Bt. 29<.— i9i5. Unterhaltungsblatt ües Vorwärts
Neue Erfolge öer Samtätshunöe. Immer wieder kommt die Kunde aus dem Felde von dem schönen Erfolg, den unsere deutschen SanitätShunde da haben, wo eben noch die Granaten krepierten und Freund und Feind im Geschotzhagel zu Boden sanken. Es liegt wieder eine große Anzahl neuer, offizieller Berichte vor, von deiren der folgende ein de- sondeves Interesse beansprucht, weil in ihm zum Ausdruck kommt, wie der Huno vermöge seiner um soviel schärferen Sinneswerk- zeuge weit besser als der Mensch imstande ist, den völlig leblosen und scheinbar Toten vom Lebenden zu unterscheiden. Es heißt da: „Im Morgengrauen des 4. August wurden gleichzeitig mit den Krankenträgern der Sanitätskompagnie sechs Sanitätshunde zur Verwundetensuche angesetzt. Beschaffenheit des Schlachtfeldes: wenig übersichtlich, teils Sumpf und Wald, teils hüglige Stoppel- felder, mit Getreidegarben bestanden. Die Hunde bewährten sich in diesem Gelände gut. Besonders aus den Korngarben stöberten sie mehrere Verwundete auf. Als Gegenstand brachten sie meist Helm, Mütze, auch Taschentuch der Verwundeten mit. Gegen Schluß der Suche brachte ein Hund seinem Führer den abgerissenen Filzbezug einer Feldflasche. Beim Zurückführen fand der Führer einen regungslos daliegenden Soldaten vor, dessen Oberkörper mit Mantel und Zeltbahn zugedeckt war. Offenbar hatten Kameraden den Mann für tot gehalten und ihn so zurück- gelassen. Auch der Hundeführer konnte zunächst keine Lebenszeichen an dem Soldaten wahrnehmen und entfernte sich wieder, wurde jedoch durch den Hund nochmals an die Stelle zurückgeführt und stellte jetzt nach längeren Bemühungen fest, daß es sich nicht um einen Toten, sondern um einen Verwundeten gehandelt hatte. Nach dem Gefecht der Division bei D... am 7. August er- hielten sechs Hundesührer den Auftrag, das von den Russen ae- räumte Gefechtsseld abzusuchen. Nach längerer Streife brachte ein Hund einen Fetzen einer russischen Jnfanteriejacke. Der Hund führte zu einem zerschossenen russischen Unterstand, aus dessen Schutt ein Stück Waffenrock und der Fuß eines Manne? heraus- ragte. Der Hundeführer hielt den Mann, der vollständig ein- geklemmt, regungslos dalag und auf Zurufe nicht reagierte, für tot und wollte sich anschicken, weiter zu gehen. Da der Hund den Platz jedoch � nicht verließ, vielmehr dort scharrte und bellte, räumte der Führer schließlich den Schutt und Trümmer beiseite und brachte einen zwar bewußtlosen, aber nicht toten Russen zutage. Das Wesentliche der beiden genannten Fälle so schließt der Bericht, besteht darin, daß die Sanitätshunde sich nicht nur bei der Suche nach Verwundeten bewähren, sondern auch da gute Dienste leisten, wo es zweifelhaft erscheint, ob jemand tot oder nur verwundet ist. _ Unter den verschiedenen Dressurarten herrscht jetzt das„Ver. weisen mit Gegenstand" vor. Das heißt, die Hunde werden so gearbeitet, daß sie, wenn ein Verwundeter von ihnen gefunden ist, irgendeinen dem Verwundeten gehörenden Gegenstand auf- nehmen, z. B. eine Koppel, ein Seitengewehr, einen Helmbezug oder dergleichen und diesen zum Zeichen, daß sie gefunden haben, ihrem Führer bringen, den sie dann, am Riemen meistens,' zum Verwundeten hinführen. Nun kommt es aber vor, daß beini Ver- wundeten alle Ausrüstungsizegxnstände. die leicht zu entfernen sind, fehlen. Da haben die Hunde aus sich den Ausweg gefunden. Sie reißen einen Grasbüschel auS der Erde oder sie knicken einen Zweig vom nächsten Busch ab und bringen den, und in dieser Weise ist die Dressur des Hundes im Apportieren jetzt erweitert worden. Nun ist natürlich in den feindlichen Heeven, besonders bei den kulturell_ja sehr rückständigen Russenkriegern, die Kenntnis unserer schönen SanitätShundarbeit nicht allgemein verbreitet. Der Bericht des Kommandeurs einer unserer Sanitätskompagnien sagt dar- über: „Alle Deutschen waren schon gesammelt; doch lagen überall auf dem Felde zerstreut noch verwundete Russen umher, meistens in hohen Lupinenfeldcrn verborgen. Die Hunde arbeiteten mit großer Sicherheit; nur wurde stets beobachtet, daß die Russen mit Mützen, mit Brotbeuteln, Feldflaschen und anderen Gegenständen nach den Hunden schlugen, ja sogar mit den Füßen nach ihnen traten. Das ging soweit, daß an diesem Tage drei unserer Hunde nicht mehr an die verwundeten Russen herangingen. Wir bargen an diesem Tage mit den Hunden 21 verwundete Russen...* Ohne jedes Pathos sagt der Bericht, was wir Deutschen ja längst alle wissen und als ganz selbstverständlich kaum er- wähnen zu müssen glauben, daß nämlich jeder verwundete Feind für uns aufhört, ein Feind zu sein! Daß jeder Verwundete von uns durch Krankenträger wie durch Hunde gesucht und zum Ver- bandplatz gebracht wird.
Die Schicksalsmaus. EineErzählungvonTierenundMenschen. 81] Von Harald Tandrup. „Das habe ich auch schon gehört," erwiederte Langzahn. „Wer wer wagt den Versuch? Ehe wir zu sprechen anfangen, haben uns die Menschen zertreten— ich kenn das Gesindel." Möns legte den Kopf auf die Seite und überlegte. „Christensen täte das gewiß nicht," sagte er.„Ich glaube. auf ihn kann man sich verlassen. „Ich will mich gewiß nicht besser machen als ich bin," begann Langzahn.„Ihr wißt, ich habe alles mögliche erlebt. habe sogar mit— na, das ist ja Nebensache mit wem— ge- kämpft; also feig bin ich jedenfalls nicht. Aber Andersen steht mir fern. Möns hat die erste Pflicht, zu reden." „Ich ließe mich sofort hängen, wenn ich Andersen damit retten könnte." sagte Möns,„doch das—". Er kratzte sich bedenklich hinterm Ohr. „Was soll denn getan werden?" fragte Madame Grau. „Nichts weiter, als daß eines von uns am Weihnachts - abend zn Christensen hinaufgeht und ihm erzählt, daß der Spielmann weiß, wer das Geld gestohlen hat," antwortete Möns. „Nein, nichts weiter," bemerkte Langzahn spitz.„Wirklich nicht." „Ich werde es tun!" pfiff die Madame begeistert. „Ein Weib kann alles, wenn es sich um eine gute Sache handelt." „Aber wenn dich nun der Mann mit einer Feuerzange totschlägt V" fragte Langzahn. „Wir dürfen es der Madame nicht verleiden", beeilte sich Möns zu sagen.„Christensen ist ein guter Mensch!" „Ich fürchte mich kein bißchen", erklärte sie.„Warum sollte ich auch? Ist es nicht ein gutes Werk, ein anderes Geschöpf zu retten, und wenn es auch nur ein Mensch ist? Meine Eltern haben recht gehabt, als sie sagten, ich sei eine Schicksalsmaus. Ich will der gute Geist des armen Andersen sein— und ich bin überzeugt, daß mir mein Wagestück gelingt. Gibt es nicht etwas hinter den blitzeuden Lichtern dort droben am Himmel— etwas Großes, das niemand kennt— das über denen, die gute Werke tun, wacht?" „Man sagt cs", gab Langzahn zu.
kleines Feuilleton. Der Zehler ües russischen Kalenders. Was im heiligen Rußland weder die Gelehrten noch die Staats- männer noch wirtschaftliche Erwägungen bis zum heutigen Tag haben zustande bringen können, das ist in den von den deutschen Truppen eroberten russischen Gebietsteilen plötzlich durch ein Macht- wort des deutschen Oberkommandierenden Ereignis geworden: General v. Beseler, der Generalgouverneur von Warschau , hat, wie schon gemeldet, in den besetzten russischen Ge- bieten den Gregorianischen Kalender eingeführt. Die Polen , Litauer und Russen, die jetzt unter deutscher Herrschaft stehen, müssen also, das ist der ohne weiteres in die Augen springende praktische Punkt der Reform, auf dreizehn Tage ihres Lebens verzichten; sie werden sozusagen über Nacht drei- zehn Tage älter und niemand bringt ihnen, wenigstens rechnungS - mäßig, diese„verlorenen" Tage wieder. Aber wie lästig im Augen- blick die Maßregel auch den davon betroffenen polnischen Geschäfts- leuten fallen mag, sie ist in Wirklichkeit eine Kulturleistung ersten Ranges, und bald wird man in den besetzten Gebieten diese Wohltat zu verstehen und zu würdigen wissen. Wenn bei uns, wie überhaupt sonst in der Kulturwelt, aber auch der kalendarische Unterschied zwischen ihr und Rußland allgemein bekannt war, so haben sich doch die wenigsten Rechenschaft über den Ursprung dieser kalendarischen Ungleichheit abgelegt. Die Ursache der Kalender- Verschiedenheit ist dabei ganz einfacher Art; es gehören durchaus nicht etwa besondere mathematische Kenntnisse dazu, um ihr nach- zugehen und um sie zu begreifen. Es handelt sich lediglich darum, daß der russische Kalender, der nichts anderes als der alte Julianische Kalender ist. der Länge des Jahres, das heißt, der Dauer einer Umdrehung der Erde um die Sonne, nicht ganz genau entspricht. Julius Cäsar halte mit sicherem Blick die Mängel des Kalenderwirrwarrs durchschaut, wie er durch andauerndes Aendern und Herumexperimentieren sich schließlich darstellte. Es war so weit gekommen, daß der Kalender im alten Rom sich gar nicht mehr mit den Jahreszeiten deckte. Deshalb halte sich Cäsar entschlossen, eine durchgreifende Umgestaltung des Kalenders vorzu- nehmen und vor feiner Einführung zunächst einmal alle Un- regclmätzigkeitcn auszugleichen. Durch den ägyptischen Astronomen Sosigenes ließ er die Umdrehungszeil der Erde um die Sonne(rich- tiger gesagt nach damaliger Auffassung: der Sonne um die Erde) aufs genaueste nach den damaligen Kenntnissen feststellen, um danach dann den nach ihm benannten Julianischen Kalender festzulegen. Er hat damit eine geniale Leistung vollbracht, deren Wert sich allem schon darin kundgibt, daß der Julianiiche Kalender mit all seinen Einzelheiten, der Zahl der Monate, ihrer Tage, mit dem alle vier Jabre einzuschiebenden Schaltlag noch heute so gut wie unver- ändert im Gebrauch ist und aller Wahrscheinlichkeit nach trotz allen aus eine Verbesserung hinzielenden Bestrebungen auch noch lange seine Geltung behalten wird. Nur eine einzige Un- stimmigkeit enthält der Julianische Kalender, die erst im Laufe der Jahrhunderte sichtbar in Erscheinung gcireten ist. Er rechnet näm- lich mit einer Dauer de« Jahres von 365 Tagen, 6 Stunden. Um nun diese sechs Stunden auszugleichen und damit den Kalender wieder mit dem scheinbaren Sonnenumlauf in Uebereinstimmung zu bringen, sah der Julianische Kalender alle vier Jahre im Februar die Einfügung eines Schalt- tageS vor. Damit wäre alles in schönster Ordnung gewesen, würde nicht das Jahr genau nur 365 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten, 56 Sekunden dauern. Infolgedessen wurde alle vier Jahre ein Zeitraum von 11 Minuten 4 Sekunden zuviel in den Kalender ein- geschoben oder mit jedem Schalltag ein Ueberschuß von 44 Minuten 16 Sekunden. Diese kurze Zeitspanne macht aber in 128 Jahren einen ganzen Tag aus, den der Kalender von der astronomischen Jahresordnung abwich, und nach etwa 1666 Jahren ging deshalb Papst Gregor XIII . daran, die mitterweile aufgelaufene Differenz von zehn Tagen durch eine Kalenderresorm zu beseitigen. Der so verbessert Gregorianische Kalender, der in Wirk- lichkeit von Aloysius Lilius stammt, beseitigte die Mängel des Julianischen Kalenders keineswegs völlig und auch nur ziemlich schematisch dadurch, daß die aufgelaufene Differenz durch dos Ueber- springen von zehn Tagen ausgeglichen und daß festgesetzt wurde, in den letzten Jahren der Jahrhunderle habe der Schalllag auszufallen. sofern die Jahreszahl nicht durch vier teilbar sei. Demenlspreckend war dos Jahr 1666 ein Schaltjahr, während in den Jahren 1760, 1866 und 1966 der Schalttag ausfiel. Erst das Jahr 2666 wird wieder ein Schaltjahr sein. Die Einführung des so verbesserten Kalenders er'olgte am 4. Oktober 1582, von welchem
„O, ich fühle es", fuhr die Madame begeistert fort.— I „Wenn ich einmal sterbe, gehe ich in die unbekannte Herrlich- s keit ein— vielleicht bekomme ich sogar Krallen und werde eine Katze. Das Gute findet immer seinen Lohn l" „Ich werde dir jedenfalls stets dankbar sein, wenn du Andersen rettest", sagte Möns. Madame Grau schwelgte in dem Gedanken an das Gute, das an sich schon Lohns genug ist und wollte nichts von einem Dank hören. „Pfeifen Sie lieber nicht zu laut, kleine Madame", mahnte Langzahn, der immer höchst vernünftig war.„Ich finde. Möns darf uns ruhig auf die eine oder die andere Weise belohnen, wenn er das selbst gern will. Ich sage ab- sichtlich uns. denn ohne mich hättet ihr nie erfahren, daß der Spielmann Blomberg begegnet ist und sehen kann— und darum bin ich für meinen Teil ganz und gar nicht zu stolz. eine kleine Erkenntlichkeit anzunehmen." „Liebe Freunde," erwiderte Möns,„ich habe nicht einmal so viel wie eine Käserinde." „So kannst du uns versprechen, daß du unS niemals etwas Böses zufügen willst, weder mir noch Madame Grau oder sonst jemand von ihrer Familie," sagte Langzahn.„Das ist immerhin etwas." „Das ist ein bißchen viel verlangt," entgegnete Möns bedächtig.„Mit Langzahn mag es ja noch angehen, aber wenn ich Madame Graus anmutige, zarte Stimme höre, läuft mir richtig das Wasser im Mund zusammen. Ich habe sie ja nie gesehen, aber mir ist's, als müsse sie ein schlankes, entzückendes Geschöpf sein— so recht zum An- beißen!" „Ach, wie du schmeichelst, dumme Katze du", sagte die Madame und pfiff ihren allerhöchsten Triller. Es lies ihr wohl kalt über den Rücken, wenn sie daran dachte, daß sie gefressen werden könne— aber schön gesagt war es doch I „Für diese Art von Schmeicheleien bedanke ich mich", be- merkte Langzahn trocken.„Wir haben jetzt das Wort der Katze, daß sie uns nichts Böses antut; und darum bin ich überzeugt. daß auch die Madame ihr Versprechen hält und zu Christensen hinaufgeht, wenn es Zeit ist." „Und ob", sagte sie,„ihr könnt ganz sicher sein! Ich bin zwar nur ein schwaches Weib, aber ich fürchte mich vor nichts." „Zierpuppe", murmelte Langzahn leise. „Was hast du gesagt?" fragte sie. .Ich bewundere dich." antwortete er heuchlerisch. 1
Datum man sofort auf den 15. Oktober 1582 sprang. Nach und nach nahmen alle Kulturländer den Gregorianischen Kalender an; zuletzt wurde er in England(1752) und in Schweden (1753) eingeführt. Nur die Russen und mit ihnen die Bekenner der nichtuniierten griechischen Kirche sind bis zum heutigen Tage bei dem Julianischen Kalender (dem sog. alten Stil) geblieben und infolgedessen hinter den übrigen Europäern seit dem Jahre 1766 um 11, seil 1866 um 12, seit 1966 um 13 Tage zurück.
Die Naturwissenschaften im Zelöe. Die Zeitschrift„Natur" veröffentlicht ein interessantes und Be- achmng verdienendes Schreiben eines ihrer Freunde aus dem Felde. Darin heißt eS:„Ich habe Ermittelungen nach naturwissenschafilichen Büchern bei mehreren Regimentsabteilungen angestellt, keines dieser interessanten Bücher war aber auszutreiben. Bei anderen Truppen- teilen wird eS wohl ebenso sein. Man scheint daheim zu glauben, daß man hier nur Romane, Kriegs- oder andere Geschichten liest. Das ist ein Irrtum. Bücher belehrenden Inhalts find uns sehr viel willkommener. Darunter in erster Linie solche, die uns etwas aus der Natur erzählen. Diese Tatsache bestätigt meine Kompagnie. An der Hand Ihrer„Natur" und der Bändchen haben wir nun, so- weit es uns die Franzosen gestatten, naturwissenschaftliche Unter- haltiingsstunden eingeführt, die wir bei dem gegenwärtigen Stellungskrieg ziemlich regelmäßig einhalten. Wenn Sie Gelegen- heit haben, in Ihrer Zeitschrift darauf hinzuweisen, daß nawr- wissenschaftliche Bücher von uns„Feldgrauen" sehr gesucht sind, wäre ich Ihnen dankbar."_
wie man auf üen Zeppelinen lebt. Wie man auf den Zeppelinen lebt, veranschaulichen in einer vielleicht manchen überraschenden Weise Mitteilungen aus einer Unterredung, die kürzlich der amerikanische Journalist Karl von Wiegand mit dem erfolgreichen deutschen KriegSlustschiffer Kapi- tänleutnant M. hatte. Die Unterhaltung knüpfte an eine kurz vorher erfolgte Angriffsfahrt des betreffenden Luftfahrzeuge» nach England an.„ES ist intensiv kalt auf dieser Höhe von 3— 5666 Fuß— bemerkte der Offizier— wenn man mit solcher Schnellig- keit fährt, wie wir fahren. Dabei kann man sich kaum Bewegung machen.... Bevor wir uns einschifften, hatten wir ein« gute Mablzeit zu uns genommen, und außerdem nahmen wir von Zeit zu Zeit einen Schluck heißen Kaffee oder Tee auS unseren Thermosflaschen."„Nichts Stärkeres?" fragte ich dazwischen.„Nein, durchaus nichts Stärkeres." antwortete der junge Kommandant. Wir alle enthalten uns vollständig aller geistigen Getränke auf oen Zeppelinschiffen, denn wir brauchen klare Köpfe und kühle Nerven. und das sind Dinge, die der Alkohol nicht begünstigt. Auf einem Zeppelin geht eS zu wie in einer Sonntagsschule; es wird weder getrunken noch geraucht."_ Rotize». — Vorträge. Die Abteilung Gefangenenfürsorge de? Roten Kreuzes veranstaltet Freitag abend 8 Uhr im Sitzungssaal des Ab- geordnetenbauses einen öffentlichen Vortrag mit Lichlbildern nach Originalaufnahmen. Pros. Dr. A. Backhaus spricht über das Thema „Die Kriegsgefangenen in Deutschland".— In der Urania wird am Sonnabend, den 18., ein Lichtbildervortrag „Im Kampfe um Konstantinopel" geballen. Rillmeister Graf Arnim, der während des Krieges in der Türkei weilte, schildert seine Eindrücke in Konftanlinopel, während der ForschungSreffcnde Rudolf Zabel von den Dardanellenkämpfen berichtet, denen er drei Mnnale lang als Augenzeuge beigewohnt hat. — Protest gegendasVerbotdes„Weibsteufels", das m verschiedenen Städten erfolgt ist, wurde vom Bremer Goethebuird beim Generalkommando in Altona erhoben. — W i n t e r w ä r ,n e. Im Verlauf des Regenwetters, da» der Kälteperiode der vorigen Berichtswoche gefolgt ist, hat sich zugleich mit stürmischeii Winden während der letzten acht Tage wieder ein- mal jene ungewöhnliche Dezemberwärme eingestellt, die alle paar Jahre einmal aullriit, sonst aber gewöhnlich erst in den Togen der Wintersonnenwende kommt. Daß diese starke Erwärmung diesmal schon in der ersten Dezcinberwoche aufgetreten ist, läßt vielleicht Schlüsse auf frühere Wiederkehr strenger Kälte zu; in den ver- gangenen Jahren kam es nach einer derartigen Erwärmung meist acht bis vierzehn Tage später zur Ausbildung winterlicher Witterung mit scharfem Frost. Sollte, wofür im Augenblick freilich Anzeichen noch nicht vorliegen, eine entsprechende Frist auch diesmal zwischen den beiden verschiedenartigen Willerungsperioden liegen, so würde es wobl schon vor den Weibnachlslaaen zu strenger Kälte kommen.
Gegen Mittag kanien die Hausbewohner, die Madame i Larscn das letzte Geleit gegeben hatten, vom Kirchhof heim. An der Treppe des Hinterhauses verabschiedeten sie sich unter gegenseitigen Danksagungen voneinander. Blomberg drückte Maren freundlich die Hand und klopfte Lars Larsen ermunternd auf die Schulter. „So ein letztes Lebewohl ist immer schwer," sagte er. „Aber einmal mußte die alte Frau doch in die Erde, und vielleicht war es jetzt gerade die richtige Zeit. Wir müssen es eben nehmen, wie es kommt, Herr Larsen!" „Das ist sicher." erwiderte Lars Larsen.„Bei dem gegen- wärtigen Witterungsumschlag hätte es recht schlimm werden können, wenn sie einige Tage später gestorben wäre." „Wie meinen Sie das, Herr Larsen?" Blomberg sah sichtlich erstaunt aus. „Wegen des Frostes; man hätte sie ja nicht begraben können." „Ja. freilich, Herr Larsen! So geht alleS— ganz nach einer höheren Fügung." Wieder drückten sie sich die Hände, und dann gab Lars Larsen seinem Herzen einen Stoß und lud Blomberg zum Essen ein. Es gäbe gewärmte Erbsen mit Speck, sagte er, das Esten werde gleich auf dem Tisch stehen. „Sie sind sehr freundlich," erwiderte der Schneider, „aber wenn Sie cs mir nicht übelnehmen, möchte ich lieber daheim essen— besten Dank für Ihre Liebenswürdigkeit." „Wir hatten eigentlich gedacht, Sie würden mit Andersen bei uns essen", fügte Maren hinzu, die schon die ganze Zeit auf eine Gelegenheit gewartet hatte, um Andersen zu er- wähnen. Ihre Gedanken waren während der ganzen Feier- lichkeit bei ihm gewesen. „Ach, Jungfer! Auf Andersen können Sic nicht rechnen", sagte Bloniberg bedauernd.„Ich habe es vorhin nicht sagen können, es einfach nicht übers Herz gebracht, zu sagen, was mit ihm geschehen ist; aber jetzt muß es wohl sein!" „Ist ihm etwas zugestoßen?" fragte Lars Larsen. „Man kann es wohl so nennen. Herr Larsen," antwortete Blomberg mit einem wehmütigen Nicken. Maren wurde erregt; sie packte Blomberg am Rock- ärmel. „Marum sagen Sie so etwas nicht gleich wo ist er? Was ist denn geschehen— wie ist er zu Schaden ge- kommen?" (Forts, folgt.)