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| Kleines Feuilleton.

" Stuß im Jus" im Amerika.

Wer sich als Lustpieldichter hervortun will," bemerkt das ameri­fanische Blatt zu dieser Auswahl, der braucht sich nur in unserer modernen Gesetzgebung umzusehen.

Pferde", womit die Granatenträger bezeichnet werden. Später hörte man lange Zeit wenig von Handgranaten, bis dann die Belagerung von Sebastopol, der Sudanfeldzug und ins­besondere der Russisch- Japanische Krieg einen außerordentlich hohen Verbrauch dieser Geschosse aufwiesen. Allein während der Belage­

Haldane in Wetzlar  .

Ein Mitarbeiter schreibt der Bossischen Zeitung":

was da geschehen ist und was man gesehen hat. Und wenn dann nach beendetem Kampf sich die fieberhafte Nervenspannung langsam löst, so kommt allmählich der zivilisierte Mensch wieder zu seinem Recht. Aber an einen ganz fest umschriebenen Eindruck, den ich in einem gewissen Augenblick des Handgemenges empfand, erinnere ich mich noch jetzt ganz genau. Er verkörpert sich in der Vorstellung, Eine in Teras erscheinende Zeitung hat sich den Spaß gemacht, rung von Port Arthur wurden auf russischer Seite über 100 000 daß ich mich in einem Käfig befand und krampfhaft bemüht war, eine Reihe merkwürdiger Gesetze aufzuzählen, die in den letzten Stück geschleudert. Troß der einfachen Bauart dieser Geschosse, die mich zu befreien, daß ich dabei aber das Gefühl hatte, daß ich nie- Jahren in den verschiedenen amerikanischen   Bundesstaaten erlassen aus leeren Konservenbüchsen, Bambusrohr, alten feindlichen Geschoß­mals lebend aus diesem Käfig herauskommen würde." worden sind. In Minnesota  , erzählt sie, ist es verboten, Frösche zu mänteln bestanden, war die Wirkung damals doch auffallend groß. fangen. In Kansas   müssen die Damen auf Buder, Haarfärbemittel Die Explosionen, der starke Gasdruck im Verein mit den zahlreichen und Schminke verzichten und dürfen sich die Ohrläppchen nicht durch- Sprengstücken brachten auch eine hohe moralische Wirkung hervor. stechen lassen, um Ohrringe daran zu tragen. In Colorado   dürfen Seitdem sind die Handgranaten, allerdings nicht in so primitiver Art, Hühner nicht vor 7 Uhr abends ihren Stall betreten und Rinder, bei allen Militärstaaten in Anwendung. die während der Nacht durch die Straßen getrieben werden, haben Laternen zu tragen. In Massachusetts   haben Junggesellen eine jährliche Steuer von 5 Dollar zu entrichten und Doktoren und Zahnärzte dürfen keine Backenbärte tragen. Nebraska   zwingt feine Nationalgardisten, jährlich 90 Tage auf den Landstraßen und Brücken des Staates Dienst zu tun und Lebensmittelhändler haben einen jährlichen Erlaubnisschein zum Preise von 25 Dollar zu er­werben. Tegas zwingt die Kirchgänger durch Gesez, gewisse Be- die Gelegenheit, um der Wertherstadt einen Besuch abzustatten Als ich vor einigen Tagen das Lahntal   durchfuhr, benutzte ich dürfnisse außerhalb der Kirche zu erledigen.( 1) In Illinois   ist und all die alten Stätten wieder zu betreten, die der Erinnerung Friseuren und Pförtnern verboten, Tips zu geben; Junggesellen an Goethe geweiht sind. Noch in später Stunde suchte ich jenen über 30 Jahre müssen hier sogar 50 Dollar jährlich bezahlen. In dreistöckigen Fachwerkbau auf, in dem der Legationsrat Jerusalem Minnesota besteht ferner das Gesetz, daß Lumpensammler mit eigenen( Werther) seinem Leben ein Ende gemacht hat. Die beiden kleinen Badewannen versehen sein müssen. Stuben sind, soweit es möglich war, in ihrer ursprünglichen Form wiederhergestellt und mit Andenken an Goethe, Werther und Lotte angefüllt. Die Verwalterin des jetzt der Stadt gehörigen Hauses führte mich und suchte ohne allzu große Sachkenntnis mir die Gegenstände zu erklären. Dabei erzählte sie mir auch, daß vor Kriegsausbruch der englische Kriegsminister Haldane in diesem Zim­mer geweilt habe. Ein weiterer Engländer und ein deutscher Pro­fessor hatten ihn begleitet. Hier an diesem Tisch," und sie wies Wenn durch das Holz elektrischer Strom von ausreichender auf die mit Namen völlig bedeckte Tischplatte, an der nach ihrer Stärke und Dauer hindurchgeschickt wird, nimmt die Feuchtigkeit des Darstellung Jerusalem   mit Goethe gedichtet hätte, hat der Haldane Grünholzes mit großer Schnelligkeit ab, und es genügt dann ein alles aufgeschrieben". Auf meine Frage, was dieses alles denn Zeitraum von wenigen Wochen, um eine genügende Austrocknung niert." Als ich ungläubig den Kopf schüttelte und weiter fragte, gewesen wäre, meinte sie sorgenvoll:" Der hat hier gewiß spio= bis an den Kern in freier Luft zu bewirken, während ob sie denn glaube, der Minister habe irgendwelche feindliche Ab­nicht behandeltes Grünholz in der gleichen Zeit kaum ober- fichten, etwa einen Fliegerangriff auf das Wertherhaus schon wird. Außerdem wird durch den elektris fchen Strom auch eine keimtötende Wirkung ausgeübt, wo einem fann man nicht wissen." Uebrigens hat Haldane damals, damals in Aussicht genommen, sagte sie nur achselzuckend:" Bei so durch die im Holz enthaltenen zerstörenden Fermente und Reime wie ich von anderer Seite erfuhr, einen namhaften Betrag für die vernichtet werden. Diese Erscheinung wird nach der Wochenschrift Goethe- Erinnerungen, vor allem für das Lottehaus gespendet. In für den öffentlichen Baudienst bei dem Nodenschen Konservierungs- dieser Hinsicht könnten die Weklarer übrigens auch vom Feinde verfahren ausgenugt. Es werden mehrere Lagen frisch­geschnittenen Holzes übereinander geschichtet und durch decken- lernen, denn der Zustand des Goethe- Brunnens, mit dem sich auch förmige Elektroden von abwechselnder Polarität von einander ge- würdig bezeichnet werden. einer der Briefe im Werther beschäftigt, muß als geradezu un­trennt. Die Elektroden bestehen aus Metallgeweben von ver­zinktem Eisendraht, welche zwischen zwei Jutedecken eingeheftet sind. Sie werden nach dem Auflegen auf das Holz mit Wasser getränkt. Der Widerstand der Hölzer bewegt sich zwischen 6 und 20 Ohm pro Raummeter; es wird sowohl Wechselstrom von 110 bis 120 Volt und 40 bis 45 Perioden, wie auch Gleichstrom ver-- Musikchronit. Leo Slezat tritt am Sonntag, den wendet. Das Verfahren dauert ungefähr einen bis zwei Tage und 6. Juni, im Deutschen   Opernhause wieder als Manrico bewirkt eine vollständige Oxydation und Verharzung des Holz- im Troubadour" auf. saftes, wodurch die hygroskopischen Eigenschaften desselben ver­nichtet werden und sein Feuchtigkeitsgehalt in kurzer Zeit verloren geht.

Elektrolytische Holztrocknung.

Gin anderer Soldat erklärte mir, daß er im tollsten Hand­gemenge plötzlich die Vorstellung hatte, daß er seinen Körper berlassen habe und daß er sich selbst wie ſeinen eigenen Geist marschieren, sich bewegen und sich herumschlagen jah. Auf viele hat das furchtbare Getöse der Schlacht eine hypnotisierende Wir­fung geübt und sie in einen Zustand versetzt, der dem einer Be täubung durch Chloroform nicht unähnlich ist. Ein merk­würdiger Fall wurde mir von einem Soldaten berichtet, der in der Schlacht bei Neuve- Chapelle verwundet worden war und der dabei sein Gedächtnis so vollständig verloren hatte, daß er sich weder der Nummer seines Regiments noch seines eigenen Namens entsinnen fonnte. Unisonst versuchte man im Lazarett alle Mittel, um den Armen aus der geistigen Betäubung zu erwecken. Nach mehreren Tagen fam der Arzt auf die glückliche Idee, seinem Patienten einen Spiegel in die Hand zu geben. Kaum hatte dieser sein Gesicht in dem Glase gesehen, als auch schon die helle Freude in seinen bisher toten und starren Augen aufleuchtete: Er hatte sich wiedererkannt, und diese Erkenntnis seines eigenen Jchs er­wirkte in der Folge auch die Belebung und Erstarfung seiner Ge­dächtnisfraft. Ein anderer Fall. Ich befand mich eines Tages", berichtet ein Soldat, zusammen mit einem Dubend von Kame­raden auf einem Patrouillengang. Solche Aufklärungsgänge sind mahrlich fein Kinderspiel und sehen eine ganze Menge Kühnheit und Vorsicht voraus. Wir hatten kaum hundert Schritte zurück­gelegt, als ein Krachen, eine Rauchsäule und eine hochlodernde Flamme uns aufhielt. Eine Granate war geplakt und hatte einem der Unſeren glatt den Kopf vom Rumpfe gerissen. Ein neues Schauspiel war so etwas für uns nun eben nicht; denn der Tod tritt einen auf Schritt und Tritt so nahe, daß er keinen Eindruck mehr hervorbringt. Aber in diesem Augenblick waren wir doch alle von einem unwiderstehlichen Gefühl des Entsehens erfaßt und gelähmt. Wenn Ihnen jemand sagt, daß er niemals Angst gehabt flächlich trocken hat, so glauben Sie ihm nicht. Es ist das ein Prahlhans, der ver­mutlich auch niemals mutig zu sein verstanden hat. Aber um wieder auf uns zurückzukommen; wir waren vollständig gelähmt und unfähig, einen Schritt weiterzugehen. Als wir in der Nähe eine verlassene Hütte bemerkten, frochen wir langsam hinein und hielten uns darin stundenlang auf, von zitternder Angst befallen und in stummem Schweigen verharrend. Und wissen Sie, was uns von diesem Bann der Angst erlöfte? ein Nichts! Nach stunden­langem Schweigen unterbrach einer der Unseren die unheimliche Stille mit dem merkwürdigen Ausruf: Ja, was mußte denn der arme Teufel von Sergeant der Getötete war ein Sergeant auch ausgerechnet auf den Gedanken kommen, die Granate mit den Händen aufzufangen, wie man Fliegen fängt!" Der Kamerad hatte das erlösende Wort gefunden; wir alle brachen in helles Lachen aus, stürzten voll Mut und Kraft hinaus und erfüllten unsere Auf­gabe zu voller Zufriedenheit."

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Hand- und Gewehrgranaten.

Die Sache, an die ich mich nie gewöhnen zu können ver­meinte," erzählte ein anderer der von mir befragten Soldaten, war ein Bajonett, vor dem ich einen unüberwindlichen Wider­willen empfand. Die Aussicht, sich auf einen Menschen zu stürzen und ihm das blanke Messer in den Leib zu rennen so muß man die Sache doch ohne Schönrederei nennen, widerstrebte meinem Charakter über alle Maßen. Und als ich zum erstenmal an einem 1427 werden bereits die ersten Handgranaten erwähnt; seitdem Bajonettangriff   beteiligt war, wagte ich es auch nicht, mich der Klinge zu bedienen, sondern nahm zum Gewehrkolben meine Zu­flucht. Später achtete ich nicht mehr darauf; man gewöhnt sich eben an alles."

He

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Notizen.

arctos L.) ist in Mitteleuropa   längst ausgerottet. In Deutschland  - Bären in der Schweiz  . Der braune Bär( Ursus wurde das letzte Stück im Jahre 1833 bei Traunstein   in Ober­ bayern   geschossen. In der Schweiz   sollte er hier und da noch im Kanton Graubünden   in dem romantischen Val Cluoza, das von der schweizerischen Bundesregierung zu einem Naturschutzpark hergerichtet werden wird, vorkommen. Schon im vergangenen Jahre ist diese Waffe, wie Hauptmann Bolster in der Zeitschrift des hat man, wie die Naturwissenschaftliche Wochenschrift" schreibt, Vereins deutscher Ingenieure" schreibt, dauernd in der Heeres- Spuren eines Bären gefunden, dann haben Soldaten ein lebendes ausrüstung fast jeden Staates geblieben. Aus dem 17. Jahr- Tier selbst bei Punt Perif gesehen. Damit ist die Existenz des hundert stammt auch der Grenadier" und der Grenadier zu Bären in Graubünden   auf freier Wildbahn sichergestellt.

In allen Abteilungen

Deutsche  Moden 1915

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Leichte Sommer- Kleidung

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Bast- Jackette Lüster- Jacketfe Pikee- Westen Loden- Joppen Weisse Hosen

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Deutscher Metallarbeiter- Verband Palast

Verwaltungsstelle Berlin N 54, Linienftr. 83-85.

Telephon: Amt Norden 185, 1239, 1987, 9714.

Bureau geöffnet von 9-1 hr und 4-7 Uhr.

Achtung!

Gürtler.

Achtung!

Montag, 7. Juni, abends 72 Uhr, im Gewerkschaftshaus,

Engelufer 15, Saal 1:

Versammlung

der Gürtler und Kronenfchloffer und aller Kolleginnen und Kollegen der Gürtlereibetriebe, welche Militär­bedarfsartikel und Militäreffekten herstellen.

Tagesordnung:

1. Vortrag des Stollegen W. Siering:

Die Metallindustrie und der Krieg."

2. Branchenangelegenheiten. 3. Verschiedenes. Zahlreiches und pünktliches Erscheinen erwartet

144/15

Deutsches Theater

Kammerspiele

8:

Der Weibsteufel".

Lucie Höflich  

Josef Klein

Fritz Richard  

Die Ortsverwaltung.

URANIA

Taubenstraße 48/49.

4 Uhr( halbe Preise):

Auf dem polnisch. Kriegsschauplatz mit der Mackensen- Armee. Flandern   und der Krieg.

8 Uhr:

Theater für Sonnabend, den 5. Juni.

Berliner   Theater

8 Uhr: Extrablätter!

Deutsches Künstler- Theater

Schiller- Th. Charlottenbg. 8 Uhr: Der lächelnde Knabe

Thalia- Theater

3 Uhr Die Schöne vom Strand Uhr: Alt- Berliner Possen- Abend:

Deutsches Opernhaus  , Charlottenb.

Stroh Hüte Sport- Mützen 8 Uhr: Die verkaufte Braut

Sport- Hemden

Friedrich- Wilhelmstädt. Theater

Sonntags von 8-10 geöffnet. 84 U.: 0 diese Leutnants!

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BERLIN  :: GEGR. 1801

Chausseestraße 29-30 11 Brückenstraße 11 Gr. Frankfurter   Str. 20

Schöneberg  , Hauptstr.10

Kleines Theater

Scherz, Satire, Ironie

8 Uhr: u. tiefere Bedeutung Lustspielhaus

8%, U. Ein Prachtmädel Montis Operetten- Theater 8 Uhr: Hoheit tanzt Walzer

Schiller- Theater 0.

8 Uhr: Der blinde Passagier

Das erste Mittagessen. Hermann und Dorothea  . Guten Morgen, Herr Fischer! Theater am Nollendorfpl.

8%, U.: Immer feste druff!

Sonnt. 32 U.: Der Graf v. Luxemburg  Theater des Westens  

8 Uhr: Der brave Fridolin Theater in der Königgrätzer Straße 8 Uhr: Die fünf Frankfurter  

Trianon- Theater

Uhr Die Heiratsschule

Z. 1.M.:

Volksbühne.Theater am Bülowplatz Hierauf:

81 Uhr Z. 1.M.:

Die Lokalbahn. Die Medaille

Theater

Am Zoo Tägl. 8 Uhr. Sonntags 3, u. 8 Uhr

Größtes Varieté- Programm

Robert Steidl  

Sämtl. Schlager neu für Berlin  Adelmanns? Paini?

u. die weiteren auserwählten Juni- Spezialitäten.

KI.   Preise. Angen. kühl. Aufenthalt

WINDE BARTEN

Juni 1915.

Guido Thielscher  

,, Venus im Grünen".

99

Operette in 1 Akt. v. Rud. Lothar. Musik von Oskar Straus  . Mitwirkende: Else   Berna. Lotte Werkmeister   vom Thalia­Theater, Berlin  . Karl Bach­ mann  . Julius Spielmann

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sowie der

glänzende neue Spielplan.

Voigt- Theater.

Badstr. 58.

Täglich:

Badstr. 58.

Carmen.

Großes Ausstattungsstück ins Bildern.

Erstklassiges Varieté Stasseneröffnung 10 Uhr. Anf. 4 Uhr.

Reichshallen- Theater. Stettiner Sänger.

Zum Schluß:

Im Schüten­

graben.

Militärisches Zeitbild

von Meysel. Anfang 8 Uhr.

Rose- Theater. 8 Uhr Wie deutsche Helden sterben

Gartenbühne 28: D. Försterchrist'l. Walhalla- Theater.

8 Uhr: Eine Meile in der Minute.

Gartenbühne: Apollo- Sänger.

Berantwortlicher Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln. Für den Inseratenteil verantto.: Th. Glocke, Berlin  . Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u. Werlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.