Nr. 166.- 1915.

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Unterhaltungsblatt des Vorwärts

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Freitag, 23. Juli.

W. P. L.

fügung eines Teils der Bevölkerung wurden wurden 26 Sonder in den letzten Tagen neuerdings eine riesige Völkerwanderung eingesetzt züge" bereitgestellt, die im Laufe von 30 Stunden denn auch hat: Während der Kämpfe im westlichen Teil von Polen war bereits Die Judenvertreibung in Rußland . tatsächlich gegen 40.000 Personen beförderten. tatsächlich gegen 40 000 Personen beförderten. Welchen Anblick eine große Anzahl von Juden, die nicht selbst geflüchtet waren, aus­aber boten diese Sonderzüge"! Sie bestanden aus je 40 bis 70 gewiesen und nach Warschau verbracht worden, wo die jüdische Be­In der Kopenhagener Politiken" veröffentlicht der Ober- Güterwagen, die ein unerträgliches Bild furchtbarsten Jammers völkerung dieser Stadt natürlich nach Möglichkeit bemüht war, das mildern. rabbiner D. Simonson einen erschütternden Aufsatz über die boten. Männer und Frauen, Kinder und Greise, Gesunde und mit Los ihrer schwergeprüften Glaubensbrüder zn Leiden der aus den westrussischen Gouvernements eransteckenden Krankheiten Behaftete, Wohlhabende, Arme und alle Nun jedoch haben die Militärbehörden von Warschau den Befehl barmungslos verjagten russischen Juden. Der Verfasser be- möglichen Vagabunden sie alle wurden als lebende Fracht in erlassen, daß die gesamte Bevölkerung von Warschau , die seit dem tont, das Material stamme aus den glaubwürdigsten Quellen. unübersehbaren Massen irgendwohin in ferne, unbekannte Gegenden 1. Juli 1914 in diese Stadt zugewandert ist, sie unverzüglich zu Wir entnehmen der Schilderung hiermit den folgenden geschafft. verlassen und sich in die östlichen Gouvernements zu begeben hat. Auszug. D. R. Die Züge hielten nur selten; hielten sie jedoch, so stets mindestens Wenn dieser Befehl nun auch nicht gerade unmittelbar gegen die Schon bei Ausbruch des Weltkrieges war es für jeden Kenner einen Kilometer vom Bahnhof entfernt, so daß es den zahlreichen Juden gerichtet ist, jo liegt die Sache doch so, daß er in der Verhältnisse selbstverständlich, daß dieser Krieg innerhalb Hilfskomitees, die sich in aller Gile gebildet hatten, in zahlreichen allererster Linie einmal diese trifft, da sie den größten Teil der seit der russischen Grenzen über das russische Volt sicherlich Fällen unmöglich war, die Flüchtlinge auch nur mit den allernot- dem 1. Juli 1914 Zugewanderten ausmachen. Wie aber müssen sich alle die anderen russischen Juden fühlen, schweres Unglüd bringen würde, das größte jedoch, wie immer wendigsten Lebensmitteln zu versehen; in vielen Fällen glückte dies in solchen Fällen, über die russischen Juden. Es vermochte nur, indem man zu dem in Rußland ja keineswegs unbekannten die innerhalb der Grenzen des russischen Reiches leben, und die man diesen nichts zu helfen, daß gegen 400 000 jüdische Soldaten Mittel der Bestechung griff. 3u all dem Jammer, den diese Trans- nun, nachdem sie in opferwilligster Weise unsagbare Opfer an Gut unter den russischen Fahnen standen, und daß die jüdische Bevölke- porte als Gesamtbild boten, tamen nun die Hunderte und und Blut gebracht haben, schlechthin als Spione und Baterlands­rung seit Ausbruch des Krieges in Worten und Taten eine Loyalität Tausende von Einzelfällen: in der Hast und Eile, mit der verräter bezeichnet, und wann endlich soll dieses entsetzliche Drama der Fortzug müssen, waren Fortzug hatte vollziehen zur Schau trug, die, wie verlautet, selbst an vielen maßgebenden sich viele des jüdischen Volkes einmal enden. Stellen außerordentlich überraschte. Das Unglück für die Juden Familienmitglieder voneinander getrennt worden, so daß man war eben, daß der Krieg in Gebieten geführt wurde, in denen der nun überall auf klagende Menschen stieß, auf Mütter, die ihre größte Teil der Bevölkerung aus Juden bestand, was zur Folge Kinder suchten, auf Kinder, die nach ihren Müttern schrien, hatte, daß diese Bevölkerung wohl oder übel mit in den Brennpunkt und auf Familienväter, die ihre sämtlichen Angehörigen verloren der Kriegswirren hineingezogen wurde. Hierzu kam dann nach den hatten. Nur der allergeringste Teil der Ausgewiesenen konnte in russischen Mißerfolgen nur allzu bald noch der Umstand, daß man, den bereitgestellten Zügen untergebracht werden; Tausende und um eine plausible Erklärung verlegen, furzweg die Juden beschul- Abertausende waren gezwungen, auf Leiterwagen davonzufahren, digte, sie hätten fortgesetzt den deutschen Armeen Spionagedienste für die oft geradezu märchenhafte Preise( 80-100 Rubel) be­geleistet. Nachdem die Juden bereits Wochen und Monate lang vorher in jeder nur erdenklichen Weise von den russischen Behörden drangfaliert worden waren, traf sie der Hauptschlag gegen Ende des vorigen Monats, indem die russischen Militärbehörden ohne den geringsten Anlag plöglich die Verfügung erließen, daß 200 000 Juden ihren bisherigen Wohnsiz unverzüglich zu verlassen hätten: so wurden die Gouvernements Kurland, Kowno und zum Teil auch das Gouverne­ment Suwalfi, die eine außerordentlich dichte jüdische Bevölkerung aufweisen, von den Juden, um den technischen Ausdruck zu ge­brauchen, furzerhand gesäubert".

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Die Wandlung.

Von Karl Bröger .

waren als bei Luciens Unfall. Allein sein Armstumpf erschien den Leuten nun einmal in einem besonderen Licht. Sie woben um den leerbaumelnden Aermel Georges Tartins einen Schein von Ruhm, vor dem Lucien Simblot und sein Schicksal verblaßten.

Ein dumpfer, unterirdischer Groll nagte an Lucien Simblot. Er fand sich beschämt zurückgesetzt, unbeachtet. Schon einmal waren ihm solche Empfindungen aufgestiegen, damals bei der Gestellung. Als die Freunde und Bekannten an jenem ersten Augustsonntag nach der Garnison zogen, batte ihr Taumel auch ihn ergriffen. Lucien sah sich auf einmal wieder in der stattlichen Uniform der 8. Dragoner , bei denen er seine Jahre abgedient hatte, und eine heftige Sehnsucht wachte in ihm auf, einen Pferdeleib zwischen die Schenkel zu drücken. Ein wunderlich unzufriedenes Gefühl trieb ihn, die Freunde bis zur Stadt zu geleiten, und nur schwer trennte er sich am Kasernentor von ihnen. Was ihm bisher Schicksal schien seine Verstümmelung erschien ihm jetzt als gegen seine Person gerichtete Bosheit. Zornig schüttelte er den leeren Rodkärmel, und es tam ihm vor, als schmerzte der traurige Stumpf.

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Früher galt Lucien Simblot allgemein als Glüdspilz. Bar zahlt wurden; andere wiederum, die keinen Wagen aufzutreiben er doch der einzige von seiner Belegschaft, der bei dem furchtbaren Die Witwen der toten oder den hohen Fahrpreis nicht zu erschwingen vermochten, eilten, Unglück auf Zeche Salomines" davontam. mit ihren wenigen Habseligkeiten beladen, so schnell wie Werkskameraden sagten ihm das oft genug, und dabei betrachteten sie Lucien gab zu, daß möglich auf den Landstraßen von dannen. Es war ein grausiges seinen Armstumpf mit fast neidischen Blicken. Bild: auf allen Wegen, die von Westen, Südwesten und Norden eine ganz wundersame Vorsehung über ihm gewaltet haben mußte. nach Wilna führten, zogen endlose Karawanen von hochbeladenen Aber er hatte nichts dagegen, wenn ihm jemand dieses Glück als und vollbesetzten Wagen dahin, und die Leute, die auf ihnen saßen, Verdienst anrechnete und mit Ehrfurcht von Lucien Simblot sprach, wußten einer so wenig wie der andere, wohin. So kam es, daß die dem einzigen Ueberlebenden von Courrières . Das war nun anders geworden. Niemand achtete mehr Wandernden und Fahrenden binnen furzer Zeit die kleinen Städte und Maritflecken überschwemmten, in denen sie Erlaubnis hatten, sonderlich auf ihn, seit der Krieg da war und Hunderte armlos einen kurz bemessenen Aufenthalt zu nehmen, so daß plöglich machte. Seit vier Tagen weilte Georges Tartin in Bully, anstatt einer ständig umringt von einem Bekanntenschwarm. Die Frist, die man den Unglücklichen einräumte, schwankte Orte wie Schośli, Jewje, Schirwonty usw. Jeder will zwischen 8 Stunden( Schawli) und 30 Stunden( Kowno ). Allein im Einwohnerschaft von 800 bis 1000 Seelen eine solche von wissen, wie und wo Georges den Arm gelassen hat, und Gouvernement Kowno wurden um diese Zeit über 160 000 Personen 5000 bis 6000 aufzuweisen vermochten. In der Synagoge Georges ist nicht der Mann, zu schweigen. Schwungvoll und ausgewiesen, deren Schicksal als besonders hart betrachtet werden von Schosli waren einige Zeit hindurch über 800 Personen auf mit bedeutendem Gestenaufwand berichtet er von seinen Heldentaten. muß, wenn man sich vergegenwärtigt, daß fast eine jede dieser engem Raum zusammengepfercht und trotzdem die jüdische Bevölkerung Zwar hat auch er nicht mehr verloren als Lucien Simblot, und, jüdischen Familien einen oder mehrere Angehörige unter den russischen den Flüchtlingen bereitwilligst alle nur zur Verfügung stehenden wer weiß, ob die Umstände, unter denen es geschah, schrecklicher Fahnen stehen hat. Räumlichkeiten überließ, verschlug dies doch alles nichts, so daß der Augenzeugen, die der Durchführung des Erlasses beigewohnt größte Teil der Ausgewiesenen gezwungen war, in den umliegenden haben, berichten von geradezu grauenvollen Bildern. Man glaubte Wäldern unter freiem Himmel zu übernachten. Als die befohlene sich in das Mittelalter versetzt, wenn mant die endlosen Räumung der genannten Gouvernements einsetzte, bestürmte eine Züge der russischen Juden sah, die aus allen Städten der erwähnten große Anzahl von Vertretern des Handels und der Industrie den Gouvernements innerhalb weniger Stunden verjagt worden waren, Finanz- und Handelsminister mit der Bitte, daß man doch ohne daß irgend eine Ausnahme gemacht worden wäre: Kinder und zum mindesten das Besitztum der Ausgewiesenen vorläufig unter Greise, Schwangere und Wöchnerinnen, Sterbende und Wahnsinnige, staatliche Bewachung nehmen möge, desgleichen wurden Abordnungen Krüppel und Blinde fie alle traf dasselbe grausame Los. Es der Petersburger jüdischen Gemeinde, mit dem Dumaabgeordneten war völlig gleichgültig, ob eine Familie nachweisen konnte, daß so Friedmann an der Spize, beim Premierminister Goremylin und dem und so viele ihrer Angehörigen draußen an der Front kämpften; Minister des Innern Maklotow vorstellig mit der Bitte, die Un­ja man ging so weit, nicht nur jüdische Soldaten, die sich auf schuldigen vor den furchtbaren Prüfungen zu bewahren. dem Wege der Genesung befanden, auszuweisen, sondern Erst am 22. Mai, als das Unglück bereits geschehen und die selbst solche, die noch in schwerverwundetem Zustande in jüdische Bevölkerung ausgewiesen war, wurde der Ausweisungsbefehl den Lazaretten lagen. Gleichzeitig mit diesen mußten selbst zurückgezogen, wenn auch unter den denkbar entwürdigendsten Be­verständlich sämtliche jüdischen Aerzte und Pfleger die verbotenen dingungen: der Militärgouverneur, Fürst Tumanow, dem die betreffenden Gebiete verlassen, die jüdischen Hoipitäler und Siechenhäuser wurden Gouvernements unterstellt waren, erklärte einer jüdischen Ab­geschlossen, und Städte wie Kowno , Ponewjesch und Wilkomir, die ordnung, die bei ihm vorstellig wurde, daß er die Erlaubnis zur eine vorwiegend jüdische Bevölkerung hatten, waren im Laufe von Rückkehr der Juden nur geben werde, falls diese sich damit einver- Wochen waren vergangen. Lucien Simblot saß in seinem Pförtner­wenigen Stunden wie ausgestorben. In Verzweiflung über die standen erklärten, eine Anzahl von Geiseln, bestehend aus Rabbinern haus am Zecheneingang, erwiderte die Grüße der Vorübergehenden ihnen angetane Unbill, Ungerechtigkeit und Schmach vernichteten und anderen angesehenen und wohlhabenden Juden, zu stellen. Er und unterhielt sich mit den wenigen Arbeitern, die zurückgeblieben viele der Ausgewiesenen mit eigener Hand ihre Wohnstätten und fügte hinzu, die Abordnung möge im Falle ihres Einverständnisses waren, von den Ereignissen. Die Schlacht an der Marne war ge­Lucien aus Freude über den ererbten Hausrat, den sie doch nicht mitzunehmen vermochten, der Bevölkerung in deren eigenem Interesse einschärfen, daß die wesen, auch der Rausch, den sich Seit einigen Tagen war die bei welcher Gelegenheit in vielen Fällen unschägbare künstlerische Geiseln, falls der geringste Fall von Verrat festgestellt werde, den Sieg angetrunken hatte. Werte zugrunde gerichtet wurden. ohne alle Umschweife auf der Stelle an den Galgen gehängt würden. friedliche Gegend von unruhigen Gerüchten erfüllt. Die Angst, daß der Das schlimmste jedoch war, daß der Erlaß der Militärbehörden Nach langwierigen Verhandlungen wurde man sich dabin einig, den Krieg auch nach Bully kommen könnte, eilte den Tatsachen mit Riesen­nicht allein auf Ausweisung lautete, sondern zugleich auch bestimmte, Vorschlag des Fürsten abzulehnen, da er einen Fleck auf der jüdischen schritten voraus und warf Aufregung in jedes Haus. Und an einem daß die Ausgewiesenen in die östlichen Teile des Ansiedelungs- Ehre bedeuten würde, und mit diesem Augenblick wurden etwa schönen Morgen des endenden September standen die Einwohner bezirks, also in die Gouvernements Tschernagow, Poltawa , Jefates 200 000 Juden heimatlos... von Bully vor ihren Häusern und schauten dem Durchzug der eigenen rinoslaw und Taurien auszuwandern hätten. Obwohl es nun Es hat fast den Anschein, als sollte die jüdische Bevölkerung von Truppen zu, die sich in stundenlanger Kolonne vorbeischoben. Lucien noch dazu in Rußland ! von vornherein völlig unmöglich er- Wilna von dem Los ihrer unglücklichen Glaubensgenossen einstweilen lehnte an der Mauer seines Pförtnerhauses, zog angestrengt an der scheinen mußte, die Ausweisung der Juden nach dem fest- verschont werden und zwar auf Grund der Fürsprache des Stadt Zigarette und lächelte dazwischen unsicher, wenn ein Zuruf aus dem geichten Programm durchzuführen, so wurde doch in dieser kommandanten, der sich für sie in weitgehendstem Maße verbürgte. Glied zu ihm herüberflog. Er empfand jeden einzelnen Soldaten, Beziehung nicht die geringste Rücksicht genommen. Zur Ver- Dies hat jedoch nicht zu verhindern vermocht, daß in diesen Gegenden der an ihm vorbeischritt, als stillen Vorwurf eigenen Unvermögens, Leben leichter zu machen durch die Tyrannei von Zahlen einzigen, winzigen Punkt zu richten vermochte, den neben­und Ziffern. sächlichsten von allen vielleicht, den ich mit großer Klarheit Kaum ward ich von dem Legate in Kenntnis gesezt, sab, während ich all das andere Dunkle, Chaotische im Unbe­als bereits ein Schreiben des Rechtsvertreters des Herrn mußten tumultuarisch durcheinander wogen ließ, bis sich die Samuel Ward mit der Mitteilung einlief, er müsse 1500 aufgeregten Geister von selbst etwas gebändigt und beruhigt Dollar sofort ausbezahlt erhalten, oder ich hätte auf Herrn hatten. Es ist mir diese Fähigkeit oft als Phlegma von Artur Wards Legat zu verzichten. Ich wußte zwar nicht, daß lächerlicher Unerschütterlichkeit ausgelegt worden; sie hat aber Beziehungen sind, wie mir Herr Ward oft sagte, durch eine meines Temperamentes, das, wenn es allzusehr erregt wird, der Sohn dem Vater etwas schulde, denn alle ihre finanziellen eine ganz andere Ursache: ich suche sie in einem Uebermaße Reihe von Versicherungspolicen auf Herrn Arturs Leben zu- plöglich in Starrframpf verfällt und nur den objektiven gunsten des Herrn Samuel geregelt, ich hatte aber weder Verstand freiläßt. die Veranlassung, die Richtigkeit dieser Angaben zu be- So ging es mir auch hier; das Nächstliegende sah ich weifeln, noch den Wunsch, mir dieselben beweisen zu lassen. wunderbar flar- so finstere Nacht auch sonst in mir herrschen Dadurch geriet ich in eine etwas schwierige Lage; denn ich mochte. Ich ließ mir Porfirio kommen und wiederholte ihm wußte weder, wie ich die 1500 Dollar schaffen, noch wie ich noch einmal alle Instruktionen, die ich ihm am Tage zuvor die Anteilscheine des Imparcial zu Geld machen sollte. Ich gegeben, und ging mit ihm über das ganze Werk. dachte deshalb schon daran, auf Herrn Arturs Legat zu ver­zichten und mir sein Andenken als einziges teures Erbteil zu

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Die Erweckung der Maria Carmen.

Von Ludwig Brinkmann.

Heute lache ich bereits über Tozo und seinen dummen Streich und kann mir kaum erklären, wie meine Nerven, mein Mut und meine Energie unter einer so banalen Kleinig­mein Mut und meine Energie unter einer so banalen Kleinig fcit so vollständig haben zusammenbrechen können. Ich bin wieder ein anderer Mensch geworden; mich er. füllte ein Gefühl höchster Befriedigung, als ich das Werk fortschreiten sah, und ich machte mich über die Schwarmgeister lustig, die mich gequält. Von einem Baume hatte ich mir bereits am Morgen ein paar Mangoblüten abgebrochen, deren Duft mich seltsam belebte; ich dachte an den Garten Borda und die Gedanken, deren fühner Flug mich damals mit fort­gerissen. Dieser schöne, stärfende Duft!

Und doch war ich niedergebrochen. Mit vollem Rechte: mein Schidial hatte sich in diesen Tagen entschieden; es war alles zerstört, nicht durch den unwürdigen Streich eines indianischen Buben, sondern durch die Ereignisse, die sich fern, fern von hier begaben.

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bewahren.

Es schien mir daher wie eine wirkliche Fügung des Himmels, daß ein Herr Charles Powell aus San Antonio , Teras, der wie Sie durch Herrn Samuel Ward an mich ge­wiesen war, mir 2500 Dollar für die beiden Anteile offerierte, welches Anerbieten ich, durch die Umstände gedrängt, auch sofort annahm.

Soll man da nicht an Vorahnungen glauben? Die dünne Luft, der ferne Blic, die Klarheit des Hochgebirges macht uns weitsichtiger in der Seele ich habe den Zusammen­Ich empfehle Ihnen nun, sich an den genannten Herrn bruch wohl gefühlt. Der fleine Sohn meines Wirtes Cypriano brachte mir zu wenden, der möglicherweise auf Ihr so viel glänzenderes Briefe auf den Berg, wichtige, ichwerwiegende Nachrichten! Anerbieten eingehen wird. Der eine war von Herrn Ward sen. an Dickinson. Er Indem ich Ihnen aber nochmals für Ihre große Freund­teilte ihm mit, daß sein ungeratener Sohn nicht ihn, seinen lichkeit danke, verbleibe ich Bater, sondern eine Schullehrerin in Chicago , Fräulein Mabel Thomas, zu seinem Universalerben eingesetzt habe. An sie müsse sich Dickinson wegen des Anteiles an der Silber­mine wenden.

Der andere war von der Lehrerin aus Chicago : .Sehr geehrter Herr!

Ich danke Ihnen für Ihr freundliches Schreiben. Zu meinem größten Bedauern bin ich nicht mehr in der Lage, Ihnen troß Ihres sehr verlockenden Anerbietens von 12 500 Dollar die beiden Anteilscheine der Imparcial Mining Com­pany Limited abzutreten da ich sie nicht mehr besize.

Hochachtungsvoll

Mabel Thomas."

Nun wurde mir auf einmal volle, schredliche Klarheit. Mechanisch nur las ich weiter. Eine Reihe von Ge­schäftsbriefen, deren Inhalt ohne Belang war. Eine furze Notiz von Dickinson, der sein Bedauern ausdrückte, nicht in unsere Gesellschaft eintreten zu fönnen. Schließlich ein paar Seilen von Bowell mit der Nachricht, daß er im Begriffe sei, nach Südmerifo abzureisen.

Auf dieses letzte Blatt hatte Stuart in seinen mächtigen, unbeholfenen Zügen, wie seine Art zu schreiben ist, gemalt: Teurer Freund Jetzt sind wir fertig mit der Welt! Romme sofort hierher, damit ich Dich noch einmal sehe, bevor Dein John." ich mit 3. D. entfliehe.

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Herr Artur Ward ist nicht nur in seinem Leben, das in so blühender Jugend abschloß, von dem schweren Geschicke, durch Zahlen und Ziffern in allen seinen Wünschen und Hoff­nungen enttäuscht zu werden, verfolgt worden; auch nach Ich habe nich oft darüber gewundert, daß ich, wenn ich seinem Tode wurde ihm sein letter Wunsch versagt, einer einmal nicht ein noch aus wußte, wenn zu viele Eindrüde Freundin, die feinem Herzen nahe stand, den Kampf um das auf mich hereinstürmten, meine Aufmerksamkeit auf einen

Du mußt nun für ein paar Wochen allein weiter­schaffen, Porfirio. Ich beweise Dir dadurch großes Ver­trauen, und ich hoffe, daß Du mich nicht enttäuschest. Jeden Sonntag kommst Du zur Maria Carmen, um zu berichten und Lohn für die Leute zu holen. Vielleicht sende ich einen Vertreter; doch das weiß ich jetzt noch nicht mit Bestimmtheit. Aber ich hoffe, daß Du auch ohne einen solchen fertig wirst. Zudem kommen ja bald Monteure, um die Röhren zu ver­binden und die Maschinen in dem Hause aufzustellen!"

Porfirio versprach alles richtig zu tun und sich jede Mühe u geben.

,, Vor allen Dingen halte aber die Leute an, daß sie vorwärtskommen! Du weißt, wenn man nicht immer hinter ihnen steht, fangen sie an zu schlafen. Wenn ich wiederkomme, hoffe ich das Haus unter Dach und Fach zu sehen, damit wir dann anfangen können, die Leitungen von hier nach Taviche zu ziehen!"

Ich bezahlte Cypriano, was ich ihm schuldete, padte meine geringen Habseligkeiten zusammen und gab ihm den Auf­trag, sie mir zum Hause der Maria Carmen nachzusenden. Marina hatte gehört was vorging und fam zu mir herein. ,, Euer Gnaden wollen fortgehen?"

" Ja, mein Kind, leider! Ich habe Geschäfte im Tale. Wirf­lich, es tut mir sehr leid das Gebirge zu verlassen, das ich, seitdem Dein teurer Tozo mir darin auflauert, so lieb ge­wonnen habe!"

Marina begann zu schluchzen.

,, Bist wohl traurig, Marina, daß der gute Mann nun feine Gelegenheit mehr hat, nich ganz umzubringen? Nun ja ich bin es fast felbst; er aber braucht nur in das Tal zu fommen, da bin ich stets zu finden!" ( Forth folgt.)

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