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das Publikum gemacht, denn das Theater war bei guten Stüden hundeleer, weshalb ich auch leichtere Stüde , namentlich Operetten gab. Das Resultat war glänzend. Jetzt war das Publikum zufrieden, während ich vorher immer zuschriften erhielt, daß die Zeit ernst genug sei, man wolle fich aufheitern, wenn man ins Theater ginge. Aehnlich äußert sich Carl Greiner, der Leiter des Zittauer Stadttheaters: Von einer literarischen Kost muß man gänzlich absehen, weil das sogenannte literarisch sein wollende" bessere" Publikum dem Theater fernbleibt, nur die breite Masse füllt bei niedrigen Preisen das Theater und dieses Bublifum findet Gefallen an vaterländischen und klassischen Schauspielen, an Lustspielen und besonders an guten alten und neuen Operetten, die möglichst wenig mit dem Kriege zu tun haben. Deshalb verschwanden die zu Beginn der Spielzeit herausgebrachten " Kriegsstüde" auch sehr bald vom Spielplan...." Auch Direktor Grelle( 3wickau) kommt zu einem ähnlichen Resultat: Und der Spielplan, der diese Zeit beherrscht? Er gleicht dem in normalen Zeiten sehr. Das Publikum bevor zugt die leichte Kunst, in erster Linie die Operette, es will für einige Stunden der Gegenwart auf heitere Weise, die nicht viel zu denken gibt, entrückt werden. Darin sehe ich auch den Grund, weshalb Stüde mit patriotischem, der Zeit entsprechendem Inhalte wenig besucht werden.
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Die viel geschmähte Operette ermöglicht in den meisten Fällen den Theatern die Gristenz..." Otto Maurenbrecher , der Direktor des Cottbuser Stadt theaters, schreibt:
Bei Beginn dieses Theaterwinters sah sich die Bühne vor eine neue Aufgabe gestellt. Die große Bewegung, von der unser ganzes Volk ergriffen ist, mußte auch auf die deutschen Theater ihre Wirkung ausüben. Denen, die an eine künstlerische Sendung des Theaters glauben, schien der Augenblick gekommen, foo allgemein der Spielplan der Bühnen auf eine höhere Stufe gestellt werden würde, wo die Theater ihrer Kulturaufgabe einen Schritt näherrücken könnten, indem sie einer großen Zeit vor allem die Schäße vorlegten, die die große deutsche Dichtung dem Theater zu bieten hat! Mit der Absicht, den künstlerischen Beruf des Theaters mehr wie je, trotz aller von der Zeit gebotenen wirtschaftlichen Einschränkungen, nachzuweisen, sind wohl die meisten Stadttheater in diesem Winter eröffnet worden.
Aber deutlicher wie je zeigte es sich auch, daß jedes Theater von seinem Publikum abhängig ist. Was das Theater in erster Linie gerne geboten hätte, ist gar nicht das, was in diesem außerordentlichen Winter vom Publikum im Theater gesucht wird. Unser Publikum will vorerst vom Theater noch nicht die große Erhebung und Erbauung, die man ihm gerne reichen möchte. Die von mannigfachen, allgemeinen und persönlichen Sorgen bedrückten Theaterbesucher kommen zu uns, um auf Stunden zu vergessen und sich auf zwanglose Weise zu entlasten. Diesem Verlangen müssen unsere Theater zunächst gerecht werden, und in dieser Erkenntnis zeigt der Spielplan der meisten Bühnen die alten, harmlos- heiteren Werte, die fast schon abgetan waren, nun aber wieder aufleben und sehr willkommen aufgenommen werden."
Der Direktor des Münchener Volts theaters, Otto
Beck, äußert sich in demselben Sinne:
Der Spielplan in dieser Zeit sollte in erster Linie den Klassikern gewidmet sein, aber da bleibt meistens das Publikum fern. Die neuen Stücke sind zum Teil zu scharf, andererseits für die Kriegszeit zu harmlos. Unsere großen Dichter brachten in dieser Spielzeit noch nichts von Bedeutung. Das große Publikum liebt nach wie vor die Possen, besonders in Berlin gehen diese am besten. Ein Hinweis auf Reinhardt dürfte nicht maßgebend sein, da dieser, wie seinerzeit die Meininger, eine Alleinstellung einnimmt."
Unter den Schriftstellern, die sich zur Sache geäußert haben, fällt Otto Borngräber jedenfalls durch die Tendenz auf, die er in den folgenden Ausführungen energisch betont, so sehr auch seine Ansicht von einer allgemein„ menschlichen", also von allem gesellschaftlichen Geschehen sozusagen losgelösten Kunst Kopfschütteln erregen muß.
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Ihre Frage nach meiner Ansicht ehrt mich sehr, auch wenn meine Antwort nicht dem zeitgemäßen Geiste entsprechen sollte. Der heutige Spielplan ist da man heute schon militärisch reden muß, um gehört zu werden unter aller Kanone. Indes, meine Meinung ist vielleicht veraltet, aber Sie fragten, und ich tue nichts als antworten. Für mich ist die Kunit etwas so über aller Erdenunzulänglichkeit Stehendes, daß sie mir kläglich crscheint, sobald sie sich zur Dienerin irgendwelcher anderer Zwede erniedrigt. Wenn man aber den heutigen Spielplan anjieht, in sie den ganzen Tag und starrte vor sich hin, unbeweglich, um nicht das Fürchterliche zu wecken, das sie auf allen Seiten um gab. Die Beine waren ihr wie Blei, und sie war überzeugt, daß sie sie nicht tragen konnten; aber sie wollte ja auch gar nicht gehen, sie wollte warten- warten- Der Tag verstrich, ohne daß sie sich rührte. Sie bekam nichts zu essen, spürte aber auch kein Bedürfnis danach; nur die eine feste Vorstellung hatte sie, die sich tiefer und tiefer in ihr festsetzte: daß sie nicht auf den Beinen stehen fönne, und daß das gut sei, weil es ihr aushalten helfe, bis er zurück. komme. Er sollte ihr nicht entwischen; hier auf seinem Zimmer sollte er sie finden, wenn auch als Skelett. Treu bis zum Tode würde sie sein, das war sie ihm schuldig. Sie hatte auch kein Geld mehr; Jochumsen hatte ihr die fünfzig Kronen abgeluchst, die sie von ihrem Manne bekommen hatte, und auch die hundert Kronen, die sie selbst noch besaß. Sie hatte sich ein wenig darüber geärgert; aber das war dumm, denn die Liebe durfte nicht fleinlich sein, die durfte diese Geldfragen gar nicht merken. Es zu merken, das hatte sie nun allerdings nicht vermeiden können; und als er ihr gestern morgen vorschlug, ihre goldene Uhr und einige Schmuckgegenstände in Geld umzusetzen, da weigerte sie sich geradezu, das Gesetz von der Freigebigkeit der Liebe zu erfüllen. Dann blieb seine eigene Uhr plößlich stehen, und er wollte gern die ihre von ihr leihen, während er eine fleine Besorgung machte die Sache war sehr komisch.
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Sezt hätte er sie übrigens bekommen können, denn icht war ihr die Zeit gleichgültig; und jetzt, nachdem sie beschlossen hatte, bei ihm zu bleiben, brauchte sie ja auch nicht daran 31 denken, etwas in der Hand zu behalten.
Jetzt fonnte sie sich auch init Sanftmut ihres Mannes und all seiner aufopfernden Güte erinnern. Da sie ihm doch nie wieder gegenüberstehen und sich verteidigen würde, wollte sie auch keine bösen Gefühle hegen und nicht versuchen, seinen Wert zu verringern. Denn er war wirklich ein guter Mensch!
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dem Tag für Tag" Werke" mit Titeln wie Gloria! Viktoria!", Heilsbringer Dr. Esch in seinem unerschütterlichen Glauben an Jmmer feste druff!" und hundert ähnliche wie schwammige Pilze das zwanglose Gefühl als sicheren Leitstern jedes Handelns, dessen wohlgenährt und kraftlos aufschießen, da habe ich nur den einen Doktrin schon auf dem simplen Einwande der von dem Herrn Sohn Wunsch, daß sämtliche sich völlig unnötig einander zerfleischende zuerst als Braut erforenen Köchin, daß das Gefühl doch oft zu ganz Batterien sich schleunigst verbrüdern und gegen die Kunst- Entgegengesetztem rate, feine Antwort weiß, wird einem lieb in aller tempel" schießen sollten. Daß endlich einer käme, der den längst seiner Einfalt; erhält durch die Kontrastfiguren- den weltlich ververdienten Weltkrieg der Bühne erklären möchte! Ich für mein stockten, streitfüchtigen Dbeim, die verständig fluge Frau, das flügge= Teil tue dies zwar schon seit Jahr und Tag, aber die Schädel gewordene übermütige Söhnchen, das die Gefühlslehre des Alten in ( Köpfe wäre falsch) der meisten Bühnenleiter sind zu did, als daß die Sprache der eigenen verliebten Jugendjahre überlegt eine sie Geist durchlassen fönnten. Aber zur Sache: Die Kunst ist lebendig wechselnde, auch im Possenhaften noch interessierende Bemenschlich, und sie spricht zu Menschen. Darum behandelt leuchtung. sie menschliche Probleme und löst sie für das menschliche Ge- Heinz Senger als Dr. Esch traf mit seiner blond- jovialen Kormüt. Mit Politik, und mit allem Drum und Dran, und sogar mit pulenz und dem klangvoll weichen Organ den Ton recht gut. Ganz allem Druff das für einen Feldherrn passen mag hat sie ganz ausgezeichnet war Achterbergs schwärmerischer und naseweiser Hans, und gar nichts zu tun. So wenig, wie ein auf die Bühne tram- der, ins Leben losgelaſſen, wie ein Füllen nach allen Seiten auspelndes Roß oder irgendein Schießinstrument etwas mit drama- ichlägt; auch in der musterhaften Brahmschen Uraufführung kam die tischer Wirkung. Die Kunst ist menschlich und für alle Menschen Gestalt nicht besser heraus. Die Gattin fand durch Fräulein Gertrud gleich; und daß der gleiche Gegenstand beim deutschen Dichter eine Dettmann eine geschickte Wiedergabe. Rezia Markolf brachte für die germanische Farbe annimmt, beim Franzosen einen romanischen, Hansens erste Begeisterung entflammende Köchin eine ungewöhnlich beim Ruffen einen slawischen Unterton, das ändert am tiefsten hübsche Erscheinung mit und wirkte in der Hauptszene( die Episode Wesen und Wollen wenn überhaupt die Kunst etwas will im legten Alt fiel etwas ab) frisch und munter. Sehr wienerisch- echt nichts. Sie ist international wie die Luft, wie das Licht, wie gelang ihr Kellner- Bräutigam Herrn Werana. Weniger erfreulich das über alle Länder sich wölbende Firmament. Sie ist ewig wie waren der schon im Texte arg verzeichnete apostelhafte Gärtner sodies. wie der disputierende Dheim und die geschwäßig enthusiastische Und dies wäre, wenn ſtets, so heute mehr denn je der Angel- Gräfin, deren Bahrsche humore nicht nach Gebühr zur Geltung punkt, aus dem einem wahrhaft auf der Höhe seiner Zeit stehenden famen. Bühnenleiter sich ein Spielplan wie von selbst ergäbe, ohne meinen wohlmeinenden Rat: der Menschheit große Gegenstände! Will man innerhalb dessen dem kriegerischen Geiste Rechnung tragen, wir haben auch hier so überreiche Auswahl. Wir haben einen„ Wallenstein" und" Tell", doch der geht wohl gegen Oesterreich? Wir haben Göz" und„ Egmont" und die Jungfrau", doch die geht wohl mit Frankreich ? nun, da seht Ihr ja, wie international sie ist, wie menschenfreundlich, die wahre Kunst.
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Wir
" Immer die ollen Klassiker!" höre ich da; gib uns Neues!" Wir haben wohl manchen, der da gab und gab, aber Euer Geist ist arm. Euer Blick ist blind, feurige Gaben brennen Euch zu heiß in Gurer parfümierten Hand. Ihr habt feinen Mut. haben sogar zum Beispiel ein urgermanisches, wenn auch internationales, weil aus dem Geist der Menschenliebe geborenes Weltfriedensdrama, nämlich den König Friedwahn" von einem gewissen Otto Borngräber . Aber nur erst ein deutsches Theater, das kühne Dresdener Hoftheater, und eins in der freien Schweiz hatten den Mut, ein so unzeitgemäßes Stück zu„ wagen". Nun, ich hatte den Mut, es zu schreiben, habe auch den Mut, das jetzt zu bekennen, und habe auch den Mut, das jetzt zu nennen, weil Sie mich nach einem menschenwürdigen Spielplan fragen. Ich lebe und lebte wohl von je hier auf dem Berg der Wahrheit", drum sagte ich Ihnen die Wahrheit mit Gruß." Ungefähr das Gegenteil dieses bei aller Verstiegenheit jeden= falls tapferen und konsequenten Temperaments bietet Herr Paul Linde, der„ Komponist". Er äußert folgendes:
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Wir Komponisten der heiteren Muse( ich meine Bossen und Operetten) tappen noch im Finstern; für die ausgelassene lustige Musik ist wohl jezt feine Zeit, ebenso vorläufig nicht nach dem Kriege. Man fann dem notentaufenden Publikum nicht zumuten, wo ein so schwerer Alp auf uns lastet, Tänze und Gassenhauerlieder zu spielen. Das gleiche gilt von den vielen kleinen Kapellen; es wird jetzt mehr die bessere Salonmusik sowie viel patriotische Musik gepflegt, dementsprechend haben auch einige meiner Kollegen sowie meine Wenigkeit selbst, patriotische Lieder auf den Markt gebracht." vollste an der ganzen Rundfrage der„ Leipziger Abendzeitung". Die Offenheit dieser Schlußwendung ist vielleicht das Wert
Aus dem Feldbrief eines Arztes. Dem Feldbrief eines Stabsarztes, den die Umschau" mitteilt, entnehmen wir folgende Stellen:
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Kleines Feuilleton.
Jn In Erwartung.
Leise will sichs wieder regen Tief im Schoße der Natur,
Und ein Wind springt durch die Lande, Frühlingswind auf leichter Spur.
In Erwartung liegt die Wiese, Unter'm Boden drängt es sacht, An der Birke schwillt die Knospe, Und die liebe Sonne lacht.
In Erwartung liegt die Wiese, Mann an Mann liegt grau an grau, Hundert Flintenläufe lauern, Hundert Fäuste, rot und rauh.
In Erwartung harrt am Wege Unerbittlich Herr, der Tod, Und im jungen Winde flattert Seine Fahne blutigrot.
dt.
Paul Schuret.
Das zerstörte Dorf.
Die Monatsschrift Die weißen Blätter", die nach einer Unterbrechung von vier Monaten wieder erscheint, bringt einen Aufjak„ Das zerstörte Dorf" von Ulrich Rauscher .„ Das Dorf", schreibt er darin, ist der Schauplatz der Schlachten oder das Opfer willfürlicher Streifzüge. Was von Völkerrecht etwa noch gehalten wird, tommt der Stadt zugute: die unbefestigte von einiger Bedeutung bleibt als achtunggebietende Erscheinung meistens verschont, die befestigte nach der Einnahme ebenso. Das Dorf ist leicht Beute oder heimumfämpfter Stüßpunkt. Keine Gebäude mahnen durch Bracht und Stattlichkeit zur Schonung, so wie im Bauer eigener Wille und der Zwang der zu bestellenden Erde, so geht auch Dorf und Land unmerklich ineinander über: es gibt keine Tore, feine Vororte, nichts was den Anlauf hemmte, plößlich ist man drinnen. Die Schlacht stößt schonungslos bor, weil nichts Hervorragendes au schüßen ist, der Streifzug sieht die Wehrlosigkeit und den Augenblid raschen Zugreifens, dem fast kein Riegel wehrt. In die Städte Während man nach den bisherigen Anschauungen rüden die festen Heeresverbände, mit verantwortungsvollen Füh den Bestimmungen unserer Kriegssanitätsordnung fich ungern rern, in die Dörfer die Patrouillen, die der Aufsicht entzogen sind. zur Teilung bei der Verwendung der Sanitätsfompagnie ent- lleber das Dorf geht der Krieg mit allen Bränden der Vernichtung. schloß, um eine Zersplitterung und Verlust an Sanitätspersonal Gehäuftes Futtermittel liegt in den Scheunen, aufgestapelter Vorund-material zu verhüten, bleibt bei den in so große Länge wachsen rat in den Kammern, Leinwand, Milch, Geräuchertes, Branntwein. den Gefechtslinien oft nichts anderes übrig. Man wird sich bei Keine hochstöckigen Häuser mit Schlössern und Sicherheitstetten, befestigten Feldstellungen auch viel eher entschließen, die Sanitäts- sondern zu ebener Erde drei Stuben, in einem Haus wie im fompagnie möglichst nahe hinter die Front zu bringen und sie tun- anderen, am gleichen Ort jedwede Beute griffbereit. Von den lichst mit den Truppenverbandpläßen zu verschmelzen. Dadurch Männern kaum einer zu Haus, von den Weibern keine, vor der wächst die Möglichkeit zur ärztlichen Versorgung unmittelbar nach den gemeinen Mann Scheu ergriffe. Was Roheit, was Raub, der Verlegung, und damit die Aussicht auf glatteren Wundverlauf. was Vergewaltigung: für das Dorf allein gilt die Strafe, daß Ebenso ist bei Positionskämpfen die wenigstens einigermaßen Krieg Krieg ist, der für die Heimat oder die eroberte Stadt friedensmäßig medizinischen Anschauungen entsprechende Einrich- 3wangseinquartierung, Kontribution, wirtschaftliche Schädigung, tung des Hauptverbandplates erleichtert. Die hierzu bestimmten Mutter- und Weibestrauer, vaterländische Erhebung oder VerGebäude und Räumlichkeiten können meist besser vorher instand zweiflung heißt. Im Dorf schwelt und verwüstet er noch trotz dem gefeßt, ausgeräumt und ausgewaschen werden, meist läßt sich auch großen Krieg, zerstreut er die Aſche einer ganzen Ansiedlung, die Unterbringung der Verwundeten auf geeigneten Lagerstätten schafft er Ginöde, schlägt er Menschen und Vieh, Weib und Kind. besser vorbereiten. Glück bei der Wahl des betreffenden Ortes In den zerstörten Dörfern hebt der Krieg die Wurzeln eines gehört natürlich auch dazu. Für den letzten Hauptverbandplak, ganzen Volkes aus der Heimaterde... den wir mit einem Zug unserer Sanitätskompagnie errichten mußten, hatten wir das Glück, in der Ortschaft S...... ein großes, von Schiveſtern geleitetes Pfründnerhospiz wählen zu können, dessen Räumlichkeiten uns bereitwilligst zur Verfügung gestellt wurden. Da wir uns von vornherein auf einen großen Anfall von VerDer große Tag der Mobilisierung anfangs August heißt es brachte mit einem wundeten gefaßt machten, so richteten wir aber außer den zirka in einem Artikel in„ Berlingske Tidende" 50 bis 60 Lagerstellen, die im Hospiz uns zur Verfügung gestellt Schlage alle friedliche Arbeit in Frankreich zum Stillstand. Von den wurden, auch noch die Kirche, die Schule, die Wirtschaft im Ort Gehöften, aus den Dörfern, aus Provinz- und Großstädten strömten für Verwundetenlager ein, eine Vorsichtsmaßregel, die sich sehr die einberufenen Mannschaften, die ganze Jugend Frankreichs zu den nötig erwies, denn während der neun Tage, welche wir in der Garnisonen und von hier aus weiter zur Grenze. Alles rollende Ortschaft lagen, hatten wir am Schluß nicht weniger als 850 Ver- Material wurde zu Truppentransporten benutzt, und fast alle Tätigfeit, die nicht militärischen Zwecken diente, hörte auf. Nun aber ist wundete versorgt. Reine Wäsche für die Operationstische, Schürzen, Handtücher, die Maschinerie allmählich wieder in Gang gekommen. Mit großer Schüsseln, Seifen usw., kurz alle diese Dinge, die zwar die Sanitäts- Energie hat man zugefaßt, und auch das Unterrichtswesen ist wieder Obwohl 25 000 Lehrer und noch mehr fompagnie wohl selbst mit sich führt, aber nie in solcher Zahl und aufgenommen worden. Menge, wie es oft für die Erleichterung der ärztlichen Arbeit aus- Studierende unter den Fahnen stehen, begannen die Schulen im Oktober reicht, auch Bettstücke, Leibwäsche für die Verwundeten konnten wir und November wieder ihre Arbeit. Auch in der Universität werden wieder genügend beschaffen, in allem unterstützt durch die fürsorglichen Vorlesungen gehalten wie gewöhnlich. Aber die Zahl der Zuhörer hat Franziskanerinnen, die später in rührender Weise auch für die sich natürlich sehr verringert. So berichtete jüngst ein Professor von Verpflegung unserer Verwundeten Sorge trugen. Wenn es sich der Sorbonne, daß er nur 15 Hörer habe, und daß selbst von diesen hier auch um flöſterliches Personal handelte, bei denen eine Bei- noch mehrere in Uniform feien und jeden Tag abberufen werden hilfe mehr oder weniger selbstverständlich war, so möchte ich doch könnten. Ein Professor aus Rennes hat in seinen Vorlesungen nur an dieser Stelle nicht zu bemerken unterlassen, daß ich nach meinen 4 bis 5 Hörer, die ihm aber sicher sind, da sie alle endgültig unpersönlichen Erfahrungen niemals Anlaß hatte, mich in dieser Hin- brauchbar befunden wurden. sicht auch über die sonstige französische Bevölkerung zu beklagen. Im allgemeinen zeigten sie sich alle freundlich und hilfsbereit, ein gewisses Entgegenkommen und Verständnis der französischen Sprache und Eigenart von unserer Seite vorausgesetzt...."
Theater.
Auch das Institut de France " setzt seine Tätigkeit fort. Eine der Versammlungen verlief besonders stürmisch. Der Präsident der Kunstakademie, der seinen Austritt aus allen deutschen Akademien und Vereinen anmeldete, die ihn als Ehrenmitglied aufgenommen hatten, brachte den Vorschlag ein, daß man alle deutschen und öfterreichischen Gelehrten löschen solle, die korrespondierende Mitglieder der Akademie wären. Ein gleicher Vorschlag wurde in den drei anderen Akademien gemacht, die ausländische Mitglieder haben; doch ging er nicht durch.
Notizen.
Komisch- verlegen konnte er aussehen und Jochumsen, der Schiller Theater O:„ Das Prinzip". Lustspiel würde auch verlegen werden, wenn er nach Hause kam und von Hermann Bahr . Ohne an Geschlossenheit des Aufbaues und der - Bühnenchronit. Friedrich Ray Bler und Selene sie auf dem Stuhl fand vielleicht ganz aufgerieben. Sie Szenenführung sich dem„ Konzert" auch nur entfernt vergleichen zu sah ihn deutlich vor sich und mußte lächeln. fönnen, ist das Prinzip" der glücklichste Wurf, der dem nur all zu ehdmer werden vom Herbst an dauernd dem Theater in der Lauter solche Nebensächlichkeiten beschäftigten ihre Ge- raschen Luftspieldichter seit jenem großen Treffer gelungen. Die Königgrägerstraße angehören. -Musitchronit. Bei dem letzten diesjährigen Sonntags danken, während sie auf dem Stuhl saß und wartete einen Jdee, der Dialog, auch eine Reihe der fed ersonnenen Situationen Tag, zwei Tage. Aber das Eigentliche, das Entehrende, das tragen das Gepräge besten Bahrschen Geistes. Schon der Einfall, fonzert im Charlottenburger Schiller- Theater am sie, wie sie fühlte, brandmarkte, wenn sie es bloß streifte, das ein Exemplar jener üppig wuchernden Spezies von Rezepterfindern, 7. März. mittags 12 116r, werden Georg Schumanns Klavierschlief rings um sie und tat ihr nichts, wenn sie nur stillsaß. Die alle Menschenmängel von einem Pünktchen aus turieren wollen, quartett und das Streichfertett von Anton Dvorak gespielt. Für aum Sonntag, den 7. März, Lessing- Museum Sonst würde sie ein Stück Schokolade aus ihrer Tasche drüben zum Mittelpunkt der Komödie zu machen, ist voller Driginalität. den gesanglichen Teil ist der tgl. Hofopernfänger Waldemar Henke Bei aller possenmäßigen Uebertreibung im einzelnen, sind doch ge- gewonnen. geholt haben, wenn das nicht gewesen wäre und dann wisse Weienszüge jenes Typus sicher erfaßt, das Bild im Grundrisse( Brüderstr. 18), abends 8 1hr, Kammermusikabend des Steinerder Umstand, daß sie nicht gehen konnte. humorvoll und mit warmer Sympathie für die liebenswürdige Güte, Rothstein- Quartetts: Quartette von Mozart . Gesänge von Mozart ( Forti. folgt.) die hinter der dogmatischen Torheit stedt, nachgezeichnet. Der und Schubert: Maria Fuchs.
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