schließlich mit seinen eigenen Händen zu erwürgen. Wenn er im Kreis seiner Buhllnaben lag, konnte er sich rühmen, daß unter ihnen nicht ein einziger sei. den? er nicht einen Blutsverwandten, Bater oder Bruder, erschlagen habe. Es schmeichelte seinem Sadismus, daß sie trotzdem zu ihm hielten. Man erlebt ein Bild aus der Hölle, wenn man sieht, wie der Tyrann in einem bestimmten Raum mit seinen Lustknaben und Dirnen Orgien feiert, während er aus einem Gitterfenster die furchtbaren Blutbefehle herausspricht, die draußen von einer seiner Kreaturen aufgenommen und ausgeführt werden. Wenn der Tyrann im Gitter war, zitterten seine Unter- tanen noch mehr als sonst. Bezeichnenderweise genug ging seine verbrecherische Veran- lagung mit religiösem Größenwahn Hand m Hand. Er war in seinen eigenen Augen ein sehr frommer Mann und glaubte bestimmt, ein Werkzeug der Vorsehung zu sein. Sein Volk sei so vollkommen entmenscht, daß es nur von ihm regiert werden könne, meinte er, und damit hatte er insofern nicht ganz unrecht, als die historische Möglichkeit seines verbrecherischen Regiments allerdings nur aus der Verkommenheit der damaligen Albanier erklärt werden kann. Die Derwische hatten an seinem Hofe freies Spiel. Ein Derwisch konnte auch gegen ihn selber nahezu unternehmen, was er wollte. Er wagte, die nach feiner Ansicht religiös geweihten Menschen nicht anzufassen. Sie verlangten von ihm sogar, daß er sie bediene, und er tat es. Als einmal zwei verkommene geschlechtSkranke Derwische zu ihm kamen, gab er ihnen wahllos die Kinder seiner Untertanen preis, weil nach dem Volksglauben des Orients die Geschlechtskrankheit durch Verkehr mit Kindern beseitigt werden kann. Es wirkt wie eine Szene von Sbakcspearescher Kraft, wenn gelegentlich in diese Welt von Blut und Grauen ein wirk- lich religiöser Derwisch tritt, der dem allmächtigen Bluthund mit finsterem Fanatismus seine Greueltaten vorhält. Auch diesen Büß- Predigern geschah von Ali nichts, nur daß freilich ihre Büßpredigten so wenig nützten wie Bußpredigten im allgemeinen. Ali zapfte seinen Untertanen aber nickt nur das Blut, sondern auch daS Geld ab. Durch sckamlose Manöver raubte er den Bauern die freien Dörfer und machte sie selbst zu seinen geveiniglen und mißhandelten wirtschaftlichen Sklaven. Millionen über Millionen scharrte er für sich und seine Familie zusammen. Wir erwähnten bereits, daß England sich damals(vor hundert Jahren) auf ein gewisienloseS Schachergeschäft mit dem blutigen Tyrannen einließ. und man begreift Ibrahim Manzoni, wenn ihm bei dieser euro- päischen Verbrüderung mit dem blutbefleckten Mörder unheimlich zumute wurde. »Im Stillen wünschte ich um der Ehre Europas   willen, daß man thn unverzüglich verhafte, um seinem Bedientenpack die tiefe Verachtung, die man gegen einen Despoten und seine Spieß- gesellen hegt, zu beweisen. Ich wünschte, daß man allen gegen- wältigen und zukünftigen Tyrannen bewiese, daß ihre Sklaven- Horden niemals ausreichen werden, um ihre Herrschaft zu halten, von dem Augenblick an. wo eine der Mächte, deren Legitimität hierzu allgemein anerkannt ist, beschließt, sie aus der Gemeinschaft der Menschen verschwinden zu lassen." Wenn man das Buch aus der Hand legt, schließt man sich auf- atmend diesem redlichen politischen Wunsch an. Beobachtungen aus einem Gefangenenlager. Vrock. Hubert Grimme   gibt in der Zeitschrist..Deutschland  " die Beobachtungen wieder, die er als Dolmetscher in dem großen (Gefangenenlager zu Münster   i. W. gemacht hat. Bemerkenswert ist, wie sehr das Wetter die Stimmung in dieser rasch aus dem Boden geschossenen, dreifach mit Stacheldraht, Starkstromleitung und Drahtgeflecht umzäunten Stadt beeinflußt. Bei trübem Wetter,'bei Regen und Schnee, starrt dann aus tausend Augen die graue Sorge, als würde die mörderische Fremde alle zugrunde richten, die das Geschick hierher verschlagen. Wie anders bei bellem Sonnenschein! Dann flutet der bunte Menscheustrom auf und ab durch die Lagerstraßen; die stark leuchtenden Farben der Uniformen glüherr auf und es ist wie auf dem Boulevard einer volksreichen französischen   Stadt. Scherzworte stiegen hin und her, und mit leb- haftem_ Gebärdenspiel wird irgendeine Neuigkeit besprochen. Aeuherlich verrät nichts, daß diese Männer Besiegte sind und daß in der Ferne vielleicht die nächsten Angehörigen in Not und Elend nach dem Ernährer jammern. Es sind zumeist Landwehr- und Landsturmleute, die gleich der erste Tag der Mobilmachung ihren Familien� entrissen hat. Nicht nach Ruhm und Siegen steht ihr Sinnen, sondern nach Ruhe und nach der Heimat. Sie machen kein Hehl aus ihrer unsoldatischen Gesinnung:Keiner von uns hat den Krieg gewollt: gewollt hat ihn nur unsere Regierung und die Hetzpresse!" Fast stets stellen sie dem Fremden, der sich ihnen nähert, die Frage:Glauben Sie, daß es bald Frieden gibt," Und wer ihnen darauf antwortete, darüber könnten noch lange Mo- mate vergehen, der würde tiefe Enttäuschung aus ihren Gesichtern lesen. _ Nachdem das Trompetensignal um 6 Uhr morgens zun: Früh- kaffce gerufen,»erden einzelne Gefangenentrupps zu Arbeiten außerhalb des Lagers fortgeführt. Die Gefangenen drängen sich dazu, denn sie haben größere Bewegungsfreiheit und dürfen auch rauchen. Tie Zurückbleibenden schlendern ini Lager auf und ab. Große Bewegung und eifrige Tätigkeit herrscht stets vor dem Arzt- revier. in dem drei Jünger dcS AeSkulaps des schweren Amtes walten, die Gesundheit von 17 000 Menschen zu behüten. Sehr viele der Franzosen werden gegen die Pocken geimpft. Ehe der G-impste sich wieder ankleidet, klopft ihm ein Arzt mit dem Stethoskop die Brust ab. Ein vielsagender Blick zum Oberarzt hin, eine leise Bemerkung:Welche schwache Rasse! Gegen 40 Proz. Tuber- kulösel" Einer der eben Behandelten spricht sich draußen mit einem Kameraden aus:Die deutschen Aerzte sind besser als die unsrigen, denn sie arbeiten auch mit dem Herzen. Unsere Aerzte wissen genug, aber tun eben nur, was sie inüye» nichts mehr." toiele suchen eifrig einen Nebenverdienst, um sich etwas von den schönen Sachen in der Berkaufskantine, eine Wollsacke oder. Schreib- Material oder französische   Bücher kaufen zu können. Der eine ist als Barbier tätig. Geschäftsunkosten hat er nicht; er ladet seine Besucher ein, auf einer Rolle Stack�ldrabt, über die ein Tornister gelegt ist, Platz zu nehmen, und streicht für das Rasieren zwei Sous, für das Haarfchneiden gar vier Sons ein. Ein anderer hat aus Brettchen und Stöckchen ein sehr genaues Modell eines Flug- apparates angefertigt und veranstaltet jetzt eine Lotterie mit 150 Losen zu 6 Sous und einem einzigen Gewinn, dem Flugapparat. Gelingt ihm die Unternehmung, dann ist er ein kleiner Krösus. Andere wieder gebrauchen mit ungeübter Hand Nadel und Zwirn, um die nicht sehr widerstandsfähige Uniform auszubessern oder ver- suchen sich auf gut Glück an der Reparatur ihrer vielfach sehr zer- riffenen Stiefel. Noch andere, die Arbeit nicht lieben, geben sich Spielen der verschiedensten Art hin. Mancher schreibt in die Heimat. Gar viele Herzensgehcimnisse offenbaren diese kleinen (Schriftstücke; die Liebe zu Weib und Kind findet oft einen er- greifenden Ausdruck. Heiteren Scherz sucht man in dm Schreiben vergebens. Dafür kommt der Humor in so mancher Aufschrift über dem Eingang der Holzwracken und Erdhütten zum Ausdruck. In zierliche Schnörkel eingefaßt, liest man da Namen wieHotel zum leeren Ranzen".Villa zum hohlen Bäuchlcin",Zu den unbe- schäftigten Kinnbacken".  Zum aufsässigen Bändwurm" usw. alles Anspielungen auf das Fehlen des behaglichen Wohllebens, das sich der kleine französische   Rentner als sein Ideal erträumt. lappländische Renntierschlittensahrt. Während in unseren Breiten eine zusammenhängende Schnee- landschaft die Ausnahme bildet, ist ein großer Teil Nordskandinaviens . während des Winters monatelang von einer dichten' weißen Decke verhüllt, und der Schlitten bildet in den Gebieten au der Grenze von Nordland und Lappland   für lange Zeit das einzige Verkehrs- Nerantwortlicher Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln. Für de» mittel. Aber in dem tiefen Schnee dieser hohen Breiten versagt sogar daS Pferd, und nur das Rennlier wird des Winters Herr. Eine Fahrt in dem kleinen Renntierschlitten, der sog. Pulka, gilt dabei den Nordländern als höchstes Vergnügen, und ein Mitarbeiter von»Svensla Dagbladet" weiß von den Reizen und kleinen Fähr- nisten einer solchen Schlittenpartie anregend zu erzählen. Seine Schilderung stammt aus der Gegend der Erzstadt Kiruna  , die man im Sommer inmitten eines so ganz anderen LandschastsbildeS in langer Fahrt von Stockholm   mit dem Lapplanderpreß erreicht. Aber während im nordischen Sommer Tag und Nacht eine weiße, kalte Helligkeit über der grünen Landschaft lagert, herrscht jetzt über dem weißen Landschaftsbild ein farbiges Halbdunkel. Nur der Horizont erglüht, von einer Sonne, die niemals erscheint. Gegen den Himmel erbebt sich schwarz ein Fichtenwald ab, über dem der Mond blaß und in halber Größe hängt. Ich weiß, so erzählt der Briesschreiber aus Kiruna  , daß wir durch diesen dunklen Wald, vielleicht auch noch durch andere hindurch müssen, bevor wir unser unsicheres Ziel er- reichen. Denn wir suchen ein Lappenlager auf, und von einem solchen kann man niemals mit Bestimmtheit sagen, wo es sich eigentlich befindet: man weiß es immer nur ungefähr. Man machte die Pulkas und die. Renntiere zur Abfahrt fertig, wobei sich der Lappe Esaias Tjozgi, ein kleiner Kerl, der uns führen sollie, mich und meinen finnisch sprechenden Reisekameraden, eiftig nützlich machte. Während er die Renntiere vorsichtig von der Anhöhe hinab bis zu dem festgefrorcnen See führte, bellten die Hunde, und alle Bewohner des Dorfes gaben uns durch Zurufe ihre Abschiedswünsche zu er- kennen. Ich erhalte einige Ermahnungen über den Umgang mit Renntieren, lasse mir die Zügel in die Hand legen. und los gehls. Das Renntier macht seinem Name Ehre. Es rast wie ein Sturm, wie der Orkan des Meeres, wie eine Wolke am Himmel. Man sieht nichts und man hört nichts; man bat den Mund voll von wirbelndem Schnee. Bon fliegendem Schnee sind auch die Augen bedeckt, und man kann in der sausenden Fahrt kaum atmen. Aber alles das dauert eigentlich nur einige Augenblicke dann liegt man schon neben dem umgeworfenen Pulka auf dem Bauch im Schnee, während das Renntier wie rasend im Kreise herum- galoppiert und einen mit sich schleppt, solange seine Kräfte reichen, was glücklicherweise nickt lange dauert. Denn die Renn- tiere entwickeln nur ihre ganze Kraft, wenn sie mit der ganzen Brust ziehen können. In meiner Nähe bilden meine Reisegefährten das gleiche Karussell. Schließlich arbeitet man sich wieder aus dem Schnee heraus, bringt das Gespann in Ordnung und fährt weiter, damit nach wenigen Augenblicken der Tanz aufs neue beginnt. Aber aus die Dauer wird den Renntieren doch das Umwerfen zu lang- weilig und sie jagen für eine Stunde und länger ruhig über die endlose weiße Fläche. Weit liegt das Dorf schon hinter uns und immer tiefer dringen wir in die Einöde ein. Fein und trocken um- wirbelt uns der Schnee; die Kälte und das tiefe �Schweigen empfindet man mit einem starken Wohlgefühl, während die weiße Sichel des Mondes in dem schwachen Zwielicht immer gelber wird, und während der rote Sonnenreif am Horizont verblaßt und in Orange und Violett übergeht. Schars wie Messerspitzen ragen die hohen schneebedeckten Berggipfel in die dünne Lust und heben sich wie Schattenbilder vom Himmel ab. Schwarz und schwärzer wird der Wald um unS; das einzige Ge- rausch ist daS schwache Stampfen der Hufe in dem losen Schnee und daS Knirschen der Schlittenkufen. ES ist. als fahre man durch das Land der Toten. Denn so blaß scheint der Mond an keinem anderen Orte der Welt, so tödlich ist nirgendwo daS Schweigen, und nirgends leuchtet der Schnee so weiß wie hier. Wenn du sprichst, so klingt deine Stimme wie eine Entweihung; legst du ein weißes, unbeschriebenes Blatt Papier   auf den Schnee, so bebt es sich grau und schmutzig von dem Weiß der schlummernden Erde ab, und wenn du auch die stärkste Lampe der Welt hättest, du würdest ihren Schein nicht sehen in dem kalten Glanz des Mondes. Theater. Lessing  -Theater:, Jugendfreunde". Lustspiel von Fulda  . Die anspruchslos gefällige, dabei mit einer hübschen Dosts gesellschaftlicher Satire ausgestattete Komödie, die vor vielen Jahren bei Brahm ihre Premiere erlebte, hat an unterhaltsamer Bühnen- Wirksamkeit seither nichts eingebüßt. Die zwanglos flotte Durch- fübrunD des Lustspielthemas versetzte in der fein abgetönten Wieder- gäbe des Lesiing-Theaters daS Publikum in heiterste Stimmung. Ein Junggesell'enbund. dessen Mitglieder auf die Erhaltung ihrer Mannesfreiheit eingeschworen waren, geht an einer LiebeSepidemie zugrunde. Alle die Malicen, die sie dem Weibe und der Ehe nachgesagt, sind plötzlich von den Herrschaften vergessen. Sehr drollig ist eS, wie schon bei der ersten Zusammenkunft die so begeistert angekündigten besseren Hälften wetteifernd ihre Schalten- seilen offenbaren, einen Krieg beginnen, in dem sie die vernarrten Männer als Hilsstruppen verwenden. Erst ein Frühschoppen am nächsten Morgen, aus dem die Damenwelt verbannt ist, stellt den gestörten Freundschaftsbund dann wieder her. Der, der am längsten widerstanden, sühn dann zuletzt ein wirklich wackereS. vernünftiges Mädchen, die Ehrenretterin ihres Geschlechtes unter all den Gänschen, beim. Sin Zug, der lustspielmäßig durchgeführt, durch keine Spur absichtlicher Aufdringlichkeit verstimmt. Abel, in der Figur dieses seit je vom Schicksal verwöhnten, immer zum Scherze aufgelegten Glückspilzes, strömte ftöhlichste Laune aus. Lina Lotsen gab höchst symphatisch seine Partnerin. Auch die drei anderen Bundesbrüder nebst Gemahlinnen hatten sehr amüsant charakterisierte Vertreter. ckt. Theater in der Königgrätzer Straße. In ftüheren Aufführungen der.Königin Christine  " von Strindberg spielre Irene T r i e s ch die seltsame, auf den Sckwedenthron ver- schlagene Tochter Gustav Adolfs  , verschmolz das kindlich Kindische mit den Zügen herrschsiicktiss kalter Koketterie zu einem farbig schillernden durchaus persönlichen Gebilde, das den Zuschauer trotz der oft verworrenen Szenenfiihrung in starker Spannung hielt. Ohne eine Künstlerin, die den geheimmsvöllen Reiz des launisch eigensinnigen Geschöpfes und ihre Zauberkraft den Sinnen über- zeugend zu vergegenwärtigen imstande ist, verliert das Werk den letzten einigenden Beziehungspunkt und wirkt ermüdend. Fräulein O r s k a, das neue Ensemblemitglied, das die Rolle diesmal übernommen hatte, erwies sich wie neulich schon in Strind- bergsRausch" als eine sehr gewandte, ihre Mittel le,cht und treff- sicher handhabende Schauspielerin. Doch jenen Reiz blieb sie der Königin schuldig. Der Ton boshafter Härte war derart unterstrichen. daß das Faszinierende, die dahinter ltegende weiblich verführerische Grundart nicht zu lebendigem Ausdruck kommeu konnte, daSZentrole der Figur im Dunkel blieb. Man fühlte, bei oller Anerkennung auf- gcwander Kunst, nicht jene siegreiche Unwiderstehlichkeit. Im übrigen zeigte die Vorstellung ihr früheres, sorgsam gefeiltes Gepräge. Der zur Vernunft mahnende Minister Orenstjerna wurde von Zelnik ansprechend gespielt. Sehr gut kam HartauS realistischer Karl Gustav, Christians Nachfolger auch an Ton, heraus. lit- kleines Zeuilleton. Begegnung. Und als es vier Wochen gedauert hat» Waren sie krank und hundematt. Deutsche. Franzosen   im Höhlenhaus Frierend. Manchmal brachen sie aus, Zerfleischten einander... mit schwankendem Glück. Dann schleppten sie sich in die Gräben zurück. Und als es fünf Wochen gedauert hat. Waren sie still und hundematt. Inseratenteil verantw.: Tb. Glocke. Berlin  . Druck mLerläglBörwL Zwischen den Linien lagen die Leichen. Ein Holsteiner hob die Schaufel, zum Zeichen; Von drüben kam einer still auf ihn los. Man grüßte sich herzlich. Da hat der Franzosi Ihm leis' einen Bruderkuß aufgedrückt. Der Holste fand: das ist verrückt; Es kam ein bißchen unvermittelt; Hat ihm doch stumm die Hände geschüttelt. Sie schwiegen. Und sannen im Leichengraus; Dachten an Weib und Kinder zu Haus. Die Schützen haben still verharrt; Die Toten wurden eingescharrt. Jeder ging zu seinen Genossen. Bis zur Nacht ward weitergeschossen. (Alfred Kerr   imTag") Ein Augenzeuge über öas Seegefecht von Coronel. Aus der Feder eines Teilnehmers am Seekampfe von Coronel, eines Oisiziers derGlasgow  ", erhallen dieTimes" jetzt einen aus- führlicken Bericht, in dem zunächst die Vereinigung des englischen Geschwaders geschildert, dann das Schicksal derGood Hope" und desMonmouth" und schließlich daS Entkommen derGlasgow  " beschneben wird. Wie das Gefecht anfing, darüber werden keine neuen Einzelheiten mehr gebracht, so daß' dieser Teil des Berichts übergangen werden kann. Dann aber heißt es:.Ich dachte nicht, daß der Feind unS vor dem folgenden Tage angreifen würde. Wir näherten uns aber einander mit der Zeit immer mehr, und gegen 6 Uhr 40 eröffnete der vorderste deutsche Kreuzer das Feuer aus seinen 20- Zentimeter- Kanonen. Die Granaten sausten über uns weg und schlugen vor uns, manche nur 450 Meter entfernt, ein. DaS Schießen der Deulschen ichien ausgezeichnet zu sein. Schleunigst schwenkte die.Otranto  ", die nicht für ein Gefecht gegen Kriegsschiffe berechnet war, nach Südwesten ab. Wir kamen noch näher an die deulschen Sckiffe, und um 7 Uhr fingen wir an zu feuern. Der Feind antwortete mit schnellen Salven und feuerte namentlich aus uns und den vor uns fahrendenMonmouth" mörderisch. Ueber den Ausgang des Kampfes blieb kein Zweifel. Fortwährend sausten die Granaten um uns, manche krepierten dicht über uns und die Granatsplitter flogen dabei in allen Richtungen. Ungefähr zehn Minuten später kam auch der armeMonmouth" aus der Gefechtslinie und fiel ein paar hundert Meter nach Westen ab; ich sah, daß er schwer getroffen war. Er schien überzuhängen und zu schlingern; sein Vorderlurm stand in Flammen. Er kam wieder zurück in die Linie, fiel dann nach Osten ab und feuerte während der ganzen Zeit aus seinen 15-Zentimeter-Geschützen. Kurz darauf bemerkte man, daß dieGood Hope" in Flammen stand, eben- falls am Vorderturm. Sie schien ostwärts zu halten oder wegzusacken» d. h. in der Richtung auf den Feind zu. Während dieser ganzen Zeit feuerten wir ununterbrochen mit unseren 15-Zentimeter- und 10-Zenii- meter-Geschützen auf den Feind, aber wegen der unruhigen See, wegen des Schlingern? und wegen der zunehmenden Dunkelheit war es unniög- lich zu sehen, wo imsere Granaten einschlugen. Wir konnten nur nach dem Feuerblitz der Kanonenschüsse feuern, und daS natürlich auch nur, wenn die schwere Dünung die Feuerblitze erkennen ließ. Gegen halb acht fühlte ick, wie wir unter Deck von einer Granate getroffen wurden. Das Geschoß schien an der anderen Seite das Schiff wieder verlassen zu haben, doch das war nicht der Fall, und ich wartete auf die Explofion. Ich dachte, die Planken müßten in die Höhe fliegen, aber ich sah nichts dergleichen geschehen.... Die Good Hope" schwenkte immer mehr' in östlicher Richtung ab; ihr Vordersteven brannte heftig. Plötzlich erfolgte eine Explosion; Wrackstücke, Flammen und Funken flogen 200 Fuß hoch, und die Explofion, die in der Höhe des letzten Schornsteins vor sich ging, konnte bei uns an Bord deutlich gehört werden. Einige unserer Mannschaften dachten, es sei das feind- liche Flaggenschiff, das in die Lust flog, so dicht dabei waren wir. Später sah ich nichts mehr von der.Good Hope", und sie hat auch nicht mehr geschossen. DerMonmouth" begann Fahrt zu verlieren, und auch wir mußten langsamer fahren, um nicht in den Kugelregen zu geraten, der für ihn bestimmt war. Der Feind entfernie sich dann etwas und begann sein Feuer aus unS zu richten. Wir beantworteten es so lange wir konnten. Der Abstand betrug nur 4500 DardS(4450 Meter). Alle waren merkwürdig ruhig, wie bei einer Uebung. Wieder traf eine Granate unseren zweiten Schornstein, und dabei wurden drei Mann oder mehr verletzt. Ich kann das Wunder nicht begreifen, durch das wir entkommen sind niemand wird es je können. Im ganzen wurden wir durch fünf Granaten von den 600 auf uns abgegebenen in der Wasserlinie ge- troffen, aber seltsam genug, keinmal an gefährlicher Stelle. Unsere Kohlen waren es,' die unS retteten, da wir nicht gepanzert waren." Der kinematograph für üie Heilung ües Stotterns, In der Hand des Gelehrten hat sich der Kipematoaraph schon oft als vorzügliches Hilfsmittel erwiesen. NeuerdmgS hat Professor Marage in Paris   kinematographifche Aufnahmen gemacht, die für das Studium des Stotterns sehr lehrreich sind. Sloltern ist be- kanntlich eine Folge fehlerhafter Atmung. Um aber dem Stotterer selbst zu zeigen, wie und wogegen er fehlt, nahm Marage das Aus� sprechen der Wörter Bon jour papa bei einem Stotterer und ber einem normal sprechenden auf demselben Film und noch einmal ge- trennt auf. Der richtig sprechende Mensch brauchte zur langsamen Aussprache S6/7 Sekunden, wobei er zwischen den beiden Wörtern 8/7 Sekunden Pause machte. Der Stotterer aber explodierte das alles mit 12/7 Sekunden, wobei er zwischen den Wörtern eine Pause von nur 4/7 Sekunden ließ. Der Stotterer spricht viel zu schnell und versteht nicht mit dem Atem auszuhallen, so daß sich auch hier wieder zeigt, daß der Stotterer in erster Linie lerne» muß. richttg zu atmen. Darüber hinaus bietet die kinematographifche Methode noch den Borteil, daß man jedem Stotterer sichtbar zeigen kann, wie er es macht und doch nicht machen darf. Zu dem Zwecke wird das Phonogramm der Sprache neben die kinematographifche Aufnahme gesetzt(Phonokinemalogramm), damit der Film über alle Vorgänge bei der Aussprache Auskunft gibt. Marages Verfahren ist bereits seit einigen Jahren in der Taub' stummenanstall zu Nantes   bei den Herren Coisiard und Rangs ssn Gebrauch und bat sich vorzüglich bewährt. Vielleicht läßt sich M den Unterricht Taubstummer dasselbe Verfahren ausbilden. Notizen. Giovanni S g am b a ti. italienischer Klavierspieler und Komponist, ist im Alter von 71 Jahren gestorben. Er war ein Schüler LiSzts und wurde auch von Wagner gefördert. DieGesellschaft fürVerbreitung vonVolks- b i l d u u g hat sich an der Versorgung der Lazarette und dcc Etappen- und Truxpenlager mit Büchereien und Zeitschriften bc- teiltgr. Bis Anfang Dezember wurden 43 080 Bücher und 41 080 Bände und Hefte von Zeitschriften versandt. Eine großk Zahl von Büchern wurde aber auch an kleinere Truppenteil� abgegeben und einzelnen Kriegern zur Weitergabe an ihre Kameraden überlassen. Ei n e gewaltige Eisenbahnfähre ist unlängst Oakland   in Kalifornien   fertiggestellt worden. Das Schiff, das de« NamenContra Costa  " erhalten hat, ist über 132 Meter lang, übet Hauptspant 20 Meter breit und geht beladen 2 Meter rief. Eigenartige an dem Schiff ist, daß es ganz aus Holz gebaut'P- Das Hauptdeck trägt in der Mitte 4 Eiienbahngleile, während Heiden Seiten Kesselräume und Räume für Mannschaften und Fahr- gaste untergebracht sind. Die Gleise können 36 Frachlwagcn un- 2 Lokomotiven oder 24 Personenwagen und 2 Lokomotiven au?- nehmen. Unter dem Hauptdeck stehen 2 Maschinen von zusarmnea 2500 Pierdestärken. die je ein Seilenrad antreiben.___ Zuchdruckerei u. BeilagSanstall Paul Singer ck&3eWSW.