Nr. 87.- 1915.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Von der flandrischen Front.

Der Kriegsforrespondent des Algemeen Handelsblad" sendet feinem Blatte einige anschauliche Schilderungen des flandrischen Kampfgebietes, denen wir einige entnehmen.

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In den belgischen Laufgräben bei Digmuiden. Geraume Zeit war Ruhe bei Diymuiden; die Angriffe waren feltener geworden und so erwartete ich, daß mein Besuch in den Schübengräben nicht sonderlich gefährlich werde. Des Nachmittags machte ich mich mit meinem Auto auf, das mich in Inapp ciner Stunde bis auf zwei Kilometer Abstand von der Front brachte. Es war noch etwas zu hell, um schon in die dunklen Höhlen hinein­zufriechen, weshalb ich mit meinem Führer ohne den man hier nirgends durchgelassen wird. noch einen kleinen Rundblick unter­nahm. Ich hatte also noch genügend Zeit, um mir ein Bild, wie ich es trostloser noch nicht gesehen habe, so einzuprägen, daß ich es nie mehr vergessen werde. Rundum nichts als Ruinen und Trümmerhaufen. Ruinen, so weit man sieht, längs den Feldern und im Waffer. Irgendwo er­innert ein einzelnes Haus daran, daß früher an dieser Stelle ein­mal ein Dorf gewesen ist. Hier und da Mauerreste oder sonst ein Zeichen früheren, glüdlichen Daseins: Teile vom Hausrat, die aus den Trümmern hervorlugen, ja selbst eine Wiege, die über einem Steinhaufen herausragte. Freilich eine eiserne, denn sonst sollte sie wohl den Soldaten zur Verschönerung ihrer Laufgräben gedient haben. Doch ich sah auch anderes. So vor allem, wie die Belgier ihre Zeit benutzt hatten, unt ihre Stellungen besser auszubauen, nicht allein, um den Verteidigungswert zu erhöhen, sondern um sie andererseits zu Ausfallspunkten zu machen. Uebrigens ist in allen Stellungen an der ser sehr auffällig, wie schnell man die Er­fahrungen der Wasserbaufunde nüßlich verwendet hat.

Donnerstag, 15. April.

wieder erinnert, als früh vor Tag die schweren Haubihen der Deut-| Kämpfe deutlich sichtbar: Bauern und Soldaten, die damit beschäf­schen ihren Morgengruß herüberschickten, und da war auch für uns der Zeitpunkt gekommen, möglichst außer Schußweite, wieder hinter dic Front zurückzuwandern...

Nieuwport.

Eine Wanderung durch das verwüsteic Nieuwport darf man sich nicht als einen Spaziergang vorstellen. Die Stadt ist fast nur noch ein Schutthaufen, und die in Trümmer geschossenen Häuser gewähren einen trostlosen Anblick. Nicht nur die Menschen, sondern auch die Tiere haben den Ort verlassen. Dann und wann sieht man einen Einwohner, der sich untsicht, ob nichts mehr aus den Trümmern zu retten ist, aber meist mit leeren Händen wieder ab­zieht. Als ich die Ruinenstadt betrat, war alles friedhofitill, und selbst die Militärposten entledigten sich ruhig ihrer Obliegenheiten. Nur in der Ferne, bei Lombartzyde und Ostende , spielten die Kanonen ihre gewohnten Kriegslieder. Ich hatte eigentlich vermutet, daß an diesem Teil der Front heute Ruhe herrschen würde, aber schon nach cinigen Stunden wurde ich eines anderen belehrt. Ich sah plötzlich einige Punkte in der Luft und bald darauf konnte ich feststellen, daß ein deutsches Luftgeschwader im Anflug war. Sie hatten schein­bar den Auftrag, die Stellung der französischen Batterien in den Dünen, die seit einigen Tagen die der Deutschen bestrichen, zu er kunden.

Doch war das nicht das einzige, was sich ereignete. Ich vernahm nämlich, daß in der Nähe von Lombartzyde eine Expedition in Vor­bereitung war, weshalb ich mich nach dort auf den Weg machte. Jch traf gerade ein Autobus, mit Minierern bescht, die gern bereit waren, mir auf dem übervollen Wagen einen Platz zu schaffen. Am 3iel angelangt, empfing uns cine Patrouille, die die Minierer an die Stelle ihrer Tätigteit führen sollte. Jene Stelle war ein Lauf­graben, der bei einem eventuellen Fortschritt hinderlich hätte wer­Bereits auf furzen Abstand geivahrten die Gegner. den können. einander. Die Bundesgenossen hatten jedoch den Vorteil, daß ihr Die Belgier haben längs des Kanals und der Eisenbahnlinie Angriff durch ihre Geschütze besser unterstützt werden konnte. Nach nun Stellungen bezogen, die ihnen gestatteten, schwerere Artillerie| cinem kurzen Schnellfeuer zogen sich denn auch die Deutschen zurück, anzubringen. Das scheint insofern von Vorteil zu sein, als sie da- sic räumten den vordersten Laufgraben und ließen wohl ein Schnell­durch in der Lage sind, das Gelände besser zu beherrschen. leber- feuergeschütz, aber keinen Mann als Gefangenen zurüd. haupt habe ich hier den Eindruck bekommen, daß eine gut vor­bereitete und verteidigte Wasserlinie ein besseres Widerstandsmittel fein kann, als ein Fort. Ueber der Erde gebaute Forts, sagte mir ein Genieoffizier, find das sichtbarste Schießziel für den Feind, während gut angelegte Erdwerte sicherere und billigere Verteidi gungsmittel sind, als mit 3ement und Stahl gedeckte Fortbefesti­Nachdent ich einige Zeit mit Beobachtungen und Unterhaltungen zugebracht hatte, geleitete mich mein Führer nach den Laufgräben. Zuerst wurde ich in die Abteilung geführt, wo der Wachtkommandant sich mit seinem kleinen Stab häuslich eingerichtet hat. Die Erd­

gungen.

Schweres Geschüß und Mincn.

tigt waren, die Gefallenen zu beerdigen. In breite, tiefe Gruben wurden die Toten, die nicht mehr zu erkennen waren, hinabgelassen. Heber jede Lage Leichen wird eine Menge ungelöschter Kalf gestreut. So sah ich Gruben, in denen 20-30 Leichen lagen. Alle Gegenstände von Wert, die zur Aufklärung der Person des Gefallenen beitragen konnten, wurden abgenommen und aufbewahrt. Erschütternd war es zu sehen, wie die vielen jungen und älteren Männer nebenein­ander lagen. Erschütternder angesichts der prächtigen Frühlings­sonne, die ihre wohltuenden, erwärmenden Strahlen auf uns alle herabsandte. Auf alle Gräber wird ein Kreuz gesteckt, auf die der erkannten Zeichen außerdem ein Schild mit der Waffennummer des Gefallenen. Obwohl die meisten von uns bereits an mancherlei gewöhnt waren, perlten doch manchem die Tränen aus den Augen, als wir diese Stätte verließen.

Ich sah ungefähr zehn solcher Gruben, die mindestens 250 bis 300 Tote aufgenommen hatten. Wenn man bedenkt, daß an allen Punkten der Front die Verluste der letzten Treffen nicht geringer waren, dann ist es klar, daß die Zahl der Toten erschreckend sein muß.

Nachdem wir uns einigermaßen von unserem Schrecken erholt hatten, begaben wir uns weiter nach Wulpen zu. Hier war im Gegensatz zu anderen Orten alles noch beim Alten. Dieser Ort, der am Kanal Nieupport- Beurne liegt, ist noch stets das Zentrum der flämischen Militärangelegenheiten und jener Punkt, den fajt alle Truppentransporte passieren müssen. Das kleine Dörfchen, das elektrisches Licht und Telephonanschluß hat, ist ganz als Stappenstation eingerichtet. Die große Fabrit, die links vom Kanal steht, ist noch immer dabei, Zuder zu produzieren, der als Roh­produkt in großen Mengen herangeführt wird. Und es mutet felt­samt an, diesen friedlichen Betrieb mitten im Getriebe des Welt­I. Z. frieges zu fchen.....

Im bombardierten Reims.

serfront vorbereitende Aktionen im Gange. Hier rund unt Dir Mit Ausnahme des Dünengebiets sind zurzeit überall an der muiden liegen die Belgier, die in letzter Zeit französische und eng- Jahrmarkt in der Nachbarstadt reisen, wenn uns nicht der Kanonen­lische Verstärkungen erhalten haben, was wohl auf neue Aktionen schließen läßt.

In einem Reisebericht, den Maurice Soulié im Figaro" ver­öffentlicht, heißt es: Ein kleiner Zug ist das einzige Verkehrsmittel mit Reims geblieben: die Maschine steht unter Dampf. Ein hübscher, sonniger verstauen. Man könnte glauben, daß hier Dorfbewohner zu einem Vorfrühlingsmargen. Die Reisenden nehmen ihre Blähe ein, wäh rend die Bahnbeamten mit Lebensmitteln gefüllte Kisten und Ballen Bonner , der in regelmäßigen Intervallen die Luft erschüttert, daran erinnerte, daß wir nach einer vom Feinde beschossenen Stadt fahren. Die Gendarmen stellen fest, daß unsere vom Bahnhofskommissar ausgestellten Bässe in Ordnung sind, und wir stellen uns auf die Landschaft fährt der Zug ohne besondere Gile, kreuzt von Zeit zu Plattform des Zügleins. Durch die schöne, von Furchen durchzogene

ciwas wohnlicher zu machen, hatte man sie mit allerlei Bildern und schäftigt, eine Mine anzulegen, die gegen die Schanzen der Deut legt sind. An einer Wegbiegung eröffnet sich plötzlich ein Ausblick

Illustrationen tapeziert. Ich hatte unterdessen den Tec fertig, der nun in allerlei Ge­fäßen zum Ausschant gebracht wurde. Wer draußen entbehrlich war, fam herein, den anderen wurde ihr Teil hinausgebracht. Nun tam ein geselliges Beisammensein und Plaudern. Wir waren just ein Dukend zusammen und die Hälfte wohl ältere Leute, d. h. solche, die den Krieg von Anfang an mitgemacht hatten. Sie hatten alle viel durchzukosten gehabt. Einer davon war in den Kämpfen bei Lüttich beteiligt gewefen und erzählte, wie sehr man darauf vertraute, die Festung gegen den Ansturm der Deutschen halten zu können. Um so größer war nachher die Enttäuschung, ols die schweren deutschen Geschütze ein Fort nach dem anderen zu­sammenschoffen, und man fing damals schon an, die Uneinnehmbar­feit Antwerpens zu bezweifeln. Was konnte man da tun? Es famen dann noch die Gerüchte über Visé und man wurde furchtbar cobittert gegen die Deutschen . Auch die französische Hilfe blieb aus, man war auf sich allein angewiesen, die Truppen zogen fich teils nachdem fast alle Forts in Trümmerhaufen verwandelt waren in aller Gile zurüd, flüchteten oder suchten auf Umwegen nach Ant­ werpen zu entfontmen. Eine heillose Verwirrung war entstanden, und, da die Deutschen plöblich von allen Seiten so zahlreich ein­drangen, entstand sogar das Gerücht, sie seien durch holländisches Gebiet hereingebrochen, was sich freilich später als ein Irrtum Herausstellte.

So verging die Nacht unter Geplauder, abwechselnd Ernst und Scherz, wie int tiefsten Frieden, und an den Krieg wurden wir erit

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Gine große Anzahl Schiverberivundeter wurde heute herein. gebracht, die dem Minenkrieg, der hier noch immer die vorwiegende der Soldaten findet denn auch in diesem Minenkrieg Verwendung, Kampfmethode ist, zum Opfer gefallen waren. Ein großer Teil der die merkwürdigsten Begebenheiten zeitigt. So berichtete mir ein Geniesoldat das Folgende: Wir waren eines Nachts damit be­fchen auslief. Eben wollten wir die Lunte zur Entzündung brin­vir uns nicht mehr wehren. Drei meiner Kameraden wurden ge­gen, als wir entdeckt werden. Von allen Seiten angegriffen, konnten fangen genommen. Ich selbst war in die äußerste Gde des Lauf­grabens gekrochen, wo ich mich mäuschenstill verhielt. Da ich außer­bem die neue graue Uniform trug, wurde ich nicht entdeckt und konnte so die nächste Gelegenheit zum Entweichen abwarten, die sich nach einer Stunde einstellte, als die unseren, durch die ausbleibende Erplosion aufgeklärt, cin heftiges Gewehrfeuer unternahmen. Zwei Nächte später haben wir dann die Stellung mit dem Bajonett er­tämpft.

auf Reims . Aus einer Ebene erheben sich die beiden Türme der Dahinter eine bewaldete Hügeltette: die Höhen von Brimont, Béru Kathedrale, die, aus dieser Entfernung gesehen, unversehrt zu sein scheinen. Am Fuße der Kathedrale eine Anzahl Kleiner Häuser. und Nogent- l'Abesse, wo die Deutschen liegen..

Wagen müssen in Abständen fahren, damit der Feind, der sich auf Wagen erwarten uns. Hier beginnt die gefährliche Zone. Die den Anhöhen festgesetzt hat, fic nicht für Proviantzüge halte. Gin paar Frauen nehmen mit uns in einem der Wagen Plas: es find Frauen von Reims , die, nach kurzer Abwesenheit, von Heimweh er­griffen, wieder zurückkehren. Sie zeigen uns auf den Feldern von den Geschossen gerissene Löcher und erzählen uns Szenen von dez Beschießung. In der Vorstadt müssen wir noch einmal unsere Pas piere vorzeigen. Dann fährt der Wagen langsam dahin. In der Straßen herrscht ein ziemlich lebhafter Verkehr; aber je weiter wie ins Innere der Stadt vordringen, desto zahlreicher werden die Zeichen der Verwüstung. An fast allen Häusern sind die Wände von Schrapnellstücken durchlöchert; die eisernen Rolläden vor den Geschäften sind durchbohrt wie Schaumlöffel. Viele Häuservorder. feiten sind vollständig zertrümmert, so daß man in die Zimmer hineinblicken kann und die mit Leinwand überdeckten zerbrochenen Möbel sieht. Der Straßenverkehr wird jetzt immer schwächer. Einige leere Straßen mit den Ruinen der vernichteten Häuser er­innein an die toten Städte Jtaliens. Diesen Eindruck gewinnt man besonders in den vornehmen Stadtteilen, wo die großen, vom Feuer geschwärzten Balajte sichen.

Gine Frühlingsfahrt längs der Front. Heute erhielt ich die Aufforderung, an einer Fahrt längs der flämischen Front feilzunehmen. Wir tamen des Morgens im Hauptquartier zusammen und fuhren mit einem Militärauto nach Nieuwport, aber nicht in die Stadt selbst, da die deutschen Geschütze nach wie vor diese Stellungen bestreichen können, was also leicht hätte gefährlich werden können. Wir machten einen weiten Bogen und fuhren längs Jsdebaldes nach Coryds. Von dort aus fonnten wir feststellen, daß dic Trümmerhaufen von Nieuwport durch die Arbeit der deutschen Geschüße um einige vermehrt waren. Doch die Teile um die Schleusen sind noch wenig beschädigt. Längs des Weges gegen Jsdebaldes sind zahlreiche Spuren der Vernichtung zu sehen. Besonders gegen Lombartzhde, das wir auf eineur neu angelegten Verbindungsweg berührten, waren die Zeichen heftiger erjezt, in den er mit Behagen hineinschlüpfte. Diese Zeute, Seine Soldatenlaufbahn erzählte er mir in den Stunden, die bei Vendôme und Le Mans gekämpft hatten, waren oft die wir zusaminen vor dem Ofen des Krankenjaales saßen,

Die Erzählung des Mobilgardisten. wochenlang nicht aus den Kleidern und Schuhen gekommen; etwa folgendermaßen: Ihr seid Soldaten, und in eurer

Von Friedrich Rakel.*)

die Schuhe legten sie tatsächlich manchmal nicht ab, bis sie Witte bin auch ich Soldat, weil ihr mich als solchen gelten laßt. ihnen in Feben von den Füßen fielen. Das geschah aber leider n Wirklichkeit bin ich nichts weniger als das, war auch nicht Eines Abends spät führte ein Lazarettdiener einen Kleinen recht oft, denn das in Lager von Conlie gebildete sechzehnte Soldat, als man mich in Reih und Glied stellte. Ich wurde Franzosen in den Kranfensaal, er hielt ihn an einem Zipfel Korps war ja noch mehr als andere das Opfer betrügerischer es eigentlich erst in dem Augenblick, wo wir uns in La Tuileric des Aermels, wie um anzudeuten, daß der Mann ein Ge- Lieferanten geworden, die es mit niederen Schuhen mit verteidigt und verschossen hatten und später dann von euren fangener sei. Er war in der Tat mit cinem Gefangenen Bappdeckelsohlen und mit dünnen Mänteln aus sogenanntem Leuten gefangen genommen wurden. Da fühlte ich etwas transport von Le Mans gekommen. Als ihm ein Zeichen ge- Shoddytuch ausstatteten, das, wie sich einer der Moblots aus von Liebe zur Waffe in mir, just da, wo sie mir genommen geben wurde, daß er sich auf das letzte Bett neben der Tür drückte, Löcher bekam, wenn die Sonne darauf schien, und sich wurde. Im Grunde bin ich nur ein simpler Zandmann und niederlegen solle, das gewöhnlich wegen der Zugluft unbesetzt wie ein Schwamm mit Wasser füllte, wenn es regnete. Ab- wäre es auch geblieben, wenn man mich nicht gezwungen hätte, blieb, wankte er dahin, offenbar schwer fußkrant; er mochte gesehen davon, haben sich die angeblich so praktischen Fran- in den Krieg zu ziehen. Ich bin wahrhaftig nicht von selbst vom Frost gelitten haben, und seine Füße waren durch Um- zosen klar gemacht, daß das systematische Biwakieren, das ab- gegangen. Eines Tages holte mich der Maire, der nicht mein wickelung mit Schaffell in unförmliche Klumpen verwandelt. Härtend wirken sollte, der Reinlichkeit des Körpers, der Kleider Freund ist, aus meinem Schafstall ich bin nämlich mit Raum nach einer Minute steckte er unter der Decke; heftiges und der Waffen höchst unzuträglich ist? Wer die Gefangenen Leidenschaft Züchter und sagte zu mir: Bring deine Sachen Schütteln, wie es den vom Frost erstarrten und übermüdeten von Le Mans oder von Pontarlier gesehen hat, weiß, daß der in Ordnung, in drei Tagen mußt du dich in Rennes stellen, befällt, wenn er in Wärme und Ruhe kommt, warf den Armen Schmutz, an den sie sich gewöhnt hatten, eine der Ursachen du kommst zur Mobilgarde. Ich war wie vom Donner ge­auf und nieder. Als man ihm warmes Getränk anbot, ihrer Niederlagen geworden war, denn er überzog alles, sogar rührt. Ich soll Mobilgardist werden? Maire, du scherzeit, Nicht im geringsten. machte er ein Zeichen, daß er ruhen, nur ruhen wollte, und das Gewehr, begünstigte alle möglichen Krankheiten und das ist ja unmöglich, es ist lächerlich. Du weißt doch, daß alle gerufen werden, die die Flinte tragen schien mit der Zeit einzuschlafen. Am anderen Morgen war drückte ihre Selbstachtung auf den Nullpunkt hinab. er mit unter den Ersten munter, bat um Leinwand und wusch Unser Kleiner Franzose, der sich nach dem Verluft einer fönnen? Ja, ich habe so etwas gehört. Aber ein Soldat und widelte seine Füße, die eine einzige Wunde waren. Ob- Behe, die fast von selbst von Fuße fiel, rasch erholte, durfte muß Mut haben, Maire, und ich habe nicht eine Spur davon. gleich ihm das Gehen schwer fiel, suchte er sich nüßlich zu nun umhergehen. Da sah man so recht, wie glücklich er war, Ich sage das dir und werde es jedem sagen, der es hören will:. machen, trug Holz zum Ofen, beobachtete umsichtig das dem Kriege entronnen zu sein. Man brauchte nicht eben beim ersten Schuß werfe ich mein Gewehr weg und laufe, Kochen des Wassers und legte sich erst zu Bett, als ihn der Physiognomifer zu sein, um ihm am Gesicht abzulesen, daß was ich fann. Ich bin aus einer ganz unmilitärischen Fa Lazarettdiener wieder am Aermel dahin führte. Der Lazarett- er keine Faser von Soldatennatur in sich hatte. Ein Kopf, milie, mein Vater und mein Großvater waren Hammelzüchter, diener, der nie Pulver gerochen hatte, war sehr beflissen, dem so rund wie eine Segelfugel, glatt geschoren, ein Gesicht, das wie ich es bin; macht das nicht zum Kriegsdienst untauglich? Franzosen zu zeigen, daß er Gefangener sei. dazu bestimmt zu sein schien, unter günstigen Verhältnissen Mein lieber Mathieu, reden hilft hier nichts. Wir wissen Der Arzt konstatierte, daß der Arme außer erfrorenen ebenso rund zu werden, rundliche Zippen, weit offene Augen genau, daß du weder dein Gewehr wegwerfen noch weglaufen 3ehen, die vielleicht noch zu retten seien, an einer merf. mit herabsinkenden oberen Augenlidern kurz ein Kopf, den wirst. Ich schweige von den drei Tagen vor dem Abmarsch. würdigen Art von Aussat leide, der von den Knöcheln am die Natur in einer heiteren Baune aus lauter Sugel- und Drei Tage darauf gingen wir nach Rennes , zehn meiner Nach­Schienbein hinauffraß; das Uebel war nicht ganz selten, sollte Streisabschnitten zusammengesetzt zu haben schien. Und nichts barn, die dasselbe Los getroffen hatte, nahmen denselben Weg. angeblich nervöser Natur sein und wurde von einigen, die im übrigen Bau des Körpers widersprach der Auffassung, daß einige von Weibern, Kindern und Verwandten begleitet; es davon gehört hatten, als ein Rück- und Ausschlag aus der ganze Mensch, unter der Herrschaft eines Kugel- und war eine traurige Karawane; kein einziger ging gern. An gestandener Angst bezeichnet. Dem neuen Patienten wurde Kreisstils ins Leben gerufen, bestimmt sei, auf der ebenen der großen Straße angekommen, sagten die Männer: Es die zerlumpte und schmutzige Mischung von Moblotuniform Bahn des von Urahnen ererbten Berufs durchs Dafein zu taugt nichts, daß wir mit Weib und Kind in Rennes einziehen, und Zivilfleidern, in der er angekommen war, weggenommen wallen. Und diefer leichten Bewegung lagen feine Hemmnisse senden wir sie zurück, sie müssen lernen ohne uns auszu­und durch einen blaugestreiften baumwollenen Lazarettanzug auf feiten des Charakters im Wege; er hatte sich eine un- tommen, wer weiß, wer von uns zurüdfehrt?- Da win nun gemein freundliche Manier in Fragen und Antworten, Be- allein waren, hob sich die Stimmung, wir teilten einander *) Der Meister der Reiseschilderung und Völkertunde hat scheidenheit und Zuvorkommenheit im Zun jeder Art ange. aus der Feldflasche mit, und einige begannen zu rauchen, als der scharfe Beobachter und gute Erzähler, der er war, Erlebnisse eignet, die seiner natürlichen Gutmütigkeit wohl zu Gesicht andere zu singen. Einer fagte: Mir ahnt so etwas, als ob aus dem letzten Kriege mit Frankreich in den Grenzboten" bar- stand. Unsere Leute hielten ihn deswegen zuerst für dumm, ir bald zurückkehrten. Uns fällt es so schwer, nach Rennes gestellt. Sie sind neben allerlei anderen dort veröffentlichten Auf; aber seine Anstelligkeit belehrte sie bald eines Besseren. Des zu gehen, und das sind doch nur 25 Kilometer, nun bedenke, fäßen nach seinem Tode in dem Bande Glücksinseln und Träume" Die Morgens und des Abends las er in einem zerlesenen Gebet- Die Pruisiens find hundertmal so weit hergekommen und ( Verlag von Georg Reimer , Berlin ) gesammelt worden. Erzählung des Mobilgardisten bildet einen Teil der Lazarett- büchlein kurze Gebete, und die barmherzige Schwester empfahl sollten nicht die erste Gelegenheit ergreifen, nach Haus zurüc 3ufehren? ihn uns als guten, frommen Jungen". crinnerungen. Wir hörten das gern, glaubten es aber nich