schläge, über deren Bedeutung man keinerlei Gewißheit hat, er- Unser Militär? Ich weiß es nicht. In der Wohnung geblieben, Defraudationen seines ungeratenen Sohnes decken könnte, der Ver­tönen. Die wildesten Gerüchte gehen von Mund zu Mund. Bald vielmehr im Bureau. Die Schießerei geht die ganze Nacht hindurch. suchung erlag.. foll es die Stadt sein, die beschossen wird, dann wieder nur die 22. März. besseren Gebäude; jetzt ist es der Sandkrug und darauf der Leuchtturm. Ich kann diesen Gerüchten nicht auf den Grund

Die Aufführung, in der die Herren Senger, Achterberg, Noad, Förster, die Damen Hedwig Pauly und Else Wasa in den Haupt­rollen wirkten, war tadellos gerundet. Der Verfasser konnte mehr­mals erscheinen.

dt.

Morgens. Alles ruhig. Vorsichtig öffne ich das Fenster. Da gehen; nur das eine steht fest, die Stadt steht noch; ob auch Sand- kommen einige Frauen und Männer. Rufe: Raus, raus, wir sind frug und Leuchtturm? Ausgehen kann ich nicht. Ich will mich befreit! Ich zweifle noch, es kommt mir zu überraschend. Es zeigen Sarfreitags- Konzert des Berliner   Volfs= nicht unnötig der Gefahr aussehen, festgenommen und fortgeführt sich immer mehr Leute. Nun leidet es mich nicht mehr in der Wohnung. chors. Als im Volkstheater am Bülowplatz   mittags der Vorhang zu werden. Wenn das gemacht wird, soll man mich aus der Woh­Nach der Libauer Straße. Auf dem Wege dorthin begegne ich aufging, gewahrte man ein Bild, in sattes Helldunkel getaucht, etwa nung schleppen. Ich sehe aus dem Fenster, mein Nachbar steht unter der Haus- unserem Militär. Also nun ist's doch wahr. Frei!... Der Alb- wie eins der berühmten Antwerpener Gildengemälde von Rem­tür, der Hauswirt im Hoftor. Wir unterhalten uns. Dem Haus- druck ist gewichen. Das Gefühl, das ich beim Anblick unserer Sol- brandt. Auf der unter Fortanybeleuchtung gestellten Bühne hatte daten empfand, kann ich nicht beschreiben. Derartiges muß man in amphitheatralischer Steigung der Volkschor mit dem Blüthner­wirt ist gestern abend von zwei russischen Soldaten die goldene erlebt haben. Für den größten Schmerz, aber auch für die größte Orchester Plaz genommen. Diese Aufstellung erwies ſich, abgeſehen Uhr abgerissen worden. Dieß er die Uhr nicht fahren, so lag er Freude gibt es keine Worte. Nur Empfindungen. Ich biege in die von ihrem malerischen Reiz, zugleich als die vortrefflichste Löſung Eine Frau kommt vorüber und weint. Ihr Mann ist seit Libauer Straße ein. Da liegen die Opfer des nächtlichen Kampfes. des Problems: Akustik. Von der Bühne her, seitlich, nach rück­gestern abend verschwunden. Von der Flucht kehrte er zurück. Er Nur noch Russenleichen. Wie gesät. Zählen kann ich sie nicht, dazu wärts wie nach obenhin zusammengehalten, quollen die Tonwellen ging nochmals auf die Straße und kam nicht wieder. Der Frau fehlt mir für den Augenblick die nötige Nervenstärke. Schrecklich machtvoll in den Zuschauerraum, ohne doch an Vibration zu ver­wird gesagt: Gehen Sie nach der Libauer Straße, dort liegen ver- ist die Verwüstung der Läden. Ruſſentaten der Tage vorher. lieren. Gher ließe sich behaupten, daß jede feinste Schwebung oder schiedene erschossene Zivilisten, vielleicht ist Ihr Mann dabei. In Ueberall deutsches Militär auf den Straßen. Die Bevölkerung bringt Klangfarbe, sei es der Instrumente, sei es der Singstimmen, klar der Marktstraße, in der Holzstraße, in der Fischerstraße liegen tote Staffee und Ezwaren und Rauchivaren. Ich eile nach Hause, rüde unterschiedlich hervortrat. Zivilisten. Sie sind alle bei den nächtlichen Straßenfämpfen er mit zwei Kisten Glimmstengeln los. Im Handumörehen sind sie schossen worden. Es sind unschuldige, dem Kriege dargebrachte bergriffen. Patrouillen schreiten und reiten die Straßen auf Da bringt man einen Transport Russen. Sie steckten in einem Opfer. und ab. Drei Mann, vier Mann. Vorsichtig und langsam in den of der Libauer Straße. Die Mehrzahl der Bevölkerung bewahrt eine eisige Ruhe. Nebenstraßen. Die Fenster scharf beobachtend. Hier und da in ein Auf nach dem Steintor! Hier und dort ein toter Russe. Ich erzähle einigen Soldaten meine Erlebnisse mit den zwei russischen Patrouillen. Mensch! rufen sie aus, du kannst wirklich von Glück sagen, so ein junger Kerl und ungeschoren gelassen, das trifft man höchst Nach all dem, was ich jetzt gesehen habe, glaube ich das bald selber. Im letzten Haus hinter dem Steintor liegen einige Schtver­berivundete von uns, darunter ein Hauptmann Samesreiter. Gin noch sehr junger Mann. Bauchschuß, erzählen die anderen. Er liegt ganz still, die Augen geschlossen. Einige Verwundete bitten mich und meinen Begleiter, doch dafür sorgen zu wollen, daß sie wo anders untergebracht werden. Auf dem Feld treffe ich einen Sani­tätsunteroffizier und führe ihn hin. Er veranlaßt die Ueberführung Auf dem Felde bei Althof   überall Tote. 15 Zivilisten, Deutsche  , liegen der Reihe nach hingestrekt. Man hatte sie aus den Woh nungen am Steintor herausgezerrt.

Haus gehend. Die Libauer Straße darf nur in einer Richtung

begangen werden. Mein Bureau liegt in einer Nebenstraße.

Ich stehe wieder am Fenster. Eine Frau zieht draußen einen

Handschlitten vorüber. Ein Federbett ist aufgeladen, es fällt ihr vom Schlitten. Sie bittet mich um ein Stück Schnur. Ich werfe es ihr durchs Fenster zu. Die Frau, eine ältere Person, wird nicht fertig mit Festbinden, ich gehe auf die Straße, ihr zu helfen. Da fommt eine Patrouille. Vier Mann. Als sie mich erblicken, bleiben sie stehen und beratschlagen sich. Ich lasse mich in meiner Arbeit nicht stören. Das scheint sie zu befriedigen. Sie gehen in ein Nach­barhaus. Unterdes mache ich schleunigst, daß ich ins Haus zurück­fomme. Dort verständige ia die Frauen von dem baldigen Er­scheinen der Soldaten. Sie kommen jedoch nicht.

Am Nachmittag gehen Frau Pannars und ein erwachsenes Mädchen nach der Stadt. Sie bleiben lange aus. Da kommen sie zurück, laut redend und aufgeregte Gebärden zeigend. Drei Russen in ihrer Begleitung. Na, was ist nun los? Schreck ist auf allen Ge­sichtern zu lesen, nicht am wenigsten auf dem meinigen. Quitte­gelb und puterrot soll ich ausgesehen haben. Ich weiß es nicht, in den Spiegel habe ich nicht gesehen.

Die Tür geht auf, die drei Soldaten erscheinen, stußen. Einen Mann hatten sie nicht erwartet, noch dazu einen so verhältnismäßig jungen. Was sich in diesem Augenblick im Kopf der Drei abspielte, weiß ich nicht, auf jeden Fall ließ ich ihnen nicht lange Zeit zur Be­finnung. Ich ging ihnen entgegen und begrüßte sie durch Hand schlag. Lud sie ein zum Niedersehen. Brot, Butter, Eier, Wurst und Kaffee auf den Tisch. Sie langen zu, essen aber wenig. Der Hunger ist also nicht groß. Kaffee wird nur genippt, bermuten vielleicht Ver­giftung. Auf dem Mantelärmel des einen sehe ich einen blauen Anker aufgenäht. Als ich ihn durch Gebärde frage, was das zu be­deuten habe, sagt er Matrose" auf deutsch  . Eine Frau stellt, ehe ich es bemerkt habe, Rum auf den Tisch. Leicht angetrunken sind sie schon. Mir schwant Unheil. Sie kosten, der Rum schmeckt ihnen nicht, es war wahrscheinlich unser bekannter Liebesgabenrum". Der eine von ihnen, ein langer hagerer Mensch, mit unzähligen Pickeln im Gesicht, aber wohlgepflegten weißen Händen, die den Mann der Kopfarbeit verraten, nimmt seine Feldflasche und gießt von deren Inhalt in eine Kaffeetasse. Ich bin Alkoholgegner, muß aber jetzt, wohl oder übel, meinem Gast" Bescheid tun. Ich nippe nur; ein fräftiger Geruch, kein Fuſeldunst ist wahrzunehmen. Als der Sol­dat sieht, daß ich nicht restlos austrinke, ermuntert er mich dazu. Rußfi, Rußfi!" ruft er. Ich verstehe also, daß er meint, er habe russischen Rum. Um ihn nicht zu verletzen, setze ich die Tasse noch mals an, trinke aber nicht, sondern reiche den Rest meiner Frau zu, um ihn vegzustellen.

Vor Aufbruch verlangt der Soldat mit den weißen Händen zu wissen, was zu bezahlen sei. Wir winken ab. Er will uns jedoch absolut Geld geben, doch wir bedeuten ihm, daß er als Soldat sein Geld nötiger habe als wir. Darauf greift er in die Tasche und zieht eine Menge deutsche Scheine und Silbergeld, darunter auch russisches, hervor. Er zeigt aufs Geld, dann auf die Schläfe und macht darauf die Geste des Schießens. Also: was nüßt ihm das Geld, wenn er jeden Augenblick erschossen werden kann!

fclten!

der Leidenden.

Ein Stück vor mir die traurigen Reste ehemaliger menschlicher Wohnstätten. Ich habe genug gesehen. Kann einfach nicht mehr. Zurück in die Stadt. Dort erfahre ich, daß meine Wohnung zerstört ist. Mein Hausrat ist mein ganzes Eigentum. Da muß ich mich erst noch besser fassen, um den Anblick entschwundener Behaglichkeit, die Zerstörung so manches mir liebgewordenen Gegenstandes, meiner Bücherei, ertragen zu können.

Ich esse Mittag und schreibe während dessen die Eindrücke, die ich bis jetzt vom heutigen Tage gewonnen habe, nieder. Sonnenschein, unsere Truppen haben sich den Frühling mitgebracht Die Russen brachten ihren Winter mit strenger Kälte und mit seinen den Schnee verzehrenden Stürmen. Schlechtes Marsch wetter. Ueberall tiefe Wasserlachen.

Was mach ich bloß, mein Mann liegt erschlagen in der Libauer Straße! Gestern abend ging er Pferde füttern, auf dem Wege zum Stall ist er von den Russen totgeschlagen worden. Er liegt nun schon bis heute mittag, ohne daß sich wer um ihn fümmert."

Das Programm trug natürlich dem ernsten Tage wie auch der Kriegstragödie Rechnung. Sebastian Bachs gewaltige Kantate Ein' feste Burg usw." gab den Anfang, vier ernste Gesänge für eine Baßstimme mit Klavierbegleitung sowie das wunderherrliche " Requiem" von Johannes Brahms   gaben Mittelstück und Beschluß. Das drittgenannte Werk ist ja von seiner früheren Auffüh= rung her bekannt. 1916 werden fünfzig Jahre ſeit seiner Entstehung verflossen sein. Und fast so lang wird es auch zur Aufführung ge­bracht. Heute, wo dies deutsche Requiem dank seiner einzigen muji­kalischen Schönheit auch vom Arbeiterpublikum nachfühlend_ver= standen zu werden scheint, begreift man nicht recht, daß es anfäng­lich sowohl beim gebildeten Publikum wie bei der Kritik auf arge Verkennung stoßen konnte.

Dies Konzert, hauptsächlich die Wiederholung des Requiems, erbrachte aber auch den Beweis, mit welcher Liebe der Volkschor an die Musik hingegeben ist. Er hat trotz der verringerten Bahl seiner aktiven Mitglieder gerade während des Kriegsjahres mert­lich an künstlerischer Reife gewonnen. Daran dürfte nach dieser herrlichen Darbietung, an der zuoberst die Sopranistin Frau Klara Senius- Erler und der Baz- Baritonist Sidney Biden, sodann die Instrumentalisten Hans Rohrbach  ( Orgel- Harmonium), Wilhelm Scholz  ( Klavier) und das Blüthner- Orchester ihren Anteil haben, kein Zweifel mehr bestehen.

Kleines Feuilleton.

Osterei und Osterhase.  

ek.

Ganz unbedenklich übernahm die Kirche den Namen der heid nischen Frühlingsgöttin Ostara zur Bezeichnung des Festes, ob­So wurde aus dem Walkürenritt zu Wotans Hochzeitsfest die wohl sie sonst deutliche Erinnerungen an die alten Gottheiten nach Möglichkeit ausmerzte und mit der Hölle in Verbindung brachte. Herenorgie der Walpurgisnacht, bei der Wotan jelbst die Rolle

des Teufels übernehmen mußte.

So, jetzt will ich doch mal sehen, wie es bei mir zu Hause" aussieht, schon um meine Frau zu beruhigen. Ja, die Russen haben und der eierlegende Osterhase. Aber nicht viele wissen, was es Das eigentliche Wahrzeichen des Osterfestes ist das Osteret schrecklich gehaust. Auf dem Wege zur Wohnung kommt mir die damit für eine Bewandtnis hat. Ursprünglich war das Ei das Frau meines Verbandskollegen, des Kutschers Genuth, entgegen. Symbol der Fruchtbarkeit, und man beschenkte sich damit, um zu Sic ruft mich an: der Zeit, da die Natur ihren Schoß von neuem öffnet, den Freun den zum Ausdruck zu bringen, daß man die Einkehr der Frucht­barkeit in ihre Aecker und Ställe, in ihr ganzes Wirtschafts- und Hauswesen wünsche. Gelb und rot wurden die Eier gefärbt, weil dies die Farben des Sonnenballes sind, dessen junge Kraft das Ich kann der Aermsten nur sagen, daß ich nichts dazu tun kann. Fest der Ostara begrüßt und von dessen Wirkung die Fruchbarkeit Die Straße von Leichen zu leeren, ist Aufgabe des Militärs. Die des Feldes im kommenden Sommer in erster Linie abhängt. Wie Russenleichen sind schon aufgelesen. Kein Mensch ist auf der Strecke gedankenlos das Beibehalten der alten Osterjitte geworden ist, sieht man aus der Färbung der Eier, bei denen grün und blau sowie zu sehen, die ich zu gehen habe. Es sind etwa 800 Meter. Niemand im Hause. Eine unheimliche Stille. In der Stadt hat alle anderen Farben dem Gelb und Rot zugefügt werden. man mir gesagt, daß vor etwa einer halben Stunde zwei Russen Ganz ähnlich ist es mit dem Osterhasen. Er ist eines der aus dem Gehöft gebracht worden seien. Das Ungeziefer hatte in heiligsten Tiere der Frida, der eigentlichen Gottheit der Frucht­der Spreu gelegen. Jit vielleicht nicht noch einer drin versteckt? barkeit bei den alten Germanen, und nun bringt er im Auftrage Na, es ist egal, rin. Rauf nach meiner Wohnung. Bös sieht es aus; seiner Herrin zu den Menschen die Eier als Symbol der Frucht­die Türen eingeschlagen. Auf dem Vorsaal liegt Wäsche verstreut, barkeit, für die die Göttin liebevoll sorgen wird. Dieſe tiefsinnige einige wenige Stücke sind es nur, aber in welchem Zustand! Legende der altnordischen   Naturreligion hat sich unter dem Ein­Die größere Wohnstube betrete ich durch die eingeschlagene Tür- fluß der Kirche im Laufe der Zeiten in unser harmloses Kinder Beim Aufbruch reichen mir alle Drei die Hand. Der mit den füllung. Der Kleiderschrank liegt auf der Seite. Ein Trümmer- märchen vom eierlegenden Osterhäschen gewandelt. schlanken Händen zieht sich sogar den Handschuh dazu ab. Scharf Haufen. Zwei Anzüge, zwei Ueberzieher von mir verschwunden. mustern sie erst noch ein Bild meines Freundes Pannars, das an Die Kleider meiner Frau verschwunden. Die besten Stücke der Wand der Wohnstube hängt und ihn als aktiven Feldartilleristen Wäsche verschivunden. Meine Bücher zerrissen. Nicht alle, zeigt. Aeußerungen lassen sie jedoch nicht fallen. Der eine ließ sein eine Bibel hat man sehr sorgfältig aufbewahrt. Stiften und Stästen Gewehr in der Ecke stehen, wir machten ihn darauf aufmerksam, sind aufgerissen, ihr Inhalt ist in alle Ecken verstreut. In Flaschen und er zeigte sich sehr erfreut darüber. Man konnte ja das Gewehr eingeſottene Heidelbeeren sind überall dazwischen vergossen. Bis dabehalten, aber wozu, zu welchem Zweck? Lieber weg damit. Nach an die Decke hat man den roten Saft verspritzt. Schauderhaft sieht etwa zwei Stunden wird diese Patrouille abgelöst. Jezt kommt nur es aus. Mein Schaden etwa 1100 m. ein Mann, jung und hochgewachsen. Born im Mantel steckt eine Meinen Kanarienvogel hat man aus dem Gebauer gelassen. Kiste mit Zigarren. Er kommt nach der Stube und sticht mit dem Er sitt seelenbergnügt auf seiner Futterkiste. Pip, pip, begrüßt er Vierkant unter das Bett. Findet nichts, kein deutsches Militär, mich. Ich nehme ihn mit in mein Notstandsquartier. trollt sich wieder. Ich sehe wieder das Marineabzeichen auf dem Warten wir nun ab, was weiter wird. Hoffentlich bleiben wir Mantelärmel. Auf meine Frage sagt er: Liboff, Liboff" und deutsch  . Von der russischen Kultur habe ich schon bis jetzt genug zu " Matrose". Ich weiß also nun, daß es Marine ist, die in Memel   sehen bekommen. Nach einer neuen Auflage gelüftet es mich ganz eingebrochen ist, und daß es Leute aus den Ostseeprovinzen sind, und gar nicht. Beim nächsten wirklichen Alarm rücke ich ab, und die unsere Besatzung bilden. Nach 7 Uhr hört man wieder Schüsse ich will den sehen, der mich einen Feigling nennt. fallen. Das Wetter schlägt um. Ein furchtbarer Schneesturm sett Soeben kommt ein Kollege zu mir. Er nennt mir noch die cin, der die Nacht hindurch wütet. Ohne aus den Kleidern zu Namen verschiedener Verbandskollegen, die von russischer Mörder­gehen, legt man sich wieder hin. Haustür unverschlossen. Beim ge- hand gefallen sind. Darunter ist ein alter Verbandsinvalid, der ringsten Geräusch fährt man in die Höhe. Endlich wird es wieder alte Brgemer. Was der nur dem Gesindel getan haben mag? einmal Tag.

19. März.

Der Schnee liegt über 4 Meter hoch.. Mit unverminderter Seftigkeit fegt der Nordweststurm durch die Straßen, gewaltige Massen Schnee vor sich hertreibend. Russen sind keine zu sehen. Es beruhigt sich die Bevölkerung wieder. Der ganze Tag ist ruhig. Bis hierher habe ich nur eigene Erlebnisse erzählt, ich kann es aber nicht unterlassen wiederzugeben, was mir von Augenzeugen mitgeteilt worden ist.

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Theater und Musik.

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Eiweiß aus Luft.

Die Massenherstellung von Futtereiweiß steht, wie die Zeita schrift für Spiritusindustrie" mitteilt, in Aussicht. Bekanntlich stehen Kohlehydrate in Deutschland   aus den Hackfrüchten, Kartof­feln, Zuckerrüben, Futterrüben, in ausreichender Menge zur Ver­fügung. Bisher haben wir aber gerade die eiweißreichen Krafts futtermittel aus dem Ausland bezogen. Es ist nun dem Institut für Gärungsgewerbe in Berlin   gelu.igen, ein Verfahren zu finden, wonach aus schwefelsaurem Ammoniat und Zuder in einfachstem Fabrikationsgange unter Benutzung der Erfahrungen der Bäder= hefeerzeugung Futterhefe mit über 50 Proz. Eiweiß hergestellt wird. Die Erzeugung kann sofort von den bestehenden Lufthefefabriken, die zurzeit ihre Anlagen fast nur zur Hälfte ausnuten, aufgenom men werden. Auf diese Weise läßt sich spielend die Eiweißmenge der bisher aus dem Ausland eingeführten Futtergerste ersetzen. Das Verfahren ist geeignet, uns auf die Dauer von der Einfuhr ausländischer Kraftfuttermittel unabhängig zu machen.

Nicht geringer als der praktische ist der wissenschaftliche Wert, denn das Verfahren erlaubt zugleich einen tiefen Einblick in die Arbeitsleistung des Zellebens der Kleinlebewesen. Der bei der Fabrikation sich abspielende Arbeitsvorgang zeigt, daß die Hefe­zellen befähigt sind, unmittelbar, also ohne Zwischenstufe und Zeit­aufwand, aus Zucker und Ammoniak das Eiweiß aufzubauen. Für Bäckerhefefabrikation liefern 100 Teile Zucker und 37,5' Teile Nährsalze 160 Teile gut backende Preßhefe; bei Futterhefe­fabrikation liefern 100 Teile Zucker und 52 Teile Nährsalze 270 Teile abgepreßte Hefe. Eine weitere Steigerung der Ausbeute steht in Aussicht, so daß auf 100 Teile Zuder 100 Teile Trockenhefe mit 50 Proz. Eiweiß gewonnen werden. Da wir bekanntlich in der Lage sind, das Ammoniak aus dem Stickstoff der Luft zu erzeugen, so kann man ruhig behaupten, daß hier in einem technischen Ber­fahrn der Luftstickstoff in Eiweiß umgewandelt wird, ganz ab­gesehen natürlich von der großen Tragweite, die das Verfahren gerade im gegebenen Augenblick für uns hat. Es bedeutet wieder ein Riesenloch in dem Aushungerungsplan unserer Feinde.

Notizen.

Charlottenburger   Schillertheater: Nacht und Morgen." Schauspiel von Paul Lindau  . Paul Lindau  hat von der Technik des französischen, auch in Deutschland   früher so Immer und immer wieder fonnte man in den Zeitungen lesen, beliebten Gesellschaftsstückes gelernt. Er weiß und das ist heut wie unmenschlich, wie tierisch die Nussen hausten, wie sie Frauen zutage, wo die Bühnendichter meist mit weit größeren Prä­schändeten, Kinder an die Wand nagelten, auf den Tisch spießten, tensionen, doch viel geringerem Vermögen, dem hochgesteckten Ziele Männer verstümmelten und dergleichen mehr. Sogar Kriegsbericht nachzukommen schaffen, ein seltener Fall in fluger Art zu erstatter hatten die Gewohnheit, das deutsche Volt pflichtgemäß" spannen und zu unterhalten. Geht er auch niemals in die Tiefe, von allerlei Verbrechen wider die Menschlichkeit, Völkerrecht usiv. so werden allgemeinere Fragen des gesellschaftlichen Lebens doch zu unterrichten. Daran wird gewiß viel Wahres sein, doch auch sehr immerhin gestreift, und die Personen haben soweit Menschenähn­viel muß der in diesen schrecklichen Zeiten fieberhaft arbeitenden lichkeit, daß man oft hinterher erst merkt, wie sie doch nur zu Phantasie zugeschrieben werden. Von dem, was man aus zweitem, einem Schachspiel als Figuren dienten. Nacht und Morgen", wohl drittem Munde hört, muß sehr viel weggestrichen werden. Plün- Lindaus legtes Drama, das vor etwa anderthalb Jahrzehnten im derung?! Ja! Die Russen haben geplündert, und Zivilvolk hat sich Berliner Theater" herauskam, ist, obwohl es mit einer mageren daran beteiligt. Sackweise sind Schuhwaren von diesem Back weg- Pointe just da abbricht, wo die eigentliche Entwickelung, denkt man, Theaterchronit. In den Kammerspielen des geschleppt worden. Drei Schuhe bringt ein Weib, ein anderes hat erst einsehen werde, zählt zu ſeinen geschichtesten. Die im Grunde Deutschen   Theaters findet am Dienstag, den 6. April, die Urauf einen Schnürleib über den Arm gehängt. Glasteller, Borzellan, sehr einfache, dem Hörer bald durchsichtige kriminalistische Situa- führung von Karl Schönherrs neuem fünfaltigem Drama Ezwaren und Nichtigkeiten, die Russen werfen es aus den Läden, tion wird durch herangezogene psychologische Nüancen so gewendet, Der Weibsteufel" statt. aus den zertrümmerten Schaufenstern, nehmen sich die besten daß man ihr in steter Erwartung allerhand einstweilen noch zu Die Freie hochschule   bietet in ihrem neuen Vor­Stücke, auf den Plunder stürzt sich der Pöbel. Das ist die Plün rückgehaltener Trümpfe folgt. Man glaubt, ein differenziertes derung. Ehedrama solle sich entspinnen. Indes ist das nur Schein. Auf lesungsprogramm in 45 Kursen eine Auswahl aus allen Gebieten Nun zu den Schandtaten. Hiervon kann ich nichts berichten, einmal fällt der Vorhang. Indessen die Empfindung des Düpiert von Kunst und Wissenschaft. Ausführliche Programme fostenlos in wenigstens nicht aus eigener Erfahrung, und was mir erzählt wor- feins wird durch die dankbare Erinnerung, daß der Verfasser, wenn allen öffentlichen Bibliotheken und Lesehallen, in zahlreichen Buch­den ist, möchte ich nicht wiedergeben, da ich es nicht nachprüfen er auch durch Erwartung bluffte, in dem engen Kreis, den er nicht handlungen und allen Filialen von Loeser u. Wolff. Diederichs Dem 50. Geburtstage Franz überschreiten wollte oder konnte, nirgends langweilig wurde. Der 21. März( Sonntag). Legationsrat Freiherr von Eckhorst, der skrupellose und verwöhnte( 2. April) widmet Karl Hendell in der Münchener Post" Allerhand Gerüchte vom Anmarsch unserer Truppen durch- Genußmensch, auf welchen der Verdacht fällt, ein wichtiges diplo- folgende Verse: schwirren seit dem frühesten Morgen die Stadt. Es zeigt sich kein matisches Dokument veruntreut zu haben, geht aus der dunklen russisches Militär, wenigstens nicht in der Rosenstraße. Die Holz- Affäre mit blankem Ehrenschild hervor, nur durch die Entdeckung straße lang ziehen drei Kellnerweiber mit Kisten und Körben. eines peinlich blamablen Ehebruchs in den Augen der oft be= Raubwaren. Bier Russen helfen schleppen. Absolute Ruhe bis zum trogenen, allzu nachsichtigen Gattin kompromittiert. Der Schuldige Abend. Nach 7 Uhr heftiges Gewehr- und Maschinengewehrfcuer. ist ein kleiner Beamter, der, im Verhältnis zu Eckhorst dazu Plaßende Granaten in der Nichtung von Schmelz. Was ist los? ein Ehrenmann, in einem Augenblick ratloser Angst, wie er dic Berantwortlicher Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln. Für den Inseratenteil verantto.: Tb. Glode, Berlin  . Drud u.Verlag: Borwärts Buchdruderei u. Berlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.

fann.

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Feinhörig- hellsichtiger Dichter der Heide. Bart wie Birken im Sonnengold, zäb wie Inorrige Uferweide... Dein Wort ins freie Licht der Natur getaucht, Kühn vom Atem der traftschwangeren Welt durchhaucht, Treuverstehenden Sinns vermählt dem Lebendig- Wahren, Wächst du. Kampfesgenoß, jung mit den wachsenden Jahren.