Ur. 68.- 1915.
Unterhaltungsblatt des Vorwärts
borüber.
Sounfag, 21. März.
und rufen auf deutsch :" Guten Tag!" Ihre Haltung wird noch respektvoller, und sie scheinen es nicht gehört zu haben.
Auf dem kaum angemerkten Wege eilt das Auto vorwärts, und balb ist die Gruppe hinter uns verschwunden. Unsere Gedanken aber weilen noch immer bei ihnen, bei den deutschen Kriegs( Deutsch von Heinrich Hesse.) gefangenen.
Kleines Feuilleton.
einen in Afrifa so enttäuscht. Man fand sie schwerfällig und gleich Eine Schreckensnacht in Reims. gültig, und als man sah, daß sie alle jung und träftig, gut gefleidet und ruhig waren, wurde es der Menge auf den BürgerDas Journal de Genève" veröffentlicht die nachstehenden steigen zu langwellig, und die letzten Züge zogen fast unbemerkt Auszüge aus einem Reims , 28. Februar" datierten Privatbriefe, Ser eine der festen Befchießungen der Stadt schildert: Im allgemeinen war das Meer ihnen Hold. Jm vorigen Monat Sie können sich, liebe Freundin, von der Nacht vom 21. auf jedoch wachte hoher Seegang die Arbeit der Boote auf der Reede Sen 22. keine Vorstellung machen. Mein Mann war Sonnabend von Casablanca recht schwierig, und zwei Gefangene stürzten ins abend, den 20., nach Paris gefahren, und eine junge Freundin kant Wasser. Nicht ohne Mühe wurden sie wieder herausgefischt, und zu mir, um mir in meiner Verlassenheit Gesellschaft zu leisten. Sonn- das Abenteuer brachte ihnen keine weiteren Nachteile. tagabend, gegen 9 Uhr, jaßen wir ganz ruhig und lasen, als pls in Rabat , 1500 in Fez, 500 in Wetnez und je 400 in Chaouja und Die in Maroffo angelangten Abteilungen zählten 2000 Mann lich ein Pfeifen und 3ischen sich hören ließ. O, diefes Pfeifen! Ich in Douffala. Neue Transporte werden erwartet. Vielleicht wird habe nie etwas Aehnliches gehört und war doch 1870 während der ein Teil österreichischer Soldaten dabei sein, die in serbische GeDie ersten Wogen der Flüchtlinge schreibt ein polnischer Beschießung in Straßburg . Aber das war ein Kinderspiel im Vergleich uit heute. Und dann schleuderten fie, Schlag auf Schlag, fangenschaft geraten sind und die Maroffo in Bension nehmen will. Korrespondent im„ Rietsch" kamen im Anfang des Krieges, nach ohne auch nur eine Meinute lang aufzuhören, ihre großen Geschosse Teile des Bandes und nicht in der Wüstenregion des Südens von wahre Riesenwogen, ergossen sich über Warschau nach dem 7. de Die Gefangenen dürften wohl auch ferner in dem westlichen der Einnahme Kalischs durch die Deutschen . Die zweiten tamen, als die russische Armee Rodz verließ. Die dritten und legten, untergebracht hörte sie fallen. Ueberall ging alles in Stüde , rechts, links, vor, des Atlantischen Ozeans ist so schön, daß es anspruchsvolle Touristen bruar. Ende Februar waren aus dem Gouvernement Plozť 50 000 hier genau jo. Unser Steller ist nicht überwölbt ind wir konnten Schwacher nach- Marokko geschickt wurde, der aus menschlichen erregt Entsezen, selbst in einem Menschen, der mit allen Greueln
hier unter den Trümmern begraben werden. Er stand überdies holl Waſſer. Trozdem sekten wir uns auf eine Stifte, wie sivei Hühner auf eine Stange. Im 11 1hr konnte ich es vor Kälte nicht aushalten, wir huſteten alle beide; da gingen wir wieder in den ersten Stock hinauf und ich machte Feuer im Kleinen Salon, den toir noch für den sichersten Ort des Hauses hielten. Sun warteten
mußte.
Auf der Flucht.
-
-
wir auf die Dinge, die noch kontmen sollten. Von 11 bis 3 Uhr man weiß, wie regelmäßig die Intendantur in Maroffo arbeitet, trugen Kinder auf dem Arm, die anderen schleppten Bündel mit
morgens war es, glaube ich, toch schrecklicher als vorher. Wenn eine dieser Bomben zur Grde fiel, erzitterte das ganze Haus; man
Gründen in den Bazarerten oder in den Lagern Frankreichs bleiben des Strieges vertraut ist. Bon Czerwinst führen drei Wege nach die kurz nach der Ankunft in Marotto in gewissen Abteilungen auf ihnen, drei Viertel aber famen zu Fuß. Durch den zähen Schaus Der Gefundheitszustand ist gut. Ein paar Typhusfälle, Warschau , und auf diesen strömten wenigstens 20,000 Flüchtlinge heran. Eine lange Wagenreihe brachte etwa ein Viertel von traten, wurden durch Impfung schnell unterdrückt. watend, zogen sie heran. Aus Cehanow, aus Plozt, aus Buliust Soldaten, mit Ausnahme des Weins und Nachtisches. Und wenn Die Kost des Gefangenen ist die gleiche wie die der französischen kamen sie. 50 kilometer waren sie bereits gewandert. Die einen Kleidungsstücken und Beiten. Alle waren von oben bis unten mit kann man die Familien mit gutem Gewissen beruhigen. fehen, fanden wir temn einziges Mal den abgezehrten Typus An der Landstraße entlang, die sie mit einer Steinbede ver- Schmuz bedeckt, so daß es ihnen schon gar nicht mehr darauf an Platsch!". Drei fleine Schiffe, die dort lagen, wären beinahe in Bleichem Gesicht, von Hunger, Arbeit, Witterungsunbilden und den Straßenschmus am Wegrand. Die ganze vorhergehende Nacht den Grund gebohrt worden. Wir glaubten uns mitten in einem Rerfermeister mißhandelt. Im Gegenteil sahen vir gutgenährte hatten sie auf der Straße zugebracht. Viele waren vor Erschöpfung entjeßlichen Orkan zu befinden. Um 3 Uhr morgens hörte das Reute, die in aller Gemütsruhe mit der Hacke arbeiteten, Schieb- zurückgeblieben. Die Frauen schienen trotz ihrer Schwäche schneller Schießen, nachdem es länger als sechs Stunden gedauert hatte, aut. tarren schoben, Steine klopften und nicht fürchteten, sich auszuruhen zu gehen als die Männer. Bei Warschau begegneten wir einem Wir warfen uns für turze Zeit auf unsere Betten und konnten, und die Pfeife zu rauchen. Manche fangen. am Wege sisenden jüdischen Mann mit seiner Frau, ein Kind im als es hell wurde, feststellen, daß eine große Bombe gerade gegen Die Arbeiten, die sie ausführen, bestehen in dem Bau von Arm. Sie faßen da, als wären fie völlig geiiiesabwesend. Auf über unserem fleinen Salon niedergegangen war. Sie hatte zwei Straßen und Eisenbahnen von wirtschaftlichem Interesse. Es sind unsere Fragen, was ihnen fehle, wiesen sie auf das Kind in ihrem
gehen können. Die Straße war bebedt mit Trümmern; in unserem Hof lagen aus den Weguern geriffene Steine, Glassplitter u. a.; alle Fenster des Erdgeschosses und des ersten Stockwerts unferes Magazins waren zersplittert. Sechs große Bourben waren an der Hinterseite des Hauses zur Erde gefallen. Sie sehen, liebe Freun din, daß wir von diesen Bomben nur ein paar Schritt entfernt
waren.
Beit wirklicher Arbeit beträgt sechs bis acht Stunden täglich, je nach der Entfernung der Arbeitsplätze. Die Gefangenen erhalten dieselbe Löhnung wie die französischen Truppen, abgesehen vom Taschengeld, Für jeden auf dem Arbeitsplak verbrachten Tag bekommen sie zwanzig Centimes Zulage.
Schoß
"
-
cs war tot.
" P
Notizen.
-ww
- Theaterronit. In der Voltsbühne wird infolge des andauernden Erfolges von„ Berg Shvind und fein Weib" die nächste Neuaufführung, Gogols Revisor", Die Disziplin ist ausgezeichnet. Es tamen nur sehr wenige erst am 31. März stattfinden. Hierauf wird eine Neueinstudierung Am nächsten Morgen, zwischen 8 und 9 Uhr, Begannen sie von Bestrafungen vor, und nur ein einziger Fall von Gehorsams- von Schönherrs Glaube und Heimat" folgen und im Mat veriveigerung wurde vom Kriegsgericht abgeurteilt. als legte Novität diefer Spielzeit Georg Hirschfelds Komödie neuem, wenn auch nicht mit solcher Heftigkeit; trotzdem gab es noch Soldaten durch die stramme Haltung, den Marschtaft, Soldaten Rösides Geift". Für den Sommer ist die Aufführung eines weit mehr Opfer als während der Nacht. Dienstag früh verließen mit Arbeitshänden und passiver Seele, bleiben so viele Gefangene Schwantes oder einer Poſſe in Aussicht genommen. 4000 Personen Reims , unter anderen Freunde von ims, benen alles immer noch deutsche Soldaten! So erschienen sie uns fürzlich bei - Musikchronik. In dem 9. Kammermusik- Abend des niedergebrannt ist, selbst die Bäume im Garten. Es gab bierzehn einer Reise durch eine Gegend Marottos. Wir fuhren im Kraft- Steiner Rothstein- Quartetts, Sonntag, den 21. März. Brände in der Nacht von Sonntag zu Montag. Seit biefem Tage wagen und sahen die verschiedenen Bewohner des Landes. Träge im Leifing- Muſeum, gelangt ein neues Trio von Philippsharist Reims wirklich traurig und verlassen; es ist eine tote Stadt; die und gerlumpt lagen sie lang auf der Erde und warfen uns Blide venta aus dem Manuſfript zur erſten öffentlichen Aufführung. Läden, die sich schon ein bißchen aufzutun begannen, sind wieder zu wie ein Fürst. Frauen, gebeugt unter schwerer Bürde und Am Balmsonntag erscheint, Parsifal " wieder im Spielplan des geschlossen, und man taun kaum das Alternativendigte eintaufen. tolze Reiter mit flatterndem Burnus, alle„ nahmen an der Land- Deutschen Opernhauses. Paul Hansen, dem ersten Ich hatte einen Augenblick den Wunsch, abzureifen, aber meinschaft teil". Wenn sie uns Blais machen mußten, brummten die Parsifal dieser Bühne, ist es geglüdt, von Amerika nach Deutschland Mann sagte zu miz; Jest , wo Du die Feueriaufe erhalten hast, stameltreiber, die eine Starawane führten, weiß Gott welche Flüche zurückzukehren und fein Engagement wieber anzutreten. Der Vorist es nicht mehr der Mühe wert!" Die Bürger, die bie erste Be in den Bart. Und die feinen trabenden Giel, die launischen verkauf zu den gewöhnlichen kleinen Preisen wird am Sonntag erschießung mitgemacht haben, fagen, daß etwas so furchtbares noch Maultiere, bie Ziegen und Kinder, zu scheu oder zu frech, flohen öffnet. nicht dagewesen ist: es habe sonst immer nur höchstens drei Stun bei unserem Kommen oder liefen herbei. den, und das auch noch mit Unterbrechungen, gedauert; diesmal aber haben sie unaufhörlich bombardiert und die ganze Stadt war mit Bomben befät. Man braucht nicht mehr auf das Jüngste Gericht zu warten, um zu erfahren, was die Hölle ist..."
Von V. de Ferzanat.
Zanger, den 24. Februar.
Zurzeit befinden sich über 4000 deutsche Kriegsgefangene in Maroffo. Sie sind via Bordeaur gekommen auf lleberjeedampfern, die französische und eingeborene Truppen gebracht hatten, und fast alle wurden in Casablanca gelandet.
Ihr erster Zug erregte lebhafte Neugier, die der Ordnungsdienst jedoch ohne Mühe in forretten Grenzen hielt. Diese großen, blonden, rosigen Burschen erregten von vornherein Verwunderung durch ihre große Ruhe. Viele unter ihnen hatten, naive, frohe Minderaugen. Ihr strahlendes Gesicht befaß noch jenen jugendfrischen Ausdruck, der den Männern des Nordens eigen ist, und der
68]
Ueberfluß.
Vorträge. Generalmajor Bahn wird am Dienstag und Um Mittag hatten wir in einer Kasbah( Araberstadt) Salt Donnerstag einen Vortrag mit Lichtbildern Unsere schwere Artilleric gemacht, wo brave Landwehrmänner, bärtig und gebräunt wie alte und ihre Wirkungen" in der Urania halten. Dr. A. Paquet Brummbären, in Wirklichkeit von familienväterlichen Gefühlen spricht om Mittwoch, den 24. März, im Abgeordnetenhaus über seine beseelt waren und uns mit offenen Armen aufnahmen. Als wir Erlebnisse in jüdischen Stolonien. kurz darauf festsaßen, halfen uns jenegalesische Soldaten mit gutDer erste omet des Jahres 1915 ist nunmehr, mütigem Regerlächeln, indem sie Bretter unter die Räder schoben, wie Professor Marcuse in den Naturwissenschaften" initteilt, in die sich in den Sand einwühlten. Je weiter wir dann führen, Nordamerika auf der bei Cambridge gelegenen Harvard - Sternwarte um so seltener begegnete uns jemand. v dem Astronomen Mellish als helles fleines Objett mit lang S3 var gegen Abend, da die Sonne ihre goldenen Schleier famer, nach Osten gerichteter Bewegung aufgefunden ivorden. Dieser auf die Grde breitet und die Einsamkeit des unermeßlichen afri- neue Komet 1915 a Mellish stand am 11. februar im Sternbild tanischen Horizonts das aufgeregte Denken allmählich beruhigt. des Opiuchus. Erst weitere Beobachtungen fönnen über die Bahn Wir fühlten uns so weit, so weit von dem friegerischen Europa ! dieses neuen Kometen Aufschluß geben. Da plößlich zeichnen sich Gestalten in der Natur ab- Männer, die ihr Handwerkszeug zusammenraffen. Sturz vor uns versperren Gefangene den Weg. Das Auto gibt Warnungssignale und, an die Schwerhörigkeit der maroffanischen Fußgänger geivöhnt, mäßigt der Führer das Tempo und tuiet wiederholt. Die Vorsicht war überflüssig! Im Augenblick stehen die deutschen Soldaten wie im Manöver rechts und links, und wenn sie ein betreßtes Käppi im Auto gewahren, stehen sie mit einem Rud stramm. Wir möchten in den friedfertigen Gesichtern lesen können, beugen uns zu ihnen bei diesem Ziede eins hinter die Chren gegeben hatte; so etwas tonnte nicht dazu dienen, den Glauben zu fördern. Höchstwahrscheinlich war dieser Religionslehrer schuld daran, daß er jetzt so hilflos war, weil er den ersten Steim zu seiner Gleichgültigkeit gepflanzt hatte; und dazu kam, daß er keine Mutter gehabt hatte, die ihn leitete.
Belohnung für indische Soldaten. Die indische Regierung will den Eifer der am Weltkrieg teilnehmenden indifchen Soldaten durch Zuwendung besonderer wirtschaftlicher Bortelle heben. Su diefem 3wed wurde nach der österreichischen Monatsschrift für ben Orient" die Lokalverwaltung des Pendschab veranlaßt, für penfionierte Soldaten Ansiedlungsflächen im Ausmaß von 72.000 Hettar bereitzustellen. Hiervon sind 41 200 Heftar für indische Soldaten bestimmt, die sich am gegenwärtigen Striege beteiligten, und der Neft für solche, die sich besonders ausgezeichnet haben.
Bald darauf legte sie die Postille beiseite und nahm ein Buch vom Tisch. Soll ich Dir etwas aus Robert Fulton vorlesen?" fragte sie freundlich. Den liebst Du ja. Er gleicht Dir auch, und Hauch selbst übrigens auch."
Nein, ich danke," erwiderte er, durch den Vergleich etipas angeregt. Das Resen hat Dich gewiß müde gemacht. Aber wenn Du mir ein wenig vorsingen möchtest."
,, Gern." Sie drehte sich nach ihm um, tat so, als ob sie sich die Nase schnaubte, und ahmte sehr drollig den weinerlichen, gedehnten Ton nach, in dem das Volf seine traurigen Lieder fingt:
Nun ist sein aufgetaner Schoß Ein fichres Schloß gejagter Seelen; Er spricht sie von dem Urteil los Und tilget bald ihr ängstlich Quälen. Es wird ihr ganzes Sündenheer Ins unergründlich tiefe Meer Bon seinem reinen Blut versenket; Der Geist, der ihnen wird geschenket, Schwingt über sie die Gnadenfahn': Mein Heiland nimmt die Sünder an." Oft hatte sie durch Singen seinen Mißinnt vertrieben und ihn zum Lachen gebracht, aber heute schüttelte er blog mißbilligend den Kopf. Da wurde sie ernst, wackelte hinüber und setzte sich zu ihm.
Von Martin Andersen Negö. Müde ging er an das Regal und nahm das Andachtsbuch hervor. Dann fant er auf einen Stuhl an seinem Schreibtisch „ Der Geist des Gebets leite unser Gebet," las er und und schlug das Register auf: Jahreszeiten wiederholte langsam Wort für Wort. Aber der Geist des MittagSinder, Strante und Alte- Krieg und Landplagen See. Gebets wollte sich nicht einstellen, und er konnte sich auch nicht mannsstand- Bauernstand, Der heilige Geist-Kirch- demütigen; so oft er sich recht flach niederdrückte, kam ihm gangsfrau- Begräbnis zur See Wachet und betet! Alle all das in den Sinn, was zu seiner Entschuldigung oder Verdiese trockenen Ueberschriften tanzten vor seinen Augen; es teidigung dienen konnte. Immer wieder schob er die Schuld war, als ficherte jemand über ihn und seinen Drang, Troft zu auf seine Frau, die seinen verzweifelten Zustand und seine fuchen. Uneigennüßigkeit mißbraucht hatte, um ihn zu heiraten; auf Aber wo waren denn die wunderschönen Kirchenlieder, seine einsame Kindheit, die ihn veranlaßte, diesem Weibe die seine Frau immer sang, und über deren milde Poesie er selbstlos seine Hand anzubieten, aus Rührung darüber, daß fich oft gefreut hatte? Er hatte die Stirche ja stets hochgeschäkt, sie wie eine Mutter zu ihm war. Oder er führte zu feiner wenn er auch nicht der Meinung war, daß sie ihm etwas Be- Verteidigung alle die liebevollen Gedanken ins Feld, die er sonderes zu sagen hatte. Allerdings hatte er eigenmächtig für die Menschen übrig gehabt, alle die guten Werke, die er feinen Kinderglauben seiner Intelligenz entsprechend umge- getan hatte. Aber das durfte man ja nicht, man mußte sich formt: Gottes Sohn hatte er auf dem Altar der Naturgeseke als der Elendeste von allen fühlen, und dazu war längere geopfert, ebenso die Auferstehung des Fleisches und die Macht 3eit notwendig. Darin lag gerade das Verzweifelte, daß des Gebets; und in seiner Selbstgerechtigkeit hatte er die er erst im legten Augenblick fam, als alles um ihn zusammenGnade verhöhnt. Aber an dem Fundamentalen: an der stürzen wollte. Und er vermochte kein Gebet zu beten, so daß es erhört Eristenz Gottes und dem Leben nach dem Tode, daran zu rütteln, hatte er der Wissenschaft noch nie erlaubt. Sin und werden konnte; all das Innige, Brennende fehlte, obwohl wieder hatte er auch selber die Kirche besucht, um den breiten wenige so viel zu beten hatten wie er. Seine Frau fiel ihm sie Schichten nicht mit schlechtem Beispiel voranzugehen; und er ein. Ihre Stimme, ihr Blick, die ganze Gestalt war durch hatte die Stirche beschenkt wie fein Zweiter in der ganzen drungen von hellem Glanz, wenn sie sang oder betete; und Stadt. Und vor der innigen Hingebung seiner Frau im die einfachsten Worte strahlten in ihrem Munde. Er nahm Glauben hatte er sich stets gebeugt. Freilich hatte er ihren das Andachtsbuch und ging zu ihr hinein. Wunsch, sie stets zur Stirche zu begleiten und sie abzuholen, Sic las; ihre Augen saßen groß und stier hinter den nicht erfüllt, aber dabei waren andere Gründe entscheidend runden Brillengläsern; wie alle alten Leute bewegte sie den gewesen, in erster Linie das dumme Schamgefühl, mit dem es Kopf hin und her und sprach die Worte mit lautem jezt ein Ende haben sollte. Flüstern aus.
-
Nichts sollte ihn iegt zu gering fein, er wollte sich erniedrigen und demütigen und alles glauben. An die Macht des Gebets glaubte er ja schon felsenfest, eine so großen Drang zu beten verspürte er.
Als er eintrat, hielt sie inne und schickte sich an, das Buch zuzumachen.
Nein, lies weiter," sagte er und legte sich in eine Ede des Sofas.
,, Aber ich bin fertig," sagte sie zögernd. ,, Ach, tu doch nicht, als ob ich Dir einen Zwang aufzuerlegen pflege," rief er verzweifelt.
Er schlug das Lied auf„ Betet, und ihr sollt empfangen", an das er sich aus seiner Schulzeit erinnerte. Aber der heruntergeleierte Chor der Schuljungen, die in der Pause vor der Religionsstunde das Lied laut und mit baumelnden Das tuft Du ja gar nicht," sagte sie und nahm das Beinen hersagten, tönte in die Verfe hinein und zerstörte die Buch hastig vom Tisch auf. Eine Weile las fte oder tat, als Andacht. Ein Religionslehrer fiel ihm ein, der ihm gerade ob sie läse erstaunt bedachte sie seine Fügsamkeit.
-
" Ist es immer noch das eine, das Tich so betrübt?" fragte und streichelte seine Hand.
"
Glaubst Du, Gott könnte mir vergeben, wenn wenn ich es wäre?" murmelte er, die Hand vor den Augen.
Du! Aber Louis, Du könntest mich doch nie so be handeln."
Du denkst immer an Dich selbst," sagte er vorwurfsvoll. ,, Ach aber ich bin doch Deine Frau. Du bist es ja nicht, nicht wahr, Louis? Du denkst Dich bloß da hinein, meil Du so gut bist?" Er hatte sie noch nie so heftig gesehen, und es tat ihm weh, wie wenig demütig fie mar.
"
Erstaunt sah sie ihn an.
„ Glaubst Du denn, es hätte mich keinen Stampf gekostet, mit Dir verheiratet zu sein? Gerade das, daß Du immer die Achtung beansprucht hast, die einer Ehefrau zukommt, und daß ich sie Dir so bereitwillig entgegengebracht habe, das hat mich erniedrigt. Du hättest mein edelmütiges Angebot, nud mit Dir zu verheiraten, nie annehmen sollen."( Forts. folgt.)