Nr. 246.- 1914.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Deutsche Verwundete in Frankreich .

Von Pierre Mille.

freitag, 4. Dezember.

Deutsch und versteht nichts von dem, was sie sich erzählen". des Krieges nur dadurch von denen Erwachsener, daß sie die Frage Und sie wiederum verstehen nichts von ihren Worten, die immer nicht so allgemein wie diese fassen; sie huldigen noch einer mehr flingen wie ein Gebet. Doch sie ist so liebevoll, so sanftmütig, so fonkreten Auffassung der Frage; indem sie anzugeben versuchen, für ergeben, so aufmerksam! Neulich kam ihr der Gedanke:" Sie welche Menschen respektive Menschenklassen der Krieg Vorteile müßten etwas zu lesen haben, um sich zu zerstreuen." Da ist oder Nachteile mit sich bringt. Mit Recht sieht Dr. v. Madah in In dem langen geräumigen Saal, der zwar nicht zum Kranken- fie denn in der Stadt umhergelaufen, um deutsche Bücher aufzu- der Tatsache, daß Fünfzehnjährige noch nicht die höchste Stufe ab­jaal bestimmt war, doch dessen Wände und Fußboden man schnell treiben, doch hat sie nichts gefunden als einen Vorrat alter, ver- straften Denkens erworben haben, die Ursache für ihre konkrete Auf­gessener Broschüren bei einem Antiquar. Triumphierend zeigt sie fassung und Ausdrucksweise. gesäubert hat und der nun zweimal täglich gekehrt wird mit fie der Biene", die deutsch kann. Es war Die Kunst der Pflege In vielen Antworten, besonders denen der Großstadtjugend, Besen, die mit nassen Tüchern umwidelt sind, in diesem Saale , des Kanarienvogels", die wohl für alte Damen jenseits des Rheins wird auffälligerweise immer wieder ein und dieselbe Tatsache zu­der nun einen hellen, gar nicht traurigen Eindruck macht, liegen gedruckt war, die einen Vogel haben". Die Biene" krümmte gunsten des Strieges angeführt; nämlich die, daß der Krieg not­dreißig deutsche Verwundete, fünfzehn auf jeder Seite. Sie liegen sich vor Lachen, aber.. in Ermangelung von etivas anderem wendig sei, um Plag für neue Menschen zu schaffen; denn es seien in den eisernen Betten oder siken auf der Kante der Matraße. Lasen die Deutschen das Büchlein ganz höflich durch! zuviel Menschen auf der Erde. Dr. v. Madah glaubt darin erstens Diese sind schon in der Besserung und können gehen, obwohl sie Die Biene" hat ein kleines, zerknittertes Gesichtchen. Zu einen Beweis für das langfame Hinabfidern der in der Wissenschaft noch hinken. Oder sie lassen das Gelenk ihres verlegten Armes weilen sieht sie aus, als hätte sie keine zwei Tage mehr zu leben. einmal verbreiten Malthusschen Idee in die tieferen Kulturschichten oder der kranken Hand mit einem Wonnegefühl spielen, und Doch sie ist unermüdlich tätig, und ihre kastanienbraunen Augen und zweitens einen Ausdruck der wirtschaftlichen Notlage des freuen sich über die Geschmeidigkeit, die sie nach und nach wieder glänzen lebhaft. Sie erfüllt stets alle ihre Obliegenheiten, widmet städtischen Mittelstandes, dem jedes Mittel willkommen wäre, um die fehren fühlen. Wie rührend, wie ergreifend ist dieser fanatische fich allen und verleiht diesen großen Männergestalten das heilsame, scharfe Konkurrenz zu mildern", sehen zu müssen. Gifer der Natur, die Wunden bei jungen, gesunden Wesen zu gesunde Gefühl, daß sie noch Kinder sind. Ein herkulischer Mann heilen. Wie vorhin ein Major sagte, sieht man gleich, daß eine ist unter ihnen, der eine Schädelverletzung hat und manchmal Verwundung feine Krankheit ist. Sie ist fast immer weniger phantasiert. Dann hält er fie für seine Mutter und spricht zu fünfte Frage gegeben worden sind. Auf die Frage, ob die Schüler ernst. Die meisten der Deutschen langten sterbend hier an, vomihr in gebieterischem Tone:" Mutter, Mutter, was hast du heute Fieberfrost geschüttelt. Einige waren wie in einen Banzer aus abend für Suppe gekocht? Wieder dieselbe?" Seine Kameraden trockenem Schmuz einzementiert. Manchmal hatten sie drei oder amüsieren sich und meinen, er müsse wohl nicht gerade ein ganz vier Nächte auf dem Schlachtfelde gelegen, bis sie aufgehoben lieber Sohn sein, sie aber nennt ihn ihren Patapouf" und pflegt wurden, und vierzehn Tage waren verstrichen, ohne daß sie ver- ihn... wie eine Mutter. ( Deutsch von H. Hesse.) bunden wurden. Die am schwersten Verletzten haben es nicht überstanden. Doch das war nur eine kleine Zahl. Die andern harren nun ihrer Genesung, mit Ausnahme von einem oder zwei, die in leisem Todestampfe liegen, ohne daß ihre Kameraden achi darauf geben. So viele haben sie sterben sehen.

der Kaserne

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des

Kind und Krieg.

( Das Ergebnis einer Umfrage.)

Interessant war auch das Ergebnis aus der Zusammenstellung und Vergleichung der Antworten, die von den Kindern auf die vierte und einen Krieg gegen Serbien wünschen", antworteten nur 46 Proz. aller Befragten mit" ja", 48 Prog. mit" nein" und 6 Proz. schwankten in ihren Antworten. Den Krieg wünschten also nur die knappe Hälfte der Kinder; hingegen wünschten 5 Sechstel aller Befragten, einmal an einem Kriege teilzunehmen; denn die Frage, ob sie selbst einmal einen Feldzug mitmachen möchten, ergab 83 Proz. Ja", 3 Proz. schwankende und 14 Proz. Nein"- Ant­

worten.

Daneben tut

Dr. B.

Selbstverständlich kommt in der Beantwortung der letzten Frage Und dann auch liegt zwischen Leben und Tod ein Abgrund, die lebhafte Kampf- und Rauflust der Jugend zum Ausdruck, die als ein Instinkt aus früheren Jahrtausenden der Menschheitsentwicklung den nichts zu überbrücken vermag das Leben kann den Tod nicht In diesen Kriegstagen dürfte wohl auch über den Kreis der stammt und beim heutigen Menschen im Sinne des biogenetischen verstehen und sorgt sich nicht um ihn. Grundgesezes von Haeckel vorzüglich in der Jugendzeit noch Diese verletzten Soldaten leben also hier im Hospital wie in Fachgelehrten hinaus das Ergebnis einer Schülerenquete über den in einer Kaserne, wo es weder Ererzieren noch Krieg von Intereſſe ſein, die Dr. Stephan von Maday im März 1909 einmal besonders fräftig in Erscheinung tritt. Manöver gibt. Nur über unstillbaren Hunger flagen sie. Es ist veranstaltet hat, und über die er im 64. Bande der Zeitschrift für aber auch der Ehrgeiz, für einen mutigen Jungen zu gelten, das eine ziemlich seltsame Tatsache: die Ration, die den Franzosen Psychologie" berichtete. Die Umfrage war veranstaltet, als damals ein Strieg zwischen Seinige. Daß dieses Moment nicht zu unterschäßen ist, dürfte sich reichlich genügt, vermag den Appetit der Deutschen nicht zu stillen. Serbien und Desterreich auszubrechen drohte. Gefragt waren ein aus der Tatsache ergeben, daß in der Budapeſter Schule, wo die Antworten anonym gegeben werden durften, sich ein ganz anderes Einige sind recht fromm geblieben. Stundenlang lesen die Pro­testanten in ihrer kleinen Bibel in schwarzem Ledereinband mit Schüler derjenigen Klassen von 6 verschiedenen Schulen, deren Be- Zahlenverhältnis bei der Beantwortung der fünften Frage ergab. weißen Ecken. Die Katholiken lassen einen Rosenkranz durch die sucher das Durchschnittsalter von 15 Jahren hatten. Die Gefragten& antworteten hier nur etwa die Hälfte mit" Ja", ein Finger gleiten. Die meisten aber rauchen oder träumen, ohne waren Besucher einer Militär- Realschule, einer Kadettenschule, je einer Drittel mit Mein" und die übrigen verhielten sich schwankend. Das Realschule in Budapest und in Wien und je einer Knaben- und zu reden, und schwelgen nur in dem Gefühl des Lebens unter dem Schuße der Anonymität glaubten nicht befürchten zu jüßen, unglaublichen, wiedererwachenden Lebens, und werfen auch Mädchenschule in einer ungarischen Provinzstadt. Als Kontrollver- Ergebnis ist hier auf einmal ein wesentlich anderes, weil die Schüler einen zufälligen Blid auf die Pflegerinnen: es sind Frauen, junge fuch wurden auch die Schüler der I. Klasse einer Budapester Real- müssen, daß sie sich mit ihren ablehnenden Antworten als Feiglinge schule, die etwa unserer Quinta entspricht und Schüler im Durch bloßstellen. Aber auch dieses Ergebnis wird wahrscheinlich noch nicht Frauen. die wahre Gesinnung der Kinder wiedergeben. Anfangs waren sie nicht so ganz zufrieden, die Pflegerinnen, schnittsalter von 11 Jahren aufweist, befragt: Es waren 5 Fragen gestellt: 1. Ueber das Wesen, 2. Die Vor­in einem Saal mit Deutschen zu arbeiten. Es war ein ganz Von besonderem Interesse dürfte für uns übrigens auch die natürlicher Wunsch, den Anfang zu machen mit Landsleuten, denen züge, 3. Die Nachteile des Krieges, 4. Ob der Befragte den Krieg Tatsache sein, daß neben den Militärschülern, bei denen es wohl sie ihre Fürsorge angedeihen ließen. Aber auch, weil die Fran- gegen Serbien wünsche, 5. Ob er selbst einmal einen Feldzug mit ohne weiteres als Ergebnis ihrer besonderen Erziehung angesehen werden darf, die Provinz schüler am meisten Kriegerisch gesonnen 30sen für liebenswürdiger" gelten. Bei solchen tragischen, schmerz- machen möchte. lichen Gelegenheiten zeigt es sich, daß der Ruf der Luftigkeit feit der Meinungen und leberzeugungen aufwiefen. Auf die erste ablehnend verhielten. Es liefen 248 Antwortbogen ein, die die größte Mannigfaltig waren, während die Großstädter sich vielfach dem Kriege gegenüber ihrer Rasse auf Wahrheit beruht. Die Deutschen bleiben still, fast leblos. Das ist im allge- Frage nach dem Wesen des Krieges waren zum Teil sehr logisch ab­meinen keineswegs der Kummer oder die Demütigung ihrer Ge- gefaßte Definitionen des Krieges eingelaufen, zum Teil aber auch fangenschaft. Mit Ausnahme eines einzigen, eines Unteroffiziers, folche, die sich als Einfluß einer ganz bestimmten politischen oder der mit finsterem Blid bitter erklärt, er wäre lieber tot als ge- religiösen Gesinnung fennzeichneten. Eine ausgesprochene partei­fangen, scheinen sie froh zu sein, daß sie so glimpflich davon- politische oder religiöse Stellungnahme zum Kriege trat noch schärfer gekommen sind und dem Kriegsgott ihre Schuld mit einer Wunde bei der Beantwortung der beiden nächsten Fragen über die Vor bezahlt haben. Sie haben jedoch weniger lebhaftes Blut. Sie bezüge und Nachteile des Krieges in Erscheinung. saßen Disziplin, besaßen Treue und haben ein blindes Vertrauen Schülern der beiden Militärschulen sowie der zwei Provinz- Stadt­auf den endgültigen Sieg ihrer Waffen. schulen der patriotische Ton der vorherrschende, während die Schüler Die drei Pflegerinnen haben sich jedoch schnell mit ihrer Auf der übrigen( Großstadt-) Schulen mehr politisch gefärbte Antworten gabe versöhnt. Diese Männer sind zwar Deutsche , aber immerhin gaben. Mehrere dieser Antworten waren auch von rein geschäft­Verwundete. Madame Bridou ist eine Berufspflegerin, und das lichem Interesse diktiert. Die Mädchen Sprachen sich nicht fieht man gleich: sie besitzt etwas Wissenschaftliches, besitzt Autorität, viel anders als die Knaben aus. Nur ganz vereinzelt ist ihren Ant­zeigt ein wenig Serablassung gegenüber den beiden andern, denen worten Sorge um die Lebensmittel und eine gewisse Sentimentalität ie gern, und mit Recht, die geringeren Arbeiten aufträgt. In anzumerken. Die Antworten dieser älteren Schüler dürften wohl ihrem erblichen, tief eingewurzelten Respektsinstinkt haben die aber in der Hauptsache weniger als das Ergebnis eigenen Nach­Deutschen ihr keinen Beinamen gegeben. Diejenigen, die gehen denkens zu betrachten sein, sondern sich bei genauerer Prüfung als sei es in der Schule oder im Hause­fönnen, schlagen die Hacken zusammen, wenn sie eintritt, wie vor eine Wiedergabe der ihnen einem Vorgesezten, und nennen sie respektvoll Fräulein Bridou". übermittelten Anschauungen über den Krieg herausstellen. Biel per­Von den beiden andern aber ist für sie die eine der Engel", fönlicher find die Antworten der Elfjährigen ausgefallen, wiewohl die andere die Biene". Der Engel ist ein sanftes, zärtliches auch hier schon vereinzelt die Wirkung der patriotischen Erziehung Frauchen mit Augen, die ihrer Seele zum Verderben gereichten, der Schule zum Ausdruck kommt. wenn sie nicht so rein wären. Ein wenig ungeschickt, ein wenig ..berloren" war sie in der ersten Zeit, denn sie kann kein Wort

4]

Die blaue Woge.

[ Schluß.] Von Martin Andersen Neyö.

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,, Vom Geld friegt man hier auf See keinen Be­griff, und jede Schürze wird einem in Gedanken zum Engel. Und wenn man dann ans Land gelassen wird, die Taschen gestopft voll von der Heuer, dann kann man vor lauter Kraft und guter Laune faum gehen. Auf allen Kais stehen dann auch die Leute und haschen gierig nach dem, was wir in der Tasche haben, und man hat so ein komisches Gefühl, daß man sich das ganze kaufen kann. Dann wirft man ihnen' nen Taler in die verhungerte Fraße der eine joll was haben, weil sein Gesicht so fürchterlich schief ist, und der andere, weil er einen im vorigen Jahr so erbärmlich mit einem Anzug übers Ohr gehauen hat. Dumm ist das ja, aber wenn da so zwei oder drei gute Backskameraden an Land fommen, so friegt man Lust, mit allem seinen Spaß zu haben. Dann denkt man weder an Mutter, noch an Frau und Gören, sondern läßt die Dinge einfach rollen. Und siehst Du, am Ende einer langen Gasse, da liegt immer das Glücksschloß mit roten Tüllgardinen, und drinnen sitzt die Märchen­prinzessin, wunderschön bemalt, und seufzt und hat sich ihr ganzes Leben lang in Sehnsucht nach einem verzehrt. Und der Betreffende ist man dann, und wenn man ein paar Tage später aufwacht, ist die Heuer futsch und der gute Anzug und das Hemd vielleicht auch und man findet sich in alten Pumpen auf einer Bank. Dann denkt man wohl an die da heim und zwar so, daß man die ärgsten Kopfschmerzen friegt. In der Verfassung will man ja nicht nach Hause fommen, und so bleibt einem nichts übrig, als sich wieder an muſtern zu lassen und wieder ein paar Jahre zu schuften. Und es ist eine schöne Zeit, wenn man so weit draußen irgendwo auf See seiner Nachtwache die Heuer zählt und an die zu Hause denkt."

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Aber nun war das alles überwunden. Das war eine harte Zeit da draußen im Osten gewesen, und er hatte gelernt, sich gehörig zusammenzunehmen. Er hatte auch mit dem Alten davon gesprochen, und sie hatten verabredet, daß er in feinem Hafen Landuriaub bekommen sollte.

So war bei den

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Im großen und ganzen unterscheiden sich die Antworten der älteren Schüler auf die Frage nach den Vorzügen und Nachteilen zuhalten, kannst mir's glauben! Ich denke, man kauft sich eine Jacht und fährt zu Hause Steine mit ihr."

Trägst Du all das Geld bei Dir?" rief ich erstaunt. Willst Du mir sagen, was ich sonst damit anfangen soll? Geld ist ein gefährlicher Dreck- eh man etwas davon weiß, ist es fort." ,, Du könntest es beim Kapitän stehen lassen."

" Der Alte ist sicher ein großartiger Sterl; aber siehst Du, es könnte irgend was Niederträchtiges passieren. Ich bin schon früher auf dem Wag nach Hause mit Geld in der Tasche gewesen, davon ich etwas anfangen konnte. Die beiden ersten Male sollte man sich aufs Steuermannsexamen vorbereiten das war, als Mutter noch lebte, und das drittemal wollten meine Frau und ich einen kleinen Laden aufmachen. Aber jedesmal ist man am andern Tag aufgewacht und war blank einmal auf einer Bank in Liverpool, das andere Mal in Hamburg , und das drittemalna, weg ist weg! Allmählich wird man vorsichtig, Du!"

Ich konnte die Logik hierin nicht einsehen, aber in diesem Bunfte ließ er nicht mit sich reden. Es hatte ihn sicherlich übermenschliche Mühe gekostet, seine Summe so weit zu retten, und er mußte sie wohl jeden Augenblick in der Tasche fühlen fönnen als das große Kind, das er immer noch war.

Ganz sicher war er seiner nicht, er hatte etwas Angst bein Gedanken an den letzten Hafen, den wir anlaufen mußten, und er nahm mir wiederholt das Versprechen ab, daß ich ihn nicht aus den Augen lassen dürfe. Wenn Du bloß mit ans Land gehen und neben mir bleiben willst, bis wir das Postamt erreichen, dann ist es all right. Dann schiden wir das Geld von Hamburg nach Hause; es wird Mutter vielleicht doch freuen, einmal auf diese Weise von mir zu hören und das hat sie sicher verdient. Aber versprich mir, mich so lange nicht aus den Augen zu lassen!"

Ich versprach es gern, fand aber leider keine Gelegenheit, mein Versprechen zu halten. Um für den letzten Teil der Ladung Platz zu bekommen, hatten wir in Messina etwas von der Holzfracht auf dem Deck verstaut. Das brachte uns eine recht böse Schlagseite bei, die sich mit Hilfe der Tanks nicht wieder gutmachen ließ. Da ließ der Kapitän es darauf an kommen. Bei dem guten Wetter war keine Gefahr; es war bloß etwas schwierig, sich auf der Deckladung zu bewegen, und wir hatten alle Order, aufzupassen.

Das war feine leichte Sache," sagte er pustend, aber iebt ist, Gott sei Dank, nur Hamburg noch übrig. Bin ich Eines Nachts im Kanal fiel Peter über Bord. Niemand erst auf dänischem Boden, so hat's keine Gefahr.- Und hier hörte oder sah etwas davon; er wurde erst am nächsten sollst Du das Resultat sehen," sagte er und kehrte seinen Morgen beim Wecken vermißt. Auf der Leeseite um das Be­Gürtel um, hier ist money enough, um etwas auf dem steckhaus hatte sich ein Teil der Deckladung verschoben; die Lande anzufangen, hundert Bfund in Gold, Freundchen, Balfen waren vermutlich unter seinen Füßen fortgerollt, als über sie hinsprang, und da war außer dent, was ich noch nicht bekommen habe. Es hat er flint wie immer war Schweiß genug gefostet, das Geld unversehrt zusammen- er in das große Waschfaß" geplumpst.

Im Kampf mit den Indern.

Ein Feldpostbrief der Frankf. 3tg." schildert den ersten Zu jammenstoß mit Indern:

Heute hatten wir zum erstennial gegen die Inder zu kämpfenr und weiß der Teufel, das braune Lumpenpad ist nicht zu unter­schäzen. Wir alle sprachen zuerst mit Geringschätzung von den Indern, und unsere Meinung war auch sehr begreiflich, wenn wir die Jammergestalten bejahen, die so oft als Gefangene an uns vor­übergeführt wurden. In Lumpen gehüllt, frierend wie die Schneider, mit blaugefrorenen Nasen und eingezogenen Schultern schlichen sie daher, so daß die tollsten Wize über die Mußbundesgenossen der Franzosen gerissen wurden.

Heute nun lernten wir die Bande von einer anderen Seite kennen. Wir lagen schon seit drei Tagen unter dem ununter­brochenen Geschüßfeuer der Engländer in unseren Schüßengräben und hatten Wangel am Nötigsten, denn nur des Nachts war es möglich, uns zu verproviantieren. Wasser hatten wir genug, über uns und unter uns, so daß wir die schönsten Freibäder nehmen fonnten. Durst litten wir demgemäß nicht, desto mehr aber Hunger. Die Engländer schienen ein diabolisches Vergnügen daran zu haben, uns mit Granaten zu bewerfen. Gottlob wurde nur sehr wenig

Nichts kann unheimlicher sein als ein Schiff, das unter dem Druck des verhängnisvollen Mann über Bord!" dahin­fährt. Es lag uns wirklich fortwährend wie ein Ruf in den Ohren, obwohl niemand Gelegenheit gehabt hatte, ihn hinaus­zusingen, als Peter ins Meer fiel; alle Freude darüber, daß man sich nach jahrelanger Abwesenheit wieder der Heimat näherte, war vom Schiff gewichen. Die einzelnen knappen Befehle flangen schneidend in die Stummheit an Bord; wir vermieden es, einander in die Augen zu sehen, um uns nicht auf den gleichen triſten Gedanken an den Kameraden zu er­tappen. Kein Mann auf dem Schiff war so beliebt wie Peter, er war im Grunde die Seele an Bord. Es war eine traurige Fahrt.

Und dann- als wir nach Verlauf von zwei langen Tagen und Nächten in den Hamburger Hafen einglitten, die Flagge auf Halbmast, aufgetafelt zu allem möglichen Umstandskrom und Seeverhör, so recht in Reichenbegängnislaune, stand Peter am ersten Schleusentor und schwenkte einen alten Dedel von Hut. Der Kapitän fluchte verbissen von der Brücke aus und reďkte den Hals. Wir glaubten ja, Gespenster zu sehen und machten alle ein mehr oder weniger blödes Gesicht. Doch für Peter muß die Situation gottlos komisch gewesen sein, er mußte sich um einen Teiphal legen, um vor Lachen nicht um­zukommen.

Das Ganze war so weit sehr natürlich zugegangen. Als er eine Weile vergeblich gebellt hatte, streifte er das Wams ab und fing an zu schwimmen, hauptsächlich, um sich die Zeit zu vertreiben. Ein paar Stunden hantierte er so umher, bis er sich so allmählich darauf vorbereitete, Feierabend zu machen. Er war ein tüchtiger Schwimmer und spürte an und für sich feine Müdigkeit; doch als er plößlich die Lichtvision erblickte. die sich jedem Ertrinkenden zeigt, da wußte er, was die Glocke geschlagen hatte. Und doch war's diesmal nicht wahr; demt was er jah, war der flotte Passagierdampfer von Dover nach Calais , mit Feuer aus allen Ochsenaugen. Der Dampfer fischte ihn an Bord- und dann war es ja eine Kleinigkeit, mit dem Zug nach Hamburg zu fahren.

Leider hatte er noch mehr fertig gebracht das Geld. hatte er vermöbelt, auf Heller und Pfennig. Wie, lohnte fich nicht zu untersuchen. In Hamburg wurde er abgemustert, und mit dem Rest der Heuer kami er heil nach Hause.

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Die Familie nahm ihn gut auf, und er war entzückt da von, wieder in ihrem Schoße zu weilen er sprach eifrig davon, sich daheim niederlassen zu wollen. Aber da es ihm auch diesmal nicht gelungen war, sein Glücksgeld unversehrt heimzubringen, so konnte es ihm niemand verdenken, daß er nach kurzer Zeit unruhig zu werden anfing und eines schönen Tages feine Sachen vackte, un noch einmal auf die Suche zu gehen. ( Verdeutscht von Hermann Kin.)