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Nr. 177.- 1915.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts Jonuerstag, 5. Auguft.

Im russischen Dorfe.

Ein bezeichnendes Stimmungsbild veröffentlicht J. Dhunem im Rjetsch". Der Hauswirt, bei dem ich einige Tage wohnte, war der Dorf­advokat. Bis zum Striege machte er unorthographische Schriftiäze, und jetzt sizt er bis an den Hals in Arbeit. Von morgens bis in den späten Abend hinein drängt sich das Volk zu ihm. Er dreht fich bald nach rechts, bald nach links und schreit die Leute an.

" Was triechst Du denn bis an den Schreibtisch heran, weißt Du nicht, daß die Reihenfolge innezuhalten ist?"

Gewiß, Leonty Petrowitsch, aber ich habe keine Zeit, zu Hause find die kleinen Kinder allein. Höre mich, bitte...

Ich kann nicht. Jeder nach der Reihe!"

Und der schäbige Schreibtisch wird immer dichter belagert, während der Hausherr mit aufgeknöpftem Rod und Hemd dasißt und mit der linken Hand die Münzen von jedem entgegennimmt und sie in eine Holzschale tut, die auf einem Bod neben ihm steht. Unter denselben werden von den Klinten auch Naturalien hingelegt, wie Eier, Schinken und Butter für die Ratschläge und Auskünfte, die fich immer darum drehen, ob Mitjta schon in diesem Jahre mitgehen muß oder erst im nächsten." Den ganzen Tag höre ich Fragen wie folgende: " Wanjka ist doch meiner Ansicht nach erst fechzehn, wie kommt es, daß er einberufen wird, kannst Du nicht, Väterchen, seine Jahre richtig stellen?"

Wer zwanzig Ropeken bezahlt, dem feßt der Dorfadvokat aus­einander, welche Vorteile er noch wahrzunehmen hat, ehe der Sohn wirklich auszurüden braucht. Er ist selbst sehr stolz auf sein viel feitiges Wissen und Können, obgleich er kaum mit dem Lesen und Schreiben fertig zu werden vermag. Zu mir sich wendend, sagte er plöglich:" In welchem Band das alles steht, das weiß ich nicht, aber die Praxis, die Erfahrung, das ist auch eine Gabe!" Den Kopf stolz zurückwerfend sammelt er fortgefeßt das Honorar ein und wirft mit Ausdrücken herum wie: Endgültige Entscheidung", Laut Senats= beschluß von 1881" usw.

Leonth Petrowitsch, solch einen Senatsbeschluß gibt es ja gar nicht!" bemerke ich kleinlaut. Er fängt vor Verlegenheit an die Raze zu beschimpfen und bittet mich lächelnd: Erzählen Sie uns etwas Neues aus der Hauptstadt!"

Warum wendet Ihr Euch nicht an einen zuverlässigen Menschen mit Euren Fragen?" fragte ich hinterbrein die Leute und erhielt die Antwort: Sehen Sie, Barin, in dem Papiere liegt jetzt die Kraft, und wir können es ja nicht lesen! Gibt man dem Betrowitsch einen blauen Lappen, so tann er es so herumdrehen, daß mein Sohn eigentlich noch gar nicht zu dienen braucht. Er hat dide Bücher, und da schlägt er nach und beweist, daß es so stimmt. Aber Chariton, der ihm einen Haufen Geld gegeben hat, ist dennoch bös hereinfallen, denn eines Tages tommt zu ihm der Gendarm und sagt: Komm mit ins Gericht, Du bist angeflagt, den Sohn von der Militärpflicht zurückgehalten zu haben!"

Kommt denn nicht einmal jemand aus der Stadt hierher, der Euch aufklären fann?" Wir sind einfache Leute und wissen von nichts. Fahren wir zur Stadt, so müssen wir dort rasch unsere Geschäfte erledigen, denn zu Hause fehlen die Arbeitskräfte, und man muß alles selbst machen. Wer von den Gebildeten herauskommt, gibt sich doch mit uns nicht ab, und so ist man dumm wie das liebe Vieh, und weiß nicht ein und aus in dieser schweren Zeit. Ja, wenn wir so einen rechten Menichen hätten!"

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Des Abends füllte sich wiederum das Zimmer des Leonty Petro­witsch mit Männern, Frauen und Kindern. Sie tamen alle die Zeitung hören". In einem Winkel ließ sich erst ein Streit ber­nehmen: Grischka, Du hast nichts bezahlt."" Doch ich hab' be­zahlt". Du ligst, Du willst alles umsonst hören, und wir haben bezahlt." Fünf Kopeten her, sonst wirst Du hinausgeworfen!" ruft der Hausherr in den Winkel hinein, dreht sich dann um, rückt den Samowar näher und beginnt mit Gefühl und Nachdruck eine alte zerfnitterte Zeitung zu lesen. Vor ihm türmte sich ein Haufen Kupfermünzen auf, die für das Leſen" ein gesammelt waren. Die Anwesenden hörten etwas bom General stab", von der Räumung Lembergs", von all den Voraussetzungen, die der Leser daran knüpft, und sie seufzten und stöhnten. Aber in den

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Die Erweckung der Maria Carmen.

Von Ludwig Brinkmann.

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Was blieb mir zu tun übrig? Maschinen waren nicht mehr im Berge, hätten auch nicht viel getaugt, da die elektrische Energie fehlte. Also zumauern das war das einzige. Ich eilte mit meinem Dellämpchen in den Berg hinein, fomme an den Schacht, flettere die Leitern hinab und werde aufgehalten; die untere Sohle war schon wieder fußhoch mit Wasser bedeckt; in sechsunddreißig Stunden hatte sich die Flut mit erschreckender Schnelligkeit gesammelt. Gewiß, in der Tiefe war alles verloren, bis die Pumpen wieder in Betrieb kamen, und der Schacht war natürlich auch nicht zu retten; aber sein Eingang konnte verschlossen und das Wasser, das sich in der ersten Sohle sammelte, mit Eimern und Wagen auf unserem Gleise herausgeschafft werden.

Ich bin die ganze Nacht im Berge geblieben und habe das allmähliche Steigen der Fluten mit Ingrimm beobachtet. Endlich, am nächsten Morgen, kam José mit ein paar Leuten; ich ließ zunächst die Kabel und Rohre aus dem Schachte herausnehmen, die Harris in seiner Eile oder aus Unwissen­heit darin gelassen hatte, und begann die Mauer- und Zimmerarbeiten. Ich kann Dir nicht sagen, wie unendlich langsam das Werk vor sich ging; die Leute waren plump und ungeschickt, vielleicht auch widerwillig; dazu fehlte es an allem Material, besonders an 3ement; furz, es nahm volle vierundzwanzig Stunden, bevor der Pfropfen in den Schacht gepreßt war, und zu meiner Zufriedenheit fiel die Arbeit längst nicht aus. Dann versuchte ich in der oberen Sohle eine Wasserhaltung durch Menschenkraft zu organisieren; ich ließ den kleinen Sumpf, der vorhanden war, beträchtlich er weitern, um eine größere Reserve zu haben, und instruierte José, der schließlich noch der zuverlässigste von den Leuten ist, wie er den schichtweisen Betrieb leiten sollte, bis der ver­brannte Generator wieder ausgebessert werden könnte. Mehr ließ sich für den Augenblick nicht tun.

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Augen aller war nicht nur eine gespannte Aufmerksamkeit zu sehen, polster, aus dem sich die weiblichen Organe, zwei kleine Griffel, sondern ein Schmerz, der die Seele erschütterte, ein verhaltenes erheben. Das Stempelpolster scheidet den Nektar oder Blütenhonig Leiden , dem kein Ausdrud verliehen werden konnte. Ach, wenn aus; es überdeckt den jungen Fruchtknoten, den wir stets unter­unser Senta nur lebendig wiederfäme!" feufzte jemand fummervoll halb der Blumenkrone erblicken, die daher in der botanischen Kunst­auf. Und meinst Du, ich hab' feinen Sohn dort. Rußland leidet, fprache auch oberständig" heißt. Zur Blütezeit strecken sich die und er denkt an seinen Sohn. Lies weiter, Petrowitsch!" Ich saß Stiele der Staubfäden, so daß ihre gelben Staubbeutel einige auf einer kleinen Bant neben der Türe. Unwillkürlich redeten die Millimeter die Doldenfläche überragen, die nun sogleich zum Leute mich an, als sie in später Stunde auseinander gingen. Ist Tummelplak zahlreicher Insekten wird. Die Dolde ist jetzt in der Deutsche start?" wahr, was Petrowitsch uns erklärt? Sagen Sie, bitte, ist das alles ihrem männlichen" Zustand, denn die weiblichen Organe derselben So ungefähr." Dolde sind noch flein und nicht empfängnisfähig. Demnach pudern Dann kommt wohl eine neue Mobilmachung. und man muß sich die lustwandelnden und Honig schleckenden Insekten auf der Stiefel einkaufen. Das tun wir nämlich jest alle zusammen, damit Unterseite voll Blütenstaub, ohne damit auf derselben Dolde irgend es billiger ist." ein weibliches Organ belegen zu können, mit anderen Worten: die Schüchtern näherte sich mir ein Bauer und flüsterte: Möchten Selbstbefruchtung( Autogamie) ist glatt verhütet. Darum haben Sie nicht hier bleiben? Sie bekommen gut bezahlt."" Wofür?" die Insekten aber den Pollen doch nicht umsonst aufgeladen. Denn Sehen Sie, wir brauchen einen Menschen, der den Bauer aufklärt, die Dolden blühen natürlich zu sehr verschiedenen Zeiten auf, so weiß er doch kaum, wer uns Freund, wer uns Feind ist! Man kann daß andere Dolden, auf die die Insekten nunmehr friechen oder aus der Haut fahren vor lauter Dummheit. Und Petrowitsch sagt, fliegen, sich im weiblichen" Zustande befinden. Nachdem nämlich wie es ihm paßt. Bald heißt es: die Juden haben schuld, bald wieder, sämtliche Staubfäden einer Dolde abgeblüht haben, entwickeln sich wir sind alle Brüder". Bir armen Blinden tappen wie im Dunkeln, und erst die weiblichen Organe, und die Griffel werden nunmehr mit die Beit ist ja so fürchterlich! Ueberlegen Sie sich's. Soviel wir irgend Blütenstaub von einer anderen Dolde belegt und die Aus­tönnen, wollen wir bezahlen. Unsere Kinder sterben für das Vaters bildung der Früchte gesichert. land, und wir wissen nicht einmal, wie groß es ist, wie weit es reicht. Petrowitsch schwazt davon, daß die deutsche Erde und unsere zwei Gouvernements sein werden, aber die Deutschen haben ja so viel Kraft, wir glauben's nicht! Der Krieg ist da, und wir können nicht einmal die Zeitung lesen und unseren Söhnen einen Brief schreiben. Es ist ein Elend, bis vor kurzem dachten wir, hier ist das Dorf Soloboje, dort Saratow , dann kommt Mostau, Petersburg, und dann hat die Welt ein Ende. Menschen, o Gott, wie nötig brauchen wir ihn!" Wir brauchen eben einen

Blühende Doldenpflanzen.

Auf Wiesen und Rainen, an den Rändern der Landstraßen und Feldwege, selbst auf den noch unbebauten, neu angelegten Straßenzügen der Großstädte, überhaupt überall, wo Pflanzen wuchern, stehen gegenwärtig die verschiedensten Arten der Dolden­gewächse in Blüte. Sie brauchen als Gattung oder Gruppe nicht näher beschrieben zu werden, denn auch der schlechteste Pflanzen­kenner unterscheidet diese Gewächse an den Dolden", die ihnen zur Blütezeit eine so auffällig gemeinsame Tracht verleihen. Aus einem gemeinsamen Bunfte entspringen eine Anzahl dünner, aber straffer, gerader Stiele, wie die Strahlen, die den aufgespannten Schirm stüßen. An ihrem Ende besitzt jeder dieser Stiele die gleiche schirmstrahlenartige Verzweigung in der Regel nochmals, und jedes dieser Stielchen zweiter Ordnung trägt eine winzige Blüte. So entsteht eine im Durchschnitt etwa handtellergroße, flache oder ge­wölbte Scheibe aus zahlreichen, meist weißen Blütchen, die in ihrer Gesamtheit so wirken, wie wenn eine einzige dieser winzigen Blüten in mehrmals hundertfacher Vergrößerung allein aus­gebildet worden wäre. Aber mit einer solchen großen Einzelblüte wäre diesen Pflanzen nicht gedient; ihr Bau verkörpert vielmehr den Grundsay, mit möglichst wenig Aufivand möglichst viele Samen zur Reife zu bringen. Es wird dabei weiter erreicht, daß die Zer­ftörung einer oder selbst vieler der kleinen Blüten die Ausbildung genügender Samenmengen für den Fortbestand der Art noch nicht gefährdet. Dem gleichen Prinzip dient auch der Bau und das Leben dieser kleinen Doldenblüten, die bei den meisten Formen des sehr artenreichen Geschlechtes im wesentlichen gleich sind, so daß die Doldenpflanzen eine Pflanzengruppe bilden, die an leber­einstimmung in ihrer Blütenbiologie" fast ihres gleichen suchen. Wir greifen nach der ersten besten Dolde, nach einer blühenden Petersilie, einem Dill oder Fenchel aus dem Hausgarten, oder nach der überall wildwachsenden wilden Möhre, der Stammpflanze der Mohrrube, die man schon an der großen Menge der sehr dicht stehenden kleinen Blüten erkennt( bis zu 25 Döldchen seßen eine Dolde von 800 Einzelblüten zusammen), und betrachten die weiße Fläche mit dem Vergrößerungsglase. Fünf kleine, an der Spize herzförmig ausgeschnittene Blumenblätter bilden die Krone. In den Winkeln der Blumenblätter stehen fünf Staubgefäße, deren Stielchen anfangs nach innen eingefrümmt sind. In der Mitte sehen wir eine hell gefärbte, polsterartige Erhöhung, das Stempel­liftige Streiche weiß, der nur zerstören kann, was Tüchtigere gebaut. Ich kann Dir nicht sagen, wie erbärmlich dieser Mensch mir da erschien, wie namenlos untauglich für alles mannhafte Bergmannsschaffen.

Als ich am nächsten Morgen erwachte, fiel mir schon beim Ankleiden auf, soweit ich die Dinge vom Fenster aus beobachten konnte, daß es verhängnisvoll still auf dem Hofe und am Stolleneingange sei. Ich wartete und wartete, aber fein Zug Wagen fam aus dem Berge herausgerollt, kein Wasser wurde in den Bach entleert. Ich gehe zu Harris, der tiefgebückt über seinem Hauptbuche sißt, und frage ihn, ob er wisse, was die Leute machen. Er hat keine Ahnung der technische Teil gehe ihn nichts an, wie er sagt. Ich frage nach José.

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Den habe ich gestern abend auf Herrn Powells Geheiß ins Gebirge geschickt; Herr Powell brauchte ihn!"

Ich hätte den Mann fast in meinem Zorne niederge­schlagen; doch das winzige Kerlchen tat mir schließlich leid. Indessen sagte ich ihm auf den Kopf zu, daß er sich tückisch einen ganz verdammten Schurkenstreich ausgeheckt habe; er aber zeigt mir den Brief Powells, der am Tage zuvor ein­gelaufen war und ganz kategorisch die Absendung Josés verlangte.

sch habe nichts anderes als meine Pflicht getan, Herr Stuart; Sie werden das selbst einsehen. Sie tun unrecht, mich so grundlos zu verdächtigen. Gott der Herr möge Ihnen diese Kränkung berzeihen!"

Ich frage den Kerl so ein rechter Scheinheiliger aus Philadelphia ! ob er Powell von meiner Ankunft unter richtet habe.

zur Zeit der Fruchtreife nach unten, am Tage aber sind die Schirme, Bei der wilden Möhre hängt die Dolde in der Nacht und auch wie bei den übrigen Arten, offen ausgebreitet und auch dem auf­prallenden Regen ausgesetzt, der imftande wäre, die zarten Staub­beutel abzusprengen. Dem begegnet die Natur dadurch, daß die Staubbeutel der Doldenpflanzen nicht auf einmal reif werden, sondern nur hintereinander einer nach dem andern stäuben", was meistens viel länger dauert als ein Regenfall, deffen schädliche Wirkung dadurch vermindert wird. Am Rande sehen wir sowohl bei den Dolden der Möhren wie bei vielen anderen Doldenpflanzen die Erscheinung, daß die Blumenblätter der am Rande stehenden Blüten teilweise strahlenartig nach außen verlängert sind. Die Sichtbarkeit des ganzen Blütenstandes für die Insekten, die ja nun einmal die eigentlichen Herren der Blumenwelt sind, wird dadurch gesteigert. Aber und das ist wiederum ein Stück Arbeitsteilung diese sogenannten Strahlblüten sind im übrigen verfümmert und erzeugen keine Samen.

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Daß die Einrichtung der Doldenblüten, die von manchen anderen Pfianzen, z. B. vom Hollunder , nachgeahmt" wird, sehr zweckmäßig ist, wird durch die außerordentliche Verbreitung der Doldengewächse bewiesen. Wie ist die Entwickelung der Dolde zu erklären? Die bequemste Erklärung ist die Annahme einer über­natürlichen Intelligenz, die sich auch die weise Einrichtung dieser Dolden angelegen sein ließ. Begreiflicher wird die Erscheinung durch die Theorie der natürlichen Auslese: wo die Blumen zufällig etwas enger beisammen standen, wurden sie weiter hin gesehen, und solche Pflanzen hatten mehr Aussicht, durch gesteigerten Insektenbesuch reicheren Samen zu reifen. Diese Eigenschaft, die Blüten einander zu nähern, wurde dadurch immer mehr heraus­gezüchtet, bis die heutige gleichartige Blütenuniform der Dolden erzielt war, die, für lange Zeit roenigstens, eine Art Abschluß dar­zustellen scheint. Aehnlich wurde auf einem anderen Wege die Körbchenform der Blüte durch natürliche Auslese gezüchtet, jene Blütenform, für die Löwenzahn, Gänseblümchen und Sonnenblume Beispiele liefern. Man kann an der wilden Möhre noch anderes lernen. Wenn die Früchte reifen, schließt sich die Dolde eng zu­sammen, vertieft sich in der Mitte und sieht dann vogelnestartig aus. An den Früchten starren eine Menge kleiner Stacheln, die sich vorüberwandernden Tieren wie auch Menschen sehr leicht an­hängen. Auch dieser Fruchtbau der sogenannten Hatenfrüchte ist im Pflanzenreich sehr verbreitet; er zeigt eins der Mittel, wie die Pflanze Entfernungen überwindet, trotzdem sie im Boden wurzelt. So gleichartig fast alle Doldenpflanzen in ihren Blütenscheiben auftreten es gibt bei uns nur weiße und gelbe-, verschieden sind ihre Blätter gebildet. Bei der Petersilie kennt sie jedermann. Bei anderen Arten sind sie noch viel feiner, bis zur Haarförmigkeit, zerschlißt. Zierliche Formen sind häufig; selbst den Blättern des giftigen Wasserschierlings( der nicht einmal an den Seeufern des Grunewaldes auszurotten ist und mit dem man daher warnend die Kinder vertraut machen sollte) ist die Zierlichkeit nicht abzusprechen. Andere Arten zeigen breitgelapptes Laub, besonders ausländische Kolossalgestalten der Doldenpflanzen, die man gelegentlich im die übrige Gesellschaft prompt zur Feierabendstunde aus­einander; feiner wollte mit der unbequemen Nachtschicht be­ginnen! Als ich in den Berg fam, war auch die erste Sohle oberhalb des Schachtverschlusses vollständig mit Wasser be­deckt; ich mußte daran verzweifeln, den Vorsprung, den die Flut vor mir gewonnen, jemals wieder einzuholen und ich zog fort. Mit welchen Gefühlen, das kannst Du Dir wohl denken, Lewis!

Noch eines kleinen Umstandes will ich gedenken. Auf dem Patio traf ich Tobar. Der alte Kerl grinste mich mit einem frechen Spizbubengesichte an und murmelte:

,, Aus der Maria Carmen holt niemand mehr Silber; sie duldet keine fremden Herren, weder Spanier noch Ameri­faner. Sie gehört den Tolteken. Wenn die erst einmal wieder Meister ihres eigenen Landes sind, dann wird sie ihre Reichtümer willig hergeben. Ich habe es von Anfang an ge­wußt, daß Euer Gnaden schimpflich von dannen ziehen müssen!"

,, Glaubst Du alter Esel denn wirklich, daß Du und Deine Leute es besser machen können?" herrschte ich den frechen Burschen an.

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Wir können vieles, wenn es auch nicht so scheint," fam es aus dem zahnlosen Munde des alten Wichtes. Die Gachupines, die ausländischen Herren, erscheinen und ver­schwinden; wir aber bleiben ewig hier, stören ihr Werk und überleben sie, um sie zu beerben!"

Weißt Du, Lewis, ich bin überzeugt, daß dieser Kerl auf Powells Wink die Dynamo angeschnitten hat. Ein lieberes Geschäft konnte ihm ja nicht werden! Und nun fange ich auch bald an mit Dir zu glauben, daß wir alle, Spanier und Amerikaner, an dem passiven Widerstande dieser Indianer zugrunde gehen; was sich erhält, wird von diesem ähen Volke aufgesaugt werden, und ein neuer Montezuma wird in diesem Reiche herrschen. Doch mir soll es gleich sein! Kurz, schließlich langte ich im an, das ich drei Tage zuvor verlassen.

Hotel Porter " wieder

Selbstverständlich, das war doch meine Pflicht!" Nun wußte ich genug. Wenn auch Freund Harris ein treuer und geschickter Diener seines niederträchtigen Ge­bieters ist das Genie besitzt Powell ganz allein. Das muß man ihm lassen: flug hat er es angefangen. Ich kann mir sehr wohl vorstellen, wie er wütend mit den Zähnen ge­knirscht hat, daß ich, der entlassene Partner, plößlich wieder Stuart machte eine Pause in seinem langen Berichte, auf der Bildfläche erschien, um seinen spikbübischen Streich und wir blieben auf dem Rücken des Monte San Felipe zu vereiteln, soweit es möglich war; aber in seinen Instruf- stehen, auf den uns der Weg geführt hatte. Es war nahezu tionen an Harris hat er kein Wort davon gesagt, mich zu Vollmond, und wir konnten den Turm der Kathedrale de la hindern, weil ihm das Schwierigkeiten im Uebermaße be- Soledad von Daraca und die dunklen Berge, die das Tal reiten mußte; wir hätten ihn ja dann dafür zur Rechenschaft einschließen, deutlich erkennen. Endlich fragte ich: ziehen können, daß er die Zerstörung unseres Eigentums Es hieß doch, daß der Stollen vollständig verschüttet mutwillig verursacht, indem er den Mann, der zu helfen sei?" bereit war, vertrieben habe. Aber wer will ihm etwas an- Das ist Phantasie des wadern Reporters oder Arg­Harris teilte ich mit, daß wenigstens der ha Ibe Berg haben, wenn er ar glos den einzigen Gehilfen, der mich zu list unseres Partners. Die Mine ist einfach von Bowell gerettet sei, wenn nicht etwas ganz unvorhergesehenes ein- unterſtüßen vermochte, abberief? Und daß sein Befehl ein- unter Wasser gesetzt, und das will schon genug besagen!" träte. Dann legte ich mich auf meinem alten Bette nieder, traf, während ich schlief, das war noch das besondere Glück, und ich schlief gesund wie seit langem nicht; ich fühlte, daß das ja allen Schuften auf dieser Welt zur Seite steht. wir doch etwas mehr als Powell fönnen, der nichts als arg. l Um furz zu sein: nachdem José fortgeritten war, lief

Endlich kam ich wieder zum Vorschein. Du weißt, ich habe mich nie gescheut, mich im Berge für einige Zeit häus­lich niederzulassen; aber dieses Mal war es mir nach dem vierwöchigen Nichtstun eine Wohltat, und in all der Arbeit fühlte ich, wie ich so manche dummen Gedanken vergaß, die mir das Leben bis dahin schwer gemacht hatten.

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Aber warum das alles? Warum das vermeintliche Ränkespiel Powells! Er hat doch mehr zu verlieren als wir?" Worth. folgt.)