st. 193.- ms. Unterhaltungsblatt öes Vorwärts Wie Ehrlich öas Salvarsan fanö. Ein Groger im Reiche der Wissenschaft, ein Klassiker der Me- dizin ist mit Paul Ehrlich dahingegangen, viel zu früh für die leidende Menschheit, die von diesem genialen Forscher wohl noch Bedeutsames hätte erwarten können. War doch sein ganzes Leben eine einzige lückenlose Kette systematischer Forschertätigkeit, auf- gebaut auf jenen chemisch-biologischen Erkenntnissen, die Paul Ehr- lichS Namen schon früh bekannt gemacht haben, und durch die der Serotherapie erst die Wege zu ihrer bewunderungswürdigen Eni- Wicklung geebnet worden sind. Die Laienwelt begann Ehrlich erst vor fünf Jahren zu wür- digen, als durch seine Veröffentlichung des in zielbewußter experimenteller Arbeit gefundenen spezifischen Heilmittels gegen die Syphilis überschwengliche Hoffnungen ihren lauten Aus- druck fanden. Niemand anders als Ehrlich selbst hat immer wieder auf das eindringlichste gegen alle zuweit gehenden Erwar- tungen Einspruch erhoben; er hatte darauf hingewiesen, daß die bei der Anwendung des Mittels beobachleten ungünstigen Neben- und Folgeerscheinungen durch ungenügende Kenntnis und Sorgfalt bei der Dosierung verursacht waren. Heute hat sich nach dem anfäng- lich leidenschaftlichen Für und Wider der Meinungen denn auch die Erkenntnis befestigt, daß Paul Ehrlich der Menschheit mit seiner Entdeckung des Salvarsans ein Mittel an die Hand gegeben hat, das im Kampfe gegen eine der furchtbarsten Seuchen die hervor- ragendsten Dienste zu leisten geeignet ist, wenn immer es mit der unerläßlichen Sorgfalt angewandt wird. Es war ein weiter Weg von Ehrlichs ersten Arbeiten über den Chemismus der Zellen des Organismus bis zu der Entdeckung des Heilmittels, das seinen Namen weltberühmt machte. Aber in dem Lebenswerk dieses Forschers war nichts dem Zufall überlasten; seine ganze wissenschaftliche Tätigkeit stellt ein mit schärfster Logik auf- geführtes Gebäude dar. Als ganz junger Mediziner hatte er ge- funden, daß bestimmte Farbstoffe immer nur bestimmte Gewebsteile zu färben imstande waren. Daraus schloß er. daß die verschiedenen organischen Zellen eine chemische Verwandtschaft zu verschiedenen fremden Stoffen haben müssen, die von außen in den Körper ein- dringen. War das aber der Fall, so mußte sich dieser Grundsatz auch auf die Therapie anwenden lassen, es mußte möglich sein, mit ganz bestimmten Stoffen auf ganz bestimmte Teile des Organismus ein- zuwirken; denn es mußte vor allen Dingen aus jenem Grundsatz von der chemischen Affinität des Zellgewebes auch der Schluß gezogen werden, daß gewisse krankheiterregende Stoffe auch immer nur auf ganz bestimmte Teile des Organismus schädigend oder zerstörend einwirken. Tstese Ueberzeugung ist unserer heutigen Generation längst in Fleisch und Blut übergegangen; für die damalige Pathologie aber war diese Erkenntnis etwas ganz Neues. Man wußte nun zunächst, daß krankheiterregende Körper im Organismus mit den von ihnen auf dem Wege des Stoffwechsels erzeugten Giften, den Toxinen, auf bestimmte organische Teile einwirken; es bandelte sich nun darum, Gegengifte, Antitoxine, zu finden, mit Hilfe deren sich die giftigen Wirkungen paralysieren ließen. Zu dieser Erkenntnis kam Ehrlich durch seine Wahrnehmung, daß die von den Giftstoffen angegriffene Zelle sich bemühte, gegen die fremdartige Einwirkung Widerstand zu leisten, daß sie Resistenz übte und infolge ihres Beharrungsvermögens sich der für sie schädlichen Einwirkung nach Kräften widersetzte. Mir anderen Worten: Der Organismus bemühte sich selbst, als Abwehrnrittel Antitoxine zu erzeugen. Diese sind in ihrer Art ganz verschieden, je nach der Art der Giftstoffe, der Toxine, die in dem Organismus eindringen. Daraus folgt, daß jedem Toxin ein spezifisches Antitoxin entspricht, und Paul Ehrlich stellte dafür das treffende Gleichnis vom Schloß und dem darauf passenden Schüssel auf. Eine weitere Eigentümlichkeit, die der Forscher bei seinen Untersuchungen fand, zeigte sich darin, daß die Antitoxine ebenso immer nur auf die Giftstoffe wirken, wie die Toxine be- stimmte Teile des Zellgewebes angreifen. Für den experimentellen Forscher ergab sich nun als logischer Schluß, daß es nötig sei, den Organismus in allen jenen Fällen, in denen er mit den ein- gedrungenen Giftstoffen selbst nicht fertig wurde, gegen die er keine wirksamen oder nicht genügende Gegengifte zu erzeugen vermochte, künstlich von außen her zu" unterstützen, ihm auf chemischem Wege jene Antitoxine zuzuführen, die er zur Bekämpfung der eingedrungenen Giftstoffe, der Krankheitserreger, brauchte. Bei diesen Versuchen ging Ehrlich vom Atoxhl aus, einem Arsen- Präparat, dessen Atomaufbau er zunächst genau erforschte. Er ver- suchte dieses Präparat nach unzähligen vorangegangenen Experi- Rotes vlamenblut. 4f Von Pierre Broodcoorens . Berechtigte Uebersetzung von Johannes Schlaf . Es war Maleuvens nabelnde Stimme, die sie von weitem her spaßend anrief. Es bedeutete für ihre vertrau- liche Unterhaltung eine kalte Dusche. Die Burschen schüttelten sich vor Lachen. Mit glühenden Wangen hatte sich das Mädchen auf- gerichtet. Man verlangt nicht nach Dir! Bekümmere Dich um Deine Musik!" Der Mann bewunderte ihre kühne Miene. Sie hatte Haare auf den Zähnen. Eine Verlegenheit beklemmte ihn. Er wußte nicht, wohin damit; wie Ameisen kribbelte es ihn über den Körper. Die Lippen gebläht, suchte auch er nach einer saftigen Er- widerung an den Harmonikaspieler, fand keine, war mords- mäßig böse auf Maleuvens und sich selbst. Hm, meine Täubchen, kommt nur her! Man... Man würde sich ja ein Gewissen machen, wahrhaftig!" Der Teufel von Maleuvens hatte entschieden nicht feines- gleichen. Was er für ein Spaßmacher war! Einen Gehängten würde er zum Lachen bringen. Macht euren Freunden doch das Vergnügen!" schloß er wehmütig. Jetzt brach die Lustigkeit los wie ein Donner. Vor Ver- druß wurde sie noch röter. Sie schickte einen ungeduldigen Blick zu Flobil hin, stellte aber nicht ohne heimliches Ver- gnügen fest, daß er die Fäuste ballte. Trotzdem bezwang er sich mit großer Anstrengung, in- dem er mit den Zähnen knirschte und die Muskeln seiner Kinnladen unter den Backen zuckten.* Los, Mazurka!" rief er aufgeregt und sprang auf die Beine. Es war was in der Luft. Maleuvens verstand und schwieg. Vorsichtig machten die Paare den beiden Platz. Die zusammengezogenen Brauen des Mannes, seine blitzenden Augen, seine gekniffenen Lippen verrieten deutlich seinen erregten Gemütszustand. Das Mädchen fühlte sich sicher. vielmehr stolz. Sie warf verächtliche Blicke auf die anderen Weiber. Der Mann zog sie nach der Mazurka in einen Schaukelwalzer. Berauscht von seiner eigenen Wildheit fühlte er sich nicht mehr Verlagen. Und gern hätte er einen Streit vom Zaun gebrochen, um der Kraft seines Armes Luft zu machen.. Instinktiv vertraute sie seiner Kraft, die menten mit Stoffen, die sich als unwirksam erwiesen hatten, zur Bekämpfung der Schlafkrankheit, deren Erreger damals gefunden war, und das Mittel erwies sich in der Tat' als äußerst wirksam. Die Krankheitserreger im Blute der Schlafkranken wurden abgetötet; freilich zeigte das anfänglich verwandte Atoxyl bedenkliche Neben- erscheinungen. Ehrlich experimentierte deshalb weiter, um schließ- lich ein Präparat zu erlangen, das unschädlich für den Organismus war, trotzdem aber den Erreger der Schlafkrankheit ver- nichtete, Robert Koch erzielte damit in Südafrika denn auch die glänzendsten Ergebnisse, so daß es gelungen war, eine furchtbare Geißel der Tropenländer zu bekämpfen, deren Wüten ganze Volks- stämme dem Untergang nahe gebracht hatte. Da fand Schaudinn den lange gesuchten Erreger der Syphilis. Es zeigte sich, daß dieser, die Lpiroobaot» pallida, die übrigens nicht zu den Bakterien ge- hört, sondern einen Mikroorganismus aus dem niedersten Tierreich darstellt, nahe verwandt mit dem Erreger der Schlafkrankheit ist, und Ehrlich versuchte deshalb, durch immer neue Modifikationen des Atoxylpräparats auch ein Spezifikum gegen die Lues zu finden.. Wieder waren Hunderte von Versuchen erforderlich; da glückte e§ dem uitbeirrbar sein Ziel verfolgenden Gelehrten, mit dem 606. Präparat, an dessen Herstellung der Japaner Dr. Hata mit- gearbeitet hatte, das Heilmittel zu finden. Es war eine Kombination des Atoxyls mit dem Parafuchsin, einem Anilinfarbstoff, der, wie Ehrlich schon früher festgestellt hatte, gleichfalls die Trypanosomen der Schlafkrankheit abtötete. Das Präparat Ehrlich-Hata 606 zeigte sich von außerordentlicher Wirksamkeit gegenüber der Lpirocllasta pallida; der Mikroorganismus wurde nach der Einspritzung des Mittels innerhalb vierundzwanzig Stunden abgetötet; das Spezifikum gegen die Syphilis war ge- funden. Man weiß, daß Ehrlich und mit ihm verschiedene Mediziner viele Tausende von Versuchen anstellten, um Wirkung und Unschäd- lichkeit des Präparats nach allen Richtungen hi« zu erprobe)!. Erst dann trat Ehrlich damit an die Oeffentlichkeit; er verbesserte das Mittel, dem er den Namen Salvarsan beilegte, auch noch weiterhin in der Richtung möglichster Unschädlichkeit, und dieses Neo-Salvarsan ist denn auch heute zum unentbehrlichen Hilfsmittel deS Arztes in der Syphilisbekämpsung geworden. Nicht alle Blütenträume, es ist das oben schon gesagt worden, sind gereift, die sich anfänglich an Paul Ehrlichs Entdeckung ge- knüpft hatten. Es hat sich nach den ersten überschwenglichen Hoff- nungen Enttäuschung eingestallt, und diese Enttäuschung ist angesichts der Eigenart der Syphilis menschlich begreiflich. Gehören doch Jahrzehnte dazu, um den untrüglichen Beweis von der absoluten Wirksamkeit des Salvarsans zu erbringen; denn auch in jenen Fällen, in denen das Mittel eine spontane Beseitigung aller Krank- heitssymptome erzielt hat, bleibt es noch abzuwarten, ob sich nicht späterhin doch noch Zeichen konstitutioneller Syphilis einstellen. Paul Ehrlich hat dieses Endergebnis nicht erlebt; aber die Größe seines Lebenswerkes wird nicht dadurch verringert werden, daß unter Umständen der Zukunft das noch zu vollenden bleibt, was er begonnen hat._ Kleines Feuilleton. vaterländische Iugenü-Schunöliteratur. Es tut weh, die Wortevaterländisch" undSchund" in einem Atemzuge zu nennen. Aber das gefährliche Treiben der Schund- literatur darf kein Burgfrieden schützen, auch wenn es sich unter dem Deckniantel des Patriotismus zu verbergen sucht. Eine be- sonders geschäftstüchtige Anpassungsfähigkeit an die große Zeit haben die Verfertiger der noch immer in voller Blüte stehenden Schundliteratur der männlichen Jugend bewiesen. Jetzt tut sie nichts weiter, als daß sie den Schauplatz ihrer Räuber- und Jndianergeschichtcn auf die Schlachtfelder verlegt, auf denen deutsche Soldaten gegen ihre Feinde kämpfen. Da ist Heinz Brandt, der berühmte" Fremdenlegionär, dessen Heldentaten in der Fremden- legion bisher in nicht weniger als 80 Heften geschildert werden. Dieser Heinz Brandt hätte wäre der Krieg nicht ausgebrochen wohl noch mindestens 150 weitere Heldentaten in der Fremden- legion vollbracht. Jetzt aier besinnt er sich plötzlich auf sein altes Vaterland, kehrt, natürlich, wieder unter gefährlichem Abenteuern, die mehrere Hefte füllen, zurück und kämpft unter der ParoleMit Gott füv-Kaiser und Reich" gegen Frankreich . Und es ist ihm schon wieder gelungen, 50 neue Taten zu vollbringen, von denen eine immer gruseliger ist als die andere. Denn Gruseligkeit ist der sie für außerordentlich hielt. Sie schmiegte sich ihm an und erregte mit der Nähe ihres verliebten Leibes den großen des Riesen. Ihre Schenkel schoben sich eng ineinander. Sie mußte sich eine ganze Flasche Haarparfüm auf ihre schwarz glänzenden, von Glasschmuck blinkernden Haare geschüttet haben. Dieser starke Dust, der sich mit ihrer weiblichen Aus­dünstung mischte, stieg Flohil zu Kopf und machte chn schließ- lich schwach. Er preßte sie an sich und empfand von der Berührung ihrer runden Brüste eine heftige Freude. Während einer Pause überredete er sie, mit ihm in den Nebenraum einzutreten und sich von ihm traktieren zu lassen. Eine gute Flasche Brüsseler!" rief er mit besonderer Betonung. Er hatte sich ihr gegenüber gesetzt. Die Lampen wurden angezündet, es war Abend geworden. Sie waren beide sehr rot und ihre Gesichter schwitzten. Es tat ihnen gut, sich ein wenig auszuruhen und zu erfrischen. Er bedrängte sie unterm Tisch mit dem Knie mit einer Beharrlichkeit, die sie nicht übelnahm. Unwillkürlich lächelten sie. Das schöne Mädchen riß die Augen auf, als er, um vor ihr mit seinem Wohlstand zu prahlen, einen Louisdor aus dem Beutel zog und ihn nachlässig vor sich hinrollen ließ, um das Goldstück dann, als es bei ihr vorüberkam, mit einem kurzen Klapp niederzuschlagen. Hochachtung ergriff sie vor diesem riesenstarken Menschen, der Gold hatte. So viel Geld verdienen Sie!" rief sie mit leuchtenden Augen. Ihr Gesicht hatte seinen spöttischen Ausdruck verloren. Er war zufrieden, wennschon er ihr lieber durch Jugend- lichkeit gefallen hätte. Ausweichend erwiderte er: Nur manchmal. Ich bin kein Verschwender. Nur zur Kirmes laß ich sie rollen. Man muß sich doch ein Vergnügen machen." Wer sind Sie?" Er nannte seinen Namen. Sie war verschiedene Male bei Coin-des-Tisserands vorbeigekommen, wenn sie Handschuhe zur Händlerin nach dem Marktplatz von Nederbrakel trug. Und sie hatte seinen Onkel und seine Tante gekannt und verschiedene Male ausi dem Mont-des-H6rons in ihrer kleinen Schenke Milchkaffee getrunken. Nicht möglich!" Ganz gewiß! Uebrigens wohn' ich dort in der Nähe." Und nun war die Reihe an dem Manne, sie zu fragen. Sie nannte sich Hilla, wohnte in Opbrakel, in der Rue du Bois. Sie war von sieben die älteste und hatte schon seit- Charakter aller Jugend-Schundliteratur, deren gräßlich geschmack- loses Aeußere auf das minderwerte Innere schließen läßt. Hier wird mit den stärksten Knalleffekten gearbeitet, mit Brückenein- stürzen, Explosionen, Gift und Mord und recht häufig mit unter­irdischen Gängen, in denen es von Fledermäusen, Ratten und Totengerippen wimmelt. Die läppische, ganz und gar undichterische Art, mit der die Erzähler, die auch oft noch mit der deutschen Sprache auf dem Kriegsfuße stehen und schamhaft ihren Namen ver- schweigen, über die fürchterlichsten Katastrophen berichten, wirkt auf den Extvachsenen geradezu lächerlich. Aber die Sache ist zu ernst, .weil diese Literatur Gift für unsere Jugend darstellt, und weil sie sich heute unter vaterländisch klingenden Titeln, wieUm Deutsch - lands Ehre",Mit fliegenden Fahnen",Unsere Feldgrauen, deutscher Soldatengeist vor dem Feinde" usw. breitmacht...> Solche herbe, aber wohlverdiente Kritik widmet dieser Art Kriegsliteratur Ernst Collin in derTägl. Rundschau", Die EntSeckung öes Kautschuks. Ohne Kautschuk kein Kraftwagen und ohne Kraftwagen kein moderner Krieg. Mit diesen kurzjn Worten ist die Bedeutung der Entdeckung dieses wichtigen technisthen Hilfsmittels wohl am besten charakterisiert. Als erster Europäer soll Kolumbus auf seiner zweiten Amerikareise 1493 1496 bei den Eingeborenen Haitis den Kautschuk gesehen haben. Der erste nähere Bericht über diesen merkwürdigen Naturkörper stammt aus dem Jahre 1796 und hat zum Verfasser den Spanier Gonzalo Fernandes dDviedo y Valdas, der ihn bei den Indianern Südamerikas kennen lernte. Gleichzeitig berichteten die ftanzösischen Forscher La Condamine und Bouguer , die damals im Auftrage ihrer Regierung Gradmessungen am Amazonenstrom vornahmen. Condamine sandte als erster Proben nach Paris . Die wichtige Eigenschaft des Kautschuks, Bleistiftlimen auszuwischen, sollen 1770 Magellan und gleichzeitig Priestley ent- deckt haben. Die Entdeckung des Kautschuks als eines allgemeinen Hilfsmittels, das ihn zum Träger der heutigen hochentwickelten In- dustrie gemacht hat, datiert aber erst von dem Zeitpunkte, in dem man ihn derart zu verarbeiten lernte, daß er innerhalb weiter Temperawrgrenzen seine Elastizität, Festigkeit, Undurchdringlichkeit und Dichte nahezu unveränderlich erhielt. Die Entdecker des als Vulkanisation bezeichneten Verfahrens sind Goodyear <1839) und Hancock(1343). Neben Südamerika bildet hauptsächlich Aftika die Quelle des Wildkautschuks, doch wird die systematische Gewinnung auf Plantagen bekanntlich immer weiter ausgebaut. Auch die deutschen afrikanischen Kolonien waren hieran hervorragend beteiligt. Die Wichtigkeit des Kautschuks wird am besten durch die Tatsache illustriert. daß die Weltproduktion in der letzten Zeit auf etwa 100 000 Tonnen jährlich gesteigert war, was etwa einem Geldwerte von 1 Milliarde Mark entsprechen würde._ Notizen. Vorträge. Im Lessing-Museum(Brüderstr. 13) werden die allwöchentlichen Vortragsveranstaltungen Donnerstag, den 26. August, mit einem Goethe-Zelter-Abend wieder aufgenommen. Deutsche Professoren in Konstantinopel . Nach einer Mitteilung derDeutsch-Türkischen Vereinigung" soll eine größere Anzahl von Lehrstühlen an der lürkischen Universität in Stambul mit deutschen Professoren besetzt werden. Es sind bereits 14 Professoren dafür in Aussicht genommen. Als Lehrsprache wurde Türkisch bestimmt, zu dessen Erlernung den deutschen Professoren das erste Jahr ihrer fünfjährigen Vertragszeit freigegeben wird. Polareis und Hering Ssischerei. Wie der von seiner d»«n Expedition nach Island kürzlich zurückgekehrte schwe- dische GeKhrte Dr. Therild Wulff berichtet, ist das Polareis in diesem Jahre in ungewöhnlich großen Mengen aufgetreten, so daß die Fischerplätze Nordislands, wo sonst hauptsächlich der HeringSfang stattfindet, vollständig blockiert sind. Ende Juli war das Wasser in- dessen ftei geworden und der Fischfang konnte seinen Anfang nehmen. Man hatte hierfür seitens der an dem Fange beteiligten Länder Schweden , Norwegen , Island und der Faröerinseln besonders umfang- reiche Vorkehrungen getroffen, da der Hering wegen des Krieges beson- ders rege begehrt ist und die Deutschen und Engländer aus dem Weit- bewerb ausscheiden. Nach dem bisherigen Ergebnis des Fanges, der schon mehr als 10 000 Tonnen umfaßt, darf man auf eine besonders gute diesjährige Ausbeute rechnen, zumal die Fangzeit noch ein- undeinhalb Monat vor sich hat, so daß man darauf hoffen darf, in der Zwischenzeit dem Meere noch bedeutende Erträge abzu- gewinnen. lange ihre Mutter verloren. Nur einer von ihren Brüdern arbeitete auswärts. Gerade der kleine Blonde, dem er sie so gar nicht ähnlich fand. Er war Portier in einer Oel- und Essigfabrik in Fontaine-I'Evüque. Sie seufzte. Ach, ich kann nicht gerade sagen, daß ich schon viel Profit gemacht hätte. Meine Hände sind schon ganz ver- arbeitet." O, seien Sie still!" Sie zeigte sie ihm.* Das Plantschen im kalten Wasser und der Seifenschaum hatten sie gerötet und rissig gemacht. Von seinem Gefühl hingerissen, fand er sie schön. Es wapen die Hände eines munteren Mädchens, doch zugleich rüstigen Weibes, das sich nicht vor der Arbeit scheut. Um das Vergnügen zu haben, sie zu drücken, nahm er erst die eine, dann die andere, indcni er sich neugierig nach ihren Ringen stellte. Sie hatte zwei silberne: einen an: Mittelfinger der rechten, eine Schlange, die sich in den Schwanz beißt; der andere, ein einfaches Kcttchen, am Ringfinger der linken. Wenn Sie wüßten, wie alt ich bin!" Er suchte es zu»rraten, nannte auf gut Glück eine Zahl. Fünfundzwanzig." Sie brach in ein Lachen aus: Neunundzwanzig!" Er hatte eine großarttge Geringschätzung. Wär' ich doch bloß so alt!" Uebrigens sah man es ihr nicht an. Mit ihm wäre das leider eine ganz andere Sache. Er ginge in seine Vierziger hinein. Aber, zum Teufel, einerlei! Wenn nur das Herz jung bleibt, Hauptsache! Vor allen Dingen hätte er sich nicht über seine Gesundheit zu beklagen. Manch ein Bursch von Zwanzig wäre nicht so auf seinem Posten wie er. Er legte die Ellbogen auf den Tisch und verschränkte die Arme. Die harten Kugeln seiner Biceps rollten unter dem gestrafften Stoff. Und wohlgefällig strich er mit der linken Hand darüber hin. Ich könnte einen Ochsen mit einem Faustschlage töten,"' sagte er und lachte.Eine Frau dürfte nicht wagen, mich zu hintergehen." Sie wundert« sich, daß er mit seinen Vorzügen Jung- geselle geblieben wäre. Ach, gehen Sie: ich kenne die Weiber!" Es sollte, gottlob, nicht ihr gelten. Es gibt immer Ausnahmen. Aber die Weiber! Er hatte eine vielsagende Grimasse. Es ist nichts mit ihnen los. Ganz gewiß nicht!" (Forts, folgt.)