Nr. 244.- 1914.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts Mittwoch, 2. December.

Neue Beiträge zur Kriegspsychologie.

Stampfe Mann gegen Mann, den er dann schilderte, sind einem die graufigsten Einzelheiten völlig gleichgültig. Man denkt an nichts oder nur an das eine: töte, sonst wirst du selbst getötet!"

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Russische Straßen.

nur, daß die Stiefel aus diesem Morast immer wieder heraus­gezogen werden können. Wie die Straßen, so sehen auch die Straßenbrüden aus. Alle sind aus Holz, halb verfault, und die meisten von den Russen zerstört. Natürlich war ich als Stein­Dr. Bjarne Eide, ein in Paris ansässiger Norweger , hat dem jezer mit bei den Brüdenbauern. Da hieß es, in dem falten Cf. norwegischen Blatte Aftenposten" einen fesselnden Beitrag zur Ariegspsychologie geschidt. Er hat in Paris Gelegenheit gehabt, toberwasser der russischen Flüsse und Bäche herumivaten und die zwei Soldate 1 des geschlagenen belgischen Heeres näher kennen zu Hölzernen Brücken mittels frisch geschlagener Stämme. wieder Ternen, zwei Brüder, die den ganzen Kampf in Belgien von Lüttich Russische Straßen sind befanntlich schon in Friedenszeiten ein einigermaßen passierbar zu machen. Zuletzt haben wir ein eigenes von mir erfundenes Verfahren bei diesem Brüdenbau angewandt. bis Ypern mitgemacht haben. Es waren gebildete Leute, und so fragwürdiger Begriff. Wie sie aber jetzt aussehen, schildert uns war eine Brüde ganz zerstört, so lugten wir uns nach einent glaubte Dr. Eide zunächst, sie würden ihm wertvolle Angaben ein von pangorod zurückgekehrter Steinjeher in der Allgem. Bauernwagen um, dessen Rungen abgenommen wurden. Auf diesem machen können; es stellte sich aber heraus, daß sie geistig so gut habe keine gesehen, denn was man dort Straßen nennt, sind nur und das Ganze dann in die Mitte des Baches gefahren, so daß Steinseher- 3tg." folgendermaßen: Russische Straßen! Ich Wagen wurde am Ufer die Brüde notdürftig zusammengezimmert Mitkämpfer ebenfalls, und so mußte Dr. Eide mühselig zufällige Wege, die die Natur geschaffen und die Radreifen der Wagen der Wagen die Brückenpfeiler darstellte. Das Langholz wurde in Einzelheiten zu einem Bilde zusammenzustellen suchen. Ich kann einigermaßen zusammenfahren. Der schlechteste Feldweg in der Größe geschnitten, daß es möglichst den ganzen Bach über­es nicht fassen( so sagte der eine der Brüder), wie ich lebe. Jch Deutschland ist gegen die russischen Landstraßen ein wahres Kunit spannie. Gin Patent auf dieses Verfahren will ich aber nicht an­habe das Gefühl, daß alle Kräfte, über die mein Körper verfügt, werk. Diese Straßen unterscheidet man nur durch die wind­johon längst verbraucht sind. Ich lebe allein auf Stoften meiner Schiefen Telegraphenstangen, welche ihnen die Richtung geben, von melden, obschon es uns vor naisen und falten Füßen schützte. Die Hauptstraßen der Städte Kielzh und Radom sind zwar Nerven. Nein, selbst nicht mehr so. Sondern, alles, was ich durch ihrer Umgebung. O, was ist über diese russischen Straßen" von gepflastert, aber nach Urväter Art. Kanalisation ist in diesen lebt habe, der Schlachtenlärm, das Pfeifen der Gewehrkugeln, das Offizieren wie Mannschaften geschimpft worden. Einmal sind die Städten unbekannt. Die Rinne ist teilweise in der Mitte der Sausen schwerer Granaten, das gewaltige Gefnall der Explo- Fahrgleise kaum einen Meter breit, dann dehnen sie sich wieder Straße, in anderen läuft sie zu beiden Seiten durch eine Böschung jionen, alle die starken Eindrücke, die ich aufgenommen habe, u großen Breiten aus, ab und zu ziehen Tümpel und Wasser- nach der Häuserfront markiert an der Straße hin. Das Pflaster­scheinen in meinem Gehirn zu liegen und zu arbeiten; sie haben der russischen Grenze bis Warschau eine gute Militärstraße gehen, spottet aber in russischer Manier jeder Beschreibung. Da gibt es löcher quer über die Straße weg. Zwar soll von Tarnowiz an material sind Findlingsiteine. Die Ausführung des Pflasters den Plaß der physiologischen Kräfte eingenommen, und sie bringen aber diese habe ich nicht gesehen und nach meiner Ansicht wird sie es zuivege, daß die Maschine noch läuft, daß ich hier size und lebe, auch nur nach russischen Begriffen gut genannt werden können, Schlaglöcher, daß die Wagen in allen Fugen frachen, wenn sie ohne eigentlich zu fühlen, daß ich es selbst bin, der lebt, und das Die Straßen", die unsere Truppe auf dem Zuge bis in die maffer in der Rinne, höchstwahrscheinlich haben dort die russischen durfahren. Dann sammelt sich auf einer Strede das ganze Ab­Gefühl habe, daß alles plöblich aufhören und verschwinden kann." Gegend ber zwangorod passierte, waren einfach grundlos. Gut Steinseher das Gefälle nicht raustriegen fönnen. In Radom jah Diese Ausführung, deven Wortlaut wohl auf Rechnung des Dr. Eide nannten wir sie schon, wenn der Morait nur bis an die Fußknöchel ich in einem Hofe trok des Durchzuges der Truppen einen ruj zu stellen ist, gibt das Bild des vollkommenen Zusammenbruches reichte. Nirgends waren sie chaussiert, fein Straßengraben war fischen Kollegen pflastern. Er fniete bei der Arbeit auf beiden des Besiegten, und dieses ergänzt Dr. Eide durch seine Beobach zu sehen, der sie entwässerte. Daß ich als Steinfeger meine be- nien, und jeder Stein, den er jezte, schlug er mit einem großzen tungen: wenn man die beiden Brüder sah, so meint er, hatten sie fondere Wut über diese elenden Straßen hatte, rührte daher, weil Solghammer feit. Leider konnte ich mich nicht mit ihm bekannt etwas Wesenloses an sich, sie sahen zwar aus wie Menschen, aber ich als Fachmann" immer dort sein mußte, wo es den dicksten machen, da wir abmarschierten, als ich ihn entdeckte. Jedenfalls dennoch wie Scheinbilder, die jeden Augenblid verschwinden Dred und Moraft zu beseitigen galt. Fait jeden Tag wurde ist in Rußland das Straßenbauwefen auf der niedrigsten Stufe. fonnten. Zusammenhängendes Erzählen war nicht möglich; die unser Vormarsch durch die unwirtlichen Straßen zu wiederholten wenn es Frieden sein wird, da können die ganzen Steinsetzer beiden Soldaten schweiften fortwährend vom Gegenstande ab und Malen gehemmt. Die schlimmsten Zustände entwickelten sich auf von Deutchland dort jahrelang Straßen bauen, ehe eine Besserung mußten daran erinnert werden, wonach sie gefragt worden waren. den Dorfstraßen und in Sohlwegen, wo man den Morästen nicht der Straßenverhältnisse in Russisch- Polen eintritt. Ich für meinen Der eine verjuchte mehrfach, im Zusammenhange zu berichten, ausweichen konnte. Auf freier Strede wurden die Straßen ge- Teil verzichte aber auf diese Arbeit, denn erstens habe ich meinen aber es war fortwährend so, als ob ein Kanonenschuß, eine Explo- wöhnlich links liegen gelassen, und wir marschierten über Helder Teil zur Verbesserung der russischen Straßen schon geleistet und fion oder ein furchtbarer Anblick den Zusammenhang unterbrach und Sturzäder viel leichter als auf diesen Straßen". Anders zweitens habe ich mir einen Rheumatismus geholt, der nur mit und neue Bilder in dem Erzähler aufrührte. Fortwährend ahmte wurde es, wenn die Straße" durch Wälder führte. Hier mußten Mühe durch elektrische Lichtbäder aus den Knochen zu ver= er Ariegslärm nach, das Dröhnen heranreitender Ulanen auf den sich die Bagagewagen immer an die Straße" halten, denn jedes treiben ist." flachen Landstraßen Flanderns , das Knattern der Gewehrsalven Ausweichen des Dredes war unmöglich. War dann der Morast und das entnervende Rattern der Maschinengewehre, das Schießen auf diesen Straßen durch den Wald in das Ungeheure ausge­der Kanonen, das Pfeifen und Sausen der Augeln und Granaten. wachsen, so daß die Bagagewagen bis an die Achsen darin ver­ Es war, als ob man in einen höllischen Kessel sähe, auf dessen fanten, dann wurden über die schlimmsten Stellen Knüppeldämme Boden ganz Belgien lag, in dem aller Schyreden, den menschliche gebaut. Daß ich im Sinüppeldammbau keine Prüfung abgelegt Phantasie erdenfen kann, unaufhörlich herumraste." Ueber einige hatte, entband mich nicht von der Verbesserung der russischen Einzelheiten der Kriegspsychologie hat Dr. Gide aus den Angaben Straßen durch diese Bauart. Alles, was in der Kompagnie an der beiden Belgier ziemlich geschlossene Bilder zusammenstellen Zimmerern, Stellmachern usto. vorhanden war, mußte Bäume fönnen. So fragte er nach Mut und Furcht. In den ersten Tagen, fällen, die ein paar Kameraden und ich zu einem hölzernen bei Lüttich , so erfuhr er, hatten die Belgier das Gefühl der Angst Straßenkörper zusammenfügten. Auch in den Dorfstraßen, die gehabt( das wohl die meisten haben, die zum ersten Male einen wir durchzogen, befestigten wir die Straßen, und zwar nicht durch Arieg oder eine Schlacht mitmachen). Dieses Gefühl verschwand knüppeldämme, sondern durch Herstellung einer Schicht Padlage. bald, aber der Mut trat nicht on seine Stelle; die Angit wurde Das Material zu dieser Badlage wurde aus den Schuttstüden zer durch gar nichts erfest, sondern es stellte sich eine Art Gleich schoffener Häuser und einzelnen Findlingen gewonnen. Heber gültigkeit ein, die Belgier hatten das Gefühl, sie hätten immer diese Packlage zu gehen und zu fahren, war ebenfalls fein Genuß. getan, was sie jest taten, daß sie nur ihre Pflicht erfüllten. Sie Durch die Fugen der Steine drang bei jedem Tritt infolge des verglichen ihre Tätigkeit mit der des Arztes, der zwischen Best- moraftigen Untergrundes der Schlamm immer auf das neue her und Choleratranten umbergeht, seine Pflicht tut und nicht an die vor und die Steine bewegten sich auf und nieder. An Straßen­Gefahr denken darf. Hiergegen wandte Dr. Eide ein, daß im Freuzungen wurden Wegweiser aufgestellt, furs, alles wurde getan, Kriege die Wahrscheinlichkeit, vom Tode ereilt zu werden, doch um der momentanen Straßenmisere in Rußland einigermaßen ab­ganz anders sei als beim Arzte. Die Antwort des Belgiers hierauf zuhelfen. Eine schöne Arbeit war das Ausbessern dieser rus­ist besonders merkwürdig. Er meinte nämlich: Man glaubt nicht, fifchen Straßen allerdings nicht. daß man sterben wird. Man weiß wohl, daß viele verwundet oder Tros des größten Schimpfens auf die russischen Schandstraßen getötet werden, aber das sind immer die anderen. Ich glaube, im mußte ich, der Steinfeger", immer wieder dran glauben und in Grunde ist man ein wenig überrascht, wenn man selbst getroffen dem schrecklichsten Dred notdürftig meine Kunit ühen. Stein. mird. Fast alle meine Freunde und Studiengenoffen find ge- feger hinten, Steinfeger vorn, überall, wo der Dred am diciten fallen, zum Teil an meiner Seite. Ge mar fp, als ob es so fein lag, war ich, ber Steinfeger. Die förperlichen Anstrengungen, die mußte, als ob es mich nichts angehe, und das, obwohl ich natürlich das Marschieren auf russischen Straßen erfordert, find enorme. sehr gut einsah, daß es mich ebenso gut hätte treffen fönnen." Was Tie jandigen Ererzier- und Truppenübungsplätze in Deutschland der Belgier hier sagt, ist wahrscheinlich ein Ding, das von Raise jind das reinste Dorado gegenüber diesen Dredstraßen. Es ist und Temperament in hohem Maße abhängt. Nach seiner Ansicht tein Marschieren, sondern ein Stapfen, als wenn man in einem gehört wirklicher Mut nur zum Bajonettgefecht. Bei einem solchen mit Teig gefüllten Badtrog herumstolzierte. Zu verwundern ist

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Die blaue Woge.

Von Martin Andersen Nerö.

Der Bursche hatte also feinen anderen Bater als das Meer. Auch er richtete sich danach ein. Fragte er die Mutter nach seinem väterlichen Erzeuger, so mies sie schweigend auf die See hinaus; und starrte er nach Antwort in ihren guten Augen, so fab er auch in ihnen das Meer so offer, wie es nur im hellblauen, luftigen Blick des Fischermädchens sich spiegelte.

Go verlegte er sich von klein an auf das Meer. Er blieb für sich wie die Mutter, und der Strand feffeite ihn, so bald er friechen konnte. Auf dem Speicher hatte er eine alte Teigmulde aus der Zeit der Großeltern gefunden, darin jahwamm er da unten umher. Oft genug trieb sie ficloben; und die Mutter, die ihn vom Fenster aus im Auge behielt, mußte den Webstuhl verlassen und ihn vor dem Ertrinken bewahren. Keinem von ihnen fiel es ein, aus diesem Grunde der See zu grollen.

In der Schule ließ er au wünschen übrig. Unter Be­gabung bersteht man ja meistens die Fähigkeit, gedrudte Mörierreihen auswendig zu lernen, und dafür hatte er feine Anlagen. Er blieb in feiner Ede ganz unten in der Klaffe und verhielt sich so still und unbemerkt wie möglich; er befand sich auf fremdem Boden, an den dummen Streichen beteiligte er jich nicht. Und der Lehrer mochte sich nicht selber mit ihm beschäftigen, sondern überließ ihn seinen Nachbarn.

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Kleines Feuilleton.

Landsturm und Franzmann.

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G. Cabafino- Stenda, der Berichterstatter des Giornale d'Italia". fährt in einem neuen Briefe in der Schilderung seiner Eindrücke in Lothringen fort. Er erzählt von dem Tunnel zwischen Joeuf und Gr. Moyeuvre , dessen Bau sich die Franzosen troz jahrelanger Ver­handlungen widerfest haben und den nun die deutschen Pioniere nach der Zurüddrängung des Feindes sofort durchschlugen, so daß der Transportweg nach Berdum um 100 Kilometer abgefürzt wurde. Heberall auf seinem Wege erhält der Italiener starte Eindrücke, die er in scharfumrissenen Bildern wiedergibt. Wir heben daraus her­bor, was er über das Verhältnis des Landsturms zum Franzmann schreibt:

Die Station Jaulny und ein Stück ihrer Eisenbahnstrecke ist besegt mit Rothosen, französischen Gefangenen, die die von der Artillerie zerstörten Linien wieder herstellen. Bewegliche, nervöse, rubelose Ge­stalten mit Augen wie von Fieberkranten. Die wenigen alten Soldaten bes Landsturms, die sie bewachen, haben gegenüber den von ihnen fo verfchiedenen Leuten einen nachfichtigen Ton wie ernste und gesezte Männer gegen jugendliche Taugenichtje. Sie nennen fie franz mann", eine merkwürdige Wortbildung, die jedoch nichts verächt liches bat, sondern eher herzlich flingt Diese Empfindungen von fast herzlicher Art gegenüber dem Feind herrschen nicht nur hier auf den Schlachtfeldern, wo sie sich durch die natürliche Ritterlichkeit der Kriegführenden erklären würde, sondern sie sind in ganz Deutschland verbreitet. Die deutschen Zeitungen haben seit Striegsbeginn feine Beschimpfungen der Feinde gedrudt, wenn man von den Japanern für ihren Webstuhl und diesen Jungen, den das Meer ihr| junges Glück bewirkten, daß er über das Ganze ernstlich nach­gegeben hatte; und wenn sie bloß den Kopf hob, sah sie ihre dachte; nun sollte es ein Ende haben mit der See. Er fah sich ganze Welt: den Knaben, sozusagen in Vaters Armen. Sie nach etwas auf dem Lande um, fand auch eine gute Stellung sprachen nicht viel zusammen, er und sie feiner von ihnen in der Brauerei und machte es sich in den Mußestunden in mar redjelig. Aber sie hatten eine eigentümliche achtung- seinem Kleinen Heim behaglich. erzwingende Art, sich zueinander zu gesellen und zusammen­zuhalten. Und glüdlich waren sie. Marthas einzige Sorge war die, daß der Vater sich melden und ihn ihr nehmen würde. Ihre Sorge war auch nicht ganz grundlos; noch bebor fie ihn so weit hatte, daß er fonfirmiert wurde, nahm er Reißaus auf See. Er hatte wohl gefühlt, daß die Sache fich nicht in Güte ordnen ließ und fort mußte er; so brannte er denn eines Nachts durch. Zuerst glaubte man, er fei er. trunken; sein Boot schwamun eines Morgens fieloben am Strand. Aber dann stellte es sich heraus, daß er mit einem jener Windfahrer durchgebrannt war, die mit Landwind kamen und an der Küste Anfer warfen.

Aber als der Frühling sich meldete und die Schiffe int Hafen betafelt wurden und in See stachen, wurde er ruhelos und verlor das Interesse an allem. Und eines schönen Tages war er weg.

fie vergoß nicht viele Tränen einer Sache wegen, die nicht zu Sein junges Weib war ein vernünftiges Fischermädchen, ändern war, sondern faßte fofort da zu, wo er aufgehört hatte. Sie bekam ihr Kind und versorgte es, ohne sich hinzusetzen und zu warten, bis er etwas schicte, und das war sehr gut. nicht zu oft fam ein Brief von ihm, aber eines Tages nad) Verlauf von fünf Jahren tauchte er selbst im Fensterrahmen auf, bärtig und unfenntlich Es war ihm ja allerlei zugedacht gewesen, aber es war nicht - und gewaltig guter Laune. so leicht zu widerstehen wie er Frau und Kind umfaßte. Er war selber ein großes, lächelndes Kind, an dem alle Vor­würfe vollständig abprallten. Wer konnte daran zweifeln, daß er selber beinahe draufgegangen wäre vor Sehnsucht­froß den fünf Jahren, so entzüdt, wie er von seinem kleinen este mar. Jeftesfreude ging von ihm aus- solange es

Auf Marthas äußeres Wesen übte all dies feine Wirkung aus: fie war immer noch wie ein Uhrwerk, terrichtete ihr Lagwerk und vertraute sich niemand an. Aber es war ersicht. lich, daß doch etwas an ihr nagte; es faß irgendwo in ihr und verzehrte sie. Ihr Kummer war still, stumm mie der eines Tieres; er wurde nicht geringer, als die Kunde kam, er sei nicht ertrunken, sondern tummle sich da dronzen bei bestem Wohlergehen. Das Meer hatte ihn jedenfalls genommen hier bei ihr war er ja nicht! Aus ihrem Schornstein stieg weiterhin Rauch, sic und trant wie früher und wurde noch und Anzahl der Kinder waren eine Art Abrechnung über die schwerer. Aber trotzdem kränkelte sie innen her.

sie schwand von

dauerte!

So sprach er in mehrjährigen Pausen daheint bor ; Alter Bejuche. Stets war er gleich begeistert von seinem über die Niemand hatte einen schwierigeren Start als der, der Maßen tüchtigen Weibchen und den Kindern, die sie ihm sich durch die Flucht seine Zukunft erobern will; und die Art, schenkte immer gleichmäßig perseffen darauf, daß es nunt wie Beter die Heimat verließ, machte es unwahrscheinlich, daß borbei sein sollte mit dem Hunde- und Raderleben auf Ece. er früber von sich hören laffen würde, bevor er gute Neuig- Run wollte er im Schoße der Familie leben, fich ein Boot feiten melden konnte. Zweimal, mit mehrjährigen Zwischen- faufen und fischen irgend etwas daheim ergreifen. Da raum, traf die Kunde ein, er sei auf dem Heimwege, und habe nagte man sich ein übers andere mal rund um die Erde Geld in der Tasche, fein Steuermannegamen zu machen; und herum, für nichts und wieder nichts, während die schöne Zeit jedesmal lebte sie ein wenig auf. Aber dann wurde sie um so berstrich und man's so schön hätte haben können. Aber nun hieß es Stop! Nun wollte er einmal Frau und Kinder or­schwermütiger. dentlich kennen lernen.

Aber außerhalb der Schule war er ein ganzer Kerl. Die See beherrichte alles in der kleinen Stadt das Spiel der Kinder und die Arbeit der Erwachsenen; und von der See berftand er etwas. Früh lernte er fo gut wie irgendein Fischer sein Boot tummeln; und er fannte die geheimen Ge­jege für die Wanderungen der Fische; woher er das wohl haben möge, fragte man sich. Es war wie ein nstinkt bei ihm, und die Bornehmen" des Städtchens famen gern auf ihn zurüd, wenn sie Aal oder Hecht zu Mittag haben wollten. Hecht und Barsch sind Süßwasserfische, aber die Ostsee ist nicht so falsia. daß fie nicht in ihr leben könnten; sie werden erst den Bauch in der Luft, wenn sie in der Höhe von Sven in den Sund fommen. Aber Gier und Nachwuchs be­dürfen zur Entwidelung ganz füßen Wassers, und im Früh jahr gehen die reifen Weibchen und Männchen in die Offfee hin und her und kosten nach Süßwasserstreifen bis sie auf die Bachmündungen an den Küsten von Bornholm stoßen. Diese Streifen entlang suchen sie den Weg zu Seen und Mooren. Marthas Peter merkte genau an ich, wann dieser Die Nachricht von ihrem Tode traf Peter in Hamburg , Rug stattfand; und war man gut Freund mit ihm, jo fonnte gerade als er im Begriff war, sich zum dritten Male an man es erreichen, um drei Uhr nachts aus den Federn ge- mustern zu lassen. Ein Kamerad brachte sie ihm, und er fam trieben zu werden zum Hecht- oder Barichfang. gerade zum Begräbnis heim. Er blieb den ganzen Winter Die Sonderstellung, die die zu Hause und verheiratete sich mit einem jungen anmutigen Conft lebte er für sich. Mutter einnahm, teilte er getreulich mit ihr. Sie lebte ganz| Mädchen. Der Tod der Mutter- und wohl sein eigenes

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Immer länger wachte sie am Fenster, zuletzt wid) sie nicht mehr vor ihrem Play, sondern saß dauernd da: Nacht und Tag, das Gesicht nach dem Meere gewandt. Von Zeit zu Zeit schlug sie aus alter Gewohnheit den Webstuhl, aber Garn war nicht darauf. Der Mechanismus in ihr ist entzwei," sagten die Fischer kopfschüttelnd, wenn sie auszogen und wieder beimfamen und immer noch das ausdrucksloje Gesicht an der Fensterscheibe jahen. Eines Tages fand man sie tot auf ihrem Platz.

Und jedesmal wiederholte sich das gleiche. Wenn er sich eine Zeitlang am Rande aufgehalten hatte, kam die verfluchte Unruhe über ihn und jagte ihn zwischen Seim und Hafen hin und her. So sehr er die Beine spreizte, die Erde wollte sich nicht unter ihm wiegen Sohlen und Hüften taten ihm weh. Und Schlaf fand er nicht.

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Die daheim taten alles, um ihn zu halten. Wiegenfufen unters Bett zu jegen, ging ja nicht an, aber eine Woche lang suchte die Frau ihm dadurch zu halfen, daß sie Wasser gegen das Kammerfenster goß, wenn er ein Schläfchen hielt. Dann fonnte er nicht mehr und mußte wieder in See stechen. Aber nun hatte man wenigstens gesehen, wie Mutter steuerte ein verflucht tüchtiges Frauenzimmer. Und die Mädchen feinste Sorte. ( Forts. folgt.)