ntfcn ßhirmel zi«!heA sich schwere Weiße Wolken NM den Berg Iba.Hier wohnten die Götter Homers. Hier neigten sie sich von derHöhe ihrer mächtigen Throne herab, um die Schwerter der Helden,die unter den Mauern Jlions kämpften, zu lenken.... Gegen-über diesem �Troas sitze ich nun auf dem Gipfel blühender Hügel,auf der Brüstung eines'Schützengrabens der Totenstadt Seddul-Vahr. Brotvefte, abgenagte Knochen, zerschnittene Konservenbüchsen,Kleiderfetzen, blutige Wäsche, zerbrochene Schachteln, verstreutePatronen liegen umher; um einen Platz zu finden, muß� ich dieseabstoßenden Andenken an Schlachten beiseite schieben. Die aus-getrocknete Erde platzt, der Stein springt, das Festungswerk gibtnach....Und in diesem so heiß umstrittenen Ort wirkt die Einsamkeitnoch erschreckender. Hier höre ich Vögel schreien, Kanonen platzen,pfeifen, blasen, Granaten stöhnen und einschlagen. Ueber meinemKopf hallt das Echo der Stahlorgeln im Weltraum wieder. DieNiesen fordern einander von den gegenüberliegenden Ufern heraus.Die Forts, die Batterien und die Panzer grollen mit ihren dröhnen-den Stimmen... Ikarus ist in Person zugegen. Das in dersonne durchsichtige Flugzeug füllt mit seinem metallischen Knatterndie Pausen in dem Kanonendonner. Es beschreibt auf der Meer-eiigc weite, wohlberechnete Kreise, wie ein Geschoß, das Herr seinerSchicksale ist. Zuweilen neigen sich seine leuchtenden Tragflächen,um den Artilleristen Anweisungen zu geben, die ihre Schüsse danachregeln. Dann entflieht es in den Azur und ist unsichtbar wie einPunkt in der Unendlichkeit. Um es vor unseren Blicken wieder ausdem Nichts herauszulösen, bedarf es der drei Flocken von platzendenGeschossen, die nach ihm zielen, während es nachlässig über ihremKugelhagel Drehungen ausführt. Jede Granate, die vorüberzieht,zerreiht den Himmel wie Seide, und die Lufttrichter spinnen dievolltönenden Klänge so rein aus, daß man in manchen Augen-blicken die Lyren des Olymps zu hören glaubt. An der Küste Asienssind die türkischen Kanonen in den Bodenwindungen versteckt, die vongroßen violetten Schatten verhüllt sind. Ein Panzerschiff rückt indie Landschaft vor und wagt sich aus dem Schutze heraus, den ihmdas Vorgebirge bietet. Es kommt aus den Klippen wie eine Kulisse,um mitten auf der Bühne stehen zu bleiben. Sein massiger Rumpf,der in der ganzen Landschaft so winzig erscheint, gleitet wie eineschwarzen Linien auf einem schillernden Tuche dahin. Zwei gewaltigeBlitze unter dem Rauchausbruch, dann zwei ungeheure Entladungen.Wenn ich die Entfernung schätze, indem ich die Geschwindigkeitender Fortpflanzung von Licht und Schall vergleiche, ist das Schiff1500 Meter von meinem Beobachtungsposten entfernt. Ich sehemit dem Fernglas die Offiziere auf ihren Posten in ihrer großenUniform. Die Matrosen stecken neugierig die Köpfe durch dieSchiffsverschanzungen. Hängematten, die von einem Mast zumandern in kleinen Ballen hängen, wirken wie seltsame und trübeWimpel. Dabei scheint das Ungeheuer buntscheckig zu sein. DieGranaten haben seine Malerei abgelöst und seinen Rücken mitweißen Narben überdeckt. Gegenüber, in der harmlosen Schäferei,die mit kugelförmigen Bäumchen bepflanzt ist, platzt und knattertes: weißer Dampf steigt auf, und Erde wird Hochgeschleudert. Vielleicht gehen auch einige Seelen in dem zitternden Nebel dahin. Wasliegt daran?Hat der Schutz fein Ziel erreicht? Die Blicke richten sich for-sehend nach dem verNninschten Ort. Die Natur ist undurchdringlich.Nichts bewegt sich. Es scheint, als ob man da drüben die tausend-jährigen Toten störe, denn der entweihte Rasen deckt gerade dieleichten Schatten von Achill und Patroklus.... Aber von linksder sucht eine türkische Batterie das Panzerschiff. Sie sieht esnicht, und augenscheinlich läßt der Führer seine Befehle nur lang-sam ausführen. Das Wasser erhebt sich zur Garbe gerade an demPlatz, den das Schiff soeben verlassen hat. Er dreht sich also nochweiter und rückt in Zickzackwindungen vor, um zwischen den Gra-naten hindnrchzukommen. Wie feine Bewegungen schwierig undschwerfällig erscheinen! Wenn es getroffen würde! Das allzudeutlich sichtbare Drama raubt uns den Atem. Aber nein, nur dasWasser wird rechts, links, vorn, hinten ausgehöhlt, und in den hoch-steigenden Spritzern bricht sich das Licht. So viel Lärm um eineLuftspiegelung, die sich in der Brise auflöst! Der Panzer ist wieeine Bronzestatue inmitten eines Bassins, in dessen Wasserstrahlendie Farben des Regenbogens schimmern. Durch geschickte Manöverentfernt es sich, das Feuer in seiner Nähe hört auf, um sich wiederauf uns zu richten....-Welche Rolle mögen in dieser Höllischen Unterhaltung zwischenden beiden Lagern die Götter spielen, wenn sie uns auf der Erdebeobachten? In alten Zeiten kümmerten sie sich um unsere Leiden-schaften, Homer hat sie uns geschildert, wie sie, menschlicher alsdie Menschen, ihre Eintagsempfindungen teilten. Welche Hilfekönnen sie in dem mathematischen Krieg gewähren, den wir aus-kämpfen? Dieses Morden ohne heldisches Gebaren hält sie fern.Riesenmaschinen töten auf zehn bis fünfzehn Kilometer namenloseKämpfer, und in den Schützengräben betäubt der Tod Männer,die fast schon begraben sind. Was ist aus dem Ruhm der Anführergeworden, vor denen erhabene Trophäen einhergetragen wurdenund denen Sklavinnen folgten? Hier steht der einzige Ueberlebendevon den Offizieren eines Bataillons. Er ist inmitten seiner Leute,ihnen ähnlich äußerlich und innerlich, ebenso schmutzig, ebenso ein-fach in seiner Pflichterfüllung. Seine gelben Soldaten sind schonvorbereitet für die Einförmigkeit des Todes... Der Abend steigtvom Osten über das schieferfarbige Meer herauf. Alles schwächtsich ab und wird gleichförmig. Der Frieden senkt sich durch dieFinsternis über Europa und Asien hernieder. An den Panzer,in der Mitte der Enge schlagen nur leise pläffchernd die Wellen.Er liegt da wie eine Kohle, die schwimmt und raucht. Hunderte vonMännern sind in diesem Eisenrumpf gebettet. Tausende anderefinden auf der Erde bei Insekten, Mäusen und Würmern ihrenschlaf. Kanonendonner könnte sie erschüttern, sie würden sich nichtaus ihren Träumen wecken lassen. Da tönen plötzlich in wildemGewirr Klageschreie und Hilferufe, verzweifeltes Geschrei und angst-volles Heulen herüber. Man könnte glauben, daß alle Verdammtenin unfern Schlaf eingedrungen sind, um ihn mit ihren Schmerzenzu erfüllen. Vergebene Mühe. Wir werden unsere Ruhe nichtstören lassen. Der lange Klageruf, der über das Meer geht, istderselbe, den ehemals an den Gestaden ein armer griechischer Fischerkörte, wenn ihn, während er seine Netze einzog, Stimmen um-klangen:„Der große Pan ist tot! Der große Pan ist tot!"...Am nächsten Morgen vernahmen wir, als wir erwachten, denUntergang des„Goliath", der 600 Mann mit sich in die Tiefegerissen hatte..."Theater.Friedrich-Wilhelm städtisches Theater:.Eineunmögliche Frau", Schauspiel von Leo Lenz.In diesen Kriegszeiten, in denen sogar auf die harmlosen Fremd«Wörter Jagd gemacht wird und patriotische Literaten am liebsteneine Grenzsperre gegen alle ftemdländiscke Kunst errichtet sehenmöchten, bewirtete der Herr Verfasser sein Publikum mit einemSensationsstück von ausgeprägtem London- Newhorker Borstadt-theaterstil und erntete damit, trotz lähmender Sommergluten, großeBeifallsstürme. Ein Zeichen, welches darauf zu deuten scheint, daß derschlechte literarische Internationalismus, der abgeschmackte Dutzend-ivare vom Ausland importiert oder nach dessen Mustern nachahmt,indessen, wie man hoffen darf, zugleich der gute, der Wertvollesvermittelt, alle nationalen Schlagwortkannonaden zäh überdauerndürste.Geheimnisvoller Selbstmord, falscher Mordverdacht, Detektivs,dollarschwere Millionäre, strahlend weiblicher Edelmut, sich über-schlagend in romanhafte Verrücktheit— olle Ingredienzien, die zusenem primitiven Spektakelgenre gehören, waren aufgeboten. EinNew Dorker Geldmann, welchen sein Sohn durch eine Heirat mitder besten aller Schenkmamsells gekränkt hat, figuriert als ab-schreckendes Beispiel der Väter, wie sie nicht sein sollen. Im Grunddes Herzens scheint er sich der Mordanklage wider seinen Sprossenbeinah zu freuen, da sie den bündigsten Beweis führt, wohin sonstwohlgeratene sunge Leute infolge von Ungehorsani undvon Mesalliancen kommen können. Würdig steht ihm derdie Untersuchung leitende Kriminalkommissar zur Seite. Alsder junge Mann beim Verhör seine Unschuld hartnäckig be-teuert, hypnotisiert er ihn vor Zeugen und spricht ihm dasGeständnis vor, das jener willenlos nachplappert. Und niemand merktdie Gaunerei. Ohne die edelmütige Alice wäre JeffrieS junior der-loren. Sie belagert den berühmtesten Advokaten New Jorks, vondem sie Wunder hofft, solange, bis er die Verteidigung annimmt.ringt ihres Robert jugendlicher Stiefmutter, die ein Verhältnis mitdem angeblich Ermordeten hatte, einen dessen Selbstmord bezeugendenBrief ab, gibt sich, um den Ruf der Dame zu wahren, selbst alsEmpfängerin des Schreibens und damit als Geliebte des Toten aus.So ist nun einmal dieser Engel. Lieber will sie sich von dem Ge-retteten scheiden lassen, als durch ein Wort von ihm die Stiestnamazu kompromittieren. Jedoch am Ende findet die Tugend ihren Lohn.Bis es zu dieser heiß ersehnten Lösung kam, war es 11 Uhr geworden.In den Hauptrollen, die ziemlich alle so unmöglich waren wiedie unmögliche Titelheldin, wirkten die Damen Calvo-Ramskaund B r a t t, die Herren Werbke, Stock und Kaiser, derden Advokaten mit einem Ton natürlicher Jovialität belebte, ckt.Schach.A. Burmeister.ll 2}— TPCI l)In dem 1316 zu New Jork abgehaltenen amerikanischen Meister-turnier ist Capablanca erster und Marihall zweiter geworden. Dieweitere Reihenfolge ist: ChajeS, Kuptschik, Eduard LaSker.Das Schachjahrbuch 1914 von L. Bachmann ist bei C. Brügelu. Sohn in Ansbach erschienen. Preis 3 M.Dem.Deutschen Wochenschach" entnehmen wir nachstehende imNovember zu Moskau gespielte Partie. Anmerkungen teilweise vonA l e ch i n.Wiener Partie.A. Alechln. 0. Bernstain.1. e4, e5; 2. 8e3, Sc6: 3. hei,Sk6.4. ck2— ckS5. Lol— e36. LeSXoS7. Sgl— e28. Ddl— d29. Lc4Xe6LkS— c5(Lb4!)d7— d6(Lb6I)d6Xc5Dd8— d6Lo8— e6(a6I)Dd6Xe6Mit S. Sb5 nebst LXL hätte Weißf7Xe6 mit Bauernzerrüttung erzwingen können.10. 0—0 0—0—011. b2— HZ.....Um c5— 64 zu berücksichtigen.26.11.12.{2— f413. Tal— el14. h2— hS15. Dd2Xe216. TflXW17. De2— f218. Sc8— d519. Sd5— e320. Tf4— h421. Df2— f522. Tli4— h523. D{5— g424. Dg4Xh525. Se3— c426. Dh5— 15Bernstein gibtSXS;Ko8— b8Sc6— d4Th8— e8Sd4Xe2teöXWSf6— d717—16o7— c6Sd7— e5Deö— g8Se5— g6Te8— e5Te5Xh5Sg6— e5Td8— e8Kb8— o7hier mit Recht27. bXc4. b6;28. Dd7, Tc8 nebst Xc7 als Remis an.27. 1)15—1428. Di4— g329. Tel- 1130. Sc4— e831. S 68—15Dg8— e6TeS— e7Kc7— 08Te7— d7Deö— g8Aus Dn könnte DXS! nebst SdSffolgen.32. Dg3— 12 b7— b6Aus Dk8 wäre b3— b4 gefolgt33. a2— a4 Dg8-1834. Tll— el 1)13—17In Betracht kam a7— aS.35. a4— a5 g7— g636. 815—6337. aoXbö38. Tel— 1139. Tll— al40. Tal— aß1)17-66a7Xb6Td7— 17KcS— b8T17— a71Bei richtiger Fortsetzung hätte dicSden Angriff gebrochen.41. Ta6Xb6t Kb8-o8?Richtig war: 41...... Ka8!;42. Sd5, Talf; 43. Kh2, Dd6;44. g3(Auf Di4 folgte gß— g5),44...... Sd7; 45. b4I, SXT;46. bXc5, Deo; 47. SXSf, Kb7 zc.Eher zugunsten von Schwarz.42. Se3— d5 Ta7— alf43. Kgl— h2 De6— d644. 1)12-14.....Nicht Dg3 wegen 81341 nebstTblfl44...... Dd6— d8Stünde jetzt der schwarze Königauf a8 1(Siehe Zug Nr. 41) sokönnte g6— g5 geschehen, was beiKo8 wegen DlSf nicht geht. Auch44...... Sg4t genügt nicht, wegen45. hXg4, DXDf; 46. SXD, Kc7;47. SdSf I, cXd5; 48. TX16 JC.45. b3— b4! c6Xd546. Tb6Xf6 865-3747. T16— c6t Ko8— b748. 64X35 I)d8—b849. I)14Xb8s Kb7Xb850. b4Xc5 Tal— olDas Endspiel ist für Schwarz ver-loren.51. 33-3452. 35-3653. To6— bß54. c5— c655. Tb6— a656. g2— g457. Kh2— g258. Kg2— 1159. KU— e260. Taß— aSf!Mit Kd2, Se4t war noch nichtserreicht.60...... KbSXaS61. 36—37 Tc3Xc662. 37— dSDf und gewannnach wenigen Zügen.To1Xv21)37-16Kb8— c8Tc2— c4Kc8— b8— g504—021To2— elfToi— c3kleines Feuilleton.Die Marseillaise mit Hindernissen.Daß die Militärmusiker, die man zumeist im Kampfe fürminder gefährdet hält, zuweilen auch in recht unangenehme Situa-tionen kommen können, zeigt die nachfolgende hübsche Geschichte, dieein Berichterstatter des„Echo de Paris" von dem Schützengraben-abenteuer einer französischen Militärkapelle zu erzählen weiß.Man hatte die Instrumente dieser Musikkapelle wie gewöhn-lich im Quartier zurückgelassen; denn jedermann weiß ja, daß ander Front die Musiker nur selten und überhaupt nur bei besonderenGelegenheiten spielen. An jenem Tage aber, von dem hier erzähltwird, mußten die Instrumente aus den Quartieren herbeigeholtwerden; denn es handelte sich diesmal wirklich um eine besondereGelegenheit: nämlich um den entscheidenden Sturmangriff auf einewichtige feindliche Stellung. Dabei sollten die Musiker mitwirken,um durch ihre Kunst den Mut der Kameraden anzufeuern und zubeleben. Die Musiker lagen in der zweiten Schützengrabenlinie.Noch war die zum Angriff bestimmte Stunde nicht gekommen. In-zwischen platzten die Schrapnells in der Luft mit der Regelmäßigkeiteines Metronoms und gaben ihren verständnisvollen-st.-Ton als un-willkommenen Kammerton an. Plötzlich schlug eine Granate inden Schützengraben ein, mitten unter die Musiker und ihre Jnstru-mente. Ihr folgten schnell hintereinander zehn weitere Granaten,die den Graben vollständig verschütteten. Zwei Musiker stürzten,tödlich getroffen, zu Boden; einige wurden verwundet, und dieübrigen brachten sich, so gut es ging, in Sicherheit. Während sichdie französischen Soldaten um die verwundeten Kameraden be-mühten, kam der Befehl zum Sturm.„Spielt die Marseillaise",schrie man den Musikern, die nicht Reißaus genommen hatten, zu.Der eine von ihnen, Schüler eines Pariser Konservatoriums, griffnach seinem Saxophon, setzte das Mundstück an und begann zublasen. Aber der Mechanismus des Instrumentes war durch einenGranatsplitter zertrümmert, und nur noch ein armseliger, win-selnder Ton entrang sich dem Instrument. Aber der Musiker ließsich dadurch die Laune nicht verderben. Mit aller Lungenkraft, oieer aufbringen konnte, blies er, ohne sich eine Pause zu gönnen,sein Instrument.„Neben mir," so schrieb er am folgenden Tageeinem seiner Freunde,„betätigten sich noch ein Klarinettist, einBassist, ein Hornist und ein Pistonbläser. Arme Marseillaise! Nochnie wurde sie wohl so jammervoll von fünf erslböpften Musikantenauf halb invaliden Instrumenten geblasen, wie beim gestrigenSturmangriff. Ich begnügte mich damit— was blieb mir auchanderes übrig—, auf dem einzigen Ton, der meinem Saxophonnoch geblieben war, den Rhythmus zu markieren."—„Ich weißnicht," fügt der französische Journalist hinzu,„ob dieser Konser-vatoriumsschüler beim letzten Prüfungsabend einen Preis davon-getragen hat; ich weiß auch nicht, ob er in seiner zukünftigenKünstlerlaufbahn große Erfolge davontragen wird; aber das eineweiß ich: er wird nie in seinem Leben ein größeres Kunststückfertig bringen, als dies, daß er mitten im blutigen Getümmel aufseinem beschädigten Saxophon den Rhythmus der Marseillaisemarkierte."_Die Zahlen ües Weltkrieges.In einer Reihe anschaulicher Tabellen stellt W. Michaelis in derZeitschrift„Ueber Land und Meer" das gewaltige Völkerringen dieserTage in seinem Zahlenbilde dar. Nicht weniger als 21 700 000Mann stehen im Weltkriege einander gegenüber, von denen auf feind-lichcr Seite 12 820 000 und auf unserer seite 8 950 000 Mannaufmarschiert sind. Diesem gewaltigen Landheere entsprichtdie Flottenstärke von 1915, die auf feindlicher Seite mit113 Linienschiffen, 87 Panzerkreuzern, 128 kleinen Kreuzern.704 Torpedobooten, 179 Unterseebooten und 231 verschiedenen Schiffen,auf deutscher Seite mit 56 Linienschiffen, 17 Panzerkreuzern,56 kleinen Kreuzern, 358 Torpedobooten, 40 Unterseebooten(dieZahl der neuen deutschen O-Boote ist unbekannt) und 139 ver-schiedenen Schiffen angesetzt wird. Zusammen find es 2108 Schiffs-einheiten, von denen 666 auf Großbritannien und 415 auf Deutsch-land entfallen. Die gegen Deutschland kämpfenden Staaten(beidenen Jitalien noch nicht mitgerechnet ist) enthalten 67 MillionenQuadratkilometer und fast 800 Millionen Einwohner, die Staatenauf deutscher Seite umfassen rund 6 Millionen Quadratkilometer und150 Millionen Einwohner. Der halbe Erdkreis und viel mehr alsdie Hälfte der Erdbewohner ist am Kriege beteiligt.Besonders bemerkenswert ist die Statistik der Kosten des Völker-krieges. Die täglichen Kriegskosten der bisher am Weltkriege be-teiligten zehn Staaten sind rund 169 Millionen Mark. Vom Aus-bruch des Krieges bis zum 1. April 1915 betrugen die Kriegskosten40 Milliarden Mark. Von Italien abgesehen, belaufen sich dieKriegskosten für eine' Kriegsdauer von 12 Monaten somit auf60 Milliarden Mark. In Reichsbanknoten zu 1000 M. wären60 Millionen Banknoten erforderlich, um diese ungeheure Summezu bezahlen. Aufeinandergelegt würden die Banknoten eine Höhevon 6000 Metern erreichen! In Gold wiegen 60 Milliarden Mark24 Millionen Kilogramm; die gesamte Goldproduktion der Welt inden vergangenen 500 Jahren betrug nur 15 Millionen Kilogramm.Für das Deutsche Reich belaufen sich die direkten Kriegskosten aufrund 33 Millionen Mark pro Tag. Die Summe der Kriegskostendes Deutschen Reiches für kaum 40 Tage würde genügen, um diegesamten Kriegskosten der deutschen Staaten im Jahre 1870/71 zubegleichen. Die Kriegskosten Englands beliefen sich nach den Angabendes Ministerpräsidenten Asquith im Dezember 1914 auf rund vierMilliarden Mark, also wie bei uns auf etwa 33 Millionen Mark pro Tag,wobei die Kosten der englischen Kolonien nicht mitgerechnet sind.In ungefähr drei Monaten hat also England dieselbe Summe aus-gegeben, die der zwei Jahre und sieben Monate dauernde Buren-krieg gekostet hat. Die ganze mächtige Flotte Englands hat einenGeldwert von etwa 4 Milliarden Mark, also derselben Summe, dieder Krieg in vier Monaten erfordert hat. Die Kriegskosten Frank-reichs betragen nach einer Erklärung des französischen Finanz-Ministers Ribot täglich fast 36 Millionen Frank, wachsen jedoch an-dauernd. In den ersten sechs Monaten dcS Krieges hat somit Frank-reich rund 5160 Millionen Frank für Kriegszwecke ausgegeben.Deutschlands Nationalvermögen ist mit 320 Milliarden Mark dasgrößte der kriegführenden Staaten, dann folgen England mit260 Milliarden, Frankreich mit 234 Milliarden, Rußland mit172 Milliarden Mark._Hegen öen Sprachchauvinismus.Die Sprachreinigungsfexe werden in einer Zuschrift aus demFelde an das„Berl. Tagebl." gebührend abgefertigt:Das„Theater" soll sprachgereinigt weiden. Viel Arbeit! Mitsich selbst muß es beginnen. Die„Kritik", die es mit Unrecht alsseine natürliche Feindin betrachtet, wird eS nicht verschonen. Undzwischen Parterre und Galerie, zwischen Souffleurkasten und Sofilte(oder Rundhorizont), zwischem Komischem und Tragischem, zwischenRequisiteur, Inspizienten und Intendanten gibt es noch mehr nicht-deutsche Dinge, als eure Schulweisheit sich zunächst träumen mag.Was dem Theater recht ist, wird der„Musik", dem„Konzert",dem„Orchester" billig sein. Instrumente. Symphonien, Rhapsodien.Andante, Adagio, Allegro, Scherzo, Moll und Dur harren dann derTaufe. Und ob sich das„Variete", der„Circus" nicht auch regt?Mit Artisten, Jongleuren, Equilibristen, Gymnastikern, Athleten undClowns?Nur eins gibt zu denken: das doch immerhin ziemlich nationalwirkende„Militär" fühlt sich in seiner internationalen Haut offenbarsehr wohl. Gänzlich„ungereinigt" vollbringt es mit Armeen undMarine, mit Korps, Divisionen, Brigaden, Regimentern, Bataillonen,Kompagnien, Eskadrons, Batterien und Kolonnen, mit Infanterie,Kavallerie, Artillerie, Pionieren und Train, mit Kürassieren, Grena-dieren, Dragonern und Chevauxlegers, mit Offizieren und Unter-offizieren, mit Generalen, Admiralen, Kommandeuren, Gouverneuren,Chess, Majoren, Kapitänen, Leutnants und Sergeanten, mit Veteri-nären, Sanitätern und Lazaretten, mit Attacken und Patrouillen, mitMunition, Granaten, Schrapnells, Patronen, Sappen und Minen,mit Karabinern, Revolvern und Pistolen, mit Fronten. Offensivenund Defensiven, mit Haupt- und anderen Quartieren-, mit Exerzier-und anderen Reglements, mit Garde, Aktiven und Reservisten—kurz mit vielen gar nicht deutschen Worten doch gute deutscheTaten."_Notizen.— M u s i k ch r o n i k. Montis Operettentheaterverlängert die Spielzeit mit dem Alt-Wiener Singspiel„Hoheittanzt Walzer".— Vorträge.„An den Grenzen von Südtirolund Italien" heißt der Vortrag von Direstor Franz Goerke.der am Dienstag, den 15. Juni, zum erstenmal im WissenschaftlichenTheater der Urania gehalten wird und der in eigenen Aufnahmendes Verfassers in die Kampfgebiets des italienisch-ösierreichischenKrieges vom Ortler über den Gardasee zur Brennerstraße nach Süd-tirol und der neuen Dolomitenstraße führt.— Das Düsseldorfer Schauspielhaus bleibt, wiedie„Rhein.-Westf. Ztg." meldet, erhalten. Die Stadtverwaltungwill dafür sorgen, daß die Bühne von Frau Dumont weitergeführtwerden kann.—„Carmen" in Olmütz verboten. Der(deutsch-nationale) Gemeinderat der bekannten mährischen Stadt� Olmützverbot eine vom Tschechenverein geplante„Carmen"-Aufführung.Begründung: Werke von Dichtern und Komponisten, die einem mituns Krieg führenden Staate angehören, werden zur Darstellung i nOlmütz nichl zugelassen.Verantwortlicher Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln. Für den Inseratenteil verantw.: TH.Gl-cke.BerIin. Druck u.Berlag: Vorwärt» Buchdruckerei u. Verlagsanstalt Paul Singer St Co, Berlin SW.