Nr. 24.- 1916.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts Sonnabend, 29. Januar.

Ein litauisches Idyll.

Rußland, im Januar 1916.

Ein Gruppenführer und sechs Mann, Krankenpfleger vom Roten Kreuz, erhielten wir den Befehl, bei B., einem litauischen Dorfe, eine Krankenſammelstelle einzurichten. Das unseren Zweden bestimmte, auf einer Blöße im Walde belegene Gebäude bildete bei unserer Ankunft nur noch einen rauchenden Trümmer­haufen. Was war zu tun? Wieber umkehren? Unsinn, das ging nicht, also dem Dorfe zu. Nach einigem Suchen hatten wir bald eingangs des Dorfes einige Gebäude ausfindig gemacht, die unseren Aufgaben zu entsprechen schienen. In der Wohnung eines litaui­schen Bauers schlugen wir unser Hauptquartier" auf. Kaum an­gelangt, gab es tüchtig Arbeit, denn eine eben das Dorf passierende Kolonne brachte einige zwanzig Verwundete und Krante mit, eine folgende Kolonne eine noch größere 3ahl. Erst die späteren Tage gewährten einige Muße zu Beobachtungen und Betrachtungen. Wie alle Häuser des mittelgroßen Dorfes, war auch unser Hauptquartier ausschließlich von Holz erbaut. Starke roh zu­geschnittene Stämme, in der Längsrichtung aufeinandergeschichtet, bildeten die Hauswände, an den Eden sind diese übereinander gelegt, so daß fie dort über die Hausfronten hinwegragen. Rißen sind bon innen und außen mit Behmerde verschmiert. Das Fundament des Hauses bilden lose, auf den Boden gelegte große Steine. Das über dem Erdgeschoß befindliche Dach ist mit Stroh gedeckt. Das Haus steht mit dem Giebel nach der Straße. An dieser Giebelseite befindet sich das Wohnzimmer. Kleine Fensterchen an drei Seiten dieses Wohnzimmers gestatten eine Beobachtung der Vorgänge auf der Straße nach allen Richtungen hin.

Den Eingang des Hauses bildet eine Tür, die so niedrig ist, daß sich ein mittelgroßer Mann Beulen in den Schädel schlägt, menn er sich beim Eintretn nicht büdt. Die Schwelle besteht aus einem zirta 20 Zentimeter starten Balken, über den man hinweg­steigen muß. Dann gelangt man zuerst in einen zirka 3,20 Meter breiten und zirka 5,20 Meter tiefen Vorraum, der durch zwei an den Fronten liegende kleine fensterartige Oeffnungen schwach er­Leuchtet ist. In einigen Fällen dient dieser Vorraum, anscheinend nur in der fälteren Jahreszeit auch als Kuh- oder Schweinestall. " Unser" Bauer hatte weder eine Suh noch ein Schwein. Sein ein­ziger Viehbestand bildete ein ruppiger Köter. In diesem Vorraum führt eine Leiter auf den Boden.

des Säuglings. Der Korb ist so augfehängt, daß die im Bett lie­gende Mutter die Wiege in schwingende Bewegung sehen kann, ohne sich von ihrem Lager zu erheben. Oft, nur zu oft störte uns ein fleiner, ungefähr ein Jahr alter Schreihals aus dem unruhigen Schlaf im überheizten Raum. Je nach der Klanghöhe seines Tones wird dann der Stoß geringer oder kräftiger, mit dem die Mutter die Wiege in Bewegung setzte.

nach dem Winde zu drehen. Er erfuhr von der Absicht der Mächte, ein selbständiges albanisches Reich zu begründen, und so erklärte er furz entschloffen die albanische Selbständigkeit und pflanzte feine eigene Fahne auf die Dächer von Sfutari. Dies führte den schärfsten Gegenfag zwischen Effad und Hassan Riza Paicha herbei. Der Schluß war, daß Essad den Gouverneur, zu dem er als Bundess genosse gezogen war, zu einem Versöhnungseffen einlud, an dessen Ende Hassan Riza Paicha durch zwei woh'gezielte Kugeln unbekannten Ursprungs niedergestreckt wurde.

Im Raume selbst ist noch eine Handsäge zu erwähnen, die auf einem Dedenbalfen liegt. An Mobilar war das alles. Ginige verräucherte Heiligenbilder, an der Wand über dem Tisch an- So wurde Esad aus dem Hause Toptani zum wehrhaften Herrn gebracht, und einige vergilbte Photographien von Verwandten, die des Tarrabosch. Drei Monate hielt er dem Bombardement der fich in Amerika befinden, bilden den einzigen Zimmerschmuck. Montenegriner, und Serben stand. Doch als ein internationales Morgens kurz nach 4 Uhr pflegt sich die Bauernmutter_bon Flottengeschwader Montenegro bedrohte, als die Serben und Montene ihrem Lager zu erheben, um gemeinschaftlich mit den älteren Töch- griner den Rückzug ergriffen und die Festung gerettet schien, über­tern das aus Kartoffeln und Rüben bestehende breiartige Morgen- raichte Efiad die Welt durch einen neuen Streich, indem er gerade mahl zu bereiten. Während dieser Zeit sitt der Hausherr hinter in diesem Augenblick seine Stellung preisgab und in den unergründ dem Ofen, eine, aus von uns erhaltenen zerbrochenen Zigarren, lichen albanischen Bergen verschwand. Er tat dies, um der Eins selbstgefertigte Zigarette schmauchend. Ein brennender Nienspan fegung des Prinzen von Wied als Herrscher Albaniens erfolg gab dem ganzen Bilde das uns unvergeßliche Gepräge. reich entgegenarbeiten zu können. Doch der Verräter wurde Abends bald nach Einbruch der Dunkelheit verschwindet immer felbit berraten und ein Mitglied der Bauernfamilie nach dem andern. Am ersten Tage Stammesherren, zwar von den anderen albanischen wußten wir nicht wohin; aber dann entdeckten wir zu unserer aller lich wieder, und so erschien der gelenlige Essad plöts Ueberraschung, daß sie einzeln hinter dem Ofen wieder hervor- Albanien zu bringen. Er wurde Kriegsminister und verübte dann den Prinzen selbst in den Besitz von trochen, wo sie ihr Nachtlager aufgeschlagen hatten. seinen vorletzten Streich. indem er gleich darauf vermöge feiner Stellung gegen den neuen Herrscher Front machte. So war Eſſad Baicha zuerst Räuber, dann Führer der Gendarmerie, Diener der Türkei , hierauf abwechselnd Gegner der Türkei und Gegner der und schließlich, im Weltkriege, verlockt durch den trügerischen Glanz Christen, dann grimmer Feind der Serben und Montenegriner der Entente, wird er zum letzten Hort derselben Montenegriner und Serben, gegen die er Skutari mit äußerster Wut verteidigt hatte. Kleines Feuilleton.

Vor dem Schlafengehen entledigt sich der Bauer nur seines Pelzes, um sich mit ihm zu bedecken. Auch die übrigen Mitglieder der Bauernfamilie entledigten sich nur eines oberen Kleidungs­stüdes. Während der ganzen Zeit unserer Anwesenheit geschah dies so; ob sich der litauische Bauer überhaupt nicht vollständig zu irgend einer Beit seiner Kleider entledigt, fonnten wir nicht erfahren. Nach der großen Zahl seiner Plagegeister zu rechnen, ist dies fast anzunehmen. Einem ungefähr 14jährigen Sohn, der sich von allen am meisten schuppte, versuchten wir durch Geberdensprache klar zu machen, daß er die unangenehmen Dinger fangen und töten müsse. Zunächst geschah dies anscheinend erfolglos; um so größer war eines Mittags unsere Ueberraschung, als wir den Bauernjungen an unserem" Eßtisch gewahrten, wie er mit dem Daumennagel auf der Tischplatte Läuſe totknetete. Ein rechtes Idyll!

Der letzte Balkanabenteurer.

um

Vom Panamakanal.

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Der Kongreß der Vereinigten Staaten hat bisher für den Banamafanal 394 399 149 Dollar bewilligt; davon sind für den Kanalbau berausgabt 365 999 116 Dollar. Ueber die Gesundheits­verhältnisse in der Kanalzone wird berichtet, daß die gefürchteste Krankheit, die Malaria , im Rüdgang begriffen ist. Die Aufnahme von Malariakranken in die Hospitäler ist gegenüber dem Jahre 1914 um 20 Prozent und die der Todesfälle um 32 Prozent zurüd­ist für den gleichen Zeitraum um 76 Prozent, von Dysenterie­gegangen. Die Aufnahme von Typhuskranken in die Lazarette tranten um 50 Prozent geringer geworden. Die gesamte Sterbe rate ging in der Kanalzone gegenüber dem Jahre 1914 von 14,40 38 Prozent zugenommen. Es sind bis jetzt 15 Schulhäuser errichtet auf 11,77 Prozent zurück. Die Bevölkerung der Kanalzone hat um worden und werden von 1146 weißen und 1430 farbigen Kindern besucht. Im Berichtsjahre 1914/15 wurden 5157 Personen ver­Brände fanden in der Kanalzone 129 statt, worunter als größter haftet, wovon 4107 Personen gerichtlich überführt worden sind. der am 30. April 1915 in Colon ausgebrochene Brand, der ein Drittel der Stadt in Asche legte und einen Schaden von 1000 000 Dollar verursachte.

Als König Peter sein Land von den verbündeten Truppen der In der Mitte der linken Wand des Vorraumes liegt eine Tür, Bentralmächte erobert sah, floh er über die einsamen Berge des ver­genau so niedrig wie die Eingangstür, die in einen zirka 5 Meter lorenen Reiches nach Albanien , wohin ihn die letzten Trümmer seines breiten und zirka 5,20 Meter tiefen niedrigen Raum führt. Nachdem Heeres begleiteten. Als König Nikita vor der Armee des österreichi­man sich an das nur durch ein kleines Fensterchen zuströmende schen Generals Koeveß die Waffen strecken mußte, schlug auch er den schwache Licht gewöhnt hat, gewahrt man, daß man sich in dem Flüchtlingspfad über die albanischen Berge ein. Vorrats- und Arbeitsraum des Bauern befindet. Neben allerhand Sfutari legte auch den Weg zu dieser äußersten Etappe des Balkan Der Fall von Gerümpel lagern dort Kartoffeln und Rüben. In einer Ecke be­findet sich ein tischartiges Gestell, auf diesem liegen zwei Mahl- friegsschauplates frei. Wie die jüngsten Meldungen besagen, find steine, mit denen der Bauer sein Korn mit der Hand mahlt. In Durazzo und San Giovaani di Medua schwer bedroht, und diesem Raum sieht man auch den Keller" des Hauses. Es ist dies befindet sich mit seinen Truppen in verzweifelter Lage. Der Eisad Pascha, der letzte Abenteurer der Balkanpolitik, ein zirka zweimal zwei Meter großes, in den Boden gegrabenes Abenteurer, der seit Jahren die Unruhe auf dem Balkan Loch, in das ein Leiter hinabführt. Gine Tür vom Vorraum auf der rechten Seite führt in den unterhielt und ganz Europa beschäftigte, weiß auch diesmal die Auf Wohnraum der achtköpfigen Bauernfamilie. Die Wände bilden das merksamkeit der Welt auf sich zu richten; allerdings, wie es scheint, rohe Holz, in die Fugen der Balten ist Lehr geschmiert. Der Fuß- zum allerletzten Male. Stets war der Balkan reich an Abenteurern; Das wirtschaftliche Ergebnis für das Berichtsjahr drückt sich in boden besteht aus Lehm, die Decke des zirka 2,30 Meter hohen der romantischste, geschmeidigste Abenteurer aber war Essad Pascha , folgenden Zahlen aus: Die gesamten Betriebs- und Unterhaltungs­Raumes besteht aus Holz. In der rechten, der Straße zugekehrten der Albanier. Er war ursprünglich weder Räuberhauptmann noch fosten betrugen 4 112 550 Dollar, die Einnahmen aus Kanalgebühren Ede steht ein mittelgroßer Tisch, An zwei Wänden entlang sind eingesetzter Diener eines staatlichen Gebildes, er war das Ober- 4 343 383 Dollar. In verschiedenen Fällen mußten aber infolge Holzbänke angebracht. Vor dem Tisch steht noch eine Holzbant. Saupt eines der vielen Stämme, in die das Albaniervolt sich von Regierungsentscheidungen Gebühren zurückgezahlt werden. Stühle hat der Bauer nicht. Lints neben der Tür beginnt der gliedert, Oberhaupt der Familie Toptani, deren Geschlecht in Diese betrugen das stattliche Sümmchen von 400 000 Dollar. Da piefige Ofen und Kochherd, der faßt ein Fünftel des zirka 5,50 der Gegend Durazzo lebte, herrschte und raubte. nach würden also die Betriebskosten für den Kanal die Einnahmen breiten und zirka 5,20 Meter tiefen Raumes einnimmt. Das Bau- Essad aber, ebenso ehrgeizig wie verwegen und verräterisch, übersteigen. material des eine starke Hike spendenden Ungetüms besteht strebte nach Höherem, nach dem Glanz und der Macht eines Allein­in der Hauptsache aus Holz, Steinen und Lehm. Der mit dem Ofen herrschers. zusammengebaute niedrige Kochherd hat eine eiserne Heodplatte mit zwei mit Ringen versehenen Kochlöchern. Doch benutzt die Bauernfrau zum Kochen mit Vorliebe das große kaminartige Feuer­loch des Ofens. Anscheinend, um hierbei das Feuerungsmaterial zu gleicher Beit als Heizmaterial auszunußen. Als Feuerungs­material dient ausschließlich Holz. Einige Brettchen, die rechts neben der Tür an der Wand angebracht sind, beherbergen das geringe Küchengerät, soweit es im Ofenloch oder davor nicht Platz hat. In der linken, nach der Straßenseite gelegenen Ede in der Nähe des Ofens steht eine einzige Bettstelle, die diesen Namen fast nicht verdient. Sie ist aus Holz gefertigt, einige davin liegende Lumpen bilden die Unterlage und die Zubede. An einem Dedenbalten an Striden hängt ein obaler, rund­licher, aus Weidenruten geflochtener Korb. Dies ist die Wiege

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Der Sang der Sakije.

Ein Roman aus dem modernen Aegypten. Von Willi Seidel.

bon

Notizen.

Aus der Verborgenheit der Berge um Durazzo begann er seine Weber Aegypten und den Suezkanal, das Umtriebe, die ihn zuerst mit der Türkei in Verbindung brachten. jüngste Kampfgebiet des Weltkrieges, sprach in der Urania der Direktor Er bediente sich seines Bruders Ghani, der in türkische Dienste trat, des Instituts. Herr Franz Görte, in fesselnder Weise. Vorzüg war felbft eine Zeitlang Führer der türkischen Gendarmerie und liche farbenprächtige Lichtbilder zeigten das buntbewegte Leben und tehrte erst in seine Heimat zurück, als dieses Spiel infolge der Un- Treiben des Völkergemischs in Kairo und die großen landschaftlichen vorsichtigkeit seines Bruders verloren war. Der Ausbruch des Balkan - Schönheiten einer Nilfahrt stromaufwärts, die majestätischen Pyra­frieges im Jahre 1912 bot Essad willkommene Gelegenheit für neue miden und Sphingen, die Totenstadt Theben, die Trümmer­Unternehmungen. Ohne von irgendwelcher Charakterfestigkeit beschwert haufen von Lugor und Karnat, die malerischen Reste ältester zu sein, kämpfte er gegen die Serben für die Türkei , die er noch vor Kultur und Kunst und vieles Interessante mehr. Die große poli furzem aufs äußerste befehdet hatte. Er mobilisierte seinen Stamm und tische Bedeutung des Suezkanals als Eingangspforte für den Orient, warf sich mit seinen Leuten in das bedrohte Stutari. Der dortige und seine Gefährdung durch die Engländer wurde im zweiten Teil des Gouverneur, Haffan Niza Pafcha, empfing zuerst diese willkommene Vortrages behandelt. In guten Bildern von diefer neuesten Stampfes Unterstützung mit großer Freude. Doch als die türkische Niederlage front fab man in anschaulichster Weise die Mobilisierung des türkischen offenfundig ward, hielt Essad die Zeit für gekommen, sein Fähnlein Heeres und die großen Schwierigkeiten dieses Wüstenfeldzuges.

ihren Abgrenzungen scharf erkennbar; aber Licht und Schatten die er zu handhaben verstand, so daß dort, wo er sie hin­sind seltsam tot berquickt. In dieser furzen Zeitspanne tauchte hauchte, kein Gras mehr wuchs. Doch, o Wunder! Er eines Abends ein Weli auf. Es hieß, er sei die Straße El- fam näher: seine Augen wurden sanft. Der Wolf ward Mahatta heraufgekommen und habe sich, südlich des Städt zum wedelnden Hunde; er ließ die Peitsche verschwinden chens, in einen trockenen Graben gesetzt. und stellte sich gleich den anderen stumm in den Hinter­Das Gerücht ging schnell genug von Mund zu Mund, grund.

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Die Honoratioren waren die ernsten, die, mit beifällig und als man den Weli fand, war es Nacht. Die Gestirne Er hatte erfahren, daß der heilige Mann Ruhe wünsche. wiegenden Köpfen, wieder zu schwagen begannen. Einer von schienen hell genug, um eine Betrachtung zu ermöglichen, die In Wahrheit hatte der Weli überhaupt keinen Wunsch ge­ihnen, ein behäbiger Krämer, führte das kugelförmige der Neugier Genüge tat. Er trug einen riesenhaften Turban von äußert, sondern lediglich mit Ausdauer geschwiegen. Jetzt Bernsteinmundstück seiner Wasserpfeise, deren gewichtiger der Größe eines Rabennestes; darunter tat sich ein verschlossenes, endlich rührte er das Haupt wieder; der Turban sant lang­Apparat von Glas und Messing sich unterhalb seiner Füße scharffantiges Gesicht hervor, mit einer vorspringenden Hafen- sam in den Nacken. Er sah sich um. Seine betrübten Augen breitmachte, ohne viel Andacht wieder an seine breiten Lippen nase und zurückgesunkenen, in rätselhafter Trübsal starrenden schienen niemanden zu bemerken... dann tat er einen und sog beharrlich schmaßend daran, denn das Kohleftückchen Augen. Ja, das war offenbar, der Weli saß in dem Sumpf gemächlichen Kniefall, ohne sich zu übereilen, und legte unten auf dem Tabatnapf war halb erloschen. Daud starrte und in den Schlacken eines Leides, einer Bekümmernis, die die Hände an die Dhren, als ob er auf irgendeine ge­den Schlauch an, der sich hübsch gemustert wie eine Schlange hehren Ursprungs war und aus ihr hob sich sein Märtyrer- flüsterte Eingebung lausche. In diesem Augenblick kam in die Höhe ringelte... doch er wußte nicht, was er sah, antlig wie nach Licht dürftend. Seine Hände hingen, über Daud mit seinen Freunden und wand sich, reich mit Fuß­wußte überhaupt vorerst gar nichts mehr von seiner Umgebung, die spizen Knie gelegt, mit den Tellern nach unten, und die tritten bedacht, in die Nähe des Grabens, so daß er ein und sein Kopf war tief benommen. Der Gesang begann von erschlafften, langen Finger waren der Erde zu guter Ohrenzeuge des Vorganges war. Und der einsame neuem mit gleichmütigem Geplärr, intoniert von dem alten Weib gewandt, der Urmutter und zugleich dem Grab alles Ver- Weli ward zur Quelle tiefer Erbauung. Ein Gesang mit dem Stinnschleier. Daud verweilte noch wie im halben gänglichen. Bisweilen huftete er kurz und bedeutungsvoll; drang dem großen Turban hervor: unablässig Schlummer; ehe jedoch eine zweite Tänzerin erschien, stahl und so ost der Husten seinen Hals erschütterte, schwankte das strömende Säße, die am Schlusse langgezogen dahin­er sich hinaus, denn ein unerträglicher Druck, der scheinbar Rabennest, und er sant gleichsam um einen Leidensgrad tiefer hallten, wie als verquickten sie sich mit dem Ansatz eines im Magen saß und sein kleines Herz angstvoll und allzu emsig unter seiner wollenen Last. Er war unleugbar erhaben und Echos in unsichtbarem Gewölbe... und schier noch unter schlagen ließ, bedrängte ihn. Es mochte wohl die dicke Luft bemerkenswürdig. Die Leute drängten sich herzu. Man sah dem Fittich des einen Sazes rührte sich der zweite so tief sein, die ihm Uebelkeit verursachte, ihm, dem der reine Atem strenge Männer, fassungslose Weiber, Arbeiter, Laufjungen und voll tönte der Ausklang in den Ohren. Daud hörte der Felder Bedürfnis war. und Eseltreiber; furz, es war eine breite Volfsangelegenheit einen ganz alten Mann neben sich sprechen: Es ist die Sinter einer Toreinfahrt auf einer Pferdedecke schlief er und Aufhebens wert. Sure der sich Reihenden'." Daud war hingerissen. Er fühlte ein. Es mochte Mitternacht sein, vom schwarzen Himmel Der Weli trug einen schmußigen, recht geräumigen Kaftan, sich von den Bildern, die sich aus dem Gesang formten, über­taute Sternenfrieden: da sah er vor sich eine schimmernde den er hübsch um sich zu drapieren verstand. Er fümmerte schwenglich erschüttert. Er vernahm von der großen Wirrnis. Aus einem Hintergrunde von Rot und Gold fich feineswegs um die Sensation, die er verursachte. Ein Scheidung am Tag des Gedränges" und von der kreischen­wuchs ein nadtes Weib hervor. Sie ließ verzückte Blicke Brennpunkt des Interesses, gebärdete er sich höfisch und voll den Angst der Verworfenen auf der messerscharfen Brücke. über ihn spielen wie ehemals seine Traumgeister bei der Safije abwehrender Mimik; er heimste mit feinem Seitenblick die Und dann umwehte ihn das Jdyll der Seligen wie im Weizenfeld; doch waren diese Blicke seltsam entlegen und Andacht der Mienen ein und lieh dem Geflüster um sich nicht Ambraduft: rückten weit hinweg, wenn Daud ihnen begegnen wollte. das geringste Ohr. Es schien ihm sogar lästig zu sein, daß Das Weib wand sich einsam; ihr Leib spielte, schmiegsam ver- die Fama seiner Heiligkeit so schnell auf die Spur gekommen renkt, bald gewölbt, bald hohl vertieft, ein unerflärliches Spiel war. Jedenfalls stellte er die freudige Frömmigkeit auf eine bor einer schwer erglühenden Ferne. Sie spielte mit einem rechte Geduldsprobe. Gedanken, der noch in Keimhüllen steckte, einem unreifen, brennenden Gedanken; und fachte unersättlich und unablässig erste zögernde Pulse an...

Man harrte aus.

In Kafiuniform, mit engen Hosen, einen martialisch großen Fez auf dem Wollhaar, erschien ein Polizist. Er schwang eine Peitsche aus Nilpferdhaut, die ihrer ganzen Die Abenddämmerung ist flüchtig. Sie ist ein heißer, Länge nach um den Ctiel zurückgewickelt war und so ein qualvoll mit bitterster Straft geführter Zwiekampf zwischen gewichtiges Zuchtmittel darstellte. Er schwang sie, daß die legtem Sonnenprunt und der tückischen Hydra der Lichtlosig- Luft zischte, und freute sich darauf, den Auflauf auseinander­teit, die schaurig schnell siegt. Die Welt ist noch hell, in zujagen. Er formte schon im Geiste bewährte Schimpfworte, I

,, Aber die Diener Allahs

Sorgenfrei. werden fie leben,

Früchte werden sie speisen

In den Gärten der Wonne,

9207D

Auf Bolſtern einander gegenüber. 190 19nih Kreisen soll unter ihnen ein Becher aus einem Born, Weiß, süß den Trinkenden,

Kein Taumel soll in ihm sein,

Und nicht sollen sie sich berauschen, Und bei ihnen sollen sein züchtig blickende Großäugige, gleich dem versteckten Ei..."

( Forts. folgt.)