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Nr. 247.- 1914.
Unterhaltungsblatt des Vorwärts Sonnabend, 5. Dezember.
Die Entwickelung des Festungsbaues.
Beton und Panzer.
Eine der ersten und größten Ueberraschungen des gegenwärtigen Eine der ersten und größten Ueberraschungen des gegenwärtigen Krieges war die geringe Widerstandsfähigkeit der belgiſchen und französischen Festungen gegenüber der Wirkung der schweren deut schen Artillerie. Unsere Feinde hatten geglaubt, ihre Panzerforts mit den viele Meter dicken Betonmauern jeien schlechthin uneinnehmbar. Sie wären es freilich auch wohl gewesen, hätte unsere Belagerungsartillerie nicht mehr geleistet, als die Franzosen vermuteten. Aber sie lernten in unseren schweren Mörsern und Haubißen Waffen kennen, deren Zerstörungskraft die schlimmsten Erwartungen noch übertraf, wie auch die österreichischen Motor. batterien fich als eine furchtbare Waffe im Festungstriege erwiesen haben. Auf der anderen Seite dagegen war es den Russen nicht möglich, der Festung Przemysl irgendwie beizukommen, da es ihnen an der schweren Artillerie fehlt, mit der allein gegen moderne Festungswerte etwas auszurichten ist.
Neben den Panzertürmen spielt im heutigen Festungsbau die Hauptrolle der Beton. Seine Anwendung ist, wie man weiß, noch berhältnismäßig jungen Datums; freilich hat er Vorläufer schon im Altertum gehabt. In einem sehr lehrreichen Auffah über die Bedeutung von Beton im Festungsbau, den Moris Opel- Berlin in der„ Lauwelt" veröffentlicht, ist darauf hingewiesen, daß schon Vitruvius , der römische Kriegsingenieur unter Cäsar und Auguſtus, nach seinen eigenen Schilderungen bei Wafferbauten Bozzulanerde in Verbindung mit Kalt und Bruchsteinen verwendet hat. Im 15. Jahrhundert sind, wie uns aus den Schriften von Lionardo da Binci bekannt ist, ebenfalls schon Betonblöde benutzt worden. Im Jahre 1833 benutte der Ingenieur Peirel bei den Hafenbauten von Algier gewaltige, mehr als 10 Stubikmeter große Betonblöde und schuf hiermit den Thp der späteren Hafenanlagen. Als erster Ver werter der Idee des Eisenbetons erwarb 1855 der Ingenieur Lambot ein franzöſiſches Patent auf Schiffsflanten aus Žementmörtel mit Eiseneinlage. Bahnbrechend auf dem Gebiet des Betonbaues aber virkte der Gärtner José Monier, der am 10. Juli 1867 in Paris ein französisches Patent auf die Herstellung von Blumenkübeln aus Zementmörtel, in die ein Eisenneb eingebettet war, erhielt. Für Deutschland erwarb das Monier- Patent Gustav Adolf Wayß , der in Berlin eingehende Versuche unternahm, die zum ersten Male den wahren Konstruktionsgedanken der Eisenbetonweise erkennen ließen, und die Wahß im Jahre 1887 näher beschrieben hat. Damals war der Gedante des Betonbaues soweit praktisch erprobt, daß der Beton als Ersatz des Mauerwerks gelten konnte, und zu jener Zeit jezte auch bereits die Verwendung des Betons im Festungsbau ein. Man war jedoch damals noch nicht auf der Höhe der heutigen Zechnik angelangt; denn erst im Jahre 1892 gelang es dem Steinmez François Hennebique , den Betonbau unter dem Namen„ Béton mes François Hennebique , den Betonbau unter dem Namen„ Béton armé " dadurch zu vervollkommnen, daß er die Eiseneinlagen an den Stellen anbrachte, wo die Zugspannung am größten war, so daß der Beton, seiner Natur entsprechend, nur auf Druck, das Eisen dagegen vornehmlich auf Zug in Anspruch genommen wurde. Im Jahre 1893, also vor kaum zwanzig Jahren, baute Karl von Leib brand als erste große Eisenbetonbrücke die Donaubrüde bei Munderfingen mit fünfzig Meter Spannweite.
Die mit dem Beginn des gegenwärtigen Weltkrieges begonnene neueste Periode zeigt uns jedoch, daß auf dem Gebiet des Festungsbaus wiederum eine Krise eingesetzt hat. Gelang es uns doch, eine der größten und stärksten Festungen der Welt, das für uneinnehmbar gehaltene Antwerpen, in elf Tagen zur Uebergabe zu zwingen. Das ist sicher der beste Beweis für die abermals eingetretene Entwertung der Festung.
digen Werke. Die Festung schien entwertet. Da waren es Männer reisenden, darunter leicht verwundete Kavallerieoffiziere aus guten von hoher Einsicht und Tatkraft, wie Brialmont, die sofort den Regimentern, aus, daß das Unglück Frankreichs in der Korruption samals in seinem ersten Anfangsstadium stehenden Betonbau neben liege. Der Wunsch, auch mal ein wenig mit zu regieven und sich der Verwendung des Panzers einführten. Durch diese Betonbau- dabei in der meist nur furzen Spanne Zeit die nötigen Renten" weise, verbunden mit der Anwendung von Panzern, Verringerung zu sichern, sei der Grund alles Uebels. Unumwunden gesteht das der Ziele, Ausnutzung des Geländes, Verwendung großer Artillerie- französische Volk zu, daß die phänomenale Ordnung in Deutschmassen, Trennung der Nah- und Fernverteidigung und durch weitest- land und die großartige Kriegsbereitschaft die Bewunderung der gehende Ausnutzung der heutigen Technik gelang es, gegenüber den ganzen Welt verdiene; aber an einen Frieden denkt noch niemand. Verteidigung und Angriff herzustellen. Diese Periode umschließt gekämpft werden, und man rechnet dabei hauptsächlich auf die die Jahre von 1887 bis 1914. Hilfe Rußlands . Im ganzen Lande herrscht Ruhe, Ernst, Einigkeit und Zuversicht, aber von einem Triumphe à Berlin " spricht niemand mehr, den will man den Ruſſen überlassen und sich damit begnügen, bis zum Rhein zu gehen, um dann mit den Verbündeten den Frieden zu diktieren, in dem Frankreich sich mit Elſaz- Loth ringen , dem Kongo - Zipfel und einer großen Kriegsentschädigung begnügen" werde. Den Hauptvorteil würden natürlich die Engländer haben, und Frankreich hätte dann später unter Englands Weltherrschaft zu leiden, das sei aber nicht zu ändern. Wenn man das gutmütige, leichtgläubige Volt darauf aufmerksam macht, daß der Krieg sich jetzt nur auf französischem Gebiet abspielt, dann geht wohl ein kurzes, ernſtes Nachdenken über ihre so beweglichen Mienen, aber sie finden sich einstweilen noch leicht damit ab. In einigen Wochen, meinen sie, werde sich die Lage völlig geändert haben; dann werde der Vormarsch zum Rhein erfolgen, gleichzeitig mit der Ankunft der Russen in Berlin !... Armes, irregeführtes Volt, wie rasch dürfte sich das Vertrauen wieder in Angst und Banit verwandeln, wie zu Anfang September, als man in Paris für die Fahrt im Auto nach dem Süden 2500 Fr. und mehr bezahlte, also 4 bis 5 Fr. für das Kilometer!
3u Kriegsbefestigungen benutzte man den Beton zuerst bei dem Bau der Küstenforts in Kopenhagen in den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts, und zwar nicht nur zur Gründung auf dem Meeresboden, sondern nach einer Probebeschießung im Jahre 1861 auch zur Herstellung der ganzen Bauwerke. Unabhängig und ohne Kenntnis von diesen Vorgängen wurden in Preußen, und zwar zu Erfurt , in den sechziger Jahren die ersten Versuche gemacht, der sostenersparnis halber jedoch mit einem minderwertigen Zement, das zur Folge hatte, daß die aus ihm hergestellten größeren Bauten wie Warenhäuser usw., natürlich den schärfsten Anforderungen nicht genügten. Die großartigste Anwendung von Beton machte zuerst ber belgische General Brialmont bei den Befestigungen Namur und Lüttich , und der Däne Sommerfeldt bei den recht umfangreichen Bauten der Kopenhagener Land- und Seebefestigungen. Der Beton, der sich in seiner felsenfesten Homogenität nächst dem Panzer als einziges, den bisherigen Granaten widerstehendes Material erwiesen hat, ist seit jener Zeit der wichtigste Laustoff für Hochbauten in Festungen. Er besteht aus einem innigen Gemisch von Zement, Sand und Steinbrocken( am besten Granit), das in frischem, angefeuchtetem Zustande zur Formung des ganzen Hohlbaues vom Fundament bis zur Decke entweder allein oder als Ummantelung von Panzern benutzt wird. Der Innenraum wird bei alleiniger Anwendung von Beton durch Holzverschalung begrenzt; dann wird der Beton lagenweise angeschüttet und festgestampft. Da die Masse sehr schnell abbindet und erhärtet, muß möglichst ohne Unterbrechung angeschüttet werden, damit die einzelnen Lagen zusammen binden. Das Einlegen von Eisengerippen in die Betonmasse für die dem Geschüßfeuer ausgesetzten Festungsbauten, also die Anwendung von Eisenbeton, ist früher beanstandet worden, wird jedoch jezt im Festungsbau bevorzugt, da man in neuerer Zeit hierfür ein zwedwandung oder Decke sein muß, um den bisher verwendeten Gemäßiges Herstellungsverfahren gefunden hat. Wie stark eine Betonschossen widerstehen zu können, hat der russische Oberstleutnant von Schwarz nach seinen Erfahrungen bei der Belagerung von Port Arthur berichtet. Eine vollkommene Sicherheit gegen die Wirkung der damals schwersten Granaten bot der Beton erst bei einer Stärke von 2,75 Meter. Für Eisenbeton ermäßigt sich diese Stärke etivas. Wie stark muß jedoch eine Betonwandung sein, um vor unseren Die Festungsbaukunft der Neuzeit zerfällt in verschiedene Zeit- 42-3entimeter- Geschossen Schutz zu gewähren? Wir wissen bisher Die Festungsbaukunft der Neuzeit zerfällt in verschiedene Zeit- nur, daß selbst die stärksten Festungen unserer Zeit, wie Lüttich , abschnitte, in denen einmal die Verteidigung, dann wieder der An- Namur und Antwerpen , diesen mörderischen Geschossen nicht gegriff im Festungstriege überlegen ist. Nach vorherigem öfterem wachsen waren. Es bleibt abzuwarten, ob auch diese Strise des Kriſe Wechsel hatte bis zum Jahre 1860 infolge der Einführung der ge- Festungsbaus überwunden wird, und ob eines Tages Werke errichtet zogenen Kanonen der Angriff die Vorhand vor der Verteidigung. werden, die auch unseren jezigen Geschossen standhalten. Ob dann Diesem Mangel juchte man in den Jahren von 1860 bis 1883 durch der Beton noch die erste Rolle spielen wird, ist freilich eine andere Front tommen und den„ Boches invincibles"( verhöhnende Bezeich
Erhöhung der Erd- und Mauerstärken, Deckung des Mauerwerks usw. abzuhelfen. Es gelang das so gut, daß die Verteidigung dem Angriffe, der inzwischen nur geringe Fortschritte machte, gleichwertig, wenn nicht überlegen wurde. Eine neue Periode brach in der Zeit von 1883 bis 1887 an, eine Zeit, die eine Krise im Festungsbau brachte. Die Verteidigung hatte während dieser Jahre keine Fortschritte gemacht; um so größere hatte dagegen der Angriff zu verzeichnen. Es war die Periode, in der die Brisanzgeschosse und Schrapnells entstanden, und in der der Mörser zu einem der gefürchtetsten Belagerungsgeschüße wurde. Hinzu kamen die verhält nismäßig großen Schußweiten mit unverminderter Treffsicherheit, die Beweglichkeit der schweren Artillerie und die Verbesserung des Transportwesens. Das Innere der Werke wurde durch die Wir fung der Steilgeschüße ungangbar gemacht, ja zerstört, ihre Sturmsicherheit wurde binnen kurzer Frist aufgehoben. Die Ingenieuroffiziere und Artilleristen, besonders in Frankreich , das turz zuvor an der Ostgrenze seine Riejentette von Festungen vollendet hatte, varen ratlos und bestürzt. Ueberall begann ein Sturmlauf gegen die seit dem unglücklichen Kriege mit hohen Kosten erbauten stän.
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Frage.
Reiseeindrücke aus Frankreich .
Aus der Schweiz schreibt man der Köln . Ztg.":
Der Eintritt in Frankreich mit ordnungsgemäßem Paß bot mir Ende Oktober nicht die geringste Schwierigkeit; dafür ließen aber die Bahnverbindungen manches zu wünschen übrig. Auf den Hauptstreden hat man zwar wieder Expreßzüge eingerichtet, mit 35 bis 40 Kilometer Stundengeschwindigkeit. Auf einzelnen Linien von Paris aus fahren jogar wieder Speisewagen; tommt man aber von den in Paris mündenden Linien ab, so fühlt man sich um 30 Jahre zurüdversetzt.
Mitteiljam, wie nun mal die Franzosen sind, kommt man bald in die lebhafteste Unterhaltung, die sich natürlich um den Krieg dreht. Ein jeder beteuert, daß Frankreich den Krieg nicht gewollt habe und führt als Beweis dafür an, daß man durchaus nicht friegsbereit gewesen sei. Ganz unumwunden sprechen die Mit. Zigarre. Sein Gesicht war nun dunkelrot, und er atmete schneller. Hin ist hin... Wer fann's ändern?
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Von dem ausgestorbenen Paris ist nichts zu berichten; dunkel, langweilig und öde liegt die Lichtstadt da, von den besseren und wohlhabenden Familien seit 2 Monaten verlassen. Lyon , die große, reiche Industriestadt, macht gleichfalls einen traurigen Eindrud, da Handel und Industrie stocken und die wehrbaren Männer zu den Waffen gerufen sind; auf den schönen Promenaden und lägen sonnen sich viele verwundete Soldaten in den sanften Strahlen einer schönen Oktobersonne. Es fiel mir besonders auf, wieviel Bein- und besonders Armschüsse die Verwundeten haben. Die Wunden der deutchen Infanteriegeschosse sollen aber infolge des Nickelmantels sehr rasch und glatt heilen. Marseille , die größte französische Hafenstadt mit dem riesigen Levanteverkehr, bietet ein besonders buntes, interessantes Bild; Truppen in den ebenso unpraktischen wie malerischen Trachten der Kolonialarmee sowie indische Truppen durchziehen die Stadt, gefolgt von ihrem eigen. artigen Troß fleinen Holzkarren mit hohen Rädern, mit Maultieren bespannt. Mit Bedauern und der Vorsicht wegen habe ich darauf verzichtet, diese wundervollen Bilder auf meinem Sodak traler alles vermeiden muß, was zu Konflikten führen kann. Meine zu fesseln; die Spionenfurcht ist aber so groß, daß selbst ein NeuReise führte mich dann über Tarascon , wo noch die vorsintflutliche Einrichtung besteht, daß in dem in Kreuzform angelegten Bahnhof die Eisenbahnlinien eine Niveaukreuzung haben in entfehlich langsamer Fahrt nach Cette. Auch dort wiederum das gleiche bunte Bild der Kolonialtruppen, teilweise noch in leinenen Bluderhosen, teilweise sehr schöne Männer, mit Gesichtsfarben vom matten Hell bis zum tiefen Schwarz, bewundert und angestaunt von all ben jezt verlassenen, heißblütigen Südfranzösinnen, und mancher kleine Roman dürfte sich da angesponnen haben. Im süßen Nichtstun, Zigaretten rauchend, warteten diese Truppen auf ihre Marschorder, ohne zu ahnen, welch schreckliche Tage sie erwarten, wenn sie zur nung der Deutschen ) gegenübertreten müssen.
Traurige Geschäfte( überall weder Stauflust noch Geld!) ließen mich me e Schritte bald nach Bordeaux , der jezigen Hauptstadt, lenten. Welch ein Leben in den Straßen, auf den schönen Plägen, in den Restaurants und Hotels! Die Preise in den Hotels sind um etiva 200 Proz. gestiegen, und man muß noch froh sein, in einem halbwegs anständigen Hotel ein nach unseren Begriffen recht mäßig eingerichtetes Zimmer, mit allerdings vorzüglichem Bett, zu etwa 15 Fr. zu bekommen. Um 10 Uhr abends werden alle Restaurants und Cafés geschlossen; aber bis dahin entwickelt sich überall ein ganz ungewohntes Leben; ich habe diese sonst so vornehm ruhige und elegante Stadt kaum wiedererkannt. Requirierte Autos, von mobilisierten Führern gelentt, rasen hin und her, und diese teilweise sehr schönen Limousinen, in denen im Frieden die eleganten Damen der guten Welt ihre nie endenden Besuche der Empfangs tage machten, bergen jezt Minister und deren Divektoren, Offiziere, Beamte und Damen der Welt, in der man sich amüsiert,
Der Handel von Bordeaug scheint unter dem Kriege besonders stark gelitten zu haben, und der schöne große Hafen macht einen traurigen verlassenen Gindrud. Interessant war nur die Aus
Ihre Zigarre ist gut," sagte Bredenbrücker, aber sie macht Durst." Er lachte.„ Wissen Sie was?" Sie gefallen
Maschinist Bredenbrückers Heimkehr. und fügte jäh hinzu:„ Geben Sie mal Ihre beiden Hände mir. Lassen Sie uns schnell ein Glas Bier miteinander
So," jagte der Herr, der dem Maschinisten Bredenbrücker im Zuge gegenüber saß, und hielt ihm die Zigarrentasche hin, Sie fahren also nun heim?"
her."
Der andere reichte sie ihm zögernd und neugierig. Bredenbrücker pacte sie mit der Rechten: So nun machen Sie sich los!"
Der Herr versuchte es. Vergebens.
Seh'n Sie!" Der Maschinist ließ ihn triumphierend Ja... Danfe..." Bredenbrüder sprach zögernd und Danke..." betrachtete die Zigarre in seiner Hand.„ Gewissermaßen. frei. Ich hab' in der einen Hand mehr Kraft als Sie Ich bin da eigentlich nicht zu Hause. Meine Eltern find tot. in beiden." Schon lange. Aber...
Yegen.
"
..Es wartet etwas Liebes, nicht wahr?" Maschinist Bredenbrüder errötete leicht, lächelte ver,, Na, ich will nicht indiskret sein. Fräulein Braut wird sich natürlich sehr freuen, kann ich mir denken. Sie zuden die Achseln? Nanu?!... Aber warum zünden Sie den Glimmstengel nicht an? Stein Feuer?... Ah, Verzeihung!" Er starrte einen Moment mit großen, schrechaften Augen auf den linken Arm des Maschinisten, den dieser halb abgewendet in der Ede hielt, und zog init nervöser Eile das Lehnte sich dann zurück und versuchte, seine
Feuerzeug.
Ja, ja, gewiß. Aber-"
" Gar fein Aber!" Bredenbrüder erregte sich. Kraft ist doch die Hauptsache! Wenn es darauf anfäme, schlüg' ich Sie mit meiner einen Faust nieder, trotzdem Sie zwei haben. Entschuldigen Sie," er strich sich mit der bebenden Rechten verlegen über's Haar.„ Ich bin sonst gar kein Raufbold."
trinken."
,, Gern, wenn ich bezahlen darf."
Nein!" Der Maschinist hatte schon die Hand am Riegel der Tür, zog eigensinnig die Stirn in Falten und schob die Hand des anderen, der ihm helfen wollte, zurück. Lassen Sie mich alles tun. Ich will Ihnen zeigen, wie überflüssig eigentlich die linke Hand ist."
Er faßte den feststehenden Griff und sprang leicht aus dem Wagen. Dann gingen sie in den Wartesaal und führten ihr Vorhaben aus. Bredenbrücker holte mit einem Anflug selbstgefälligen Lächelns sein Portemonnaie aus der Tasche, öffnete und schloß es geschickt mit einer Hand und zahlte. Als sie wieder im Zuge saßen, blickte er sein Gegenüber triumphierend an:„ Na?"
" Ja, das ging ja wirklich ganz famos! Sie haben schont eine" tüchtige Uebung, wie es scheint."
" Ich denke an nichts anderes. Schon im Lazarett habe ich sie den ganzen Tag bewegt. So." Er ließ die sand im Gelenk rollen. Sie machen mir das nicht nach."
" Nein, nein." Der andere lachte und sagte entgegen kommend: Sie haben ja nicht so unrecht. Sehen Sie, da ist ein Onkel von mir. Der kriegte bei Gravelotte eine Kugel in die rechte Schulter. Sie steckt heute noch drin, wandert Der Herr versuchte es.„ Nein, Sie sind entschieden umber, sitzt bald hier, bald da. Es macht ihm nichts. Allerdings, der Arm, die Hand sind gelähmt, absolut nicht zu flinker." Er war so eine Art Sekretär, mein Onkel. Ja. Sie muß nun natürlich nicht nur start, sondern gebrauchen. Irgendwas mit viel Schreiberei. Heute ist er pensioniert. auch geschickt werden für zwei. So, daß man die andere gar Aber damals hat er seinen Beruf wieder aufgenommen. Un- nicht vermißt. Ausdauer, Ausdauer!" Er paffte heftig und möglich, meint mancher. Nein, er schreibt einfach mit der sah eine Weile starr in die Luft.„ Der Mensch kann alles! linken Hand. Ja, im Anfange ging's schwer selbstver- Alles! Bloß wollen muß er. Ganz fest wollen! Und ich Die linke Sand ständlich. Aber Uebung macht den Meister wirklich! Und will! Weil ich das mal vergessen will, verstehen bald schrieb er wunderschön, ohne Anstrengung. Noch heute: Sie? Das ganze Malheur. Will so weit kommen, daß ich wie gestochen!"
Ueberraschung zu meistern. ,, Verdammt noch mal!" sagte er mit einem tiefen Atemzuge, wo haben Sie das geholt?!" Gelassen, wollen Sie jagen." Bredenbrüder gab sich Mühe, faltblütig zu sprechen, aber das Rot auf seinen Wan gen vertiefte sich. Er bewegte den Armſtumpf in dem Aermel des blauen Jacketts wie zu einer Geste. ist weg, ja. Bis zum Gelenf. Wo sie geblieben ist, weiß ich nicht. Vielleicht nach England geschwommen. Es kommt ja jetzt allerlei abhanden. Meine Maschine friegte' nen Torpedo, und es ist merkwürdig genug, daß es nur die Hand und nicht den Stopf gekostet hat."
Verflucht!... Wie war Ihnen da zu Mute, als das Ding antam?"
" Zu Mute?" Bredenbrücker lächelte, und seine blauen Augen saben erstaunt auf ihr Gegenüber. Gar nicht war mir zu Mute. Ich hörte es krachen, weiter nichts. Als ich wieder zu mir fam, hatte mich ein Kreuzer aus der See gefischt und die Hand vergessen."
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Daß Sie darüber noch scherzen tönnen alle Achtung!" Der Maschinist zuckte die Achseln und zog heftig an der
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„ Na also!" Bredenbrücker lachte fröhlich und streifte mit einer flotten Bewegung des kleinen Fingers die Asche von der Zigarre.st ja alles nicht so schlimm. Nur nicht verblüffen lassen! Da war's sogar die rechte Hand. Bei mir ist's die linke. Die braucht man ja überhaupt nur aus Angewohnheit!" Der Reisende wollte etwas entgegnen, befann sich schnell und sagte:„ Ja, da sind Sie freilich viel, viel besser daran."
„ Sm
Biel besser!" Bredenbrücker nickte überzeugt. Der Zug lief in eine Station ein.„ Fünf Minuten Aufenthalt!" rief der Schaffner.
überhaupt nichts mehr davon weiß." Er schleuderte mit einer heftigen Bewegung die Asche von der Zigarre. Zwang sich dann mit einem Rud zur Ruhe, beugte sich etwas vor und sagte mit gedämpfter Stimme:„ Es ist schrecklich, immer ., immerzu., immerzu.. Man daran zu denken wird rein dumm davon Und noch schrecklicher ist das verdammte Mitleid, das man in allen, allen Augen sieht, Man wenn es auch nicht immer ausgesprochen wird... spirt es, fühlt es überall, überall... Ja, Sie haben es auch. Sie wollen es verbergen, aber ich merke es doch!" Der andere machte ein verlegenes, halb schuldbewußtes Gesicht und bewegte ratlos die Hände. ( Forts. folgt.)