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Russische Flüchtlinge. ImRußkoje Slowo" gibt P. Achevskh, der Berichterstatter dieses Blattes in Ufa , also gewiß ein unverdächtiger Zeuge, eine Schilderung des namenlosen Elends, von dem die russischen Flucht- linge, die man gewaltsam aus ihrer Heimat entfernt hat, heim- gesucht werden. Ganz Rußland bis zum Ural und bis nach Sibirien ist heute überschwemmt von den ungeheueren Wogen der armen, heimatlos gewordenen Menschen.Ich weiß aus den Zeitungen,* schreibt der russische Journalist,unter welch schlimmen Verhältnissen die Flüchtlinge in Moskau leben. Aber sie sind in einem wahren Paradies im Vergleich mit denen, die ich hier in Ufa gesehen habe. In Moskau haben sie wenigstens ein Dach, unter dem sie sich schlafen legen können, und ein Stück Brot für den Hunger. Und was noch viel wichtiger ist, sie haben das Gefühl, daß man sich mit ihnen beschäftigt. Dagegen hier... Am Ende des Bahnhofes in Ufa stehen täglich lange Züge mit Flüchtlingen. Dicht dabei ist schmutzige Wäsche auf dem'Boden aus- gebreitet, und die Kinder toben nichtsahnend zwischen den Wagen umher. Das Bild ist immer das gleiche: Dichtgesüllte Wagen, in denen die paar Habseligkeiten der Flüchtlinge unordentlich umher- liegen. Alte Männer, Kinder und Kranke, die von der langen Reise völlig entkräftet find, strecken sich zwischen den Gerätschaften und den unnützen Möbelstücken aus, mit denen man sich belastet hat. Was man in der Eile der Flucht zusammenraffen konnte, hat man mitgenommen, ähnlich wie bei einem Brand. Alle haben nur noch' Fetzen am Leibe ein Bild tiefsten Jammers. Beim Durchgehen durch die lange Wagenreihe suchte ich mit den Flüchtlingen ins Ge- spräch zu kommeu. Aber kaum einer von ihnen verstand russisch. Die meisten waren Litauer, Leute aus der Ukraine und Juden. Ich wandte mich an einen von ihnen mit einer Frage. Er antwortete nicht. Dagegen setzte mir sein Nachbar in einem schlechten Russisch auseinander, daß jener die Fremden nicht verstehen könne.Welche Sprache spricht er denn?* fragte ich.Nur ukrainisch,* war die Antwort iin dem ganzen Wogen hier find nur Flüchtlinge aus Wolhhnien.* Auf meine Frage, wohin die Fahrt gehe, wußte nie- mand eine Antwort. Viele waren schon länger als einen Monat unterwegs.Aber,* sagte einer der Flüchtlinge resigniert,das ist uns ganz gleich, wenn uns die Reise nur dem Grabe näher bringt.* Habt Ihr heule schon etwas zu Euch genommen?" fragte ich darauf fceil Unglücklichen.Nein, wir warten noch.... Man hat uns zwar versprochen, daß wir alle Tage etwas zu effen bekommen sollten, aber nun haben wir seit zwei Tagen nicht das geringste zu unS genommen. In Samara haben wir den letzten Bissen verzehrt.* Hunger, fürchterliche Unsauberkeil, Mangel an Platz und Luft begünstigen bei den Flüchtlingen alle möglichen Krankheiten. In M>em von den vielen Wagen sah man Kranke und man macht nicht die geringsten Anstalten, ihnen Medizin zureichen.Was für Krank- heilen sind das?* fragte ich von tiefem Mitleid ergriffen.Gott weiß es. Magenkrank sind alle." Ich näherte mich einem von den Kranken, der auf einer schmutzigen Decke lag. Er war fast völlig ohne Kleidung, und sein Gesicht war von. einem fahlen Gelb überzogen. Es waren die Schreckenszeichen, die die Cholera in dem wächsernen Gesicht eingegraben hatte. In einem anderen Wagen, zwischen schmutzigen Fetzen, log eine junge Frau, deren Gesicht mit einem Taschentuch bedeckt war. Sie ist tot*, erfuhr ich aus meine Frage,seit heute morgen*. Ich sah auf die Uhr; es war die vierte Nachmittagsstunde, und niemand hatte sich bis jetzt mit der Toten beschäftigt, geschweige denn eine Desinsektion in dem Wagen vorgenommen. Am Abend vorher hatte die Frau noch munter mit ihren beiden Kindern gespielt und gescherzt. Plötzlich gegen Mitternacht war die fürchterliche Krankheit über sie gekommen. Üeberall in dem Wagen hatte der Tod seinen Einzug gehalten. Die meisten Flüchtlinge find Ackerbauer. Es gibt unter ihnen aber auch Handwerker und Fabrikarbeiter. Aber niemand gibt sich in Rußland die Mühe, unter den Flüchtlingen, trotz dem Mangel an Munitionsarbeitern, Leute auszusuchen, die man in dieser Industrie beschäftigen könnte. Einer der Unglücklichen erzählte mir unter Tränen:Ich bin Schlosser. Ich habe in zahlreichen Fabriken gearbeitet. Verschaffen Sie mir Freiheit; Arbeit werde ich dann schon finden."Aber wer hindert Sie denn, von hier wegzugehen?' fragte ich neugierig.Das ist es ja gerade. Man hat uns gewaltsam hierher gebracht. Ich habe niemand darum ge- beten, und es ist unmöglich, von hier zu entkommen. Da schleppt man uns weg, aber wohin? das weiß kein Mensch. Man sagt uns:Wir haben euch in Empfang genommen, wir müssen euch auch richtig abliefern*, meinte der Arbeiter. Die Flüchtlinge sind nicht mehr als eine Ware, als ein Stück Vieh. Sie sind gezählt,

Rotes vlamenblut. 2Bj Von Pierre Broodcoorens . Ein kleiner dicker, apoplektischcr, kahlköpfiger Mann in erner blauen Bluse, einem roten Halstuch und hohen Viehhändler- gamaschen wurde unten vor den Stufen sichtbar, die Beine gespreizt, den Hut im Genick, der Bauch von dem Lachen wackelnd, das gut genährte Leute an sich haben. Wetter, Ihr lebt nicht schlecht hier!" fuhr er, die Hände in die Seiten gestemmt, in einem erstaunten Ton fort. Ha, der Händler Knabbe aus La Houpe!" rief jemand von der Auswartung. Derselbe! Jawohl I Und nicht schlecht zufrieden mit dem Vormittag ganz gewiß!* Mit Genugtuung schlug er sich auf die Taschen, in denen er die Taler klirren ließ, von denen sie geschwellt waren. Der Markt von Grammont war fest; wie, Tieck?" wandte er sich zu seinem Begleiter, dessen langes, knochige? Gesicht sich neben dem seinen in der Türöffnung zeigte. Der andere schüttelte den Kopf und sagte mit kluger Zurück- Haltung weder ja noch nein. Und... Du bist auf dem Heimweg?" frug die Stimme. die vorhin gerufen hatte. Jawohl, so allmählich, he!" . Natürlich! Es ist nicht verboten, unterwegs noch ein bißchen zu kneipen, wenn man gute Geschäfte gemacht hat. Was gibt's Neues in Bois, Händler?" Soso! Nichts Gutes, nichts Schlechte?. Mann! Tanke!" Er unterbrach sich, um mit einem Zuge einen Schoppen zu leeren, den ihm einer von Broccks Söhnen gereicht hatte. Verflucht! Das war noch ein Schluck!" Bah!* Er wischte sich mit dem Handrücken den Schnurrbart. Es scheint, daß Citters Tochter sich verheiraten will?" Es entstand mit einem Male ein Schweigen, das nach dem Lärm, der bisher geherrscht hatte, ein besonders ein- drucksvolles war; interessiert blickte man zu dem dunkelsten Winkel des Saales hinüber. Knabbe. der halb berauscht war. achtete nicht darauf. Der Mann, der geftagt hatte, ein Unbekannter, erhob sich sehr interessiert von einem der vorderen Tische und stellte sich vor den Händler hin.

und jeder hat sein Erkennungszeichen. Keine menschlichen Wesen sind das, es mutet vielmehr an wie eine Schiffsladung. In Samara z. B. hat man sie aufgegeben, in Ufa beglaubigt und notiert: In Empfang genommen soundsoviel Stück. Den Schlosser etwa laufen zu lassen, heiße ein Stück der Ladung verlieren. Nirgends hat man etwas dazu getan, um die Flüchtlinge auf- zunehmen. Zwar weiß man seit langer Zeit, daß gerade die am meisten bevölkerten Gegenden vom Kriege heimgesucht worden waren, aber niemand hat dazu beigetragen, das Unglück der Leute erträglich zu machen, die gezwungen wurden, ihre Heimat zu verlassen. Weder die Regierung noch private Fürsorge haben sich ihretwegen Umstände gemacht. Das Einzige, was man getan hat, ist, daß man in Staunen geriet über die große Zahl der bemitleidenS- werten Flüchtlinge. Die Vertreter der Regierung und der Wohltätigkeitsanstalten, sowie eine Menge Neugieriger eilen stets zu den Flüchtlingszügen wie zu einem Schauspiel, das ein Brand darbietet. Man drängt sich förmlich, um etwas zu sehen; aber niemand rührt einen Finger für die Aermsten. Als ich den Bahnhof verließ, fuhr gerade der Zug ab. Die Flüchtlinge waren vollkommen ohne Effen geblieben. Auch an diesem dritten Tage ihrer Fastenreise. Ich weiß nicht, ob man die Leiche der Frau, die ich kurz zuvor gesehen hatte, entfernt hat. Mir war es, als ob der Zug jenem geheimnisvollen Lande entgegenrollte, von deffen Gestade kein Wanderer wiederkehrt."

kleines Zeuilleton. Was ist ein Srßckenkopf! Auf dem SiegcSzug unserer Tapferen im Osten war der Weg bisher mit sogenanntenBrückenköpfen" beinahe gepflastert. Merk- würdig nur, daß trotz der häusigen Wiederkehr dieses militärischen Ausdrucks gerade in den letztvergangenen Wochen über seine sinn- gemäße Auslegung noch sehr viel Unklarheit herrscht. Viele Zeitungs- leser denken bei dem Wort Brückenkops lediglich an das dem An- greiser zunächst gelegene Ende einer Brücke. Ursprünglich deckten sich wohl auch Anschauung und Bezeichnung in dieser Hinsicht völlig. Seitdem aber mit der Erkenntnis des Wertes der sogenannten strategischen Lage auch die Bedeutung der Flußläufe, Eisenbahn- linien, Straßen uiw. für Freund und Feind wuchs, als die Vor- märsche in Feindesland mit Millionenheeren zu rechnen begannen. erweiterte sich unversehens auch der BegriffBrückenkopf". Der Brückenkopf ist heute gleichsam identisch mit dem Begriff Schlüffel. Deshalb braucht ein Brückenkopf in militärischem Sinn heute gar nicht mehr die Deckung eines Fluß- Übergangs zu sein, vielmehr erkennt der militärische Sprachgebrauch als Brückenkopf den Punkt an, den der Angreifer un- bedingt in Besitz haben muß, wenn er seinen Vormarsch fortsetzen, sein strategisches Ziel erreichen will. So kann eine vorgeschobene Feldstellung Brückenkopf für eine Festung, diese wieder für eine Reihe von Festungen sein. Ein befestigtes Dorf oder eine kleine Festung sind häufig Brückenköpfe für eine größere Stadt, einzelne Berge oder kleinere Gebirgszüge die Brückenköpfe für wichsige Pässe usw. Ausschlaggebend für die Bedeutung des Brückenkopfes ist natürlich das, was hinter ihm liegt, was er militärisch deckt sdie Landes- Hauptstadt, eine Festung, einen Eisenbahnknotenpunkt. Flußübergang, Hafen usw.) und danach richtet sich seine militärtechnische Aus- gestaltung. seine Bewaffnung, Besatzung und Verteidigung. Man kann sagen, daß jeder Brückenkopf einen anderen Wert hat, zweierlei Werte hat er von vornherein, je nachdem nämlich Verteidiger und Angreifer von ihrem Standpunkt aus seinen Besitz schätzen.

kann man eine heransausenöe Granate hören! Der Beitrag, der unter dieser Aufschrift am 2S. August im Vorwärts* erschien, hat uns eine Reihe Zuschriften auS dem Felde eingetragen. In einer heißt eS: Wer selbst dem Granatfeuer ausgesetzt war, wird bei Auf- werfung dieser Frage antworten:Je nachdem. ES kommt ganz darauf an, wie weit das Verderben speiende Geschütz von unS ent- fernt ist." In der Praxis stimmt die Theosie mit den Erfahrungen der lebenden Zielobjekte überein. Es ist Tatsache, daß man sich vor Granaten, die einen weiten Weg zurücklegen muffen, in Sicherheit bringen kann, vorausgesetzt, daß sich in nächster Umgebung granat- sichere Unterstände befinden. Ein Beispiel möge das erläutern. Es war vor etlichen Tagen. Wir liegen in einem kleinen Orte der Hochvogesen am steilen Berg- abhänge in Rescrvestellung. Vor meinem Quartier aus grüner Matte tonnen sich die übrigen Kameraden, etwa 12 Mann, meiner Korporalfchaft, wohlig Beine und Arme gespreizt. Ich sitze beim

Es heißt Weihnachten... Wahrhaftig, der Liebhaber hat Geschmack... Aurs, die hinkende, und Florine, die zweitjüngste von den Mädchen, haben ungeniert überall er- zählt, daß der gute Kerl zu Sainte-C�.cile der Dirne eine Uhr und eine goldene Kette geschenkt hat. Man muß wohl schon verrückt sein, wenn man als armer Arbeiter solche teueren Geschenke macht... Und einer Umhcrstreichcrin von der Art noch dazu! Wenn er all die Liebschaften wüßte, die sie gehabt hat; besonders ihre letzte! Kaum ein Vierteljahr ist's her, daß sie noch in den Armen ihres Zigarrenmachers von Schnedelbeke lag." Das lügst Du!" heulte eine Stimme. E? entstand ein entsetzlicher Aufruhr; Stühle wurden um- geworfen, ein Mann sprang auf. Auf der Stelle streckten sich zehn Arme aus, ihm den Weg zu verlegen. Gouhe Flohil schnaubte wie ein wütender Stier. Er hatte im Hintergrunde de? Zimmers bei einer Gruppe gesessen, die auS den Sauwcs. dem Riebeke, den Borst und Aryn Klip bestand, und hatte bei den ersten Worten, die zwischen Knabbe und dem Fremden gewechselt wurden, aufgehorcht. Was denn? Es war Hilla, seine Hilla, von der auf eine derartige Weise gesprochen wurde? Eine tödliche Angst hatte ihn erfaßt. Ein Schmerz hatte ihm in der Herzgrube gedrückt, der sofort in einen schrecklichen Zorn übergegangen war. Dieser HanSwurst foppte ihn, beleidigte das geliebte Weib. Und was sang er da, der Mensch da. der mit schlechtem Rindvieh handelte? Er wagte zu verstehen zu geben, daß Hilla sich einem anderen hingegeben hatte? Laß mich! Bei Gott, ich hau' ihm den Wamst ein, ich besorg' es ihm! Laßt mich los, sag' ich l" ,Ma, waS denn? Na, was denn?" stotterte Knabbe er- schreckt. Sein durch diesen ärgerlichen Zank, den seine unbedachten Worte verursacht hatten, erschrecktes Blut kam aus der Fassung. Tieck wollte ihn fortziehen. Aber e? war schon zu spät. Mit einem furchtbaren Stoß hatte Souche sich losgemacht. Er stürzte die Stufen hinab, warf Tieck mit einem Fausthieb zu Boden und packte den dicken Händler bei der Gurgel. Sag, daß Du gelogen hast, Leuteschinder! Bei Gott, auf die Knie! Vitt' ab!" Sein scharfes, weißes Gebiß entblößte sich mit einer starren Mundverzerrunq. Schauni stand ihm vor den Lippen, und seine Augen funkelten in einer jähen Wildheit. Knabbe, halb erstickt, lief unter dem stirchtbaren Griff, mit

offenen Fenster oben in der Dachkammer meines Quartiers und lese meinenVorwärts", u. a. auch gerade die Abhandlung:Kann man heransausende Granaten hören." lind schon seil Stunden hören wir hoch oben, direkt über unseren Köpfen die Granaten sausen, wie sie in ihrem einförmigen sw sw�sw ihre Bahn zu einem entfernteren Ziele ziehen. Wir hören den Abschuß, nach einer Weile das Singen und wenn das verstummt nach einer weiteren Pause den Einschlag. Der eine oder der andere Kamerad mag schongezählt* haben, wie weit geschossen wird. Es hat sich nämlich unter unS eine Methode gebildet, die nach der Zeildifferenz vom Abschuß bis zum Einschlag feststellen soll, in welcher Entfernung geschossen wird. In gleichmäßigen Abständen geht'S: bum sw sw sw bum! Dieses eintönige Gedröhn und Gesumme stört unsere Ruhe nicht ickr geringsten. Ist es doch das alltägliche Konzesi, das bei dieser Ton- stimmung uns wissen läßt, wie weit wir unterm Schuffe sind. Augenblicklich sind die feindlichen Talbewohncr weit hinter unS ge­meint, ein andermal noch ahnen wir nicht wie bald sind wir an der Reihe. Aber wir haben unsere Schutzmaßregeln getroffen. Drüben am steilen Bergabhang sind siefe Höhlenunterstände in den Berg getrieben. Da wieder ein Abschuß ringsum wohligste Ruhe. Doch plötzlich folgt das verteufelte sw sw ztsch sztsch ztsch. Vom Fenster aus sehe ich noch, wie die Kameraden, wie auf ein Kommando n die Höhe schnellen und nach den Unterständen laufen. Ich selbst istürze zur Tür, die Treppe hinab, doch ehe ich zum Hause hinaus komme bum! die Granate sitzt in einem der Nachbarhäuser und hat dieses in einen rauchenden Trümmerhaufen verwandelt. Gemächlich schlendere ich über die Wiese, wo vorhin die Käme« raden lagerten, den Unterständen zu. und sehe staunend die Ver- änderungen an. Die Kameraden waren rechtzeitig im Unterstande geborgen. Jetzt kriechen sie wieder hervor, um die Wirkung des Geschosses in Augenschein zu nehmen. Da wieder ein Abschuß. Wir wußten, daß nun unser Ort an der Reihe war und treten näher an den Einlaßschacht des Unterstandes. Und richtig sw fw-swtzsch tzsch ztsch im Nu sind wir die Treppe des Schachtes hinab, die Tür des dunklen Loches ist zu-- bum I--, ein Stein-, Eisen- und Erdhagel prasselt auf die Treppe und Tür hernieder. Wir öffnen und klettern hinaus. Noch keine M Schritte vom Eingange, gerade dort, wo wir vorhin standen, ist ein ansehnlicher Trichter im Wiesengrund aufgeworfen. Nach einstündiger Beschießung bleiben wir wieder verschont und daS Feuer richtet sich wieder einem anderen Ziele zu. Da habe ich. wie so oft. eS wieder verspürt, wie gut es dem Soldaten zu stalten kommt, daß durch die eilig beflügelten Schall - wellen die todbringende Gefahr rechtzeitig signalisiert wird. Ja. eine heransausende Granate kann man unter Umständen hören! Und das ist gut so._ Notizea. D i e Humboldt-Akademie veröffentlicht ihr Vor- lesungsverzeichnis für das viesie Lchrvierteljahr Oktober-Dezem- her 1915, das Vorträge aus allen Zweigen der Wissenschaft und Kunst und Kurse in allen wichtigen alten und neuen Sprachen ent» hält. Für die Arbeiterschaft von Grotz-Berlin werden besondere Vorträge zu sehr mäßigen Gebühren und unentgeltliche Führungeil veranstaltet. Die Vorlesungen in der ersten Woche sind mit einigen Ausnahmen frei. Der Tommy mit den 86 Bräuten. DerDaily Mail* veröffentlichte ein Gruppenbild von 23 in Döberitz inter - nierten englischen Gefangenen, damit die Soldaten von ihren An- gehörigen in der Heimat identifiziert werden könnten. Die Antwort war eine Flut von Zuschriften, die die Freude über das Wieder- erkennen der einzelnen Soldaten ausdrückten. Allerdings unterliefen auch zablreiche Verwechslungen, da verschiedene Familien denselben Mann als Sohn, Bruder oder Vater bezeichneten. Den Vogel schoß aber ei» auf dem Bilde vertretener Tommy ab. den nicht weniger als 36 Mädchen als ihren Bräutigam bezeichneten. Die Bevölkerung Polens . Die letzte Volkszählung in Polen fand im Jahre 1969 statt. Damals wurde eine ansässige Bevölkerung von 11 935 000 Personen festgestellt. Ihrer Abstammung nach waren 72 Proz. Polen , 14 Proz. Juden, 5 Proz. Deutsche , 4,1Proz. Ruthenen, 3,7 Proz. Litauer, 0,8 Proz. Russen und 0,1 Proz. Tataren. In religiöser Hinsicht waren 76 Proz. Katholiken. 4,9 Proz, Protestanten, 4,1 Proz. Orthodoxe, 14 Proz. Juden, 0,1 Proz. Mo- hammedaner. Die Polen und Litauer sind Katholiken; es befinden sich unter ihnen nur etwa 30 000 Protestanten. Die Deutschen sind zum größten Teil Protestanten; nur etwa 30 000 sind Katholiken. Die bäuerliche Bevölkerung des Landes machte etwa 53 Proz. der Gesamtbevölkerung aus, die städtische Bevölkerung 40 Proz., der Kleinadel 3 Proz., der Großadel und die Geistlichkeit Slls Proz. Seit 1909 dürfte die Bevölkerung um 300 000 Köpfe gewachsen sein.

dem der Bursch ihn würgte, blau an. Er war außerstande. auch nur ein Wort hervorzubringen. Flohils Griff wurde enger und enger. Und schon keuchte der Händler, dreiviertel erdrosselt, schon war sein Auge von der Todesangst umflort. Ah, Auffchneidcr! Du hast ein anständige? Mädchen mit Schmutz bewerfen wollen! Das wird Dir nicht geschenkt! Nein!" Keine Dummheiten, Souhc! Nicht wahr?* Zunächst durch die Plötzlichkeit des Streites überrascht und vor Betroffenheit starr, hatten sich die Bauern jetzt er- hoben. Der rasende Narr von Souhe war wohl imstande. Knabbe abzudrosseln wie eine gemeine Gans. Das wäre eine schlimme Geschichte. Zwanzig Männer stürzten sich auf den Riesen und zwangen ihn, abzulassen. Andere brachten den Händler wieder auf sein stämmige? Fußgestcll. Er schnäufte wie eine Robbe und rollte in seinem blauroten Ge- ficht stunipfsinnig die Augen, während ihm Lippen und Hände von einem krampfhaften Zittern geschüttelt wurden. .. mir einen Tropfen!" stammelte er, indem er ver- suchte, sein Beinkleid in Ordnung zu bsingen. Du wirst wohl anderswo Schnaps kriegen!" schrie Leentjc Maandag, die unter dem Lärm des Attentats aus dem Hintergrund ihres Ladens herbeigeeilt war. Sie brachte auf dem Schanktisch sorgsam ihre Gläser und Liter in Ordnung. Kujoncnbande! Feiglinge!" heulte Flohil zwischen den Bauern hervor, die ihn festhielten. Schmeißt doch den Händler zur Tür'naus!" brüllte Kobe Borst. Er befürchtete, daß trotz ihrer Anstrengungen und dem Strom der beruhigenden Worte, mit denen sie sich bemühten. seinen Zorn zu stillen, der Bursch sich noch einmal auf ihn stürzen könnte. Ich sage nichts mehr... Zieh Dir hier ein Unglück auf den Hals!" fügte er verzweifelt hinzu. Aber Knabbe hatte die letzten Worte schon nicht mehr gehört. So geschwind als seine angstgelähmten Beine gestatteten, verließ er denEber" und eilte zu seinem Wagen. Tieck , dem der gewaltige Boxerhieb Flohils die Knochen zusammcngeschüttert hatte, hob sich mühsam auf den Sitz an die Seite seines Gefährten. (Forts, folgt.)