Nr. 76.- 1915.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Feldgraue Blinde.

Von einem blinden Genossen wird der Dresdener Volkszig." geschrieben: In der per erregten sie zuerst die allgemeine Aufmerliamkeit. Geführt von Krankenschwestern, kamen einige diefer unglücklichen Kriegsfrüppel gegangen mit der ganzen tappenden Silflosigkeit der Späterblindeten, die sich noch nicht an ihren Zustand angepaßt haben. Umtstrahlt von der Glorie vaterländischen Märtyrertums er­regten die Striegsblinden das allgemeine Mitleid des Publikums. Ich bin erschüttert," sagte mir ein Bekannter nach der Vorstellung. Er meinte es sicher ehrlich, aber wir Schicksalsgenossen" der be­dauernswerten Opfer des Schüßengrabens, die wir unser Augen­licht auf gewöhnlichere Weise verloren, sind diesem Mitleid gegen­über jleptisch. Es ist meist eine augenblickliche Gefühlsregung, start, aber flüchtig. Oft fani mir auch bei sentimentalen Mitleids­äußerungen die Geschichte von Andersen Nerö in den Sinn: Gin auf seinen Gütern nicht gerade humaner dänischer Großgrund­besizer besucht in Kopenhagen   das Theater und sicht Rose Bernot. Ich habe wieder einmal wunderschön geweint," erklärte er nach der Vorstellung. Das ist drastisch, aber dem üblichen Blindenmitleid liegt viel falsche Sentimentalität zugrunde, die sich häufig in einer begönnernden Tätigkeit als Blindenfreund" zeigt, vor der alle selbständig denkenden Blinden sehr wenig Respekt haben. Auf das Ach, die armen Blinden  ", den Grundton solcher Gefühle und Ge­sinnungen, reagieren ironische Nichtsehende bestenfalls mit dem ge­heimen Stoßseufzer: Ach, diese blinden Sehenden!"

Das übliche Mitleid beim Anblick der erblindeten Krieger iſt ficher echt, aber es bleibt nuklos, wenn aus ihm nicht wirklich 3wcdmäßige Taten erwachsen. Eine großzügige, von wirk lichem Wissen über die Bedürfnisse der auf so furchtbare Weise Erblindeten getragene Hilfe ist nicht nur notwendig zum Wohle der Betroffenen, sondern liegt auch im wohlverstandenen Interesse der Gesamtheit.

Es ist daher sehr erfreulich, daß die organisierten Blinden   Deutschlands   sich ihrer feldgrauen Kollegen er­innert haben. Der Reichsdeutsche Blindenverband hat sich ent­schloffen, die Organisierung der privaten Kriegsblindenfürsorge in die Hand zu nehmen. Dem Verband ist eine Zentrale für das Blindenwesen mit dem Sitz in Hamburg   angegliedert. Die Ver­waltung dieser Zentrale, welcher der nur aus Blinden   bestehende Verwaltungsrat des Verbandes und ein Vertreter der Blinden­Tehrerschaft angehören, hat bereits mit den Vorarbeiten begonnen. Die Form der zu schaffenden Organisation ist in ihren Einzelheiten noch nicht festgelegt. Es handelt sich vor allem darum, daß die Stif­tungsverwaltungen zum Zwecke der Kriegsblindenhilfe unter sich und mit den zuständigen Behörden sowie den Institutionen zum Wehle der Blinden   Fühlung nehmen.

wird:

Man wird einwenden, daß die Fürsorge für die erblindeten Soldaten in erster Linie Aufgabe der staatlichen und Gemeinde­behörden sei. Das trifft zu, aber bei der jetzigen Belastung dieser Sörperschaften wird ein solcher Nebenzweig ihrer Tätigkeit nur zu Teicht vergessen oder nicht mit der erforderlichen Sachkenntnis ge­pflegt. Schnelle Hilfe tut hier aber besonders not, da erwiesener­mahen nach der Erblindung oft eine schwere Gemütsdepression ein­tritt, die nur durch Ablenkung mit Arbeit und Anpassung an das veränderte Milieu überwunden oder gemildert werden kann. Man muh daher einen Artikel in der Blindenwelt"( dem Organ des Reichsdeutschen Blindenverbandes) zustimmen, in dem festgestellt Es fehlt jede Planmäßigkeit in der Arbeit und jede Uebersicht lichkeit über dieselbe. Von den erblindeten Striegern werden die einen gut beraten, die anderen ohne, diese Vorteile aus den Lazaretten in die Heimat entlassen. Die Raterteilung und Hilfe­Teistung ist nicht immer jo vorteilhaft, mic fie fein sollte. Dem Blinden  , und besonders dem Späterblindelen, wirklich zweckmäßig helfen wollen, das jetzt eine Kenntnis des Blindemvesens und eine Vertrautheit mit den Gepflogenheiten und Bedürfnissen der Blin­ den   voraus, wie sie dem Fernstehenden fehlt, wie sie auch die ge­Tegentliche Berührung nicht ausreichend vermittelt. So ist z. B. der die Blindenschrift beherrschende Sehende doch nicht immer geeignet, Diese Punktschrift dem Blinden zu Ichren, weil er diese Schrift als Schender schreibt, aber nicht mit den Fingern, sondern mit den Augen die Punktzeichen lieft.

Vor allem aber besteht die Gefahr einer unbewußt und un­gewollt unbilligen Verteilung der Mittel und Hilfeleistungen, die Gefahr, daß nicht die Bedürftigkeit des einzelnen das Maß der zu gewährenden Silfe bestimmt, sondern seine Findigkeit im Aufsuchen und seine Fähigkeit im Ausnutzen der vorhandenen Hilfsquellen.

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Ueberfluß.

Von Martin Andersen   Nerö. ben Oben auf dem hohen Ende der Schneewehe, gleich vor Karls Fenster, war der feste Sammelpunkt, und er konnte sehn, wie die beiden Bürschchen sich zuerst anflehen und dann dafür bezahlen ließen, daß sie sich hinten auf die Schlitten der feinen Knaben sekten und die Fahrt lenften. Ging es dann wieder bergauf, so schlenderten sie dahin, die Hände im Hofen bund, und überließen es den Jungen selber, die schweren, funstvollen Schlitten wieder auf den Weg zu schaffen.

Mittwoch, 31. März.

Es besteht also bei mangelnder Organisation der Kriegsblinden persönliche Blanntschaft mit Schicfalsgenossen und auch durch ge­fürsorge die Gefahr einer zweckmäßigen Verwendung der Mittel legentliche Geldunterstübungen. und Kräfte. Neben dem Verdienst im Beruf wird der Kriegsblinde un­

Diefer Gefahr soll die genannte Zentrale entgegenarbeiten streitig eine Staatsrente beziehen, die ihm als Ergänzung zu den durch Ratschläge im Einzelfalle und durch die Herstellung der Ver- Unterhaltungskosten sehr wertvoll sein wird. Hier möchte ich aber bindung zwischen den in Frage kommenden Institutionen. Vor- vor einer Maßnahme warnen, die sehr leicht ungünstige Folgen läufig ist ein Zentralausschuß für private Kriegsblindenfürsorge haben kann. Es ist verfehlt, bei steigender Grwerbsfähigkeit dem gebildet worden, zu dessen Vorsitzenden der in der Blinden- Blinden die Rente vorschnell zu fürzen. Ich weiß aus persön bewegung befannte Paul Reiner( Berlin   N. 113, Stolpische Str. 8) licher Erfahrung, daß die Furcht vor solcher Rentenkürzung oft ernannt wurde. An ihn sind alle Anfragen über Kriegsblinden- deit Eifer im Beruf dämpft, um so mehr, wenn es sich um Spät­fürsorge zu richten. Der Reichsdeutsche Blindenverband hat außer- erblindete handelt, die sich schwerer an die neue Berufsarbeit ge= dem eine Wohlfahrtskarte für erblindete Strieger( Preis 10 Pf.) her- wöhnen. Sentenquetsch ung" ist also bei den Kriegsblinden ausgegeben. Die Karte enthält Angaben über Blindenberufe sowie am wenigsten angebracht. Ihr Verdienst wird ohnedies nicht so hoch das Punktschriftalphabet. Sie soll zur Aufklärung über die Mög- sein, daß sie für den unerfehlichen Verlust des Augenlichts genügend lichkeiten der heutigen Blindenergiehung dienen, während der Rein entschädigt find. Das wären einige Streiflichter auf das dunkle Gebiet der ertrag der Fürsorgearbeit an Kriegsblinden zufließt. Die Karte ist Kriegsblindenfürsorge. Diese private und staatliche Hilfstätigkeit im Verlag von F. W. Vogel, Hamburg   33, erschienen. Welches sind nun die Hauptaufgaben der vorläufigen privaten ist ja nur ein Teil der großen Arbeit, die während und nach dem Fürsorge und der staatlichen Sozialpolitik den feldgrauen Blinden   Kriege einsehen muß, um den Kriegstrüppeln die förperlichen gegenüber. Vor allem gilt es, dem Erblindeten alle unnötigen Schäden nach Möglichkeit zu ersetzen und um die Arbeitskraft dieser Illusionen über seinen Zustand zu nehmen und ihn möglichst schnell Kriegsopfer nukbar zu machen. Es gilt, nicht nur den Kriegs­den neuen Verhältnissen anzupassen. Die Erlernung der Blinden  - invaliden den Lebensunterhalt zu sichern, sondern auch ihre punktschrift ist hierzu ein sehr geeignetes Mittel, da es dem Nicht- Fähigkeiten so zwedmäßig wie irgend angängig zu verwerten. Die sehenden die Verbindung mit Schicksalsgenossen gestattet, ihm auch enormen Verwüstungen an Menschenkraft werden sich nach dem das Lejen ermöglicht und damit eine gewisse Selbständigkeit und Frieden in ihrer ganzen Furchtbarkeit enthüllen. Es gilt, dann Unabhängigkeit von Sehenden gibt, die psychologisch die besten nicht sentimental zu jammern, sondern tatkräftig zu handeln in Wirkungen hat. Allerdings fällt das Lesen der Punktschrift dem Sinne einer Menschenökonomie, die sowohl die Interessen des ein Späterblindeten oft schwer, doch ist das Schreiben mit einer Punft- zelnen Individuums berücksichtigt und den wirtschaftlich Schwacheit vor übermäßiger Ausbeutung schüßt, aber auch die Arbeitskraft schriftschreibmaschine verhältnismäßig leicht zu erlernen. Schulung in selbständiger Bewegung, allein gehen usw. ist dieser förperlich Minderwertigen" nubbar macht durch Entwicklung Auch muß der Vorteil ausgenust jener Gigenschaften, die auch den Kriegsblinden oder einen anderen natürlich selbstverständlich. werden, den der Späterblindete durch die Fähigkeit des Schrei- Invaliden befähigen, nicht nur von Almosen zu leben, sondern bens mit Tinte und Feder befizt. Durch besondere Apparate einen Teil seines Lebensunterhalts durch Arbeit zu erwerben und ist es möglich, diese Fähigkeiten zu erhalten und weiter auszu- sich durch diese Arbeit sein Recht auf einen Anteil en der mensch bilden. Falls dies nicht gelingt, ist die Erlernung der Handhabung lichen Kultur zu erwerben. einer Schreibmaschine für Schwarzschrift sehr wünschen. Das schwierigste Problem ist die Berufswahl. Den früher innegehabten Beruf kann der Erblindete meist nicht beibehalten. Es hängt nun von den persönlichen Begabungen des einzelnen ab, welcher Berufsgruppe sich der Nichtsehende zuwendet: Handwerf, Musik oder geistige Betätigung. Die Handwerke sind immer noch der am meisten ausgeübte Blindenberuf, obgleich die Lage der Ve­rufstätigen natürlich nicht glänzend ist und sich auch eher ver­schlechtert als verbessert. Klavierstimmen und Salonmusik werden Saher als Blindenberufe in steigendem Maße erwählt. Leider ist aber nach dem Kriege auch hier Ueberfüllung zu erwarten. Von den übrigen Betätigungen, Masseur, Bureautätigkeit usw., soll hier nicht im einzelnen gesprochen werden. Es bietet sich überall das gleiche Bild, daß der Blinde nur in den günstigsten Fällen seinen Lebensunterhalt sich selbst erwerben kann.

Bei dieser Sachlage ist eine tatkräftige Hilfe durch Staat und Gemeinde dringend erforderlich. Es inuß sich hier aber weniger um Fürsorge", als um sozialpolitische Maßnahmen handeln. Die Arbeit muß aus ethischen und auch ökonomischen Gründen die Grundlage der Unterhaltungskosten bleiben, damit der Spät­erblindete nicht zum Almojenempfänger herabfinkt, was stets demo­ralisiert, wie jeder Kenner des Blindenwesens zugeben wird. Es ist daher vor allem notwendig, daß die Kriegsblinden möglichst in größeren Städten konzentriert werden, wo ihnen so­wohl die Berufsverhältnisse günstiger sind, als auch geistige An­regung und die für sie besonders wichtige Fühlung mit Sehenden Teichter zu gewinnen ist. Selbst begabte Blinde verkümmern geistig nur zu leicht sogar bei ökonomisch guten Verhältnissen aus Mangel an Gesellschaft, Gelegenheit zum Vorlesen usw. auf dem Lande oder in fleinen Städten.

Die Beschäftigung der blinden Handwerker hat tunlichst in so­genannten offenen Werfitätten" zu erfolgen, wo der Blinde sozu­fagen als Lohnarbeiter tätig ist und nach beendeter Arbeit persön­liche Freiheit genießt. Gerade die Kriegsblinden werden sich schiver an das Leben in einem Anstaltsheim gewöhnen, da sie früher volle Bewegungsfreiheit besaßen und nicht in einer Blindenanstalt auf­gewachsen sind.

Von den thrazischen Inseln.

Die englische und französische Flotte hat die thrazischen Inseln Tenedos  , Lemnos   und Imbros besetzt, um sie als Stützpunkte ihrer Unternehmungen gegen die Dardanellen zu benutzen. Sage, und Geschichte kennen diese Inseln schon im grauen griechischen Alter tum als bedeutende und berühmte Stulturstätten, und seit Jahr­zehnten sehen sie den großen Strom des modernen Weltverkehrs von und zu den Dardanellen an sich vorüberfluten. Sie selbst aber sind unberührt von ihm geblieben und führen ein idyllisches und in sich abgeschlossenes Dajein. Tenedos   hat bereits damals in der Kriegsgeschichte eine Rolle gespielt, als die Griechen, wie berichtet wird, ihre Flotte in den Buchten der Insel so verbargen, daß sie den leichtgläubigen Trojanern auf diese Weise ihren Rüd­zug vorzuspiegeln vermochten. Allein an der Wahrheit dieses Be­richtes entstehen doch Zweifel, wenn man die Natur der Insel ins Auge faßt. Ihr Strand ist überall von Klippen umgürtet, die ihn fast durchweg unzugänglich machen. Ueber den Hafen der ficinen Stadt Tenedos   aber gehen die Meinungen weit ausein­ander, und nur so viel ist gewiß, daß große Schiffe darin kaum vor Anfer gehen können. Ginst soll Tenedos   auch schäkereid)" ge­wesen sein, wenigstens gibt Virgil der Jusel diese ehrenvolle aber auf das heutige Tencdos trifft sie gewiß Bezeichnung nicht zu. Eine nackte Felseninsel, öde und reizlos ist sic. Das Beste, was sie erzeugt, ist ihr Wein, auch gute Melonen, Feigen und Mandeln wachsen auf Tenedos, und reich ist sie chenso wie die Schwesterinsel Imbros   an Rebhühnern. Sonst ist auf Tenedos nicht viel zu sehen oder zu holen. Die alte Zitadelle der Stadt fällt mit ihren ausgezadten hohen Brüstungsmauern senkrecht zum Wasser ab und ist durch dide Türme und Basteien bewehrt. Die Stadt ist tot, die engen, winteligen Straßen sind fast menschenleer, und selbst in dem am Strande belegenen Kaffeehaus pflegen mur spärliche Gäste sich einzufinden.

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Die wichtigste Insel dieser Gruppe bildet von altersher Zur Verbilligung der Wohnungskosten wären eventuell Heime 2emnos. Lemnos   hat eine merkwürdige Gestalt. Die Insel für Striegsblinde zweckdienlich, die aber den Infaffen möglichste stellt annähernd ein Rechteck dar, das durch zwei von Norden und Freiheit gewähren müssen, wie dies z. B. das mit einer Werkstätte Süden her gegeneinander vordringende Meerbusen an einer Stelle verbundene Bremer Blindenheim tut. Vor allem aber hat die tief eingeschnürt ist. Der südliche dieser Meerbusen bildet die Werkstätte den Vorteil, daß ein Absatz der Handwerksmäßig er- Reede von Mudras, und sie ist es, die der englischen   und französi zeugten Waren leichter möglich ist und eventuell unter Mithilfe von schen Flotte jetzt hauptsächlich als Zufluchtsort und Ankerplas dient. Es ist eine vortreffliche Reede, die etwa 10 Kilometer lang Blindenanstalten, Blindenvereinen usw. erfolgen fann. Im einzelnen werden die fast in jeder größeren Stadt be- und 3 Kilometer breit ist und bis in ihren innersten Winkel hinein stehenden Blindenvereine dem Kriegsblinden viel nüßen durch Rat, eine gute Fahrriime bietet. Auch ist sie vor den in dieser Gegend

Dortea Hansen kam mit Bauders Kakao ins Zimmer. Das find tüchtige Jungen, die beiden da draußen," sagte er und zeigte hinaus.

Sie ging an Fenster. Die Zwillinge? Ja, dafür garantier ich, das sind die beiden schlimmsten Gassenjungen in der Stadt. Es sind die Söhne vom Lars Rurup im Loch, bem, der neulich erfroren ist. Er hat nichts anderes getan als sie geprügelt, von ihrer Geburt bis zu seinem Tode, und ebenso schlimm find fie selber. Nichts macht Eindrud auf sie." ,, und gerade darauf kommt es an, wenn man es zu etwas bringen will."

" Ja, zum Zuchthaus können solche Kerlchens es ja sicher inuner bringen."

Leute."

Seine eigne Kindheit fiel ihm ein, und er dachte daran, Das können sie, und meistens landen da die besten wie er selber diese armen, zerlumpten fleinen Proletarier Feneidet hatte, auf die nichts Eindruck machte und die gleich Sie sah ihn lachend an: Gut, wenn Sie meinen, glücklich erschienen, mochten sie Priigel austeilen oder aber Sie müssen sich dann auch hübsch hinlegen und ruhen. empfangen. Alles war ihnen recht; wie die jungen Kaßen tamen sie stets auf die Beine zu stehn, mochten sie vom Da- Darf ich wohl hier oben bleiben, um den Zeichenzug vorbei­sein noch so sehr umbergeschleudert werden. Selbst jekt kommen zu sehen? Man hat hier einen besseren Ueberblick." Das dürfen Sie. Will Else nicht auch heraufkommen empfand er diesen Neid, weil hier ein ganzes Leben im Kampf ums tägliche Brot gelebt wurde, eine ganze Welt von und sich die Herrlichkeit ansehen?" " Sie hat soviel mit ihrem Ballstaat zu tun. D, es ist Sorgen, Berechnungen und Triumphen über seinem Kopf dahinging, an der er niemals ein Anrecht gehabt hatte und gar nicht zu sagen, wie fein sie wird." Ach richtig, das ist ja heut abend. Wie war es doch, auch nie haben würde. Was für ein Kampf war es doch: von Tag zu Tag den Mitmenschen die höchst notwendigen sie geht mit Aage, nicht?" Brotfruſten zu entwinden, sich den Hunger vom Leibe zu halten, sobald man gehen lernte! Entweder ging man ein­fach vor die Hunde, oder man wurde cin verflucht tüchtiger Mensch, der vor nichts zurückscheute wie jene beiden Frei­

beuter.

"

Gewiß, und die beiden sollen den Ball eröffnen. Aage ist in den Verein eingetreten, bloß um anführen zu können." Es geht sehr frei her bei diesen Abstinenzlerbällen, wie Sörensen mir selber erzählt hat. Er meint, man müsse den jungen Leuten eine Entschädigung für den Alkohol geben, Und daran mag ja etwas wenn man sie fesseln wolle. Wahres sein."

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Sie müssen sich doch jedenfalls regen dürfen." ,, Ganz recht. Die beiden werden ein schönes Paar ab­geben; er ist ein ausgezeichneter Bursche, finden Sie nicht?" Doch. man muß ihn gern haben."

"

,, Vielleicht könnte das doch das Ende vom Liede sein." Sarl lächelte boshaft.

Und da wollen Sie vielleicht, daß ich hinlaufen und schnüffeln und den jungen Zeuten verbieten soll, sich mitein ander zu amüsieren? Nein, ich danke schön, habe ich das viel leicht bei Ihnen getan? Junge Menschen find zu allerhand geschaffen, wenn es nicht die reinen Schwächlinge sind; und das ärgste, das dabei herauskommen kann, wäre wohl, daß noch ein Mund mehr fattzumachen ist. Aber ich finde, Sie sollten sich wirklich schämen, so dazuliegen und boshaft zu sein. Ich fann um alles in der Welt Neid nicht vertragen, das möchte ich Ihnen gesagt haben."

Kari lag ganz still und ließ sich schelten; er nahmt es als wohlverdiente Strafe hin und genoß es in gewisser Weise. Blößlich stürzte seine Wirtin aus Fenster. Da sind sie!" rief fic cifrig und drückte das Gesicht an der Fensterscheibe flach.

Sarl stellte sich einen Augenblick gleichgültig, aber dann richtete er sich langsam auf. Zwei feurige Pferde in schwarzen Deden und mit schwarzen Rappen auf dem Kopf bewegten fich langsam vor dem Zeichenwagen, unter deffen Himmel, der von vier Flammensäulen getragen wurde, ein gewaltiger Eichensarg stand, dicht behängt mit prachtvollen Stränzen. Hinter dem Leichenwagen folgte eine offene Ralesche, in der ein trauerndes Baar jaß. Die Hotelleute," erläuterte Dortea Hansen. Und dann folgte Paar auf Paar, der Pastor und der Kandidat, der Abstinenzlerwirt und der Apotheker, der Bürgermeister und der Arzt; alle hervorragenden Bürger der Stadt schritten nach und nach im Zeichenzug vorbei, der kein Ende nehmen zu wollen schien.

Zweihundertunddreißig," sagte Tortea Hansen, als die Menge vorbei war, das ist der größte Zeichenzug, den ich seit der Beerdigung des Anıtmanns gesehen habe." Sie ruhte, tief Atem holend, aus und setzte fich mit ihremt Stridzeng hin. Karl streckte sich in die Ruhelage aus und fing an zu lejen.

Mit bewunderswerter Unverschämtheit übten die beiden Burschen ihre Tyrannei gegenüber dieser Knabenschar aus, von der viele ihnen an Alter und Wuchs gleichkamen. Einen Augenblick sah es jedoch so aus, als werde eine Empörung ausbrechen; einer der beiden hatte einen fleineren Jungen gezüchtigt, und beide waren im Nu von etwa zwanzig armen Die Sonne schien ganz feierlich auf das Bett und die Jungen umringt, die ihnen suleibe wollten, während die Er ist wie geschaffen dazu, daß alle ihn gern haben, be- Wand am Ofen, defien Feuerschein spielend über den Fuß­feineren sich vorsichtig zurüdzogen. Aber die beiden Tyrannen sonders wohl die Frauen, aber im übrigen auch die boden huschte und sich festhakte, wo Schatten war. Hier und sprangen aus den Holzschuhen heraus, zogen fie auf die Hände Männer. Wenn das auf die Dauer nur gut für ihn ist! da barsten die glühenden Stohlen mit knisterndem Laut oder und standen jetzt Seite an Seite, den Rücken nach den steilen Man wird verweichlicht durch zu viel Zärtlichkeit. Glauben fielen raschelnd zusammen, sonst hörte man nur das schvache, Abhang hin, um die Angreifer zu empfangen. Der Schwarm Sie eigentlich, daß er es jemals weiterbringen wird als da- einförmige Slirren der Stricknadeln der Wirtin oder das getraute sich nicht, mit ihnen anzubinden, sondern zog sich au, hier bei den Alten zu blei n und sich von liebevollen feine Rascheln, wenn Karl ein Blatt wendete. Draußen langiant felbabwärts zurück, während die beiden ihm dicht Frauenhänden hätscheln zu lassen?" johlten die Knaben. " Daß weiß ich wirklich nicht; ich habe ihn nicht zu ver­auf den Fersen folgten und ihre Herrschaft durch einen Regen herausfordernder Hohnorte noch mehr befestigten. forgen."

Sie haben wohl seinerzeit viele Bücher gelesen?" fragte sie plötzlich und ließ das Strickzeug sinken.( Forts, folgt.)