Mr. 99.- 1915.
Unterhaltungsblatt des Vorwärts Donnerstag, 29. April.
Die Taufe.
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Stizze aus Flandern von Chricl Buhise. zu dreien verlassen sie in der blendenden Nachmittagssonne das fleine Grbe... Sie folgen der geivundenen gelben Landstraße zwischen dem schon vergilbenden Korn, in dent rote und blaue Blumen leuchten. Der Bate, ein langer, magerer Kerl mit hängenden Schultern und Stelzenbeinen, frisch rasiertent, braungebranntem, Inochigem Gesicht unter der schwarzseidenen kappe, stapft in der Mitte daher. Zu seiner Rechten geht die Patin die Schwester der Wöch nerin, ein prächtiges Mädchen mit langem, schwarzglänzendem Kapuzenmantel und bunt farbiger Spizenhaube; zu seiner Linken schreitet die Wartefrau, unterscht und klein, mit kurzen, raschen Schritten, ebenfalls int langen schwarzen Kapuzenmantel, mit einem Gesicht so gelb wie reifer Hafer, zwei runden, lebhaften, hellblauen Heuglein unter einer weißen, gestärkten Haube, die ihr ganzes Haar und einen großen Teil der Stirne bedeckt. Beider Arme sind, unter den langen Zipfeln der Mäntel versteckt, unsichtbar. Nur wenn beim Gehen die Zipfel sich durch die Bewegung ein wenig luften, kommt etwas Weißes zum Vorschein. Sie tragen die crst heute morgen geborenen Siebenmonats- Zwillingskinder in die Dorfkirche zur Taufe.
Längs der von Feldern, Baumgärten und Gehöften begrenzten Straße cilen bei deur Anblick des kleinen Zuges Männer und Frauen neugierig herbei.
Ist es denn wirklich wahr, Siebenmonatszwillinge, und die Ieben? Man fragt, man schreit, man schlägt vor Verwunderung die Hände zusammen. Und jedesmal halten die beiden Frauen an, tehren sich mit dem Rücken gegen die Sonne, heben die Mäntel auf und lassen die Wichte ein klein wenig sehen, die so klein und nichtig in ihren weißen Windeln daliegen, mit geschlossenen Augen und puppenhaften Gesichtern zwischen den langsam sich bewegenden Händchen. Dann decken sie mit einem geheimnisvollen Lächeln die Mäntelzipfel wieder darüber und folgen dem Paten weiter auf der Landstraße zwischen glänzenden Kornfeldern unter der glühenden Sonne, und sie beeilen sich, um das Kirchlein zu er reichen, deffen spißiges Türmchen noch in ziemlicher Entfernung über die hohen Bäume hinausragt.
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Plötzlich geht es durch den Körper der Wartefrau wie ein furzer Stoß. Gin wunderbares, geheimnisvolles, innerliches Beben, wie wenn etwas stillsteht und plöblich aufhört, sich zu beivegen
Für die Dauer eines Wetterleuchtens hält sie selber still, bleich, mit wilden Augen, während ihr Mund sich öffnet, als wollte er cinen Schrei von sich geben. Doch sie beherrscht sich instinktiv, sagt nichts, geht schweigend weiter neben dent Paten und der Patin,
die nichts bemerkt haben.
So gehen sie zu Dreien eine Weile schweigend weiter. Ohne ersichtlichen Grund ist das Gespräch inzwischen plöglich versiummt, ohne ersichtlichen Grund, wie in einer geheimen Seelenharmonie, beeilen sie ihre Schritte unter der glühenden Sonne, zwischen den glänzenden Kornfeldern. Der schivarze Mantel der Patin raidhelt ab und zu unter ihrem flinten, kräftigen Tritt; der Pate wirbelt mit seinen langen Stedenbeinen von Zeit zu Zeit ein Sandwölfchen auf; die Wartefrau huurpelt weiter mit furzen, schnellen Tritten, das Geficht sehr bleich, ängstlich geradezu arrend, die nervös hebenden Lippen halb geöffnet bei dem feuchenden Jagen ihres Herzschlages.
Sie sind nicht mehr weit vom Dörflein, in fünf Minuten werden sie die Kirche erreicht haben..
Aber... sieh da, schon wieder Leute vor der Türe, die sie zu sich winken und rufen, weil sie die Zwillinge sehen wollen. Und schon öffnet die Patin wohlwollend und gerührt ihren Mantel, als dic Wartefrau fieberhaft crregt dazwischen tritt:
Rce, nec, nich mehr, es is nu genug, wir haben keine Zeit mchr." Die Neugierigen protestieren, drängen weiter in sie. Die junge Batin macht dem dadurch ein Ende, daß sie ihren Säugling flüchtig schen läßt. Die Wartefrau weigert sich allen Bitten gegenüber hartnädig, den ihrigen sehen zu lassen. Sie zittert und trampelt mit den Füßen, ihre verstörten Augen fünden Schrecken und Zorn, fic eilt voraus, die anderen müssen beinahe eilen, um sie einzuholen. Endlich kommen fic ins Dorf. Der Küster, der sie erivartet und vorbei hat gehen sehen, gefellt sich zu ihnen und geht dann, um den Pfarrer zu benachrichtigen. Sie steigen die zwei Stufen zum Kirchhof hinauf und stehen vor der verschlossenen Türe des Kirchleins.
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Dina.
Eine Erzählung aus Südwestafrifa von Hans Grimm . Sie nannte sich gar nicht Dina, aber dem Wachtmeister der Polizeitruppe, der sie fand und fragte, flang es ähnlich aus dem Kauderwelsch heraus, und von seiner Schwägerin daheim in Holstein war er an den Namen gewöhnt. Er sagte aljo, sie heißt Dina, und schrieb es auch in seinen Rapport, da hieß fie Dina.
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Sie brauchen nur einen Augenblid zu warten. Alsbald ist recht gute Vorstellung davon, welch ein dankbarer Stoff" hier der der Küster mit dem Pfarrer wieder zurück, und die Kirchentür Schule in den Schoß gefallen ist, und mit welcher ganz ungewöhn wird geöffnet. Zusammen treten sie ein und bleiben hinten unter lichen Hingabe sie sich dessen bemächtigt hat. Zum Teil mag sich der Orgel vor dem Taufstein stehen, in dem kühlen Halbdunkel des darin jener pädagogische Hunger nach einem lebendigen hohen Mittelbogens, während der Geistliche sich in die Sakrijtei tralen Stoffe ausprägen, der unserer Schule so bitter noftut. begibt, um sein Chorhemd anzuziehen. So, sie sind bereit. Das Stellt man sich auf die rein formale Betrachtung ein, so kann man Taufbecken wird geöffnet, man fann beginnen. Wer zuerst? gewiß seine Freude an der Hingabe und Gewissenhaftigkeit haben, Du", sagt mit heiferer Stimme die Wartefrau zu der Batin. mit der die Schüler ihre oft selbst gewählten Arbeiten leisteten: ihre Ihr ganzer Körper zittert vor Aufregung, der Schweiß perlt in Zeichnungen von Schlachtenbildern zu Wasser, Land und Luft, von dicen Tropfen auf ihren Wangen. Ihr Gesicht ist freideweiß ge- Ariegsgeräten, Karten und Plänen, ihre Sammlungen von Bildern, worden, so weiß wie die gestärkte Rusche ihrer Haube; das Kind, Berichten, Feldpostbriefen, Gedichten, ihre selbstgefertigten Flugdas nichtige, kleine Wichtchen liegt wie Blei in ihrem Arm. fahrzeuge, Waffen und Liebesgaben. In dieser Hinsicht ist die Die Feierlichkeit beginnt. Die Batin hat ihren Kapuzenmantel Ausstellung ein Beweis für die natürliche Schöpferkraft und den geöffnet, der Küster nimmt das Kind und hält es über das Tauf - angeborenen Tätigkeitstrieb des Kindes gegen die famose in der beden. Es wird mit lauem Wasser besprengt, es schreit ein Praris noch immer herrschende Anschauung, als seste höchstens bißchen und geifert vor Widerwillen, als der Pfarrer ihm das erst auf der Oberstufe die Selbsttätigkeit des Kindes ein, und als traditionelle Prieschen Salz auf die Zunge legt. Es bekommt müsse die Erbsünde der Trägheit durch die Einspannung ins Joch seinen christlichen Taufnamen, während der Pate und die Patin der Pflicht( ohne Neigung!) gebrochen werden. zusammen die brennende Wachskerze mit der Rechten halten. Nun das zweite...
Mit zitternder Hand hat die Wartefrau ihren Mantel halb geöffnet. Sie entblößt das Kind ein wenig, reicht es dem Küster und wendet den Kopf wie erschreckt auf die Seite. Lei dieser Bewegung taumelt fic, wie von einer Ohnmacht angewandelt. Durch einen raschen Griff nach ihrem Arm hält der Pate sie aufrecht. Schon hält der Küster das Kind über das Taufbecken, als der Geistliche, plötzlich innehaltend, sich niederbeugt, um beim Schimmer der Wachsterze das Kind näher zu betrachten.
In dieser Saltung verharrt er einige Sefunden, als wäre er plötzlich erschreckt. Dann richtet er sich auf, schaut die Wartefrau entrüstet an und murmelt halblaut mit strenger Stimme: Das Kind ist tot! Wolltet Ihr mich ein abscheuliches Safrilegium begehen lassen?"
Sieht man nur diese Seite der Ausstellung, dann wird man freilich nicht begreifen, wie Herr Professor Theobald Ziegler dazu kommt, von der Wand des Hauptraumes der Ausstellung herab zu verkünden, daß es aus ist mit dem Jahrhundert des Kindes". So stehts nämlich im 10. seiner sehr anfechtbaren, aber den Geist der Ausstellung trefflich widerspiegelnden Gebote der Kriegspädagogit". Der Herr Professor weiß eben genau, daß die Schule lezten Endes nicht aus pädagogischen Gründen um des Kindes willen, sondern aus Gründen der Staatsräjon in den Dienst des Krieges getreten ist. Nur daß die Welt des Krieges und des Kindes sich in ihrer beiderseitigen seelischen Primitivität glücklich berühren.
Alle fahren verstört auf. Die Patin beugt fich mit einem heiseren Schrei über das Wichtchen, die Wartefrau lehnt fast leblos an dem cistenen Gitter des Taufsteins und antwortet, ohne Mut war zu finden, nach dem Kinde zu blicken:
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Durchweg zeigt daher die Ausstellung eine verblüffende Uebereinstimmung der findlichen Auffassung vom Kriege mit der der Ermachsenen. Nur ist es ganz unmöglich zu scheiden, wo direkter Einfluß des Lehrers vorliegt. Wenn Herr Profeffor Ziegler predigt:" Du sollst jede Stunde zu einer deutschen machen" übrigens schon vor dem Kriege das Ziel einer bestimmten Richtung - und: jeze allen Unterricht in Beziehung zu den Ereignissen des Tages und der Stunde", so zeigt die Ausstellung auch dent Nee, nee, es is nich tet, es schläft nur, es is unterwegs cin- Laien, in welchem Umfange heute nach diesem Rezept verfahren geschlafen, ich habs gespürt." wird. Selbst die Terte der fremdsprachlichen Arbeiten werden den Zweifelnd beugt sich der Geistliche noch einmal über das Kriegsereignissen entnommen. Wir finden eine Sammlung friegsMindchen, schaut es aufmertjant an, berührt mit dem Handrücken zeitlicher Stechenaufgaben", die Chentie wird zeitgemäß" behandelt, leise das kleine Stöpfchen. Dann richtet er sich wieder auf, feierlich von Deutsch , Erdkunde und Geschichte gar nicht zu reden. Hier verund erzürnt, und verläßt, ohne noch ein Wort zu sagen, den Tauf - dient es festgenagelt zu werden, daß Herr Professor Ziegler zum stein, mit einem Wink gebietend, daß man ihm zu folgen habe. prinzipiellen Rückschritt bläst, wenn er dem Lehrer verkündet, er Alle gehorchen. Die Patin weint heiße Tränen; der Küster bürfe nun wieder in Geschichtsunterricht viel von Schlachten will das tote Kind der Wartefrau zurückgeben, die sich entsetzt reden". Sieht man, was einzelne Schulen an Plänen und Karten zurückzieht und den heiligen Ort durch gewaltiges Schluchzen und und Tabellen zum Striege, an praktischen Arbeiten aller Art geJammern profaniert: leistet haben, so fragt sich auch der Laie, wieviel Zeit da wohl für den
Nee, nee, ich will nich, ich trau' mich nich. Ich fürcht mich, vorgeschriebenen Lehrstoff übrig bleibt, zumal wenn man berüdich fürcht mich. Ich habs in meinen Arnten sterben fühlen! Ich sichtigt, daß die Kinder zum Geldsammeln und zu allerhand Helferwer' auch sterben, wenn ichs nochmal tragen muß! Es is ver- diensten angehalten werden, in vielen Schulen täglich die Kriegs. dammt! Es is in der Söll' Es is ungetauft gestorben!" telegramme durchgenommen, Kriegstagebücher geführt, Liebesgaben Gibs mir, ich wer's tragen," sagt der Pate. abgeschickt, cingelaufene Feldpostbriefe regelmäßig verlesen werden. Er ninrunt die kleine Leiche in seine großen plumpen Hände, sier geben wir einmal Professor Ziegler recht, wenn er sagt:" Du und sie verlassen die Kirche. sollst den Krieg nicht zum Amusement werden lassen für die SchulUnd in der glühenden Julisonne kehren sie auf der gelben jugend". Wenn man weiß, daß Nichterledigung des Penjums zu Straße zwischen den vergilbenden Kornfeldern, die wie zu einem ben schwersten Sünden in den Augen der Schulbehörden zählte feste mit rofen und blauen Blumen geschmüdt sind, wieder nach in der Tat sind Lüden beim heutigen System sehr schwer nachzu dem fernen kleinen Hofe zurüc: die junge schöne, in Tränen auf. Holen fo staunt man, wie das auf einmal heute geht. Herr Progelöste Platin mit dem lebendigen Sindchen, der lange, fnochige feffor Ziegler fagt ganz unbedenklich: Ist dir vorgeschrieben, von Bate, der ungeschickt die kleine Leiche trägt, und einige Schritte Sinterindien zu reden, so mache ruhig eine Kriegsstudie daraus". hinter ihnen die Wartefrau, verzweifelt und gedmütigt, nieder Schlimmer noch, wenn der vorgeschriebene Stoff fünstlich zurechi. gedrückt durch Angst und Furcht, weil sie in ihren Armen den Tod gepreßt wird und Schillers Glode", dieser Hymnus auf die getragen, der noch nicht von der Erbsünde gereinigt war. bürgerliche Friedensarbeit, Bers für Vers zu zeitgemäßen Rede. und Stilübungen" herhalten muß. Am besten aber hat mir doch jener Bolfsschullehrer gefallen, der den Stoßfeufzer von sich gibt: Leider kommt' ich den Tert der Fibel nicht ändern".
( Berechtigte Uebertragung von G. Gärtner.)
Schule und Krieg.
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Man denke sich auch die große Verführung, dem mächtigen Rede- und Tatendrang der Zeit, der auch in Lehrern und OberNie ist die Anflage gegen die Schule unserer Zeit verstummt, lehrern lebendig ist, freien Lauf zu lassen und sich täglich als Stra daß sie den Anschluß an das wirkliche Leben so schwer finde. Das tege vor Kindern zu produzieren, die stets dankbar sind, wenn nur gilt hinsichtlich des Stoffes, wenn etwa Stadtfindern von heute ein nicht das Pensum rankommt". Weltbild vorgefekt wird, dessen Elemente der Epoche handwerks- Das Rejultat dieses engen Bundes zwischen Krieg und Schule mäßiger und bäuerlicher Produktion entnommen sind oder wenn ist unter diesen Umständen, daß auch hier( neben den Eindrücken die höheren Schüler über all dem philologischen Kram der Antife des Hauses und der Straße) die frieggefärbte Gedanten- und Genicht zur Kultur der Gegenwart gelangen. Das gilt aber auch für fühlswelt durch alle Voren in das Kind eindringt. Dafür legt die die Methode: es fehlt noch immer in weitestem Maße die An- Ausstellung in den Sammlungen von kindlichen Aeußerungen zum fnüpfung an den kindlichen Interessenkreis und die Darbietung Kriege beredtes Zeugnis ab. durch die unmittelbare Anschauung; man darf sich darüber durch Besonders die Aufsätze verraten die Intensität, mit der die schöne Zeitschriftenartikel und glückliche Griffe einzelner päda- Schule auf die Stinder in jolchem Sinne einwirft. Da findet man gogischer Pfadfinder nicht hinwegtäuschen lassen. nicht nur alle Fragen behandelt, die mit der Technik des Krieges Die Ausstellung Schule und Krieg" im Institut zusammenhängen, was noch zu ertragen wäre, sondern auch Themen für Erziehung und Unterricht"( Potsdamer Straße 120) gibt eine wie: Die Lüge als Striegswaffe". Die Ursachen des Weltkrieges", bucht bis Witpüz und von Witpit bis zum Oranje und vonỊ
Als es dämmerig wurde, trieb der Wachtmeister rüd wärtssprechend zur Eile an.
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„ Es ist ein Buschmann," sagte Willem.„ Es ist vielleicht der Furt bis zum Buntveldschuh durchritten hatte und also eine Frau. Es ist eine Frau. Es sind zwei. Es ist eine Frau amt längsten draußen war, vielleicht nur, weil der ganz uner- und vielleicht eine andere Frou, oder- oder ein Jungferl, flärliche Zauber des toten Landes ihn schon gefangen hielt, der schlapp gemacht hat." meldete einen Menschenfund an. Der Holsteiner nidte: Dja, cs is wohl' ne Frau und' n Er war drei Tage von dem Posten an der Hurt unter- Sung. Und bei dem Winde kann es so lange nicht gewesen wegs mit dem Bambusen. Sein Pferd, des Hottentotten fein. Aber was ist mit ihnen?" Maultier und das etwas schonende Handpferd hatten seit Wasser," antwortete Willem. Sie wollen Wasser holen dreißig Stunden fein Wasser gehabt, und ein beißender am Wasserloch." Nordweststurm stand, Reiter und Tiere quälend, von Sommen- Nach zwei Stunden, als sie schon unter dem Buntveldaufgang an durch den Morgen und den kochenden Mittag der schuh herritten, dort, wo die merkwürdigen Erdkugeln aus Es war in der Zeit als die Lüderigbuchter ihre Diamanten Patrouille entgegen. Der Wachtmeister hielt scharf auf den den Hängen herausrollen, fing Willems Maultier zu fanden. Nicht die bequemen an der Bahnlinie, von denen seit langem sichtbaren Buntveldschuhberg. Den Hottentotten schreien an, und die zwei Pferde stellten die Ohren hoch. Ob Dernburg dem Reichstag erzählte, sondern die anderen in der war in der Kindheit vom Großvater erzählt worden: Am es das nahe Wasser oder die Nähe von Menschen war, wußten südlichen Namibwüste, wo es um Dursttod und Hungertod Buntveldschuhberg mitten im Sande ist Wasser in Menge, der weiße und braune Reiter nicht. Sie erblickten aber bald ging, und Verirren und Qualen und übermenschliche Stra- wenn einer in Not ist." Der Bambuse, so ausgetrocknet er die beiden, deren Fährte sie folgten, und waren dann gleich pazen Selbstverständlichkeiten, bildeten. Da die Gliidsjäger schien, litt nicht gern diesen schmerzhaften Durst, darum ver- heran. Das Weib und der Junge konnten nicht fliehen. Norddeutsche waren mit der niedersächsischen Ordentlichkeit im traute er die alte Kunde dem Wachtmeister. Uebrigens hatte Wohin hätten sie fliehen sollen? Sie zeigten auch keine beLeibe, schlugen sie sich trotz Geldhunger und Not in dem ver- auch der Sergeant am Oranje erklärt: Am Buntveltschuh ist sondere Furcht. Das Weib war eine junge Person und schien schlossenen Wildlande, von dem sogar die Engländer nichts sicher Wasser." ganz ordentlich gewachsen nach ihrer Art. Der Junge hatte hatten wissen wollen und weggelaufen waren, weder tot noch einen Söder und tat etwas scheu. Insofern beide Kleidungsblutig, sondern machten die seltsamen Funde auf ruhige Weise stücke trugen, waren es Fezzen europäischer Herkunft. und vertrauten im Zweifel auf die fernen Gerichte. Wie die Willem, wach auf. Die Nacht wird dunkel. Wir finden Schürfpfähle standen und um die Anteilscheine der Felder uns nicht hin, und die Gäule machen schon jetzt schlapp." gehandelt wurde und kein Zweifel mehr war, daß in den Willem schylief wirklich vor Dirrst und Anstrengung und heißen Sand- und Felsenöden unschäßbare Reichtümer an der Faulheit. Warum soll ein Hottentott nicht schlafen, wenn die Oberfläche lagen, fandte der Gouverneur sparsame Polizei- weißen Leute sich doch alle Mühe machen? Aber er schlief patrouillen. Sie sollten die ganze große Namib durchsuchen leise wie ein Safe und antwortete gleich aus dem Schlafe Willem redete dies und das in der Sprache seines Volfes, nach allem, was zu den Schätzen nicht recht paßte und ihnen heraus: 3u Befehl, Wachtmeister." Wenn Willem zu Be in irgend etwas, das ein Buschmanndialekt sein mochte und und den neuen Eigentümern etwa gefährlich werden könnte. fehl, Wachtmeister" sagte, sette sich Willems Maultier, das flang, als wenn ein nabe lebendige Säfer und Grillen und Und die zehn oder zwölf oder fünfzehn Mann mit den gelben sonst die Sträfte sparte wie der Reiter, von selbst in schnelleren Wespen zusammen in ein Einmachglas gepfercht hat, in Hottentottenpolizeidienern ritten hinein von ihren verschie- Gang. Von der eigenen Stimme und vom leichten Trabe Küchenenalijch und Küchendeutsch und Stapholländisch und denen Ausgangsposten in die Size und den urahlenden Wind wurde Willen vollends wach. Er gähnte und zog die Augen- hauptsächlich in seiner persönlichen Sprache, die sich aus all und den Sand und durchpflügten ihn tagelang und wochen- brauen in die Höhe und stierte und fah vor sich hin und wurde diesen Clementen surfammerfeste. Uber es fom nicht viel lang in den verschiedensten Richtungen und entdeckten wenig straffer und trabte stärker an. heraus. und vor allem nicht die erwarteten Buschmänner. An den Wachtmeister!" Sie haben feine Werft( Siebelingsstelle)," teilte Willem feltenen Wasserlöchern, wo sich um ein halb salziges und halb Es flang nicht laut. Der Holsteiner Haffe den Anruf nicht mit. Der Jungfert ist ihr Bruder. Sie sagen, sie haben bitteres schwaches Naß Leben und Liebe und Kampf und nötig. Willem kam links heran. feinen Bater und keine Mutter. Sie wollen an das WasserSterben von Mensch und Tier in den Wüsten der Welt stets Wachtmeister, siehst Du? Die Spur!" loch. Sie sind durstig." abgespielt hat, fanden sie zwischen Knochenresten und Schafal- Der Holsteiner sprang vom Pferde, Willem rutschte vom spuren allerdings festgetretene Menschenpfade, aber die Gene- Maultier. Die schwache Spur lief neben ihrem Hufschlag, sorationen von Zwergen, deren Füße sie festgelaufen hatten im weit man zurückiehen konnte, fie lief von ihnen fort und auf Driftsand, schienen bis zum letzten Enfel verschwunden. Nur den Buntveldschuh zu, so weit man durch den Sandnebel vorder Wachtmeister, der Holsteiner, der die Wüste von Lüderitz - lausblicken konnte.
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Der Wachtmeister fragte auf deutsch : Se, wer seid Ihr? Woher seid hr? Wohin geht Ihr?" Da antworteten fie gar nicht. Das Mädchen lachte dem Wachtmeister ins Gesicht. Der Wachtmeister sagte:" Willem, jest frage Du, wer sic find."
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Sie follen uns jetzt führen," befahl der Holsteiner. Wo sind sie zu Hause?"
" Sie wohnen am Wasserloch," antwortete Willem. " Du mußt fie fragen! Du fannst fie auch frogen, ob noch andere Zeute am Wasserloch wohnen."