar eine Folge der in dieser Zeit sich stark wohl donnern. Das anschaulichste Bild eines Soldatenbegräbnisses nach oben bewegenden Geburtenziffer. und in dem Jahrfünft von während der Freiheitskriege gibt uns die Beerdigung Körners. 1890-1895. Diese beiden geringen Ausnahmen ändern aber den Unter einer deutschen Eiche wird er begraben; mit Eichenzweigen allgemeinen Charakter der Zahlen nicht. In den 40 Jahren von Trommelschlag trugen wir unseren geliebten Theodor zur Ruhe Berlins ist aber von 43,6 auf 40,3 Broz. gefunken, das heißt 1910 und Kränzen ist seine Bahre geschmückt." Unter gedämpftem 1871 bis 1910 hat sich die Zahl der geborenen Berliner zwar von 360 000 auf 834 000 erhöht; ihr Verhältnis zur Gesamtbevölkerung stätte, die wir ihm mit eigenen Händen, von unseren Tränen be­negt, gegraben hatten," berichtet sein Freund Fr. Föriter. Wohlfamen auf jr 5 Einwohner Berlins immer nur 2 geborene Berliner hat fromme Pietät der Nachwelt auf einzelnen Schlachtfeldern der und 3 Auswärtige. Bergangenheit prächtige Friedhöfe errichtet, und die Gräber bei Es ist übrigens ein weitverbreiteter Jrrtum, wenn man glaubt, Prag und bei Leipzig bewahren das Andenken von Kämpfern aus nur in Großstädten treffe man solche Verhältnisse, in kleinen da­dem Siebenjährigen und dem Befreiungskriege. Aber das waren gegen überwögen die eingeborenen Einwohner. Im Osten Preußens nur seltene Ausnahmen. In umfangreichem Maße ist die An- finden wir Städte wie Thorn und Graudenz mit nur 30 v. H. ein Ariege von 1870 erfolgt. Zunächst mußten, nachdem das blutige Kattomis bot 30, Allenstein , Insterburg , Schweibniz haben 31 Proz. Ringen geendet, rasch zuschammengeschlagene Kreuze aus zwei bort geborene Einwohner. Hier scheint also die eingeborene Be­Brettern genügen; einzelne Plumen wurden hingestreut; halbver. bölferung start wegzuziehen, während diese Städte allerdings einen waschene Inschriften gaben die Stelle an, wo der einzelne lag, wo starken Bevölkerungszuwachs aus der umliegenden Provinz erhalten. viele zusammen in die kühle Erde gesenkt worden waren. Aber schon im Jahre nach dem Kriege entstanden um Sedan und Metz , Klassenstreik wegen der Marseillaise . bei Gravelotte und St. Privat und wo sonst der Tod grausige Ernte gehalten, weite Gräberfelder, auf denen Obelisken und Marmor­kreuze schimmerten und würdige Inschriften leuchteten. Aus den Schlachtfeldern wurden denkmalüberragte Begräbnisstätten, und so sehen diese Friedhöfe heute wieder neue frische Gräberfelder ent stehen, als tröstliche Zeugen dafür, daß es auch wieder einmal Frieden gibt und dann liebendes Gedenken über den Graus und die Wirrnis des Krieges triumphiert, der jetzt nur so eilige, schlichte und doch so ergreifende Grabhügel zuläßt.

Deutsche Soldatengräber einst und jetzt. legung von großen Stirchhöfen auf den Schlachtfeldern erst nach dem geborener Bevölkerung. Bromberg und Neiße haben gar nur 20,

Kleines Feuilleton.

Man schreibt der" Frankf. 8tg." aus Detmold :

Ein in der jetzigen Zeit etwas eigenartig anmutendes Lehr­mittel wandte eine Lehrerin am hiesigen städtischen Lhzeum an. Sie gab in der französischen Stunde ihren Schülerinnen auf, das Allons enfants" auswendig zu lernen. Die Schülerinnen bäumten sich aber wie ein Mann" gegen diese Forderung auf, und als die nächste französische Stunde gekommen war, da fand die Aufforde rung der Lehrerin, den französischen Sang aufzusagen, nur taube Ohren. Auch Strafandrohungen halfen nichts. Die Schülerinnen stehen samt und sonders auf dem Standpunkt, daß in einer für Deutschland so schweren Beit ein derartiges Lied ihr patriotisches Gefühl verlege. Sie erwarten jezt ein Eingreifen der Schulbehörde und sind ferner der Ansicht, daß, wenn das Generalkommando des 7. Armeekorps in Münster bei einer Stadtverordnetenwahl die Ruhe zwischen den politischen Parteien herstellen könne, es ihm ein leichtes patriotischen Denkens zu bewahren." fei, fie, die deutschen Schülerinnen, vor einer Beschädigung ihres Beschädigung des patriotischen Denkens" ist eine neue und

Wenn an diesem Totenfonntag wieder wie alljährlich Scharen nach den Friedhöfen pilgern, um die Gräber der abgeschiedenen Lieben zu schmücken und an thnen zu trauern, dann werden die Gedanken zahlloser über die engen Hügelreihen hinweg nach fernen Gefilden fliegen, wo sich die Gräber deutscher Söhne erheben, bar alles Schmudes der sorgenden Nächsten. Wie mancher wird sich dahinjehnen nach der bescheidenen Begräbnisstätte, die sein Liebstes in fremder Erde gefunden, und jedes Beichen der Teilnahme ge­winnt eine besondere Bedeutung auf solch einem Soldatengrab. Gewaltige Bauten errichteten unsere Vorfahren schon in der Urzeit den gefallenen Kriegern, und noch jetzt leuchten vo nweither in das Land, aus riesigen Findlingsblöden getürmt, die Hünen gräber der norddeutschen Tiefebene, die Lübbensteine Braun­schweigs, aus gewaltigen Steinflößen aufgeführt, die Riesen­ftuben" Dänemarks mit ihren unterirdischen Ganggräbern und die mächtigen Steintische der schwedischen Dolmen, die ungeheure Aistengräber darstellen. Die Steinbeile und anderen Feuerstein­waffen, die sich in diesen Begräbnisstätten fanden, fünden noch von dem triegerischen Geist der Führer und Vorfämpfer, die hier in die Erde gesenkt wurden. Seine Waffen gab der Germane nach Die Gesundheitsverhältnisse des Heeres. dem Zeugnis des Tacitus dem Manne mit ins Grab, teinen bunten Tand, wie es die anderen Völker taten; selbst Roß, Hund und Stoß- Divisionsarzt in der Gegend von Ypern tätig ist, schreibt im Generaloberarzt Medizinalrat Dr. von Scheurlen, der jetzt als bogel verbrannten sie auf seinem Grabhügel, damit der gefallene Württembergischen Staatsanzeiger", daß in früheren Kriegen die Held im vollen Waffenschmuck den Schlachtjungfrauen folge, die Bahl der an Seuchen und inneren Krankheiten Gestorbenen die Sen Getöteten hinauf trugen zu den Herrlichkeiten Walhalls. jenige der durch die Waffen des Feindes Getöteten weit überschritten Nicht liebt der Deutsche die mit viel Mühe und Arbeit erkaufte habe. Noch im Kriege von 1866 sei das der Fall gewesen, wogegen Bracht der Denkmäler; ein lastender Drud scheinen sie ihm für im Feldzug von 1870/71 die Zahl der Gestorbenen nicht mehr ganz den Toten zu ſein, keine Ghre", heißt es in der Germania ".- die Zahl der Gefallenen erreicht habe. Dieses Verhältnis dürfte Friedricjen hat einen Apparat konstruiert, mit dem im Innern des mische Kultur mußte erit in Deutschlands Gauen ihren Einzug im gegenwärtigen Feldzug sich noch wesentlich günstiger gestalten Magens photographische Aufnahmen gemacht werden können. Der halten, damit auch die Kunst die Soldatengräber verschönte, und und zwar vor allem, weil der Gesundheitszustand der mobilen Apparat wird durch die Speiseröhre in den Magen eingeführt; der fo begegnen wir den ersten reicher geschmückten Grabsteinen deut- Truppen ganz ausgezeichnet jei. Der Krankenstand, der württem obere Teil besteht aus einer Gummiröhre von 11. Millimeter Dice , scher Krieger in den Funden, die in den Grenzlagern der Regionen bergischen Armeekorps fei während des ganzen Feldzuges stets so die eine Stahlröhre umhüllt, mit der ein kleiner photographischer gemacht wurden. Ein Abglanz griechischer Schönheit ruht auf niedrig gewesen. daß er den durchschnittlichen Krankenstand in der Apparat verbunden ist. Um bie Belichtung zu erzielen, wurde eine diesen Darstellungen, die uns die Soldaten in boller Uniform Garnison nie überschritten habe. In diese günstigen Verhältnisse fleine Bogenlampe tonstruiert und vor einem Konkavspiegel auf­zeigen. Der Fahnenträger trägt auch auf dem Grabstein stolz seine habe nur eine Durchfallsepidemie eine Aenderung von furzer gestellt, wobei das Licht durch eine Linje geworfen wird. Es soll sich auf Dauer gebracht, die mit dem Regenwetter Anfang September ein auch möglich sein, mehrere Aufnahmen auf einen film hiercin feinen gefallenen Gegner hinweg, oder der Soldat streckt sich auf gesetzt und sich über die Tag und Nacht in den Schüßengräben lie- ander zu machen; denn eine Reihe von aufeinanderfolgenden Auf­seinem Zeichenſtein nach allen Mühen und Kriegen in behaglicher genden Truppen verbreitet habe, gegen Ende des Monats aber nahmen ist bei den ständigen Veränderungen, die sich im Magen Ruhe aus, um die Freuden des Totenmahles zu genießen. Noch erloschen sei. Typhus sei nicht beobachtet worden. Dieses er- vollziehen, notwendig. Trotz aller Schwierigkeiten soll es aber lange aber erschien den rauhen Germanenvölkern, die sich nicht freuliche Ergebnis sei um so mehr zu begrüßen, als die hygienischen bereits gelungen sein, mit diesem Apparat tinematographische unter das Joch der Römerkultur gebeugt hatten, diese Verschöne- Verhältnisse in den Gegenden, in denen die Truppen zu kämpfen Experimente in einem Tiermagen vorzunehmen. rung des Grabes durch die Kunst weichlich und unwürdig. hatten, vor allem die Wasserversorgung, die Abortverhältnisse und die Einrichtungen zur Beseitigung der Abfallstoffe, tief unter denen unseres Heimatlandes ständen.

Erit als ein eigentlicher Soldatenstand sich in den Lands­Inechten herausbildete, tamen die Formen des echten Soldaten begräbnisses auf.

Ei, wird ichs dann erschossen, Erschossen auf breiter Heid,

So tregt man mich auf langen Spießer Ein Grab ist mir bereit

fingt Jörg Graff, und Jakob Bogel sagt:

21

Römerblut.

Von Selma Lagerlöf . Jeden Abend erschien jetzt ein fleiner Leutnant in der Osteria. Ach, ach, Nino konnte nicht leugnen, daß er das Netteste war, was man sehen konnte. Er hatte eine Uniform in Schwarz und Silber und ein weiches, findliches Gesicht. Und er hatte sich in Teresa verliebt, schon am ersten Abend, da er sie jah. Und sie. War ihre Schönheit um seinetwillen wiedergekommen? Gefiel ihr der kleine Leutnant? War der Signor nun endlich gekommen?

Wieviel Berliner gibt es in Berlin !

Sehr häufig hört man die Meinung aussprechen, daß ein ge­borener Berliner in Berlin eigentlich eine Seltenheit jei. Die An­ziehungskraft, die die große Stadt ausübt, wird so hoch veranschlagt, daß man glaubt, die Zahl der zugezogenen Bewohner überwiege die

megeln zu erzählen. Er war feig. Wenn sie einen Nero geliebt hätte, so wäre Nino gezwungen gewesen, die Tyrannen zu preisen. Nino war ein feiger Kerl, er war sicherlich fein Held.

Als sie sich dann mit Leutnant Ugo verlobte, dachte Nino ernstlich daran, sich freizumachen und einen anderen Dienst zu suchen, aber er vermochte es nicht. Sie war gerade in der Beit so gut gegen ihn. Er müßte wohl bis nach der Hochzeit warten.

Teresa vergaß Nino feinen Augenblick. Sein Geburtstag war, am Tage nach der Verlobung, und Nino war am Morgen düster und glaubte, dies würde der traurigste Tag seines Lebens werden. Aber er war noch nie vorher so gefeiert Der arme Nino begann auf einmal den Krieg und die worden. Teresa hatte ihm Taschentücher gestict, mit Mono­Krieger zu hassen. Italien führte gerade Krieg mit Abessi- grammen, die über das halbe Tuch reichten. Sie hatte ihm nien, und es war Elend genug, daß Italiens Krieger übers auch eine Torte gebacken, und sie ging in die Kirche des hei­Meer zogen, um ein fremdes Volk anzugreifen, das nichts ligen Antonius von Padua und betete für Nino bei ihrem Böjes getan hatte; es war Elend genug, was die Kriegsleute Schutzpatron. Sie scherzte mit ihm. Nino mußte ich froh dort draußen anrichteten. Hier zu Hause hätten sie es doch zeigen. Er mußte den ganzen Tag lachen, weil sie es wollte. Jest sollten alle glücklich sein. lassen können, die Leute ins Unglück zu bringen.

Nino fuchte Gleichgesinnte auf und fam in Friedens­bereine. Hier trat er als Redner auf und forderte die Ab­schaffung des Kriegsheeres. Italien solle nicht als Land des Streites groß sein, sondern als ein Land des Friedens. Er wurde bald einer der Führenden. Er wurde einer der be­liebtesten Stedner, Armer, ariner Nino. Laßt uns diesem afrikanischen Unfug ein Ende machen, wir wollen unsere Soldaten wieder haben, um fie in die landwirtschaftlichen Schulen zu schiden!" Das waren Ninos Worte.

Aber bei Nacht konnte Nino doch nicht anders: er mußte weinen. Er hatte gemerkt, daß sie in diesen Tagen den Bögeln doppelte Rationen gab, der Esel hatte frisches Stroh bekommen, und die Kaze durfte auf ihrer Schulter figen, so lange sie wollte. Nie hatte sich Nino so sehr der Kate, dem Esel und den Hühnern gleichgestellt gefühlt.

Wie sie sich darüber freute, daß ihr Bräutigam Offizier war! Nächst dem Umstande, daß er ein Signor war, gefiel ihr sein militärischer Beruf am meisten. Als man sie einmal fragte, ob sie nicht Angst hätte, daß er nach Afrika geschickt werden fönnte, hörte Nino, wie sie antwortete:

Menn Nino aber von solch einer Friedensversammlung nach Hause kam, bei der er den Krieg und das Kriegsheer Wollte Gott , er dürfte hinüber. Dann würdet Ihr abgeschafft hatte, ging Teresa ihm entgegen. Sie blieben bei dem Brunnen stehen, wo sie immer zu fizen und au plau- fehen, wie alles anders würde." Denn dies war im Winter dern pflegten, und Teresa wollte vom Kriege sprechen. Um 1896, und da sah es aus, als sollte aus diesem Kriege mit den jetzigen Krieg fümmerte sie sich nicht, aber sie wollte Menelik und seinen Schoanern nichts Rechtes werden. Man missen, was die Römer in früheren Tagen vollbracht hatten. schichte nur Schiff auf Schiff mit Truppen fort. Die Truppen Sie wollte etwas von Scipio hören. Ob es nicht Scipio wäre, lagerten dort in der Aduagegend, aber man hörte nie, daß es der nach Afrika gezogen wäre und die Schwarzen besiegt hätte? zu etwas fam. Es war so, wie wenn Bienen aus dem Korbe Und Nino mußte von ihm berichten. Nino mußte die halbe fliegen und außerhalb des Flugloches in einem großen Beutel hängen bleiben, und man geht jeden Tag hin und sieht sie an Nacht ouffigen und von Krieg, Krieg, Krieg sprechen. und ärgert sich, daß sie nicht schwärmen wollen.

Während er davon sprach, wurde Teresa strahlend schön. Die Laterne, die auf dem Brunnenstafet hing, zeigte sie Nino wunderbar schön und mit einem gechimnisvollen Lächeln Nino begriff, daß sie nur einen Helden lieben fonnte. Und was war er? Er, der es ihr nicht einmal um die Lippen. abschlagen konnte, von diesen verabscheuungswürdigen Ge­

iSe benahm sich auch großartig, als sie gegen Ende Februar erfuhr, daß er nach Afrika gehen mußte. Nino sab keine Träne in ihren Augen. Sie dachte nur daran, daß es nun endlich zu Schlachten und Siegen kommen würde. Jetzt sollte ihrem armen Italien geholfen werden.

wertvolle Wendung.

Notizen.

- Der photographierte Magen. Der Däne Schiern

-

- Theaterchronit. Fra Diabolo" wird im Deuts ichen Opernhause zum erstenmal am nächsten Donnerstag aufgeführt. Die musikalische Leitung besorgt Stapellmeister Wag­halter, jest Gardegrenadier, bordem als Ruffe von seinen ol= legen" bohlottiert. Die Voltsbühne" in Montis Ope. rettentheater bringt als nächste Neuaufführung am Sonn­abend, den 28. d. M., ein Volksstüd von Philipp Langmann Die vier Gewinner". Die in Aussicht genommene Aufführung von Herbert Eulenbergs Stück Ein halber Held" wurde nicht ge­stattet.

Sie gab ein Abschiedsfest für ihn und seine Kameraden. Es war ein herrliches Fest. Der Castello- Romanomein floẞ in Strömen. Sie hatte ihre fettesten Truthühner geschlachtet und die ersten Artischocken gepflückt. Und sie hatte Torten und Zuckerwert ohne Ende gebacken.

Am Brunnenstatet hatte sie eine Fahnenstange errichtet und die italienische Flagge gehißt, und der arme Nino mußte ihr behilflich sein, Transparente zu verfertigen, auf denen zu lesen war: Es lebe die Armee! Sieg unseren tapferen Soldaten! Für Italien " und andere hochgestimmte Worte. Er hatte ihr helfen müssen, farbige Lampions unter den Strohdächern zu befestigen, Sänger zu mieten, die die neuen Kriegslieder singen konnten; aber er hatte geschworen, daß fie ihn nicht dazu bringen würde, eine Rede zu halten. Armer Nino, fie forderte ihn gar nicht dazu auf, sie wagte es nicht, ihm etwas so Hochwichtiges anzubertrauen.

Aber am Abend, als die kleinen Feuerwerkskörper zu den Füßen der Gäste knallten, und als nicht nur die Stroh­dächer über den Bänken, sondern auch die Hühnersteigen, das Wohnhaus und der Brunnen von grün- rot- weißen Lampions strahlten, und als Nino drüben zwischen den Artischocken ben­galische Feuer entzündete, da sah er, wenn sonst niemand es fab, was sie eigentlich meinte. Es war, als wollte sie mit jedem Glas Wein, das sie den Soldaten tredenzte, fagen: Gehet hin und macht Ernst aus diesem Kriege. Noms Frauen wollen neue Triumphzüge gen Campidoglio hinaufschreiten sehen!"

Niemand wußte beffer als Nino, wie schr Teresa diesen zierlichen, fleinen Mann liebte, der gegen die Barbaren aus­ziehen sollte. Und als er fah, wie sie ihn gehen ließ, ohne zu flagen, ohne einen Augenblick schwach zu werden, mußte er sie fast gegen seinen Willen bewundern. Sie hätte eine der Matronen des alten Rom sein können, dachte Nino. Es rollt echtes Römerblut in ihren Adern.

Ms Leutnant Udo mit seinem Regiment nach Neavel abreiste, wo es sich nach Afrifa einschiffen sollte, begleitete Nino Teresa zur Eisenbahnstation.

Es wat Nacht. Die Soldaten famen in roschem Takt heranmarschiert, rings um sie schwärmten Gassenjungen, Ber­wandte und Kriegsenthusiasten. Unten an der Station waren der Sindaco von Rom und mehrere Generale. Es tourden Reden gehalten, man rief: Es lebe Italien !" man füßte sich und warf Blumen, Teresa stand bleich vor Begeisterung da und klagte nicht mit einem Worte. Es waren feine Damen da, die Blumen an die Soldaten verteilter. Das tat fie nicht.

"

( forts folgt.)