gern.

Nr. 203.- 1915.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts Sonnabend, 4. September.

Fritz Stührs Geige.

" Fassen."

erzieherischen Zweden in geschickter Zusammenstellung durch Deutsch - Rhododendorn erglühen, schon begleitet von dem ersten Blau der land reisen läßt, mit gutem Recht von dem Kunstausschuß der vielen Hornveilchen, die nun den ganzen Sommer hindurch die Volksbühne nach Berlin erbeten worden. Nach Berlin N., nach dem Massengräber schmücken, welche kleine Tarnsmäuerchen beetförmig Ich sah Friz Stühr zum ersten Male in der Arbeiterjugend Berlin des fleinen Bürgertums und der gehobenen Arbeiterschaft. aus der Fläche gehoben haben." Der Ehrenfriedhof der Marine ist von H. Er saß still an einem der Tische und las Mozarts Reise Dem übrigen Berlin nämlich, dem des Westens, sind alle diese in gärtnerischer Harmonie mit dem großen Rüstringer Volkspark an­nach Brag". Da er mir wegen seiner seltsamen ernsten Augen ge- schönen Dinge, diese filbernen Schüsseln, diese Gläser gelegt, von dem er einen, den weihevollsten Teil bildet. fiel, sprach ich ihn an. Ob er gern Mörike lese. Nein. Ueberhaupt, und Porzellane, diese Glasurvasen und Schmuckketten, ſeit gestand er mir, sei er in der Literatur wenig beschlagen; Schiller langem wohlbekannt. Es läßt sich gewiß nichts dagegen und Goethe kenne er von der Schule aus. Nur von E. T. A. Hoff- einwenden, daß nun auch einmal das Volk den Lurus, wie mann habe er alles gelesen, und in die Opern gehe er furchtbar ihn das moderne Kunstgewerbe schafft, zu sehen bekommt. Und sei In dem einige Jahre vor dem Ausbruch des jezigen Krieges es auch nur, um zu erfahren, was es alles an schönen Dingen in erschienenen dritten Bande des v. Altenschen Handbuches für Heer ,, Bist Du schon lange bei uns?" fragte ich. dieser Welt gibt, an Dingen, die, wenn man sie in die Zweizimmer- und Flotte findet man unter dem Stichworte Fassen" folgende Er­ Ueber ein Jahr."" Aber ich habe Dich noch nie bei uns wohnung der Ackerstraße stellen würde, die graue Armseligkeit. noch klärung: In West- und Süddeutschland gebräuchlicher Ausdruck sprechen gehört, ja nicht einmal gesehen."" Es liegt mir nicht," peinlicher machen würden. Nicht nur durch den Gegensaz von arm für empfangen, z. B. Essen fassen." Diese Erklärung trifft heute meinte er einfach, auch habe ich zu wenig Zeit. Aber ich bin gern und reich, auch durch den von töricht und vernünftig. Darauf nämlich nicht mehr zu; während der einjährigen Dauer des Krieges hat bei Euch und habe das Gefühl, daß es richtig ist, was Ihr sagt." tommt es an, das ist der agitatorische Zweck dieser Vorführung von sich das Wort fassen" in der gesamten deutschen Millionenarmee Wir spielten eine Bartie Mühle zusammen, und ich erfuhr noch Gegenständen, die an sich für die hier in Frage kommenden Be- festgesetzt, ja es stellt heute einen Lieblingsausdruck unserer Feld­manches von ihm. Daß sein Vater tot sei und er mit seiner Mutter schauer faum je erreichbar sein dürften: Unabhängig vom Preise grauen dar. Man begegnet ihm unzählige Male in Feldpostbriefen, und seiner Schwester im Osten der Stadt wohnte. Er schaffte in sollen die Logit, die Gesinnung und der Geschmad dieser fleinen in den Berichten von den Kriegsschauplägen usw. Nicht nur der Süd­einer großen Werkzeugmaschinenfabrik als Eisendreher. Seine Kostbarkeiten das Urteil über die billigen Muschelmöbel, die zu Hause deutsche und Westdeutsche faßt heute Essen, Kaffee, Bier, Wollsachen Mutter wollte ihn abends am liebsten zu Hause haben, da gefiele stehen, über den Nippestram auf dem Vertiko, über das Bierglas und alle anderen schönen Dinge, sondern auch der Berliner , der Ost­es ihm auch am besten. Da man ihn für einen Duckmäuser hielt, in Stiefelform, den Schwan als Blumenvase und den Mops- preuße, der Schlesier, der Sachse, der Thüringer usw. In einem hatte er teine Freunde. bauch als Aschbecher reinigen und schärfen. Die Weisheit, die Feldpostbriefe, der dieser Tage durch die Presse ging, sprach ein ,, Adieu," sagte ich beim Nachhausegehen, ich möchte Dich bald vor diesen zärtlichen Dingen des Reichtums auch dem Befitlosen Schleswig - Holsteiner sogar seine Genugtuung aus über die guten wieder treffen!" zuwachsen soll, ist die, daß es auch bei den scheinbar toten Dingen Quartiere, die er mit seinen Kameraden gefaßt hatte. Der .D. Du fannst mich einmal besuchen." Ich versprach's ihm. weniger auf die Zufälligkeit des Materials und der Dekoration, als Ausdruck stammt ohne jeden Zweifel aus Süddeutschland; er ist Wochen vergingen. Bartei- und Jugendversammlungen, alle auf die Gesinnung, die hinter dem Werk steht, ankommt. nicht militärischen Ursprungs, und ist aus der Sprache der Kaufleute möglichen Ausschuß- und Verbandssigungen ließen mir feine Zeit. Auch für Pfennige fann dummer Kram, tann aber auch ein und Gewerbetreibenden in die Soldatensprache gewandert. In Eines Abends suchte ich ihn jedoch auf. Eine freundliche fleine Frau redliches Stück Arbeit erworben werden. Freilich, ganz so einfach Süddeutschland und Desterreich gebraucht man schon längst das Wort öffnete mir die Tür; als ich meinen Namen nannte, lud sie mich ist es nicht, für weniges Geld etwas zu faufen, was halbwegs fassen" im Sinne von laden"; man spricht dort von Zucker herzlich zum Nähertreten ein. den Anforderungen einer gehobenen Menschlichkeit entspricht. Ein- fassen"," Kohlen fassen" usw. Es ist nicht unmöglich, daß dieser fach deshalb nicht, weil die kapitalistische Produktion für Ausdruck ursprünglich ein Schifferwort gewesen ist. Das die Bedürfnisse des Volkes den wild geschminkten Schund Wort fassen" wandte man anfänglich wohl nur in für gut genug befindet. Darum: die endgültige Absicht, die einer bezug auf Dinge an, die in einem Gefäß Aufnahme fanden; Vorführung von Musterstücken des Hausgeräts und des Hauszierats wenn der Schiffer Kohle faßt, so faßt er sein Schiff eben als Gefäß einwohnt, kann erst erreicht werden, wenn, der Leistungsfähigkeit der auf. Die erste Anwendung des Wortes im Soldatenleben weist faufenden Massen angepaßt, eine anständige und in Bescheidenheit ebenfolls die Beziehung zu Gefäßen auf, wie die Ausdrücke Essen geschmackvolle Ware auf den Markt tommt. Eine Ausstellung. wie faffen, Staffee faffen usw. zeigen. Bei der großen Bedeutung, die die der Neuen freien Voltsbühne, ist aber wohl geeignet, die An- das Wort fassen" im Leben unserer wackeren Feldgrauen erlangt sprüche des tanfenden Volkes in solchem Sinne zu spitzen und den hat, konnte es nicht ausbleiben, daß es auch schon in die Sprache Willen auch dieser Käuferkreise vom Ueberflüssigen auf das Not- der Nicht- Soldaten gewandert ist. Der Schulfnabe faßt seine wendige, vom leeren Schein auf die Qualität und auf eine zeit- Stulle, der Zivilstratege faßt am Stammtisch seinen Frühschoppen gemäße Schönheit zu richten. oder Abendschoppen, ja jogar Badfische sprechen ihr Bedauern darüber aus, daß sie den Apfelkuchen von jezt ab ohne Schlagsahne faffen müssen.

Frig hat immer gesagt, daß Sie bald einmal kommen würden. Er freut sich sicher sehr." Jm Rebenzimmer brach ein leiser Vio­linenton ab, und Friz kam heraus. Bald saßen wir zu dritt in der netten Stube, ich schlürfte an einer Tasse starken süßen Tees. Es war Dämmerdunkel, hinter den Geranienstöcken glotte die Uhr eines dicken Schulturmes ins Zimmer. Frig schmökerte an einer langen Pfeife, wohl einem Erbstück seines Baters. Einmal schrillte die Flurklingel.

Meine Schwester, sie ist bei Tietz."

Sie war wie die andern, schlicht und lieb." Spiel eins auf, Fritz!" mahnte die Frau Stühr. Frizz griff eine braune Geige von der Wand, wischte sie zärtlich ab und stimmte sie behutsam. Nachher begann er zu geigen. Zuerst aus Mignon und Carmen, dann den Krönungsmarsch aus den Folfungern".

Sein Gesicht war bleich im Dunkeln, es hatte einen andächtigen Ausdruck, der mir ans Herz griff. Dazu vermeinte ich, noch nie ein Spiel gehört zu haben, das so seelenvoll und ehrlich flang. Bulegt gab er ein Potpourri aus Verdis La Traviata ". Verdi ist mir der liebste", sagte er leise.

Kleines Feuilleton.

Der Ehrenfriedhof der Marine.

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rbr.

Notizen.

"

- Kunstchronit. Die Neue freie Volfsbühne zeigt gleich zeitig mit der Ausstellung des Deutschen Museums für Kunst in Handel und Gewerbe", Hagen i. W., im Oberring der Volks. bühne Originalzeichnungen und Lithographien von Slevogt , Barlach , Brockhusen, Großmann und Käthe Kollwig.

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Das war der erste Abend bei Stührs, ihm folgten noch mehrere. Der neue Garnison- Friedhof in Wilhelmshafen , dessen Anlage dem Ich zähle die Stunden zu den schönsten, die ich gelebt. Dann ging Gartenfünstler Leberecht Migge übertragen wurde, ist auf Anregung ich weg von H., andere Dinge und Menschen nahmen mich gefangen. Migges zu einem Ehrengarten" ausgestaltet worden, in dem die Warschauer Schulen und Theater. Der Kurjer Einmal nur verirrte fich ein Brief eines H.er Genossen in meine friegsgefallenen Angehörigen unserer Marine zur letzten Ruhe ge- Warszawski" meldet, daß der Warschauer Bürgerausschuß unter dem Bude in irgend einer Großstadt, der unter anderen Mitteilungen bettet werden sollen. Im neuesten Heft der Dekorativen Kunst" Vorsiz des Fürsten Lubomirski die Einführung des Schulzwanges auch folgende enthielt: berichtet der Künstler selbst über die Grundgedanken, die er bei der beschlossen habe. Es sollen im Laufe eines Monats 1400 Schulen Stühr Frizz ist jetzt fein heraus. Es hat sich wohl jemand für Ausführung dieser neuartigen Schöpfung zugrunde legte. Sein eröffnet werden; in diesen Schulen sollen täglich je zwei Gruppen ihn interessiert, denn er geht jetzt aufs Konservatorium." Viel Glück, Friedhof hat mit anderen Friedhofanlagen nichts gemein. Alles Kinder vormittags und nachmittags unterrichtet werden. Eltern, Friz! Der Krieg brach aus. Er warf mich im Lande herum. Ich ist vermieden, um die, die es eigentlich angeht, unsere lieben Ge- belegt werden. Durch dasselbe Blatt erfährt man, daß die Nussen stimmungsvolle Beiwert, wie" Heldeneichen, Kriegermäler" usw. die ihre Kinder nicht in die Schule schicken, sollen mit Geldstrafen arbeitete mich durch, wo ich Beschäftigung fand. Vor kurzem tam bliebenen durch Schönheit zu ehren, durch bildhafthelle Wirklichkeit eine Woche vor ihrem Abmarsch aus Warschau den Geldbesitz der ich auch nach H. Dort erfuhr ich, daß Friz im Hospital liege und ihrer Liegestätte das Erinnern an fie suchte ihn auf. Bei seinem Anblick erschrat ich. Friz saß auf einer wach und stark zu erhalten und ihre Taten Warschauer Regierungstheater in Höhe von 400 000 Rubel nach Bant im Garten, der rechte Aermel stat leer in der Tasche des als die Sache selbst auf den Schild zu erheben, das Ding Bittschrift nach Petersburg , in der er um die Zusendung von wenig­dafür hilft nichts anderes, Mostau gefchickt haben. Der Bürgerausschuß sandte darauf eine Waffenrods. an sich in seltener Form zu steigern". Es ist eine rein ftens 20 000 Rubel ersuchte, damit er in der Lage wäre, pensionierten gärtnerische Anlage, die Migge gefchaffen hat. Für ihn waren jene alten Schauspielern ihre Pensionen auszuzahlen. Eine Antwort auf beiden Massengräber, die er als frische, noch formlose Hügel bereits dieses Gesuch fonnte allerdings nicht mehr eintreffen, da inzwischen vorfand, im weitesten Sinne tonangebend. Um fie schlossen sich die die Deutschen in Warschau eingezogen waren. In den meisten säumenden grünen Hecken, durch die die für die vielseitigen militä- Theatern spielen die Schauspieler auf Teilung. rischen Bestattungszwecke notwendigen Räume geschieden würden. Papierbindfaden. Bei der Knappheit der für die In der Mitte der gärtnerischen Anlage thront ein gewaltiger Hain Herstellung von Bindfaden aus Hanf oder Jute nötigen Rohstoffe aus grünen Linden, dessen Boden mit einem buntgestickten Blumen- dürften die Versuche von Interesse sein, Bindfaden aus Papier her­teppich geziert ist. Von seiner Mitte aus sieht man nach allen vier zustellen. Es werden hierzu Streifen braunen oder weißen ge­Sonnenseiten in die blühenden Gärten des Friedens, die sorgende freppten dünnen Zellstoffpapiers zu Schnüren von 1,5-2,5 Millimeter Sände über die Gräber der schlafenden Helden gebreitet. Dide gedreht. Wenn auch die Reißfestigkeit dieser Papierbindfaden Während der Gesamtplan von schlichter, großzügiger Einfach- sich mit der von gleich dicken Hanfichuüren nicht messen fann, so ge­heit ist, lebt sich im Schmuck der einzelnen Gräber die gärtnerische nügt doch nach der Papier- Zeitung" die Festigkeit der Papierschnüre Kleinmalerei aus. Hier sollen im ersten Frühjahr allerlei bunte für viele Gebrauchszwecke. Da der Preis auch entsprechend geringer Zwiebeln aufbligen, im dunklen Efeu von den noch winterlich rost ist als der der Hanfschnüre, so herrscht bereits eine sehr lebhafte roten Hecken; bald darauf rings an den Wänden leuchtend rote Nachfrage nach dem neuen Bindfaden.

Wir schlenderten in die Stadt, sprachen über dies und das. Der goldene Sommerabend fand uns bei einem Glase Bier in einem Konzertgarten. Die Töne hüpften um die Tische, ein kühler Wind ließ den Kastanien die Blätter bewegen.

Als die Musik Traviatas Arie intonierte, sagte Frizz Stühr mit Heiserer Stimme:" Sie spielen falsch!" Sein Antlitz war dabei wie das eines alten Mannes: grau

und müd.

A. Z.

Die Ausstellung im Volksbühnenhaus. Die Neue Freie Volksbühne hat in dem oberen Foyersaal ihres Theaters eine fleine Ausstellung von funstgewerblichen Gegenständen veranstaltet. Es sind die Musterstücke, die das Hagener Muſeum für Kunst im Handel und Gewerbe ausgewählt hat und die es zu

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Rotes Vlamenblut.

der Wagen, ohne sich mehr um ihn zu befümmern, von einem Trupp der Arbeiter umringt, anfing hinabzurollen, ließ er die Hinkende und fing, die Beine in der Luft, an zu rennen. ,, He da! Ihr Hanswurste! Macht mal feine Dumm­heiten!" Auré hielt es für überflüssig, auf ihre Schwester zu warten und folgte, so schnell ihr lahmer Fuß gestattete, dem 8.

Von Pierre Broodcoorens . " Da, die letzten!" rief der älteste der Arbeiter. Hurtig stieß er seine Gabel in die Erde, stieß mit dem Fuß den Haufen der gelben Knollen auseinander, holte dann zufrieden mit sich Gutsbesizer. selbst aus der Tasche sein Priemröllchen hervor und biß ein gut Stück davon ab.

Heisa!" freischte Listel, der sich schnell bückte und Miene machte, Hilla beim Knie zu paden.

,, Dann gibt's also immer noch keine Hochzeit?" Er trat eifrig auf sie zu.

Wer hindert Dich denn, um mich anzuhalten?" Er blies die Baden auf, wiegte zornig dreimal den Kopf hin und her. ch?" Besten Dank! Hast Du einen Begriff! Bin ich einer, der in den Käfig gesteckt wird? Ich brauche noch immer Unterſtüßung. Ich bin wie die Waldvögel. Ich gehe und komme. Bin überall zu Hause, mein Lämmchen. So leb ich."

Donfa von Sulfique den Wiesensteg daher. Durch die Abendnebel kam, den Filz auf dem Ohr, Hein Sie fühlte ein Prickeln in den Augen. Es war ihr, als Sie tat einen raschen Seitensprung und stieß ihn erschreckt mit aufgewirbeltem Schnurrbart und lachender Miene. Der sagte sie: Er war ein hübscher, blonder, schlank- fräftiger Mensch würgte eine Hand ihr die Gurgel. Mit verstärkter Stimme zurück, lachte aber gleich darauf aus vollem Halse. Und ihre von einem ledernen Tragriemen gehaltene, über und über" Du Affe! Sag nur gleich, daß Du's vorziehst, Blumen runde, dralle Brust hüpfte unter ihrer indigofarbenen Jade. mit Messingnägeln, die sich hell von dem schwarzen Unter- von allen Zweigen zu pflücken." Die Burschen gingen einer hinter dem anderen. Nicht einen grund abhoben, beschlagene Kasten seines Instruments schlug Tropfen gab es aus den Steingutbäuchen mehr Braunbier zu ihm gegen den breiten Rücken. Trällernd und spielend nahte läppern. Man mußte seinen Durst für den Gutshof sparen. Rod und Gabel auf der Schulter stiegen sie gemächlich den er, ein unwiderstehliches Lächeln um die einnehmenden Lippen. Feldhang hinab. Der Abendnebel vermischte ihre Umrisse mit ,, Guten abend, Ungetreuer!" fam es von einer Weiber­seinem dämmernden Grau. stimme zu ihm her.

Ros!" trieb Listel an.

Hilla und Auré waren zurückgeblieben. Von der Schwar­zen abgewiesen machte er sich an die Kleine, weniger wilde. Auf den dunkelnden Wiesen, über die sich die weißen Abend­nebel zogen, ließen sich die melancholischen Töne einer Zieh­harmonika bernehmen.

,, Da ist Hein Donka," sagte der Gutsbesizer. Hilla, die sich gebückt hatte, um ihre Strümpfe in Ord­nung zu bringen, richtete sich ganz bleich auf und lauschte der Klage des Instrumentes.

" sa, er ist es. Da kommt er aus dem Gehölz heraus!" fuhr Listel fort, nachdem er ausgespuckt hatte. Da ist er und will uns eine Gänsehaut machen mit seinen Leichen­bitterweisen."

He, Mädel, wo willst Du hin?" rief er aufgeregt. Auré lachte leise und zuckte lebhaft die Schultern. Hol der Teufel das Weibsbild! Da hängt sie sich jetzt an die Hosen von diesem Hanswurst. Sie muß Feuer in den Röcken haben."

Er machte mit den Händen vorm Mund ein Schallrohr. Genier Dich nicht!" rief er. Aber zur rechten Zeit

"

mieder da! Keine Dummheiten, he?" Ich glaube wahrhaftig," sagte er, als er zurückfam, zu Auré, nur solche Landstreicher haben Glück bei den Mädels." Er faßte sie frech um die Taille; aber als auf der Straße

Das Gebüsch raschelte. Die Planke über dem Graben schallte unter dem eiligen Schritt von Holzschuhen, und ein junges Mädchen in indigoblauer Jacke und rotem Rock tauchte vor Hein Donka auf.

Die Schwarze!" sagte er und sein Blick hellte sich. Er nahm die Harmonika unter den Arm und betrachtete sie ein paar Augenblicke.

Was gibt's Neues?"

Sie fühlte sich in seiner Gegenwart mit einem Mal fröhlich und zugleich eingeschüchtert.

" An mir ist's, Dich nach Neuigkeiten zu befragen. Warum warst Du nicht in La Houppe?"

Geschäfte!" antwortete er ausweichend, indem er um sich herum die Grasrispen abriß.

" Herzen gebrochen!" sagte sie und lachte.

Er sah sie drollig an, ohne etwas zu sagen, und fächelte sich mit einer Schafgarbendolde.

"

Und Du? Du bist dort gewesen? Hast Dich gut amüsiert?" fragte er seinerseits.

Sie zuckte die Achseln.

So lala!"

"

Bah!"

,, Ach Gott nein, wirklich."

,, Keine Verabredung gehabt?" ,, Aber nein."

Verdammt!"

Ein Herzeleid wühlte in ihr.

,, Und doch: wenn Du nur wolltest! Es gibt Mädchen genug, die glücklich sein würden, wenn sie Dich hätten." Je nachdem! Der Hahn ist immer da." Sie machte ein enttäuschtes Gesicht. Ich seh Dich gern kommen."

Er trat an sie heran und flüsterte ihr zu: ,, Also gut! Wer hindert Dich an Deinem Bergnügen? Wir amüsieren uns ein bißchen zusammen."

Sie machte eine abweisende Bewegung.

Das nun gerade nicht. Ich soll einer von Deinen Schäßen sein? Sei nicht so dumm!"

Er ficherte und sagte nichts.

Sie fühlte sich vor diesem Menschen wie festgenagelt, fonnte sich nicht entschließen, ihn stehen zu lassen. Er wars, der die Unterhaltung abbrach.

Bahnhof zum Tanz aufspielen." Ich muß um acht in Nederbrakel sein. Ich soll auf dem

Er hielt ihr die Hand hin.

" Du verdienst gar nicht, daß ich sie Dir gebe," sagte sie schmollend.

Er zog sie an sich.

"

Sieh doch zu, daß Du Dich verheiratest. Dann richten wir uns ein," scherzte er.

Aergerlich stieß sie ihn zurück.

,, Schwein!"

" Auf Wiedersehen!" sagte er. Und grüße Auré."

Nach einem Weilchen sette er hinzu:

" Die macht nicht so viele Umstände wie Du."

( Forts. folgt.)