Nr. 250.- 1915.

00

Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Lebensmittelwucher in den ersten Jahren der französischen   Revolution.

int Bergleich

Von Heinrich Cunow  .

Heute von Deutschland   sicherlich nicht behaupten kann.

*

"

beraubt wurde.

Freitag, 29. Oktober.

ratehäuser ausraubten, die Saaten auf den Feldern zerstörten. Ein bar fehlenden, tönenden Laut. Es ist dasselbe R wie in Srb richtiger Bauernfrieg! Selbst die fleinen Städte wurden angegriffen und in Crznagora. Das 8 in Mrzli flingt wie ein weiches, stimm und gebrandschaßt, die zur Verteidigung zusammengerufenen Bürger- haftes S, das H in Vrh wird wie ein scharfes Ch( etwa wie in wehren überwältigt und niedergemacht. Im nordwestlichen Burgund Brauch") gesprochen. ch flingt, richtig gesprochen, etwa so, wie wurden in 14 Tagen 72 Schlösser und Herrenhöfe erstürmt und ein- ein Russe den ersten Teil des uns wohlbekannten Namens Virchow" geäschert. aussprechen würde, wenn er dabei das i verschluckt. Man sieht, 1. Arbeitslosigkeit und Teuerung im Jahre 1789. Währenddes stieg der Getreide- und Brotpreis immer höher. In ohne Sprachlehrer ist es nicht gerade einfach, diesen slowenischen den Jahren vor der Revolution hatte das Pfund gewöhnliches Schneeberg  " zu bezwingen, und der ebenfalls vielgenannte Sern", Die Lebensmittelteuerung, die teils als Folge der durch den Serieg erschwerten Produktions- und Transportverhältnisse, teils als eizenbrot in Paris   durchschnittlich 3 Sous( 12 f.) geloftet, jetzt stieg der in den Julischen Alpen   gelegene Gipfel, ist, was die Aussprache Folge es auf 4, 4 und schließlich in Juli 1789 auf 5 Sous, das ordi  - anbelangt, gegenüber dem viel niedrigeren Mrzli Vrh sozusagen ein einer die Kriegsnotlage ausnutzenden Preistreiberei näre Gerstenbrot auf 4 Sous ein unerhörter, für den Arbeiter Waisenknabe". Heute das deutsche Bolt heimsucht, erinnert in mancher Hin­ficht an den Lebensmittelwucher, der in Frankreich   während der unerschwinglicher Preis. Selbst der Arbeiter, der noch Beschäftigung großen Revolution fein freventliches Spiel trieb und so vieles dazu batte, fonnte diesen Preis nicht aufbringen, denn der Lohn der ge- Das fahrende Volk" zur Kriegszeit in Frankreich  . beitrug, die ohnehin wild entfachten Parteileidenschaften zur Blut- wöhnlichen Industriearbeiter in Paris   betrug damals 25 bis 30 Sous Das folgende Stimmungsbild über das Leben der französischen  pro Tag, der ganze Tagelohn reichte also eben aus, um 5 oder hige zu steigern. Neben manchen Aehnlichkeiten lassen sich freilich 6 Pfund Brot zu kaufen- und doch waren Brot und Mehl in viel Jahrmarktsleute und Schaubudenbesizer während des Krieges findet auch manche Verschiedenheiten zwischen der damaligen und der heutigen Lebensmittelnot nachweisen, wie sich denn auch der höherem Maße ein Hauptnahrungsmittel der ärmeren französischen sich im" Journal":" hinter den Befestigungsgebieten, im tüd Entwickelungsstand des ganzen Wirtschaftsgetriebes jener Beit Frankreich, und die meisten Gemüse, die heute auch auf den Tisch der Holzbrettern und ärmlichem Material hergestellt, bon armſeligen, Wolfsschichten als heute. Die Startoffel war noch fast unbekannt in wärtigsten Bereich der militärischen Zone stehen elende Hütten, aus zum heutigen geradezu ziverghaft ausnimmt. Arbeiter fommen, konnte sich damals des hohen Preises wegen nur der Gärtchen umgeben. Zudem litt damals tatsächlich Frankreich   in mehreren Jahren, Wohlhabende leisten. So bestand denn die stoft des Pariser   Arbeiters meist Kagen und Gänsen. Wanchmal klappert ein müdes, verhungertes besonders 1789 und 1792, unter einer großen Mißernte, was man aus folgenden schönen Gerichten: morgens Mehlsuppe mit Schweine- Pferd mit einem Karren vorüber. Zerrissene Wäschestücke flattern fett nebst trockenem Brot, mittags wieder Mehl-, Linsen- oder Erbsen- an Schnüren. als Zeugen der ringsum herrschenden Armut. Hierher fuppe mit trockenem Brot, hin und wieder in guten Zeiten auch mit hat sich das fahrende Bolk der Jahrmärkte zurückgezogen, das che­Der Beginn der großen Revolution fiel in ein Hungerjahr. Der einem Stückchen Sped oder sonstigem Fleisch, abends nochmals Mehl- mals durch Frankreich   zog, durch den Krieg aber seiner Tätigkeit großen Mißernte des Jahres 1788 folgte ein strenger Winter, der in oder Gemüsesuppe mit Brot und vielleicht etwas Schmalz oder Ihre Geräte, die im Verlaufe bieler Jahre mit den Städten Nordfrankreichs die im Freien tätigen Handwerker und Magerfäfe. Das war, abgesehen von höheren Festtagen, jahrein harter Mühe erworben wurden, ruhen im Schuppen, wo sie langsam Denn die jungen und Die Frachtichiffer wiederholt zu längerer Einstellung ihrer Tätigkeit jahraus die Nahrung des gewöhnlichen Pariser Lohnarbeiters. durch Wind und Feuchtigkeit zerfallen. zwang. Vornehmlich wurde Paris   getroffen. In den Jahren 1787 Obendrein war zu dem hohen Preise von 5 Sous( 20 Pf.) pro fräftigen Leute, die sich sonst ihrer bedienten, sind an der Front. and 1788 war dort viel gebaut worden, und die vermehrte Bau- Pfund feineswegs immer Brot zu haben. Gerade in den Tagen vor und die Frauen blieben zurück, allein mit den Greisen und tätigkeit hatte eine große Masse von Bauhandwerkern aus der Provinz dem Bastillesturm, vom 12.- 14. Juli 1789, stand Paris   unter Hunger- Sindern. Sie sind blaß und verängstigt unter der Laft des Stummers herangelodt. Der rauhe Winter hinderte alle Bauarbeit, und auch als 1789 brud. Weder Weiß- noch Graubrot( ein Gemisch aus Weizen mit und der Sorgen. Wenn man mit ihnen spricht, hört man fast nichts .. Meine brei Söhne wurden nicht begonnen, und selbst die bereits im vorigen Jahre an- lagerten, wie fich später herausstellte. bei den großen Ge- stehen im Feuer!" der Frühling herannahte, zeigte sich keine Besserung. Neue Bauten Gersten  - und Roggenmehl) war in Paris   aufzutreiben, und doch anderes als Selagen. Ach, mein Mann!" Sie senten die Stimmen, wenn sie von den gefangenen blieben vielfach halbfertig liegen. Die Unternehmer trei de händlern, manchen Bädern, den Klöstern Gefallenen sprechen, damit ihre weinenden Nachbarinnen nichts ver­verspürten in Anbetracht der durch die Mißernte hervorgerufenen und Anstalten vielfach große Mehlvorräte. Aus nehmen. Und immer wieder dieselbe traurige Feststellung: her Wirtschaftskrise, der steigenden Getreidepreise und der überall im dem vom Bolt erstürmten Lazaristentloster wurden z. B., nachdem Jahrmarktsberuf ist erledigt, vollkommen erledigt. Es ist vorbei Lande hervortretenden politischen Gärung wenig Neigung, sich in die Eindringenden schon große Mengen weggetragen hatten, noch mit dem farbigen Tumult der Manege und dem Lärmen der Leier­irgend welche riskanten Geschäftsunternehmungen einzulaffen. Und 52 Wagenladungen voll Getreide und Me I nach fästen. Eine Greisin, an deren Rod ein fleines Kind sich ängstlich nicht nur die Bauarbeit stockte, auch die kleinen Handwerksmeister der Markthalle geschafft. flammert, erzählt, daß sie sich von Bordeaux   aus bis hierher durch und die Manufakturen in den Pariser Vorstädten St. Antoine, Von den Anhängern des Hofes ist, als diese Tatsache später betteln mußte. Und nach dem Kriege, so meint fic, wird es noch St. Martin, St. Denis und im Temple hatten wenig zu tun und nachgewiesen wurde, behauptet worden, die Agenten der Orleans   schlimmer werden. Es wird zu viel Verluste, zu viel Geldforgen entließen den größten Teil ihrer Arbeiterschaft. Als im Mai 1789 hätten durch Getreideaufläufe fünstlich eine Hungersnot hervor und zu viel Trauer geben, als daß die Jahrmärkte Anklang finden die Reichsstände in Versailles   zur Beratung zusammentraten, lagen rufen wollen, um das hungernde Volk der Vorstädte in den Auf- könnten. Außerdem sind bis dahin alle Gerätschaften zerstört oder bereits mehr als zehntausend der sonst in diesen Pariser Vorstadt- stand zu treiben. Dagegen behaupteten die Liberalen, der Hof hätte billig verkauft, um den Kindern etwas zu effen geben zu können Manufakturen arbeitenden Lohnproletarier hungernd auf dem Pflaster. seine Hände im Spiel gehabt. Er hätte die ärmere Bevölkerung und sich selbst wenigstens vor dem Verhungern zu bewahren. Einige Und immer weiter griff die Arbeitslosigkeit um sich. Da der gegen die liberalen Getreidehändler aufhezen und dann als Retter der Frauen handeln mit wertlosen Gegenständen, andere verlaufen Bersand landwirtschaftlicher und industrieller Produkte mehr und auftreten wollen. Wieweit diese gegenseitigen Vorwürfe berechtigt Blumen, Striegsphotographien und" Andenken aus dem Felde". mehr abnahm, stellte sich zugleich eine Stockung der Frachtschiffahrt sind und wieviel zu der Brotnot jener Tage die fünstliche Zurück- Außerdem sind die Jahrmarktsleute aus bitterer Not selbst zu nach den großen Städten und Hafenplätzen ein. In den Winterhaltung der Borräte durch die großen Getreidespetulanten bei- Lumpenfammlern geworden, und die zweimal wöchentlich start­monaten hatte die Kälte die Frachtschiffahrt auf der Seine und getragen hat, läßt sich schwer feststellen; sicher ist jedoch, daß schon findenden Zumpenmärkte sind von ihnen bevölkert. Vor einem Noll­Marne fast völlig zum Stillstand gebracht. Endlich kam der April in den ersten Monaten der Mevolution der Korn- und Mehlwucher wagen, aus dem lautes Gebrüt ertönt, erklärt eine Jahrmarktsfrau, heran; die warme Frühlingssonne vertrieb die Kälte und die Ströme einen bedeutenden Einfluß auf die Volksbewegung gewann. wurden wieder schiffbar. Nun, so hoffte man, sei das Schlimmste überstanden, die Flußschiffahrt werde wieder in alter Weise einsehen. Doch die Hoffnung trog, es gab nur wenige Frachten. Hunderten standen in Paris   auf den Kais und Landungsplägen die Arbeiter mit hungerbleichen Gesichtern und spähten gierig nach der Gelegenheit aus, sich beim Laden oder Löschen der Frachtkähne ein Strindberg und fein Ende. Auch in den Kammer­paar Sous zu verdienen. Immer von neuem fehrt in den österreichisch- ungarischen Gespielen ist Der Vater" jetzt aufgeführt worden. Nachdem dieses Bermehrt wurde diese Not in Paris   noch dadurch, daß im neralstabsverlautbarungen, den Höfer- Berichten", wie wir längst fraffeste aller Strindbergstüde seit Jahren in feinem Berliner  Frühling 1789 die Arbeitslosen der anliegenden Provinzen, die dort kurz und bündig fagen, der Name des Mrzli Vrh wieder; aber Theater gespielt ist, wird es jcht in zwei Berliner   Theatern gleich­teine Arbeit und fein Brot fanden, in großen Haufen nach Baris ebenso oft, wie die italienische Heeresmacht hier blutig zerbricht, zeitig geboten. Künstlich gemachte Strindbergmode, der bald eine wanderten, wo, wie man glaubte, immerhin noch leichter durch zerbrechen sich die deutschen   Zeitungsleser die Zunge an diefem Wort, andere Mode folgen wird! Gibt es zurzeit wirklich nichts Wichti­zukommen sein werde, als in den fleinen Ackerstädten und Dörfern. das feiner Schreibweise nach für uns so ziemlich das Unaussprech geres auszugraben, das mehr zu uns spräche, als dieser grandiose Städtische Gelegenheitsarbeiter, Gesellen, Kleinhandwerfer, Selein- lichste zu sein scheint, was es in europäischen   Jdiomen gibt. In Berrspiegel? Wegener und die öflich führten den Kampf bauern, Intelligenzproletarier: alles zog nach Paris   mit Weib und Wirklichkeit ist es aber nicht gar so schlimm damit bestellt, und auch der Geschlechter zur Höhe tragischer Notwendigkeit. Sind, zerlumpt und zerrissen, verzweifelte Opfer der Hungersnot und der Mrzli Vrh läßt sich von deutschen   Zungen aussprechen. Man Ein Konflikt im Bühnenberein. Die Organisa der französischen   Mißwirtschaft. muß freilich nur wissen, wie. Es ist auch weitaus schwerer, die Auf dem Lande selbst fab es nicht besser aus. Nachdem die Art der Aussprache des Wortes zu umschreiben, als es nach Gehör tion der Bühnenunternehmer, der Deutsche   Bühnenberein, hat über Bauern im Winter die letzten Reste ihrer fargen Ernte aufgezehrt nachzusprechen; denn es handelt sich dabei um Laute, die die Schauspielerin Hermine Körner   schweren Baun wegen Kontraft. hatten, versuchten sie, durch den Hunger aufgepeitscht, durch Ein- im Deutschen   nicht vorkommen. Der Name dieses Berges, bruches verhängt. Sie kann infolgedessen an teiner Bühne, die dem brüche in die herrschaftlichen Vorratshäuser und durch Abschießung der sich, 1361 Meter hoch, nordwestlich von Tolmein am Bühnenverein angehört, auftreten. Mag Reinhardt, der die Künst des Wildes in den grundherrlichen Forsten sich Nahrung zu verlinken Ufer des Jionzo erhebt, und der einen wichtigen Verteidigungs- lerin engagiert hat, behauptet, daß kein Kontraktbruch vorliegt. Um schaffen. Dann griffen sie, durch die Not und die liberale Wahl- punkt des Tolmeiner Brückenkopfes bildet, ist slowenisch und bedeutet Frau Körner auftreten lassen zu können, ist er aus dem Bühnen­agitation aufgehegt, die herrschaftlichen Scheunen und Schlösser an soviel wie Schneeberg  "( Werali- gefroren, Wrh- Verg). Das Wort berein ausgetreten. Der Kunstschriftsteller J. Meher Graefe, der und setzten ihnen den roten Hahn aufs Dach. Wie der Sturmwind Vrh begegnet uns auch in anderen südslawischen Sprachen, z. B. in fegte der Bauernaufruhr durch das Land, besonders als man sich dem dem Slowenischen nahe verwandten Serbischen, wie aus den im Februar als freiwilliger Krankenpfleger von den Russen ge= in der Erwartung getäuscht fah, die Reichsstände in Versailles Hauptquartierberichten vom ferbischen Kriegsschauplatz bekannt ist. fangen genommen wurde, ist aus der Gefangenschaft entlassen würden alsbald die herrschaftlichen Feudalrechte aufheben. In Bur- Allen südslawischen Sprachen ist, wie auch dem Tschechischen, das worden und bereits nach Berlin   zurückgekehrt. gund, der Franche Comté  , dem Elsaß  , der Dauphiné, der Auvergne vokale R eigentümlich, das im vorderen Teile des Gaumens ge­Der Burgfrieden im Theater. Der Gouverneur ballten sich die aufständischen Bauern zu großen Haufen zusammen, bildet wird, also von unserem sogenannten dramatischen R wesent- der Festung Mainz hat zur Wahrung des Burgfriedens die Auf­die mit Snüppeln, Sensen, Mistgabeln bewaffnet, in sinnloser ut lich verschieden flingt. Dieses füdslawische N bildet in den beiden führung des Schönherrschen Stüdes Der Weibsteufel" im Befehls­von Dorf zu Dorf zogen, die Herrenhöfe niederbrannten, die Vor- Worten Mrzli Vrh den wichtigsten, nach unseren Auffassungen scheinbereich der Festung Mainz verboten.

2]

Die Hochzeit.

Von A. Kuprin  .

Zu

Kleines Feuilleton.

Der Mrzli Vrh.

Nach dem Essen legte er sich schlafen und hatte das Ge­fühl, als sei sein Bauch bis an den Hals mit schwerem, grobem Sand vollgefüllt. Er schlief bis zur Dämmerung.

Auch jetzt noch empfindet er ein leises Frösteln nach dem Schlafe und eine bleierne öde Schwere in allen Gliedern; aller Augenblicke muß er krampfhaft gähnen...

Aristotel der Io- o- fe, der weise Philosoph, der weise Philosoph, verkaufte seine Ho- o- sen...

Stein, der alle Augenblicke an den Spiegel herantrat, um die Pflästerchen in seinem Gesichte in Ordnung zu bringen, schimpfte wütend auf den Regimentskommandeur, der ihm neulich den Rat erteilte, entweder eine gründliche Kur zu unternehmen oder aus dem Regimente auszuscheiden. Stein fand das gemein vom Obersten und ungerecht. Das ganze Regiment leide an derselben Krankheit, und sei er denn schuld Der Fähnrich singt das alte Seminaristenlied und be­daran, daß sie sich bei ihm im Gesichte festgesetzt hätte und gleitet sich faul auf der Gitarre, die er sich für die Feiertage nicht in den Beinen oder im Gehirn, wie bei den anderen? von Bataillonsadjutanten ausgeliehen hatte, der nach der Niederträchtig war das! Im tertiären Stadium ist doch die Krankheit überhaupt nicht mehr ansteckend, das weiß doch jeder Esel! Und seinen Dienst erfüllte er nicht schlechter wie jeder andere im Regiment!

Er sprach, sich oft wiederholend, lange davon. Dann be­gann Slostin über sein Geschick zu flagen: über den Bettel­gehalt eines Fähnrichs, darüber, daß er für seine Mißhand­lung eines Soldaten, dem dabei das Trommelfell plagte, vors Gericht kommen soll, daß er schon das vierte Jahr im Fähnrichsrange belassen werde, und daß ihn der Kompagnie­führer, tapitän Butwilówitsch grundlos schifaniere.

Dabei tranken beide Schnaps und aßen dazu kleine ge­röstete Speckscheibchen.

daß dies die legten drei Löwen sind, die von einer reichhaltigen Menagerie übrig geblieben. Sie würde sie gern verkaufen; jeden Löwen   für 100 Frant! Denn unendlich ist das Glend, das der Krieg diesen Leuten gebracht hat...." Notizen.

-

Kasino... Billard... Karten... Bier in Mengen.

Es findet sich schon immer einer, der bezahlt Arta­kowsky erzählt Anekdoten und jüdische Wize Ech!..."

Irgenwo hingehen? Einen Besuch schneiden?" überlegt der Fähnrich und blickt träge und gähnend durch das ver­schneite Fenster. Es gibt aber kein wohin, das weiß er recht gut. Die ganze Gesellschaft des Ortes besteht außer den Offizieren nur noch aus dem katholischen Geistlichen, zwei Popen, dem Polizeikommissar und einigen Postbeamten. Doch mit feinem dieser Menschen verkehrt Slostin: die Beamten betrachtet er als Wesen, die tief unter ihm stehen, und beim Stommissar gab es im vorigen Jahre zu Ostern seinetwegen einen gewaltigen Skandal. Allerdings überredete ihn ein­Stadt abgereist war. Eine öde, träge Langeweile erfüllt des mal, vor etwa zwei Jahren, der Fähnrich Uchow, bei der Fähnrichs Seele. Nicht ein einziger Gedanke entsteht in Geistlichkeit und den Gutsbesißern in der Nachbarschaft Be­feinem Stopfe, er weiß auch nichts, womit er die leere Zeit fuche abzustatten, doch das nahm gleich ein übles Ende. Sie fanten in ein fremdes polnisches Haus, drangen direkt ausfüllen sollte, er kennt feinen Ort, wo er hingehen könnte, und er beklagt die ungenutzt vergehenden Feiertage, wonach in den Salon ein, wo sie sich ihrer verschneiten Mäntel zu ent­wieder der verhaßte Dienst beginnen wird, wünscht aber 311- ledigen begannen, daß sich bald große Pfützen um sie bildeten, gleich, daß diefe endlose feiertägliche Ocde schließlich ein Ende und gingen dann auf jeden der gerade im Salon anwesenden Gäste zu, stellten sich jedem einzelnen vor und schoben einem nähme. jeden schaufelförmig ihre naffen, blauen, falten Hände zu. Dann legten sie sich hin und schwiegen, und die Wirte und alle Gäste schwiegen auch und betrachteten sie mit Erstaunen und Neu­gierde. Schließlich räusperte sich Uchow, schielte nach dem Piano in der Ecke und erklärte:

Sloskin liest nichts. Alles, was in den Büchern steht, ist erlogen: im Leben kommt etwas Derartiges niemals vor. Besonders scheint ihm alles, was über die Liebe geschrieben wird, eine naive sentimentale Lüge, die nicht scharf genug berhöhnt sein kann. Er hat übrigens alles, was er einst zu Tesen versucht hatte, schon längst vergessen, kennt davon weder Titel noch Inhalt und weiß sich höchstens noch auf einige ein Gegen zwei Uhr kehrte der Fähnrich heim. Sein Bursche Militärgeschichten zu erinnern und vielleicht noch auf den brachte ihm aus der Kompagnieküche das Mittagessen: einen einen oder den anderen Witz aus einer Sammlung jüdischer Topf fetter Kohlsuppe, start mit Lorbeerblättern und Pfeffer und armenischer Anekdoten. In seiner freien Zeit liest er

2.

gewürzt, und eine Holzichale voll Gerstengrüße. Beim Tisch nur das Dienstreglement und blättert manchmal in den In

decken ließ der Bursche das Brot fallen und Sloskin schlug struktionen für Schießübungen. ihn dafür zweimal ins Gesicht. Der Bursche bemühte sich da­bei strammt zu stehen und seinen Peiniger unverwandt an­zuglogen. Seine Nase blutete.

,, Geh, wasch Dich ab, Schwein!" befahl ihm der Fähnrich.

Verkaufte seine Ho- o- sen für einen Liter Schnaps, für einen Liter Schnaps

Ich sollte mich nach dem Essen nicht hinlegen," denkt Zum Essen trank Sloskin sehr viel Schnaps und obwohl der Fähnrich gähnend. Es wäre gescheiter gewesen, erst er schon längst gesättigt war, fuhr er mit Anstrengung fort, einen Spaziergang zu machen, dann könnte man sich jetzt bin langsam und mechanisch weiter zu essen, um wenigstens auf legen und die Zeit wäre vergangen. Herrgott, wie sind die diese Weise die Zeit totzuschlagen. Nächte lang! Ja, in der Stadt, das ist was anderes, da gibt's

Wir kommen, wissen Sie, gern in ein Haus, wo also Instrument ist..."

Wieder schwiegen alle und schwiegen außerordentlich lange. Auf einmal sagte Sloskin ganz unvermittelt: Ich bin ein Psychopath..." und verstummte. Da näherte sich ihnen der Herr des Hauses, ein rassiger,

hochgewachsener Bole mit kühner Adlernase und einem bufchi­

gen Schnurrbart, und fragte mit übertriebener Liebens­würdigkeit, ob den Herren nach der Fahrt vielleicht ein kleiner Imbiß genehin wäre. Dann führte er sie nach einem Seiten­flügel und übergab sie der Obhut seines Verivalters.

Dieser ein stierartiger, träftiger Mann, bewirtete die beiden Fähnriche innerhalb einer halben Stunde bis zumt völligen Schwunde des Bewußtseins und brachte sie dann be­hutsam auf Gutspferden ins Städtchen zurück. ( Forts, folgt.)