sr. 96.- ma. Unterha ltungsblatt ües vorwärts
Liebesgaben auföem Lebensmittelmarkt. Selbstverständlich machte sich mit Kriegsausbruch das Bedürfnis bemerkbar, den im Felde stehenden Angehörigen Nahrungs» und Genutzmittel zu übersenden, um so in die einförmige Soldatenkost Abwechselung zu bringen. Soweit die Lebensmittelindustrie bestrebt war, dem Publikum einwandfreie Lebensmittel in Packungen zu liefern, die für den Feldpostversand geeignet sind, und zu Preisen, die mit dem Wert in Einklang standen, war dieses Bestreben nur durchaus zu bsgrützen. Bald aber tauchten im Verkehr auch solche auf, deren offensichtlicher Zweck war, möglichst schnell recht viel Geld zu verdienen. Regierungsrat Professor Dr. Juckenack, der Leiter der staatlichen Nahrungsmitteluntersuchungsanstalt sür den Landespolizei» bezirk Berlin  , der kürzlich in die Medizinalabteilung des Preutzischen Ministeriums des Innern berufen wurde, hat unter obigem Titel seine zahlreichen Erfahrungen der letzten Monate in der.Zeitschrist sür Untersuchung der Nahrungs» und Genutzmittel" niedergelegt. Diese Erfahrungen haben leider auch dargetan, datz nicht nur bei Liebes  » gaben, sondern auch auf einigen anderen Gebieten des Lebens- miltelverkehrs während des Krieges die Verfälschungen und Nach- ahmungen einen bisher nicht gekannten Umfang angenommen haben, sodatz Juckenack es als dringlich bezeichnet, datz die Nahrungsmittel- gesetzgebung endlich auch dem Verkehr mit minderwertigen salso nicht nur wie bisher mit verdorbenen, verfälschten oder nachgemachten) Lebensmitteln Rechnung trägt, die unter irreführenden Bezeichnungen vertrieben werden. Als mit dem Herbst die rauhe Witterung ins Land zog. kam ein findiger Kopf auf den Gedanken. Alkohol in fester Form als Ersatz für Grog- und Punschextrakt herzustellen. Er versetzte zu dem Zwecke Trinkbranntwein mit Zucker und Gelatine und formte aus dem so erhaltenen Gelee Würfel. Der Alkoholgehalt eines solchen betrug durchschnittlich 4,5 Gramm. Wenn man, wie die Gebrauchs- anweisung dies angab, einen solchen Würfel mit heihem Wasser übergotz, so erhielt man ein alkoholarmes, sützes Getränk, das einen unangenehmen, an Leim erinnernden Beigeschmack hatte und beim Erkalten sogar gelatinierte. Bei längerem Lagern verflüchtigte sich aus den Würfeln_   ein beträchtlicher Teil des Alkohols, wobei der Rückstand die Beschaffenheit von erstarrtem flüssigen Tischlerleim bekam. Obwohl zahlreiche Beschwerden über den Vertrieb derartiger Würfel einliefen, Uetz sich dennoch nach Lage des Nahrungsmittel- gesetzes nicht einschreiten, weil Gesundheitsschädlichkeit im Sinne des Z 12 des Nahrungsmittelgesetzes nicht nachweisbar und Verfälschung oder Nachahmung im Sinne des 8 10 desselben Gesetzes nach Lage der Rechtsprechung nicht gegeben war. Denn jede Nachahmung und Verfälschung hat zur Voraussetzung, datz im Handelsverkehr bereits eine entsprechende echte Ware(Normalware) vorhanden ist, die nach- gemacht oder verfälscht werden kann, was bei dieser.Neuheit" natürlich nicht möglich ist. Selbstverständlich machte diese .Erfindung" von Alkohol in fester Form bald Schule, und es wurde der Alkohol in halbfefter Form nacherfunden. Diese Produkte wurden in Zinntuben auf den Markt gebracht, ihr Alkoholgehalt sank allmählich auf 21 Volumprozent, also auf den Alkoholgehalt des minderwertigen Trinkbranntweins. Diese Pasten sollten wie jeder andere Likör direkt aus der Tube genossen werden können. Schlietzlich ging man noch bei diesen Präparaten dazu über, durch Anwendung von Branntweinschärfen über den geringen Alkoholgehalt hinwegzutäuschen. Solche Delikatessen fallen schon dadurch auf, datz sie beim unmittelbaren Genutz brennend scharf schmecken. Es sind daher die Soldaten zu bedauern, die auf dem Marsche derartige Würfel unmittelbar verzehren und nicht gleich- zeitig Wasser zum Ausspülen des Mundes zur Verfügung haben. Datz in allen obengenannten Zubereitungen der Alkohol zu einem Preise vertrieben wird, der in keinem begründeten Verhältnis zu seinem wirklichen Wert steht, bedarf keiner weiteren Erörterung. Aber nicht nur mit dem festen Alkohol befatzt sich Regierungs- rat Juckenack, sondern auch noch mit vielerlei anderen Liebesgaben. So wirst er im Kapitel Edelbranntwein die zweifellos berechtigte Frage auf, woher denn wohl all der Rum und Arrak stammen mag, der schon versandt worden ist. oder noch des Versandes harrt, da doch während des Krieges kaum eine Einfuhr stattgefunden haben wird. Zum Abschnitt von den Kaffeetabletten erfahren wir, datz es Kaffeetabletten gibt, die bis zu 95 Proz. gemahlene Zichorienwurzel als.Verbesserung" entHallen, datz das Pfund dieser sogenannten Kaffeetableiten im Kleinhandel schon für den billigen Preis von nur 12 M. zu haben war. Neben den Kaffeetablelten tauchten in der Kriegszeit auch Tabletten ausErsatzkaffeemischung' auf. Datz der- artige Tabletten nicht geeignet sind, unfern Feldgrauen ein an- regendes Getränk zu liefern, ist klar. Das sicherste und einfachste ist, seinen Angehörigen im Felde gemahlenen
2) Die letzte Exekution. Von Ercole Rivalta. Autorisierte Uebersetzung von Dora Blumenthal. Gaspar-? erinnerte sich nicht mehr an alle Etappen seines Zevens. Aber ein Tag der Auflehnung, des Empörens, öin Tag nur war in seinem Gedächtnis haften geblieben; als sie auf seine Mutter gespuckt hatten. Wehe, wenn es an diesem Tage seiner Mutter durch ihre Tränen nicht gelungen wäre, die Flamme eines Zornes zu löschen I Er hatte das Be­dürfnis gesuhlt, zu töten... aber nur einen Tag. Tie Menschen gingen immer in der Entfernung an ihm vorüber, eine unendliche Reihe von feindlichen Schatten am fernen Horizont. Die Eigentümer der Häuser empfanden keine so große Angst vor ihm oder wußten sie zu bekämpfen, indem sie für das schlechteste Zimmer die höchsten Preise von ihm forderten. Aber sedesmal begannen die anderen Mieter zu protestieren; sie wollten ihn nicht im Hause haben, drohten mit dem Ausziehen. Dann setzte der Hausherr ihn wieder vor die Tür. Er hatte gelernt Stiefel zu machen, fand aber keine andere Beschäftigung, als alte Schuhe auszubessern, Schuhe von Bettlern, von Dieben, von Leuten, deren Gefühle weniger empfindlich waren. Er brauchte auch eigentlich nicht zu ar» besten, denn das Justizministerium hatte die Erhaltung dieses letzten Triebes der Diener der Gerechtigkeit vorgesehen uno ihm eine kleine Pension ausgesetzt. Jeden Monat hoffte er. darauf verzichten zu können; er träumte, daß Tausende von Schuhen auf seinen Arbeitstisch geflogen kämen, und zögerte solange er konnte, das Geld zu erheben. Dann be- zwang der Hunger die Skrupeln, und er hoffte wieder sür den nächsten Monat. ** * Ein herrenloser Hund kam gelaufen und schnüffelte von der Schwelle aus in die feuchte Luft der Stube; vielleicht witterte er einen verlassenen Knochen. Guten Tag,' brummte der Schuster, aus seinen Ge- danken ausfahrend. Ter Hund ließ die Zunge heraushängen und keuchte. Es ist nichts da für Dich." Der rote, tiefäugige Hund verstand ihn nicht und trat ein und wedelte mit semem schmutzigen Schwanz.
Kaffee in kleinen dichtschlietzenden Blechschachteln zu schicken. Recht tief lätzt eS auch blicken, wenn man erfährt, datz in Hamburg   allein in einem Ermittelungsverfahren etwa 500 000 Kilogramm Kakao- schalen beschlagnahmt worden sein sollten. Das Publikum hat Anrecht darauf, für sein unverfälschtes Geld auch reine Ware zu fordern. Es kann nur dringend empfohlen werden, beim Einkauf sogenannter Liebesgaben, zunächst an der Hand der Proben sorgfältig zu prüfen,� ob die betreffenden Waren zweckmätzig erscheinen und ob das für sie bestimmte Geld nicht vielfach besser anderweitig für die Angehörigen aufgewendet werden dürfte._
Theater. Kleines Theater:Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutun g". Lustspiel von Christian Grabbe  . Die Aufführung dieses Grabbeschen Lustspiels, wohl des phanta- stisch-tollsten Spuks, der im Verlauf der deutschen Literaturgeschichte jemals auftauchte, war ein Triumph Direktor Altmanns. Aus einem Haufen barocker, zum Teil auf boshafte Polemik gegen längst vergessene Schriftsteller hinauslaufenden Einfällen, hat seine Regie­kunst in wunderbarer Kraft der Ein- und Nachfühlung eine Bilder- reihe geschaffen, aus welcher einem der Atem Grabbes lebendig an- weht. Es war das eine Leistung, die sich an Originalität ebenbürtig so manchen Reinhardtschen Experimenten zur Seite stellen darf. Grabbe  , der wohl schon erblich schwer belastete Zuchthaus- inspekwrssohn, der, zwischen gigantischen Plänen und wirren Launen hin und hergeworfen, sein kurzes Leben in wüsten Exzen- tritäten durchraste, der Schöpfer des erstaunlichen Napoleondramas, hat jene Szenen 1822 in seiner Berliner   Studentenzeit entworfen. Etwas von der Lust an gespenstigen Humoren, die sich in des da- mals eben verstorbenen E. T. A. Hoffmann Schriften und Lehren so charakteristisch ausgeprägt, klingt hier nur noch ungebundener und ins völlig Groteske gesteigert, mit an. Der Alkohol, dem in dem Stücke eine grotze Rolle zufällt, hat offenbar auch bei der In- spirierung mitgeholfen. Dazu kam die romantische Mode, die in unbeschränkter, subjektiver Willkür, in einer Ironie, die alle festen Formen und Zusammenhänge auflöst, den Ausdruck souveräner Genialität erblicken wollte. Bei Grabbe   ist es die schreibende Damenwelt von dazumal, die besonders schlecht fortkommt, doch auch die Klassiker find mit Re- spektlosigkeiten nicht karg bedacht. Der Teufel, der im Stück herum- spaziert, verwendet die Muhe, die das Geschäft ihm lätzt, zu eiftig kritischer Lektüre. Der Geniekult wird durch den schnapsenden Schulmeister, der seinen Bauernzögling, das dumme Gottliebchen, als allerneuestes, tiefsiniges Original vorführt, die Professoren- Weisheit durch Diskussionen der gelehrten Herren über den erfroren aufgefundenen Teufel, Sentimentalität und Räuberromantik durch Mollfels, die Menschheit durch den Teufel und der Teufel durch die Menschen verulkt. Schon der Rahmen, in dem der bunte Hokuspokus auf der Bühne vorüberzog, animierte in glücklichster Weise die Stimmung, machte den ewigen Szenenwechsel, der einer Aufführung sonst die schwerste Hindernisse entgegenstellen würde, zu einer Quelle stets neuer Heiterkeiten. Der Autor, malitzös dreinschauend, malt den Titel seines Werkes auf die im Hintergrund gespannte Leinwand, gleichsam den Riesendeckel eines Photographiealbums. Und ein gleich sicheres Stilgefühl sprach aus der Durchführung der Szenen, für die jedes Vorbild fehlte. Die eingetrockneten Weingcffter be- gannen, wie von einem Zauberspruch geweckt, ein lustiges Ru- moren. I a n n i n g s famoser Schulmeister führte den Reigen an, in dem es keine Lückenbüher gab. Ein Glanzpunkt war die pathologisch-exaltrierte Sauffzene nach dem Präludium unglück- licher Liebe. Man konnte glauben, den Dichter, der so blindlings wider seine Kräfte stürmte, mit am Tisch zu sehen. Neben diesem Darsteller gebührt vor allem Paul Bi l d t s als Teufel und Lupu Picks sanftmütigem Versedrechsler Dank und Anerkennung. Ob sich das«tück auch nach dem unzweifelhaften Erfolge der Premiere wird länger halten können, mutz die Zukunft zeigen. Einige wei- tere energische Streichungen in der Mitte könnten da vielleicht von Nutzen sein. dt.
kleines Feuilleton. Die Elektrizität in öer Lanöwirtschaft. Die Anwendung der Elektrizität in der Landwirtschaft wurde, wie fast alles Neue, zunächst mit Mitztrauen aufgenommen. Das
Es ist nichts da für Dich." Der Hund wollte sich selbst davon überzeugen, schnupperte in den Ecken herum und fand einen Knochen. Du hattest doch recht," murmelte der Sohn des Henkers. Der Hund hatte sich niedergelegt, und Gaspare beobachtete mitleidig das Gerippe, das sich bei der Mühe des Nagens auf und nieder bewegte. Er nahm seinen Hammer und den Schuh wieder aus; der Hund beobachtete von der Seite mißtrauisch seine Bewegungen, neigte sich aber beruhigt wieder zu feinem Knochen. Gaspare summte ein Wiegenlied vor sich hin, das einzige, das ihm seine Mutter gesungen. Mitten im Gesang bemerkte er, daß sich der Hund mit dem Knochen im Maiü wieder entfernte. Er rief ihn. Der Hund sah sich nicht ein- mal nach ihm um. Darüber beleidigt, warf er ihm den Schuh nach und traf ihn mitten auf den Rücken, der sich unter dem Stoß krümmte. Der Hund ließ den Knochen fallen und lief mit eingezogenem Schwanz und leutem Geheul davon. Gaspare mußte aufstehen, um sich seinen Schuh wieder zu holen, der auf die Straße geflogen war; dabei sah er da und dort in den offenen Haustüren und Fenstern feindliche Gesichter von Frauen auftauchen, die das Geheul aufgeweckt zu haben schien. Was habt Ihr dem Hund getan?" rief ihm eine Alte zu. Nichts," erwiderte er und ging ins Haus zurück. Armes Tierl" Wegen einem alten Knochen!" Wer war es?" fragte ein Taugenichts, auf die Straße ttetcnd, die Frauen. Der Alte da drinnen." Gaspare horchte auf. Er hat dem Jago einen Schuh nachgeworfen." Jago war das Adoptivkind des ganzen Viertels. Er kam fast um vor Hunger, aber wehe, wenn ihm einer etwaS zuleide tat. Der junge Mann überschritt die Straße in der Richtung zum Schuster, aber dw Mutter Nellas rief ihm zu: Gib acht, Nanniyo, es ist der Sohn des Henkers!" Gaspare gab dem unschuldigen Schuh einen Schlag der Verzweiflung. Es war geschehen! Jetzt wußten sie es alle hier! Ueberall waren die Leute neugierig aus den Häusern getreten; die Frauen fanimelten sich um das Fenster Nellas und die Mutter erzählte heftig gestikulierend, wie sie es er- fahren. Gaspare klopfte wieder und summte dabei sein Wiegen- lied. Dieser verfluchte Hund! Die 5tznochen aus seiner Woh-
ist heute anders geworden, wozu namentlich die Einführung in die kleineren Betriebe durch den Bau von lleberlandzentralen sehr viel beigetragen hat. Solche Ueberlandzentralen, die hochgespannten Wechsel- oder Drehstrom erzeugen, sind in der Lage, ohne grotze Leitungsverluste weite Gebiete zu versorgen. Für die Landwirt- schaft ergeben sich aus der Einführung des elektrischen Betriebes nach Ausführungen in derElektrizität" eine Anzahl erheblicher Vorteile. Zunächst ist da die Ersparnis von Arbeitskräften zu er- wähnen; die Schwierigkeiten, ein großes Personal zu schaffen und zu erhalten, fallen fort. Dazu kommt eine bessere Bearbeitungsmöglichkeit der Feldfrüchte und die Anwendung der elektrischen Energie in den Nebenbetrieben, wie Molkerei, Brennerei, Ziegelei. Auch der elektrisch beleuchtete Kuhstall ist heute keine Seltenheit mchr. Der Elektromotor lätzt sich zum Antrieb fast aller landwirffchoftlichen Maschinen mit Vorteil verwenden, also für die Dreschmaschine, die Häcksel« und Rübenschneidemaschinen, Schrotmühlen, Pumpen für die Wasserhaltung,, Butter- und Teigknetmaschinen. Für� Kraft­betrieb betragen die Stromkosten eines Elektromotors für eine Pferdekraft und Stunde etwa 18 Pf., wenn man mit einem Strom- preis von 20 Pf. für die Kilowattstunde rechnet. Es sind dies etwa die Kosten, die der Spiritusmotor oder eine gute Lokomobile auch verursacht, doch hat der Elektromotor manche Vorteile auf seiner Seite; er verbraucht vor allem nur soviel Strom, als ferner je- weiligen Belaswng entspricht, er hat geringen Raumbedarf und ist leicht transportabel. Kleinere Elektromotoren lassen sich leicht trag- bar gestalten. Als Nachteil mutz man aber ansehen, datz fein Wir- kungskreis nur soweit geht, als eben das Anschlutzkabel reicht. Auch beim elektrischen Pflügen sind schon recht schöne Erfolge zu verzeichnen gewesen, doch ist es wirtschaftlich nur bei den größten Betrieben._
Notizen. Theaterchr onik. Im Deutschen   Künstler« th eater wird am Sonnabend ein Gastspiel von Exls Tiroler Bühne mit Ludwig Anzengrubers Volksstück»Der ledige Hof' eröffnet. Der gemeinsame Pfad. Moskauer Schriftsteller haben eine Zuschrift englischer Kollegen beantwortet. Der Schluß der Kund- gebung lautet nach demBerl. Tagebl.": Wir meinen, datz die Böswilligkeiten in den menschlichen Herzen erlöschen und die gegenseitigen Beleidigungen ihre Schärfe verlieren werden, und wenn sich auf den von den Schützengräben aufgewühlten und vom Menschenblute durchtränkten Feldern wieder die Getreideähren erheben, wenn Blumen die Gräber der Gefallenen bedecken, dann wird die Zeit kommen, in der die ent- zweiten, jetzt so weit von einander getrennten Völker wieder auf einem gemeinsamen, großen, allgemein menschlichen Pfade wandeln. Wir glauben und hoffen!' Die Adresse trägt unter an- deren folgende Unterschriften: Gorki, Andrejew, Miljukow, Peschechonow, Kowalewski, die Fürsten   Tolstoi  , Trubetzkoi und SÄachowstoi, Sumbatow, Bogutscharewski, Barantschewitsch, Arzy- baschew, Pantelejew, Kotljarewski, Semewski und Sologub. Der Krieg und die Wissenschaft von der llr- zeit. Der Schweizer   Prähistoriker Otto Hauser hat seit sechzehn Jahren in der Dordogne  (Frankreich  ) eine Fülle von wertvollen Ausgrabungen gemacht, die für die Geschichte des primitiven Menschen und seine Kultur von hervorragender Bedeutung sind. Leider mutzte er bei Ausbruch des Krieges seine Wirkungsstätte ver- lassen und seine Funde wurden zum Teil gepliinden und seine Grabungen zerstört. Denn Hauser war als preußischer Spion aus- geschrien worden. Eine Reihe von angesehenen deutschen Fach- männcrn haben ihm jetzt ihre Teilnahme ausgesprochen und die Hoffnung ausgedrückt, er möge seine mit so schönem Erfolge be- gonnenen Arbeiten vollenden können. Hoffen wir mit ihnen, datz der primitive Mensch von heute die Erforschung seines Vorfahren nicht gänzlich vereiteln wird. Die kleinsten Armeen. Die größte der kleinsten Armeen Europas   ist die von S. Marino: sie zählt 9 Kompagnien in einer Gesamtstärke von 38 Offizieren und 960 Mann. An zweiter Stelle steht Luxemburg   mit einer Kompagnie Gendarmerie, die in Friedenszeiten 2 Offiziere und 145 Mann zählt, und einer Frei- Willigenkompagnie von 6 Offizieren und 170 Mann, die indes im Ernstfalle auf 250 Mann erhöht werden kann. Die wichtigste für uns ist aber die Armee des Fürstentums Monaco  (4 Offiziere und 82 Mann), die sich unseren Feinden angeschlossen hat. Ain Ende der Reihe erscheint schließlich das Fürstentum Lichtenstein, dem aber seine Armee seit 1868 abhanden gekommen ist.
nung waren ihm gut genug, aber bei ihm bleiben, das hatte nicht einmal er gewollt! Gegen Sonnenuntergang, als sich der erste schmale Schattenstreifen auf den Häusern entlang zog, standen bei der Mauer schon drei Stühle. Drei alte Männer kamen heraus, setzten sich und schauten mit halbgeschlossenen Augen auf die andere Seite der Straße, wo noch die Sonne schien. Es ist heiß!" sagte der erste. Es ist sehr heiß!" sagte der zweite, Es ist zu heiß!" sagte der dritte. Sie hatten die Gewohnheit, immer so zu sprechen, diese drei Invaliden, und waren immer gleicher Meinung, aber in verschiedener Tonart. Der erste stellte eine Behauptung auf, der zweite präzisierte sie, der dritte protestierte. Der erste war der Vorleser der Gesellschaft; am Morgen versammelten sie sich unter dem Schatten eines Baumes, und da las er den beiden Analphabeten die Zeitung vor. Die Jahre gingen und sie zählten sie nicht mehr. Wir sind alt." Wir sind sehr alt." Wir sind zu alt." In ihrem Aeußeren waren sie der Gegensatz zu ihren Empfindungen: schroff, stumpfnasig, bucklig und mager der erste: der zweite finster, bärtig, altersschwach; der dritte hatte das Gesicht eines Asketen, schneeweiße Haare und die großen blauen Augen eines Träumers. Der eine war apathisch, der andere konservativ� der dritte rebellisch.' Auf den drei Stühlen, die von den drei Schwiegertöchtern alltäglich mit einer Geste des Unwillens neben den drei Türen hingestellt wurden, erwarteten die drei Alten den Abend; dann erhoben sie sich mühsam und gingen zusammen in die Osteria, um dort ihrenletzten Liter" zu trinken. Seit vielen Jahren tranken sie schon dieseletzten Liter", und mit dieser Bezeichnung suchten sie sich vor den wütenden Blicken der Schwiegertöchter zu entschuldigen, die den am Rande des Grabes Stehenden die Freude einesletzten Liters" nicht rauben konnten. Gaspare beobachtete sie von seinem dunklen Loch aus. Sie waren viel älter als er, aber er beneidete sie trotzdem; der eine oder der andere von den dreien hatte fast immer einen rotznasigen, nur mit einem Hemdchen bekleideten Enkel zwischen den Knien, und Gaspare fühlte nur um so mehr die Einsamkeit, die ihn umgab. An diesem Abend dachte er plötzlich: Diese drei werden ihn gekannt haben."(Forts, folgt.)