Nr. 5.- 1915.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts Suurstag, 7. Sannar.

Die Schlachtfelder an der Bzura .

Gine kühne Automobilfahrt über die Schlachtfelder an der Bzura schildert der Berichterstatter Granville Fortescue, der dazu die Erlaubnis vom russischen Oberkommando erhielt:

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" Diesen Morgen hat es geschneit, und die trübe, braune, pol­nische Ebene ist in glizerndes Weiß gekleidet. Zu unseren Häupten drückt ein schmutziger jilbriger Himmel nieder, der kaum höher zu sein scheint als eine graue Zimmerdecke. Im Norden strecken ein paar Bäume ihre nackten Zweige in die Lede hinein und malen einen schwarzen Fleck auf die Leinwand von Grau und Weiß. Das ist die Schlachtlandschaft. Hinter den Bäumen da fließt die Bzura. Vor uns dehnt sich die Ebene, flach und leer; hier und da schwarze Punkte, einzelne Gehöfte, während im Süden die Straße nach Salisch läuft, von einer langen Linie laubloser Bäume eingefaßt. Im Westen liegt Sochaczew , ein dunkles Gewirr von Häusermassen nahe an dem Wege, der zum Fluß sich hinzieht. Durch diese Land­schaft kriechen hier und da Gestalten. Es sind müde Reiter, deren fleine Pferdchen die Nase tief auf den Boden hängen lassen. Auch die Kanoniere an der Batterie zur Rechten sind müde, und nur selten hört man die dumpf dröhnende Stimme ihrer Geschüße. Hinter dem Horizont im Norden rollte wie Donnerhallen der viel­stimmige Chor von Kanonen; aus der Baumgruppe fommt ein anderes Geräusch. Pop, pop, pop, popaaaau es ist der Ton des Gewehrfeuers. Das knattert schon den ganzen Morgen, aber ich kann mir die Augen aussehen, ohne einen Soldaten zu erblicken. Ihre Schüßengräben sind mir gezeigt worden, aber das ist der Aniff der Russen, daß sie ihre Gräben fast unkenntlich anlegen. Stunde auf Stunde antwortet so Kanone auf Kanone über die Ufer der Bzura . Granate an Granate wühlt sich in den weichen Boden. Die Gewehre knattern unaufhörlich. Gewinnen wir? Verlieren wir? Es scheint, daß die Deutschen den Fluß überschritten haben, denn ihre Granaten schlagen bedenklich nahe ein. Wir retten uns nach Sochaczew . Es ist eine Stadt der Toten. Seine schweigenden Straßen lassen den Knall unseres Motors unheimlich widerhallen, wie wenn ein anderes gespenstisches Automobil hinter uns fame. Mit seinen fahlgelben und blauen Häusern sieht Socha­ czew aus wie eine spanische Stadt. Die Aehnlichkeit wird noch er­höht durch die Bogengänge, die hier wie in Madrid gebaut sind. Hier und da lugt aus den Fenstern und Türen ein fahles Geficht. Die angstvollen Augen sind fragend auf uns gerichtet. Fast jedes Dach ist durch die Beschießung zerstört, so daß nur noch einzelne Sparren wie Stelette herausragen. Wir halten auf dem Markt­plak, kommen zu der Kalischer Wegbrücke, und die Bzura fließt vor uns, ein flimmernder gelber Streif, der jetzt Weltruf er­rungen hat. Stahle braune Bäume recken sich am anderen Ufer empor. Raum 400 Schritte sind wir von den deutschen Schüßen­gräben entfernt. Das ist uns doch zu ungemütlich, und wir fehren wieder um. Wieder geht es durch das zerschossene Sochaczew ; wir fahren zurück zu dem Hauptquartier der ersten Armee, unaufhörlich begleitet vom Kanonendonner, der den Grundton in diesem ein­förmigen Schlachtenbild abgibt.

Eine Patrouille mongolischer Kavallerie reitet vorüber. Sie tragen schäbige schwarze Papas, die russische Bezeichnung für ihre hohen Hüte, und lange purpurrote Mäntel, die der einzige Farben­ton in dieser grauen Landschaft sind. Um das Hauptquartier stehen einige Automobile; es sind aber viel zu wenig, um bei dem Trans­port der Truppen mitzusprechen. Die Soldaten werden zumeist auf leichten Wagen transportiert, die vielfach von vier Pferden gezogen werden. Die halben Räder versinken im Schmuß. End­Tose Reihen von sibirischen Ponys bedecken alle Straßen und suchen mühsam ihren Weg.

Große Schwierigkeiten bereitet das Ausheben der Schüßen­gräben. Die Stiche der Spaten und die Schläge der Hacken fommen sehr leicht durch die Oberfläche des Bodens, aber lockern nur um wenige Boll die gefrorenen Unterschichten. Das ist eine der härtesten Aufgaben, die der Winter dem Soldaten stellt. Es ist jest fast unmöglich, tiefere Gräben in der ganzen Front auszu­heben, als solche, in denen man gerade knien kann. Die sibirischen Bonys scheuen vor unserem Auto; sie sind an so etwas noch nicht gewöhnt. In der Feuerlinie sind gerade Leute mit dem Anlegen cines Felbtelephons beschäftigt; sie führen die Drähte in der Richtung nach Süden. Es ist ein Beweis, daß die Schlacht nach dieser Richtung sich hinzieht. Ueberall sieht man die hohen Stangen der Telephonanlagen herausragen. An Stelle der hin und her ga­Toppierenden Ordonnanzen sind jetzt diese langen Linien Kupfer­draht getreten, die zu jedem Winkel der Front führen. Nicht an den Artillerieſtellungen findet man Telephon, sondern sogar an den vorgeschobensten Schüßengräben, und öfters trägt der Kupfer draht einen dringlichen Ruf um Verstärkungen in einer Spanne Zeit fort, in der eine Ordonnanz noch nicht einmal ihr Pferd

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Ueberfluß.

Von Martin Andersen Nerö.

Er saß auf einem Feldstuhl, bis zur Nasenspite in seine Reisedecke gehüllt, und ihn fror, während er sich müde an das Besteckhäuschen anlehnte und die Augen schloß. Von Beit zu Zeit öffnete er sie und warf einen matten Blick über die gleichförmige Meeresfläche. Seine Sinne funktionierten fast gar nicht, nur Geruch und Geschmack waren krankhaft scharf: fie quälten ihn, indem sie beständig auf der Jagd nach dem Widerwärtigen waren, so daß er fast keine Nahrung zu sich

nehmen konnte.

Donnerstag,

jatteln könnte. Das Feuer der deutschen Kanonen ist unerträglich. I drücken sich in den angeblich zu ihrer Unterhaltung abgehaltenen Die Nacht bricht dunkler und dunkler Herein. Jeder hat genug für Konzerten auf den hinteren Reihen herum. Eine ganze Anzahl von diesen Tag... ihnen, den Erholungsbedürftigen, steht, damit die eleganten Damen, siehe oben, ſizen können.

Das Leben der Kriegsgefangenen

in Wologda .

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Es ist einfach zum Verblüffen, was bei Unterhaltungsstunden für Verwundete möglich ist!

wenn ihr einen Hauch von Bewußtsein davon habt, meine Damen, was ihr diesen schlichten Menschen von Verwundeten da schuldet, so... Nein: die Ehrenplätze braucht ihr ihnen nicht zu geben, denn das würde sie verlegen machen. Aber habt nicht die Un­Gleich beim Ausbruch des Krieges wurden von der russischen verschämtheit, Ehrenpläße für euch in Anspruch zu nehmen. Bunte Regierung deutsch gesinnte Leute unter irgendeinem Vorwand als Reihe, meine Damen, die ihr hier Nebensache seid. Macht es Kriegsgefangene nach dem Gouvernement Wologda verschickt. Jest ohne auffällige Einrichtungen so, daß jeder eurer Gäste so size, daß sind dort zirka 7000 solch unfreiwilliger Ansiedler vorhanden. Viele er auf das bequemste zum Genuß kommt. Krümelt euch bescheiden unter ihnen sind, wie aus einem Bericht der Rjetsch" hervorgeht, zwischen die Soldaten ein. Und laßt euren Schmuck zu Hause. Ihr bemittelte Leute, die Mehrheit aber völlig mittellos. Fast alle feid wahrlich nichts Besseres als jene Verwundeten und Erkrankten, lebten vorher in Riga , Libau, Reval und anderen Städten der die fich Wunden und Krankheiten holten für uns alle und somit auch Ostseeprovinzen. Etwa 3000 Mann der Kriegsgefangenen find in für euch. Bußt euch nicht auf. Das schlichteste Kleid schwesterli kleinen Orten und in Dörfern untergebracht, die übrigen in neben die Volksgenossen.. Wologda selbst. Die Behörden kümmern sich herzlich wenig um fie und ordnen nur an, daß die begüterten Kriegsgefangenen für ihre Ein Feldpostbrief vor hundert Jahren. armen Leidensgenossen sorgen sollen. Die ersteren bildeten auch ein Hilfskomitee, das unter strengster Aufsicht der Heeresverwaltung Im Sommer 1890 fand in Braunschweig eine Ausstellung vater­steht. Dieser Einrichtung verdanken tausend Menschen eine Volks- ländischer Erinnerungen statt, in der aus braunschweigischem füche, in der anfangs das Effen für 10 Kopeten abgegeben wurde Familienbejiz der nachfolgende Feldpoftbrief eines braunschweigischen und jetzt schon für 6 Kopeken. Auch die Kranken sind lediglich auf Soldaten nach der Schlacht bei Waterloo an seine Eltern gezeigt dies Hilfskomitee angewiesen, das ein Ambulatorium, eine Apotheke wurde: eingerichtet und zwei Aerzte- einen deutschen und einen öfter-" Liebe Weltern. Wir sind den 16., 17ten und 18ten immerst in reichischen- angestellt hat. Zwei große Gebäude, die 600 Menschen Feuer gewäßt, aberst da gieng es einmal her, riff, raff, piff paff bei aufnehmen können, wurden in Wologba nach Verordnung der Menneckenmeyer um mich fielen immerst 10 bis 12 Mann in einer Administration für die wohlhabenderen Gefangenen eingeräumt. Flante, nu fönnt Ihr denken, wies herging, Arme und Beine, alles Die anderen, die über Mittel verfügen, hatten sich in den besten weck, mich haben die Nackers den Roßschweif vor der Nase weg­Hotels eingerichtet, wo bald alle Bimmer von ihnen besezt waren. geschoffen, aberft haben auch wohl Schläge gekriegt, kein Bardon, Die Kriegsbehörde erteilte hinterdrein den Befehl, daß jeder Gast- immerst druf, mit der Kolbe habe ich Fluchs 6 hinter einander dot ge­wirt nur den dritten Teil seiner Zimmer den Kriegsgefangenen schlagen, daß die Hunde keinen Knocken mehr wegetan, zwei Zacker­überlassen dürfe. menters habe ich nicht rechte drapen, daß Crepirt mich noch, aberst in Anfangs fühlten die neuen Bewohner sich recht wohl in dem Gemezzel fann man sich nicht lange umsehen. Liebe Aeltern. Wologda , spazierten in Gruppen durch die Straßen, sprachen deutsch Gottloff daß ich schreiben gelernt habe, nun kann ich euch doch Nach­miteinander und brachten mitunter sogar öffentlich ein Hoch aus richt geben. Ihr fönnet denken, daß mein Leben an einem seidenen auf die deutschen Heldentaten. Diese Unvorsichtigkeit büßten sie Jaden gehängt hat, nehmt mal den Roßschweif, der sitzt doch dichte durch den Erlaß strenger Maßnahmen, die ihr Leben genau regelten. an den Koppe, aberst wenn ich erst mal wiederkomme, dann sollt Ihr Sie dürfen nunmehr nur zu zweien auf der Straße sich sehen hören un Maul und Rase aufsperren un daß is kein Spaß. Kunract lassen, müssen um 6 Uhr abends zu Hause sein, dürfen der Eisen- und Schuppe fin dot und Andreas Dreibe is auch dodt, aberst ich lebe, bahnlinie nur bis zu einer Entfernung von dreihundert Schritt un daß is mannt recht gut, denn Ihr hättet euch mein nahekommen und haben täglich einen schriftlichen Ausweis ihrer Dag nicht zufrieden gegeben. Grüßt Marlenen, die wird Lebensführung an die Tür zu hängen. Die Gefängniswärter sich freuen, und der Herzog seint auch todte, den hat eine Kugel durch müssen für die Ruhe und Ordnung unter den Kriegsgefangenen das Leib geschoten, und da haben sie ihm aus der Pattalge( Bataille) aufkommen und ebenso für die regelrechte Erledigung ihrer Tages- auf die Pacanetter( Bajonette) weggedragt, da wurden wir aber erst arbeit. Sie besteht in Holzsägen, im Auf- und Abladen von wuthenhaftig und schlugen immerst von hoben dal, da fielen die fran­Hölzern im Hafen und in verschiedenen Handleistungen in den zösischen Karnallgen wie die Rieben. Nu will ich aufhören, wenn ich Schneidemühlen. Anfangs war davon die Rede, daß die intelligen- einmal komme, sollt ihr mehr hören. Gottloff daß ich noch lebe. Griese teren Kriegsgefangenen in den Kanzleien und sonst mit schrift auch den Schapmester, damit er weiß, daß ich gut durchkommen bin. lichen Arbeiten beschäftigt werden sollten. Die schon vorgesehene Ich verbleibe Guer Kunrat. Grießt ja Marlenen nochmal." Erlaubnis hierzu wurde jedoch zurückgezogen. Im ganzen ist das Diese niedersächsische Epistel ist von Gemüt wenig angetränkeit. Leben der Kriegsgefangenen in Wologda erträglich, soweit fie felber Besonders fällt die Offenherzigkeit auf, mit der die Freude über den die Möglichkeit haben, sich zu ernähren und warm zu bekleiden. Tod eines Kameraden bekundet wird, der daheim wohl in Streit mit Inter harten Entbehrungen müssen aber die Unbemittelten leiden den Eltern des Briefschreibers lebte. und selbst den wenig Bemittelten wird es recht schwer, durchzu­halten, da die Lebensmittel dort eine ganz ungewöhnliche Ver­teuerung erfahren haben. So ist jetzt auch die Butter bedeutend im Preise gestiegen, weil die Folgen der Unterernte in Futterstoffen sich allmählich recht peinlich bemerkbar machen.

Kleines Feuilleton.

Konzerte für Verwundete.

Hierüber schreibt der Kunstivart" im ersten Januarheft u. a.: Versteht sich: es gibt auch andere und versteht sich: die große Mehr­zahl wird anders sein. Aber es gibt auch solche, wie dieses, dem ich neulich beiwohnte, und leider durchaus nicht in verschwindend ge­ringer Zahl, denn ich einzelner habe ihrer schon mehrere, sagen wir: durchgemacht.

Notizen.

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Kunstabend. Mit einem Brahms Abend werden am Sonntag, den 10. Jan., abends 8 Uhr, im Charlottenburger Schiller Saal die diesjährigen Dichter- und Tondichterabende eröffnet. Das Tabatinstitut. In Berlin soll nach dem Pro­metheus" in Verbindung mit einem Tabatmuseum eine Tabat­verfuchsstation errichtet werden, sobald der Kriegszustand es gestattet.

Das Neueste auf Umwegen. Die steigende Ver­wicklung im Nachrichtendienst wird in den Lustigen Blättern" also gekennzeichnet:

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Der Nieuwe Rotterdamsche Courant" veröffentlicht einen Brief feines Korrespondenten aus Amsterdam , demzufolge in Kristiania die Meldung eingetroffen ist, daß Dagens Nyheter " in Stockholm Born im Saal die ersten fünf, zehn, zwanzig Reihen sind von ele- ein Telegramm aus Montevideo erhalten hat, laut welchem der ganten Damen besetzt. Bitte, es geht in diesem Falle nicht ohne Chicago - Advertiſer" über Pernambuco die Nachricht aus Caracas die Fremdwörter elegant und Damen. Manche haben Diamanten empfing, die letzte Nummer des Daily Chronicle" enthalte aus und Perlen und alles, was Menschenbegehr." Mein Liebchen, was Yokohama über Colombo - Azoren eine Depesche ihres Auslands­willst du noch mehr?"" Als patriotische Freundin der Verwundeten vertreters, der in Uebereinstimmung mit dem Engineer " aus Europa au gelten!" Deshalb werden diese legteren herablaffend angelächelt, mitzuteilen weiß, auf dem westlichen Kriegsschauplatz wäre es wieder wenn man auf seine Plätze rauscht. Nämlich, sie, die Verwundeten, zu heftigen Zusammenstößen gekommen."

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die lange Strecke. Daß dieser Mann das fertig brachte!| betrog und unterwegs ausruhte; da draußen war eine Boje, Daß er den Mut hatte, sich auf sich selbst zu verlassen! Er die der Dampfer auf dem Wege hierher passiert hatte; auf mußte wirklich Kräfte haben. die konnte er hinaufflettern. Was für Muskeln diese Arme haben mußten! Große Sehnenbündel, die mit breiten Aber ein Büscheln an den Knochen festgewachsen waren. Raubtier würde sie schon losreißen können. Ein Eckzahn von unten und einer von oben und die Tage auf die Brust.. Karl fühlte den Fleischgeschmack im Maule des Tieres, und ihm wurde übel.

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Kräfte! Kräfte! Der eine Begriff rüttelte und schüttelte ihn. So viel Kraft auf ein Geschöpf verschwendet, das oben­drein so fahrlässig war! Und andere waren nicht einmal ſtart genug in den Kniegelenken, sich aufrechtzuerhalten. Es schnürte ihm die Kehle zusammen, und er schluckte mühsam, während er aufs Achterdeck stolperte, um den Schwimmer im Auge zu behalten, der jetzt gewendet hatte und ans Land Er hatte neulich im Zoologischen Garten ein Raubtier frisches, blutiges Fleisch mit den Zähnen packen sehen und schwamm. Träger und bat ihn, das Gepäck zum Abstinenzlerheim zu der bei ihm war, und dem nichts fehlte, hatte gesagt: Man Als das Schiff am Sai anlegte, rief Karl Bauder einen hatte sich beinahe übergeben müssen. Doch ein Bekannter, Dieser Efel vor bringen. Er wußte, daß ein solches Rogierhaus in jeder friegt einen Wolfshunger davon!-- Provinzstadt zu finden war, und daß man da billig wohnte Fleisch und allem, was die Gefunden bevorzugten, war es und kein Trinkgeld gab; er wollte seinem Vater möglichst nicht immer wieder dasselbe: das Leben ließ ihn im Stich! Es flößte ihm Efel ein vor allem, was zur Selbſterhaltung wenige Ausgaben bereiten. notwendig war, um desto schneller zu einem Resultat zu ge­langen. War das nicht satanisch- raffiniert ersonnen? Er hatte die Beobachtung schon vor langer Zeit gemacht und versucht, Widerstand zu leisten: indem er Beefsteak. Aber was half selbst der stärkste Hang und Wille zum Leben, wenn Ob er überhaupt so weit fam? Er sollte das Land nicht mehr als die Hälfte der Handlungen, die man vornahm, un­erreichen, er verdiente es nicht! Es konnte feine solche Straft- freiwillig waren? Konnte er denn seinen Bauchmuskeln ver­verschwendung geben wahrlich nicht! Fast lockte er in bieten, die Nahrung wieder von sich zu stoßen? seinen Gedanken den Protest gegen eine so ungerechte Ver- Hätte er nur in einem einzigen Punkte merken können, teilung hervor. Das war Hochmut, Aufgeblasenheit, eine daß das Leben ihn noch festhielt! Er bedurfte einer solchen kolossale Ueberschäzung der eigenen Person, und es Stütze und hatte tausend Fühler ausgestreckt, aber alles floh mußte sich rächen! Trokdem wünschte er im stillen diese ihn. In der vorigen Nacht hatte er in seiner Koje die Tat­Manifestation der Kraft; er war gespannt darauf, daß der fache festgestellt, daß Flöhe und Wanzen ihn nicht beißen Schwimmer ans Land kommen würde, und er saß und saß wollten. Er hatte gespürt, wie sie über seinen Körper und starrte aufs Meer. rannten wie ein dünner Faden aus juckenden Pünktchen-,

Die einzigen Sinne, die ich habe, haben sich mit dem Tode verbündet," dachte er bitter. Er hatte sich vorgenommen, sich nicht mehr zu grämen; es war dumm, das zu tun, und verschlimmerte den Zustand bloß. Und doch konnte er es Er war todmüde und bedurfte der Bettruhe, doch es trieb nicht unterlassen. So oft aus seinem andauernden allge­meinen Uebelbefinden ein ausgeprägtes Gefühl von Krant- ihn etwas nach der Hafenmole hinaus. Eine halbe Meile heit und Schmerz emporstieg, stellte sich der Gram ein, bin und eine halbe Meile zurück... eine Meile zu rüttelte ihn aus seinem Halbschlummer auf und erinnerte schwimmen, eine ganze Meile! ihn daran, daß in seinem Innern stets etwas nagte, fragte Aber der Mann war auch noch nicht wieder an Zand! und drückte. Die Krankheit duldete es nicht einmal, daß er es einen einzigen Augenblick unterließ, sich mit ihr zu be­schäftigen. Diesmal verfiel er darauf sich mit einer Nuß zu verglei chen, die von einem Wurme ausgehöhlt wird; doch dann sank er wieder in den Zustand der Schlaffheit zurüd, und der Sittere Zug um seinen Mund spiegelte keine entsprechenden Gedanken mehr.

Langsam öffnete er die Augen und starrte aufs Meer. Er hatte geschlafen, das merkte er an dem ranzigen, schleimi­gen Geschmack im Munde.

Er fuhr zusammensein schlaffer Blick fing etwas Dunkles auf den mattblanken kleinen Wellen auf, einen schwarzlodigen Kopf, der sich durch das krause Wasser vor­wärtsschob, zwei kräftige Arme, die weit ausholten. Ein Schwimmer hier, fast eine halbe Meile vom Lande! Daß der den Mut dazu hatte, so viele Faden schwarzen Wassers unter sich! Er starrte und starrte auf den Schwimmer, der im Wasser stand und das Schiff betrachtete. Karl meinte, Strämpfe in den Beinen zu bekommen bei dem Gedanken an

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Da waren lauter kleine Wellen, soweit er sehen konnte. und er hatte seinen Efel mit Gewalt überwunden und sie Sie flimmerten in der Sonne, verschoben sich vor seinem ruhig gewähren lassen. Aber sie bissen ihn nicht. Was hätte Blick und verwirrten ihn, so daß er die wechselnden Wellen- er bloß für einen einzigen Stich gegeben! Er unterdrückte bewegungen auf dem Pflaster der Mole, auf seinen Kleidern sein Efelgefühl, lag still da, hielt den Atem an, um sie nicht und überall wiedererkannte. Sein Rücken war müde und er zu stören, und gab es schließlich auf, in düsterer Ver­war frank und schwindlig, aber er mußte bleiben und das zweiflung. Was diese heimtückischen Schmaroßer dem Resultat abwarten. Er setzte sich aufs Steinpflaster und schmutzigsten Strolch gewährten, ihm schlugen sie es ab. So­lehnte den Rücken an einen Berteipfahl, um nicht umzufallen. gar geweint hatte er da wohl- darüber, daß das Ungeziefer Er wollte ihn sehen, diesen Kraftburschen, diese Arme, die ihn nicht biß! Die Ratten verlassen das sinkende Schiff," einen großen, starken Körper so weit schleppen konnten. Ob murmelte er, und sein Mund zuckte gallig der Mann es wohl gut überstand? Wenn er nur nicht

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( Forts. folgt)