ir.�-1915 Unterhaltungsblatt öes Vorwärtsperfijches Zreiheitslieö.3dj weiß eia fand— einem Herrn es gehört,der ist nicht tapfer, nach treu.dach ich weiß ein Schwert— ein Schwert!— eindas haut eine kette entzwei. �Schwert,Sein Statt ist breit, feine Schneide bewährt.3ch weiß ein Schwert— ein Schwert!— ein Schwert,das haut eine Kette entzwei.3ch weiß ein üanö— Schmach, Not herrscht dort.Seine Sesten stehn müd', wie gebannt.doch ich weiß ein Wort— ein Wort!— ein Wort,And aufs neu' ist Segeistrung entbrannt.Seine vettern find Zeuer, fein klang Sturmakkord.Ich weiß ein Wort— ein Wort!— ein Wort,And aufs neu' ist Segeistrung entbrannt.Ich weiß von Herzen, die hassen den Awangdes strgen— noch holten fle Treu.Und weiß einen Sang— einen Sang!— einen Sang,der bricht eine Zessel entzwei.<d ihr, die ihr bangtet und sehntet euch lang:Ich weiß einen Sang— einen Sang!— einen Sang,der bricht eure Jesseln entzwei.K.Ms öem Kriegstagebucheines Sozialisten.Tie Leipziger Loltszeiwng" bringt folgenden Feldpostbrief:Wir bullen unk fröstelnd in unsere Mantel. Gleichmäßig gebtein leichter Sprübregen nieder, der die ganze??„cht angehalten.und noch ist leine Aussicht Porbanden, daß es bester wird. DerLettenboden läßt das Wasser nicht abzicben. An den Stiefelnbangen Lebmlluwven. schwer und unförmig, wie Bleiplatten anden Fußen dck Tauchers. Den Körper durchrreselt ein unange.nebmek Költegefübl. Es gebt bis ins Marl. Die Wobltat warmerFuße kennen wir seit Wochen nicht mcbr. Unterstände und Strohsind LuxvS-Bor unk ist dichter Wald. Irgendwo müssen die Engländersein. Genau kennen wir ihre Stellung nicht. Ab und zu hörenwir den Laut ihrer Stimmen, Kein Mensch weiß, was links, wasrechts von uns ist. Wir sind eine vorgetriebene schwache Abteilung.Im ieindlichen Feuer grübelt wir unk ein. Emsig wurde derGraben ausgeworfen. Eine mühselige Arbeit! An unseren kurzenSpaten blieb der Lehm bangen, wie wir ihn ausgestochen. Wir sindobne Gepäck. Da» liegt hinten in den Deckungsgräben, Wirhaben weder Zeltplane noch Essen, Unsere Loge ist nicht beneiden k-wert. Die Verbindung nach rückwärts ist schwer. Kameraden.die versuchen, nach hinten zu gelangen, werden fast sämtlich C p'crwoblgezielter feindlicher Äugeln. Da kommt manche Verwünschung■über die Lippen. Was gäbe man für einen Schluck heißen Kaffee,Seit drei Tagen haben wir keinen über die Lippen gebracht. Ineiner Zeltplane, die wir einem toten Engländer abgenommen,sammeln wir dos Regenwasser. Wer noch Brot oder Speck hat.geht sparsam damit um. Ich hah« noch Tabak. Er läßt michHunger und Durst weniger empfinden.„Rix schießen, Kamerad... Essen tasten!" Sie haben unkschon oft delauscht, dies« Engländer. Sie wissen, daß wir vom.,. Regiment sind, und verspotten uns. Von dem Spötter istnichts zu sehen. Alber wir bören drüben dak Lachen und lachenmit. Wir lachen uns ein dumpfes Gefühl von der Brust. Es istein Gefühl, dos unk in allen Gliedern liegt und an dem wohldas ekelhast« Wetter ein gerüttelt Maß schuld hat. Wie sehnenwir unk nach ein bißchen Sonnenschein- Aber grau bleibt derHimmel und der Sprühregen will nimmer aushören...... Wenn wir nur erst wieder aus diesem Loche hinaussind." Mit diesen Aorten unterbricht mich mein Rebenmann, einDie ErVeckung öer Maria Carmen.Li! Von Ludwig Brinkmann,Wir smd mtnder tief in der Arbeit drin. Fieberhaftschaffen oJIe. oder doch wenigstens zwei von uns, Stuart undtch, der arme Ward befindet sich leider immer noch nicht besterund ist zur Arbeft untauglich: und unsere zwei Dutzend Lc-bilsen sind naturgemäß zu wenig am Gelingen des Ganzeninteressiert, als daß sie stch recht aus ihrer Lethargie heraus»rütteln ließen. Immer langsam voran— das ist nirgendwoein strenger beohachletes Gelelz als hier im Lande Manana,Besonders Stuart tut Wunder: er hat sein erstes Gefühlder Enttäuschung überwuirden und lechzt danach, zum Grundezu gelangen. Der Schacht ist etwa achtzig Meter tief: das wardie erste Feststellung, die nötig gewesen, um sich Begriffe überdie Größe der beiden notwendigen Maschinen zu machen. Unddann hat Stuart den Wetterschacht, der senkrecht in die Höhebis fast zum Gipfel des Berges führt, freilegen lassen; für»wahr keine kleine Arbeit, denn der Schornstein ist eng wie. eineillöhre und führt nur mit zinicken und Windungen zur Höhe.Man kann unseren spanischen Vorgängern die Bewunderungnicht versagen, wenn man dieses Meisterwerk iiamenlofer Geduld sieht: wer weiß, wie viele Jahre lang allein an diesemengen Lustkanale gearbeftet worden ist; nur ein Mann konntegleichzeitig arbeiten, mühsam mit Hammer und Meißel dieSprenglöcher für das Vulver eintreiben, in der bärtesten Arbeitvon allen, nämlich im Bohrbotricbc senkrecht nach oben und vornGipfel des Berges aus senkrecht nach unten! Augenscheinlichist dabei dem spanischen Baumeister ein kleiner Rechenfehlerunterlaufen: die beiden Bobrleute verfehlten sich um ein paarFuß, in der Richtung, und sie hatten sich dann mit seitlichenKnicken zu finden.— In wenigen Tagen hatte Stuart denzum Teil verschütteten Schornstein wieder freigelegt, und einwohliger Luftzug erleichterte nun den Männern in der Tiefedie Arbeft.Für mich aber, wurde der Wetterschacht von einer deson.deren Bedeutung. Die beiden Pumpen und die Fördermaschineverlangen zusammen etwa hundert Pferdestärken, die sechzehn-bundcrt Meter weit in den Berg hineinzuleiten sind: dasBeste wäre entschieden ein gutcS neues Kabel— das für dieerste Pumpe gebrauchte ist sa natürlich viel zu schwach—; abergute Sachen können wir erst kaufen, wenn wir Geld verdienen.wenn Powell nicht mehr so störrisch ist. sobald es an das Bezahlen geht. Vorläufig müssen wir uns mit. dem Billigstenbehelsen, und viellercht'ist es auch ganz gut so;, niemand vonEinjähriger, im Schreiben. Er siebt zu« Erbarmen auk, der armeKerl. Er klappert an ollen Gliedern und kann nickt begreifen,wie man bei diesem Hundewetter die Ruhe zum Schreiben auf-bringen kann. In meiner linken Rocktasche berge ich als„eiserne"Portion ein kleines Fläschchen L en ed>? t i n e r sänra ps. ES ist mirheiliger als alle fiskalischen„Eisernen". Wochenlang hat cS hiergeruht und allen Verlockungen habe ich bik jetzt siegreich widerstanden. Und wirklich, es ist mir oft recht schwer gefallen. Ichgebe ihm einen Schluck von meinem Heiligtum, ohne selbst zukosten; dankbar brückt er mir die Hand.'Da schicken uns die Engländer ihre ersten Morgevgrüße. Siehaben eine fürchterliche Wirkung, diese schweren englischen Granaten. Kaum zehn Meter vor unserem Groben schlug die ersteein. Airrfiturmhoch spritzt der Treck, Wir kennen ihre Genwlt.lind nun beginnt ein Höllenkonzert. Wir. stechen auS den Wändendes Grabens unten am Boden so viel Lehm aus. daß ein Manndarunter gegen die Splitter irotdürftig Deckung findet, Bomben-nchere Unterstände gegen diese Geschosse gibt es überhaupt nicht.Wenigstens im Schützengraben nicht, S-u-u-u krack! Hinter unsim sumpfe explodieren nacheinander diese Teuselsdinger. Derganze Scklamm, Binsen, Rohr, alles fliegt in unseren Graben.Als ob wir nickt schon genug Dreck und Schlamm hätten. DieNerven werden aufs höchste gespannt in den Sekunden, da man dasGeichoß fliegen hört und aus den Einschlag Inartet. TaS reibtmebr aus als ein Angriff. Ich suche in meinen Taschen und find«nach einen halbzerdrückten Zigarrenstummel. Gierig setze ich ihnin Brand. Er ist feucht und heißt auf der Zunge— aber er wirdso weit geraucht, daß der Bart ansengt....Die Spannung macht der Gleichgültigkeit Platz, Apathischliegen wir in unseren Lachern. Die feindliche Artillerie machtkeine Pausen. Langsam kommt die Rachi. und mit ihr stellt dieArtillerie ihre Tätigkeit ein. Die Posten werden verdoppelt; esist eine jener Rächte, M man kaum'20 Meter weit sehen kann,Es regnet immer noch. Ich kann nicht schlafen, auch wenn icknicht Posten stehen muß. Ich denke all Weib und Kind, an all.die Liehen zu Hause.' Ob ich sie jemals wiedersehe? Dunkelwie die Nacht ist das Schicksal. Ucberall lauert der Tod. WaS giltein Menschenleben?Fort mit dem Gedanken. Jetzt gilt die Aufmerksamkeit demGegner.Die'.'dacht ist dunkel— sie ist nicht unser Freund. Die Postenschauen durch die provisorisch und in E'lc heraerichtcten Schießscharten, Eine bleierne Müdigkeit macht sich bei fast allen bemerkbar, Die Reaktion der furchtbaren Rervermnspannung machtsich geltend. Mancher Posten ertappt sich bäm Ein duseln. Erschreckt zusammen und greift fester nach dem Gewehr, um baldwieder in den allen Zustand zu versinken.Langsam teilt der Mond die Wolken. ES wird etwas Heller.Gespenstisch ist der Sehatten des Waldes. Mein Freund und ichblicken angestrengt über die Wiese nach dem Walde. Ist eS Sinnes-täuschung, spielt uns unsere Phantasie einen Streich? DunklePunkte liegen in unregelmäßigen Zwischenräumen über die Ebeneverstreut. Wir feuern. Roch rollt das Echo, da ertönt ein viel-stimmiger Schrei; die Ebene wird lebendig. Gegen unsere Siel-lung inälzt sich der Gegner, Die Pulse schlagen. Man zwingt sichgawaltsam zur Rübe. Zielt und schießt, so gut dies in derDunkelheit möglich ist. Man lädt mit monotoner Gleichgültigkeit.Kaum HO Meter ist der Feind von unseren Gräben entfernt. Einrasendes Feuer empfängt ihn. der ganze Groben ist eine Muskel,ein Nerv in sieberbastcr Anspannung. Sie fangen an zu tanzen,zu hüpfen, zu fallen. Gräßlich ist das Geschrei der Verwundeten,das lesbit dos lnatterndc Gewcbrfcucr übertönt; die Vordersten kommen auf drei, vier Meter heran, dann stürzenauch sie. Doch ich sah in dieser schrecklichen Rockt noch mehr.lind jetzt am Tage, wo ich olles übersehen kann, steht mir dieRächt lebendig vor den'klugen- Ich kann die Bilder nicht bannen.sie haben Besitz von mir ergriffen und peinigen mich.Bor mir liegt ein Schotte, ein Riese an Gestalt, malerisch� inder Tracht. Vier Patronen halte ick verschossen, die fünfte mußich laden. Sein Gelvahr war zum Schutz erhoben— in menschenfreundlicher Absicht sicher nicht. Da kracht der Schuß, die letzt«Kugel verläßt den Laus, und wie vom Blitz gekällt, stürzt der Riesezusammen. Ein Stückchen Stahl, ein paar Gase, die genügen,um auck das stärkste Menschenleben zu vernichten. Gellend ist derSchrei nach Wasser, stärker noch wie das Peitschen der Gewehr-kugeln.... es glimmt unheimlich. Bild glimmt der Patronen-gürtel und in Zwischenräumen exvlodieren die Patronen. Bortund Gesicht sind verkohlt, der Leiv ist auSgebrann». Bald ergreiftdas glimmende Feuer den Nochbar, und wieder das grausigeSchauspiel.uns weiß ja sicher, was die Tiefe für uns birgt, ob Segen, obDedc: und im letzteren Falle wäre es dock schade um das vieleunnütz geopferte Kapital! ES ist also für mich von Beden-jung, daß wir eine viel billigere Freileitung hinauf zumBerge führen und nur durch den Wetterschacht etwa hundert-undfünfzig Meter lang ein Kabel zu der Unterstation imBerge perlegen. Not macht erfinderisch!—Also habe ich Offerten eingezogen für das gesamte nötigeMaterial: eine kleine Fördermaschine, um hundert TonnenErz täglich— dar- ist nun einmal die non uns angenommen«Normalleistung— aus dem achtzig Meter tiefen Schacht zuziehen, die Abteufpmnpe, die Verteilungsschalttafel, die not»wendigen Kabel und das Material der Freileitung. Alles zusammen macht das eine gar beträchtliche Summe aus, abermir erteilten kurz entschlossen den Auftrag, indem wir unserenFreund Powell povi, km um von dem unbedingt Erforder-lichen in Kenntnis sitzten. Er wird fluchen, rasen. Aver wasHilst cs? Wir müssen handeln!*So sind wir nun wieder in ein neues Stadium der Ent-Wickelung getreten, müssen in die Tiefe dringen und wie immererst wieder Wochen und Monate auf die Maschinen harren.che wir weiterkommen lStuart versucht die Wartezeit auszufüllen, so gut es gehe»will: die obere Sohle wird ausgebaut, die Röbrenleftung ein-fachcr gestaltet, für die Pumpe ein dauerndes Fundament undvor allen Dingen ein gehörig ausgedehnter Sumpf gesdhaffe»,der genügend Wasser für nierunzwairzig Stunden aufnehmenkann, damit für Zwischenfalle, die sich selbst bei sorgsamsterPflege an den Maiminen einstellen können, gesorgt ist. DiesesReservoir wird sich aber auch sehr nützlich erweisen, wenn wirerst einmal den Betrieb vollständig ausgenommen haben, undalle Energie unseres kleinen Gasmotors den Tag über mr dieFörderung in Anspruch genommen ist: dann kann die Pumpenur zur Naästzeft arbeiten.Ja. für Stuart ist gesorgt— aber für mich? Mir bleibtnichts weiter, als wieder einmal nach Dickinspns Haute hinzu-reiten, dem ich ickon feit acht Togen meinen Besuch zugesagt,aber um den ich mich in den letzten beiden Wochen angc-strengtet Arbeft inckt habe kümmern können. Ich bin dochneugierig, was auS dem Wasserprojekt geworden sein mag.Meine Ungeduld brennt und guölt mich fortwährend, dockach, wie langsam nur kommen wir voran! Ter Winter istnun bald vorüber, der allerdings vier in diesem Lande nurein Begriff ohne tiefere Bedeutung in der Gleichförmigkeit derJahreszeiten ist. Geit drei Monaten bin ich aus StadtMexiko mit den Maschinen zurückgekehrt, die erste großeWaS Pen den Angreifern ttock übrig ist, wendet sich zur Flucktnach dem Walde. Unerbittlick pfeifen ihnen die Kugeln nach, da SStöhnen und Wimmern im Walde klingt dumpf und hohl. DerAngrist ist abgeschlagen. Wir haben keinen. Toten.Das Stöhnen und Wimmern wird gegen Morgen schwächer;hier und da noch ein Aeckze« und Röcheln. Grauenhast und eisigist das Schweigen, das den Tag begrüßt. Und wenn die Opferdes Knochenmannes so unheimlich still sind, dann reden sie amlautesten. Ich Hab es schon oft empfunden.Der Regen wird stärker. Wir frieren wie die jungen Hundsund schnattern wie die Gänse. Immer wieder streifen die Blickeüber die Wiese zum Walde, Man versucht, die Toten zu zählen;ein vergebliches Bemübcn. Da siegt ein junger Offizier, sckön w,eein Grit. Der Kopf ist nickt bedeckt, schwarz- Locken umrahweneine Hobe, edle Stirn, bleich ist das Antlitz, die Brust mit Blutbedeckt.' Do liegt er. ruhig und friedlich, Zn Hause bärwt sichvielleicht ein treues Weib, eine liebevolle Braut, eine alte. Mutter.Wer weiß es? Wer schreibt die Tragödie eine? Schlacksteide?,wer kann sie entwirren, die Kette der Fügungen und Sckicksole:Wieviel Hoffnung, wieviel Kraft, wieviel Glück vernichtet derKrieg!Im Graben wird man ausmcrk'äm auf ein Granatloch. wenigeMetex entfernt, Tort regt sich etwas. Sckon richten sich einDutzend Gewehre nach der Stelle. Da erscheint ein Arm �niteinem weißen Tuch und verschwindet wieder._ Das Schauspielwiederholt sich dreimal. Dann erscheint ein Kops, Ich winke,, unazwei Engländer kriechen aui unseren Groben, beide, verwundet anArmen und Beinen, Sie bitten um Wasser; ich gebe ihnen vaSwenige, was ich habe, Tie dargebotene Hand übersehe, ich; imkann ihm die Hand nicht geben, etwas in mit sträubt sich. DieTaickcn werden durchsucht, und dann werden sie zum Führer unserer Abteilung gebrocht. Dort hat man einen verwundeten eng-kischen Hauptmann in Behandlung. �Endkich kommen einige Kameraden von hinten mit Essen vor.gekrochen. Roch ihren Aussagen enthalten die Feldkessel Reismit Rindfleisch. Das Essen, da? früher einmal warm war, istein einziger Talgklumpen, Er wird verschlungen und geschmeckthat es auch. Die Kameraden sehen sich unsere»Arbeit von perverflossenen Nackt an, da gibt es ein Fragen und Erzählen—wir erleben die Rocht zum zweitenmal. Da werdensie wieder lebendig, die Stunden gualvoller, innerer Kämpfe undZiveifel. Da sinnt man und denkt, forscht nach Ursachen undWirkung. Und freudig quillt aus tiefstem Innern die Erkenntnis,daß alle diese Kämpfe, dieses Sterben, dieses Leben, dieses Hoffendie Geburtsweben einer neuen Zeitepoche sind. Was diese Stundengeboren an Erkenntnis und Einsicht, das soll ein Vermächtnis feinfürs Leben und für die Lebenden. Das wird uns immer neuenHalt geben, wenn sich gewitterdrohend die Wollen ballen. N'cktdaß wir die Augen niederschlagen müssen vor unseren Enkeln, dieeinst Rechenschaft von uns fordern.Zur Geschichte öer Kirjche.In diesen Tagen sind die ersten Kirschen auf den Markt ge<kommen. Aber diese beliebte FrühlingSfrucht ist trotz ihrem scheinbar urdeutschen Namen fremdländischer Abstammung. Wie pmUeberlieferung erzählt, stammen die Ahnen der Kirsche auS Klein-asien. Der wegen seines«chlemmerlebenS sprichwörtlich gelvordencrömische Feldherr LuculluS soll die Kirsche im Jahre 64 V. Ehr. ansder Stadl KerasoS an der pomsschen Küste bei seinem Triumphzugenach Italien gebracht haben. Die Stadt leitete ihren Namen vondem griechischen Wort KerasoS ab, nach der Frucht, die in dieserLandschaft zu Hause war. Sonderbar ist nur. daß Plutarch mseinem.Leben des LuculluS" die Herkunft der Kirsche mit keinemWort erwähnt. Man hat übrigens nachgewiesen, daß schon zur ZeilAlexanders des Großen in Kleinasien die Kirsche bekannt war. AuchTheophrast, der griechische Philosoph, erzählt in seiner„Natur-geschichtc der Gewächse", daß der Kirschbaum bereits im viertenJahrhundert v. Ehr. in Griechenland beliebt war. Fest steht jeden-jalls, daß die beiden für die Kultur wichtigsten Formen, die saureund die süße Kirsche, nicht gleichzeuig nach Europa gelangt sind.Die süße Kirsche ist. wie Psahlbaureste zeigen, die man in derSchweiz gefunden pat. schon in vorgeschichtlicher Zeit, entwederdurch den Menschen oder durch Vögel, lange Zeit vor denRömern in Europa verbreitet worden. So ist eZ wahr-scheinsich, daß LuculluS zu den damals bekannten süßenKirschenarten nur eine neue, veionderS wohlschmeckende Kulturformaus Kleinasten in Italien eingeführt hat. Wie viele andere Früchte,Schwierigkeft, das Wasser zu überlvindcn; und in all der Zeitsind wir nur ein winziges Stück von zweibundert Meternvorgedrungen, bis wir zum zweiten Mate gestört wurden, bisder senkrechte Schacht uns wiederum Haft gebot. Aber dennochist ein Stücklein des großen WegcS zurückgelegt; es geht lang-sam, aber wir kommen weiter!Da bin ich wieder im Hause der Maria Carmen, anmeinem gewohnten Arbeitstische. Das war eine Zeit! Undes war so gekommen: Mein Zahnweh hatte mich wiedernamenlos geplagt, mir des Nachts meinen Schlaf, am Tagemeine Arbeitskraft geraubt. Daß die bewußte Operation not-wendig wurde, erhielt für mich täglich größere Gewißheit. Unddoch wollte mir der nötige Entschluß nicht reifen. Da fordertemich Stuart auf, nach Oaraca binzureiten und den dort resi-dierenden Arzt herauskommen zu lassen, um ibn Wards wegenzu konsultieren. Unserem Freunde durfte man ja mit derartigen Ansinnen nicht kommen: er ivird immer aufgebracht,daß man von seiner„leichten Erkältung" so viel Aufhebensmacht.Also ritt ich eines Tages nach Oaxaca hinaus und legtedem Sennor Castannares nabe, seine Tätigkeit an uns leiden-den Jmparcial-Männern mit mir zu beginnen.Ich fragte ihn angstvoll, ob er mir vielleicht eine Corain-cinspritzung oder sonst etwas den Schmerz Linderndes gebenkönnte: aber der würdige Caballero bemerkte:„Ich babewobl, allerlei, aber es nutzt nichts: die wohltätige Wirkungist nur Einbildung: was ist auch ein wenig Schmerz?— nichtder Rede wert!"—Er führte mich hinter die spanische Wand auf eine Artvon gepolstertem Ruhebette, fordert mich aus. mich daraufauszustrecken, nachdem wir beide uns den Rock ausgezogenhatten,„um ihn nicht blutig zu machen", wie mein DoktorEisenbart beschwichtigend bemerkte, und rief seinen Muckacho,seinen Gehilfen, herbei, der mich unwillkürlich an einigeShakespearciche Dienerrollen erinnerte und dem die schöneAusgabe wurde, meinen Kopf festzuhalten.„Ja. Sennor, ichwerde den Herrn festhalten, wenn er auch wie ein Stier umsich stoßen sollte!" All das war ja ungeheuer tröstlich, undich schwankte einen Augenblick, ob ich. da ich doch in diesemAugenblicke durchaus keinen Zahnschmerz fühlte, nicht lieberdie ganze Operation inhibieren sollte. Aber die Lektüreeiniger Szenen des Antonius, den ich vor meinem Ritte nachOaraca zu meiner Stärkung vorgenommen batte. beseeltemich, wenn auch nur in schwacher Dosis, mit dem Geiste derrömischen Stoa. und ich ließ den Henker die Zange an-setzen.,,_______________ �_____'(Fortsetzung schlgt.)