Nr. 266.- 1914.Unterhaltungsblatt öes vorwärtsMlttlvach, 39. fymktlt.von Liverpool nach New gort.New Jork. 6. Dezember 1914.� Wir hatten alle den Stög und das Ärackien bemerkt, als NncleSams gute alte„St. Souis* durch die Dockschleuse in die Merseybugsiert wurde, maßen aber dem Borfall leine Bedeutung zu. Diemeisten Passagiere waren herzlich froh, daß sie amerikanischen Bodenunter den Fußen hatten und sahen sehnsüchtig der Stunde entgegen.m der sie von den ungastfrcundlichen Gestaden AlbionZ Abschiednehmen tollten. Tie Sehnsucht war auch gut begründet.Da plötzlich hielt daS Schiff an. Wir mußten zurück in-! Dock.Eine der Schrauben hatte ein Schleusentor beschädigt und selbst dabeischaden genommen. Da! nun? Konnten!vir fahren? EinTaucher flieg hinab, um die Schraube z» besichtigen/ Mittlerweilehatten die Fahrgäste Zeit, sich ein wenig umzusehen und die Be-kanntschaft� ihrer Nachbarn zu machen. Neben uns lag ein gekaperterdeutscher Segler aus Hamburg, die.Carapace". Bor uns verließein englischer Kreuzer� da-5 Dock. Es war die„Tcutonic'. ein'chneller Pasiagierdampfer, den man in einen Kreuzer umgewandelthalte, Die Verdeckfasllten waren abgerissen. An den Seiten hatteman� große Einschnitte gemacht, au? denen drohend Schiffs-geschütze bervorlugten. Da! ganze Schiff war aschgrau angestrichenund machte mit seinen Kanonen einen drohenden, ungemütlichenEindruck. DaS Erscheinen des Kreuzers machte die Stimmung»ochgedrückter als sie vorher war. Gerüchts über Seeminen an der West-küste waren im Umlauf.Als wir am anderen Morgen erwachten, fanden wir die.St. Louis"in der Mitte des breiten Flusses. Sic wartete, bis sie von der Flutgewendet wurde und der Bug nach dem Meere zeigte, �ich hatteda! Glück, auf dem Schiffe den Genoffen Larkin zu treffen, dernach Amerika fuhr, um dort unter den irischen ArbeiternThmpothien kür den irischen TranSportarbeiterverband zu erwecken,der nach seinem großen Kampfe vom letzten Fahre jetzt, daihm der Krieg die Erholung sehr erschwert, in harte Bedrängnisgekommen ist. Die Matrosen auf den vorübcrfahrcnden Schiffenerkannten den Arbeiterführer, schwenkten die Mützen und wünschtenihm eine glückliche Reise. Unter den Schiffen, die vor uns abfuhren, bemerkten wir auch die Manchester.Commerce", die amnächsten oder an dem darauf folgenden Tage an der Nordküste Irlandsauf eine Mine stieß und unterging; die Mannschaft wurde glücklicher-weise gerettet.Es war eine bunte Gesellschaft, die sich auf der«t. Louiszusammenfand. Da waren Engländer. Scholien. Irländer. Deutsche,Franzosen. Oesterreicher. Upgarn. Italiener, Belgier. Holländer,Runen. Schweden. Türken. Polen, Amerikaner. Mexikaner. Neu-teeländer, Australier und Leute von unbestimmter und unbestimm-barer Rationakität.DaS KriegSscbicksal hatte diese schwimmende Internationale zu-sammengeführt. Eine deutsche Dame reiste mit ihren zwei kleinenKindern und einem holländischen Kindermädchen nach Amerikazu ihrem Manne, einem Holländer. Die Kinder iprachenein drolliges Gemisch von Deutsch und Holländisch. Einealte Schweizerin flüchtete aus England. Ihr Mann, derfeil zwanzig Iahren tot ist. war em Deutscher. Mail hattesie deshalb al» Deutsche behandelt und ihr da« Leben in Englandunerträglich gemacht. Man erfuhr bald da« Schicksal seiner Reffe-gesäbrten. Eine Französin, deren Mann, ein Ungar, sich beim Aus-brnch de« Kriege« gleich nach Amerika gewandt hatte, er-zählte von der unwürdigen Behandlung, die ihr in einerenglischen Provinzialstodt zuteil geworden war. Die Polizei habe sieauf den, Anmeldesckcin als Gefangene bezeichnet und von ihr wievon einer Perbrecherin die Fingerabdrücke genommen. Em bekannterungarischer Pianist und ein österreichlscher Kapellmeister verdanktenihre Anwesenheit auf dem Schiffe nur ihren Beziehungenzum englischen Hofe. Ter Kapellmeister beschwerte sich bitterdarüber, daß ihn der Verband der Londoner Orchesterspieler aus»gestoßen habe, nur weil er Oesterreichcr sei: jeder Musiler könnebezeugen, daß er seine Spieler steiS bester entlohnt und bester be-handelt habe, als es andere Dirigenten getan hätten. Mehrere Ant-werpener Diamantarbeiter und Händler schütteten den StaubEuropas von ihren Schuhen. Ein junger Belgier kam vonLütticki. Er zeigte einen von dein dentschen Platzkomman-damen ausgestellten Reisepaß. Mehrere junge reicheBurschen trieb die Furcht vor dem Doldatwerden überden großen HeringSleich. Eine englische Theatergcsell-schast ging nach Amerika, um mit Shaw! Drama.Fannys erstes Stück" dort ihr durch den Krieg zer-tchlagenes Glück wieder zusammenzuleimen. ES waren alteLondoner Bekannte. Der Schauspieler, der schon seit Jahren dteRoll« de» griesgrämigen, strengen, puritanischen BaterS der re-bellifcheit Tockiter spielt, zeigt« sich in der Gesellschaft als der Lustigsteder Lustigen.' Sin schmächtiger französischer Junge eilte zu seine»Brüdern in Kalifornien. Die Eltern hatten ihren letzten undjüngsten und sicherlich auch liebsten Dprosten in Sicherheit gebrachtEin in Frankreich geborener Türke schimpfte heidenmäßig auf dieverhaßten.bocbe«" sfranzösischer Spottname für die Deutschen).Eine italienische Gräfin schwebte durch die Räume stvenn es die Seeund das Wetter erlaubte) und bildete sich ein, Klavier spielen zukönnen.ES war wohl kaum eine Person an Bord, die sich zu derstürmischen Fahrt bequemt hätte, wenn nicht der Krieg sie dazugezwungen hätte. Daß unter diesen Umständen der Krieg da-5Hauplthema der Unterhaltung bildete, war selbstverständlich. AlsAutorität in allen KricgSsragen galt ein amerikanischer Majordeutscher Geburt, der eben von einem Bestich aus Deutschland zurück-kehrte und versicherte, daß daS deutsche Heer unbesiegbar sei. ImLaufe der Zeit muß er jedoch auf den heftigen Widerstand derEntentemächte gestoßen sein, denn er erklärte einem am fünftenReisetage, daß auf der„St. LouiS" ein solches Blechüber den Krieg zusammengeredet wurde, daß er e-Z entschieden ablehnen müsic, sich weiterhin noch mir je-manden über diesen Gegenstand zu unterhalten. Glücklicher-weise konnten wir nach diesem Tage unser Orakel entbehren. Denn jwir bekamen wieder Nachrichten von den Kriegsschauplätzen, die wir'fünf Tage lang entbehrt hatten. Eine Sammlung unter den Fahr-gasten brachte genug Geld zusammen, um den Funkeniclegraphen-opparat in Bewegung zu setzen. Man erfuhr von der Kriegs-erklärung an die Türkei. Darob Verwirrung bei unserem fluchenden iTürken.Neben dem amerikanischen Major tat sich ein englischer Geist-sicher hervor, der sich als Journalist ausgab, aber wunderbarerwetsekeinen seiner Kollegen an den Blättern kannte, die er zu vertretenvorgab. Wegen seiner starken Aehnlickkeit mit dem englischen Schatz-kanzler nannte man ihn allgemein Lloyd George, was ihm nichtwenig schmeichelte. Er scherwenzelte um jeden herum und suchteeinen in ein Gespräcki über den Krieg zu ziehen. Erst am letztenReisetage merlten wir, woraus es der Mann abgesehen hatte.!Unser..Lloyd George" verteilte an dem Tage engsiswe Blaubücher.'Er hatte eine Mission in Amerika, nämlich die. dos amerikanischePublikum zum wahren Glauben an die englische Diplomatie zubekrbrcn. Seine Vertraute war eine englische Romanschreiberm,die eine Unterredung mit folgender Wendung einzuleiten pflegte:„Für mich persönlich ist das Schlimmste an diesem Kriege, daß erdie Veröffentlichung der französischen, deutschen und schwedischen Aus-gäbe meines letzten Werkes vereitelt hat... Glaubte sie dannihre geistig« Hegemonie hergestellt zu haben, so kam sie auf dieGreysche Politik zu sprechen. Doch gewöhnlich behielt Deutschland-Oesterreich-Ungarn unter der Anführung de» amerikanischen Major?die Oberhand. Die Gegenpartei halte zwar auch einen Militär, einenschottischen Obersten, aber der war meist seekrank.Am Tage vor der Ankunft in New Aork fand im Speisesaaleil, Abschiedskonzert statt. Es war ein gewagtes Unternehmen, denndas Schiff«nachte«inen Höllenlärm. Daß man sie mit einer be-schädigten Schraube zu KriegSzeiten in die stürmische, mit Minenbestreute See binausgeschickt hatte, kam der alten,' zweitklassigen„St. LouiS" wie ein großer Spaß vor. Tie schüttelte ihren großenBauch vor Lachen. Ein paar Minuten lang verhielt sie sich still;dann fing sie wieder loS: rslata— tätata— tä I rätata— tätata— t»!daß einem Hören und Sehen verging. Der schottische Oberst führteden Vorsitz und hielt eine Ansprache, von der niemand einWort verstand. Da! schwedische Fröken. das singen sollte, warseekrank. Die englische Schriftstellerin Verla» ihr letztes Gedicht.Sie berichtete etwas vom heiligen Gral; ober die St. LouiS bekamgerade einen heftigen Lachanfall und wollte uns daS Werl nichthören lasten. Der geistliche Lloyd George verlas ein von ihmverfotztes humoristisches Schiffstagebuch. das bei den jungenDamen ein Kichern>md bei den älteren Personen nur Wehmuthervorrief. Der englische Schauspieler, der die griesgrämige Rollein dem Shawschcn Stücke spielt, hielt einen lustigen Vortrag. Dieungarischen Künstler ließen Klavier und Geige eine Sprache reden, dievon der ganzen versammelten internationalen Gesellschaft verstandenwurde. Am Tage vorher hatte sich der schrecklich« Türke mit einigenBelgiern und Franzosen gegen die Ungarn verschworen. Sie wolltensich beim Auftreten dieler Künstler in auffälliger Weise von denPlätzen erheben und geschloffen hinauZmarschieren. Die Sachewurde ruchbar und die gesunde öffentliche Meinung, die trotz allerDifferenzeil an Bord herrschte, vereitelte die Ausführung de»Komplott-!. Am Ende de-! Konzerts wollte der Major de» Oberstenhoch leben lasten. Aber er hip— hipte aNein und setzte sich enttäuschtwieder hin. In dieser Schiffsladung zerstörter Familien undExistenzen konnte die Hurrastiminung nicht auskommen.Kurz vor der Ankunft hatten manch« von un» noch ein bange«Gefühl. Vor dem New Jorker Hafen lagen zwei englische Kreuzerund warteten auf deutsche Kauffahrteischiffe, die drinnen der Gelegen-heit harrten, durchschlüpfen zu können. Wird man noch nach unsererAbfahrt von Liverpools Verdacht geschöpft haben? Wwd manuv.S jetzt noch vom Schiffe holen? Die Besorgnis war un-begründet. Als wir an dem englischen Kriegsschiffe vorüber-fuhren, ließ unser Kapitän ein mächtige» Sternenbanner hiffen, alsGberft Laporte.Bon Guy de Maupassant.(Schluß.)Die junge Tiame marschierte am Arme ihres BaterS mittnübcm, hinfälligem Schritt..Ich fühle meine Füße nicht mehr."sagte sie öfters. Ich selbst litt noch mehr, wenn ich sab. wie da«zarte junge Weftn sich so schrecklich durch den tiefen Schnee quälenmutzt«.Plötzlich stand sie still...Ich bin so matt. Vater, daß ich nicht mehr weitergehen kann,"sagte sie,Der Bater wollt« sie tragen, aber er konnte sie nicht einurakaufhebe,� und mit einem tiefen Seufzer setzte sie sich im Schneenieder.', Alles stand um die Beiden herum. Ich stampfte vor Ungeduldmtt den Füßen, denn ich wußte nicht, was ich machen sollt«; un-?�äglich konnte ich die Unglücklichen hier im«chnee ihrem Schicksalüberlasten.Plötzlich rief einer meiner Soldaten, ein Pariser, cher den«prtznamen..Pfiffilut" hatte:"Vorwärts. Kameraden, wir muffen das Fräulein tragen.oder wir sind— beim Teufel— keine Franzosen."Worten toe'nte �'ltabe— meiner Treu!— vor Rührung bei diesen„Alle Wetter? Da» ist brav, meine Kinder; ich werde selbsttragen helfen!"k: Im Dämmerlicht konnte man links von UN» die Bäume eines�nen Gehölze» erkennen. Einige meiner Leute sprangen hinzurück� bald mit einer Tragbahre au» Arsten und Zweigenteiht seinen Mantel her?" rief„PfiffifuS".„Brüder,für eine junge Dame."� � lagen zehn Mäntel zu Füßen de» Sprechers. Sosortutoe dte junge Dame in diesen warmen Kleidungsstücken ge-v„"und von sechs Schultern getragen. Ich selbst ging rechts an�p'tze und freute mich— meiner Scel'l— der süßen Last.wir? tftng e» viel munterer und lebhafter veiter. al« hätten-'neu Schluck Wern genossen; man hörte sogar ernzelne Scherz.warte. Sehen Sie, eine Frau genügt, um einen Franzosen zuelektrisieren.Sogar die Marschkolonne wurde wieder rangiert; es war, alsob meine Leute evwärmt und neu belebt wären. Ein alterFranktireur, welcher der Bahre folgte, um den ersten, der ermattenwürde, zu ersetzen, sagte laut genug, daß ich es hören konnte, zuseinem Nebenmann:„Ich bin nicht mehr jung, meiner Treu! Aber ein Weib, meinBursch. das macht einem doch noch das Herz im Leide hüpfen."Bis drei Uhr morgens marschierten wir fast ohne Ausenthaltweiter. Dann duckten sich unsere Eklaireur» abermals plötzlichnieder, und gleich darauf kauerte das ganz« Tetachemcnt imSchnee; es hob sich von demselben kaum noch wie ein unbestimmterSchatten ab.Ich gab mit leiser Stimme meine Befehle und hörte hintermir da» gleichförmige metallische Klappern der Verschlüsse infolgede» Laden».Da unten in der Ebene zeigte sich eine ausfallende Bewegung;man hätte glauben sollen, ein ungeheures Tier käme daher, welchesbald sich schlangenartig verlängerte, bald wieder sich zu einerKugel zusammenballte und unter de» wunderbarsten Sprüngennach rechts und links bald stehen blieb und bald wieder weiter lief.Plötzlich kam diese wandelnde Masse auf uns zu. und icherkannte jetzt, daß es ein Dutzend versprengte Ulanen waren, diein flottem Trabe im Gänsemarsch die Straße zu gewinnensuchten.Sie waren bald so nahe, daß ich deutlich daS Schnauben derPferde, das Rasseln der Säbel und sogar das Knarren der Sättelunterscheiden konnte.„Feuer!" rief ich.Fünfzig Schüsse knallten durch die stille Nacht, denen nochweitere vier oder fünf und dann schließlich noch«in emzelnerSchuß folgte.Als der Pulverdampf sich verzogen hatte, sab man. daß diezwölf Ulanen und neun ihrer Pferde gefallen waren. Drei Tiererannten in voller Karriere davon, und da» eine von ihnen schleppteden Leichnam seine» Reiters im Steigbügel hinter sich her.Ein Soldat hinter mir stieß ein häßliches Gelächter aus, iväh-reich ein anderer sagte:„Da gibt ti Witwen." Er vrochte wohlselbst verheiratet fein. Ein Dritter rief:.Da« ging schnell."Sie hob den Kopf au» den schützenden Mänteln.„Was gtbt'S,"fragte sie,„ein Gefecht?'wollte er sagen:„Guten Tag. meine Herrschasten! Und bitte Platzda vor meiner Haustür'." Die Göttin der Freiheit, die den Hafenbewacht, zündete eben ihre Fackel an. als die St. LouiS den Wollen-kratzern zusteuerte, die mit taufenden von Lichtern besät, sich wioeine gewaltige Riesenbura ausnahmen. Die amerikanischen Beamten,die an Bord kamen, und die Zollbeamten waren äußerst sreundlichund höflich. Der Onkel Sam ist entschlossen, sich den Gescheitertenund Schiffbrüchigen, die sich zu ihm retten, von der besten Seite zuzeigen.____Hermann h eher m ans.Au! Amsterdam wird un>! geschrieben:In diesen Tagen ist der holländische Dichter HermannH e i j e r m a» S 60 Jahre alt geworden. An das Jubiläum deSDichters schließt sich das Jubiläum seines populärsten Werke»: die300. Aufführung der„Hoffnung auf Segen", die am Weihnachts-abend in der Amsterdamer„Schouwburg" als Festvorstellung undHuldigung für den Dichter tu Szene ging. Em flüchtiger AbrißieineS Leben» mag die Kämpfe, das Werden und die Arbeit de-ZDichters veranschaulichen.Hermann HetjermanS ist ein gebürtiger Rotterdamer. Er kam1802 nach Amsterdam— mit 63 Cents und einer Novelle in derTasche. Hier schrieb er für de» damals eben gegründeten„Telegraaf" Tbeaterfeuilletons. Gleichzeitig begann er mit seinen„Faltland"-Slizzc». Solche„Falklandjes" hat HetjermanS bi» zumheuligen Tage nicht weniger als volle Siebenhundert geliefertZwischendurch erschien Werk um Werk. Erst„Dora Cremer", dann„AhasveruS". den er unter dem Namen Banokowitz schrieb und denalle Welt als von einenr Russen stammend staunend ansah. Spätertrat er aus dem Verband des„Telegraaf" aus und lebte al» freier,mit allen Kämpfe» gesegneter Schriftsteller. Er sollte z. B. nachLondon, wegen seines mittlerweile in Amsterdam herausgegebenen„Ghetto"— aber das Reisegeld mangelt«. Als eS später in Londonaufgesührt wurde, hatte eS das Mißgeschick, dem anwesenden Prinzenvon Wales zu mißsallen und wurde abgesetzt. Der in Londonweilende Autor, der schon von kühnen Einnahmen gerräumt, wußte— so wird erzählt— nicht einmal, wie er die Hotelrechnung ße»zahlen sollte. Da kam in der höchsten Not ein Telegramm: einPariser Impresario hatte sich entschlosien, das„Ghetto" für fünf«hundert Gulden zu lausen.Nach dem Amsterdamer Stück„DaS siebente Gebot" kam endlichder groß? Erfolg:„Tie Hoffnung auf Segen". Da» Drama wurdein viele Sprachen übersetzt und in vielen Ländern ausgeführt.Mittlerweile war der Dichter Sozialdemokrat geworden, d. h. erbekannte sich zur Sozialdemolratischen Arbeiterpartei Holland«, fürderen JohreSkongroß er auch seinerzeit ein eigenes GelegenheitSsüickschrieb. Bon seinen beiden großen Romanen ist die.Diamantstadt"am bekanntesten.Den nächsten großen Erfolg brachten die„Kettenglieder". J»Berlin, wo der Dichter eine Zeil lebte, entstanden u. a..Aller«ieelen" und daS Bergarbeiterslück„Glückauf". Jetzt lebt HetjermanSwieder in Amsterdam, wo er da« Qraoä Tflebtrv leitet. Nebe»,seiner Direktorentätigkeu schreibt HeijcrmanS, der zu den bestenDichtern nicht nur Hollands, sondern der Gegenwart überhauptgehört, seine Falklandskizzen weiter und läßt auch die dramatisch«Muse nickit jnchen; erst unlängst brachte die von ihm geleitete Buhn»ein neues Stück aus seiner Feder.Im öauche öes Torpeöogesthosies.Die innere Einrichtung des Torpedos, jener unheimlichenUntcrwasicrwaffc. deren Sprengladung das größte Panzerschifferliegen kann, halten die einzelnen Regierungen sorgsam geherin,Eine Reihe wertvoller Einzesangaben über das moderne amerikanische Büß-Leavitt-Torpedo kann jetzt die..Zeitschrift für prak-tischen Maschinenbau" nach zuverlässige!» amerikanischen Quellenmitteilen. Wie sieht es im Bauche eines solchen amerikanischenTorpedos au»? Das Torpedo hat bei einer Länge von 6 Meternein Gewicht von etwa 000 Kilogramm; der Kops enthält dt«Sprengladung, da« Schwanzstück die zwei entgegengesetzt laufendenSchrauben und die Steuerungen, und die bewegenden und steuern-den Teile stecken im Mittelteile, in den Preßjustkammern und demMittschisssteile. Tie Wandung dieser Kammern besteht aus einembesonderen Nickelstahl, der, wenn er aus der Werkstatt komutt,38 Millimeter dick ist und durch die Bearbeitung auf eine Dickevon 12 Millimetern gebrocht wird. 14 verschiedene Arbeitsvorgänge auf der Drehbank sind nötig, bis die Torpedoteile genau au»-balanciert sind. Ter Hintere Abschnitt der mittleren Kammern.dU in der Werkstatt aus einen Druck von 210 Kilogramm auf denOuadratzentuneter auSgeprobt sind, obwohl sie beim Schusse nue100 Kilogramm auszuhalten haben, enthält den Tiefenapparat unddie Alkoholflasche, das Anlaßventil und ein Reduzierventil. BeimLösen des Schusses öffnet eine Klinke automatisch die Preßluft-„Es ist nichts, mein Fräulein!" antwortete ich,„wir haben einDutzend Preußen weggeblasen."„Tie armen Leute." murmelte sie und schlüpfte fröstelndwieder unter ihre warme Umhüllung.Wir marschierten langsam und vorsichtig weiter. Endlichgraute der Tag; der Schnee wurde Heller, er fing an zu glitzernund zu leuchten. Im Westen zeigte sich ein rosiger Schimmer.„Wer da?" rief eine Stimme von weitem. Da» ganzeTetachcment machte Halt, und ich ging vor, um un» zu erkennenzu geben.Wir hatten die französische Postenkette erreicht. Al» meineLeute vor dem Posten vorbeikamen, frug mich ein höherer Offizierzu Pferde, dem ich meine Meldung machte, mit einer Hand«bewegung auf die Bahre deutend:„Was haben Sie denn da?"Sofort kain aus den Mänteln ein rosiger Blondkopf hervor unkjantwortete lachend:,„Meine Wenigkeit, mein Herr!"Unter den Mannschaften erhob sich ein allgemeine» Gelächterund inan sah ihren Gesichtern die freudige Stimmung an. die siebeherrschte.„PfiftikuS", der neben der Bahre ging, lüftete sein Käppi«inSrief:„Vive la France!"Ich für meine Person war. ich weiß nicht recht warum, ganzgerührt; so hübsch und galant sond ich dies. Es kam mir vor, al«hätten wir das Vaterland gerettet, als hätten wir irgendeine Tatvollbracht, die anderen nicht beschieden War, irgendeine einfacheund dabei doch wahrhaft patriotische Tat.Ich werde dieses niedliche Gesicht in meinem Löben»ficht wiedervergessen; und wenn ich meine Ans. st über die Abschaffung derTambours und Spielleute äußern sollte, ich würde vorschlagen, siein jedem Regiment durch ein hübsche» Mädchen zu ersetzen. DaSwürde noch besser wirken als der Klang der Marseillaise. Teufelauch! Wie das die Mannschaften beleben würde, wenn sie nebendem Oberst eine Madonna wie diese, eine wirklich lebendeMadonna sehen würden."Er schwieg einige Minuten, dann sagte er. noch einmal rnitzder Miene der vollsten Ueberzeugung den Kopf erhebend:„Es bleibt dabei, wir lieben die Frauen: Unser zweitechFrankreich!" �,___ i