mit Einbruch der Dunkelheit fekt gewöhnlich der von uns fo be zeichnete Abendjegen" des Feindes ein, d. i. ein wahnsinniges Feuern der feindlichen Infanterie und auch dann weiter der Ar­tillerie, cine nuhloe Munitionsverschwendung, Erfolg wohl gleich Null. Sehr selten reagieren wir darauf. Auch des Nachts geht

öfter folch Geknalle los. Bei uns herrscht die Ansicht vor, daß sie dann wohl Gespenster sehen und sich selbst Mut machen wollen, zu gleicher Zeit uns von einem etwaigen Nachtangriff abzuschrecken. Hier hatten sie es wohl hauptsächlich auf unsere Zugangsstraße ab­gesehen und um das Heranholen von Munition, Essen   usw. zu er­jduveren. Alles Ding muß aber mal ein Ende haben, und so Dauerte diese Schießerei gewöhnlich eine halbe Stunde, wenn es sehr lange anhielt, mit kleinen Pausen auch 1-2 Stunden, aber jelten. Wir warteten eben so lange und dann ging es los. An einem Abend, wo ich die Aufsicht hatte, mußten die Stüchen beim Masteilen die Deckel wieder zumachen und schnell den Standort wechseln, da wir Granatenfeuer erhielten; möglich, daß der Feind durch Spionage oder unvorsichtigkeit unsererseits den Standort

Bauernhaus und mäffen uns. Die Hauptfache: noch wohl und munter, hoffentlich bleibts so.

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Es blich leider nicht so... Anfang Dezember fam Kollege Schadow nach Kugland, wo ihn am 22. Dezember die feindliche Stugel creilte. Nun ruht er auf russischer Erde.

steller.

Der Wandsbecker Bote  .

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Mein offener Brief an Spitteler, meine Ausführungen gegen ihn und auch der Hinweis auf die Mißverständnisse seiner Absichten find schon zum Satz gegeben, da gehen mir weitere Zeitungs­nummern mit Aufsägen über seinen Vortrag zu. Ueber seinen Vor­trag? So tun fie nur. Kein Wort darin von dem hohen Lobe, das Spitteler dem Deutschtum zollt, kein Wort überhaupt von dem ganzen Gedankengange und den Absichten Spittelers, sondern ohne alle Erklärung des Zusammenhanges die Stellen, in denen er hin­sichtlich Belgiens  , Serbiens   und der Entrüstung über die Hilfsvölker im Kriege eine abweichende Meinung kundgibt. Auf diese paar Stellen hin dann Bemerkungen wie: Spitteler   scheine der Ehrgeiz zu fizzeln, sich neben Hodler und Dalcroze einen Platz zu sichern", er, berleumde unedel" usw. Obgleich Spitteler sich weder mit einem Worte irgend­einer der Verleumdungen gegen Deutschland   anschließt, die Hodler, Dalcroze, Maeterlinc usw. mit verbreitet haben, noch seiner­feits uns irgendwie verleumdet. Es dürfte nach diesem Anfange nicht wundern, wenn wir morgen zu lesen befämen, Spitteler   ſei undankbar" gegen uns, und wir hätten auch den Dichter in ihm weit überschätzt. Denn das entſpräche nur einer Zogik, die heute Anhänger findet.

bedeutet."

an.

Die diluviale Vereifung Norddeutschlands.

Nach dem heutigen Brauch, der den Staats- und Nationals verband gleichießt, wäre Matthias Claudius  , der heute vor 100 Jahren gestorben ist, fein deutscher  , sondern ein dänischer Schrift­Denn er war zeitlebens ein Untertan des Königs von Dänemark  . Das Holsteiner Dorf, wo er am 15. August 1740 als erfundet hatte. Am Abend vorher war der Fahrer unserer Küche Sohn eines protestantischen Pfarrers geboren ward, gehörte zu dem am Knie verwundet worden. Dann die Austeilerei im Dunkeln. Dänischen Herzogtum Plön, und das Städtchen, in dem er den Gleich am ersten Abend in dieser Stellung war mir folgendes größten Teil feines Lebens beschaulich verbrachte, Wandsbeck, gebörte, Wie sind die Frreführungen über Spittelers Vortrag zustande passiert; ich hatte im Vertrauen auf ihre Kenntnis nicht jeden to nabe es bei Hamburg   gelegen ist, zu Dänemark  . Claudius   mußte gekommen? Dem sollten wir doch nachgehen. Liegt hier irgendeine instruiert, jie hatten sich ar nicht gegenseitig verständigt, im als gebrechlicher Greis 1818 noch aus Wandsbeck flüchten, weil die heit desjenigen Literaten vor, der die ersten Nachrichten über den Gemeinheit oder eine Dunnnheit oder eine gutgläubige unüberlegt­Dunkeln nicht gesehen, und nun tamen sie an, einer mit zwei Heere der Preußen und Russen den Ort als Feindesgebiet bedrohten; Vortrag nach Deutschland   brachte? Hat ein Schmod auf unſere Broten für neun Mann, joust 4%, und ein Geschirr mit Essen, der Dänenkönig stand auf der Seite Napoleons  . An diesem Schrecken die beiden anderen jeder mit drei Geschirren voll Kaffee, das Ge- ist der Mann dann wohl gestorben, nachdem er als letzte Arbeit das überreizte Empfindlichkeit spekuliert, um ihr ein Gericht aus heraus­murre der anderen könnt Ihr Euch denken. Da mußte ich eben Jahr 1814 mit einer fromm zerknirschten Bußpredigt über die Sünde geklaubten Pfefferkörnern vorzulegen? Wer den Vortrag Spittelers bei anderen Gruppen fechten gehen und konnte noch einen jeden der Menschen, als die Ursache des Krieges, begrüßt hatte. fennt, den er sich aus tiefer vaterländischer Gorge ganz und gar zufriedenstellen. Es kamen auch Tage vor, wo es die Gefechtslage Gleichwohl ist Matthias Claudius   ein deutscher   Journalist gegen das eigene Interesse abgerungen hat was soll der angesichts bedingte, daß nur zwei, auch einer, für die Gruppe holen ging, des 18. Jahrhunderts. Und wenn sein Gedächtnis auch beute nur solcher Berichte von jener Presse halten? Er muß doch annehmen, dann muß eben mit dem Leibriemen gegessen werden, und es ging ein paar Gedichte durch die Schul- und Liederbücher schleppen( Der die Schriftleiter hätten ihrerseits Spittelers Vortrag auch gekannt auch. Zurückgekommen, geht auch das Verte en vor sich, im Mond ist aufgegangen", das durch Schuberts Musik verewigte" Der und ließen solchen Unsinn trotzdem durch! In Wahrheit haben sie Dunkeln natürlich und geräuschlos. Die erste Frage nach der Tod und das Mädchen"," War einst ein Riese Goliath", Bekränzt ihn augenscheinlich nicht gefannt. Um ſo ſtrenger sollte man Zurückunft ist aber immer: Habt Ihr Poſt mitgebracht?" Dann mit Laub den lieben, vollen Becher"." Wenn jemand eine Reise tut, leichtfertigen Berichterstattern flar machen, was Berantwortlichkeit dic Ungeduld, bis es weitergesagt wurde: Die Unteroffiziere zum so fann er was erzählen), so ruht seine einstige Bedeutung in seiner Postempfang." Schnell zum Unterstand, wo gewöhnlich ein Zug volkstümlichen Zeitungsarbeit. Der Wandsbecker Bote  ", ein führer bei einem Lichtstummel, sorgsam Zelte vorgehangen, daß viermal wöchentlich erscheinendes Blättchen, das er begründete tein Lichtstrahl nach außen fällt, mit halblauter Stimme die und einige Jahre lang schrieb, trug feinen Namen durch Empfänger ausrief, wir eng gedrängt drum rum, ein jeder hält deutsche Lande. Damals war er Vertreter einer freilich sehr ge- Eiszeit( das Diluvium) voraus. Während dieser Erdperiode war Der jeßigen Erdperiode( dem Alluvium) geht unmittelbar die den Kopf so weit wie möglich ran, um die Namen zu verstehen. mäßigten Aufklärung, die er in frischen, furzen Gloffen der größte Teil Europas   und Nordamerikas   von Jnlandeis und Dann zurück zur Gruppe und verteilt. Glücklich nun, wer noch aller Art mit guter Laune, in volksmäßiger Sprache und Anschauung Gletschern bedeckt. Für Europa   nehmen die Geologen mehrere einen Lichtstummel besitzt und wenigstens flüchtig noch die Nachvortrug. Er gehörte zu jenen Volksschriftstellern, die ihre Aufgabe( bis zu sechs) Eiszeiten mit dazwischen liegenden zwischeneiszeiten richten von den Lieben zu Hause überfliegen kann, ebenso die darin sehen, zum Volte herabzusteigen, den einfachen Mann" mög neuesten Zeitungsnachrichten, die schnell noch von Mund zu Wundlichst einfach zu lassen. Claudius   nennt sich selbst gelegentlich einen Bereifung Norddeutschlands in diluvialer Zeit mit großer Sorgfalt Es sind nun in letzter Zeit die Beweise für eine mehrfache weitergegeben werden. Dann wird, wer nicht Wache hat, in halb laufigen Avisenschreiber em damals nicht eben gesellschaftlich an- zusammengestellt worden. Daraus ergibt sich, daß vom Jütland  jizender Stellung Schlaf gesucht, auch zusammengerollt wie ein gefehenes Handwerk. Er hatte bis zu feiner legten Lebensperiode, burch Schleswig- Holstein  , Nordhannover, Mecklenburg   und die Mark Igel, man gewöhnt sich dran. Ich hatte nach rechts und links aus von kurzen Unterbrechungen abgesehen, niemals eine gesicherte bis Berlin  , wahrscheinlich auch zum Fläming und bis Kottbus, gehöhlt, hier tam der Kopf hinein, da die Füße; so konnte ich mich bürgerliche Stellung; er lebte fein behaglich eingeschränktes eine gleichaltrige mächtige Folge an Torfen und anderen Süß­einigermaßen ausstrecken. Brotbeutel mit Feldflasche, Patronen­halb dörfliches Dasein im Kreise tasche, Seitengeivehr und Spaten sind natürlich hinderlich. Da Familie von einer rasch wachsenden wasserablagerungen mit eigenartigem Tier- und Pflanzenleben dem spärlichen Ertrag seiner schriftstellerischen unter dem oberen Geschiebemergel liegt. Diese Tiere und Pflanzen das Essen meistenteils nur noch im halbwarmen Zustande an- Betriebsamkeit. Er war eine verkrachte Eristenz. Und wenn können am Inlandeisrande gelebt haben. Aber die mächtigen Ver­fommt, versuchten wir, uns wenigstens am Tage ab und zu etwas er in den letzten beiden Jahrzehnten seines Daleins der witterungsdecken können auch nicht in einem arftischen Silima ent­Warmes zu machen. Aus der Grabenwand wird ein kleiner Herd Lebensforgen enthoben war, weil ihm der Kronprinz von Dänemark   standen sein. Es hat also eine Eisrandschwankung in jenen Gegena ausgestochen, aus den Dornenhecken altes Holz herausgesucht, und das ebenio arbeitslose wie einträgliche Amt eines Bankrevisors ge- den stattgefunden, die sich zwischen dem 32. und 57. Breitengrade nun ging es los. Aber es ist nicht so einfach bei dem herrschenden geben hatte, so machie diese Abhängigkeit beim Ausbruch der erstreckt hat. In der anderen Richtung reichte sie von den äußersten Sturm und wenn das Holz feucht ist. Nur wer das Holz gut französischen Revolution- ihn vollends zu einem gebäffigen, be- Grenzen Ostpreußens   bis an den Rhein- Marne- Kanal. In Schles­Kleinmacht, ordentlich pusten oder hintereinander mit der Feld- schränkten Verleumder und Verfolger jeden politischen und religiösen wig- Holstein unterbrechen Salzwasser- und Süßwasserformationen müße wedeln kann, erzielt was. Die allergrößte Hauptsache ist Fortschritts. die Eiszeitperioden. Außer diesen widerlegen noch eine Reihe von ein rauchschwaches Feuer. Ist es anders, dann dauerts gewöhnlich anderen Ursachen die Ansicht, nach der das ältere Diluvium in nicht lange, bis wir Visitenkarten von der feindlichen Artilleric er Norddeutschland bis zu 800 Meter höher gelegen haben soll. Es halten. Auch ich machte diese Erfahrung, doch davon weiter unten. muß vielmehr eine beträchtliche Senkung von Nordholland  , Schles­Am Montag, den 9., spielte sich folgender halb komischer Vor­ivig- Holstein und dem unteren Weichseltal stattgefunden haben. gang ab. Die Franzosen machten sich etwas bemerkbar, was sie Diese Verwitterungserscheinungen gehen bis zu 20 Meter Ticfe beabsichtigten, war uns nicht ganz klar. Jedenfalls nahmen wir hinab und werden von glazialem Löz bedeckt. Die älteste Ver­fie unter Feuer. Da wurde von links weiter gesagt: Stopfen, die eisung hat sich als die verbreitetste erwiesen. Die leste Vergletsche­Franzosen wollen sich gefangen geben." Der Zugführer war ge­rung war im Süden und Westen geringer entwidelt, aber im rade abwesend, ich übernahm das Kommando und befehle: Kein Osten dafür um so mächtiger, so daß sie als Ganzes ihren Vor­Mann aus der Deckung gehen." Wir hatten doch bei Ramstapell gängern nicht wesentlich nachgestanden haben kann. Diese neuesten unsere Erfahrungen gemacht. Aus der Kompagnie links von uns Studien stellen also fest, daß in Norddeutschland drei Vereisungs­rannten aber eine Anzahl Leute vor, auch die Franzosen tamen perioden vorhanden waren, die durch zwei Zwischeneiszeiten Ich stand auf meinem Unterstand und beobachtete durchs unterbrochen worden sind. Glas. Ich sehe, wie die Franzosen  , die unserer Stellung am nächsten waren, unseren Leuten nach den Gewehren faßten, umgekehrt taten unsere Leute dasselbe, dann tauschten sie sich gegenseitig 3igarren und Zigaretten aus, rauchten sie sich an, schütteln sich die Hände und gestikulieren. Später erfuhr ich es dann, daß die Franzosen an dieser Stelle dachten, wir wollten uns ergeben! Während weiter links fich an zwei Dußend Franzosen   tatsächlich ergeben wollten und auch nachher als Gefangene unseren Graben entlang famen. Also hier konnten sie sich nicht verständigen. Mir gegenüber stehen zwei feindliche Offiziere wie teilnahmslos an die Dornenhede ge­lehnt. Der eine dreht sich nach hinten um und auf einmal rattert das feindliche Maschinengewehr. Die Leute alle zurück, ich weiß auch nicht, wie schnell ich in Deckung kam. Ein paar Verwundete hatte die Nachbarkompagnie aber doch. Wir waren aber auch nicht faul, ich glaube nicht, daß die Franzosen besser abgeschnitten haben. Die Franzosen wurden jest merklich lebhafter und versuchten auch weiter vorzukommen, besonders versuchten sie den oben ge­annien Weidengraben als Stellung zu gewinnen. Wir konnten sie aber von einem unserer Laufgräben flankieren. Es war für unsere Leute Sport geworden. 3-5 Mann versteckten sich in dem Laufgraben, sobald sich nun etivas zeigte, gab's was drauf. Als wir bei dem späteren Sturm in diesem Graben eine Atempause machten, sahen wir auch den Erfolg. Ich zählte fünf zerschossene Spaten, außerdem Lagen wohl an 12-15 Feinde da, alle mit Kopfschüssen. Am 10. wurde dann der Sturmangriff befohlen. Seitengewehr aufgepflanzt, wie der Blizz aus dem Graben heraus, rasendes Feuer, aber vorwärts. Bald ließ auch das Feuer nach, cs waren nur ein paar Momente, wir nochmals hingeworfen und Wir ino sich was zeigte, hingehalten, dann wieder vorwärts. kommen an den feindlichen Graben, ich sah nur einen Mann an­Tegen, da knallt es von uns, auch ich, und er sank zurück, während sich in der linken Ecke des feindlichen Grabens wohl an 30 Un­verwundete zusammendrängten und die Gewehre wegwarfen. Ein paar Leichtverwundete bringen sie nach hinten, wir weiter vor bis zum Chausseerand, weiter sollten wir nicht, und hier eingraben. Ab und zu sehen wir noch einen Flüchtenden, sie kommen aber nicht weit. Beim Eingraben bekommen wir wieder heftiges Feuer. Ein Schuß geht durch meine Zeltstöcke, wird dadurch ein Quer­schläger, zerfetzt im Tornister ein Paar Strümpfe und meinen Kopfschal und bleibt im Schnürschuh stecken. Ich spürte den Schlag, schnell den Tornister ab und gefühlt, war aber noch nichts. In schreiber, der Wandsbecker Bote  ", Matthias Claudius   ersonnen. strömenden Regen wurde weitergebuddelt, nur gut, daß wir tief genug waren, als wir wieder von der Artillerie unter Feuer gc= nommen wurden. So war es auch am nächsten Tage, demzufolge bctamen wir abends den Befehl. 200 Meter über die Chauffee vegzugehen, weil der Chausseerand mit seinen hohen Bäumen ein zu guter Haltepunkt für die Artillerie war. In dieser Stellung blieben wir bis zu unserer Ablösung am 15. Die letzten zwei Tage hatten wir noch viel feindliche Ueberläufer. Mitten im Feuer tamen sie zu uns herüber. Wir sahen nicht gut aus, aber die machten doch einen zu erbarmungswürdigen Eindruck.

all.

Tod oder Scheintod.

Die früheren Jahre des guten Matthias aber waren von hellerem Geiste erfüllt. Er hatte in Jena   das übliche ungebundene und ergebnislofe Studentenleben geführt. Dann kam er nach mancherlei Bedrängnissen nach Kopenhagen  , das damals in der Beit des Königs Friedrich V. der Inbegriff üppig glanzvollen, geistig und künstlerisch angeregten Daieins war. In der unter­geordneten Stellung eines bedientenhaft behanbelten Sefretärs eines Adligen fand er Zutritt in den Kreis des ersten deutschen   Dichters, der auch gesellschaftlichen Rang erwarb, Klopstocks. Dann gewann er in Hamburg   den Umgang Lessings. Der Wandsbecker Bote  " erscheint. Als die Zeitung an den entschwindenden Abonnenten eingeht, wird Herder zum Retter. Er bringt Claudius 1776 als Oberlandkommiffarius" des Präsidenten Karl v. Moier nach Darm­ stadt  . Moser gehört zu jenen herrisch gewaltsamen Volksbeglückern von geistiger Bedeutung und Energie, die am Ausgang des 18. Jahrhunderts auf dem Wege bureaukratischer Zwangsmaßnahmen Die Furcht vor dem Scheintod und vor dem Lebendigbegraben­die rohe Masse aufklären, Ackerbau, Handwerk, Handel und Manu­faktur fördern wollten. Solche Aufklärungsarbeit unter den hessischen werden scheint in manchen Volksfreisen ganz unausrottbar zu sein. Bauern sollte Claudius   leisten. Nach einem Jahr hatte die Herrlich- Die natürlich ganz unverbürgten Erzählungen über derartige Bor­feit schon ein Ende. Er wurde- wegen Faulheit entlassen. fommnisse tauchen immer wieder von neuem auf und geben der Seitdem blieb er in Wandsbeck. Die großen Führer der deutschen   Furcht immer wieder neue Nahrung. Es mag daher an ein ein­Literatur zogen sich von ihm zurück und widmeten ihm höchstens faches und ganz ungefährliches Mittel zur Prüfung, ob das Leben noch spöttische Worte. Sein bester Freund, der kraftvoll freiheitliche aus einem Körper schon entschwunden ist, erinnert werden. Kein Voß, der Homer- Uebersetzer, entzweite sich mit ihm. Dagegen ge- Stoff fann von den Geweben des Körpers aufgenommen und weiter wann er die Freundschaft christlicher Philosophen und mystischer verbreitet werden, wenn nicht der Säftekreislauf in Tätigkeit ist. Schwärmer, Jacobis und Hamanns, denen er doch in seiner sehr ein- Man nehme an, der Stoff werde in das Bein geimpft und einige Zeit darauf in den Geweben des Armes nachgewiesen, so muß er fachen geistigen Verfassung innerlich fremd blieb. In seiner besten Zeit war Claudius   ein bescheidener, aber red- durch den Blutstrom dorthin geschafft sein; ist aber der Blutstrom in dem Körper. Eine licher Markthelfer im Dienste der geistigen Aufklärung und der vorhanden, so ist auch noch Leben politisch- sozialen Kritik; er fühlte wahrhaft mit den leibeigen Lösung von Fluorescin befigt nun eine ungeheuer start ein einziges Gramm 45 000 fronenden Bauern! Aber in sein.m idyllisch tändelnden Stopfe färbende Kraft, so daß waren früh die Seime vorbereitet, die ihn dann befähigten, zum Liter Wasser zu färben imstande ist, dabei ist es nicht im geringsten Verräter seines Wandsbeder Botens" zu werden, dessen Namen der giftig. Wird etwas davon unter die Haut eines lebenden Menschen geimpft, so zeigen schon nach zwei Minuten die Haut und besonders Gewandelte immer noch ausbeutete. die Schleimhäute eine stacke Färbung, und der Mensch hat das Aus­sehen, als ob er an afuter Gelbiucht litte. Die Gewebe des Auges nehmen eine hellgrüne Färbung an, die Pupille verschwindet und das Auge sieht aus, als ob ein prachtvoller Smaragd hineingesetzt wäre. Die Tränen, der Speichel und der Urin sind sämtlich ge= färbt, und ein Blutstropfen erzeugt in einem Glas Wasser eine helle grasgrüne Färbung. In einer Stunde oder zwei sind alle diese Erscheinungen verschwunden, da dann das Flucrescin durch die Niere ausgeschieden ist.

Heute ist das alles vergessen. Aber während Goethes tief ins All versenkte Mondlieder, in ihrer strömenden Fülle, noch heute nicht Gemeingut des Volkes geworden sind, singen alle deutschen   Kinder das schlichte Abendlied:

Der Mond ist aufgegangen,

Die gold'nen Sternlein prangen Am Himmel hell und flar;

Der Wald steht schwarz und schweiget, Und aus den Wiesen steiget Der weiße Rebel wunderbar.

Wie ist die Welt so stille

Und in der Dämmrung Hülle

So traulich und so hold!

Als eine stille Stammer,

Wo ihr des Tages Jammer Verschlafen und vergessen sollt!

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Notizen.

Theaterchronit. Die Boltsbühne", Theater am Bülowplay, bringt am Sonnabend, den 23. Januar, als nächste Neuaufführung Ludwig Anzengrubers Bauernkomödie Die Kreuzelschreiber".

- Die Arbeiter vorlesungen der Humboldt Akademie, die durch Ansprache, Diskussion, Vorführung von Lichtbildern und Führungen durch Museen ergänzt werden, be­

Und weiß doch kaum jemand, daß es der alte laufige Avisen- handeln im Lehrvierteljahr Januar- März 1915 folgende Themen:

It

Kleines Feuilleton.

Eine Rettung Spittelers.

K. E.

""

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Das Antlig der Erde  ", Dozent Dr. Gollich, Georgen­Das straße 30/31, Montags 8-10 Uhr, Beginn: 25. Januar; Deutsche   Reich und seine Feinde", Prof. Cauer, Rathaus, Saal 109, Eingang Jüdenstraße, III, Dienstags 8 bis 10 Uhr, Beginn 2. Februar; Die beutschen Kolonien". Dr. A. Eichhorn, Georgenstr. 30/31, Donnerstags 8-10 Uhr, Be­ginn 28. Januar; lebersicht über die praktische Nationalökonomie", Dozent K. Schlich, Georgenstr. 30/31, Freitags 8-10 Uhr, Beginn 29. Januar. Außerdem werden Die Voff. Stg." meldet: Dr. Gustav Wyneken wollte in Führungen durch das Museum für Meeresfunde, das Chemische Programme und München   über den Schweizer   Dichter Karl Spitteler   sprechen, Museum und die Nationalgalerie veranstaltet. Täglich Sturm und Regen, auch wir seufzten oft nach Ablösung, der durch seine merkwürdige antideutsche Rede in weiteren Kreisen Karten in den Konsumgenossenschaftsstellen, bei Ties, in den Lese­es ging bald über unsere Sträfte. Hier hatten wir noch Verluste bekannt geworden ist. Der Vortragsabend brachte aber, wie uns ballen, in den Lehrstätten vor der Vorlesung, im Hauptbureau, Kur­durch Artillerie. Aller Wahrscheinlichkeit nach waren die Voll- unser Korrespondent meldet, zunächst sehr heftige 3 wischenfälle fürstenstr. 166 I. treffer möglich gewesen durch rauchendes Feuer. Auch ich hatte unter den Besuchern. Kaum hatte der Vortragende die Anwesenden Die Ausstellung für Verwundeten und mein Feuer ein paar Augenblicke nicht in Ordnung und ein paar begrüßt, so ertönte eine Stimme aus dem Hörerkreise: Meine Kranten Fürsorge im Kriege" im Reichstag   wird wegen Minuten später plakt direkt über mir ein Schrapnell, zum Glück Herrschaften, ich frage Sic, ob Sie einen Vortrag über einen Mann des großen Interesses, das sie in allen Kreisen Berlins   erregt, noch In der von der Aus­war ich gerade im Unterstand. Nun führte ich eine Idee aus, mit hören wollen, der das deutsche   Volk Mörder genannt hat?" Diese bis zum 31. Januar geöffnet bleiben. der ich mich schon länger getragen hatte. Aus einem alten Koch- Frage war von einem angesehenen Münchener   Künstler gestellt. stellungsleitung veranstalteten Vortragsreihe spricht am Freitag, den geschirr fabrizierte ich mir einen Ofen, und das Ding funktionierte Die Antwort waren Beifall und Zischen und dann folgten lebhafte 22. Januar, Dr. G. Mamlod über unsere Kriegstrankenpflege vorzüglich, nur ein Stück Rohr hätte noch gefehlt, dann wäre er Streitereien, an denen auch Frauen teilnahmen. Der Streit endete in Belgien  "; am Montag, den 25. Januar, Professor Rubuer tadellos gewesen. Jezt wurde feste gekocht. Auch einem Fran- schließlich damit, daß die Protestler den Saal verließen." über Billige und nahrhafte Voltsernährung während der Kriegs­zojen, einem Mann von 43 Jahren, ziemlich korpulent, der mir zu Nun ist es interessant, daß Avenarius gerade im letzten Heft zeit"; am Dienstag, den 26. Januar, Professor Died über leis tat, konnte ich einen halben Trinkbecher Bouillon anbieten. seines Kunstwarts" schreibt: " Zahnärztliche Fürsorge im Kriege"; am Freitag, den 29. Januar, Er machte ein ordentlich verklärtes Gesicht. Wie atmeten wir auf, Die Frreführungen über Spittelers Vortrag, wie sind die Professor Schwiening über Bevölkerungsbewegung und als unsere Ablösung fam. Jetzt fizen ioir hier in einem flämischen zustande gekommen? Strieg". Gintrittspreis 50 Pf. Verantwortlicher Redekteur: Alfred Wielepp, Neukölln, Für den Inseratenteil verantw.: Th. Glode, Berlin  , Drud u. Berlag: Borwärts Buchdruderei u. Verlagsanstalt Baul Singer& Co., Berlin   SW.

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