Ur. 251.- 1914.
Unterhaltungsblatt des Vorwärts Jouerstag, 10. Deygember.
Zu Anzengrubers Gedächtnis.
Geb. 29. November 1839 Gest. 10. Dezember 1889. Ein Fünfundfiebzigjähriger wäre Ludwig Anzengruber heute, ein Mitlebender noch fönnte er sein, aber feinem Kämpferleben war früh ein Ende gefeßt: ein Vierteljahrhundert schon ist dieser prächtige Mensch und Dichter tot. Bon ihm darf es beißen: er starb jung. Er starb eigentlich vor der Zeit, die sein Schaffen recht erkannte und Lohnen mochte. Er hatte wohl manchen Jubel eingebeimst im Theater, aber der Beifall verrauschte schnell, und die Menge ließ den Dichter barben. Er war noch angewiefen auf die Generation, fagen wir beffer: er war ausgeliefert der Generation, gegen deren gebietende, bedrückende Kulturlosigkeit sich in den achtziger Jahren der Sturm und Drang der jungen, neuen Generation erhob. Was Anzengruber als Voltsdramatiker bedeutet hat und noch bedeutet, soll heute im Lärm des Krieges- nicht erörtert werden. Sein Bert ist zum guten Teil Wolfseigentum geworden. Seine Dramen, die im allerbesten Sinn Tendenzwerke und Befreiungsmittel find, haben heute nicht zum wenigsten dank der Voltsbühnenarbeit längst den Weg zum Bolle gefunden. Und sie werden aufs neue wirfen, wenn die Menschheit wieder den Weg zu ihrer Kulturarbeit gefunden hat. Aber wenn im Schlachtengetümmel die Mufen zum Schweigen verurteilt sind, fo foll doch am heutigen Tage an die sozialen Gedanken Anzengrubers erinnert werden.
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allmal die rechte Mischung zwischen Herzload und Herzens- veranlaßten 1841 Alexander Beholdt zu dem folgenden Experiment: freud' wie magst denn a fo viel Mühjal auf ein Fled' jamm- Er fonstruierte fest verschließbare Büchsen, in die frisches Holz ges trag'n?!" Und er schaut, wie's einmal sein wird: Js die ganze füllt wurde, und setzte sie dem Feuer aus. Bei Deffnung ber Welt wie verändert g'wesen; alles, was man denken und sinnen Büchsen fand sich darin eine wie Steinkohle aussehende Masse. fann, das nur möglich ist, es rührt der Mensch nit selber mit seine Bergius bemerkt mit Recht, daß das Produkt Pezoldts feine Händ' dran, das haben Maschinen gefchaffen, und an den Maschinen Roble gewesen sei. Bei der großen Size wird sich das Holz, wie find sie g'standen die neuchen Zeut', unverfrüppelt, unverfümmert, dies bei der Deftillation geschieht, unbedingt in Solatohle und Teer schön, groß, start, und hat ihnen die Gesundheit und die' icheiterfest haben. Was Pezoldt darstellte, war also nichts als eint beit aus dö Augen g'leucht', ist jeder wie ein König an der Maschin' Gemisch diefer beiden Bestandteile. Lenken wir deshalb unsere Aufgestanden, die er gemeistert hat bis aufs legte Radl. mertfamfeit auf eine andere Mitteilung Pezoldis. Und über die Welt war ein großer Arbeitstag mit lauter saub're Ginst sollten mit einer Dampframme Solapfähle in den Unterluftige Arbeitsleut'!" grund getrieben werden und sie schienen auch den Stößen zu weichen. er Anzengruber, diesen ernsten fozialen Kritiker und froh- Es ergab sich jedoch, daß sie auf hartes Gestein geraten waren und schauenden Propheten am Ausgang der achtziger Jahre las, der sich nur oberhalb des Eisenschuhes, der ihre Spize umgab, geftaucht nahm ihn, wenn der politische Kampf ihn auf die Seite der mächtig batten. Als nun das Innere der Pfähle an den geftauchten Stellen wachsenden Sozialdemokratie trieb, wie einen Bundesgenossen. Der unterfucht wurde, fand sich, daß im Zentrum ein wie Anthrazit ausKampf um Menschlichkeit wird ihn immer so empfinden. Das ist fehendes Material entstanden war, weiter außen ein mehr braunauch heute noch so. Mögen ihn auch mit dem Sozialismus nicht fohliges und schließlich zu äußerst nur ein angebranntes bis gelbParteibande verbinden, seine Dichtung ist Volksdichtung im edelsten liches Holz. Sicherlich ist unter diesen Produkten zum mindesten Sinne, Dichtung der Arbeiterklasse geradezu, die Bühneniverke fowohl eines gewesen, das gewissen Kohlen sehr nahe stand, und man muß als die vielen fleineren Erzählungen und vor allem die beiben großen nur bedauern, daß Bezoldt seiner Beschreibung dieser Produkte nur Romane, Der Schandfled" und„ Der Sternsteinhof". Manches wird ganz mangelhafte chemiiche Tatfachen beigegeben hat. Jedenfalls heute durch die wohlfeilen Wolfsbüchereien in immer neue Kreise gezeigt diese Beobachtung Pezoldts, daß es keineswegs fern liegt, den tragen, aber auch die umfang eichsten Werke, die im Cottaschen Ver- Prozeß der Kohlebildung im Laboratorinm nachahmen zu wollen. lage in Stuttgart erschienen find, sind nicht eigentlich fostspielig. In Das Verdienst von Bergius ist nnn, einmal unter genau be fünf Jahren werden sie für den Abdruck frei fein, gleichzeitig mit den Werken Gottfried Kellers , und damit wird für den Kampf um die Verbreitung guten Lesestoffs in den Massen des Volkes eine wichtige und goldene Zeit anbrechen.
Künstliche Kohle.
fannten Bedingungen fünstliche Kohle hergestellt zu haben. So ist der chemische Prozeß der Kohlewerdung definitiv in ein flares Licht gerückt worden. Endgültig wird man jest aufhören, fabelhaften Druck und folossale Hige für unbedingt notwendige Faktoren zu balten; man wird in Geologenfreisen nun einen großen Schritt den Gedanken näher kommen, daß schon bei normalem Drud und bei normaler Temperatur Kohle werden fann, wenn nur das Pflanzenmaterial hinreichend vom Sauerstoff der Luft abgeschlossen ist, um nicht zu verwesen, das heißt, spurlos zu verschwinden".. Da das Pflanzenmaterial nicht haltbar" ist, fällt es dem Selbstzersetzungsprozeß anheim. Es wird freiwillig zur Stohle. Große Hige und großer Drud beschleunigen diefen Prozeß nur, find aber nicht einmal nötig, um ihn einzuleiten, was ja die Torfbildung deutlich zeigt. Als maßgebender Faktor ist also einzig und allein die Tendenz fast aller toten Pflanzensubstanz zu betrachten, von selbst
Bergius fegte das pflanzliche Material Temperaturen aus, von
Anzengruber stand den Gegenfäzen in der Bürgerlichen Gesell fchaft wach Auge in Auge gegenüber, aber er fand fein Mittel, die Widersprüche zu erklären, fab feinen Weg, sie zu lösen. Und doch, er blieb gläubig. Er fah das Jahrhundert in raftlos schaffender Bewegung, und was er fab, das nährte feinen Glauben, daß auch die Kultur der Menschlichkeit zulegt ihren Ertrag finden werde. Unter den literarischen Plänen, die der Tod nicht zu Ende fommen Vor einiger Zeit ging die Nachricht durch die Breffe, daß es ließ, war der einer Veröffentlichung von Briefen eines Un- einem Chemiker gelungen sei, fünstliche Sohle herzustellen. berufenen über Vielberufenes". Anton Bettelheim , der des Dichters Wir wissen alle, daß die Koblenborrate, die die Rinde unferer Biographie geschrieben hat( Berlin , Ernst Hofmann u. So. 1908), Erde birgt, nicht ewig reichen werden. Man pflegt anzunehmen, fagt vom Inhalt diefer Briefe, die sich auch mit dem Spiritismus daß Deutschlands Kohlenschäze höchstens noch für einige Jahrhunderte auseinanderfesten: Bet feinem großen Interesse für natur vorhalten dürften. Aber unsere Technik, die doch letzten Endes toiffenfchaftliche Brobleme lag es ihm fern, vorichnell über so einzig und allein auf der Kohle beruht, macht täglich Fortschritte! dunkel und geheimnisvoll auftauchende Erscheinungen abzusprechen. Täglich steigert sich der Verbrauch jenes wertvollen schwarzen zu zerfallen. Bu guter Lezt lehnte er jedoch alle diefe finnlich überfinnlichen Materials, das einst aus vorweltlichen Pflanzen, aus ges Erscheinungen entschieden ab als Gaufeleien der von ihm fogenannten waltigen Sumpfflachmooren mit einer Langiamkeit entstanden denen er annehmen durfte, daß sie noch feinen Destillationsprozeß hirnlosen Geifter". Defto herzlicher vertraute er den Fortschritten ist, die in gar feinem Verhältnis zu der Geschwindigkeit bedingen, sondern nur den erwähnten felbständigen Zerfall be des Erfindergeistes als des berufenen kommenden Retters aus der steht, mit der wir die durch die Pflanze in der Kohle gespeicherte schleunigen. Er erhielt poröse Materialien, deren Zusammenſegung Unnatur der heutigen wirtschaftlichen Schäden. Ein Elektroskop, den wertvolle Sonnenwärme nun wieder verbrauchen. Und mögen nun der der Fettkohlen glich. Um den so gewonnenen Produkten den beFernblider, prophezeite er seit Jahren. Er hielt es nur für eine auch in China noch ganz gewaltige unangetastete Koblenlager vor- tannten Glanz der Kohlen zu verleihen, fette er fie hohen Druden Frage der Zeit, daß man Bilder werde telegraphieren können. Das handen sein, gerade weil wir uns von Tag zu Tag verwöhnen aus. Sierbei ergab sich, daß auch der Druck den Stoffzerfall beProblem der Luftschiffahrt erklärte er nur insolange für unlösbar, wir nennen es ftulturfortschritt- weil wir uns von der in der schleunigt. ale man mit Ballon und Korb arbeite, denn zwei Stücke lassen sich Sohle gespeicherten Straft täglich abhängiger machen und immer nicht gleichzeitig steuern; die rechte Hilfe versprach er sich also von mehr Stohlen verbrauchen, gerade deshalb erscheint es verständlich, der Rückkehr zur Konstruktion von Flügeln. Eine Alchemie, als wenn wir mit immer wachsender Aufmerksamkeit auf Nachrichten die Möglichkeit zur Erzeugung von Metallen erschien ihm stets bliden, wie sie z. B. jest wieder die von der künstlichen Herstellung glaubwürdig. Er zweifelte nicht an der Zukunft der Farbenphoto- der Kohle ist. graphie. Er plante eine neuartige Segmaschine. Er horchte auf bei jeder neuen Botschaft aus den Laboratorien von Basteur und Koch. Er erwartete dauernde Verbesserung des Lofes der Maffen durch die Segnungen neuer technischer und physikalischer Funde. Und nun schaue man auf die ernsthafte G'schicht von der Maschin", die wieder der Steinklopferhans erzählt, der einmal folch ein Ding zusammengehauen hat, das ihm nun nachts in einem Hohlweg erscheint:
" Ich schau, da fommen f' daher in ein' langen Zug, ArbeitsTeut' aller Art, alle verkrüppelt, bresthaft oder vorzeitig alt und ausgemergelt durch' n strengen Erwerb, durch die ungefunde Hantierung, durch Trübsal um ihre alten Täg'- und wie ich so in der Rund schau', ieh ich die anderen, die noch geschaffen haben, sich herunterradern wie die Viecher mit der schweren Arbeit, fich's Blut vergiften mit Staub und io Farb', und andere Bazerei'n und wieder völlig a'iamm'schrumpfen auf ein' Fled, von dem f' die Sorg' ums Brot nit wegiast, nit a wengerl in die frei Luft, faum im Jahr amal'. Wie ich so das Elend da vor meiner fieb, fchlag' ich die Händ' samm' und sag': Himmlischer Vater! Du triffst doch
Links und rechts vom Suezkanal.
Von Adolf Köster.
Es ist ein Jahr heute her, niemand dachte an Krieg, wir saßen Engländer und Deutsche durcheinander auf dem Ded unseres Ostafritadampfers und plauderten von den Herrlichkeiten, die uns im Tropenland am Kilimandscharo erwarteten. Natürlich wurde auch debattiert. Solange es Deutsche und Engländer gibt, ist immer zwischen ihnen debattiert worden. Aber doch fast niemals ohne den versöhnlichen Schluß: wir gehören zusammen. So auch da mals. Wir stritten über den Freihandel und die Offene Tür, über Indien und Japan . Aber zum Schluß feierten wir immer große Versöhnung.
Heute sind Minen, Kanonen und Torpedos das einzige Ver. ständigungs" mittel zwischen England und Deutschland , heute ist weder zu Alagen noch zu Träumen Zeit. Nur.ab und zu gleitet der Blid rückwärts. Und besonders immer dann, wenn der Draht etwas Neues vom Suez zu melden weiß, von jener gewaltigen Heerstraße des Imperialismus, auf der Deutschland und England schon im Frieden um die Balme rangen. 14 deutsche Schiffe( und nicht die schlechtesten) befanden sich, wie gemeldet, beim Ausbruch des Krieges in den engen Gewässern dieses Kanals. Ein Zeichen dafür, tvie groß die Bedeutung dieser Kanalstraße auch für uns, unseren Handel und unsere Versorgung geworden war.
wellen
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So ist denn auch in der Tat schon darauf hingewiesen worden, daß hier vielleicht die Wege gewiefen feien, uns von der natürlichen Kohle zu emanzipieren. Ja fogar in einer wissenschaftlichen Zeitung war eine solche Bemerkung zu finden. Wer jedoch die Original abhandlung von Bergius gelesen hat, der wird ohne weiteres bemerken, daß diefer Gelehrte ganz und gar davon entfernt ist, seiner Erfindung eine praktische Bedeutung beimessen zu wollen. Der Leser wird dies aus folgendem selbst ersehen.
Aus allem erfieht man deutlich, daß nichts unüberlegter ift, als diefem Prozeß der Stohledarstellung für die Technik eine Zukunft zu prophezeien. Besitzen wir doch längst ein Verfahren, das uns auf viel bequemere Weise zwar feine Stohle im geologischen Sinn, aber doch ein Material liefert, das für unsere Zwede immer noch geeigneter wäre als die Bergiusiche fünstliche Noble. Es ist dies die Holzkohle, die wir in unseren Kohlenmeilern gelvinnen.
So ist also auch diese Hoffnung auf einen Ersatz für die Kohle wieder zunichte. Das einzige, was uns vorläufig bleibt, besteht darin, mit dem, was wir haben, so sparsam wie möglich umzugehen, und jedem Wink der Wissenschaft zu folgen, den sie uns zur rationelleren Verwertung der Kohle zu geben vermag.
Theater.
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N. Potonié.
Der Versuch, künstliche Rohle herzustelien, ist nicht neu. Schien es doch außerordentlich einfach, die Bedingungen, unter denen totes Bflanzenmaterial mit der Zeit zu Stohle wird, im Laboratorium nachzuahmen. Man dachte sich, daß size und Druck die maßgeben Deutsches Theater: Genoveva, Tragödie von den Faftoren feien, und daß es deshalb gelingen müßte, burch Sebbel. Auch die Aufführung des Deutschen Theaters, das Variation eines oder beider Faktoren, den Prozeß der Kohlewerbung mit der Hebbelschen Judith einen so nachhaltigen Erfolg erzielte, zu beschleunigen. Warum sollte sich nicht ein Borgang, der sonst bestätigte die Aussichtslosigkeit jedes Bemühens, die Genoveva für Beiten dauerte, denen die ganze menschliche Geschichte nicht zum die Bühne zu gewinnen. Hebbel , der es liebte, seine Dramen als Maßstab dienen tann, z. B. durch eine höhere Temperatur in nur Spiegelungen des Weltgeistes und seiner großen historischen Entwenigen Stunden abspielen können? Diese und ähnliche Fragen widelungsetappen zu deuten, hat zwar erklärt, daß die Genoveva Kein Baum, keine Blume ist zu sehen. Alles Wasser wird von weither herangepumpt. Die Häuser sind teils knallig progig, teils notdürftig für den provisorischen Gebrauch zugerichtet. Die 23 000 Europäer wohnen in dem Quartier, das dem Hafen au liegt. Hinter diesem Stadtteil beginnt das ägyptische" Viertel. Hier hausen alle Völkerschaften des Orients und des Sudans bei- und durcheinander, auch sehr viele Neger. Zuweilen sieht man ein zierliches ägyptisches Holzhaus. Die Frauengemächer verraten sich durch dichte hölzerne Gitter. In diesem Viertel steht auch eine Stoptische Kirche.( Die Stopten vertreten eine uralte feterische Spielart des orientalischen Christentums, die in Abessinien bekanntlich zur Staatsfirche aufgerückt ist.) Fast. alle in diesem Viertel wohnenden Männer sind Hafenarbeiter, die meisten Kohlenträger. Der schwarze Kohlenstaub der Arbeit hat alle ethnologischen Unterschiede bei ihnen aufgehoben. Endlich, am westlichen Ausgang der Stadt, folgt das Araber viertel. Es besteht aus elenden arabischen Hüttenreihen und geht ohne Straße allmählich in die Wüste über.
Völker.
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Die Technik der Sohlenübernahme ist in Port Said wegen des übergroßen Angebotes an billigen Arbeitskräften von höchster Primitivität. In winzig fleinen geflochtenen Körben werden die Kohlen aus dem Schlepptahn herausgeholt. Vom Kahn zum Schiff führen zwei Laufbretter. Auf dem einen bringen die Träger die Kohlen heran, auf dem anderen rennen sie mit leeren Körben zurüd. Die Arbeit begleiten sie mit monotonem Gesang, wie alle primitiven Endlich ist das Schiff zur Abfahrt klar. Die Anfer gehen hoch. Das erste, was der europäische Reisende vom Suezkanal sieht, Wir treiben langsam in das Wunder des Kanals hinein. ist die 24 Kilometer lange Mole, die sich von Port Said aus iné Der erste überraschende Eindruck ist bei allen Reisenden der gleiche: Meer zieht. An dieser Mole brechen sich die langen Mittelmeer - der Kanal ist viel schmaler, als wir ihn uns vor in ihrem Unprall riesige weiße Gifchtfontänen aufgestellt batten in her Oberfläche 100-130 Meter, an der werfend. Die Mole selbst besteht aus Blöden von 10 Rubikmeter Sohle nicht mehr als 37 Meter breit, erlaubt er mit seiner Tiefe Größe hergestellt aus einer Mischung von Kalf und Wüstensand. von 10 Metern nur ganz kleinen Schiffen das gegenseitige Passieren. Sie soll die Schlammassen des Nilwassers vom Kanaleingang fern- Für zwei Schiffe von der Größe des unsrigen würde der Versuch, aneinander vorbeizufahren, sicherlich Kollision und Zerstörung der helten. Sobald der Dampfer um die Mole gebogen ist, sehen wir hinter Uferanlagen bedeuten. Die Uferanlagen selber erwecken nicht den der ersten westlichen Mole eine zweite östliche auftauchen. feine In dem Eindruck großer Festigkeit. Das liegt an ihrem Material Erde , wie beim Nordoitjee- Kanal, oder gar Gestein, wie zum großen ruhigen Wasser zwischen beiden fahren wir auf Port Said , zu eigentlich ist schon dies der Anfang des Suezkanals. Während das Teil beim Banamakanal, sondern loser Flugsand. Ab und zu sehen Schiff mit halber Kraft fährt, haben wir Zeit, das vor uns liegende wir mißglückte Anpflanzungsversuche. Baggermaschinen und ErdKüstenpanorama zu mustern. Zwar suchen wir landschaftliche arbeiterkolonnen erinnern uns, daß der Kanal nur im ewigen Schönheiten vergebens. Dafür erblicken wir aber schon hier ge- Kampfe mit der Natur passierbar erhalten werden kann. Die Gewaltige Schöpfungen menschlicher Technik und menschlichen Handels- schwindigkeit der Schiffe ist auf ein Minimum heruntergedrückt. geistes. Zunächst die ganze Stadt Bort Said. Vor dem Be- Trotzdem wühlt die Schraube so viel Schlamm auf, daß die Erdginn der Kanalbauten stand hier kein einziges Haus. Heute zählt massen des Kanals eigentlich immer in Bewegung sind. So kann Port Said über 60 000 Einwohner. Die Stadt ist durch den Kanal der Kanal ohne Zweifel schnell und leicht gesperrt werden. und seinen Bau wie aus der Erde gestampit worden. Das impo. nierende Denkmal des französischen Kanal, gründers" Ferdinand von Lesseps erhebt sich 16 Meter hoch auf der westlichen Einfahrts mole. lim 36 Meter überragt wird es von dem Leuchtturm, der 20 Seemeilen hinaus den ansteuernden Schiffen die Einfahrt weist. Endlich die in maurischem Stil gehaltenen mächtigen Gebäude der Suezkanal- Gesellschaft, die Hafenanlagen, die Werkstätten und der Wald von Schiffsschornsteinen, der hier täglich wechselnd, aber fajt immer in gleicher Stärke liegt. Das Ganze ein Zeichen, daß wir hier wirklich am Eingang einer Straße der Welt uns befinden. Während unser Schiff Kohlen, Wasser und Proviant einnimmt und der Sapitän im Hafenamt den Zoll bezahlt( 41 000 r. für eine einmalige Durchfahrt!), werfen wir einen turzen Blick in das Straßenleben von Port Said . Die Stadt verrät ihren fünftlichen Ursprung in ihrem fünstlichen Charakter mit jeder Miene.
Je tiefer wir in die Rinne eindringen, desto eindrucksvoller wird die Landschaft. Lints bliden wir fiber weite Salzflächen in endloses Wüstenland hinein. Das schneeweiße Salz ruft Winterbilder in uns wach. Dabei brennt die Sonne steil auf uns herunter und fein Windzug bringt Kühlung. Rechts hinter dem Dammufer läuft ein anderer Kanal neben uns her. Es ist der Süßwasser fanal, der vom Nil her tommt und die gesamten Kanalitädte von Port Said im Norden bis Suez im Süden mit Frischwasser versorgt. Sinter dem Süßwassertanal läuft der Strang der Eisenbahn Port Said - Kairo , und hinter dem Eisenbahndamm dehnt sich eine endlose Fläche von Sand, Eee und Salz aus. Jede Vegetation fehlt nur Scharen von schwarzweißen und rofaweißen Stelz. vögeln bringen eiwas Leben in das Bild.
zu der er gehört, ist die wichtigste für den ganzen Suezkanal. Wir fönnen uns gegenseitig fast die and reichen so eng ist die Durchfahrt. Bei Kantara hören die flachen Sandufer plöblich auf. Wir passieren die erste els partie, die der Kanal durchbricht. Bei der plöglich eingetretenen Dunkelheit erkennen wir nicht mehr als ein paar schwarze Felsmassen und ein paar Lichter am Ufer. Diese ganze Ostjeite des Kanals gehört zipar politisch zu Aegypten , bildet aber landschaftlich und auch wirtschaftlich einen Teil von Arabien . insbesondere der Halbinsel Sinai . Hier bei Stantara sollen heute die ersten Vortruppen der türkischen Expeditionsarmee den Kanal erreicht haben. Hier mündet die uralte Karawanenstraße, die auf dem kürzesten Wege Aegypten und Syrien verband.
Die 16 Kilometer, die der Suezkanal lang ist, sind nicht in dem Sinne Kanal", daß diese ganze Strede von Anfang bis zu Ende fünstlich ausgehoben sei. Wie alle großen Kanäle bedient sich vielmehr auch der Kanal von Suez verschiedener natürlicher Wasser. straßen, die erste, der Balahsee, liegt gleich hinter Kantara. Dann folgt der Timja- See( Krokodilsee) und endlich das weite Bassin der grünen Bitterjeen. Freilich muß auch innerhalb dieser natürlichen Seen die Fahrrinne unaufhörlich durch Bagger passierfähig erhalten werden. Nachdem wir Ismailia , ein gleich Port Said erst durch den Kanalbau entstandenes Städtchen, zur Rechten passiert haben, gleiten wir in einer unvergeßlichen Nacht= fahrt durch den Kanal ein. Links und rechts vom Ufer dehnt sich nichts als Wüste. Durch den schneeweißen Sand bleibt die Nacht auch ohne Mondschein hell. Unser Schiff hat am Bug einen seltsamen Raitenanbau erhalten. Ein großer Scheinwerfer- Apparat, von einem Beamten der Suezgesellschaft bedient, ber telephonisch mit dem Lotsen auf der Kommandobrüde in Verbindung steht, leuchtet die vor uns liegende Kanalrinne ab. Bei den vielen Biegungen des Kanals ist die Steuerung sehr schwierig und ein einziges falsches Manöver kann das Schiff auf Grund bringen. Hinter uns folgt ein anderer Dampfer. Wir sehen freilich nur seine Lichter, den Scheinwerfer vorn, das grüne Steuerbordlicht, das rote Badbordlicht. Bald taucht der Scheinwerfer links, bald rechts hinter uns auf. Solche Zickzadlinie verfolgt der Kanal.
Nur ein
Morgens vor Sonnenaufgang find wir wieder an Ded. Die weiße Farbe des Wüstensandes ist jetzt grauer. Aber sonst ist alles von derselben Eintönigkeit wie die Nacht zuvor. wunderbares Bild bietet sich uns plöglich im Often. Eine Karawane erhebt sich gerade vom Nachtlager. Sie sind uns so nahe, daß wir auch die einzelnen Gestalten der Menschen deutlich unterscheiden können. Die Kamele find hoch bepackt. Noch ist die Sonne nicht zu sehen, aber sobald ihre ersten Strablen aus dem roten Gand brechen, werden alle diese Männer auf den Knien liegen und beten.
Die Ausfahrt aus dem Kanal ist nicht von derselben fichtbaren Abgeschlossenheit wie die Einfahrt bei Port Said . Schon vier Kilometer vor dem eigentlichen Ende der Rinne tritt der Kanal in das Becken des Roten Meeres ein, in dem er sich dann, dem Auge unsichtbar, verliert. Damit sind wir in die Wasser des In dischen Ozeans gelangt. Suez, die Stadt zur Rechten, ist teine neue Stadt wie Port Said . Schon bevor der neue Schienenwveg der Kairo - Bahn hier endigte, war Suez eine wichtige Stadt nördlichster Safen des Roten Meeres und nächster Küstenort der hauptstadt. Troßdem ist es von Port Said weit überflügelt worden. Auf der Reede von Suez verlassen uns die Lotfen. Der Scheinwerfer wird abmontiert. Die Fahri durch den Kanal hat gerade Bald gelangen wir an die erste Weiche. Gin englischer 17 Stunden in Anspruch genommen. Bor uns liegt das lange, Indiendampfer wartet, bis wir vorbei sind. Die Schiffsgesellschaft, I schmale, vor allem aber heiße Note Meer.
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