•. iiier, heiliger Ort, wo Krankheit und Mer unbekannt ist und die iierc einander nicht verschlingen. Aber bald ändert sich daZ. Enki beklagt sich bei Nintud, der Muttergöttin, die zufolge der Ueber- lieferung von Nippur die Menschen aus Erde geschaffen hat, daß die Menschen ihm nicht mehr die schuldige Ehrerbietung zollen. Er wird sie dafür strafen, indem er sie in ewigen Schlaf versetzt und die Erde in einer Sintflut vertilgt. Die Gründe für den Abfall der Menschen werden in der Inschrift nicht weiter genannt. Es folgt eine Beschreibung der Flut, die mit der babylonischen Erzählung nicht viel gemein hat. Die Menschen schmelzen „wie Fett, wie Talk'' im Wasser, aber Ztintud kommt rechtzeitig dazwischen und rettet den gotteSfürchtigen König Tagtug, der später göttliche Ehren geniesir, und einige andere in einem Schiff. In der Folge finden wir Tagtug und zwei seiner Gefolgsleute in einem Garten tätig, den sie bepflanzen und be- wässern. Enki läßt ihn in seinen Tempel kommen und teilt ihm die Geheimnisse mit, d. h. er betrachtet ihn als Gott. Hier zeigt die Tafel einen Sprung. ES folgt die Erzählung, daß Nincharsag— ein anderer Name der Muttergöttin— die bei der Sintflut ge- schonten Frommen zu sich kommen läßt und ihnen mitteilt, daß sie verschiedene Pflanzen als Nahrung gebrauchen dürfen, andere aber «icht. Zu den letzteren gehört auch die cassia, von der jedoch Tagtug trotz des Verbotes pflückt und ißt. Er wird hierauf von Nincharsag verflucht und es wird ihm verkündet, daß er mitten Seinen nicht am Leben bleiben soll, sondern dem Tode verfallen ist. Aus der Erzählung scheint hervorzugehen, daß man den ersten Menschen Langlebigkeit zuschrieb, die erst nach dem Sündenfull ab- genommen habe. Dies stimmt auch mit der babylonischen Erzählung über Berosus überein. Tagtoeg übertrat das göttliche Verbot, aber dadurch, daß er von der verbotenen Pflanze aß. erwarb er nicht das ewige Leben, weshalb Langdon seine ursprüngliche Annahme, daß die cassia die Lebenspflanze sei, nicht aufrecht erhalten will. Auch im übrigen zeigt die Erzählung starke Abweichungen von der Tarstellung in der Genesis. Die Göttin läßt den Menschen in seinem verschuldeten Fall nicht allein, sie sendet ihm acht Helfer, um ihm in seinem harten Schicksal beizustehen. Die große Bedeutung der Inschrift liegt darin, daß wir jetzt ein ursprüngliches vorsemttisches Werk über die älteste Geschichte der Menschheit besitzen. Bisher waren wohl babylonische und assyrische Usberlieferungen über Weltschöpfung, Sintflut und Paradies bekannt, aber sie stammten aus verhältnismäßig früher Zeit, und wenn sie auch in einigen Fällen mit dem Vermerk deS Bibliothekars der Bibliothek Asfnrbanipal in Ninive versehen waren, der sie als Kopien einer alten Inschrift bezeichnete, so waren doch ältere Tafeln uns beinahe unbekannt. ES ist für die Wissenschaft auch von großem Wert, daß diese Tafeln auS der Tempelbibliothek in Nippur in sumerischer Sprache, der Sprache der Erfinder der Keilschrist, verfaßt find. Sie werden auch einen befferen Einblick in diese schwierige, in ihrem Bau vom Babylonischen und Assyrischen durchaus verschiedene Sprache geben, die uns mindestens 2500 Jahre vor Beginn unserer Zeitrechnung hinaufführt.
vom Rohrrücklauf. Tie einzelnen Mittel der Kriegführung, vor allem das Verkehrs-, Nachrichten- und Geschützwesen stehen unter der umnittel- baren Einwirkung der Technik, die sie in wenigen Jahrzehnten von Grund aus umgewandelt hat. Wie die verschiedenen Typen der Geschütze, der Gewehre und Kanonen ihre eigene Entwickelungs- geschichte haben, so meist auch jeder einzelne Teil des Geschützes. Eine der wichtigsten, weil prinzipiell das Geschütz auf eine andere Basis stellende, ist die des Rohrrücklaufs. Bei jedem Schutz mutz die Waffe nach ganz bestimmten Gesetzen der Mechanik einen Rück- stoß erleiden, der sich schon beim leichen Jnfanteriegewehr unan- genehm bemerkbar macht, bei der schweren Kanone aber die ganze ibchfse des Geschützes uni mehrere Meter nach hinten wirft, Ivo- ■dürch ein wirksames Schnellfeuer natürlich unmöglich gemacht wird. Jahrhunderte lang hat man dieses Rückwärtslaufen des Geschützes bei jedem Schutz als etwas Unabänderliches angesehen, denn hatte man etwa das Gestell des Geschützrohres, die Lafette, starr und bewegungslos wachen wollen, so hatten die Lager für das Rohr und durch sie die Lafettemvände den ganzen mit jeder Vervollkomm- nung der Geschütze wachsenden Druck, der das Geschütz nach rück- wärts treibt, aufnehmen müssen Das hätte natürlich kein Gestell lange aushalten können— handelt es sich doch selbst bei geringerem Kaliber von � bis 8 Zentimeter um einen Druck von 100 000 Kilo- gramim, der bei den schlveren Geschützen bis zu mehreren Millionen Kilogramm ansteigt. Da die Gestelle aber mit Rädern verbunden wurden, was für die Feldgeschütze ja selbswerständlich und auch bei Festungsgeschützen des Transports wegen oft notwendig ist, so kann- ten sie nach rückwärts ausweichen. Der Typus des aus Rädern ruhenden Gestelles, aus deni das Rohr aus zivei angegossenen Schildzapfen drehbar lag, erhielt sich bis gegen Ende des vorigen Jahrhunderts, ja bis in die Mitte de» IS. Fahrhunderts hinein waren für die Lafette noch Holzgerüste in Gebrauch. Erst 1950 wurde für Belagerungsgeschütze und 20 Jahre später auch für die Feld- tanonen Schmiedeeisen und Stahl verwendet. Fe weiter das Ge- schütz zurückläuft, um so grötzer ist die Arbvit und die Zeit, die ge- braucht wird, um das Geschütz wieder in die Feuerstellung zu bringen und von neuem zu richten. Deshalb suchte man die Be- wegung auf verschiedene Arten zu breansen. Vor allem wurde eine starke Bremsung an den schweren Schiffsgeschützen notwendig, wo ein langer Rücklauf sich mit Rücksicht auf die Art der Aufftellung verbot. Man teilte daher die Lafette in zwei Teile, einen unteren mit dem Geschützsiand verbundenen feststehenden und einen oberen, beim Schutz zuvückgleitenden, der das Rohr trug, und zwischen beide Teile schaltete man eine Flüssigkeitsbremse ein, deren Einführung oin außerordentlicher Fortschritt war. Sie besteht aus einem mit einer Mischung von Wasser und Glyzerin gefüllten geschlossenen Zylinder, indem ein Kolben, dessen Stange durch eine Stopfbüchse abgedichtet ist, hin und her bewegt werden kann Hierbei mutz die Flüssigkeit von einer Seite des Kolbens auf die andere übertreten. und das kann durch einige kleine Oessnunzen am Kolben respektive einige in die Zylinderwand eingeschnittene Nuten geschehen, wo- durch sich ein starker Bremswiderstand gegen die Bewegung des .Kolbens bemerkbar macht. Den oberen Lafettenteil, aus welchem das Rohr nach alter Weise fest aus Schildzapfen ruhte» ließ man aus einer schrägen Ebene uacb oben zurückgleiten, so daß er nachher von selbst wieder in die Schutzstellung zurückglitt. DaS war zwar ein großer Vorteil, dem aber der Nachteil gegen- überstand, daß das Geschützrohr in einer Richtung zurückglitt, die von der Schutzrichtung erheblich abwich, wodurch eine starke Bean- spruchung des Rohres und der Lafette entstand. Daher bedeutete der Uebergang zu dem reinen Rohrrücklaufprinzip einen sehr großen Fortschritt, weil hierbei das Rohr in seiner eigenen Achsenvichtung zurückläuft. Dadurch wird die bewegliche Oberlafette überflüssig, das Rohr gleitet allein in einer umschlietzenden Führung oder mittels Klauen auf Gleitschienen in einer ebenen Führung, der Wiege, zurück, wobei die Rücklaufenergie durch die zwischen Wiege und Rohr eingeschaltete Flüssigkeitsbremse abgebremst wird. Die /Wiege wird mit der unteren Lafette durch Schildzapfen und die not- -lpendsgen Richtecinrichtungen verbunden. Diese Konstruktion, bei dxr besondere Vorbringevorrichtungen erforderlich sind, die natürlich automatisch betätigt werden, fand zunächst bei den Marinegeschützen Tinwendung. In den einzelnen Ausführungen des Prinzips mutz es jy den jeweiligen Anforderungen an die Geschütze(Feldgeschütze, Befestigungsgeschütze usw.) angepatzt werden.
�liis einem Schützengraben. ... Unsere Lage hier oben ist nach wie vor die gleiche. Morgens um 8 Uhr werden wir von den Rothosen gewöhnlich durch e,u heftiges Granat- und Schrapnellseuer begrüßt, eine sonderbare Art allerdings, die uns, offen gesprochen, wenig sympathisch ist. Werantwortlicher Redakteur: Alfted Wielepp, Neukölln. Für bei
Ter Gegengruß wird dann prompt kurze Zeit darauf auf die« selbe Art hinübevbefördert; c'e5t la guerre. Was übrigens das Granaffeuer anbelangt, so kann ich auch ein Lied davon singen. Ten 12. und 15. d. M. befand ich mich morgens gegen ein resp. sieben Uhr gerade im Gespräch mit einigen Infanteristen vom... Regiment. Plötzlich ein Sausen und Zischen, ein furchtbares Krachen, ein Umherfliegen von großen Sandstücken und dann das Wehklagen eines Schwerverwundeten. Das erstemal am 12. wurde rechts von mir ein Infanterist getötet, ein anderer leicht verletzt, während ein dritter, sich links von mir befindlicher...er eine allerdings nicht schwere Verletzung am Hals davontrug. Ich konnte mich noch im letzten Rtoment platt auf die Erde werfen und mich so von den umherfliegenden Granaffplittern retten.„ Das zweitemal, am 15., erhielt ein ungefähr 3 Meter von mir entfernt stehender Landwehrmann eine klaffende Kopfwunde, Gott sei Tank keine lebensgefährliche. Das drolligste Erlebnis, das ich bisher zu erleben Gelegenheit hatte, ging am 24. nachmittags gegen 1 Uhr vor sich. An einer Stelle, an der sich beide Schützengräben, d. h. der deutsche und der französische, nur zirka 35 Meter voneinander entfernt hinziehen, hatten wir Pioniere eine Sappe vorgetrieben, die in einem Beob- achtungsstand auslief und nur zirka 4 Meter von einem gleichfalls vorgetriebenen ftanzösischen Graben abgelegen war. Einer unserer Unteroffiziere hörte plötzlich das harte Ausschlagen einer fran- zöfischen Spitzhacke und kam aus den famosen Gedanken, in Kor- respondenz mit den Rothosen zu treten. Schnell wurde ein Blatt Papier , das in ftanzösischer Sprache die Worte:..Gute Leute hier, tun niemandem etwas" enthielt, hinübergeworfen, und siehe da. der Erfolg stellte sich prompt ein. Das Hacken hörte auf, und kurze Zeit darauf erreichte uns ein Stück Papier , das zu unserem größten Erstaunen in deutscher Sprache abgefaßt war und den lakonischen Vermerk:„Wie Du mir, so ich Dir" enthielt. Der erste von uns, der sich von dem Schrecken erholt hatte, war unser famoser Unteroffizier... Sofort begann«ine regelreckte Unterhaltung. Unser Kamerad von drüben entpuppte sich als ein Pariser Ober. lehrer, der mehrere Jahre in Berlin-Steglitz als Sprachenlehrer tätig gewesen und daher der deutschen Sprache so ziemlich mächtig war. Nack gegenseitiger Versicherung der Freundschaft warfen wir ein Stück Schokolade, da? kurze Zeit zuvor aus der Heimat ge- kommen war, unserem neuen Kameraden hinüber und wurden zum Danke dafür mit einem Päckchen Tabak beehrt. Mit dem Zuruf:„Nun ist wieder Krieg?" wurde die selten schöne Unter- Haltung von unserem Franzmann beendet; c'e-t la terribl« guerre!!
kleines Zeuilleton. Deutjch-fronMfihe Vertraulichkeiten. Das„Journal de Geneve" veröffentlicht den Feldbrief eines französischen Soldaten aus Savohen. der von einer Unterhaltung zwischen feindlichen Schützengräben berichtet. Die Erzählung klingt dermaßen idyllisch, daß das Genfer Blatt hinzufügt, daß es sie, wäre das Original des Briefes nicht durch seine Hand ge- gangen, in das Reich der Schützengrabenlegenden verweisen müßte. „Ich erzahle Euch hier eine Tatsache," schreibt der Franzose, „die Euch sonderbar erscheinen wird, die sich aber vor meinen eigenen Augen heute morgen abgespielt hat, als wir einen Schützengraben bezogen, der nur vierzig Meter von den deutschen Linien entfernt ist. Bei der kurzen Entfernung kann man leicht miteinander plaudern. Die Deutschen begannen die Unterhaltung damit, daß sie uns um Zeitungen baten. Wir antworteten, sie sollten sich die Zettungen holen. Sie aber fürchteten, daß wir auf sie schießen könnten, worauf wir ihnen bei der Ehre Frankreichs versicherten, daß wir dies nicht tun würden. So unterhielten wir uns wohl eine halbe Stunde lang(unsere Gegner sprachen sehr gut Französisch), und schließlich trat einer aus ihrem Schützen- graben, ohne Waffen versteht sich. Als die Deutschen sahen, daß wir Wort hielten, kamen ihrer zwanzig hervor, und drei davon näherten sich uns bis auf vier Meter. Darauf verließen zwei der unsrigen ebenfalls den Schützengraben und übergaben ihnen die Zeitungen. Sie nahmen sie in Empfang, brachten sie ihren Leuten und kehrten mit zwei großen Paketen Zigarren zurück. Wir unterhielten uns noch kurze Zeit, danu verabschiedeten sie sich, indem sie uns die Hände schüttelten und uns gute Kameraden nannten, weil wir nicht geschossen hätten». Nachdem sie in ihrem Schützengraben verschwunden waren, begann die Schießerei von neuem. Diese Geschichte würde niemand glauben, wenn sie in den Zeitungen stände. Doch ist jede? Wort daran Wahrheit Was zieht Ihr für Schlüsse daraus?"...
das denkmal einer Sozialistin. Aus Amsterdam schreibt man unS: Am letzten Sonntag ist, wie die Londoner Blätter berichten, dort ein Denkmal der 1911 der- storbenen Genossin Margaret Macdomald, der Frau des Genossen Ramsay Macdonold, enthüllt worden. ES stellt eine spielende'Kinderschar dar, in deren Mitte Margaret Macdonald mit beschirmend ausgebreiteten Armen sitzt. Auf einer Bronze- tafel steht: .Sie gab Freude jenen, mit denen und für die sie lebte und arbeitete. Ihr Herz war der Kameradschaft für ihre Mitfrauen und der Liebe für die Kinder deS Volkes geweiht, denen sie als Bürgerin diente und als Schwester half. Durch ihr Leben weckte sie Glauben und Hingabe in anderen und hörte nicht auf. wohlzutun." Das Denkmal steht nicht weit von dem HauS in Lincolns an Fields, wo sie so manche? Jahr gelebt und gewirkt hat. Seine Kosten sind durch eine Sammlung bestritten worden, zu denen eine Reihe Organisationen beigetragen haben. Ein Denkmal anderer Art, das das Gedächtnis der Verstorbenen auftechterhält, ist die von der TVomsus Labor Leagne(Verband arbeitender Frauen) in Ken- sington errichtete Margaret Memorial Clinic.— Die EnthüllungS« rede hielt der bekannte Folklorist Sir Laurence Pomme, der Margaret Macdonald neben Florence Nigthingale und Mary Kingsleh stellte. Man könne sie sich wohl als Jeanne d'Arc denken, aber als eine Jeanne d'Arc des Frieden?.
wie hoch kann man schießen. Das Hoheitsrecht eines Staates an dem Luftraum über feinem Gebiet ist neuerdings von England bestritten worden. Bei Er- ledigung der Neutralitätsverletzung de? Schweizer Gebiets durch englische Flieger, die ihren Weg ungeniert über die Schweiz nahmen, bat England erklärt, eine grundsätzliche Anerkennung des HoheitSrechts über den Lustraum liege in seiner Entschuldigung wegen deS Vorgehens der englischen Flieger nicht. England will hier also einen Vorbehalt machen. Man sollte meinen, das Hoheits- recht sei selbstverständlich. Tatsächlich ist aber schon früher von Luftschiffern und Fliegern die Frage aufgeworfen worden, ob ein solches Hoheitsrecht unbedingt bis zu jeder Höhe anerkannt werden soll oder nur bis zu einer bestimmten Höhe, und zwar zog man hierfür als Analogie das Hoheitsrecht auf den Meeren innerhalb einer bestimmten Uferzone heran. Die Breite dieser Uferzone ist so bestimmt, daß sie der Tragweite eines Kanonenschusses von der Küste aus entsprechen soll. Wollte man das auch für den Luft- räum gelten lassen, so entsteht die Frage, wie hoch ein Kanonen- schütz im günstigsten Falle reicht. Aus der Rechnung, die allerdings den Lustwiderstand und einige andere Einflüsse von geringerer Bedeutung unberücksichtigt laßt, ergibt sich, daß ein senkrecht nach oben geschleudertes Geschoß eine Hohe erreicht, die die Hälfte der größten Horizonialenrfernung Inseratenteil verantw«: Th. Glocke, Berlin . Druck u.VerIag:Lorwärt»
beträgt, die mit dem Geschoß dann erzielt wird, wenn es mit derselben Geschwindigkeit unter einem Winkel von 45 Grad das Rohr des Geschützes verlätzt. Da die größte Schußweite der ge- wöhnlichen Landgeschütze etwa 10000 Meter betragen dürste, so würde sich die äußerste Schutzhöhe zu 5000 Meter ergeben. Frei- lich würde man bei der Verteidigung von HoheitSrechten im Luftraum die Geschützrohre nicht senkrecht einstellen, einmal weil das- auf technische Schwierigkeiten stoßen müßte und dann vor allen Tingen, weil ein senkrecht emporgeschleudertes Geschoß wieder aus dieselbe Stelle, mit derselben Wucht, mit der es das Rohr verlassen hat, zurückfallen müßte. Die Schiffs- und Küstengeschütze erreichen eine bedeutend höhere Schußweite, so hat die Firma Krupp bereits vor 20 Jahren 28-Zentimeter-Kanonen vorgeführt, die die doppelte Schutzweite, 20 Kilometer, erreichen, und seitdem sind die Geschütze noch weiter vervollkommnet worden, so daß wir-Schußweiten von 35— 36 Kilometer annehmen können. Wird ein Geschütz so eingestellt, daß es die größte Schutzweile erreicht, so steigt das Geschoß in einer ge- krümmten Bahn in die Höhe, wobei die größte Höhe, zu der eS kommt, nicht mehr die Hälfte, sondern nur ein Viertel der größten Schußweite ist. Das würde also bei den schwersten Geschützen immer noch 8— 9 Kilometer sein, so daß wir heute in der Loge sind, über den höchsten Berg der Erde hinüberzuschießen.
Granaten, kartätschen und Schrapnells. Jetzt lesen wir fortwährend in den Kriegsberichten von Granu- ten, Kartätschen und Schrapnells, und mancher mag sich schon ge- fragt haben, woher diese ftemdländischen Bezeichnungen für unsere Geschosse kommen Das Wort Granate hängt mit dem lateinischen granum zusammen und bedeutet Kugel. Kartätsche rührt vom italienischen cartaccia, gesprochen.Kartatscha, her und heißt ebenfalls Kugel. Granaten waren ursprünglich kugelftämige Bomben mit einer Sprengladung und einer von dieser nach außen führenden Lunte. Nachdem die letztere zur Entzündung gebracht war, wurde die Bombe von der Hand fortgeschleudert. Die Schleuderer der Handgranate nannte man Grenadiere. Der Name Granat« ist dann später aus die Geschosse mit ExPlosivladunz übergegangen. Diese haben beute allerdings keine Kugelform mehr, sondern sind Langgeschosse. Auch die Kartätschen waren ursprünglich runde Blechkugeln oder Säckchen, die mit einer größeren Anzahl kleiner Kugeln gefüllt waren und im Geschützlauf selbst auseinandergesprengt wurden. Soweit sie noch heute verwendet werden, haben sie ebenfalls die Form der Lang- geschosse erhalten. Sie entsprechen den Schrotpatronen unserer Ge- wehre. Ein Mittelding zwischen Kartätsche und Granate bilden die Schrapnells. Sie sind ebenfalls mit Kugeln gefüllt, erhalten jedoch eine stärkere Hülle, die nicht im Geschütze selbst platzt. Das Explo- dieren oder Krepieren, wie der Artillerist sagt, wird nämlich wie bei den Granaten durch eine besondere Sprengladung mittels Zünder beim Aufschlagen oder kurz vor dem Ziel bewirkt. Der Name leitet sich von dem Erfinder, dem 1825 verstorbenen englischen General Shrapnell, her Seinem Wesen entsprechend wird dieses Gelchoß auch als Granatkartäffche bezeichnet.
dke konfeffiousverhältniße in Rußlanü. lieber das religiöse Bekenntnis der Einwohner des Zaren- reiches geben die Ergebnisse der letzten allgemeinen Volkszählung vom Jahre 1897 näheren Auffchlutz. Danach wurden im gesamten Rußland ,.mt Ausnahme von Finnland , festgestellt: 87 123 604 An- 'Hänger der griechisch-orthodoxen Kirche, 13 906 972 Mohammedaner, 11 467 994 Römisch-Katholische , 5 215 805 Juden. 3 572 653 Pro- testanten, 1 179 241 armenische Gregorianer neben 38 840 armem- schen Katholiken. Die AnHanger kleinerer Sekten, wie der Met ho. dtstcn, Menoniten usw. satten zahlenmäßig nicht ins Gewicht. Die römisch-katholischen Christen wohnen vor allem in den ehemaligen polnischen Provinzen, die Evangelischen in den baltischen Ostsee - Provinzen, das jüdische Element ist besonders stark in den Städten und größeren Dörfern der westlichen und südwestlichen Provinzen Rußlands vertteten. Die Mohammedaner haben ihre Wohnsitze vornehmlich in Kaukasien und Zentralasien , dort insbesondere in Turkestan . Das Haupt der griechisch-orthodoxen Kirche ist der Zar, dem da? Ernennungs- und AbsetzungSrecht aller kirchlichen Würden- träger zusteht. Die Zentralbehörde der russischen Staatskirch« ist der Heilige Synod. der sich aus den höchsren geistlichen Beamten zusammensetzt. Für die kirchliche Verwaltung ist daS ganze Russen- reich in 60 Eparchien eingeteilt, an deren Spitze drei Metropoliten, 14 Erzbischöfe und Bischöfe stehen. Die nicht zur Staatskirche ge- hörigen Konfessionen unterstehen staatsrechtlich der Abteilung der „ausländischen Konfessionen" beim Ministerium des Innern. Tie kirchliche Spitze der Katholiken ist der Erzbischof von Warschau . dem 10 Bffchofe zur Seite stehen. Für die Protestanten besteht ein General.Konsrstorium zu Petersburg als oberste Behörde, dem 6 evangelisch.Iutherische und 2 reformierte Konsfftorien unterstellt tnd. Trotzdem formell in Rußland Religionsfreiheit besteht, wer- den alle nicht zur griechisch-orthodoxen Kirche Gehörenden gewisser- maßen als Staatsbürger Weiter Klasse angesehen. Diese Minder- bewertung kommt am besten im Staatshaushalt zum Ausdruck. Während nämlich das russische Budget für 1913 für die Zwecke der Staatskirche volle 44 Millionen Rubel vorsieht, müssen sich samt- liche übrigen Konfessionen zusammen mit VA Millionen Rubel begnügen._
Notize». — Theaterchronik. Im Kleinen Theater findet am Mittwoch, den 30. Dezember, abends 8 Uhr, die Erstaufführung der.Ernsten Schwanke" deS Einaklerzyklus von Hermann Eulen- berg. statt. — Walter Cranes Frau hat in der vorigen Woche in einer schon seit längerer Zeit auSgebrochenen nervösen Ueberreizung ihrem Leben ein Ende gemacht, indem sie sich in der Nähe des Bauernguts in der Grafschaft Kent , wo sie untergebracht war, auf die Schienen warf. Ihr Leichnam wurde mit zermalmten! Schädel gefunden. Der große Künstler verliert in ihr nicht nur eine Leben-- gesähitin, sondern auch eine gleichgesinnte Mitarbeiterin seine- künstlerischen und sozialen Lebenswerks. Sie ist 68 Jahre alt geworden. — Die deutsche Bühne und die»feindlichen" Komponisten. Der TirektoralauSschuß deS»Deutschen Bühnen- Vereins' hat beschlossen, die Werke der Komponisten, die ihrer Staatsangehörigkeit nach den kriegführenden Mächten angehören, nicht vom Spielplan der deutschen Bühnen auszuschließen, falls die Opern zu den klassischen Meisterwerken zu rechnen, wenn die Kam- ponisten bereits verstorben find oder Tantiemeansprüche nicht mehr erheben können.— Dieser Beschluß darf wahr- Haft als gerecht und billig bezeichnet werden. — Die orthopädische Nachbehandlung ge- heilter Verwundeter. Wie der„Deutschen Medizinischen Wochenschrift" aus München geschrieben wird, wies man in den „Kriegschirurgischen Abenden" nachdrücklich auf die Bedeutung der orthopädischen Nachbehandlung geheilter Verwundeter hin, und man erklärte es für eine Pflicht der Heeresverwaltung und der Sanitätsämter, dafür zu sorgen, daß durch eine orthopädische, mediko-mechanische Nachbehandlung aller Funktionsstörungen mög- lichst gute Heilungsergebnisse erzielt würden. — Die Zickorie. In der„Umschau" lesen wir: In Däne- mark interessiert man sich jetzt lebhaft für die Ausfuhr von Zichorien- wurzeln. Die Zichorienpflanze, von der eine große Ausfuhr nach England stattfindet, wird in der Gegend von Dixmuiden gebaut. Infolge der Kämpfe daselbst wird aber die Zichorienausfu'hr auf lange Zeit aushören. Die Einfuhr dieser Ware in England hat einen Jahreswert von einer Million Mark._ Luchdruckere, u. VerlagSanslalt Paul Singer u. Eo� Lerlm SM,